28. Januar 2018
Ich muss es zugeben, große Teile dieses Berichts habe ich nach Mainz geschrieben, war dann aber unsicher, ob ich mit der Forderung, dass nach gerade einmal zwei Rückrundenspielen, von denen eines auch noch gewonnen wurde, Köpfe rollen müssen, nicht unnötig zur allgemeinen Unruhe beitragen und zusätzliches Öl ins Feuer gießen würde. Also, wollte ich das Schalke-Spiel noch abwarten, nachdem die Woche über ja viel geredet und Besserung gelobt wurde.
Was das Labern gebracht hat und dass das Spiel gegen Schalke eine nahtlose Fortsetzung des Mainz-Desasters wurde, wissen wir mittlerweile. Meine Forderung nach dem Rollen von Köpfen zielte darauf ab, dass Reschke und Wolf zusammen nicht funktionieren und demzufolge einer von beiden gehen muss, am liebsten der Herr Sportdirektor.
Hannes Wolf hat sicher in letzter Zeit Fehler gemacht und wirkte zunehmend ratlos. Er war jedoch die Geisel der Entwicklung der letzten Monate und Opfer dessen, dass man ihm einen Sportdirektor vorgesetzt hat, mit dem die Chemie nicht stimmte.
War es mit Schindelmeiser eine fruchtbare Zusammenarbeit und war es Schindelmeiser stets bewusst, dass er einen im Profi-Geschäft noch unerfahrenen Trainer auf den Wasen geholt hat, wusste Schindelmeiser Wolf zu stützen, zu unterstützen und ihm Hilfestellung zu geben, wann immer er den Eindruck hatte, Wolf benötige Halt.
Reschke hingegen offenbarte sich als Elefant im Porzellanladen und konterkarierte Wolfs Vorstellungen vom Fußball bis hin, was letzte Woche offenkundig wurde, dass er dem scheinbar Unerfahrenen in Taktik und Aufstellung hinein zu reden versuchte.
Dass ein solches Verhalten das Selbstbewusstsein eines jungen Trainers nicht stärkt, ihn also verunsichert, ist so klar wie, dass man Reschke höchstens im hintersten Kämmerlein des Vereinsgeländes unterbringen und um jeden Preis verhindern muss, dass dieser vor ein Mikrofon tritt.
Schon nach Schindelmeisers Rauswurf äußerte ich Bedenken, dass Wolf den Bettel hinschmeißen könnte, wenn man vom eingeschlagenen Weg abkommt und die Zusammenarbeit mit Reschke nicht passt.
Das scheint nun der Fall gewesen zu sein, auch wenn die offizielle Sprachregelung anders lautet. Stark, Hannes Wolf, dieses Kasperletheater kann man sich auf Dauer nicht antun.
Die Frage, die sich daran knüpft, ist jedoch, wer tut sich das überhaupt an? Spätestens heute fühlt man sich ins Jahr 2016 zurück gebeamt, als man schon mal dem Abstieg entgegen taumelte, der Sportdirektor den Kader für stark genug erklärte, während der Präsident von der Champions League träumte.
Mit Schindelmeiser und Wolf hatte ich die große Hoffnung, dass das Chaos der letzten gut zehn Jahre ein Ende gefunden hat. Es gab eine Philosophie, es gab eine Strategie, nahezu jeden Schritt konnte man nachvollziehen, da er zum ausgegebenen Plan passte. Zudem herrschte eine angenehme Ruhe im Verein und Transfers wurden so lang unter der Decke gehalten, bis die Tinte trocken war.
Die Saisonvorbereitung fing so verheißungsvoll an. Mit Rückenwind durch den Aufstieg und die Ausgliederung, die Schindelmeiser und Wolf mit ihrer frischen und ihrer um die Verantwortung um den VfB bewussten Art erst möglich gemacht hatten, wurde Neuzugang um Neuzugang präsentiert. Die meisten Transfers, auch wenn im einen oder anderen Fall überraschend, machten beim näheren Betrachten Sinn und waren nachvollziehbar.
Dass Reschke inzwischen Schindelmeisers Einkäufe peu à peu weiter veräußert, wertet diese für mich nicht ab. Es wird lediglich die ehemals vielversprechende Philosophie ad absurdum geführt. Lautete sie einst, eine Mannschaft mit Entwicklungspotential aufzubauen, steht Reschke offensichtlich auf eine Altherrenmannschaft, die er für geeigneter hält, dem Druck im Abstiegskampf Herr zu werden.
Dachte man im Sommer, Gentners Tage als der Unantastbare seien gezählt oder dass er zumindest hart um seinen Stammplatz wird kämpfen müssen, kam Reschke, kaum im Amt, daher, und erklärte ihn für unverzichtbar. Schon mit diesen Äußerungen zu Beginn seiner Amtszeit untergrub er die Vorstellungen des Trainers.
Die leider nur knapp elf Monate andauernde Ära Schindelmeiser/ Wolf, bewerte ich losgelöst von dem, was seither geschah. Da Schindelmeiser zu jenem Zeitpunkt noch nicht fertig war mit der Kaderzusammenstellung, hatte ich vollstes Vertrauen, dass er die größten Schwachstellen im Team bis Ende August noch behoben hätte, und mit einer konkurrenzfähigen Truppe und nicht blauäugig das Unternehmen Klassenerhalt angehen würde.
Dass den Verein diesbezüglich Panik ereilte, relativ kurz vor Saisonstart aber doch knapp vier Wochen vor Ende des Transferfensters, ist mit ein wenig Wohlwollen betrachtet ja gerade noch nachvollziehbar.
Dass man nun aber, drei Tage vor dem Schließen des Wintertransferfensters und wohl nur, weil der Sportdirektor jetzt Reschke und nicht mehr Schindelmeiser heißt, die Ruhe weg hat, den Kader noch zu verstärken, verstehe, wer will. Seit Maxims Abgang klafft eine Lücke zwischen defensivem Mittelfeld und Angriff, so dass oberste Priorität sein muss, einen Mann für den tödlichen Pass zu holen. Für mich wäre es extrem fahrlässig, nichts mehr zu tun, so dass ich mich wundere, dass sich der Aufsichtsrat, der Schindelmeisers Entlassung so einstimmig mitgetragen hat, noch nicht zu Wort gemeldet hat. Oder reden wir doch nur von Marionetten des Vorsitzenden, die nur dann ihre Hand heben, wenn Papa Wolfgang darum ersucht?
Die Trainingslager in Grassau und Neustift machten mir große Hoffnung, dass ein selten erlebter Konkurrenzkampf anstehen könnte und sie ließen mich staunen, was für eine Schnelligkeit einige der Neuen einbrachten. Das ließ Hoffnung aufkeimen, dass die Platzhirsche endlich und Woche für Woche um ihren Platz kämpfen müssten und ordentlich Zug drin ist. Die Testspiele, vor allem, die Halbzeiten in denen die vermeintlich erste Formation (ohne Gente) am Start war, machten ebenfalls Hoffnung auf eine goldene Zukunft.
Da es bekannt ist, dass Hannes Wolf entwicklungsfähige Spielern gerne zum nächsten Schritt verhilft, hatte ich angesichts der vielen jungen Spieler im Kader keine Bauchschmerzen, dass der Jugendstil krachend scheitern könnte.
Nein, ich hatte einfach Vertrauen in Schindelmeiser und Wolf und spürte, wie verantwortungs- und einfühlsam sie für den VfB agierten. Mit der Aufstiegseuphorie im Nacken und dem Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, wäre ein verheißungsvoller Saisonstart und das Reiten auf einer Euphorie- oder sogar Erfolgswelle denkbar gewesen. Diese Hoffnung wurde mit Schindelmeisers Entlassung von einem auf den anderen Tag zunichte gemacht.
Man warf Schindelmeiser vor, allzu sehr auf Jugend und zu wenig auf Erfahrung gesetzt zu haben und änderte von oben herab diese Philosophie. Mit Reschke kam ein antiquierter Alt-Scout, der seinen Transfers zufolge letztmals den Markt ausgiebig sondierte, als Aogo und Beck bei den Junioren kickten und Timo Baumgartl noch zur Grundschule ging.
Die Stimmung war top, die Euphorie grenzenlos, was sich nicht zuletzt in der „Make VfB great again“-Veranstaltung namens außerordentliche Mitgliederversammlung am 01.06. zeigte. Dem Verein war es binnen eines Jahres gelungen, Vertrauen zurück zu gewinnen, wenngleich die Ausgliederungsdebatte einen Keil in die Fanszene geschlagen hatte.
Was Befürworter und Gegner der Ausgliederung jedoch weitestgehend einte, war das große Vertrauen in die Arbeit von Jan Schindelmeiser und Hannes Wolf.
Dann wurde Schindelmeiser aus Gründen geschasst, die einem Außenstehenden auch ein halbes Jahr später noch ein Rätsel sind. Als Hauptgrund der Demission steht die Aussage Dietrichs, man sei in den Gremien übereinkommen, dass die gemeinsam gesteckten Ziele mit Schindelmeiser nicht zu erreichen gewesen seien und er Alleingänge tätige, die den redseligen Personen in den Gremien (und der Presse) offensichtlich nicht gefallen haben.
Dies gab dann wohl den Ausschlag, den rheinischen Dampfplauderer Reschke an Land zu ziehen, dessen Zunge schneller als sein Gehirn zu sein scheint. Dieser schwätzt mehr als Schindelmeiser und sucht die Fettnäpfchen förmlich, den Herren in Vorstand und Aufsichtsrat scheint das egal zu sein, Hauptsache, er redet überhaupt. Da dieser gleich zu Beginn Kritiker seiner Transfers als „ahnungslose Vollidioten“ bezeichnete, scheue ich bei meinem Urteil über ihn eine etwas derbere Ausdrucksweise gleichfalls nicht.
Seit Reschke das Zepter übernahm, änderte sich die Philosophie, oder genauer, es ist keine mehr erkennbar. Nachdem auch der VfB leidvoll erfuhr, dass man für 41 Millionen Euro heutzutage in Betrachtung des Gesamtpakets von Ablöse, Gehalt, Beraterhonorar und einigem mehr höchstens noch einen einzigen brauchbaren Spieler bekommen kann und den nicht einmal von der Crème de la Crème, beschränkte man sich auf günstige Alt-Stars und extrem verletzungsanfällige Spieler und buttert das Mehr an Geld lieber in üppige Gehälter von Spielern, die im Sommer wieder weg sind und/ oder keinen Wiederverkaufswert mehr haben. Das hat sich der eine oder andere, der bei der Ausgliederung für „ja“ stimmte, sicherlich auch anders vorgestellt.
Die unter Schindelmeiser gelebte Philosophie wurde auf einen Schlag über den Haufen geworfen, der von Wolf favorisierte Hochgeschwindigkeitsfußball ebenso. Kurz vor Ende der Sommertransferperiode kam dann noch Santiago Ascacíbar hinzu, ein Volltreffer, der noch Jan Schindelmeiser zuzuschreiben ist.
Der Fußball, den uns der VfB in dieser Saison zumutet, hat mit Hochgeschwindigkeitsfußball soviel zu tun wie ein Dreirad mit einem Rennrad. Gerade einmal 13 Vorrunden-Tore sind Beleg einer verfehlten Einkaufspolitik. Anstatt jedoch die echten Problemzonen unseres Teams anzugehen, erklärte man Simon Terodde zum Sündenbock. Dieser sei zwar ein guter Zweitligastürmer, genüge den hohen Ansprüchen der Fußball-AG aber nicht.
Simon Terodde wechselte, angeblich auf eigenen Wunsch hin, zum 1. FC Köln. Heimweh wurde als Grund seines Wechselwunsches angegeben, die wahren Gründe dürften jedoch damit begründet sein, dass Terodde als einzige Spitze, wie jetzt ja auch Mario Gomez, meist auf verlorenem Posten stand und der dargebotene Fußball ja auch keinen Spaß machen kann.
Schon nach den ersten drei Spielen mit Gomez, stellt sich heraus, dass auch Super-Mario sich die Flanken nicht selbst schlagen kann und er ebenfalls einen Vorbereiter gut gebrauchen könnte. Das Problem wurde also nicht gelöst, sondern von Terodde auf Gomez verlagert. Wer derzeit der Glücklichere ist? Fragt mal in Köln nach!
Ob die jüngsten Verpflichtungen, Erik Thommy und Jacob Bruun Larsen, beide für die Außenbahn gedacht, unsere Probleme zu lösen vermögen, mag ich noch nicht beurteilen. Dass die beiden Spieler jedoch zusammen gerade einmal sieben (!) Bundesligaspiele auf dem Buckel haben, beide erst von einer Verletzung zurück kommen und in ihren abgebenden Vereinen nur Nebenrollen spielten, sich auf Anhieb durchsetzen und dem VfB einen Zugewinn an Qualität bringen, da habe ich erhebliche Zweifel.
Larsen durfte gestern von Beginn an ran und es bleibt zu hoffen, dass ihm dieser 45-minütige Einsatz samt stümperhaft verschuldetem Elfmeter keinen Knacks für die nächsten dreieinhalb Monate versetzt. Noch weiß man nicht, wer Trainer wird und ob dieser auf dieses 19-jährige Greenhorn ohne Erfahrung im Männerbereich setzen wird. Es ist denkbar, dass Jacob Bruun Larsen gestern sein erstes und letztes Spiel für den VfB gemacht hat.
Spieler ohne jegliche Spielpraxis sind in der Regel nicht mit üppigem Selbstbewusstsein ausgestattet, um auf Anhieb Druck im Kader auszuüben. Inwieweit diese jungen Kerle dem Druck des Existenzkampfes werden standhalten können, wird sich ebenfalls zeigen. Larsen jedenfalls zeigte gestern bereits Nerven!
Reschke spielt mit dem Feuer, sollte bis zum 31. Januar nichts Brauchbares mehr kommen. Es wird ja gerne das Argument des schwierigen Winter-Transfermarktes angeführt, um seine eigene Unfähigkeit zu kaschieren zu versuchen.
Ich lass das nicht gelten, weil die Probleme in unserem Spiel schon seit August offensichtlich sind, Reschke also genug Zeit hatte, sich kreative Möglichkeiten zu überlegen. Bekommt man in der Bundesliga keinen „Zehner“, es gibt ja auch noch Ligen, wie die skandinavischen zum Beispiel, die mit dem Kalenderjahr endeten.
Reschke blieb bislang alles schuldig, was man vom einstigen Perlentaucher erwarten können musste. Wo immer er auch taucht, die Gewässer sind trüb oder die Perlen sind abgefischt.
Was Wolfgang Dietrich überhaupt geritten hat, diesen Reschke zu holen, erschließt sich mir in keinster Weise. Bei Bayer Leverkusen und Bayern München hatte man erkannt, dass er ein guter Mann für die zweite Reihe sein mag, in vorderster Front aber an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist. Nicht umsonst zogen ihm die Bayern letzten Sommer gar den Komiker Hasan Salihamidžić vor.
Wenn Dietrich derart von Reschke überzeugt gewesen und nicht ausschließlich auf die Lobhudeleien aus München reingefallen ist, wäre es für die ahnungslosen Vollidioten interessant zu wissen, ob Reschke ein Konzept vorgelegt hat und was dieses vorsah.
Bislang legt Reschke einen nicht durchschaubaren Schlingerkurs ohne roten Faden hin, so dass man immer noch nicht sagen kann, wofür dieser Reschke überhaupt steht (von Transfers, auf die die Putzfrau auch gekommen wäre, einmal abgesehen).
Für mich hat Dietrich Schindelmeiser weg gemobbt, weil Schindelmeisers Popularität größer war als seine eigene und er sich von Schindelmeiser nicht die Show stehlen lassen wollte. Dass sein Nachfolger einer wurde, dem man besser kein Mikrofon vor die Nase hält, kam Dietrich dabei womöglich noch entgegen. Dass derart eitle Machtspiele auf dem Rücken des Wohles des VfB ausgetragen wurden, wird einfach hingenommen. Reschke gerät, nicht nur wegen der Wolf-Entlassung, immer mehr in die Kritik. Die Bild-Zeitung, wenigstens in Sachen Sport durchaus ernst zu nehmen, bezichtigt ihn heute gar der mehrfachen Lüge und schreibt „Journalisten sparen sich inzwischen die Anrufe beim VfB-Vorstand. Weil sie wissen, dass sie nicht mit der Wahrheit rechnen können“.
Harter Tobak und eines VfB-Vorstandes eigentlich auch nicht würdig ist ebenso, dass Reschke nach nahezu jedem seiner Interviews eine Klarstellung hinterher schieben muss. Mein Gott, was ist aus meinem VfB nur geworden? In der Philosophie Rolle rückwärts um zwei Jahre, der VfB taumelt am Abgrund und wird sicher absteigen, wenn bis zum Ende der Transferperiode nicht noch ein mittelgroßes Wunder geschieht. Danke, Dietrich!
Falls es eines Beweises bedurfte, dass Reschke im Scoutingbereich nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist, wurde letzte Woche Peter Knäbel (genau, DER Rucksack-Pete) als externer Berater ins Boot geholt.
Knäbel hat zwar hervorragende Referenzen und sich vor allem um den Schweizer Nachwuchsbereich sehr verdient gemacht, seine Erfolge auf diesem Gebiet liegen jedoch schon Jahre zurück. In welchem Umfang Knäbel für den VfB arbeiten wird, wurde nicht publik.
Letztes Wochenende in Mainz gab Reschke zum wiederholten Male ein peinliches Bild für den VfB Stuttgart ab. Zunächst war da die Sache mit Akolos fehlender Spielgenehmigung. Man hätte Reschke sicherlich nicht persönlich für diesen Fauxpas verantwortlich gemacht, wenn er denn vor den Mikrofonen nicht derart herum geeiert hätte und das schlechte Gewissen förmlich aus ihm heraus sprach.
Dem VfB, der uns weismachen wollte, durch die Ausgliederung in eine AG werde alles so viel professioneller, unterlief ein dämlicher Anfängerfehler. Jedermann vergewissert sich nach der Übermittlung wichtiger Dokumente, sofern man keine Empfangsbestätigung erhalten hat, ob das Dokument auch angekommen ist. Der VfB scheinbar nicht!
Ich glaube zwar nicht, dass ausgerechnet Akolo auf dem glitschigen Geläuf den Unterschied ausgemacht hätte, und doch war es suboptimal für Hannes Wolfs Spielvorbereitung, kurz vor dem Spiel die Aufstellung noch einmal über den Haufen werfen zu müssen.
Hannes Wolf, den die „Mannschaft“ in Mainz fürchterlich im Regen stehen lassen und seinen Besuch im Aktuellen Sportstudio spätabends zu einem Gang nach Canossa werden ließ, wurde dort mit eingespielten Aussagen Reschkes konfrontiert, der zum Besten gab „Wir müssen uns in der Woche noch mal zusammensetzen, um uns taktische und spielerische Alternativen zu überlegen.“
Spätestens ab da war klar, dass es zwischen Reschke und Wolf überhaupt nicht passte und Reschke dabei war, Wolf zu demontieren. Hannes Wolf reagierte zwar nach außen hin souverän, in ihm dürfte es aber schwer gebrodelt haben. So schwer, dass er mit der Aufgabe beim VfB abschloss? Ich denke ja. Die Aufstellung beim Schalke-Spiel könnte als Retourkutsche für Reschkes Personalpolitik und das Betteln um seinen Rauswurf interpretiert werden.
Um klar zu stellen, für mich sind weder Wolf noch Schindelmeiser Heilige. Nur bin ich der Auffassung, dass es zwischen Sportdirektor und Trainer passen und eine gemeinsame Richtung erkennbar sein muss. Beides war gegeben, so dass Dietrich ohne Not und wegen verletzter Eitelkeit ein funktionierendes Konstrukt auseinander gerissen und durch eine absolute Fehlbesetzung ersetzt hat.
So kontraproduktiv es war, Luhukay zu verpflichten, als Schindelmeiser noch nicht da war, so dämlich war es, mit Reschke einen Mann zu holen, der nicht zu Wolf passt. Im normalen Leben nimmt man es sich vor, gleiche Fehler möglichst nicht mehrmals zu machen und aus ihnen zu lernen, beim VfB sind Fehler dazu da, sie immer und immer wieder aufs Neue zu machen.
Zu einer Analyse der Situation und ach so tiefgreifenden Gesprächen heute Nacht hätte gehört, die Arbeit des Sportdirektors zu hinterfragen und sie nach knapp sechs Monaten zu bewerten. Jörg Schmadtke wäre auf dem Markt, Matthias Sammer möglicherweise ebenso! Beide haben schon bewiesen, planvoll arbeiten zu können und man könnte sie auf jeden Fall auch auf die Öffentlichkeit loslassen.
Hannes Wolf ist von Kritik natürlich auch nicht freizusprechen. Seinen Stempel konnte er dem Team nicht aufdrücken, wenngleich die Frage offen bleibt, in welchem Umfang er Reschkes Einkäufe spielen lassen musste, ob er wollte oder nicht.
Seine Akribie konnte bisweilen in Verbohrtheit münden, indem ihn jede Kleinigkeit im Ablauf störte, die nicht auf seinem Reißbrett stand. Er verkomplizierte manches zu sehr, so dass die ja nicht immer hochintelligenten Fußballer bisweilen nicht mitgekommen sind. Da bin ich doch eher ein Verfechter von „das Runde muss ins Eckige“ und „Qualität kommt von Qual“.
Ob diese Verwissenschaftlichung des an und für sich einfachen Spiels bei den Spielern immer gut an kam, da bin ich mir nicht so sicher.
Gentner sagte es gestern ja eindeutig und unverhohlen, „was interessieren mich Statistiken“. Einen deutlicheren (verbalen) Affront gegen diesen gewissenhaften Übungsleiter hätte es kaum geben können, die „Unterstützung“ auf dem Platz tat ihr Übriges. Wieder einmal hat es ein Team um Gentner geschafft, den unliebsam gewordenen Trainer abzuschießen.
Anders sind die Kollektivversagen der letzten Wochen nicht zu erklären. Der wievielte Trainer war es eigentlich jetzt, seit Gentner 2010 das Kapitänsamt von Tasci übernommen hat? Lustig, dass ausgerechnet Markus Weinzierl der aussichtsreichste Nachfolgekandidat zu sein scheint, der, oh Wunder, den gleichen Berater hat wie Christian Gentner.
Ich bin dermaßen sauer heute und begrabe ein für allemal mein Hoffen auf Kontinuität beim VfB. Mit Wolf hatten wir ein erfrischendes Trainertalent, dem man unheimlich gerne zuhörte. Nie haben mich die Pressekonferenzen mehr gefesselt, als jene, in denen Hannes Wolf das Wort ergriff. Er war eines der wenigen Gesichter des VfB und verhalf dem VfB (trotz Reschke) zu einer positiven Außendarstellung.
Ich werde ihn vermissen und befürchte, dass wir ihm eines Tages nachweinen werden, wenn er es in den Olymp der deutschen Fußballlehrer geschafft hat. Ich bedanke mich bei Hannes Wolf für die geile Zeit, vor allem im Zweitligajahr und gekrönt mit dem Aufstieg, mit dem sein Name für immer verbunden sein wird. Danke, Hannes!
Eigentlich habe ich heute die Schnauze voll und würde ihnen am liebsten Dauerkarte und Mitgliedsausweis hin schmeißen. Was mich beim Klepperlesverein hält, sind nicht die Protagonisten, die sind Momentaufnahme und morgen hoffentlich schon wieder weg.
Nein, es sind die Leidensgenossen, mit denen man unterwegs ist und die man immer und überall trifft. Mit ihnen lässt sich Freud und Leid teilen, die Fanszene bildet meist eine Einheit, das alles ist stärker und nachhaltiger als Personen, die den Verein zugrunde richten und mit einer fetten Abfindung irgendwann das Weite suchen. Dietrich und Reschke werden hoffentlich nicht als die endgültigen Totengräber des VfB in die Annalen eingehen sondern schon vorher von ihren Aufgaben entbunden.
Das Einzige, was mich noch besänftigen könnte und Hoffnungen auf eine Trendwende zum Besseren schüren würde, wäre, wenn es gelänge, Thomas Tuchel an Land zu ziehen. Höchst unrealistisch zwar, bei Jemandem vorzufühlen, der bei den großen Bayern im Gespräch ist und Gerüchten zufolge horrende Gehaltsforderungen haben soll, doch, wer weiß.
Manchmal steht er sich selbst im Weg, daher bin ich mir nicht ganz sicher, ob sich die Bayern auf einen solchen Eigenbrötler einlassen würden.
Wenn nicht, wäre der Weg für den VfB möglicherweise doch frei, wobei auch dann zu befürchten würde, dass Tuchel Macht für sich beanspruchen würde, die die Herren nicht bereit wären, an ihn abzugeben. Es geht ja schließlich mehr um die persönlichen Befindlichkeiten als um den VfB.
Deshalb wird man sich diesen Traum abschminken können. Es dürfte ein bislang nicht als Lautsprecher in Erscheinung getretener Übungsleiter Marke Korkut oder Weinzierl werden.
Ich lass mich überraschen und bin im Moment ziemlich gleichgültig, außer bei Tuchel natürlich. Der Neue wird mächtig Überzeugungsarbeit leisten müssen, um mich auf seine Seite zu bekommen. Das heißt nicht, dass ich mich gegen den Neuen stellen werde, nein, ich möchte sehen, dass sich Dinge ändern. Ich möchte Veränderungen der Hierarchie erkennen, Spieler aufblühen sehen, die in der Versenkung verschwunden waren und anderen, die sichere Stammspieler waren, auf der Haupttribüne die Hand schütteln. Ich möchte sie schwitzen und nach erbärmlichen Vorstellungen wie zuletzt nachts um den Bärensee laufen sehen. Ich möchte erleben, dass jeder Einzelne dem kommunikativen Hannes Wolf nachtrauert.
Was ich nicht erleben möchte ist, dass ein neuer Trainer kommt und „seine Ansprache“ so viel besser ist als die von Wolf und die Versager von gestern plötzlich um ihr Leben rennen und in Wolfsburg punkten. Sollte das der Fall sein, werde ich sie garantiert auspfeifen.
Doch, es führt kein Weg dran vorbei. Am Samstag geht es so oder so, und wohl mit so wenig Lust wie selten, nach Wolfsburg. 2006 haben wir dort zum letzten Mal überhaupt einen Punkt geholt, es wäre also überraschend, ausgerechnet jetzt dort zu punkten.
Sollte sich an der Außendarstellung und damit an der Vereinsführung nicht gravierend etwas ändern, muss man ihnen ja fast schon den Abstieg wünschen, wenn sie anders nicht von ihren Posten zu entfernen sind. Ich habe Dietrich nicht gewählt und habe gegen die Ausgliederung gestimmt, so dass ich ein absolut reines Gewissen habe.
Ein Abstieg hat für mich seit der letzten Saison und den tollen Erlebnissen im Unterhaus komplett den Schrecken verloren.
Mir ist es bewusst, dass es nach einem erneuten Abstieg deutlich schwieriger werden würde, noch einmal direkt aufzusteigen, mir ist es auch bewusst, dass der Abstand nach oben noch größer werden würde, aber, wie schon bei der Ausgliederungsdebatte gesagt und wie man heute auch sieht: Der Abstand ist so groß geworden, dass wir ohnehin Lichtjahre weg sind.
Es wird also, selbst mit 100 Millionen Euro mehr auf dem Konto, sollte der Verein weiter verschachert werden, nahezu unmöglich sein, jemals den Anschluss zu schaffen und jemals wieder Champions League zu spielen.
Wie man bereits ein halbes Jahr nach der Ausgliederung feststellen muss, kriegt man es nicht gebacken, bessere Spieler einzukaufen, sondern zahlt den durchschnittlichen ein Mehr an Gehalt.
Das Geld, das durch die Ausgliederung mehr zur Verfügung steht, fließt eins zu eins in die Taschen der Spieler, so dass ich ein Problem damit habe, wenn solche, die jetzt schon überbezahlt sind, in absehbarer Zeit das Doppelte in den Allerwertesten geschoben bekommen.
Der Fußball heute ist nicht mehr der, der er mal war. Früher hatte man überall, wo man hingefahren ist, eine realistische Siegchance, während man heute bei vielen Spielen die Punkte mit der Post hinschicken könnte. Damit rückt das Sportliche unweigerlich in den Hintergrund. Von den meisten Spielen erwartet man sich ohnehin nichts, so kann man schon nicht enttäuscht werden.
In einer Saison, in der es bei zehn Auswärtsspielen gerade einmal zu einem Punkt reichte, kann das Sportliche auch gar nicht der Hauptgrund sein. Nein, die Stadien, die Atmosphäre und die vielen Gleichgesinnten, die man immer und überall trifft, die machen meinen VfB im Jahr 2018 aus. Und das, sollten wir absteigen, auch in der 2. Liga. Auch da kann man großen Spaß haben, sogar noch mehr als beim “Premium-Produkt” Bundesliga!
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26. Dezember 2017
Kurz vor dem Jahreswechsel ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen und das Fußballjahr Revue passieren zu lassen.
Für den VfB war es ein sehr bewegendes Jahr. Zunächst trug das Trainingslager in Lagos Früchte, als man nach zwei Niederlagen vor Weihnachten zum Rückrundenstart eine Siegesserie hinlegte und dadurch den Grundstein für den späteren Aufstieg legte.
Diese Serie bekam eine Delle und schlug einige Spiele lang ins Gegenteil um, nachdem dem VfB nach der nächtlichen Eskapade von Kevin Großkreutz am Rosenmontag nichts anderes übrig blieb, als sich vom Weltmeister zu trennen.
Sein Ausflug mit VfB-Jugendspielern im Schlepptau in den überschaubaren Stuttgarter Rotlichtbezirk schadete nicht nur dem Renommee des Vereins, sondern schwächte uns auch sportlich. Mit dem Derbysieg gegen den KSC freilich endete diese Schwächephase zur rechten Zeit und fortan ließ sich der VfB vom großen Ziel Aufstieg nicht mehr abbringen.
Mit dem Heimsieg gegen die Würzburger Kickers am 21. Mai war dieser dann schließlich perfekt. Die große Jubel-Party konnte beginnen. Zunächst auf dem Rasen, später mit den Fantastischen Vier auf dem Wasen. Persönlich war ich weder auf dem Rasen noch auf dem Wasen sondern feierte gemächlich in den bekannten Lokalitäten rund um den Cannstatter Bahnhof. Mir war das zu viel Tamtam, welches noch im Eintrag ins Goldene Buch der Stadt gipfelte, für das eigentlich Selbstverständliche.
Von den Möglichkeiten her, die der VfB im Gegensatz zu, mit Ausnahme Hannover 96, allen anderen Zweitligisten hatte, musste der Aufstieg ein Selbstläufer werden. Daher fiel es mir persönlich schwer, einer Mannschaft, in der sich noch einige Absteiger des Vorjahres befanden und einem Verein, der mich über lange Jahre so enttäuscht hatte, in dieser Stunde zu huldigen. Betriebsunfall korrigiert, mehr nicht.
Da das Zweitligajahr vom Anfang bis zum Schluss eine absolut geile Sache und willkommene Abwechslung zum tristen Bundesliga-Alltag war, kam gar fast so etwas wie Wehmut auf, wenngleich es mir natürlich auch klar war, dass ein zweites Jahr im Unterhaus nicht wirklich erstrebenswert gewesen wäre. Noch mehr Boden nach oben zu verlieren und nie mehr den Anschluss zu schaffen, die Wahrscheinlichkeit, dass dies eingetreten wäre, wäre sehr groß gewesen.
Der Verein machte es freilich geschickt, die bei vielen vorhandene Euphorie für sich zu nutzen und auf dieser Welle die Ausgliederung durchzudrücken.
Bei mir überwog, auch in der Stunde des Triumphs, die Wut darüber, dass mein VfB überhaupt in diese Situation gekommen war. Nach der Meisterschaft 2007 machte man so ziemlich alles falsch, was man falsch machen konnte. Sportdirektoren wurden erst ein KFZ-Mechaniker, dann ein Einzelhandelskaufmann und schließlich ein zweitklassiger Fußballlehrer, der das Werk seiner beiden Vorgänger dann vollendete. Diese (von den Präsidenten möchte ich gar nicht erst anfangen) wirtschafteten, „kontrolliert“ vom Aufsichtsrat, den Verein herunter und machten aus einem stolzen Champions League Teilnehmer einen Absteiger. Nicht nur, dass wir zurecht abgestiegen waren, vor allem wegen der fatalen Außendarstellung des Vereins und des Umfelds über etliche Jahre, in denen die Fanszene als Trainer- und Sportdirektoren-Killer wahrgenommen wurde, schien es so, dass dieser Abstieg dem VfB ligaweit wie sonst nur noch dem HSV gegönnt wurde.
Die zweite Liga bot also nicht nur die Chance, sich sportlich und finanziell zu konsolidieren, sondern auch jene, das Image aufzupolieren. Letzteres gelang eindrucksvoll! In der 2. Liga waren wir DER Garant für gut gefüllte Stadien, in der Bundesliga wurden wir deshalb schon nach kurzer Zeit wieder vermisst.
Nach dem Abstieg und nach Robin Dutt wurde in Person von Jan Schindelmeiser erstmals wieder ein Mann auf der Kommandobrücke präsentiert, der den Job des Sportdirektors von der Pike auf gelernt hat.
Schindelmeiser machte während seiner nur ein gutes Jahr dauernden Zeit beim VfB fast alles richtig. Einziges Manko war, was wiederum der damals noch vorhandenen Vereinsführung zuzuschreiben ist, dass Schindelmeiser, obwohl seit Jahren verfügbar, erst im Juli vorgestellt wurde und bis da hin einige Personalentscheidungen, einschließlich der Verpflichtung von Luhukay, schon gefallen waren.
Schindelmeiser schaffte es dennoch bis zum Transferschluss einen aufstiegsfähigen Kader an den Start zu bringen, wobei allerdings seine und die Auffassungen von Luhukay, wie der Aufstieg zu bewerkstelligen sein würde, auseinandergingen, weshalb der Holländer schließlich seinen Hut nehmen musste.
Schindelmeiser eierte nicht lang herum und zog schnell Konsequenzen aus den Dissonanzen, welche aus heutiger Sicht betrachtet, einer glücklichen Fügung des Schicksals gleich kamen. Auch in der Trainerfrage bewies Schindelmeiser Kreativität und griff nicht einfach auf einen zufällig auf der Liste der arbeitslosen Fußballlehrer befindlichen altbekannten Fußballlehrer zurück. Er schaffte es, Hannes vom BVB loszueisen, der drei Mal in Folge Deutscher Meister mit deren Jugendteams wurde, jedoch noch nie eine Profimannschaft trainiert hatte. Das zeugte davon, dass Schindelmeiser einen Plan hatte, wie er den VfB der Zukunft sah und bereit war, auch unkonventionelle Wege zu gehen, um seine Ziele zu erreichen.
Schindelmeisers Transfers waren von sehr viel Phantasie geprägt. Jung und hungrig sollten sie sein, notfalls geliehen und in jedem Fall die Qualität steigernd. Spieler mit Wertsteigerungspotential, die kurzfristig helfen, unsere Ziele zu erreichen, langfristig aller Voraussicht nach aber nicht zu halten sein werden. Die 2. Liga war dabei das ideale Experimentierfeld, um die Jungs zu entwickeln. Dort wurde nicht gleich jeder Fehler bestraft und Niederlagen waren lang nicht so schmerzhaft, weil wir als der große Aufstiegsfavorit in jedem Spiel in der Lage waren, den Bock umgehend wieder umzustoßen.
So war ich allein vom Aufstieg weit weniger geflasht als viele andere und bin weit entfernt, die Aufstiegsmannschaft in den Heldenstatus zu hieven. Meine Helden bleiben die Aufsteiger von 1977, die das Husarenstück in einer viel schwierigeren Zeit vollbracht hatten und, weil es meine erste Saison war, in der ich regelmäßig „runter“ ging und in die auch mein allererstes Auswärtsspiel (0:0 bei den Münchner Löwen) fiel.
Ich war freilich mit meiner reservierteren Einordnung des Aufstiegs eher in der Minderheit. Der Verein schaffte es, obwohl der Aufstieg ein absolutes Muss war, im Umfeld eine Euphorie zu entfachen und den Fans und Mitgliedern vorzugaukeln, dass die Voraussetzungen geschaffen seien, zukünftig wieder im Konzert der Großen mitzuspielen, wenn denn endlich die Ausgliederung durch ginge.
Unter dem Hashtag #jazumerfolg wurde jeder diskreditiert, der anderer Auffassung war und der die Ausgliederung zum damaligen Zeitpunkt kritisch hinterfragte bzw. unter den gegebenen Voraussetzungen (noch) nicht haben wollte.
Dass eine Ausgliederung irgendwann, schon allein aus steuerrechtlichen Gesichtspunkten, hat kommen müssen, war auch mir klar. Ich fand den Zeitpunkt falsch und habe keinerlei Vertrauen in diese Vereinsführung, die uns, wie sich immer häufiger zeigt, mit falschen Versprechungen hinters Licht geführt hat.
Ich warnte immer wieder, wer für ja stimme, kaufe die Katze im Sack, weil lediglich die 41,5 Millionen Euro vom Nachbarn mit dem Stern Fakt und alles andere Luftschlösser seien.
Die Taxierung des Unternehmenswertes auf 300 Millionen Euro als Zweitligist erschien mir viel zu hoch angesetzt, zumal laut Stefan Heim dieser mit Erwartungen in die Zukunft (also vielen Unbekannten) zustande kam. Dass ein Unternehmen wie Daimler Benz, das beim VfB fest verankert ist und den Aufsichtsrat beherrscht, diese Summe zur Verfügung stellt, sagt meines Erachtens nichts über den Wert des VfB aus, sondern war, wie so vieles, ein Köder, den man den Mitgliedern hingeworfen hat, damit diese auch ja „richtig“ abstimmen.
Für mich war die außerordentliche Mitgliederversammlung eine reine Farce. Verglich ich schon das Werben für die Ausgliederung mit Trumps Wahlkampf (make VfB great again), verkam der eigentlich ernste Abend zunächst zu einer Jubelshow um die „Aufstiegshelden“, um dann mit Verspätung zu beginnen und offensichtlich auf Zeit zu spielen, die Aussprache per Beschluss beenden zu lassen, bis hin zu fragwürdig funktionierenden Abstimmungsgeräten. Ich bekomme heute noch Schaum vor den Mund, wenn ich an diesen Abend zurück denke.
Hatte man im Erklärbär-Video für die Ausgliederung noch betont, man wolle Investoren aus der Region gewinnen, scheint nun, wo die Mitglieder abgestimmt haben, keine Rede mehr davon zu sein. Hatte man bei jeder Veranstaltung, bei der für die Ausgliederung geworben wurde, Jan Schindelmeiser und Hannes Wolf vor den Karren gespannt und mit diesen beiden um das Vertrauen der Mitglieder geworben, setzte man Schindelmeiser kurze Zeit später vor die Tür.
War es doch gerade er, der dafür stand, vernünftig zu wirtschaften, auf dem Spielermarkt keine verrückten Sachen zu machen und Spieler mit Wertsteigerungspotential zu holen, war es offensichtlich schon vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossene Sache, Schindelmeiser durch Michael Reschke zu ersetzen.
Schindelmeiser wurde vorgeworfen, eigenbrötlerisch zu sein und Transfers im Alleingang zu tätigen. Um Schindelmeisers Rausschmiss nicht scheinbar aus heiterem Himmel tätigen zu müssen und die Öffentlichkeit darauf vorzubereiten, warf man den Stuttgarter Nachrichten einige Interna hin und lieferte die Steilvorlage, Schindelmeiser anzuzählen. Die Gefälligkeitsjournalisten des Haus- und Hofberichterstatters ließen sich nicht zwei Mal bitten und hauten einen Artikel mit schweren Vorwürfen gegen Schindelmeiser und einem Bericht über atmosphärische Störungen auf der Geschäftsstelle raus. Ob an den Vorwürfen ein Fünkchen Wahrheit dran war, sei dahin gestellt.
Ein ganz so schlechtes Standing kann Schindelmeiser bei seinen Kollegen ja nicht gehabt haben, wenn man hört, dass über 100 Kollegen zu seinem Ausstand gekommen waren. Dass der Presse nicht gepasst haben dürfte, dass Schindelmeiser vieles lieber für sich behielt, liegt auf der Hand. Seit er weg ist, scheint auch die Stuttgarter Journaille wieder bestens informiert zu sein…
Der Artikel erschien Mitte Juli und damit sicher rein zufällig kurz nach Ende der Einspruchsfrist gegen das Abstimmungsergebnis zur Ausgliederung. Als ich Wolfgang Dietrich am Rande des Trainingslagers in Neustift im Stubaital ansprach, ob man sich um die Zukunft von Jan Schindelmeiser beim VfB sorgen müsse, verneinte er und schob den Inhalt des Artikels auf unzufriedene Spielerberater. Vertrauensbildend war auch dieses Gespräch selbstredend nicht!
Dass die angeblichen atmosphärischen Störungen nicht plötzlich auftraten, sondern seit Anfang des Jahres geschwelt haben sollen, konnte man aus dem Artikel herauslesen. Da Michael Reschke schon im Juni bei den Bayern um die Freigabe für den VfB ersucht haben soll, erhärtet sich der Verdacht, dass der Rausschmiss von Schindelmeiser über längere Zeit geplant war und man lediglich noch abwartete, bis die Einspruchsfrist gegen die Ausgliederung abgelaufen war. Schließlich waren es ja weniger die Herren Heim, Röttgermann und Dietrich, denen die Mitglieder die Daimler-Millionen
anzuvertrauen bereit waren, als dass es Jan Schindelmeiser gewesen ist.
Da man Schindelmeiser, den Sportdirektor auf Zeit, weiter Transfers tätigen ließ und Reschke, der zu gegebener Zeit kommen sollte, offensichtlich eine ganz andere Philosophie in Sachen Neuverpflichtungen verfolgt, ließ man den VfB sehenden Auges ins Verderben rennen, um ja die Ausgliederung nicht im letzten Moment noch zu gefährden. Das Resultat: 17 Punkte, 13 Tore und gerade einmal zwei Pünktchen vor einem Abstiegsplatz.
Standen Hannes Wolf und Jan Schindelmeiser für kreative Transfers von nahezu unbekannten und entwicklungsfähigen Spielern mit einer ungeheuren Power im Tank, drehte sich die Philosophie mit dem Amtsantritt von Michael Reschke um 180°.
Hieß es vor Reschke noch, dass Neuzugänge jung, wild und entwicklungsfähig sein sollen und fühlte sich Wolf bei der Entwicklung dieser Jungs in seinem Element, hat Reschke bislang nur Spieler geholt, die ihren Zenit schon überschritten haben, im Gehaltsranking aber weit oben angesiedelt sein dürften.
Bei Holger Badstuber scheiden sich ja die Geister, ob diesen noch Jan Schindelmeiser wollte und der Streit an dieser Personalie schließlich eskalierte, oder ob Michael Reschke diesen als Antrittsgeschenk mitgebracht hat.
Schenkt man den Aussagen Dietrichs in Neustift in puncto „notwendige Erfahrung in der Innenverteidigung“ Glauben, äußerte er am Beispiel von Neven Subotic, dass man solch satte Spieler, die bereits alles erreicht hätten, nicht verpflichten wolle, weil er nicht glaube, dass sie noch den nötigen Ehrgeiz mitbrächten und zudem verletzungsanfällig seien.
Die Verpflichtung von Badstuber wäre auch hier eine totale Kehrtwende, so dass ich davon ausgehe, dass diesen Transfer noch Schindelmeiser eintütete, zumal die Bekanntgabe des Transfers fast zeitgleich mit der Bestätigung der Personalie Reschke einher ging.
Santiago Ascacíbar, der sympathische Giftzwerg im defensiven Mittelfeld, soll ebenfalls von Schindelmeiser aufgespürt worden sein, so dass sich Reschke diesen Wechsel wohl auch nicht zu 100% auf die Fahnen schreiben darf. Blieben noch Aogo, Beck und, seit ein paar Tagen, Mario Gomez.
Mit Verlaub, um auf diese Namen zu kommen, braucht man nicht die Super-Spürnase schlechthin im deutschen Fußball, wie Reschke ja oft bezeichnet wird. Aogo ist 30 Jahre alt, war arbeitslos und kam in den letzten beiden Jahren auf gerade einmal 30 Spiele für Schalke 04.
Andreas Beck, 32 Jahre alt und ehemals Junger Wilder dürfte wegen der politischen Lage froh gewesen sein, dass ihn der VfB von Beşiktaş Istanbul losgeeist hat. Mit 32 Jahren noch einmal beim Heimatverein einen gut dotierten Vertrag unterschreiben dürfen, wer hätte da schon „nein“ gesagt?
Der VfB scheint sich auf dem Nostalgie-Trip zu befinden. Ich finde es ja schön, wenn sich Präsident Dietrich um die Helden vergangener Tage kümmert, sie zu Spielen einlädt und versucht, deren Netzwerke zu nutzen. Eine Traditionself fürs Ligageschäft muss allerdings nicht sein.
Nach Beck kommt mit Mario Gomez ein weiterer Meister von 2007 zurück, bei Sami Khedira scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis er heim ins, ach lassen wir das, kehrt.
Ich sehe diese Entwicklung sehr skeptisch. Mit Rückholaktionen hatte der VfB selten ein glückliches Händchen und nostalgische Gefühle bergen bei Vertragsverhandlungen die Gefahr, den Blick auf die Realität zu verlieren. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, die Spieler sind zehn Jahre älter geworden und nicht mehr die gleichen, die sie waren, als sie einst in die weite Welt hinauszogen. Wäre die alte Liebe fünf Jahre früher neu aufgeflammt, o. k., so aber wirkt deren Rückkehr auf mich wie ein bequemes ausklingen lassen der Karriere und das auch noch für ein stattliches Gehalt. Bei Beck hat sich die Skepsis bislang bewahrheitet, über Gomez reden wir in einem halben Jahr nochmal.
Dass die Mannschaft nicht ausschließlich mit jungen Wilden die Bundesliga rocken kann, steht außer Frage. Und doch hatte ich nach den Trainingslagern in Grassau und Neustift ein sehr gutes Gefühl mit den Burnić’, Mangalas, Akolos und wie sie alle heißen. Wolf, der unter Jürgen Klopp und Thomas Tuchel hospitierte stand doch einst für laufintensiven Hochgeschwindigkeitsfußball, Schindelmeiser stellte ihm, soweit möglich, das Spielermaterial zur Verfügung und war damit noch nicht fertig, zum Zeitpunkt, als er entlassen wurde.
Was ihm angelastet wurde, war, dass er Alexandru Maxim für ein Nasenwasser an einen Mitkonkurrenten gegen den Abstieg verhökert und keinen adäquaten Ersatz für ihn geholt hatte.
Reschke hätte noch drei Wochen Zeit gehabt, dieses Versäumnis zu beheben, passiert ist jedoch nichts. Mir fehlt ein Zehner für den tödlichen Pass, einer, der die Stürmer mit Vorlagen füttern kann, auch wenn ein klassischer Spielmacher im System von Hannes Wolf nicht vorgesehen zu sein scheint.
So war in der Vorrunde Sicherheitsdenken Trumpf, was zwar zu einer akzeptablen Anzahl an Gegentoren, jedoch auch zu einer völlig unakzeptablen an eigenen Toren geführt hat. Über weite Strecken wurde, vor allem auswärts, Fußball zum Abgewöhnen geboten. Stets wurde hinten Beton angerührt und vorne sollte der liebe Gott helfen. Doch, mit lediglich drei offensiv und acht defensiv denkenden Spielern auf dem Platz ist nun mal kein Offensiv-Feuerwerk zu erwarten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hannes Wolf mit dem Fußball, den er spielen ließ, selbst so glücklich war und auch nicht, dass dieser den Spielern Spaß gemacht hat. Wenn man den eigentlichen Sinn des Spiels Tore zu erzielen hinten anstellt und erst beginnt, ernsthaft nach vorne zu spielen, wenn man zurück liegt, kann das auf Dauer nicht befriedigend sein. Umso erstaunlicher, dass bislang so wenig Misstöne aus der Kurve zu vernehmen waren und die Leute der AG weiterhin die Bude einrennen.
Vor allem unsere Offensivkräfte mussten dabei die Lust am Fußball verlieren. Erstes „Opfer“, Simon Terodde. Noch in der zweiten Liga wegen seiner 25 Tore gefeiert, wurde ihm zuletzt die Bundesligatauglichkeit abgesprochen. Für mich zu Unrecht, weil er wenige bis überhaupt keine brauchbaren Bälle serviert bekam und sich zudem die gegnerischen Abwehrreihen fast einzig und allein auf ihn konzentrieren konnten. Dass ihn das nicht zufrieden stellte und er die Flucht ergriff, dafür habe ich Verständnis.
Dass offiziell aber Heimweh vorgeheuchelt wird und der VfB ob seiner Verdienste im Aufstiegsjahr den einzigen fitten Stürmer ziehen lässt, dafür nicht. Einen Spieler, für den vor anderthalb Jahren noch fünf Millionen Euro auf den Tisch des Bochumer Hauses gelegt wurden, für kolportierte zwei Millionen Euro, dazu noch an einen Konkurrenten im Abstiegskampf, abzugeben, ist in meinen Augen unvernünftig und wirtschaftlich unklug.
Für Gefühlsduselei und die Heimwehnummer, wenn sie denn tatsächlich stimmen sollte, ist in der Bundesliga kein Platz. Die Spieler bekommen alle genug Schmerzensgeld, ein Blick auf den Gehaltszettel sollte genügen, das Heimweh wenigstens ein weiteres halbes Jahr auszublenden. .
Entsprechend groß war der Aufschrei unter den Fans, so dass sich die Vereinsführung dazu genötigt sah, noch vor Weihnachten den Transferhammer schlechthin zu verkünden. Mario Gomez kehrt zurück auf den Wasen und soll, vorbehaltlich der sportärztlichen Untersuchung, in der Rückrunde für den VfB auf Torejagd gehen. Da die genannte Untersuchung erst Anfang Januar erfolgen soll, der Wechsel also durchaus auch noch scheitern könnte (keine Sorge, diese Blöße würde sich der VfB wohl kaum geben…), wirkt auf mich die (frühzeitige) Bekanntgabe des Transfers wie eine vorweihnachtliche Beruhigungspille.
Auch was die Rückkehr von Mario Gomez angeht, hält sich meine Freude in Grenzen. Ich bin zwiegespalten, ob er uns denn mit seinen nunmehr 32 Lenzen noch entscheidend weiterhilft. Auch er wird Vorlagen brauchen, um uns zum Klassenerhalt zu schießen. Das eigentliche Problem wurde somit also nicht gelöst, sondern, es wurde ein Strafraumstürmer durch einen anderen ersetzt.
Dabei bin ich einer derjenigen, die Gomez den Wechsel zu den Bayern und seine Aussagen drum herum nie wirklich krumm genommen haben. Dass man im Profi-Business, auch wenn ein Wechsel noch so fix ist, zu diesem erst Stellung beziehen darf, wenn sich alle Seiten über den Zeitpunkt der Bekanntgabe geeinigt haben, ist klar. Gomez, damals noch ein junger Kerl, äußerte sich unbedacht, für mich noch lange kein Grund, ihm ewig böse zu sein. Gomez hatte sich wenigstens, im Gegensatz zu vielen anderen Spielern, die wir für vergleichsweise wenig Geld oder gar ablösefrei
verloren haben, auf einen Vertrag eingelassen, der dem VfB das Heft des Handelns überließ und uns schließlich eine Rekordablöse von 35 Millionen Euro bescherte.
Daher habe ich Gomez auch nie ausgepfiffen, als er gegen den VfB spielte. Die unsäglichen Pfiffe gegen Ex-Spieler, zuletzt ja auch gegen Bernd Leno und Sven Ulreich, finde ich allgemein beschämend, und, sie helfen ja auch nicht weiter. Eher das Gegenteil ist der Fall. Die Spieler treiben die Pfiffe zu Höchstleistungen an, Gomez hatte in unschöner Regelmäßigkeit gegen den VfB getroffen, während Leno und Ulreich ihren Kasten zuletzt sauber hielten.
Dass Gomez, wenn er denn fit bleibt, auch mit 32 Jahren noch zu den Top-Stürmern Deutschlands gehört, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Schon allein die Tatsache, dass er sich noch ernsthafte Hoffnungen auf die WM 2018 machen darf, unterstreicht, welchen Hochkaräter sich der VfB geangelt hat. Mir geht es lediglich gegen den Strich, dass der VfB offensichtlich seine Philosophie in so kurzer Zeit auf links dreht und auf ein Gehaltsgefüge zusteuert, das mir gefährlich erscheint. Gomez dürfte, ähnlich wie Beck, auf Anhieb zu den Top-Verdienern gehören, und nicht allzu viele Abstriche gegenüber seinem letzten Gehalt in Wolfsburg machen müssen. Wenn er uns zum Klassenerhalt schießt und somit kurzfristig weiter hilft, ist das gut angelegtes Geld, sollten ihm immer aber, wie zuletzt des Öfteren, muskuläre Probleme zu schaffen machen und er nicht regelmäßig zur Verfügung stehen, hätten sich meine Bedenken bewahrheitet.
Hört man Reschke so reden, begründen sich seine Hoffnungen auf eine bessere Rückrunde vor allem in der Rückkehr von Mané, Donis, Ginczek und jetzt auch Gomez. Für mich ein Vabanquespiel, vor allem bei Mané und Ginczek. Ginczek dauerhaft einzuplanen verbietet sich aufgrund seiner Verletzungshistorie von selbst, bei Mané muss man abwarten, wie das Knie reagiert, ob er fit bleibt und wie lang er braucht, um zu alter Stärke zurückzufinden. Für mich wäre es schon optimistisch gedacht, darauf zu hoffen, dass von den Vieren pro Spiel wenigstens zwei zur Verfügung stehen.
Reschke muss in der kurzen Winterpause, am besten bis zum Trainingsauftakt, liefern und die Problemzonen im Kader beheben. „Sein“ Rechtsverteidiger Andreas Beck blieb in der Vorrunde alles schuldig, was ihn einst ausgezeichnet hat und auch Dennis Aogo, der hauptsächlich wegen der Verletzung von Insúa geholt wurde, erbrachte noch nicht den Beweis uns wirklich weiter helfen zu können.
Deshalb sehe ich den größten Handlungsbedarf auf den Außenverteidigerpositionen und im kreativen Mittelfeld. Will Hannes Wolf weiter mit einer Fünferkette spielen , brauchen wir schnelle und konditionsstarke Flügelflitzer auf beiden Seiten, die auch noch in hohem Tempo brauchbare Flanken schlagen können. Im Wintertransferfenster dürfte es schwierig sein, bezahlbare Spieler, die uns sofort weiterhelfen würden, zu bekommen. Das allerdings darf für Reschke keine Ausrede sein, liefert er nicht, sehe ich für die Rückrunde schwarz.
Ich bin von der Vorrunde sehr enttäuscht, nicht nur der Spielweise wegen, sondern auch von dem, was unterm Strich herauskam. 17 Punkte aus 17 Spielen sind die Bilanz eines Absteigers. Es nutzt dabei nichts, sich daran zu ergötzen, dass vier Teams noch schlechter platziert sind und es macht auch die Bilanz nicht besser. Eine Heimniederlage zum Rückrundenauftakt gegen Hertha BSC Berlin könnte bereits ausreichen, auf Platz 17 und damit einen direkten Abstiegsplatz zurückzufallen.
Natürlich hat dem VfB im einen oder anderen Spiel das Quäntchen Glück gefehlt, um den einen oder anderen Punkt mehr zu holen, auf der anderen Seite aber hingen auch alle Siege, ausgenommen der gegen Freiburg, am seidenen Faden, so dass der VfB unterm Strich zurecht da steht, wo er steht. Ich war schon immer ein Gegner vom Fußball, der aufs reine Zerstören ausgelegt ist, und nun spielt mein VfB, der jahrzehntelang als ein Verein für begeisternden Angriffsfußball angesehen war, eben diesen.
Mir ist bewusst, dass wir Aufsteiger sind, wo wir her kommen, erst einmal kleine Brötchen backen, Demut zeigen, etc. pp. müssen. Und doch ist dieses Gerede für mich nicht zielführend und darf schon gar nicht als Alibi für die bislang gezeigten Leistungen herhalten. Wir sind eben kein normaler Aufsteiger, vergleichbar mit Braunschweig, Fürth oder Darmstadt, sondern einer, dem gerade ein Jahr Bundesliga fehlt und der vom Budget her im Mittelfeld der Liga angesiedelt ist. Für die gegebenen Voraussetzungen war mir das Gezeigte insgesamt zu wenig.
Ein Rätsel ist für mich in diesen Tagen Hannes Wolf. Mich würde sehr interessieren, welchen Fußball er sich mit dem VfB in der Rückrunde vorstellt. Ist der bislang gezeigte Sicherheitsfußball nur der personellen Not geschuldet, oder fehlt ihm tatsächlich der Mut, etwas forscher an die Sache heranzugehen. Safety first als Devise ist zunächst ja nicht verwerflich, kritisch zu hinterfragen ist diese allerdings, wenn sie komplett zu Lasten der Offensive geht und diese so gut wie nicht vorhanden ist. Manchmal wünsche ich mir tatsächlich ein wenig Zorniger in Wolf. Gerade in den Spielen auswärts bei der direkten Konkurrenz hätte ich mir eine mutigere Herangehensweise gewünscht.
Tausend Mal probiert, tausend Mal ist nichts passiert, so lassen sich die Auswärtsauftritte in der laufenden Saison beschreiben. Da muss man doch irgendwann mal etwas ändern und nicht immer und immer wieder auf die gleichermaßen erfolglose wie unattraktive Ausrichtung setzen.
Nach wie vor halte ich sehr viel von Wolfs erfrischender Art, auf Dauer aber wäre dieser Fußball schwer zu ertragen. Nach dem Pokal-Aus in Mainz nahm Dietrich erstmals die sportliche Leitung ausdrücklich in die Pflicht, weil die Einstellung einiger nicht gestimmt habe. Ob die Luft für Wolf dünner wird und an den Gerüchten, Thomas Tuchel stünde bereits in den Startlöchern, ein Fünkchen Wahrheit dran ist, wird die Zukunft zeigen. Ich jedenfalls hoffe weiterhin auf Kontinuität auf dem Trainerposten!
Jedoch wirkt Wolf auf mich seit der Schindelmeiser-Entlassung nicht mehr ganz so locker und unbeschwert. Die Symbiose zwischen den beiden hatte offensichtlich gepasst, sein Verhältnis zu Reschke wirkt merklich abgekühlter.
Für mich ist Reschke nach wie vor ein Mann für die zweite Reihe, der er sowohl bei Bayer Leverkusen als auch bei den Bayern war. Es ist schon extrem zum fremdschämen, wenn er ein Mikrofon vor die Nase gehalten bekommt. Schindelmeiser wurde vorgeworfen, seine Transfers im stillen Kämmerlein ausgeklügelt zu haben, was einigen redseligen Gestalten in Vorstand und Aufsichtsrat und auch der Stuttgarter Presse nicht gefallen haben dürfte. Reschke hingegen, der rheinische Dampfplauderer, lässt Öffentlichkeit und Presse gleichermaßen an seinen Gedankengängen teilhaben, was uns beim Romero-Transferpoker auf die Verliererstraße gebracht haben dürfte. Wenn man nicht in trockenen Tüchern befindliche Transfers alle paar Tage öffentlich kommentiert und Wasserstandsmeldungen über Größenordnungen des Transfers gibt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn größere Vereine auf den Plan treten und einem den Spieler vor der Nase wegschnappen. Schindelmeiser wird gewusst haben, weshalb er nur engste Mitarbeiter in seine Pläne eingeweiht hat, seit er weg ist, haben die Maulwürfe wieder Hochkonjunktur.
Reschke lässt auch bisher zu anderen Themen kaum ein Fettnäpfchen aus. Die Amateure, Heiligtum vieler VfB-Fans, sollen völlig von der Bildfläche verschwinden, Kritiker seiner Transfers betitelte er als Vollidioten und nach der Niederlage gegen Leverkusen wünschte er sich elf „Donisse“ auf dem Platz. Fragwürdig, wie solche Aussagen auf den Rest des Teams wirken, zumal es eher brotlose Kunst war, die Donis an diesem Abend auf den Platz brachte. Nach dem unnötigen Pokal-Aus in Mainz kündigte Reschke Einzelgespräche an, weil auch er mit der Einstellung einiger Akteure nicht einverstanden war. Mit reden allein ist es jedoch nicht getan, Reschke muss den Kader verstärken. Weniger schwätzen, mehr schaffen, auf gut schwäbisch.
Spannende Wochen stehen uns also bevor, in denen man hoffentlich nicht auf Zeit spielt und den 31. Januar und damit das Schließen des Transferfensters zu fest im Blick hat. Bis dahin sind bereits drei richtungsweisende Spiele in der Rückrunde Geschichte und der VfB könnte, wenn er denn so weiter macht wie zuletzt, schon entscheidendes Terrain verspielt haben.
Ich wünsche uns allen noch einige besinnliche Tage und ein erfolgreiches Jahr 2018. Wir lesen uns!
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18. August 2017
Auch eine gute Woche nach dem Rausschmiss von Jan Schindelmeiser wirkt das Beben nach. Wurde nach dem Votum für die Ausgliederung von allen Seiten propagiert, das demokratisch zustande gekommene Ergebnis akzeptieren zu wollen und sahen es die meisten ein, dass die verhärteten Fronten wieder zueinander finden müssen, spaltet die Demission Schindelmeisers die Fangemeinde erneut aufs Schärfste.
Die einen akzeptieren den Standpunkt des Vereins und kritisieren an Jan Schindelmeisers Transferpolitik vor allem, dass er es bis Anfang August immer noch nicht geschafft hatte, die Problemzone Innenverteidigung erfolgsversprechend zu verstärken und auch nicht der Eindruck erweckt wurde, die dringend benötigten Verstärkungen seien im Anflug. So, die Befürchtungen, werde es schnurstracks zurück in die 2. Liga gehen.
Die andere Seite, zu der ich mich auch zähle, übte sich hingegen in Geduld und vertraute Schindelmeiser, dass er bis zum Transferschluss schon noch eine schlagfertige Mannschaft auf die Beine stellen würde. Ich sehne mich nach Kontinuität in meinem Herzensverein und hatte die große Hoffnung, dass diese mit dem Gespann Schindelmeiser/ Wolf auf längere Zeit gegeben sein könnte. Daher liegt mir der Rausschmiss noch immer schwer im Magen.
Von außen betrachtet hat Schindelmeiser für mich keine schlechte Arbeit abgeliefert. Er hat den Umbau im Verein vorangetrieben, im Unterbau nachjustiert, er hat aus den finanziellen Möglichkeiten nach dem Abstieg das Optimum, nämlich den Aufstieg, herausgeholt und eine spannende Transferpolitik an den Tag gelegt. Mit Spielern, ob bei den Amateuren oder bei den Profis, welchen man keine kurzfristige Perspektive bieten konnte, wurde Klartext gesprochen und sich voneinander getrennt, anstatt sie jahrelang durchzuschleppen, wie es in den vergangenen Jahren beim VfB Usus war.
Natürlich lässt sich über die bisherigen Neuzugänge dieses Sommers streiten. Viele junge, bundesligaunerfahrene Akteure unterschiedlichster Nationalitäten, ein Sprachengewirr auf dem Trainingsplatz, überhaupt nicht blond und blauäugig. Doch, kann man dies Schindelmeiser zum Vorwurf machen und ist es nicht vielleicht sogar besonders kreativ, Spieler zu holen, hinter denen (noch) nicht die Top-Vereine her sind? In Anbetracht der explorierenden Ablösesummen in diesem Transfersommer und der noch immer begrenzten finanziellen Möglichkeiten der VfB Stuttgart AG, fand ich den eingeschlagenen Weg vernünftig. Letzten Endes ist es mir in dieser Phase der Konsolidierung, nach fast zehn Jahren Misswirtschaft, egal, welche Spieler uns wieder nach oben bringen. Haben wir den Anschluss mal wieder geschafft, dürfen es gerne auch deutsche Nationalspieler in unseren Reihen sein, gerne aus dem Nachwuchsleistungszentrum, doch bis dorthin ist es noch ein weiter Weg, der vor allem Geduld erfordert.
Geduld, die man in der AG offensichtlich nicht hat(te). Ob Schindelmeiser ein gutes Händchen mit seinen Einkäufen hatte und wie seine diesjährige Transferbilanz ausfällt, hätte man frühestens am 01. September, wenn das Transferfenster geschlossen ist, beurteilen können. In den beiden Trainingslagern in Grassau und in Neustift im Stubaital war ich von den Neuen sehr angetan. Was die Jungs an Schnelligkeit und auch an taktischer Intelligenz einbringen, ist schon klasse. Wie schnell sie sich an das Haifischbecken Bundesliga gewöhnen und ob sie die Liga aufmischen können, wie sie mit Rückschlägen umgehen, muss sich erst noch zeigen. Dass es ein Risiko ist, mit einer solch jungen Mannschaft ins Rennen zu gehen, steht außer Frage. Es ist auf der anderen Seite aber auch eine Chance, an der die Jungs wachsen und ihren Marktwert steigern können und könnte ein Faustpfand gegen Spielende werden, wenn die Jungs noch immer alles in Grund und Boden rennen.
Daher sehe ich die bisherige Transferbilanz lang nicht so kritisch wie die AG. Den Sportdirektor, der eine Hundertprozentquote bei seinen Transfers vorweisen kann, muss man mir erst noch zeigen. Dass bei der Verpflichtung von vielen jungen Spielern der eine oder andere durch den Rost fällt, ist, wie ich finde, völlig normal. Bislang fallen mir hier nur Onguéné und Julian Green ein, die Sommerneuzugänge sind noch nicht zu bewerten.
Schindelmeiser wurde ferner vorgeworfen, zu viele Spieler auszuleihen und dass man mit dieser Philosophie Jahr für Jahr ein neues Team aufbauen müsse. Auch hierfür hatte ich Verständnis, weil man Spieler von der Qualität eines Mané oder Brekalo sonst überhaupt nicht bekommen hätte. Solang der Trainer Freude hat, mit den Jungs zu arbeiten, sie fit für eine große Karriere zu machen und sich damit arrangiert, dass die Arbeit im nächsten Jahr von vorn beginnt, sehe ich nichts Verwerfliches daran, in einer Zeit, in der man finanziell Lichtjahre von den Großen entfernt ist.
Da die Transferbemühungen Anfang August noch bei keinem Verein gänzlich abgeschlossen sind, sah ich die bisherigen Zugänge auch nicht als das Ende der Fahnenstange, sondern war mir sicher, dass man am dringend benötigten gestandenen Innenverteidiger und einem erfahrenen Sechser dran sein würde. Daher kam für mich die Schindelmeiser-Entlassung aus dem Nichts und zur Unzeit.
Nach meinem aus der Emotion geschriebenen letzten Blog, hatte ich danach Gelegenheit, mir auch die „andere Seite“, nämlich die Sicht aus der Perspektive der AG anzuhören.
Dort ist der Tenor einhellig, dass die Entlassung Schindelmeisers alternativlos gewesen sei und dem Vernehmen nach sogar ohne Abfindungszahlung vonstattenging, weil es durchaus auch um Vertragsverstöße gegangen sein soll.
Demnach hätte sich der Streit am Transfer von Maxim entladen, für den Schindelmeiser die Vorgabe gehabt haben soll, ihn allenfalls gegen eine stattliche Ablöse ins Ausland und auf keinen Fall für vergleichsweise kleines Geld an einen Ligakonkurrenten abgeben zu dürfen.
Des Weiteren war man mit den Einkäufen nicht einverstanden, weil, das muss man wohl unter dem Vorwurf der vogelwilden Transferpolitik verstehen, lediglich Spieler geholt wurden, die gerade zufällig auf dem Markt waren und nicht für Positionen, wo der Schuh am meisten drückt. So habe man zwar ein Überangebot an Flügelflitzern, die Defensive aber wurde noch immer nicht verstärkt.
Zudem habe man Schindelmeiser vorgeworfen, sich nicht um Abgänge gekümmert zu haben, wodurch Sorgen aufkamen, den Kader zu sehr aufzublähen. Schindelmeiser sei ein schwieriger Mensch, kein Teamplayer, und habe bei den letzten Transfers die Kontrollinstanzen der AG elegant umschifft.
Er sei nur auf seinen Jugendwahn fixiert gewesen, so dass er andere Optionen überhaupt nicht geprüft und einigen Spielerberatern, ohne sie anzuhören, den Weg zur Tür gewiesen haben soll. Gerüchten zufolge sollen ihm u. a. Träsch, Didavi und Bičakčić angeboten worden sein, die Schindelmeiser von vornherein nicht haben wollte, weil sie, vor allem die Erstgenannten, den VfB schon einmal im Stich gelassen hatten.
Die Kommunikation mit den Vorstandskollegen habe nicht gestimmt, weil er den sportlichen Bereich ausschließlich für sich proklamiert und es daher auch nicht für nötig gehalten habe, überhaupt zu berichten, was er vor hatte und an wem er gerade dran wäre. Gegen den Vorwurf, Alleingänge betrieben zu haben wehrt sich Schindelmeiser vehement, kein Transfer sei ohne Zustimmung der Gremien zustande gekommen.
Da steht also Aussage gegen Aussage, die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren, so dass weiteren Spekulationen Tür und Tor geöffnet sind. Offensichtlich war kein Vertrauen mehr vorhanden, die Chemie stimmte nicht mehr und wegen Schindelmeisers getätigter Transfers herrschte große Unzufriedenheit (was Dietrich in Öffentlichkeit jedoch dementierte).
Für mich bleiben dennoch einige Fragen offen. Ist Machtmensch Schindelmeiser am Machtmensch Dietrich gescheitert, weil dieser am längeren Hebel sitzt? Begegnete die AG-Seite gar jenen Geistern, die man mit der Ausgliederung der Profiabteilung in eine AG rief?
Im Organigramm sind auf der Vorstandsebene, auf der der Sportdirektor angesiedelt ist, nur der Marketing- und der Finanzvorstand zu finden. Genauso wenig wie der Sportdirektor dem Finanzvorstand in die Finanzierung von Bauprojekten reinredet, sollte sich der Finanzvorstand anmaßen, ob eine geplante Verpflichtung sinnvoll ist oder nicht. Trainer Hannes Wolf und Jan Schindelmeiser sollen gut zusammengearbeitet haben, sollten die beiden in Sachen Kaderzusammenstellung auf einer Linie gelegen haben, wäre doch im Grunde alles gut gewesen! Lag das Zerwürfnis am Ende „nur“ daran, dass Schindelmeiser Heim und Röttgermann links liegen ließ und sie überhaupt nicht an seinen Plänen teilhaben ließ, fehlt mir das Verständnis, dass erwachsene Männer solche Probleme nicht wie Männer aus der Welt schaffen konnten oder wollten.
Dann ging es tatsächlich um die verletzte Eitelkeit Einzelner und das Ganze zu Lasten des VfB Stuttgart.
Eine weitere Frage, die sich mir stellt, ist die, wer Gunter Barner (Stuttgarter Nachrichten) mit jenen Informationen fütterte, um Jan Schindelmeiser bereits Mitte Juli anzuzählen. Wurde das von AG-Seite mit dem Ziel lanciert, den Rauswurf im Nachhinein als plausibel und sich abzeichnend verkaufen zu können? Weshalb stehen seit geraumer Zeit anstehende Wechsel, wie beispielsweise der von Aogo, tagelang vorher in der Presse? Das war man, seit Schindelmeiser das Zepter schwang, nicht mehr gewohnt. Für mich bleibt das Gschmäckle eines abgekarteten Spiels.
Für die Werbung zur Ausgliederung hat man Schindelmeiser noch gebraucht, ohne Hannes Wolf und ihn wäre diese sicher nicht so reibungslos durchgegangen. Daher hat man ihn wohl nicht schon vorher entsorgt, obwohl es im Gebälk dem Vernehmen nach schon ordentlich knisterte.
Hat tatsächlich der Maxim-Transfer zur Eskalation geführt, wäre eine zeitnahe Entlassung danach oder sogar, um den Transfer zu verhindern davor, logisch gewesen. Doch seinerzeit, am 27.06., lief ja noch die Einspruchsfrist gegen die Ausgliederung!
Nun begründet der VfB die Entlassung damit, dass die dringendsten Baustellen im Kader auch Anfang August noch nicht abgearbeitet gewesen seien. Jürgen Klopp hat im ZDF-Interview im Vorfeld des Championsleague-Qualifikations-Spiels gegen Hoffenheim einen interessanten Ausspruch getätigt, denn, auch Liverpool sucht bislang (erfolglos) nach weiteren Verstärkungen. Er sagte, in Anbetracht der Wahnsinns-Summen die in diesem Sommer vom einen zum nächsten Verein transferiert werden: „Es gibt mehr Vereine, die Spieler suchen, als welche, die Geld brauchen“. Soviel zum Thema. Gerade gute und erfahrene Innenverteidiger sind sehr gefragt und schwierig zu bekommen, zumindest noch zum jetzigen Zeitpunkt.
Für welche Philosophie Michael Reschke steht, ist mir auch nach seiner Vorstellungs-Pressekonferenz Anfang dieser Woche noch nicht klar. Er lobte die Bayern über den grünen Klee, über den VfB sprach er weniger, außer, dass er tief beeindruckt sei, was für tolle Menschen beim VfB unterwegs seien. Die Schleimspur zog sich bis hinauf nach Vaihingen…
Sollten Badstuber und Aogo die Kategorie Transfers sein, mit denen sich Reschke zu schmücken vermag, dann gute Nacht. In Fankreisen macht schon der Begriff von der „Reschkerampe“ die Runde. Um auf diese Namen zu kommen, bedarf es nicht der Phantasie eines ausgewiesenen Fachmanns, auf diese Spieler wäre die Putzfrau wohl auch noch gekommen.
Ob sie uns weiterhelfen können, steht auf einem anderen Blatt. Bleibt Badstuber fit, ist er mit Sicherheit eine Verstärkung für die löchrige Abwehr. Aogo ist als Platzhalter für Insúa gedacht und muss beweisen, ob er es noch einmal wissen will. Auf seiner Pressekonferenz in dieser Woche machte er auf mich einen aufgeräumten, intelligenten und auch motivierten Eindruck.
Dass nicht nur junge Spieler ein Risiko darstellen, sondern auch Ex-Nationalspieler hat der VfB mit Kevin Großkreutz jüngst ja selbst erfahren. Er blieb am Ende sportlich alles schuldig, was man sich vom Weltmeister erhofft hatte und war mit seinen 28 Jahren und seiner Verletzungshistorie längst ein Auslaufmodell.
Parallelen zu Badstuber und Aogo wären rein zufällig. Erik Durm soll der Nächste in der Reihe werden, auch er ist nur zu haben, weil er zuletzt viel verletzt war und er es in Dortmund schwer haben dürfte, den Anschluss wieder zu schaffen. Dass uns bei so viel (Verletzungs-)Risiko nicht am Ende doch noch die Jungen die Kohlen aus dem Feuer holen müssen…
Das Sportliche rückte durch den Wechsel auf dem Sportdirektoren-Posten erst einmal weit in den Hintergrund. Dabei stand letztes Wochenende bereits die erste Runde im DFB-Vereinspokal an.
Uns Allesfahrern wird gleich zu Beginn der neuen Runde viel abverlangt. Binnen sechs Tagen erst Cottbus, dann Berlin. Das Spiel mit der weitesten Entfernung der Pokalrunde wurde auf Sonntag, 18.30 Uhr gelegt, fanfreundlich geht anders.
Daher blieb, wollte man nicht kurz vor der polnischen Grenze auch noch übernachten, nur die Möglichkeit mit dem PKW oder dem Bus anzureisen. Ich entschied mich für die Busfahrt mit dem RWS Berkheim, verließ das Haus um 8 Uhr morgens und war montagmorgens gegen 6 Uhr zurück. Eigentlich bin ich ja zu alt für diesen Scheiß, aber, was tut man nicht alles für seinen Herzensverein und um jedes Mal dabei sein zu können.
Die beiden jüngsten Neuzugänge standen in Cottbus nicht zur Verfügung, Badstuber gesperrt, Aogo angeschlagen. Da Ailton mit Trainingsrückstand ebenfalls nicht mit in die Lausitz gereist war und sich zu allem Überfluss Timo Baumgartl nach dem Aufwärmen aufgrund von Schwindelgefühlen abmeldete, musste Hannes Wolf kurzfristig improvisieren.
Kapitän Gentner, eigentlich für die Bank vorgesehen, rückte in die Anfangsformation und Pavard, zunächst als Linksverteidiger gedacht, in die Innenverteidigung. Für ihn spielte Dženis Burnić auf der ungewohnten Position hinten links und zahlte bei seinem ersten Pflichtspiel für den VfB reichlich Lehrgeld.
Das Spiel begann für den VfB denkbar ungünstig. Bereits in der 6. Spielminute legte eben jener Burnić unfreiwillig für den Cottbusser Viteritti vor, der zur vielumjubelten Führung der Hausherren einschoss. Gut zwanzig Minuten später foulte der als alleiniger Sechser überforderte Ofori den Ex-VfBler Mamba, woraus der sehenswerte Freistoß zum 2:0 resultierte.
Beim ersten Gegentor wirkte die Abwehr wie ein Hühnerhaufen, bei zweiten ließ man sich per Sonntagsschuss düpieren, für einige Grund genug „Zieler raus“ zu schreien. Leute, habt ihr sie noch alle? Die Entscheidung des Trainers pro Zieler gilt es zu akzeptieren, das ständige Zieler-Gebashe und der Hype um Langerak helfen keinem weiter, am wenigsten dem VfB. Ein Torwart braucht das Vertrauen des Trainers und auch des Umfelds. Wird er vehement niedergemacht, ob im Stadion oder auch auf seiner Facebook-Seite, ist das kontraproduktiv und wird ihm nicht helfen, zu alter Stärke zurückzufinden.
Ich verstehe es ohnehin nicht, welchen Narren viele VfB-Fans an Langerak gefressen haben. Er war jahrelang die Nummer zwei in Dortmund und kam an Weidenfeller, der auch nicht gerade der Über-Torwart war, nie vorbei.
Dann wechselte er zum VfB, verletzte sich direkt und stand in der Abstiegssaison fast überhaupt nicht zur Verfügung. Ihm jetzt zugute zu halten, dass er dem VfB in der 2. Liga die Treue gehalten hat, ist für mich zu hochgegriffen. Welche Alternativen hatte er denn? Der VfB verkaufte jeden, für den er einigermaßen Geld bekam, für Langerak gab‘s demnach wohl keine Interessenten, wobei der VfB das Heft des Handelns sowieso selbst in der Hand hatte, weil dem Vernehmen nach alle Verträge für die 2. Liga Gültigkeit besaßen.
In der 2. Liga hatte Langerak, wie alle anderen auch, seinen Anteil am Aufstieg, mehr aber auch nicht. Alles andere als der Aufstieg wäre peinlich gewesen, so dass für mich keiner der Aufstiegsmannschaft in den Heldenstatus erhoben wird, schon gar nicht Langerak, der zwar auf der Linie stark ist, in der Spieleröffnung und Strafraumbeherrschung aber ähnliche Defizite wie Ulreich hat. Unvergessen seine Orientierungslosigkeit gegen Hannover 96, die uns die sicher geglaubte Herbstmeisterschaft gekostet hat.
Ins Spiel biss sich der VfB zurück und kam durch den auffälligen Brekalo und ein Eigentor der Cottbusser zum schmeichelhaften Ausgleich. Auch in der Folgezeit war der VfB weder tonangebend noch dem Viertligisten spielerisch überlegen. Selbst die Kondition schien bei den Brandenburgern besser zu sein als jene vom VfB, so dass sich eher der VfB ins Elfmeterschießen rettete als das die Cottbusser taten. In dieser Lotterie schließlich hatte der VfB das bessere Ende für sich und zog überaus glücklich in die nächste Pokalrunde ein.
Abgesehen von der Leistung vom VfB genoss ich diesen langen Trip, wenn man einmal von der zähen und langwierigen Heimfahrt absieht. Endlich wieder Stadion, ein volles Haus, freundliche Gastgeber und unzählige Freunde und Bekannte getroffen. Da wir direkt vor dem Gästeeingang aus dem Bus aus- und wieder einstiegen kann ich nicht beurteilen, ob es zu irgendwelchen unschöneren Szenen rund ums Stadion oder in der Stadt gekommen ist, gehört habe ich davon nichts. Nach dem Pokalsieg 1997 gegen eben jenen FC Energie entstanden ja einige Fanfreundschaften, so dass auch kein größerer Trouble zu erwarten war. Die Ordner am und im Block waren freundlich, Vollbier gab es auch, kein Grund zu klagen also.
Erstrundenspiele im Pokal, vor allem wenn es gegen Drittligisten oder einen gefühlten Drittligisten wie Energie Cottbus geht, sind immer schwer. Die Gegner stehen bereits voll im Saft während man selbst noch nicht weiß, wo man steht und ins Ungewisse startet. Hat man dann noch kurz vor dem Spiel solche Ausfälle zu beklagen und gerät aufgrund dieser Umstellungen früh in Rückstand, wird es ungleich schwerer. Dann ist das Publikum, das nach dem bezahlten Fußball lechzt, voll da und pusht sein Team nach vorne, so dass sich deren Jungs die Lunge aus dem Leib laufen.
Angesichts dieser Umstände bewerte ich das Auftreten von Cottbus nicht über. Auch Hertha BSC, der Gegner vom Samstag, hat am Montag in Rostock keine Bäume ausgerissen. In Berlin werden hoffentlich Badstuber, Baumgartl und Aogo zur Verfügung stehen, so dass das VfB-Spiel an Stabilität gewinnen sollte. Nach vorne haben wir ohnehin unsere Waffen, vor allem Brekalo macht schon den ganzen Sommer über einen hervorragenden Eindruck, auch A. Donis konnte in Cottbus nach seiner Einwechslung Akzente setzen.
Wichtig ist, dass im Verein Ruhe und Normalität einkehrt und alle an einem Strang ziehen. Es ist in meinen Augen weder förderlich, wenn von Vereinsseite Schindelmeisers Einkäufe diskreditiert werden und den Jungs somit ein Stück ihres Selbstwertgefühls genommen wird, noch ist es hilfreich, wenn Fans einen Reschke ablehnen, bevor er richtig angekommen ist, Zieler ablehnen, weil Langerak so süß ist, Aogo ablehnen, weil er in den letzten Jahren nichts gerissen hat und Badstuber ablehnen, weil er sowieso nur verletzt ist.
Ich gehe da pragmatisch ran, da ich an den Personalentscheidungen des Vereins sowieso nichts ändern kann und jedem Neuen eine faire Chance gebe, mich zu überzeugen, auch wenn ich im Vorfeld skeptisch sein sollte.
Noch immer ist mein großer Wunsch, dass beim VfB endlich Ruhe und Kontinuität einkehren und Hannes Wolf noch lange unser Trainer sein wird. Voraussetzung dafür wäre, dass er zu Michael Reschke ein ähnlich vertrauensvolles Verhältnis aufbaut, wie er es zu Jan Schindelmeiser hatte und die Verantwortlichen in der AG wegen möglicher schlechter Resultate nicht zu schnell die Nerven verlieren.
Der Start hat es schließlich in sich. Ausschließlich undankbare Aufgaben in den ersten fünf Spielen, in denen sowohl in die eine als auch in die andere Richtung alles passieren kann. So trifft den VfB eine mittlerweile schon unfassbare Verletzungsmisere zur denkbar ungünstigsten Zeit.
Ich bin sehr gespannt, wer in Berlin morgen alles auflaufen kann und wie sich das Team schlagen wird. Danach kommt Mainz mit einem sicherlich bis in die Haarspitzen motivierten Maxim, ehe es in die Turnhalle nach Gelsenkirchen geht. Diese Spiele sollten als erste Standortbestimmung dienen und aufzeigen, wie konkurrenzfähig der VfB nach dem Wiederaufstieg tatsächlich ist. Alles andere war Vorgeplänkel, lasset die Spiele beginnen!
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5. August 2017
Die gestrige Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Jan Schindelmeiser ist nicht mehr Sportdirektor beim VfB Stuttgart.
Auch ich war und bin es noch immer, fassungslos! Heute stehe ich, wie so oft in den letzten Jahren, am Scheideweg als Fan und frage mich, weshalb um alles in der Welt ich diesem Klepperlesverein Woche für Woche folge und nicht einmal dann von ihm lassen kann, wenn er mich zum x-ten bitterlich enttäuscht hat. Dann reift schnell die Erkenntnis, dass das einfach nicht geht. Der VfB ist nicht nur eine Handelskette, die man wechseln könnte, wenn sie einen verärgert, der Herzensverein ist mehr, eine Entscheidung fürs Leben, unabhängig von den handelnden Personen. Auf diese hat man, jetzt in der AG noch weniger als zuvor, keinen Einfluss und muss für sich das Beste draus machen. Was ich als Kunde (das sind wir doch schließlich) nicht machen muss, ist es, alles gutzuheißen und Leuten zu vertrauen, die für mich nichts anderes als ihren eigenen Vorteil und den Erhalt ihres Postens im Sinn haben.
Mit Schindelmeiser hatten wir zum ersten Mal seit Rolf Rüßmanns Zeit wieder einen Mann auf der Kommandobrücke, der den Job von der Pike auf gelernt hat. Nach Interimslösungen Magath und Briem/ Schneider folgten Azubis wie Heldt, Bobic und Dutt, die Manager spielen durften. Das sich auf die Fahnen geschriebene „Ausbildungsverein“ galt fortan nicht nur für die Spieler sondern auch die Sportdirektoren. Wohin uns dieser Stuttgarter Weg gebracht hat, ist bekannt.
Nach zähem Ringen (oder auch zaudern) präsentierte der Aufsichtsrat im Juli des vergangenen Jahres Jan Schindelmeiser als neuen Sportdirektor, weil man nach „reiflichen Überlegungen“ von ihm überzeugt gewesen sei, was schon damals aufgesetzt wirkte. Schließlich war Schindelmeiser direkt nach dem Abstieg schon frei gewesen und Dutts Aus kam ja auch nicht von heute auf morgen. So bekam dessen Verpflichtung das Gschmäckle, nicht erste sondern allenfalls vierte oder fünfte Wahl gewesen zu sein.
Derselbe Aufsichtsrat (angeblich ging der Daumen pro Entlassung ja von allen „einstimmig“ nach oben) mokiert sich nun ein Jahr später über die Arbeitsweise von Jan Schindelmeiser und darüber, dass seine Transferpolitik wirr und vogelwild sei und stark an seine letzte Zeit in Hoffenheim erinnere.
Abgesehen davon, dass man in Erfahrung hätte bringen können, worauf man sich mit Schindelmeiser einlässt, ist es doch so, dass der Sportdirektor am Ende allein den Kopf hinhalten muss.
Warum sollte Schindelmeiser seine Vorstandskollegen, die ihre Stärken im Finanz- und Marketingbereich haben, über jeden Gang bis ins kleinste Detail informieren? Wieso beansprucht dies überhaupt das Kontrollorgan Aufsichtsrat für sich? Hat dies und damit in erster Linie der e.V.-Präsident, der in der AG „nur“ noch im Aufsichtsrat sitzt, etwa noch nicht verinnerlicht? Ist es nicht in der Natur der Sache, dass der Sportvorstand das Handeln im sportlichen Bereich bestimmt? Dass es der Presse nicht in die Karten spielt, dass neuerdings im Verborgenen gearbeitet wird, liegt auf der Hand. Muss dann aber auch der Aufsichtsrat beleidigte Leberwurst spielen, wenn man ihn über angedachte Verpflichtungen nicht ständig auf dem Laufenden hält? Was soll Schindelmeiser den Wirtschaftsbossen, Fanvertreter und den Ex-Spielern Buchwald und Ohlicher, die Sportmanagement nur vom Hören Sagen kennen, ständig erzählen? Sind es nicht die Ergebnisse, die letztendlich zählen? Oder geht es mal wieder um Eitelkeiten, weil sich Herren, die „in freier Wildbahn“ als Alphatiere unterwegs sind, zurückgesetzt fühlen?
DAS Erfolgskonzept der letzten Monate war für mich eindeutig die gute Zusammenarbeit zwischen Sportdirektor und Trainer. Da diese zu Beginn seiner Mission mit Jos Luhukay nicht gut funktionierte, korrigierte Schindelmeiser dies und zog mit Hannes Wolf einen wahren Glücksgriff an Land. Noch immer hat(te) man den Eindruck, die beiden harmonierten prächtig und funken vor allem auf einer Wellenlänge, was die Kaderzusammenstellung angeht. Stück für Stück besorg(te) Schindelmeiser jene Puzzleteile, die Hannes Wolf fehlen, um die Mannschaft seiner Idealvorstellung näher zu bringen.
Für mich war die bisherige Transferpolitik schlüssig und nachvollziehbar. Als Verein, der selbst nach der Ausgliederung nicht auf Rosen gebettet ist, muss man sich im überhitzten Transfermarkt zunächst einmal hinten anstellen.
Noch immer, der Neymar-Wahnsinn verdeutlicht es, bedienen sich die Finanzstärksten bei anderen absoluten Top-Teams. Erst wenn deren Kader, von „oben nach unten“ stehen, kommt ein Aufsteiger wie der VfB an die Reihe.
Auch wenn viele schimpfen, weil unser Kader Anfang August noch nicht komplett ist, habe ich vollstes Verständnis dafür und kaue nicht nervös an meinen Fingernägeln. Es war noch nie so viel Geld im Kreislauf, noch nie wurden derart horrende Summen verlangt und bezahlt wie in diesem Transfersommer. Deshalb kann in alle Richtungen noch viel passieren.
Aus diesem Grund ließ mich auch die bislang erfolglose Suche nach Verstärkungen im Defensivbereich nicht verzweifeln, im Gegenteil, ich war davon angetan, dass man keinen sinnlosen Schnellschuss getätigt hat, nur um die Leute zu beruhigen.
Für mich hatte alles Hand und Fuß, was Schindelmeiser für den VfB geleistet hat. Wohltuend ruhig und sachlich wurde mehr gearbeitet als geschwätzt, Transfers wurden erst bekannt, wenn sie in trockenen Tüchern waren. Das kannte man vom VfB so seit Jahren nicht.
Weil man sich beim VfB mit Maulwürfen (vor allem im Aufsichtsrat) bestens auskennt, sind die Schindelmeiser zum Vorwurf gemachten Alleingänge sicherlich ein Stück weit notwendig gewesen, um das eine oder andere Geschäft im letzten Moment nicht noch zu gefährden.
Angeblich wurde Schindelmeiser darüber hinaus intern kritisiert, dass er es im Laufe des Jahres nicht geschafft habe, einen Kaderplaner einzustellen. Mit Verlaub, bei den vielen Hansels, die für viel Geld auf dem Wasen herum springen, ist da ein Kaderplaner derart wichtig, um sich deshalb mit seinem wichtigsten Mann zu überwerfen?
Wolf und Schindelmeiser bau(t)en das Team der Zukunft, Hitzlsperger und Kienle, sollten diesen zuarbeiten und dafür verantwortlich sein, dass es in naher Zukunft wieder Talente aus dem eigenen Nachwuchs in den Profikader schaffen. Da über Jahre im Nachwuchsbereich geschludert und vor allem in der Bobic-Ära viel Porzellan zerschlagen wurde und Koryphäen vergrault wurden, erfordert der Wiederaufbau Zeit.
Es kann Schindelmeiser nicht zum Vorwurf gemacht werden, dass das Potential des Nachwuchsleistungszentrums brach liegt und man noch nicht die erhofften Früchte erntet.
Schindelmeiser hat an einigen Stellschrauben gedreht, ob diese Änderungen Erfolg bringen oder nicht, lässt sich heute noch überhaupt nicht sagen. Jedenfalls löste er alte Seilschaften aus Bobic- und Dutt-Zeiten auf und installierte von unten bis hin zu den Amateuren neue Trainer. Das jahrelange Missmanagement im Nachwuchsbereich, das im Abstieg unserer Amateure und dem Fast-Abstieg der U19 gipfelte, lässt sich nicht binnen eines Jahres beheben. Dafür benötigt es Geduld, die man in der AG wohl nicht aufzubringen bereit ist. Wenn Schindelmeiser eines nicht konnte, dann, zaubern!
Mit den bislang getätigten Transfers kann ich nach den Eindrücken der beiden Trainingslager vollauf leben, wenngleich ich weiteren echten Verstärkungen natürlich auch nicht abgeneigt wäre.
Unsere Defensivprobleme der letzten Jahre werden mir zu sehr immer nur an der Viererkette festgemacht. Dabei geht es doch um das Defensivverhalten der gesamten Mannschaft! Mit Zieler, einem Torwart der ähnlich wie zuletzt Jens Lehmann dirigiert und seine Vorderleute stellt und einem durch die Verpflichtungen von Burnić und Mangala stärker gewordenen zentralen Mittelfeld, sehe ich uns auch ohne Verstärkung in der Innenverteidigung besser aufgestellt als in der Vorsaison.
Sollten diese beiden, zusammen mit Ebenezer Ofori, ihr Potential ausschöpfen und sich dem Bundesligafußball anpassen, könnte es für einen wie Christian Gentner schnell sehr eng werden. Im Trainingslager im Stubaital war ich von den dreien sehr angetan, vor allem was ihre technische Beschlagenheit, ihr Raum- und Spielverständnis und ihre Schnelligkeit angeht. Auf viele junge Spieler zu setzen, birgt natürlich Chancen und Risiken zugleich, da der Kader aber auch in der Breite derzeit nicht schlecht aufgestellt ist, wäre mir davor nicht bange.
Bis gestern sah ich in der Innenverteidigung Timo Baumgartl und Benjamin Pavard als favorisiert an und liebäugelte nach seiner starken Vorbereitung mit „Zimbo“ Zimmermann als rechtem Verteidiger.
Nun wurde, dem Vernehmen nach eskalierte wegen dieser Personalie der Streit zwischen Dietrich und Schindelmeiser, Holger Badstuber verpflichtet. Im letzten halben Jahr auf Schalke hat Badstuber keine Bäume ausgerissen, so dass ich, ähnlich wie es Jan Schindelmeiser auch gewesen sein soll, sehr skeptisch bin, ob uns dessen Verpflichtung weiter bringt.
Entweder man vertraut der bisherigen Innenverteidigung bedingungslos und baut sie auf, oder man holt jemanden, der sofort unumstrittener Stammspieler werden soll. Dann aber präsentiere ich keine halbgare Lösung mit einem Spieler, bei dem man nach jedem Zweikampf Angst haben muss, dass er liegen bleibt und länger ausfällt.
Auf dem Fan-Abend letzte Woche Freitag in Neustift im Stubaital hatte ich Gelegenheit, mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden und e.V.-Präsidenten Wolfgang Dietrich zu sprechen.
Eine Sache brannte mir unter den Nägeln, nämlich, jener Artikel von Gunter Barner in den Stuttgarter Nachrichten vom 18.07.2017, in dem er, damals zur allgemeinen Verwunderung, von atmosphärischen Störungen zwischen Schindelmeiser und den AG-Kollegen berichtete.
Ich fragte ihn also direkt, ob etwas dran sei und ob man sich um Jan Schindelmeiser sorgen müsse. Dies verneinte er! (!)
Ich war schon auf einigen Fan-Abenden und hänge meist Dinge, die ich dort erfahre, nicht an die große Glocke. Über Kevin Großkreutz in Lagos, kein Wort, Ehrenwort! .
Aber hier, sorry für die deutlichen Worte, fühle ich mich jetzt doch verarscht. Ich bin bei weitem nicht so blauäugig zu glauben, dass man mir bei solchen Anlässen alles auf die Nase binden würde, aber, es gibt diplomatischere Kandidaten, Veh war zum Beispiel so einer, die, wenn es ans Eingemachte geht, eben sagen, „darüber kann ich nichts sagen“ oder einen zwischen den Zeilen an seinen Gedanken teilhaben lassen.
Barner kanzelte er im Gespräch ab, „der habe zwei, drei Spielerberater angerufen, die momentan beim VfB nicht zum Zuge kämen und daraus sei dieser Artikel resultiert. Es wäre normal, dass auch mal kontrovers diskutiert werden würde, am Ende zögen jedoch alle an einem Strang.“
Danach erkundigte ich mich noch nach dem Stand der Verpflichtung eines neuen Innenverteidigers bzw. ob auf jeden Fall noch einer kommen würde. Das relativierte er und meinte, man wolle Jungs wie Pavard (dessen großartiger Dankespost an Jan Schindelmeiser hier https://www.facebook.com/BenjaminPavardOfficial/posts/1336949399734018) und Baumgartl den Weg nicht um jeden Preis versperren und sie in ihrer Entwicklung bremsen. Ich fragte dann, ob Hannes Wolf das genau so sieht, was er bejahte und mich beruhigte!
Dietrich brachte dann von sich aus den Namen Neven Subotic ins Spiel, den viele fordern würden, den er aber nicht wolle, weil er vermutlich zu satt sei und bereits fast alles gewonnen habe. Der VfB brauche hungrige Spieler, die Mentalität mitbringen und sich mit dem Verein zu 100% identifizieren.
Irgendwie plausibel, zumal ich, siehe oben, auch in der jetzigen Besetzung keine übergroßen Bauchschmerzen bekäme. Plausibel zumindest dann, wenn nicht eine Woche später Holger Badstuber als die neue Innenverteidiger-Hoffnung präsentiert worden wäre. Der hat noch mehr gewonnen als Subotic, ist gleich alt, nur um einiges verletzungsanfälliger. Ob Schindelmeiser Badstuber unbedingt wollte und Dietrich nicht, oder umgekehrt, da gehen die Berichte auseinander. Selbst, sollte Schindelmeiser sich durchgesetzt haben und ihn gegen den Willen des Aufsichtsratsvorsitzenden geholt haben, wäre zu hinterfragen, weshalb Schindelmeiser dann nicht vorher entlassen wurde, wenn sich daran der Streit entlud. Eine klare Linie jedenfalls sieht anders aus!
Hätte ich mir also sparen können, das Gespräch, aber, hinterher ist man halt immer schlauer. Über die Gründe des Rausschmisses wird man wohl nie die Wahrheit, vor allem die von beiden Seiten, erfahren, so dass uns Fans und Bloggern nichts anderes übrig bleibt, fleißig mit zu spekulieren, zumal das Vertrauen in die Vereinsführung auf einem neuerlichen Tiefpunkt angekommen ist.
Mein Eindruck über diesen Präsidenten verfestigt sich immer mehr. Er, der Kandidat des Aufsichtsrats musste kommen, um die Ausgliederung durchzudrücken und mit eisernem Besen zu kehren, stets im Interesse der Sponsoren und damit in erster Linie denen von Daimler Benz. Die Schindelmeiser zur Last gelegten Alleingänge können auch in die Richtung interpretiert werden, dass sich so mancher auf den Schlips getreten fühlte, weil er nicht bis ins letzte Detail in die Vorgänge involviert war.
Schindelmeiser soll es auch sauer aufgestoßen sein, dass Dietrich so offensiv verkündet, man wolle schon bald die Nummer drei in Deutschland hinter den Bayern und dem BVB sein und in sehr naher Zukunft bereits die Championsleague-Plätze anpeilen. Natürlich sitzt es in einem Geschäftsmann drin, dass man sich hehre Ziele setzen muss, um überhaupt welche zu erreichen. Doch, da trennt sich nun mal die Spreu vom Weizen. Schindelmeiser kommt aus dem Fußball und weiß, dass man als Aufsteiger erst einmal gut daran tut, kleinere Brötchen zu backen. Der letzte Präsident, der von der Championsleague träumte, „führte“ uns schließlich in die 2. Liga.
Für mich hat Schindelmeiser bis dato alles richtig gemacht. Auch die Philosophie, mit hochkarätigen Leihspielern, die man sonst nicht bekommen würde, eine schlagkräftige Truppe zu formen, ist für mich so lang legitim, so lang der Trainer dazu bereit ist, jedes Jahr ein neues Team zu formen. Da es Hannes Wolf offensichtlich eine große Freude bereitet, mit jungen entwicklungsfähigen Spielern zu arbeiten und sie von Tag zu Tag besser zu machen, sehe ich nichts Verwerfliches daran, hungrige Spieler auszuleihen.
Insgesamt stelle ich Schindelmeiser daher ein herausragendes Arbeitszeugnis aus und stelle fest, dass er im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten das Beste für den VfB herausgeholt hat. Seine ruhige Art, seine Geduld, seine Politik der kleinen Schritte wirkten wohltuend auf mich nach dem Größenwahn der letzten Jahre. Schindelmeiser war der Einzige, dem man blind sein Geld anvertrauen hätte können und bei dem man sich sicher sein konnte, dass er verantwortungsvoll damit umgeht.
In der endlosen Ausgliederungsdebatte waren Hannes Wolf und er das Faustpfand, wie oft hörte man im Vorfeld der Abstimmung Stimmen wie „der schmeißt die Kohle nicht zum Fenster raus“. Ich warnte, wie die anderen Ausgliederungskritiker auch, nicht zu kurz zu denken und die Entscheidung für oder wider Ausgliederung nicht an derzeit handelnden Personen festzumachen, weil diese schneller weg sein könnten, wie man gucken kann. Ich schrieb damals, “dieser Vereinsführung traue ich nicht über den Weg” und fühle mich heute (leider) so etwas von bestätigt.
Wie jetzt deutlich wurde, wurde Schindelmeiser mit Kalkül vor den Ausgliederungskarren gespannt, um ihn kurze Zeit später zu entlassen. Dass die Zerwürfnisse nicht von jetzt auf gleich entstanden sind sondern schon seit dem Winter schwelen, hat der offenbar von Vereinsseite offenbar gut unterrichtete Gunter Barner ja geschrieben.
Viele, die pro Ausgliederung gestimmt haben, fühlen sich nun vor den Kopf gestoßen, siehe nur die bislang knapp 2.500 Kommentare auf der VfB-Facebook-Präsenz unter dem Infopost zur Entlassung von Schindelmeiser.
Auf uns Kritiker wollte ja keiner hören, wenigstens muss ich mir selbst jetzt nicht den Vorwurf machen, mich von der Euphoriewelle und gerade einmal bis zur Abstimmung elf Monaten vernünftigen Wirtschaftens geleitet lassen zu haben.
In der Ausgliederungsdebatte hatte ich Vergleiche zu Trumps Wahlkampf in den USA gezogen, „make VfB great again“. Die VfB-Veranstaltungen wirkten wie Jubel-Wahlkampfpartys, gekrönt von der außerordentlichen Mitgliederversammlung, die statt einer ernsthaften Debatte zu einem wichtigen Thema zu einer Aufstiegs-Nachfeier verkam. Ich bekomme heute noch Schaum vor den Mund, wenn ich an diesen Tag zurückdenke.
Nun geht es gerade so im Trump-Style weiter, indem man Personal, das einem zu groß und zu unbequem wird, von heute auf morgen vor die Tür setzt und Kritiker wie kleine Jungen da stehen lässt.
Den Vorwurf, dass Schindelmeiser zuletzt mehr und mehr eine One-Man-Show betrieben habe, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich bezweifle jedoch, dass das das Gremium, das den Daumen schließlich senkte, uneingeschränkt konnte, so dass unterm Strich eine persönliche Geschichte zwischen Dietrich und Schindelmeiser zu vermuten ist, aus deren Machtkrieg nun mal Dietrich als Sieger hervorgeht.
Dass Schindelmeiser erst im Juli und nicht schon nach der Aufarbeitung der letzten Saison und vor Beginn der heißen Phase des Transfermarkts demontiert wurde, hat eine logische Erklärung! Zunächst einmal musste mit ihm noch die Ausgliederung durchgedrückt werden, danach bestand eine einmonatige Frist, in der gegen die Ausgliederung hätte geklagt werden können. Nachtigall, ick hör dir trapsen.
Jan Schindelmeiser hatte noch Vertrag bis 2019, so dass den VfB die Entlassung einiges an Abfindung kosten dürfte, Geld, das anderer Stelle fehlt.
Bereits heute wurde Schindelmeisers Nachfolger verkündet. Es handelt sich um keinen geringeren als Michael Reschke, DAS Superhirn schlechthin bei den Bayern und mit einem exzellenten Ruf ausgestattet. Bevor er von den Bayern abgeworben wurde, war Reschke zehn Jahre lang Manager bei Bayer 04 Leverkusen und dort für zahlreiche namhafte Transfers verantwortlich.
Da Reschke seinen Dienst erst Ende August antreten wird, ist vorher auch kein Statement von ihm zu erwarten, wie er seine neue Aufgabe anzugehen gedenkt. Ich bin sehr gespannt, für welche Philosophie er stehen und wie sein Zusammenspiel mit Hannes Wolf aussehen wird. Ich hoffe, es „funkt“ zwischen beiden, nicht dass uns in Kürze noch ein Trainerwechsel ins Haus steht.
Bislang war Reschke eher der Mann, der im Hintergrund die Strippen zog. In Leverkusen war Rudi Völler der Front-Man, bei den Bayern Sammer. Hier wird es spannend werden, wie er sich im Rampenlicht geben wird, das, wie man hört, ja nicht so Seines sein soll.
Zudem muss Reschke beim VfB aus wenig viel machen. Diese Philosophie verinnerlichte Schindelmeiser wie kaum ein zweiter. Reschke war bislang verwöhnt von Bayer- und Bayern-Millionen, so dass es mich nicht beeindrucken kann, wenn er es hinbekam, Leno und Schürrle zu Bayer oder Douglas Costa zu den Bayern zu transferieren.
Gibt es eigentlich im Netz irgendwo einen Ausgliederungszähler? Von den 41,5 Millionen Euro, die man vom Daimler erhielt, dürfte nach Abzug der Renovierungsarbeiten am Clubgelände, den Transfers, der Schindelmeiser-Abfindung und dem Reschke-Gehalt nicht mehr viel übrig sein. Reschke, den Guardiola gerne zu Manchester City mitgenommen hätte, war sicherlich nicht billig zu haben. Möglicherweise wird gar noch eine Ablösesumme an die Münchner Bayern fällig. Man wäre geneigt zu sagen, dieser Schuss muss jetzt sitzen. Doch, wir haben ausgegliedert, die Musik spielt in der AG und dort hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus. So wird es eben jetzt mal mit Reschke versucht, der sich selbst als Teamplayer beschreibt und es ja beherzigen sollte, Papa Wolfgang stets auf dem Laufenden zu halten, wenn nicht, wird dieser nämlich sauer und die AG hat die nächste Abfindungsforderung an der Backe. Manche Dinge ändern sich halt nie!
Noch immer bin ich nur entsetzt darüber, wie man zwei Wochen vor Bundesligabeginn ein solches Fass aufmachen und das Sportliche weit in den Hintergrund rücken kann. Ich hoffe, das Team um Hannes Wolf sieht dies professionell und lässt sich nicht davon beeindrucken. Nicht, dass er eines Tages, zermürbt vom Irrenhaus VfB, auch noch den Bettel hinschmeißt.
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29. Juni 2017
Obwohl schon seit Jahren immer mal wieder damit zu rechnen war, dass Alexandru Maxim den VfB verlässt, schlug die Vollzugsmeldung seines Wechsels zum 1. FSV Mainz 05 dann doch ein wie eine Bombe.
Weite Teile der Fangemeinde sind empört, den besten Fußballer in Reihen des VfB für vergleichsweise schlappe drei Millionen Euro Ablöse zu einem direkten Ligakonkurrenten ziehen zu lassen. Vielen klingen dabei noch die Versprechungen der Ausgliederungs-Propaganda in den Ohren, dass es im Falle einer Ausgliederung wieder gelänge, Spieler zu halten und man nicht gezwungen sei, diese aus wirtschaftlichen Beweggründen zu verkaufen.
Wenn man sieht, wie selbst Top-Spieler bei Top-Vereinen, wie derzeit zum Beispiel Lewandowski und Aubameyang, den Aufstand proben und ihren Abgang provozieren wollen, wird deutlich, dass es sich bei o. a. Aussagen um Wählerfang handelte und diese in der Realität nicht einhaltbar sind.
Beim Verkauf von Alexandru Maxim handelt es sich jedoch nicht um eine wirtschaftliche Notwendigkeit, man wollte den Spieler schlicht nicht um jeden Preis halten! Und warum? Darum! Hannes Wolf steht auf andere, laufstärkere, Spielertypen, die reinen „10er“ sterben im modernen Fußball mehr und mehr aus. Ich hatte kürzlich noch geschrieben, dass es gut sei, einen wie Maxim in der Hinterhand zu haben, weil er als Einwechselspieler schnell auf Betriebstemperatur ist und die Fähigkeit hat, einem Spiel in kürzester Zeit seinen Stempel aufzudrücken. In dieser Rolle war er in dieser Saison wertvoll, in dieser war er auch 2015 unter Huub Stevens DER Trumpf im Abstiegskampf, unvergessen sein geniales Zuspiel auf Daniel Ginczek in Paderborn.
Doch auf Dauer wollte und konnte Maxim sich mit der Joker-Rolle nicht anfreunden. Er war bitter enttäuscht, dass er nach Didavis Abgang zwar die „10“ auf dem Rücken trug, dies jedoch für sein Empfinden zu oft nur auf den Recaro-Sitzen der Ersatzbank. Nach außen blieb er zwar ruhig, innerlich brodelte es aber mit Sicherheit gewaltig. Schon deshalb, um kein unnötiges Pulverfass in die neue Saison hinein zu schleppen, ist die Trennung zum jetzigen Zeitpunkt richtig.
Meist nur mit Wut im Bauch, zeigte er, was in ihm steckt, so zuletzt nach Manés Verletzung im Aufstiegskampf. Da war er, nach einer Phase, in der er wochenlang nicht einmal im Kader stand, DER Hoffnungsträger und hat die Erwartungen erfüllt. Ein Tor wie jenes in Bielefeld machen ganz wenige Fußballer, besondere Fähigkeiten spreche ich ihm daher auch gar nicht ab. Ansonsten lieferte er seine besten Spiele meist als Joker ab.
Sein großes Manko während seiner VfB-Zeit war, dass er es nie schaffte, Konstanz in seine Leistungen zu bringen. Hannes Wolf sprach es schon kurz nach seiner Amtsübernahme an, dass sich Maxim zu lang an guten Szenen berauschen und danach zu wenig am Spiel teilnehmen würde. Diesen Schlendrian trieb ihm keiner seiner vielen Trainer (Labbadia, Schneider, Stevens, Veh, Stevens, Zorniger, Kramny, Luhukay, Janßen, Wolf) aus. In seinen viereinhalb Jahren beim VfB absolvierte Maxim von 153 möglichen Spielen gerade einmal 116, wovon er nur in 75 vom Kicker überhaupt benotet werden konnte und es dabei auf einen eher mäßigen Schnitt von 3,5 brachte.
Da Hannes Wolf ein Trainer ist, der keine Stammplatzgarantien ausspricht und bei dem man sich Tag für Tag im Training neu beweisen und aufdrängen muss, wählte Alexandru Maxim (mal wieder) den Weg des geringsten Widerstands und ergreift lieber die Flucht. Wenn etwas aus den viereinhalb Jahren Maxim beim VfB hängen bleibt, außer dass er tatsächlich ein begnadeter Fußballer ist, dann doch das, dass immer dann, wenn es für ihn schwierig wurde, sein Berater Herbert Briem auf der Matte stand und man, wie bspw. in Lagos 2015, täglich mit der Meldung seines Abgangs rechnen musste.
Maxim kam als junger Kerl zum VfB in ein fremdes Land, in eine neue Welt. Da Profifußballer meist verhätschelt werden und ihnen fast alles abgenommen wird, sah er sich nicht einmal veranlasst, die Sprache seiner neuen Heimat richtig zu erlernen. Natürlich wird beim VfB entgegnet werden, er „verstehe alles ganz gut“, doch ich finde, das ist ein bisschen wenig. Bringt man sich in einer neuen Umgebung ein, passt man sich den Gepflogenheiten an und versucht in der Landessprache zu kommunizieren. Nach viereinhalb Jahren müsste diese auch bei einem durchschnittlich begabten Menschen sitzen.
Sieht sich einer dazu partout nicht genötigt, erweckt er nach außen unweigerlich den Eindruck, auf gepackten Koffern zu sitzen und den VfB nur als eine Durchgangsstation anzusehen. Daher sehe ich den Abgang von Maxim recht emotionslos und werde ihm sicherlich auch keine Träne nachweinen. Das ist das Geschäft, da sind selbst viereinhalb Jahre „Vereinstreue“ nicht mehr ganz so selbstverständlich. Spieler kommen und gehen, der VfB Stuttgart, das sind wir!
Dass bei Maxim zudem der Lebenswandel nicht immer dem eines Muster-Profis entsprochen hat, tut in der Nachbetrachtung und bei der Ursachensuche, weshalb ihm der ganz große Durchbruch beim VfB verwehrt blieb, sein Übriges. Als Feierbiest, jüngst bei der Aufstiegsparty tanzend und mit der Bierflasche in der Hand in seinem Element befindlich, trat er gerne in Erscheinung, weshalb ihm vermutlich die Kondition auf dem Platz fehlte und er, wenn er denn von Beginn an ran durfte, in der zweiten Halbzeit stets abbaute und nur noch selten etwas von ihm zu sehen war.
Zudem verhindert sein Phlegma den Schritt zu einem Spitzenspieler. Er erweckt einen für sein Alter sehr unselbständigen Eindruck und bräuchte den regelmäßigen Arschtritt, um von seiner Selbstverliebtheit wegzukommen.
Er ist einer jener Spielergeneration, die in jungen Jahren ein Schweinegeld „verdient“ und es überhaupt nicht einsieht, mehr zu machen, um sich stetig zu verbessern. Er lebt auch so seinen Traum sich alles leisten zu können und nebenher noch ein wenig Fußball zu spielen. Tagsüber ein fettes Auto zu fahren und nachts der Partykönig zu sein, das genügt vielen Profis heutzutage, die dann den nächsten Schritt eben nicht schaffen. Dieses Phänomen soll selbst schon bei unseren Amateuren, natürlich im kleineren Stil, um sich gegriffen haben, so dass man sich auch nicht zu wundern braucht, dass seit Jahren nichts nachkommt. Erst seit Schindelmeiser und Wolf das Zepter schwingen, wird auch da wieder leistungsorientierter gearbeitet und es findet eine regelmäßige Auslese statt. Diese Mentalität, der, wenn man es hart ausdrückt, Leistungsverweigerung, zog sich (zu) lange durch den Verein, so dass es nur logisch ist, sich auch von topbegabten Spielern zu trennen, die es an der Einstellung vermissen lassen.
Maxim steht mit dem Wechsel zum selbsternannten Karnevalsverein am Scheideweg. Die Luftveränderung wird ihm sicher gut tun, es ist ihm zu wünschen, dass er erkennt, worauf es ankommt und nicht einfach wie bisher weiter macht. Die Mainzer werden sich sicherlich um ihn kümmern müssen und dürfen ihn nicht sich selbst überlassen. Hat er eine Vertrauensperson im Verein, die ihm zum richtigen Zeitpunkt die Leviten liest und zu gegebener Zeit auch Streicheleinheiten zukommen lässt, könnte Mainz sehr viel Freude an ihm haben.
Mainz dürfte Maxims letzte Chance sein durchzustarten und sich für in eine tragende Rolle in der rumänischen Nationalmannschaft zu empfehlen. Auch dort spielte er bislang nur eine Nebenrolle! Es liegt einzig und allein an ihm, was er noch aus seiner Karriere herausholt. Die fußballerischen Fähigkeiten hat er in jedem Fall, bei allem anderen, was dazu gehört, hapert es gewaltig.
Sein herzliches Naturell und seine kindliche Freude werde ich sicherlich ein wenig vermissen, sehe es aber positiv, dass Schindelmeiser und Wolf bei keiner Personalie groß herumeiern, sondern Tatsachen schaffen (wie bei Großkreutz und einigen weiteren Abgängen ja auch).
Ich kann es mir durchaus vorstellen, dass Maxim in Mainz einschlägt, was jedoch nicht automatisch bedeuten würde, dass dies beim VfB genauso gewesen wäre. In Stuttgart war viel eingefahren um nicht zu sagen zerfahren, in Mainz hingegen hat Maxim die Chance zu einem radikalen Neubeginn, und kann unbelastet in einem neuen Arbeitsumfeld starten.
Eigentlich ist es ein Jammer, wie wenig er beim VfB aus seinen Möglichkeiten gemacht hat. Wenn viele dem VfB jetzt mangelnde Dankbarkeit ihm gegenüber vorwerfen, bin ich eher verärgert darüber, dass er so selten funktioniert hat, wie man es bei seinem Gehalt hätte erwarten können müssen.
Viele seiner Fans argumentieren zum Vorwurf, dass er kein Trainingsweltmeister sei und gerne mal nachts um die Häuser zieht, dass dies ja egal wäre, wenn denn die Leistung auf dem Platz stimmt. Zum einen hat die Leistung zu selten wirklich gestimmt, zum anderen lebt der Mannschaftssport von Regeln, an die sich JEDER zu halten hat. Der Trainer bekommt schnell ein Autoritätsproblem, wenn er immer nur bei den gleichen ein Auge zudrückt.
Über die Höhe der Ablöse, für die man im heutigen Fußball kaum ein vielversprechendes Talent bekommt, kann sicher diskutiert werden. Auf der anderen Seite spart sich der VfB sein beträchtliches Gehalt und Maxim macht Platz für einen unverbrauchten Neuzugang. Nüchtern betrachtet ist Maxim als Zweitliga- und nur sporadischer rumänischer Nationalspieler auch nicht mehr wert.
Viele Fans schmerzt sein Abgang für dieses Nasenwässerchen auch in erster Linie deshalb, weil Maxim Publikumsliebling war und mit seinem Lächeln vor allem die Damenwelt zu verzaubern wusste. Dass er seine Rolle, zumindest nach außen, scheinbar klaglos hingenommen, nie ein schlechtes Wort über den VfB und seine Fans verloren hat und dem VfB auch nach dem Abstieg treu geblieben war, wird ihm (zu Recht) hoch angerechnet.
Nach wie vor habe ich vollstes Vertrauen in Jan Schindelmeiser und Hannes Wolf, dass sie uns in eine erfolgreichere Zukunft führen werden. Daher beteilige ich mich auch nicht an der aufkommenden Panik, weil noch fast keine Neuzugänge unter Dach und Fach sind.
Der Transfermarkt ist derzeit überhitzt wie noch nie. Selbst Spieler von den allergrößten Vereinen proben den Aufstand, um für ein Vielfaches ihres ohnehin schon viel zu hohen Verdienstes, die Farben zu wechseln. Hier gilt abzuwarten, wer tatsächlich auf die Insel oder nach China wechselt und welche Vereine dann erst einmal Ersatz benötigen. Da ist dann eher noch zu befürchten, dass uns Korsettstangen, die für die neue Saison fest eingeplant waren, weg gekauft werden.
Von oben nach unten werden sich die Vereine bedienen, so dass sich der VfB zunächst hinten anstellen muss, zumindest, wenn es um bekannte, erfahrene Spieler geht. Richtig Bewegung in den Transfermarkt dürfte kommen, wenn die U21-EM und der Confed-Cup beendet sind und die Vereine nächste Woche ihre Arbeit wieder aufgenommen haben. Ich hoffe es zwar, dass bis zum Trainingsauftakt noch das eine oder andere neue Gesicht präsentiert wird, verliere aber auch nicht die Nerven, wenn dem nicht so ist. Das Transferfenster ist bis Ende August geöffnet, ich habe vollstes Vertrauen in Jan Schindelmeiser, dass wir spätestens bis dahin eine konkurrenzfähige Truppe am Start haben werden.
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