Zwei Punkte aus drei Spielen in dieser Todesgruppe! Man schnalzte ja schon bei der Auslosung mit der Zunge, als uns die Glücksfee mit dem FC Kopenhagen, Steaua Bukarest und Molde FK die Creme de la Creme der diesjährigen Europaleague-Saison zugelost hatte. Nach Halbzeit der Gruppenphase hat der VfB immerhin erst einmal verloren und blieb demzufolge in zwei von drei Spielen unbesiegt! In Anbetracht der beinahe unlösbaren Aufgaben wurde von Trainer und Manager schon vor dem schweren Spiel in Molde, trainiert von Bayern-Alptraum Solskjaer, an die Mannschaft und die Öffentlichkeit das Signal gesendet, sich mal lieber auf die Bundesliga zu konzentrieren, anstatt sich irgendwelchen Träumereien hinzugeben und ernsthaft in dieser Gruppe an ein Weiterkommen zu glauben.
*Ironiemodus aus*
In Molde (wenigstens wissen wir jetzt, wo das liegt) nahm die Mannschaft diese Botschaft auf und verlor mehr oder weniger sang- und klanglos 0:2. Gegen biedere Dänen aus Kopenhagen schickte Labbadia zwar die auf dem Papier derzeit stärkste Mannschaft ins Rennen. Mehr als ein torloses Remis gab es aber auch hier nicht zu ernten. Einmal mehr ging dem VfB Torgefahr fast gänzlich ab, einmal mehr schaffte es der VfB nicht, eine gut organisierte Defensive durch schnelles Spiel auszuhebeln. Insgesamt war der Auftritt zu pomadig, trist, den äußeren Verhältnissen angepasst. Fredi Bobic meinte ja schon gegen Bukarest, angesprochen auf den geringen Zuschauerzuspruch, „die Europa League werde vom Stuttgarter Publikum nicht angenommen“. Und, er sollte Recht behalten. 15.300 zahlende Zuschauer gegen den dänischen Traditionsclub FC Kopenhagen, von dem William Kvist im letzten Jahr zum VfB wechselte. Wie viele Besucher es tatsächlich waren? Ich denke, noch einige weniger. Zu unattraktiv die Anstoßzeit um 21.05 Uhr unter der Woche, zu herbstlich das Wetter, zu gering die eigenen Ambitionen, zu wechselhaft die Leistungen der Herren Profis, zu wenig vergnügungssteuerpflichtig derzeit der Fußball unseres VfB. So hatte sicherlich jeder, der weg blieb seine Gründe und auch nicht viel falsch gemacht.
Der VfB war zwar spielbestimmend, ließ selbst fast überhaupt nichts zu und hätte in ein, zwei Situationen auch einen Elfer bekommen können, vielleicht auch müssen. Dennoch entschuldigt das für mich nicht das einfallslose Gewürge auf dem Rasen. Die „Roten“ hatten mehr Ballbesitz und setzten sich, speziell in der 2. Halbzeit, vermehrt über die Außen das ein oder andere Mal durch. Jedoch, entweder es kam der letzte Pass nicht an oder die Flanken landeten bei den Dänen oder gingen ins Nirgendwo.
Unserer Mannschaft merkt man keine Spielfreude an, der Fußball wird mehr gearbeitet denn gespielt, was sich auch im Zuschauerzuspruch widerspiegelt. Es wird lediglich das Pensum abgespult und darauf gehofft, das erlösende Tor möge irgendwann fallen, dass man, Labbadia-O-Ton, am Ende einen dreckigen 1:0-Sieg verbuchen kann und damit wenigstens die Punkteausbeute passt. Von Spielfreude oder gar Spielkultur, die eignen würden den Funken vom Rasen auf die Ränge überspringen zu lassen, ist im Herbst 2012, wenn überhaupt, nur ansatzweise etwas zu sehen. Nach einem ordentlichen Auftritt wie in Hamburg wird man umgehend wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Das Team wirkt mir auch nach zwei Monaten Spielbetrieb in der noch jungen Saison wenig stabil, auch eine Weiterentwicklung ist nicht erkennbar. Trostlose Nullnummern sind ebenso wenig ausgeschlossen, wie Klatschen a` la Bayern oder Hoppenheim. Ich bin gespannt, welches Gesicht die Mannschaft am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt zeigen wird oder ob sie uns gar eines präsentiert, das wir in dieser Saison noch überhaupt nicht gesehen haben. Es wird nicht einfacher werden. Die Eintracht ist sensationell gestartet und derzeit Bayern-Jäger Nummer 1. Im Gegensatz zum VfB haben sich die Hessen im Rahmen ihrer Möglichkeiten hervorragend verstärkt und für kleines Geld Top 2. Liga-Spieler verpflichtet, Dazu verfügen sie über ein großes Reservoir an Eigengewächsen wie Jung und Rode, die bereits jetzt in den Dunstkreis der Nationalmannschaft gerieten und in Alex Meier über einen hervorragenden Goalgetter. Armin Veh scheint von seinem hohen Ross, auf dem er nach dem Meistertitel mit dem VfB gesessen hat, herunter gestiegen zu sein und macht bei der Eintracht aus der (finanziellen) Not eine Tugend und liefert bislang hervorragende Arbeit ab.
Beim VfB fällt leider Torun, der gegen Kopenhagen in der 2. Halbzeit ein Aktivposten war, erneut drei Wochen lang aus, zudem sind Sakai und Gentner fraglich, sollen aber spielen können. Es wird einmal mehr ein richtungsweisendes Spiel für den VfB werden. Nach zuletzt sieben Punkten in Folge in der Bundesliga könnte sich der VfB ans obere Tabellendrittel heran pirschen, bei einer Niederlage andererseits würde der Heimkomplex anhalten und ein weiterer Absturz in der Tabelle drohen, in Anbetracht der kommenden Spiele in Dortmund, gegen Hannover und in Mönchengladbach.