27. Januar 2020
Bereits kurz nach dem bitteren Abstieg in der Alten Försterei im letzten Mai, kam ich zu der Erkenntnis, „dann klappt es endlich mal wieder mit dem Wintertrainingslager“. Die zweite Liga startet später ins Jahr, so dass der VfB-Tross erst Mitte Januar und nicht schon kurz nach Neujahr, wo ich schlecht Urlaub nehmen kann, in südliche Gefilden aufbricht.
Als Mitte Oktober langsam durchsickerte, dass es nach Marbella gehen würde, nahmen die Planungen an Fahrt auf. Ursprünglich zu siebt buchten wir eine Ferienwohnung mit fünf Schlafzimmern und zwei Bädern sowie die Flüge nach Málaga. Nachdem bedauerlicherweise zwei Mitstreiter den Trip absagen mussten, waren wir nur noch zu fünft, Konsequenz, aus dem 9er-Busle wurde ein geräumiger Kombi, in den wir uns bei den geplanten Ausflügen hineinzuzwängen hatten.
Tag 1: Ab in den Süden, der Sonne hinterher
Das Team reiste bereits Freitags an, wir Samstags. Erfahrungsgemäß verpasst man am ersten Tag nicht viel, da oft noch am Clubgelände trainiert, gemeinsam zu Mittag gegessen und erst am Nachmittag der Flieger bestiegen wird. Anders diesmal, die Mannschaft flog bereits früh am Morgen und absolvierte schon nachmittags das erste Training auf den La Quinta Football Fields.
Wir starteten Samstags gemütlich in den Tag, hob der motorisierte Vogel doch erst um 16.30 Uhr ab, so dass sich unsere Reisegruppe zur Stärkung und Einstimmung im Echterdinger Brauhaus versammelte. Von dort waren es inklusive Fußweg und Fahrzeit mit der S-Bahn keine 10 Minuten zum Flughafen Stuttgart. Dort angekommen stellten wir zunächst einmal fest, dass wir unseren Trip nicht in der Hauptreisezeit durchführten. Gelinde gesagt habe ich den Stuttgarter Flughafen noch nie so leer erlebt, wie an jenem Samstag. Leer, aber nicht ganz leer, denn, wir trafen spätestens am Gate auf viele bekannte Gesichter. Kaum angekommen, wurden wir auch schon mit den obligatorischen Fischerhüten ausgestattet, die dieses Mal die Aufschrift „Official Schickimicki Supporters Club – Marbella 2020“ trugen.
Im Gegensatz zu den oft sehr überlaufenen Sommertrainingslagern ist man im Winter weitestgehend „unter sich“, man kennt sich, man schätzt sich und man hat jede Menge Spaß miteinander. Unsere Reisegruppe, bestehend aus vier Mann + „Puppe“, saß verstreut im Flieger, da Platzreservierungen bei Billigairlines mittlerweile extra berechnet werden und wir nun mal eben Schwaben sind. Zudem verbringen wir ja eine Woche auf relativ engem Raum miteinander, so dass diese zweieinhalbstündige Trennung zu verschmerzen war.
Soke, weithin bekannt als Stadionfotograf und seines Zeichens Groundhopper (siehe www.soke2.de), stellte einen Wochenplan auf, der jede Menge Fußballspiele beinhaltete, das erste bereits am Anreisetag um 21 Uhr. Planmäßige Landung war um 19 Uhr, danach galt es den Mietwagen und den Schlüssel für die Ferienwohnung zu organisieren, so dass das Vorhaben schon recht sportlich, bei optimalem Verlauf jedoch machbar, war.
Trotz Verzögerungen beim Mietwagenerhalt und der Suche nach der etwas versteckt gelegenen, verkehrsberuhigten Straße unserer Wohnung und eines Parkplatzes (In Marbella wie ein Sechser im Lotto!), lagen wir noch gut genug in der Zeit, um das Spiel besuchen zu können. Im Visier war das Copa del Rey Match des Lokalmatadoren Marbella FC, Drittligist im Ligasystem des spanischen Fußballs, gegen den Erstligisten Real Valladolid.
Das Estadio Municipal de Marbella liegt fußläufig zu unserer Wohnung, so dass es auch nicht tragisch gewesen wäre, hätten wir den Anpfiff verpasst. Immer den Flutlichtern hinterher, hieß es dann! Wir waren zwar nahezu pünktlich am Stadion, fanden jedoch keine Tickethäuschen vor, was, wie wir kurz darauf erfuhren, darin seine Ursache hatte, dass das Spiel restlos ausverkauft war.
Das schmucke Stadion fasst bei Fußballspielen gerade einmal 7.300 Zuschauer, hat in der Vergangenheit aber auch schon weit mehr ausgehalten. The Queen spielten 1986 auf der Magic Tour ihr vorletztes Konzert mit Freddie Mercury überhaupt, Prince gab sich dort die Ehre, ebenso der King of Pop, Michael Jackson, vor bemerkenswerten 28.000 Zuschauern.
Da Trübsal blasen nicht unser Ding ist, begaben wir uns in einen Pub gegenüber des Stadions, um begleitet von Stadionatmosphäre auf die erfolgreiche Anreise und die bevorstehende Woche anzustoßen.
Dort trafen wir auch die Jungs vom ersten oberfränkischen VfB-Fanclub „Rauhe Ebrach“ wieder, die mit uns im Flieger saßen. Sie hatten von einem Erlebnis der besonderen Art zu berichten, zeigten sie doch ein Foto mit Ronaldo, dem brasilianischen Weltmeister von 2002.
Wie Gerd von Leintal Power bei „Red Dogs Hohenlohe TV“ zum Besten gab, „der Dicke, nicht DER Ronaldo“. Denke ich an Ronaldo, denke ich automatisch auch an Oliver Kahn, der 2002 nach herausragenden Leistungen im Turnierverlauf, ausgerechnet im Finale zwei Mal gegen Ronaldo patzte und Brasilien somit zum Weltmeister machte!
Wie wir auch, versuchten die Franken an Karten zu kommen und passierten die Haupttribüne just als dieser Ronaldo vor dem Eingang eine Zigarette rauchte.
Ronaldo ist seit 2018 Mehrheitseigner bei Real Valladolid und war deshalb vor Ort. Nach dem Spiel reihten wir uns ein in die Teenie-Schar vor dem Eingang, in der Hoffnung, dass sich Ronaldo Zeit für weitere Fotos nehmen würde, doch, begleitet von der Polizei begab er sich in Begleitung einer hübsch aussehenden Blondine zum nahegelegenen Vehikel und brauste davon. Ein paar Blicke konnten wir erhaschen, zu mehr reichte es leider nicht.
Den Geräuschen aus dem Stadion nach zu urteilen, legte der Underdog eine riesige Partie hin und führte bis zur 86. Minute mit 1:0, ehe Ünal der Ausgleich gelang und damit die Verlängerung erzwang. Da wir in Sichtweite der Gegengerade saßen, bekamen wir plötzlich mit, dass am Eingang kein Ordner mehr stand und wurden von Einheimischen, die schon wussten, wie enttäuscht wir waren, nur Zaungäste sein zu dürfen, ermutigt, jetzt doch rein zu gehen. Gesagt, getan, die einen etwas früher, ich pünktlich zur Verlängerung, waren wir plötzlich mittendrin statt nur dabei und bekamen doch noch „unser“ Spiel am ersten Tag.
Marbella war auch in der Verlängerung die bessere Mannschaft, erzielte jedoch leider kein weiteres Tor mehr, so dass das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen musste, an dem Marbella kläglich scheiterte. Den Abend ließen wir in der netten Kneipe nebenan ausklingen, in der hunderte ausgehängter Schals DER Blickfang waren. Einer vom VfB fehlt leider weiterhin, alles, was nicht unbedingt ins Handgepäck musste, blieb daheim. Billigflieger olé.
Tag 2: Training, hoppen und gut schlemmen
Am zweiten Tag galt es nach einem spartanischen Frühstück in der Ferienwohnung zum ersten Mal das Trainingsgelände aufzusuchen. Dieses Unterfangen begann zunächst mit einem kleinen Schock am Morgen. Da wir am Vorabend bekanntlich keine Zeit zu verlieren hatten, stellten wir das Auto im nächstbesten Parkhaus ab und bekamen prompt die sprichwörtliche Quittung präsentiert: satte 39 Euro verlangte der Automat für eine Nacht parken, willkommen bei den „Schönen und Reichen“!
Die Suche nach dem Trainingsgelände erwies sich zunächst als schwierig, weil es die „La Quinta Football Fields“ noch nicht zu geben schien, als die Aufnahmen für Google Maps gemacht wurden. Den Straßennamen fand schließlich unser Navi nicht, so dass wir uns am Hintergrund der Aufnahmen, die der VfB bereits von den Einheiten online stellte, orientierten und damit tatsächlich auch zum Erfolg kamen.
Am Trainingsplatz angekommen, galt es natürlich zuerst den Tross zu begrüßen und mit den anderen Trainingslager-Gästen die bisherigen Eindrücke sowie die weiteren Vorhaben zu besprechen. Ganze vier Bilder von „meinem“ ersten Training wies daher mein Kamerachip aus, was nicht weiter schlimm war. Zum einen hatten wir ja noch ein paar Tage, zum anderen befanden wir uns sozusagen auf der Durchreise zum nächsten Ground.
Dieser sollte uns an die Grenze zu Gibraltar, nach La Línea de la Concepción, führen. Der Ground bestach weniger durch hochklassigen Fußball denn durch sein einzigartiges Ambiente. Nach vorne blickte man auf den Rasen, links der Felsen von Gibraltar und dreht man sich nach hinten um hat man einen wunderschönen Blick auf das Mittelmeer.
Im Estadio Municipal de La Línea de la Concepción fand das Drittliga-Spiel Real Balompédica Linense gegen CP Villarrobledo statt, das die Hausherren durch ein Tor kurz vor Schluss mit 1:0 für sich entscheiden konnten. Dadurch herrschte gute Laune bei den Gastgebern, was sich an den großzügigen Mischungen beim Ausschank in der Stadiongaststätte zeigen sollte.
Abends lud die VfB-Fanbetreuung die Mitreisenden in ein Restaurant ein, wobei die Speisen bezahlt werden mussten und der VfB uns auf die Getränke einlud. „Klenky“ brachte außer Holger Laser auch unseren Vorstandsvorsitzenden Thomas Hitzlsperger sowie den neu gewählten Präsidenten Claus Vogt mit.
Anders als bei vorherigen Trainingslagern, als die ganze Mannschaft oder wenigstens einzelne Spieler zum Plausch mit den Fans antraten, waren es dieses Mal „nur“ Offizielle!
Meiner Freude über die Einladung tat dies keinen Abbruch, weiß ich mittlerweile schon überhaupt nicht mehr, was ich mit den Bübchen zu bereden hätte, leben die doch größtenteils sowieso in ihrer eigenen und für mich kaum noch nachvollziehbaren Welt.
Dass ein Holger Badstuber mittlerweile der dienstälteste VfB-Profi ist, sagt so einiges aus über die nicht vorhandene Identifikation mit unserem Kader. Einzig mit den Älteren hätte man überhaupt eine Gesprächsgrundlage gefunden, was es auch nicht mehr brauchte, war doch Mario Gomez Anfang Dezember Gast in der Schwemme, wo ein guter Austausch möglich war.
Da wir schnell an der größten Tafel des Raumes Platz nahmen und diese genauso schnell bis auf den Platz gefüllt war, fand sich den ganzen Abend über weder Platz für „Hitz“ noch für Claus Vogt. An der Stirnseite nahmen schließlich Klenky und Holger Platz, so dass wir uns den Abend über mehr mit Ihnen als mit den eigentlichen „Stars“ des Abends unterhielten, was auch interessant und aufschlussreich war, zudem kennt man und versteht sich ja auch!
Mit Claus Vogt konnte ich mich im Rahmen des Präsidentschaftswahlkampfes bereits austauschen und es war unwahrscheinlich, dass sich binnen einem Monat Präsidentschaft Grundlegendes in seinen Positionen verändert hatte oder er das eine oder andere Entscheidende bereits auf den Weg bringen konnte.
Hitzlsperger saß zeitweise direkt hinter mir, so dass ich einiges selbst aufschnappen konnte und anderes, was er zum besten gab, hinterher in Gesprächen erfuhr. Nach dessen Ausführungen jedenfalls wurde mir die Trennung von Walter plausibler und erfolgte demnach eher zu spät, wenngleich eine Spielpause natürlich immer besser dazu geeignet ist, den Schnitt zu vollziehen.
Da hauptsächlich Allesfahrer am Start waren, kam die Frage nach internationalen Testspielen, auswärts versteht sich, auf, was Hitzlsperger ein wenig zu überraschen schien. Als wir ihm mitteilten, dass wir mit dem Erreichen des DM-Endspiels unserer U19 die Youth League fest im Visier hatten, merkte er, wie ernst uns diese „Ersatzdroge“ für entgangene Europapokalfreuden ist. Ich habe ihm dann vorgeschlagen, er solle doch mal bei seinen Ex-Vereinen Aston Villa und West Ham United anklopfen, vielleicht wird es ja was!
Ein solcher Abend ist Gold wert, fühlt man sich doch ernst genommen und kann er doch gegenseitiges Verständnis erzeugen. Noch immer bin ich erleichtert, dass wir Dietrich losbekommen haben und vertraue Hitzlsperger und Vogt, dass sie den VfB in ein besseres Licht und auch langsam und beharrlich in die Erfolgsspur zurück führen. Da Rückschläge nie auszuschließen sind, verliere ich auch nicht die Nerven, sollte der Aufstieg in diesem Jahr verpasst werden. Der Umbruch war nötig und gewaltig, so dass man nicht erwarten kann, dass von heute auf morgen alles gut wird.
Nachdem sich Hitzlsperger und Vogt verabschiedet haben und die letzten Pitcher über den Tisch gingen, ließ man den Abend in einer Karaoke-Bar ausklingen.
Tag 3: Hallo Marbella, hallo Mikrophon
Das Vormittagstraining ließen wir ausfallen. Da am Nachmittag das erste Testspiel gegen den FC Basel anstand, war mehr als ein einstündiges Anschwitzen auf dem Platz ohnehin nicht zu erwarten, so dass man sich das getrost schenken konnte.
Nach den ersten Tagen voller „Termine“ wollten wir jetzt endlich einmal unsere unmittelbare Umgebung erkunden. Wir ließen uns sagen, Marbella liege am Meer. Bislang hatte ich noch keines gesehen, so dass es höchste Zeit war, danach zu schauen. Tatsächlich, eine wunderschöne Strandpromenade, Sand und Wasser wohin das Auge reichte, erwarteten uns, kaum mehr als fünf Gehminuten von unserer Bude entfernt. So wateten wir durch den Sand, schossen Bilder und ließen den Herrgott einen guten Mann sein.
Alsbald begaben wir uns zum Auto, das wir von nun an in einem günstigeren Parkhaus für 16,80 Euro Höchstsatz abgestellt hatten und suchten einen Supermarkt auf, um uns mit San Miguel Dosen für das bevorstehende Testspiel zu versorgen.
Anders als bei den Trainingseinheiten war das Gelände bei diesem internationalen Testspiel plötzlich nicht mehr frei zugänglich. Wegen der Parkplatzsituation am Trainingsplatz fanden wir uns bereits eine Stunde vor Spielbeginn ein und wurden von einem Wächter freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass der Zutritt erst eine halbe Stunde vor Spielbeginn gestattet sei und dieser ohne Mitnahme von alkoholischen Kaltgetränken zu erfolgen habe. In spanischen „Stadien“ sei Alkohol grundsätzlich verboten und dies gelte schließlich auch für dieses „Spitzenspiel“.
Wir hatten Glück in einem unbeobachteten Moment und als “Anhängsel” der Fanbetreuung hinein huschen zu können, während die anderen, die später eintrafen, ihren Proviant vor dem Eingang austrinken oder wieder ins Auto bringen mussten.
So waren wir plötzlich gefragter denn je und versorgten die durstige Bagage mit Bier, soweit die prall gefüllten Rucksäcke es hergaben. Der Sheriff indes lief die Seitenlinie auf und ab, konfiszierte hier eine Bacardi-Flasche, dort ein Sixpack, ließ uns jedoch weitestgehend in Ruhe, da wir mittlerweile (unauffällige) Cola-Becher zum Umfüllen organisiert hatten.
Als das Spiel im Gange war, standen die Handys nicht mehr still. Das Mikrophon lag „etwas unglücklich“ direkt vor uns auf dem Boden und sollte Atmosphäre in die Heimat transportieren, was eindrucksvoll gelang.
In den sozialen Medien überschlugen sich die Kommentare, teils beleidigend, was umgehend zu Gegenreaktionen und im einen oder anderen Fall auch zu weniger vorzeigenswerten Retourkutschen führte. „Den“ Fans hier aber Homophobie und Rassismus zu unterstellen, wie teilweise zu lesen war, schießt meines Erachtens weit übers Ziel hinaus, nicht nur weil ich von Verallgemeinerungen und Pauschalurteilen ohnehin nichts halte.
Wir waren einfach, wie einige User erkannten, gut drauf und zudem der Stresssituation des heimlich „trinken müssens“ ausgesetzt. Besondere Situationen rufen besondere Maßnahmen hervor. Ich fand es extrem lustig und verstehe so manche Spaßbremse in der Heimat nicht, die wohl nicht ernsthaft tiefgründige Fußballfachgespräche bei einem unbedeutenden Kirmeskick im Urlaub erwartet hat. Das Spiel gewann der VfB durch einen Doppelschlag kurz nach der Pause mit 2:0, ein gelungener Auftakt für unseren neuen Trainer Pellegrino Matarazzo.
Tag 4: Das Morgengrauen oder der verhinderte Plan
Heute wegen gestern geschlossen. So oder so ähnlich könnte man umschreiben, weshalb aus dem geplanten Ganztagestrip nach Málaga mit Sightseeing nur einer zum Fußballspiel wurde! Da drei Mitglieder unserer fünfköpfigen Reisegruppe es am Vorabend übertrieben hatten, lässt sich fast schon von einem Mehrheitsbeschluss sprechen, den eigentlichen Plan ad acta gelegt zu haben, auch wenn es für die anderen beiden verständlicherweise nicht so schön war.
Erst nachmittags gegen 15 Uhr kamen wir weg und stellten das Auto (natürlich) auf einem kostenpflichtigen Parkplatz nahe des Stadions ab. Immer in Richtung Wasser gehend, ließen wir die Sehenswürdigkeiten Sehenswürdigkeiten sein und kehrten am Hafen ins Hardrock-Cafe ein. Dort gesellten sich weitere VfBler dazu, mit denen wir einige Zeit später per Taxi zum Stadion zurück fuhren.
Dort angekommen bemerkten wir bereits eine Vielzahl an Ultras, die zwar einige Schlachtgesänge skandierten, offensichtlich aber das Stadion (noch) nicht betraten. Insgesamt fanden sich im Stadion La Rosaleda des skandalträchtigen Málaga CF 12.203 Zuschauer ein, wobei die Ultras aufgrund eines Stimmungsboykotts erst kurz vor der Halbzeitpause in den Block kamen.
Die Proteste richten sich gegen den aus der Herrscher-Familie Katars stammenden Vereinseigners und -Präsidenten Abdullah Al-Thani, der sich erst vor Wochenfrist des beliebten Trainers Víctor Sánchez entledigt hatte. Offenbar gelegen kam ihm ein im Netz aufgetauchtes Video, das den Ex-Trainer im Vereins-Poloshirt und mit heruntergelassener Hose onanierend zeigte. Der Trainer hatte wenige Tage davor die Vereinsführung beschuldigt, Versprechen nicht eingehalten und „betrogen“ zu haben, so dass es auf jeden Fall ein Gschmäckle hat, dass das Video gerade zu diesem Zeitpunkt auftauchte und vor allem, wer ein Interesse hatte, es zu diesem Zeitpunkt zu veröffentlichten. Die Fans stellten sich jedenfalls auf die Seite des Coaches, ist der Präsident doch schon seit der Übernahme des Vereins nicht sehr wohlgelitten.
Der allmächtige Katari hatte den Club 2010 übernommen, bis 2013 rund 150 Millionen Euro in sein Spielzeug investiert, ehe das Kartenhaus zusammenfiel und man schließlich aufgrund des Financial Fairplay der UEFA von allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen wurde. Daraufhin trennte man sich von etlichen namhaften Spielern und backt seither kleinere Brötchen, mittlerweile sogar in der 2. Liga.
Somit war stimmungstechnisch wenig geboten und auch spielerisch herrschte weitestgehend totale Armut. Nach dem 1:0 in der 2. Spielminute hofften wir noch auf ein Feuerwerk, nichtsahnend, dass es sich hierbei bereits um den einzigen Höhepunkt gehandelt hatte. Alles in allem ein enttäuschendes Duell der zweiten Tabellenhälfte, bei dem man leidvoll miterleben musste, was aus einem einst glanzvollen Championsleague-Teilnehmer geworden ist, der sein Heil in die Hände eines Scheichs gelegt hat, der TSV 1860 München lässt grüßen!
Tag 5: Ein Tag am Meer
Nach dem Vormittagstraining begaben wir uns direkt auf den Weg nach Cádiz. 170 Kilometer zu einem Zweitligakick, der uns eigentlich nichts angeht, kann man mal machen! Da die Geschichte von Cádiz bis in die Jahre um 1.000 v. Chr. reicht, gilt die auf einer Landzunge im Atlantik gelegene Perle als die älteste Stadt Europas. Erneut war unsere erste Anlaufstelle das Stadion, um nach dem Spiel Cádiz CF gegen CD Mirandés schnell den weiten Rückweg antreten zu können. Dieses Mal hatten wir Glück und fanden eine kostenlose Parkgelegenheit 200 Meter vom Stadion entfernt.
Da wir langsam hungrig wurden und nach Spielende gegen 23 Uhr die Auswahl eher überschaubar sein würde, schlenderten wir vom Stadion aus in Richtung Strandpromenade und kehrten dort in einem Argentinischen Steakhaus ein.
Gesättigt entschlossen wir uns, angesichts der bald einsetzenden Dunkelheit, auf die Stadtbesichtigung zu verzichten und lieber von einer Strandbar aus den wunderschönen Sonnenuntergang zu bestaunen. „Puppe“ ließ sich am Strand für ihre „Insta-Story“ ins rechte Licht setzen, während wir uns das Bier schmecken ließen und den An-, ähm, Ausblick genossen.
Für stolze 35€ gönnten wir uns einen Platz auf der Gegentribüne, was der „günstigsten“ Kategorie entsprach, als wir direkt nach Ankunft den Ticketschalter aufsuchten.
Hintertortribünen waren überhaupt keine im Verkauf, was uns angesichts unserer ersten Spiele in Andalusien, bei denen eben nur die Geraden geöffnet waren, auch nicht weiter skeptisch werden ließ. Das „Premium-Produkt“ Segunda Division, hat dem Vernehmen nach eben seinen Preis, ist ja beim VfB nicht anders!
Im Gegensatz des Spiels derselben Liga in Málaga, als es ein Kellerduell war, waren wir nun beim unangefochtenen Spitzenreiter zu Gast, was unsere Erwartungen an ein Spektakel nach oben geschraubt hatte.
Doch, weit gefehlt, auf dem Spielfeld bemerkte man nicht, wer hier Spitzenreiter und wer Neunter ist. Der erlösenden Führung der Hausherren in der ersten Halbzeit, folgte postwendend der Ausgleich. Man fühlte sich einmal mehr an den VfB erinnert, um festzustellen, „ist halt auch nur zweite Liga“.
In der zweiten Hälfte ging Cádiz erneut in Führung und schien sich dieses Mal die Butter nicht mehr vom Brot nehmen zu lassen. Spätestens, als in der 90. Minute das 3:1 fiel, konnte man davon ausgehen, der Tabellenführer würde sich keine Blöße mehr geben.
Doch, weit gefehlt: die zahlreichen freudetrunkenen Anhänger, die nach diesem Tor das Stadion verließen, verpassten sowohl den Anschluss von Mirandes, als auch in der 7. (!) Minute der Nachspielzeit den Ausgleich. Für mich eine späte Genugtuung, litten die Gastgeber doch, nachdem sie in Führung lagen, an extremer Fallsucht und verzögerten das Spiel ein ums andere Mal.
Apropos Zuschauerabmarsch: fühlt man sich wie zuhause, geht nach dem Abpfiff noch gemütlich aufs Klo, macht ein paar Fotos vom sich leerenden Stadion und wartet schließlich auf die Anderen, läuft man Gefahr, eingeschlossen zu werden. Direkt hinter uns, keine 15 Minuten nach Spielende, wurden die Tore abgeschlossen. So schnell sich ein spanisches Stadion kurz vor Spielbeginn füllt, so schnell leert es sich auch wieder.
Tag 6: Länderpunkt Gibraltar
Am Donnerstag wurde zunächst das Vormittagstraining besucht, nach dem es hieß, sich von einigen zu verabschieden, die nachmittags zurück in die Heimat flogen. Daher wurden noch Erinnerungsfotos gemacht und selbst ein Mannschaftsfoto mit Fans konnte initiiert werden, das ich leider, da mitten im Gespräch, verpasst hatte. Außer dem Foto am Fanabend mit Thomas Hitzlsperger habe ich dieses Mal überhaupt keine Bilder von mir mit Spielern oder Offiziellen machen lassen.
Nach einem Trainerwechsel bin ich traditionell sauer auf die „Mannschaft“, die es überhaupt so weit hat kommen lassen und sehe diese in der Pflicht, erst einmal zu liefern, bevor sie mit mir auf „Friede, Freude, Eierkuchenfotos“ dürfen. Die oft einmalige Gelegenheit mich mit dem gerade aktuellen Übungsleiter ablichten zu lassen, wollte ich eigentlich wahrnehmen, schaffte es aber leider nicht mehr, da wir nach den Training-Sessions stets auf dem Sprung waren und Spieler und Staff auf dem Weg zum Bus nicht an uns vorbei kamen.
So ging es nach dem Training gleich auf britisches Hoheitsgebiet nach Gibraltar. Gibraltar, an der Nordseite der Straße von Gibraltar gelegen, ist vor allem bekannt für die einzig freilebenden Affen Europas. Wobei freilebend nicht heißt, dass sie sich auch selbst versorgen müssen, haben viele Touristen doch Leckerli für sie dabei, auch wenn die Fütterung der Berberaffen eigentlich streng verboten ist!
Weltweit einmalig ist, dass man, um auf die Halbinsel Gibraltar zu gelangen, die Landebahn des Flughafens von Gibraltar überqueren muss. Ist man dann „drüben“, erwarten einen gleich Taxifahrer, die eine gut zweistündige Rundtour auf den Upper Rock anbieten. Kostenpunkt 30 Euro pro Person, worin die 15 Euro Eintritt, die man auch als Fußgänger bezahlen müsste, enthalten sind. Im Eintritt ebenfalls enthalten ist die Tropfsteinhöhle „St. Michael’s Cave“, die wir auch besuchten und vor der dann noch kurz mit Middlesbrough-Fans, ebenfalls inzwischen zweitklassig, über längst vergangene Europacup-Duelle sinniert wurde.
Anders als in Spanien, wo es bei Spielen ausschließlich alkoholfreie Getränke gab und selbst das Rauchen teilweise, wie in Málaga, nicht erlaubt ist, juckte das in Gibraltar niemanden.
Gibraltar hat eine Liga mit zwölf Vereinen, die ausschließlich im einzigen Stadion des „Landes“, dem Victoria-Stadium, spielen. Nach elf Spielen, also jeder gegen jeden, wird die Liga unterteilt in eine Championship- und eine Abstiegsrunde, wobei wir uns sinnigerweise ein Spiel der Abstiegsrunde, nämlich Mons Calpe SC gegen College 1975 FC, herausgesucht hatten.
Dieses schien fast ausschließlich Groundhopper zu interessieren, denn mehr als rund 50 Zuschauer dürften nicht da gewesen sein. Der „Gastgeber“ gewann durch ein spätes Tor mit 1:0 und freute sich, genauso wie wir, über den kurz darauffolgenden Schlusspfiff. Auch wenn damit der Länderpunkt Gibraltar eingefahren wurde, war dieses Spiel ohne jegliche Atmosphäre ein zähes Unterfangen und hatte seine Höhepunkte in Start und Landung je einer Maschine auf dem daneben befindlichen Flughafen. Da eine Stadionkneipe oder ein Kiosk, zumindest auf unserer Seite, nicht auszumachen war, holten wir bei einer nahegelegenen Tanke Dosenbier, was hier niemanden interessierte. Kein Eintritt, keine Kontrollen, nicht einmal ein Ordner schien dort Dienst zu tun, ein „Erstligaspiel“ der besonderen Art. Nach dem Spiel stärkten wir uns, wie schon vor dem Spiel in La Línea, beim Burger King für die Rückfahrt und ließen den Abend im Irish Pub in Marbella, in fußläufiger Entfernung von unserer Wohnung aus gelegen, ausklingen.
Tag 7: Freizeit
Den wettertechnisch schönsten und wärmsten Tag unseres Aufenthalts hatten wir am Freitag. Schon die Wetterapp prognostizierte 20° und Sonnenschein, so dass die kurze Hose wenigstens nicht umsonst mitgenommen wurde.
Da ich trotz kurzer Nacht morgens als erster „fit“ war und auch nach der Morgentoilette keinerlei Lebenszeichen in der Bude vernommen wurden, entschloss ich mich, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Die „Old Town“ wollte ich unbedingt noch sehen, und ließ es daher nicht darauf ankommen, ob wir das in der Gruppe geschafft hätten.
Gesagt, getan, kurz eine erste Anlaufstelle ergoogelt und hin navigiert. Einzig Thilo war auch schon unterwegs und gesellte sich zu einem kleinen Frühstück in einem Café zu mir, ehe sich unsere Wege auch schon wieder trennten.
Die Altstadt hielt, was sie verspricht, ein tolles Ambiente bei bestem Frühlingswetter, enjoy the life! Da ich von den Anderen noch immer nichts hörte, entschloss ich mich, am Meer entlang zum Yachthafen Puerto Banus zu marschieren. Eine stattliche Entfernung zwar, aber, mit einem Ziel vor Augen und sein eigenes Tempo gehen könnend, nur zu empfehlen, zumal man ständig neue Eindrücke sammelt und einem der Weg daher nicht so lang vorkommt, wie er tatsächlich ist.
Da auch die Anderen (o.k., eine Ausnahme) den Yachthafen sehen und ein paar Bilder machen wollten, trafen wir uns dort, um dann doch relativ schnell zum Nachmittagstraining aufzubrechen. Die Dekadenz, die einem dort entgegenschlägt, ist wahrlich nicht unsere Welt.
Das Nachmittagstraining war für 15 Uhr angesetzt, um 16 Uhr bereits fand das Spiel FC Luzern-Gaz Metan Mediaș im Marbella Football-Center statt. Wir einigten uns darauf, bei diesem Testspiel nur die zweite Halbzeit anzuschauen, um bei unserem letzten Training etwas länger verweilen zu können.
Das Marbella Football Center, wo unter anderem auch Borussia Dortmund Anfang Januar ein Testspiel ausgetragen hat, wäre als Trainingsanlage für uns Fans die bessere Wahl gewesen. Gab es in La Quinta gerade einmal zwei Dixi-Klos und keinerlei Verpflegungsmöglichkeiten glänzte das Marbella Football Center sowohl mit sanitären Anlagen, einem Vereinsheim sowie einer Tribüne. Es wäre zu empfehlen, dass der VfB bei der Auswahl seiner Spielstätten nicht nur auf die Nähe zum eigenen Hotel, sondern auch auf die Bedürfnisse der (wenigen) mitreisenden Fans achten würde.
Während andere Vereine schon zwei Monate vor einem Trainingslager Fanreisen anbieten, werden unsere zwei (!) Wochen vor Abflug erst offiziell kommuniziert, damit ja keiner auf die Idee kommt, so kurzfristig noch zu buchen. Auf dem Fan-Abend hieß es dazu, die Bestätigung des Hotels sei erst so spät gekommen, womit ich allerdings Probleme habe, das so glauben zu können.
Unmittelbar nach Schlusspfiff dieses Spiels brausten wir auch schon wieder davon und nahmen noch die letzten 15 Minuten der 0:2-Testspielpleite des 1. FC Nürnberg gegen den kroatischen Vertreter NK Osijek auf der Sportanlage Dama de Noche mit.
Danach zog es uns zurück an die Strandpromenade von Marbella, wo es für einige Mitreisende nach Steaks, Burger und Pasta endlich die ersehnte Paella gab, ehe wir unseren letzten Abend wieder im Irish Pub ausklingen ließen.
Tag 8: Ein letztes Spiel und Abreise
Exakt fünf Stunden vor unserem Abflug stand der zweite und letzte Test unseres VfB im Rahmen des Trainingslagers von Marbella auf dem Programm. Erneut auf dem Trainingsplatz ging es gegen den ungarischen Vertreter MOL Fehérvár FC, den man mit 3:1 in die Schranken wies. Merklich leerer war es geworden, war es doch einigen, die mit uns flogen, zu riskant den Flieger zu verpassen.
Uns reichte es optimal, der Mietwagen war in Windeseile und ohne nähere Begutachtung abgenommen und auch der Check-In verlief reibungslos.
Als Resümee des Wintertrainingslagers lässt sich festhalten, dass es wieder eine super Truppe und jeder Tag erlebenswert war. Bestens zusammengefasst hat die Tage Thilo von den Red Dogs Hohenlohe unter https://www.youtube.com/watch?v=bRSPqpDlLJc, wo unsere gesamte Reisegruppe sowie „Mühli“, Produzent des einzigartigen VfB-Brots, zu Wort kommen. Zu einem Statement der „Bordbistroszene“ kam es leider nicht mehr, da diese völlig überraschend am Dienstag bereits abreiste und uns uns selbst überlassen hat.
Wir, das waren Sandra („Puppe“, Fahrerin 1/ RWS Berkheim), Steffen (Fahrer 2/ Leintal Power 05), Soke (Reiseleiter/ RWS Berkheim), Thilo (Kameramann/ Red Dogs Hohenlohe) und Franky (Chronist/ RWS Berkheim), fühlen uns nach diesem Trainingslager bestens gerüstet für die Restrunde und sehen dem ersten Härtetest nächstes Wochenende in Hamburg gelassen entgegen.
Wie weit die Mannschaft unter neuem Trainer schon ist, werden wir nach den ersten beiden Spielen gegen Heidenheim und in St. Pauli wissen. Tolle Trainingslager mit besten Bedingungen gab es bereits zuhauf, allein das ist kein Indikator für eine erfolgreiche Restrunde, zumal bestimmt auch keiner unserer Konkurrenten von einer katastrophalen Vorbereitung zu berichten weiß.
Maulhelden sind sie alle, die jetzt die zurückgekehrte Einfachheit unter Matarazzo, der die Jungs (noch) nicht zu überfordern scheint, loben, entscheidend ist ab Mittwoch auf dem Platz. Da wird sich zeigen, ob das Quäntchen Spritzigkeit, welches zu knappen Abseitsentscheidungen führte, durch das direktere Spiel unter dem neuen Trainer freigesetzt wird. Es wird sich zeigen, ob dies auch zu mehr Konzentration gereicht, die oft gefehlt hat, oder die Gegner noch immer reihenweise zu Großchancen gegen uns kommen.
Man würde dem neuen Trainer gerne Zeit geben und manchem Spieler, der um Geduld bat, bis die Abläufe sitzen, beipflichten, doch, wenn wir eines nicht haben, ist es Zeit! Das Team muss liefern, sofort, denn, nach fünf Niederlagen in den ersten 18 Spielen darf sich der VfB nicht mehr viele Punktverluste leisten, will er als einer der beiden ersten aufsteigen.
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21. Juli 2018
Seit Sonntag ist die WM Geschichte und wir können uns wieder den wirklich wichtigen Dingen im (Fußball-)Leben zuwenden, dem VfB nämlich. Doch bevor ich einen Ausblick auf den VfB wage, möchte ich noch auf das WM-Turnier und dabei ganz besonders auf das Abschneiden der deutschen Nationalelf zurückblicken.
Noch nie hat mich ein WM-Ausscheiden einer deutschen Nationalmannschaft emotional weniger belastet als dieses Mal. Und das, obwohl es das historisch schlechteste Ergebnis einer deutschen Nationalmannschaft bei einer Fußball-Weltmeisterschaft überhaupt war.
Schon im Vorfeld stießen mir einige Dinge sauer auf. Da war zum einen die Özil-, Gündogan, Erdogan-Affäre. Für mich war es nach dem Treffen der beiden türkischstämmigen deutschen Nationalspieler mit dem türkischen Despoten Erdogan zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt (zwei Tage vor der Nominierung des vorläufigen WM-Kaders) ein Unding, diese beiden ohne jegliche Aufarbeitung des Themas zu nominieren und schließlich auch zur WM mitzunehmen.
Dass es der DFB duldete, dass Özil den Medientag schwänzte und das hochkochende Thema lieber totschwieg, und, fast noch schlimmer, ein Oliver Bierhoff sich am Rande des Saudi Arabien-Spiels hinstellt, und sagt, jetzt sei es aber auch mal gut mit dem Thema, unterstreicht eindrucksvoll, wie weit sich der DFB inzwischen von der Basis entfernt hat.
Dass es mit einem Basta des Nationalelf-Managers nicht getan war, bewiesen die Pfiffe sowohl in Leverkusen als auch später bei der WM.
Ferner kam es im Team offensichtlich nicht gut an, dass langzeitige Rekonvaleszenten, allen voran Manuel Neuer, eine Einsatzgarantie erhielten, und der Weltmeister-Bonus auch noch vier Jahre nach dem Titel wichtiger zu sein schien, als die aktuelle Form.
Der Gewinn des Confed-Cups und der U21-EM 2017 hätten Anlass genug sein müssen, den Arrivierten Feuer unter dem Hintern zu machen, zeigten diese Titel doch, dass das Reservoir aus dem Bundestrainer Löw schöpfen kann, schier unendlich ist. Zudem lockte der Bundestrainer die Spieler vor allem zum Confed-Cup mit falschen Versprechungen, wenn am Ende doch wieder fast ausschließlich die Platzhirsche auf dem Platz stehen.
Leider machte Löw denselben Fehler wie schon einige Weltmeister vor ihm (oder ist es Zufall, dass der Weltmeister seit Jahren fast ausnahmslos in der Vorrunde scheitert?), den Zeitpunkt einer Blutauffrischung zu verpassen und sich nicht rechtzeitig von einstigen Leistungsträgern loszusagen.
Dankbarkeit ist im Fußball-Geschäft nur bis zu einem gewissen Grad angebracht und darf in Ausnahmefällen einem besonders wertvollen Spieler entgegengebracht werden, von dem man überzeugt ist, dass er sich noch fangen und im weiteren Turnierverlauf wichtig werden könnte.
Wenn aber die halbe Mannschaft aus ausgelaugten und formschwachen Ex-Größen besteht und das Leistungsprinzip ad absurdum geführt wird, bekommt man eben schon nach der Vorrunde die Quittung in Form des Ausscheidens präsentiert.
Dass es zwischen Löw und Bierhoff, zwischen die lange kein Blatt Papier passte, nicht mehr stimmt, entlud sich nicht nur an der Auswahl des WM-Quartiers, mit dem keiner so richtig zufrieden war. Als Bierhoff nach der Auftaktniederlage gegen Mexiko einen Reporter harsch mit „das müssen Sie den Trainer fragen“ abkanzelte, dachte ich nur, „Nachtigall, ick hör dir trapsen“.
Hinzu kamen weitere Nebenkriegsschauplätze, die auf den ersten Blick keine große Sache wären, wie das nächtliche Abschalten des WLAN’s im Teamhotel in Vatutinki, weil einige Spieler nachts lieber exzessiv zu zocken schienen, anstatt sich professionell auf den nächsten Arbeitstag vorzubereiten.
Es sagt viel über die heutige Spielergeneration aus, wenn man sich lieber an die Konsole flüchtet, anstatt Probleme beim Schopfe zu packen und Alarm zu schlagen, wenn die Ziele gefährdet sind.
Dabei war es weiß Gott nicht die erste Weltmeisterschaft, bei der es teamintern gekracht hat. Der Unterschied zu heute war jedoch der, dass es früher Typen gab, die entgegensteuerten, wenn sie merkten, dass der Trainer mit der Situation überfordert ist.
Der WM-Titel 1974 zum Beispiel wurde erst möglich, nachdem Franz Beckenbauer nach dem 0:1 gegen die DDR die Macht übernahm und quasi die Mannschaft selber aufstellte und selbst 2014 war es erst ein Weckruf aus der Mannschaft, der das Team zurück in die Spur brachte.
Kapitän Lahm stellte mal wieder seine eigenen Interessen über die der Mannschaft und beharrte darauf, im defensiven Mittelfeld spielen zu dürfen, während es auf den Außenverteidigerpositionen krankte und diese ausschließlich durch Innenverteidiger bekleidet waren.
Löw sah sich an sein Versprechen Lahm gegenüber gebunden und trug den Willen des Kapitäns mit. Nach dem mühevollen und glücklichen 2:1 gegen Algerien entband Lahm Löw von seiner Zusage, nachdem einige Führungsspieler Alarm geschlagen hatten. Fortan stabilisierte sich die deutsche Mannschaft und zeigte ein anderes Gesicht, das Ende der Geschichte ist hinlänglich bekannt.
Diese Führungsspieler der WM 2014 traten in den letzten Jahren nach und nach zurück. Wir haben keinen Podolski mehr, keinen Lahm, keinen Schweinsteiger, keinen Mertesacker und auch keinen Klose mehr. Joachim Löw fehlte bei der WM in Russland ein verlängerter Arm auf dem Feld, es gab keinen einzigen, der sich gegen das Ungemach stemmte und die anderen mitgerissen hätte.
Die Spiele plätscherten dahin, man ergötzte sich an Ballbesitz ohne im Strafraum gefährliche Situationen heraufzubeschwören. Den etatmäßigen Führungs- oder auch Möchtegernführungsspielern fehlte das Standing (Neuer, wegen seiner langen Absenz; Özil, siehe oben), die Form (Hummels, Khedira, Müller) oder sie sind schon vom Naturell her keine Lautsprecher (Kroos).
Die Weltmeister von 2014 erfüllten die Erwartungen nicht, die sie sicher auch an sich selbst gestellt hatten und besaßen zudem noch die Frechheit bspw. einen Plattenhardt im Spiel zu schneiden und Timo Werner zwar extrem viel laufen zu lassen, um ihn dann doch nicht seine Stärken ausspielen zu lassen, indem man stets den Quer- oder Rückpass vorzog, anstatt zielstrebig nach vorne zu spielen.
Es wurde Angsthasenfußball der übelsten Sorte dargeboten, so dass ich wirklich froh darüber war, als das Elend gegen Südkorea sein jähes Ende fand.
Löw ignorierte sämtliche Alarmzeichen im Vorfeld. Nach extrem durchwachsenen Tests gegen Österreich und Saudi-Arabien wiederholte er gebetsmühlenartig, dass er schon öfter bewiesen habe, zu wissen, was zu tun sei und er auch wüsste, wie das Team auf den Punkt topfit zu bekommen sei.
Diese Arroganz erinnerte mich schwer an Armin Veh nach der Meisterschaft mit dem VfB, der später beim HSV antrat und erklärte, „ich muss keinem mehr etwas beweisen“. Das ist genau der falsche Ansatz, ein Trainer muss sich immer wieder mal neu erfinden und die Zeichen der Zeit erkennen, wenn „seine“ Spieler oder sein Spielstil im wahrsten Sinne des Wortes überholt sind.
Den einst erfolgreichen Ballbesitzfußball kann ich vielleicht noch mit einer blutjungen Mannschaft und Spielern, die laufen, laufen und nochmal laufen, spielen lassen. Es geht darum Lücken zu finden und in diese blitzschnell hineinzustoßen und so Überraschungsmomente zu schaffen, was jedoch einer Ü30-Mannschaft nicht gelingt, die auf dem Feld umher trabt, als befände sie sich bei einem Altherrenturnier.
Den Spaniern ging es vier Jahre zuvor ähnlich, schade, dass sie Löw nicht als leuchtendes Beispiel, nämlich, wie es nicht funktioniert, herangezogen hat.
Nach vorne fehlte also die Durchschlagskraft, nach hinten war man anfällig. Manuel Neuer sah sich wohl selten so vielen Eins- gegen Eins-Duellen konfrontiert wie in den drei Vorrundenspielen. Auch dies für mich eine Folge dessen, dass Spieler wie Hummels und Boateng in die Jahre gekommen und Kimmich völlig außer Form sind.
Der VfB und Eintracht Frankfurt haben es vorgemacht, wie hinter die Bayern- und somit fast identische Nationalelf-Abwehrformation zu kommen ist, die Mexikaner und Schweden scheinen dabei genau hingeschaut zu haben.
Dass die Bayern-Spieler nach dem Championsleague-Aus Motivationsprobleme plagten, bekam man zum Saisonende vor Augen geführt. So schön sich unser 4:1 Auswärtssieg vom letzten Spieltag noch immer anfühlt, so irreal kommt er einem noch vor.
Es wäre hypothetisch zu hinterfragen, ob dieser so auch gelungen wäre, hätten die Bayern noch das Championsleague-Finale vor der Brust gehabt oder wäre es in der Meisterschaft noch um etwas gegangen. Als Form- und Stimmungsbarometer der Bayern-Profis und damit dem Gros der Nationalmannschaft hätte man die letzten Spiele der Bayern aber heranziehen und Schlüsse daraus ziehen müssen.
Schien es noch unfassbar und einmalig gewesen zu sein, in welcher Manier Donis die Bayern-Abwehr ein ums andere Mal stehen ließ, wurde es zur Methode, als es den Frankfurter gerade mal eine Woche später im Pokalfinale mit den gleichen Mitteln gelang. Das System, die Bayern zu knacken, bekam den schönen Beinamen „Bruda, schlag den Ball lang“.
Ein langer Ball, ein schneller Stürmer und die nicht (mehr) so schnellen Verteidiger, ob Hummels, Boateng oder Süle, hatten das Nachsehen. Doch dem maß Löw keine Bedeutung zu, was sich schon andeutete, als man sich selbst gegen Österreich und Saudi-Arabien ein ums andere Mal düpieren und die Außenseiter zu ungewöhnlich vielen Torchancen kommen ließ.
Diese Abwehrprobleme setzten sich nahtlos bei der WM fort. Da man durch geschossene Tore zwar Spiele gewinnt, Meisterschaften aber in der Regel aufgrund einer sicheren Abwehr, war es mir schon während des Mexiko-Spiels klar, dass ein Ausscheiden in der Vorrunde im Bereich des Möglichen sein würde.
In all den Jahren stand ich immer zu Jogi Löw, auch wenn viele der Auffassung waren, mit dem Spielermaterial des letzten Jahrzehnts hätte mehr herauskommen müssen als „nur“ ein Weltmeistertitel.
Ich sah dabei das Positive: seit 2006 immer mindestens das Halbfinale erreicht! Unter den letzten Vier ist die Luft dünn, so dass Nuancen über Sieg oder Niederlage entscheiden können, mal ist man der Glücklichere, mal nicht.
Ich sah dabei auch einige Fehler Löws, doch, welcher Mensch macht keine Fehler. Da sich diese Fehler, die für mich in erster Linie am Setzen auf nicht fitte vermeintliche Leistungsträger sind, ständig wiederholten, und nun zum frühen Aus führten, bin ich der Auffassung, dass es ein „Weiter so“ nicht geben darf.
Ob 2008 Ballack oder 2012 Schweinsteiger, stets schleppte man Spieler durch, die nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte waren, womit man de facto mit einem Mann weniger auf dem Platz stand. 2018 wurde dem ganzen die Krone aufgesetzt, indem aus Dankbarkeit oder auch Trotz (Özil!) zu viele formschwache oder nicht fitte Spieler als unverzichtbar erklärt wurden.
Löws große Stärke bestand dagegen in den letzten Jahren darin, das Team immer auf den Punkt fit zu bekommen und eine Mischung aus Spielern zu finden, die als Einheit auftrat und an einem Strang zog. Das hat er dieses Mal nicht geschafft, in erster Linie deshalb, weil das Leistungsprinzip nicht mehr galt. So stellt sich schon die Frage, ob sich Löw in 14 Jahren DFB nicht abgenutzt hat und auch auf der Trainerposition ein Neuanfang her muss.
Der DFB hat zwar völlig ohne Not seinen Vertrag noch vor der WM bis 2022 verlängert und auch Löw beteuerte nach kurzer Bedenkzeit weitermachen zu wollen, doch, ich meine, das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen. Im internen Kreis hat Löw in dieser Woche seine Aufarbeitung präsentiert, die breite Öffentlichkeit möchte man bis zum 24.08. im Unklaren lassen, dann, sage und schreibe gerade einmal 14 Tage vor dem nächsten Pflichtspiel gegen Frankreich in der Nations League.
Vor der WM lag die Ruhe um die Nationalmannschaft und ein gutes WM-Turnier im nationalen Interesse, was sich darin ausdrückte, dass die beiden Erdogan-Huldiger aufs Büßerbänkchen des Bundespräsidenten gebeten wurden, um Schönwetter zu machen.
Dass der Bundespräsident dieses Schmierentheater mitspielte und kurzfristig zur Audienz bat, hat seinem Ansehen eher geschadet und den „Türken“ nicht genutzt. Für mich war es eine armselige Inszenierung, die meine Meinung über die beiden nicht geändert hat. Beides sind erwachsene Menschen, beide sind von hochbezahlten Beraterstäben umgeben, sie hätten sich der Außenwirkung ihrer Wahlkampfwerbung bewusst sein müssen.
Je länger die Öffentlichkeit über die Konsequenzen aus dem WM-Debakel im Unklaren gelassen wird, desto mehr pirschen neunmalkluge „Experten“ hervor. Jüngster Kandidat, Philipp Lahm. Während des WM-Turniers sah ich denselben Philipp Lahm gemütlich am Starnberger See sitzen und wachsweiche Analysen zu den Spielen der Deutschen absondern. Er hat nicht ein einziges Mal Klartext gesprochen, den Finger in die Wunde gelegt und Dinge beim Namen genannt und jetzt auf einmal möchte er erkannt habe, dass Löws Menschenführung nicht mehr zeitgemäß ist?
Lahm hätte Gelegenheiten genug gehabt, sich zu positionieren und Dinge, die im Argen anzusprechen. Hinterher, wenn auch der Letzte von gut 80 Millionen Deutschen mitbekommen hat, dass es im Team nicht stimmte, nachzutreten, ist für mich zum einen lächerlich und zeugt zum anderen von seinem schlechten Charakter, den er seit 2010 immer wieder bewiesen hat.
Lahm scheint seine Auszeit nach dem Karriereende beenden wollen und auf einen (hochdotierten) Posten im Fußball-Business zu drängen.
Rummenigge sprang Lahm zur Seite und schlug ihn gar als DFB-Vizepräsidenten vor, indem er selbst zum Rundumschlag gegen DFB ansetzte und alle dort tätigen Verantwortungsträger als Amateure betitelte. Aber, Rummenigge wäre nicht Rummenigge, würde er mit einem solchen Angriff nicht bezwecken wollen, etwas für seinen FC Bayern herauszuholen.
Zum einen sehe ich das Wort „Amateure“ als Schimpfwort unangebracht, zum anderen kann man ausnahmsweise mal froh darüber sein, dass beim DFB die Interessen der Amateure auch noch berücksichtigt werden und Amateurvertreter die Mehrheit im DFB-Bundestag haben.
Ginge es nach Rummenigge würde die Kommerzialisierung im Fußball noch schneller voranschreiten, die Schere noch schneller auseinander gehen, was die Bayern zwar unter Umständen international konkurrenzfähiger werden ließe, auf der anderen Seite jedoch noch mehr Amateurvereine ihre Existenz kosten würde.
Daher ist es für den deutschen Fußball, den Breitensport und die Nachwuchsförderung eminent wichtig, dass die Amateurvereine ihr Stimmrecht behalten und wenigstens kleinere Erfolge feiern dürfen, wie jüngst die Veränderung der Aufstiegsregelung in den Regionalligen.
Um diese Struktur beizubehalten, braucht es Vertreter der Amateurvereine mit Rückgrat in gehobenen Positionen und keinen Philipp Lahm, der sich dreht wie das Fähnchen im Wind und von seinem Ex-Vorgesetzten ins Amt gelobt wird.
Je länger die Verkündung der Ergebnisse der Ursachenforschung seitens des DFB auf sich warten lässt, desto unwahrscheinlicher werden personelle Konsequenzen auf höchster Ebene. Weder ein Grindel, noch ein Bierhoff und schon gar nicht Joachim Löw dürften zur Disposition stehen, wobei zumindest über Bierhoff diskutiert werden sollte.
Der Tausendsassa wäre mit seinem Jahrhundert-Projekt der DFB-Akademie ohnehin ausgelastet genug, um vom Posten des Nationalmannschafts-Managers zurücktreten zu können. Bierhoff steht wie kein zweiter für die Eventisierung der Nationalelf und würde einem Neuanfang mindestens genauso im Wege stehen wie Jogi Löw. Ein neues Gesicht auf diesem Posten könnte den Fokus zurück auf den Fußball und weg von unsäglichen Hashtags und Claims („Die Mannschaft“) lenken, was ein erster Schritt zurück zur Nahbarkeit des Teams wäre.
Dass Bierhoff, wie auch Grindel der ins selbe Horn blies, hinterher noch gegen Özil nachgetreten hat, obwohl er selbst im Vorfeld der WM sämtliche Konsequenz in dieser Affäre vermissen ließ, rückt ihn zusätzlich in ein schlechtes Licht und erweckt den Anschein, als bezwecke er damit einzig und allein seinen eigenen Allerwertesten zu retten.
Doch, selbstverständlich, drehte sich die Welt auch nach dem deutschen WM-Desaster weiter und die Weltmeisterschaft wurde zu Ende gespielt.
Ein WM-Turnier mit 32 Mannschaften nimmt in der Regel erst ab der KO-Phase Fahrt auf. Die Vorrunde bot meist gähnende Langeweile, Taktiererei und wenig fußballerische Feinkost.
Auch danach wurde es kaum besser, in der Nachbetrachtung fallen mir vielleicht drei mitreißende Spiele während des gesamten Turniers ein. Das Niveau insgesamt und der Leistungsstand einiger Top-Stars der Branche empfand ich als erschreckend. Der Bogen im Fußball ist längst überspannt. Hier ein unbedeutender Cup, dort einer und in den „Pausen“ Reisen über mehrere zehntausend Kilometer, um den Trikotabsatz und die Fernsehpräsenz auf den neuen Märkten in Asien zu steigern.
Die Folge dessen ist, dass viele Spieler 70 bis 80 Spiele in den Knochen haben und ausgelaugt zur WM kommen. So verkommt das Turnier immer mehr zu einem Muster ohne Wert. Die besten Erfolgsaussichten hat dann ein harmonierendes und funktionierendes Kollektiv, in dem sich die Spieler selbst pushen (siehe Pogba) und zu Höchstleistungen antreiben, auch wenn das Fleisch schon extrem schwach ist.
Dass Frankreich nach dem Halbfinalsieg gegen phasenweise fantastisch aufspielende Belgier sich den Weltmeistertitel sichern würde, war zu erwarten. Frankreich, das ich schon vor Turnierbeginn als Weltmeister getippt hatte, hatte nach dem Halbfinale einen Tag länger Zeit zur Regeneration und zudem keine drei Verlängerungen in den Knochen, im Gegensatz zu den Kroaten.
Dass deren Finalsieg jedoch durch eine Schwalbe von Griezmann eingeleitet wurde, stößt mir auch heute noch sauer auf. Das 1:0 in einem Spiel ist nun mal richtungsweisend und beraubte die Kroaten einer einmaligen Chance, auch wenn sie zwischenzeitlich zum Ausgleich gekommen waren.
Wann endlich werden solche Betrüger, wenn eindeutig überführt, nachträglich für eine Reihe von Spielen gesperrt, so dass eine solche Aktion noch lange nachwirkt? Solang sie damit durchkommen und am Ende noch für ihre Abgezocktheit gefeiert werden, wird sich an diesen Zuständen nichts ändern.
Ganz besonders habe ich den Titel natürlich unserem Stuttgarter Jungen, Benjamin Pavard, gegönnt. Ein Wahnsinn, wie seine Karriere innerhalb eines halben Jahres an Fahrt aufgenommen hat. Er wäre glücklich gewesen, als Nummer 23 zur WM mitfahren zu dürfen und wurde Stammspieler. Spätestens durch sein wichtiges Tor gegen Argentinien, Marke Tor des Monats, spielte sich Pavard in die Herzen seiner Landsleute, und er bekam gar einen eigenen Fangesang.
Dass ein Stammspieler einer phasenweise furios aufspielenden französischen Nationalmannschaft Begehrlichkeiten weckt, ist normal, als Weltmeister sowieso.
Sollte an der jüngst veröffentlichten Meldung, dass Pavard spätestens 2019 zu den Bayern wechselt, etwas dran sein, wäre ich enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass er den VfB für die dann nicht mehr verhandelbare festgeschriebene Ablösesumme von etwa 35 Millionen Euro verlässt und nicht etwa für deutlich mehr schon in diesem Sommer.
In Zeiten eines überhitzten Transfermarktes und wenn ein Spieler angeblich auch im Fokus absoluter internationaler Top-Clubs wie Barca oder PSG steht, hätte man sich dann doch mehr erhofft, zumal der VfB spätestens seit dem Verbleib von Holger Badstuber auch ohne Pavard gut aufgestellt wäre.
Sollte die Meldung der Tatsache entsprechen, stellen sich mir doch noch einige Fragen. Stimmt die kolportierte Klausel, dass die festgeschriebene Ablösesumme nächsten Sommer Makulatur sein würde, würde sich der VfB für die Championsleague qualifizieren? Was würde dann passieren? Zahlen die Bayern auch dann jeden Preis oder wurde diese Eventualität schon mit verhandelt? Oder wechselt Pavard doch schon in diesem Sommer an die Isar? Was wäre es den Münchnern ein früherer Wechsel und das Vermeiden des Risikos, dass der VfB sich für die Championsleague qualifiziert, wert? Es ist ja nicht so, dass ich auf Platz 4 spekulieren würde. In der letzten Saison fehlten dem VfB aber gerade einmal vier Punkte für das Erreichen der Championsleague, so dass die Hoffnung darauf nicht ganz ins Reich der Träumerei zu verweisen ist, zumindest dann, sollte der Rest der Liga weiterhin so schwächeln.
Sollte sich Pavard wirklich schon während der WM für die Bayern entschieden haben, sind dem VfB ohnehin die Hände gebunden. Dann scheidet ein Verkauf in diesem Sommer zu einem anderen Verein sowieso aus, was einmal mehr vor Augen führen würde, dass Verträge ohne Ausstiegsklauseln Wunschdenken sind und dass die Macht die Spieler und deren Berater besitzen.
Den Wahrheitsgehalt dieser SWR-Meldung kann ich nicht sonderlich gut einschätzen. Bislang stach der SWR in meiner Wahrnehmung nicht dadurch hervor, gut informiert in Sachen Transfers zu sein und Informationen exklusiv gesteckt zu bekommen. Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich Pavard während des Turniers um seinen Vereinswechsel gekümmert und einen Vertrag unterschrieben hat. Vielleicht hat da ja jemand aus der Mercedesstraße eine falsche Lunte gelegt und der SWR ist hereingefallen.
Ich würde mich freuen, würde Benji auch in der kommenden Saison, dann als Weltmeister, für den VfB auflaufen, sähe unsere Abwehr aber auch ohne ihn gut aufgestellt.
Der VfB hat sich, wie ich meine, ordentlich verstärkt und seinen Kader früh wie selten nahezu komplett beisammen gehabt. Von jungen vielversprechenden Talenten wie Borna Sosa, Maffeo und Gonzalez über Marc-Oliver Kempf, einem bundesligaerprobten Spieler vor dem nächsten Schritt bis hin zu Gonzalo Castro, dessen Zeit in Dortmund nicht so glücklich verlief, der meiner Meinung nach jedoch zu einer wichtigen Stütze im VfB-Spiel werden kann.
Dazu gilt es zwei „Rückkehrer“ zu begrüßen, über die ich mich, im Gegensatz zu vielen Hatern, sehr freue.
Zum einen Holger Badstuber, der nie einen Hehl daraus gemacht hat, zu einem Top-Verein, der der VfB nun mal (noch) nicht ist wechseln und international spielen zu wollen. Die ganz großen Adressen hatten kein Interesse, auf Experimente hatte Badstuber offensichtlich keine große Lust. So band er sich für drei Jahre an den VfB, was durchaus als Treuebekenntnis gewertet werden darf, auch wenn man weiß, dass Verträge im Fußball-Business das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt sind.
Nach dem Motto „lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach“ entschied sich Badstuber, beim VfB zu bleiben. Ihm blieb natürlich nicht verborgen, dass der VfB in diesem Sommer klotzte statt kleckerte und realisierte, dass, wenn sich der VfB weiter so rasant entwickelt, das internationale Geschäft mit dem VfB keine Utopie sein muss.
Weshalb ich mich über seinen Verbleib so freue ist einfach, dass er für mich ein wichtiger Faktor war, weshalb wir in der letzten Saison so wenige Gegentore gefangen und weshalb sich Timo Baumgartl nach Jahren der Stagnation spürbar weiter entwickelt hat. Zudem ist Badstuber ein Typ, der das sog. Bayern-Gen in sich trägt und lieber gewinnt als verliert. Ergeben sich einige in ihr Schicksal und reden Niederlagen schön, so legt Badstuber den Finger in die Wunde und ist richtig angefressen, wie nach dem 0:3 in Dortmund, der einzigen Niederlage während Korkuts bisheriger Amtszeit. Mit ehrgeizigen Spielern lässt sich etwas gewinnen, deshalb bin ich froh, dass Badstuber dem VfB sein Ja-Wort gegeben hat.
Der zweite Rückkehrer heißt Daniel Didavi. Über ihn freue ich mich ganz besonders, habe ihm den Wechsel nach Wolfsburg aus damaliger Sicht auch nicht krumm genommen, nachzulesen auf meiner Hommage an unseren 10er, nachdem sein Abgang feststand: http://www.frankys-stadionpics.de/blog/?p=4009
Weil ich so überzeugt von ihm und davon bin, dass es keine leeren Phrasen sind, wenn er beteuert VfBler durch und durch zu sein, bin ich mir auch relativ sicher, dass er nach seiner Rückkehr 150% Einsatz bringen und so schnell nicht mit anderen Angeboten kokettieren wird. Er stand nach Jahren unermüdlichen Abstiegskampfes am Scheideweg, fragte sich wohl, ob er sich im Herbst seiner Karriere die Frage gefallen lassen möchte, nicht alles versucht zu haben. Jetzt kommt der Bursche geläutert zurück und weiß zu schätzen, wie Holger Badstuber auch, was er am VfB hat.
Dida ist genau der Spielertyp, den wir letzte Saison so schmerzlich vermisst haben. Er kann ein Spiel lesen, Stürmer in Szene setzen und hat einen begnadeten linken Fuß. 15 Scorerpunkte beim Relegationsteilnehmer Wolfsburg sind aller Ehren wert. Ich drücke ihm (und, ganz uneigennützig natürlich auch uns) fest die Daumen, dass er seine Knieprobleme endgültig überwunden hat und wir noch viele tolle Spiele von ihm sehen. Freue mich schon auf Grassau und bin sehr gespannt, ob er mich noch kennt.
Die Kunst Tayfun Korkuts muss jetzt darin liegen, in den verbleibenden vier Wochen bis zum Beginn der Pflichtspiele die beste erste Elf zu finden.
Als Korkut kam, fand er Traumvoraussetzungen beim VfB vor. Getreu dem Motto „ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s völlig ungeniert“ konnte er die Arbeit aufnehmen und hatte keinen Erwartungsdruck.
Als einzige Zielvorgabe hatte er den Klassenerhalt zu erfüllen und das, obwohl der VfB bis auf den ersten Spieltag (Platz 16) nie auf einem möglichen Abstiegsplatz stand. Ein Spielsystem oder gar eine Weiterentwicklung des Teams wurde von ihm nicht verlangt, so dass das Zauberwort bis zum rechnerisch feststehenden Klassenerhalt nach dem Bremen-Spiel einzig und allein „Stabilität“ hieß.
Das implizierte, dass Experimente, die das fragile Gebilde ins Wanken hätten bringen können, ebenso verboten waren, wie unerzwungene Startelfwechsel. Mit dieser Marschroute stürmte der VfB auf Platz sieben und verpasste die Europaleague-Qualifikation nur um Haaresbreite.
In der neuen Saison findet Korkut eine neue Situation vor. Er hat einen ordentlichen Kader, bei dem sowohl die Mischung zwischen jung und alt als auch zwischen erfahren und unerfahren zu stimmen scheint.
Korkut ist alleinverantwortlich für die Saisonvorbereitung und muss die Mannschaft auf den Punkt bis zum Pokalspiel am 18. August in Rostock fit bekommen. Weil der VfB einen ausgeglichen Kader hat, den Reschke sicherlich zu großen Teilen in Absprache mit Korkut zusammengestellt hat, wäre Korkut gut beraten, seine Aufstellungen variabler zu gestalten und möglichst alle bei Laune zu halten.
In der Vorsaison hatte Korkut bei allem, was er anfasste, ein glückliches Händchen. Spieler, denen er sein Vertrauen schenkte, dankten es ihm mit Leistung, jene, die außen vor waren, blieben (zumindest nach außen) ruhig und selbst die Trainingsdosierung und -intensität schien optimal gewesen zu sein, spielten doch sonst von Verletzungen schwer gebeutelte Spieler, wie Ginczek und Badstuber, die Rückrunde fast komplett durch.
Ob das Zufall war oder Korkut es einfach kann, wird sich zeigen. Derzeit bin ich sehr optimistisch was den Kader angeht und hoffe, dass Korkut etwas daraus macht.
Reschke hat seine Hausaufgaben weitestgehend gemacht, rastet aber nicht, so dass es mich nicht wundern würde, wenn er noch jemanden aus dem Hut zaubert.
Nachdem Reschke mit den Wintertransfers und Korkut (bisher) goldrichtig gelegen hat und auch die Transferaktivitäten in diesem Sommer in Zeitpunkt und Qualität richtig gut aussehen, stelle ich ihm zumindest für sein zweites Halbjahr beim VfB ein ausgezeichnetes Zeugnis aus, was ich im Winter nie für möglich gehalten hätte. Da Fußball aber Tagesgeschäft ist und sich die Dinge von heute auf morgen auch wieder drehen können, will ich den Tag nicht vor dem Abend loben.
Von mir aus kann es gerne so weiter gehen, wie zum Ende der letzten Saison. Von den Siegen in Leverkusen und München nach gefühlten Ewigkeiten dort, zehre ich stimmungstechnisch noch heute.
Wenn es die Zeit zulässt, melde ich mich zwischen Grassau und Rostock nochmal mit meinen Eindrücken vom Trainingslager im Chiemgau. Bis dahin, lasst es Euch gut gehen!
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29. Juli 2012
Vom 23. bis 27.7.12 hielt ich mich in Donaueschingen auf und besuchte alle Trainingseinheiten während dieser Zeit unseres VfB. Bilder davon gibt es in den Bildergalerien auf www.Frankys-Stadionpics.de Fünf Tage in Donaueschingen sind mehr als ausreichend, nicht zuletzt, da wir vor zwei Jahren bereits mit dem VfB dort waren und die “Stadt” langsam in- und auswendig kennen. Zudem ist der Aufenthalt nicht gerade fanfreundlich. Am Trainingsplatz gibt es weder ein Vereinsheim, noch einen Getränkeverkauf, noch Toiletten, und das bei Temperaturen von teilweise 35°. Die Infrastruktur und das Ambiente waren in Leogang und Längenfeld um Klassen besser. Fragt man mich heute, werde ich sicher nicht noch ein drittes Mal nach Donaueschingen gehen.
Meine Eindrücke von der Mannschaft sind im Grunde positiv. Wer jetzt aufschreit, weil der VfB nicht den oft zitierten Kracher verpflichtet hat, ist wahrscheinlich der selbe, der sich über wahnsinnige Personalkosten aufregt und dass der Nachwuchs nicht zum Zuge kommt. Der VfB ist Junioren-Rekordmeister und hat die beste Reserve in ganz Deutschland. Aus diesem Faustpfand muss endlich wieder Kapital geschlagen werden. Ich habe großes Vertrauen in die Arbeit von Fredi Bobic. Seine Transfers saßen allesamt, Camoranesi in der Anfangszeit mal ausgenommen. Die Strukturreformen greifen langsam und der VfB bewegt sich unaufgeregt auf dem Transfermarkt und macht mehr durch Taten als durch Worte auf sich aufmerksam. Die Jungs, die von der zweiten Mannschaft aufgerückt sind, machen einen technisch versierten Eindruck und werden es in dieser Saison wissen wollen. Durch die vielen namhaften Abgänge (übrigens KEIN Stammspieler) werden sie zwangsläufig zu mehr Einsatzzeiten kommen und sich zeigen können. Alle Positionen sind doppelt besetzt. Einzig, ein Ausfall Ibisevics dürfte schwer zu kompensieren sein und müsste wohl mit einer Systemänderung einhergehen. Ein wenig Bauchschmerzen bereitet mir auch die Olympia-Teilnahme Sakais. Sonst bin ich sehr optimistisch, dass der Stuttgarter Weg nicht so schlecht ist, wie er oft dargestellt wird!
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2. Juli 2010
“Ich bin schon etwas enttäuscht”
St. Moritz – Mit viel Elan stimmt der Trainer Christian Gross den VfB in St. Moritz auf die neue Saison ein. Allerdings musste der 55-Jährige auch einen Rückschlag hinnehmen: “Ich bin schon etwas enttäuscht”, sagt Gross zum bevorstehenden Abgang des Managers Horst Heldt.
Herr Gross, mit einer Canyoningtour, einem Museumsbesuch und gemeinsamen Ausfahrten mit dem Moutainbike steht der Teamcharakter im Trainingslager im Vordergrund. Welche Ziele verfolgen Sie in St. Moritz?
Wissen Sie, ich beobachte die Mannschaft sehr genau, denn wir müssen uns nach einer erfolgreichen Rückrunde wieder neu finden. Wer ist bereit, dem anderen auch in einer Extremsituation zu helfen – wer zieht den anderen mit? Das sind Fragen, die mich beschäftigen. Denn auch später auf dem Platz müssen die Spieler bereit sein, für den Kollegen den extremen, den schmerzhaften Weg zu gehen.
Die Spieler sagen, sie hätten eine neue Seite an Christian Gross kennen gelernt.
Während eines Bundesligaspiels bin ich an der Außenlinie oder bei den Interviews nach dem Schlusspfiff immer sehr konzentriert. Da wirke ich vielleicht unnahbar. Denn gerade nach den Spielen ist die richtige Wortwahl sehr wichtig. Ein Trainer sollte aber vor allem stets authentisch auftreten – und das tue ich.
Die Schweizer Bergwelt scheint allerdings ihre lockere Seite zu stimulieren. Oder ist das alles nur Taktik?
Nein. Diese Woche in St. Moritz dient der Einstimmung. Die klaren Zielvorgaben an die Spieler kommen später – in der heißen Phase vor der Qualifikationsrunde zur Europa League. Zunächst will ich, dass die Spieler – und hierbei gerade die Neuen – sich so einbringen wie sie sind. Sie sollen positive Impulse geben. Und da ist es hilfreich, wenn auch der Trainer lockerer ist und sie nicht gleich einschränkt.
Das Konzept scheint aufzugehen. Die Spieler sind vom Verlauf bisher angetan.
Ich bin jemand, der von innen heraus sehr positiv gepolt ist. Das will ich dann an meine Spieler weiter geben. Meine Spieler sollen hinterher sagen können: Ja, es hat sich gelohnt, Fußballprofi zu werden.
Meinen Sie, die Vorgaben kommen an?
Ich sehe es manchmal in den Augen eines Spielers, die mir sagen: Jetzt verlangt er zu viel von mir. Doch grundsätzlich versuche ich, die anderen mitzureißen, denn ich bin begeistert von dem, was wir tun. Ich selbst hatte das Glück, dass mich meine Eltern immer sehr gefördert haben. Und auch im Verlauf einer erfolgreichen Profikarriere braucht es jemanden, der einen fördert. Ich will meine Spieler positiv beeinflussen. Das ist mir sehr wichtig.
Dazu kommen Sie gerne in Ihre Schweizer Heimat – immer wieder ins Oberengadin.
Es gibt bestimmt einige, die sich fragen: Wieso kommt der denn ständig hierher? Fällt dem nichts Besseres ein? Aber diese Gegend ist nun mal sehr energiegeladen. Das Licht ist sehr speziell – und das ganze Ambiente hier gibt Kraft.
Die werden Sie und ihr Team für eine lange Saison auch brauchen. Fühlen Sie sich in Stuttgart angekommen?
Die Spieler kennen mich und wissen, dass ich großen Wert auf das Resultat lege und darauf, dass wir möglichst kein Gegentor bekommen. Ich will ein Team sehen, dass ballorientiert verteidigt, dass sich unterstützt, wir müssen schnell von Angriff auf Abwehr umschalten.
Das bedeutet, der VfB vollzieht einen Umbruch?
Die Mannschaft wird in der Tat ein neues Gesicht haben. Jens Lehmann ist nicht mehr da, der das Team in den vergangenen zwei Jahren sehr geprägt hat. Im zentralen Mittelfeld und in der Verteidigung sind wir, wenn alle da sind, recht gut bestückt. In der Offensive wünsche ich mir viel Variabilität. Dabei war gerade die Verlängerung mit Cacau wichtig, da wir mit ihm taktisch flexibel sind. Er interpretiert die Rolle der zweiten Sturmspitze hervorragend. Auf den Außenpositionen wünsche ich mir noch zwei offensive Mittelfeldspieler.
Welche Spieler sehen Sie besonders in der Verantwortung?
Ich freue mich auf Spieler wie Christian Gentner, der viel Erfahrung und Persönlichkeit mitbringt. Wir brauchen eine gute Mittelachse, etwa mit dem jungen Torhüter Sven Ulreich sowie mit Matthieu Delpierre in der Innenverteidigung. Im zentralen Mittelfeld besitzen wir viele Spieler, die eine Führungsrolle einnehmen können. Christian Träsch etwa, der eine sehr hohe Präsenz hat.
Sie haben in Ihrer Aufzählung Serdar Tasci und Sami Khedira ausgelassen. Kann es sein, dass die beiden Nationalspieler den Verein noch vor dem Saisonstart verlassen?
Die Gefahr besteht.
Der Sportdirektor Jochen Schneider sagte, Khedira habe ihm gegenüber erklärt, er werde auf jeden Fall noch ein Jahr beim VfB spielen.
Ich werde mich grundsätzlich nicht in die Überlegungen des Managements einmischen. Die Philosophie des Vereines ist, mit jungen Spielern zu arbeiten. Doch nur mit jungen Spielern allein geht es nicht. Deshalb muss man auch wirtschaftliche Überlegungen anstellen – so wie im Vorjahr beim Verkauf von Mario Gomez. Das Management hat erklärt, dass wir nur neue Spieler kaufen können, wenn wir auch Transfererlöse erzielen. Und es würde unheimlich wehtun, wenn Sami Khedira im nächsten Sommer nach Ende seines Vertrages ablösefrei gehen würde.
Das bedeutet, man könnte jetzt das Geld eines möglichen Khedira-Transfers nehmen, um es in neue Außenspieler zu investieren.
Das werden wir sehen. Aber eines ist mir auch sehr wichtig: Ich halte sehr viel von Sami Khedira, er ist ein großartiger Spieler. Und ich glaube er wird nur zu einem internationalen Topclub wechseln. Doch wenn so einer anklopfen sollte, könnte für beide Seiten der Fall eintreten, über so einen Transfer nachzudenken.
Bei Serdar Tasci sieht es ähnlich aus.
Serdar hat sich mir gegenüber immer sehr positiv über den VfB geäußert, auch wenn ich in der vergangenen Rückrunde sehr hart mit ihm war. Aber ich weiß, dass er noch besser spielen kann.
Nach dem möglichen Abschied von Horst Heldt ist im Management eine Vakanz entstanden. Werden Sie sich stärker einbinden?
Ich bin neu hier beim VfB – und ich stelle da keine Ansprüche. Ich habe mir in diese Richtung keine Gedanken gemacht. Wir haben mit Jochen Schneider einen hervorragenden Mann im Management.
Hat Sie der Abgang von Horst Heldt befremdet?
Ich spreche jetzt als Trainer – und sage: Ich selbst habe alle Verträge, die ich unterschrieben habe, auch eingehalten. Horst Heldt hat vor einem Jahr bis 2013 verlängert. Und ich empfand ihn während der Saison nicht so, dass er frustriert war.
Traf Sie sein Entschluss unvorbereitet?
Ich war sehr überrascht. Wobei man sagen muss, dass bei einem Wechsel eines Trainers oder Managers im Profifußball das richtige Timing stets mit zum Schwierigsten zählt. Ich bin aber schon etwas enttäuscht, das gebe ich zu. Denn Horst Heldt und ich haben sehr erfolgreich zusammen gearbeitet. Es waren gute sechs Monate.
(STZ online)
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6. Januar 2010
1.7.2009
Ein Quintett kehrte zurück
Das Hallo war groß, als die Nationalspieler des VfB am heutigen Mittwochmorgen den Trainingsbetrieb wieder aufnahmen und zu ihren Teamkameraden stießen, die bereits seit vergangenen Samstag im Trainingseinsatz sind. Doch das Wiedersehen währte nicht sonderlich lange. Denn während für die Spieler, die gestern Abend beim Freundschaftsspiel in Vaihingen am Ball waren, eine eher lockere Trainingseinheit auf dem Plan stand, musste sich die Rückkehrergruppe zunächst dem obligatorischen Lakattest unterziehen.
Runden drehen und Blutstropfen lassen
Und so drehten Thomas Hitzlsperger, Cacau, Christian Träsch, Khalid Boulahrouz, Ricardo Osorio auf der benachbarten PSV-Sportanlage ihre Runden, um anschließend einige Blutstropfen zu lassen, während alle anderen nach einem Regenerationsprogramm beim Spiel auf vier Tore mächtig viel Spaß hatten. Ebenfalls nicht mitmischen konnten heute Ciprian Marica, der aus privaten Gründen erst am 3. Juli wieder einsteigen wird und Arthur Boka, der weiterhin in der VfB Reha-Welt für sein Comeback schuftet.
5.7.2009
Torreicher Test am Bodensee:
Im Rahmen des Trainingslagers in Donaueschingen stand am Sonntagnachmittag ein Testspiel in Friedrichshafen auf dem Plan. Das Aufeinandertreffen der beiden “Vereine für Bewegungsspiele” wurde deutlich mit 11:2 gewonnen. Torschützen: Elson, Schieber (2), Riedle (2), Lanig (2), Simak (2), Bastürk, Didavi
6.7.2009
Jovanovic-Transfer gescheitert: Demba Ba will Klarheit
Donaueschingen/Hoffenheim – Es war ein vergleichsweise ruhiger Tag in Hoffenheim. Die Mannschaft von 1899 hatte trainingsfrei und trifft sich erst heute wieder zur nächsten Einheit, an der erstmals der neue Innenverteidiger Josip Simunic teilnimmt. Es war auch ein relativ ruhiger Tag in Donaueschingen. Da hat der VfB momentan Quartier bezogen, um die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison zu legen. Aber die Ruhe war trügerisch – hüben wie drüben. Viele bange Blicke gingen von Hoffenheim und Donaueschingen nach Ludwigshafen. Dort wurde die Verletzung von Demba Ba gestern zum dritten Mal innerhalb einer Woche untersucht – im Beisein der Mannschaftsärzte Raymond Best (VfB) und Pieter Beks (1899). Nach der Visite stand das Ergebnis fest. “Die Ärzte waren zufrieden – und ich bin es auch”, sagt Ba. Das Fazit des Tages ist also positiv, aber eine Entwarnung sieht anders aus.
Diese Nachricht verbreitete sich schnell in Hoffenheim und in Donaueschingen, wo Horst Heldt etwas aufatmete. Denn noch am Donnerstag war der VfB-Manager mit einem bedenklicheren Bericht aus Ludwigshafen konfrontiert worden, wonach der Heilungsverlauf von Ba (24) nicht zu prognostizieren sei. An seinem im Mai operierten Bein hatte sich eine Entzündung gebildet, die verhinderte, dass sich die Wunde schließen konnte. Pikanterweise wurde das Problem allem Anschein nach von den VfB-Ärzten erkannt – bei der medizinischen Eingangsuntersuchung, die Ba nach StZ-Informationen in Stuttgart bereits absolviert hat.
Nach diesem Befund war der Schock bei Heldt groß. So war klar, dass der gestrige Check maßgeblich darüber befinden würde, ob es überhaupt noch eine Chance für den Wechsel des Stürmers aus Hoffenheim nach Stuttgart gibt. Bei einem erneuten negativen Resultat hätte der VfB von der Verpflichtung wohl oder übel Abstand genommen, aber jetzt steht die Tür für Ba zumindest wieder einen Spalt weit offen.
Die Clubs haben sich auf eine Ablöse von knapp 15 Millionen Euro geeinigt. Die Voraussetzung lautet allerdings: der Spieler aus dem Senegal muss richtig fit sein. Noch habe er diese Wunde am Bein, aber er habe keine Schmerzen mehr, so Ba, der deshalb glaubt, vielleicht in zehn Tagen mit dem Lauftraining beginnen zu können. Bis er wieder ganz hergestellt ist und in einer Partie 90 Minuten lang eingesetzt werden kann, werden jedoch noch ein paar weitere Wochen vergehen, so dass Ba den Saisonauftakt Anfang August verpasst. Zudem wäre er sicher auch in den beiden wichtigen Champions-League-Qualifikationsspielen am 18./19. und 25./26. August noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Ist der VfB bereit, diese Kröte zu schlucken und diesen Preis zu zahlen?
Wenn der Transfer des offensiven Mittelfeldspielers Milan Jovanovic von Standard Lüttich perfekt wäre, würde es Heldt vermutlich leichter fallen, mit Ja zu antworten. Denn der Serbe kann auch im Angriff auflaufen. Aber die Sache ist nicht perfekt. Heldt droht jetzt sogar damit, den Kontakt abzubrechen. “Für uns ist das Thema erledigt”, sagt er, weil der Standard-Chef Luciano D’Onofrio auf seiner Ablöseforderung von 8,5 Millionen Euro beharrt – allen gegenteiligen Ankündigungen zum Trotz. Der VfB bietet fünf Millionen. Dann ist Schluss, aber vielleicht will Heldt auf diese Weise ja auch nur ein finales Warnsignal an D’Onofrio schicken, damit endlich Bewegung in den Finanzpoker kommt. Jovanovic hat sich jedenfalls zum VfB bekannt.
Ba auch. Er legt nach. Am Sonntag habe er mit dem Hoffenheimer Assistenztrainer Peter Zeidler telefoniert, sagt er. Der habe erklärt, dass schnell eine Entscheidung her müsse, damit man auf dem Transfermarkt noch reagieren kann – “und ich will auch eine schnelle Entscheidung, weil mich die Situation mental belastet und weil ich wissen muss, wo meine Zukunft liegt”, sagt Ba.
Der VfB braucht auch Planungssicherheit, aber er verspürt keinen Zeitdruck. Vor einer Vertragsunterzeichnung will sich der Club weiter absichern. Nicht dass die Zwangspause von Ba noch länger ausfällt. Dieses Risiko soll ausgeschaltet werden. Deshalb dürfte der Wechsel kaum so zügig über die Bühne gehen wie von Hoffenheim und Ba gewünscht – zumal für Donnerstag schon die nächste Untersuchung in Ludwigshafen anberaumt ist. Ein wirklich ruhiger Tag wird also auch das nicht. (STZ online)
8.7.2009
Abschied vom Öschberghof
Nach einer Woche im Trainingslager am Öschberghof verabschiedeten sich die Spieler, Trainer, Betreuer, Physiotherapeuten und Zeugwarte des VfB vom Personal des Hotels. Wie schon in den vergangenen Jahren fühlten sich alle rundum wohl und gut versorgt. Die Trainingsbedinungen waren sehr gut, das Essen hervorragend und der Service vorbildlich. Die Spieler und Mitarbeiter und Angestellten des VfB sowie die Mitarbeiter des Öschberghofs freuen sich schon wieder auf das nächste Mal, wenn es wieder nach Donaueschingen ins Lauftrainingslager geht.
8.7.2009
20-Millionen-Euro-Transfer: Der VfB plant den Coup mit Huntelaar
Gerhard Poschner kennt sich aus in Madrid. Da hat er bis 2001 für den Vorortclub Rayo Vallecano gespielt. Seitdem hält er den Kontakt. Deshalb wunderte sich der frühere VfB-Profi nicht, als er gestern im Fachblatt “Marca” gelesen hat, dass der holländische Nationalstürmer Klaas-Jan Huntelaar vor dem Transfer von Real nach Stuttgart steht. “Das schreiben die Zeitungen hier schon seit Wochen”, sagt Poschner. An den Geschichten ist etwas Wahres dran.
Der VfB plant den größten Coup seiner Geschichte. Wie “Marca” berichtet, wird Huntelaar (25) zwar auch von Manchester United umworben. Aber die Engländer müssten sich beeilen, weil der VfB ein Angebot vorgelegt habe, das man kaum ablehnen könne, heißt es. Dabei beruft sich die Zeitung auf eine Quelle bei Real. Der VfB kommentiert das nicht. Klar ist jedoch erstens, dass bereits Gespräche mit Real und dem Huntelaar-Berater Arnold Oosterver geführt wurden. Und zweitens steht fest, dass der Spieler selbst nicht abgeneigt ist und dass diese Verhandlungen in den vergangenen Tagen noch einmal intensiviert worden sind.
Denn dem VfB sind zuletzt erhebliche Zweifel an der Verpflichtung des ursprünglichen Wunschkandidaten Demba Ba aus Hoffenheim gekommen. Nach wie vor ist ungewiss, wann der unter einer Entzündung unterhalb des Knies leidende Senegalese wieder fit ist – jedoch kaum vor Mitte/Ende August (die StZ berichtete). Dann sind der Saisonauftakt und die beiden Qualifikationsspiele zur Champions League vorbei. Deshalb fragt sich der VfB, ob das Risiko nicht viel zu groß ist: 15 Millionen Euro für einen angeschlagenen Spieler.
Huntelaar würde sogar knapp 20 Millionen kosten, doch das könnte der VfB stemmen. Weil der Transfer von Milan Jovanovic (Lüttich) geplatzt ist, hat der Club fünf Millionen Euro gespart. Zusammen mit den 15 Millionen für Ba wären das die 20 Millionen für Huntelaar. Problematischer ist das Gehalt. Der Torjäger müsste Abstriche machen, nachdem er momentan bei Real rund vier Millionen Euro netto verdient. Außerdem hat der VfB in ManU namhafte Konkurrenz – wobei Huntelaar jedoch schon gesagt hat, dass er zu keinem absoluten Topclub will. Da würde er um einen Stammplatz fürchten und als Folge um seine Teilnahme an der WM 2010.
Diese Signale ermutigen den VfB, der jetzt alle Hebel in Bewegung setzen und an seine finanzielle Schmerzgrenze gehen will. Ob das reicht, liegt dann an Huntelaar. (STZ Online)
8.7.2009
Testspielerfolg gegen Albstadt:
Am Morgen trainierten die VfB-Spieler noch in Donaueschingen im Trainingslager Kurzpassspiel und spielten auf kleinen Feldern fünf gegen fünf. Abends stand dann das Testspiel gegen den FC 07 Albstadt an, das der VfB 5:0 gewann. Torschützen: Hilbert, Bastürk, Gebhart, Elson, Simak
9.7.2009
Absage an Ba – kommt das Ja von Huntelaar?
Die Dame im Büro der Groninger Agentur Soccer Vision ist zwar freundlich, aber auch abweisend bestimmt. Es tue ihr ja leid, “doch ich darf dazu nichts sagen”, wiederholt sie mehrmals. Und auf die Frage, wer etwas sagen darf, antwortet sie: “Mein Chef, aber der ist heute nicht zu sprechen.” Der Chef heißt Arnold Oosterveer – und der entscheidet maßgeblich darüber, ob der holländische Nationalstürmer Klaas-Jan Huntelaar (25) von Real Madrid zum VfB wechselt.
Dass Oosterveer nicht zu erreichen war, hatte einen guten Grund. Denn als die Dame am Donnerstagmittag in seiner Firma sagte, dass sie nichts sagen darf, saß ihr Chef gerade mit dem VfB-Sportmanager Jochen Schneider zusammen, um sich über die möglichen Konditionen des Transfers zu unterhalten. Mit Real war zu diesem Zeitpunkt nach StZ-Informationen schon alles klar. Demnach zahlt der VfB eine Ablöse von 18 Millionen Euro. Sollte sich die Mannschaft im nächsten Monat für die Champions League qualifizieren, kommen noch einmal zwei Millionen hinzu. Diese Herkulesaufgabe hat der VfB gemeistert. Wenn in den nächsten Tagen dann auch Huntelaar Ja sagt, ist der größte Transfercoup in der Stuttgarter Vereinsgeschichte perfekt.
Klar ist seit Donnerstagabend, dass der 25-jährige Holländer dem Hoffenheimer Demba Ba den Rang als Wunschkandidat der Stuttgarter endgültig abgelaufen hat. Denn nach der Untersuchung des Senegalesen in Ludwigshafen steht fest, dass der VfB Ba nicht verpflichten wird. Das Problem bei dem Angreifer ist seine Entzündung unterhalb des Knies, die verhindert, dass er bis zum Saisonstart fit wird. Ba hat sich die Komplikationen selbst zuzuschreiben: Denn anstatt sein operiertes Bein wie von den Ärzten angeordnet im Urlaub zu schonen, marschierte er munter durch Las Vegas. Letztlich scheute der VfB, für den in sechs Wochen die wichtigen Qualifikationsspiele zur Champions League anstehen, das Risiko, für einen angeschlagenen Spieler rund 15 Millionen Euro zu bezahlen.
Über Huntelaars Gehalt muss noch verhandelt werden
Bleibt also Huntelaar, in dessen Fall es allerdings noch ein paar Hürden zu überspringen gilt: speziell das Gehalt des Spielers, aber auch Vertragsdetails wie die Laufzeit. Zudem wünscht Huntelaar offenbar eine Ausstiegsklausel, die ihm für eine festgeschriebene Summe die vorzeitige Freigabe für einen Spitzenclub garantiert. Von diesen Punkten, die im Mittelpunkt Verhandlungen zwischen Oosterveer und Schneider standen, hängt alles ab.
Der Spieler kassiert bei Real angeblich mehr als drei Millionen Euro netto – eine Dimension, die ihm der VfB nicht bieten kann. Huntelaar müsste Abstriche machen. Dass er dazu grundsätzlich bereit ist, zeigt die Tatsache, dass am Donnerstag überhaupt ein Treffen stattgefunden hat. Wenn die Vorstellungen zu weit auseinandergegangen wären, hätten sich Oosterveer und Schneider die Mühe sparen können.
Aber der VfB hat signalisiert, dass er an seine Schmerzgrenze vorstoßen will. Dass dadurch Unruhe entstehen und das finanzielle Gefüge der Mannschaft durcheinandergewirbelt werden könnte, befürchtet der Club nicht. Erstens sei klar, dass Huntelaar ein besonderes Kaliber ist, heißt es, und zweitens sei jeder im Kader ein Profi und wisse, dass das Geschäft nun mal so ist. Dass die bereits vor einiger Zeit aufgenommenen Gespräche mit einem Star wie Huntelaar nun ziemlich weit fortgeschritten sind, zeigt, welchen Stellenwert der Stuttgarter Bundesligist inzwischen in Europa besitzt. Immerhin hat Huntelaar einem so erfolgreichen Verein wie Olympique Lyon schon abgesagt. Das bedeutet jedoch nicht, dass der VfB keinen Konkurrenten mehr hätte. Er hat sogar noch mindestens drei: Manchester United, den AC Mailand und Olympique Marseille.
Bei ManU und Milan müsste Huntelaar aber um einen Stammplatz fürchten. Auf der Ersatzbank würden seine Chancen auf die Teilnahme an der WM 2010 sinken. Dieses Turnier ist sein Ziel. Und im Duell mit Marseille fühlt sich der VfB alles andere als chancenlos. Außerdem hat er einen Vorsprung, weil er bereits handelseinig mit Real ist. Gelingt auch mit Huntelaar der Durchbruch, dürfte sogar die Dame von Soccer Vision etwas mitteilsamer werden. (STZ online)
11.7.2009
Torlose Generalprobe
Eigentlich war es als ganz normales Testspiel inmitten der Vorbereitung auf die neue Saison 2009/10 gedacht. Doch nach der Auslosung der ersten Hauptrunde im DFB-Pokal wurde das Freundschaftsspiel des VfB beim Regional-ligisten SG Sonnenhof Großaspach am heutigen Samstag zur Generalprobe für das Cup-Duell in drei Wochen.
Nullnummer ohne Nationalspieler:Fehlen der VfB-Stars ärgert Fans und Gegner
Sie machen den Reiz aus, ihretwegen strömen die Fans – umso ärgerlicher, wenn die Stars fehlen. Der VfB Stuttgart trat beim faden 0:0 gegen die SG Sonnenhof Großaspach ohne seine Nationalspieler an. Die Zuschauer waren enttäuscht, beim Gegner machte das Wort Respektlosigkeit die Runde.
5600 Fans waren aufs Sportgelände Fautenhau nach Großaspach geströmt, in Erwartung großer Namen und großer Taten. Gegangen sind sie mit der bitteren Erkenntnis, dass sie Geld und Zeit besser anderweitig investiert hätten – wenn sie nicht Sympathisanten der munteren Mannschaft der SG Sonnenhof Großaspach waren, die dem B-Team des VfB mit vier Großchancen und einem verschossenen Elfmeter einheizte. Dennoch fehlte auch den Einheimischen etwas – der Hauch der großen weiten Fußballwelt. Stars wie Thomas Hitzlsperger, Cacau, Serdar Tasci, Ludovic Magnin oder Ciprian Marica – und hätten sie nur Autogramme geschrieben. Doch keiner war da.
“Für die Nationalspieler hätte das Spiel zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung keinen Sinn gemacht. Ich hatte meine frischesten Spieler dabei”, rechtfertigte VfB-Teamchef Markus Babbel seine Entscheidung, Talenten wie Patrick Funk, Daniel Didavi, und Alessandro Riedle Spielpraxis zu geben. Einige Spieler des Regionalligisten Großaspach werteten dies als “Zeichen mangelnden Respekts”. Sonnenhof-Hotelier Uli Ferber bemerkte spitz: “Hoffenheim war zwei Tage zuvor in Bestbesetzung da.” Mit Topspielern wie Vedad Ibisevic, Carlos Eduardo, Chinedu Obasi und Timo Hildebrand. “Ich will keinen Spieler abwerten, aber wegen der Stars kommen die Zuschauer ja auch”, sagte Ferber. Gerade wegen der Stars. (STN online)
13.7.2009
Trainingsstart in Leogang
Eine Viertelstunde vor Beginn der ersten Übungseinheit beim Trainingslager in Leogang fuhr der Mannschaftsbus mitsamt den Spielern und Trainern vom Hotel Krallerhof los in Richtung Steinbergstadion. Nach nur fünf Minuten Fahrzeit sahen die Spieler um Kapitän Thomas Hitzlsperger dann ihren Trainingsplatz für die nächsten Tage.
Eine kleine aber feine Tribüne bietet den zahlreichen Fans Platz zum Zuschauen, und die kamen auch gleich voll auf ihre Kosten. Nach ein paar Runden Warmlaufen auf dem sehr gut präparierten Rasen spielten die Akteure sieben gegen drei und die Torhüter trainierten separat mit Ebbo Trautner. Anschließend folgte ein Spielchen auf ein kleines Feld. Die Co-Trainer Rainer Widmayer und Alexander Zorniger ließen dann noch Flanken mit Torabschluss üben, ehe es nach zwei Runden Auslaufen wieder in Richtung Hotel ging. (vfb.de)
Der 13.7.09 war auch der Tag, auf den wir hingearbeitet hatten, begleiteten wir doch den VfB zum ersten Mal ins Trainingslager. Daher waren wir sehr neugierig, was uns erwarten würde. Leogang ist ein kleiner, aber feiner Ort nahe Saalfelden am Steinernen Meer und liegt idyllisch eingebettet in der Bergwelt im Land Salzburg. Wir hatten eine Ferienwohnung übers Internet gebucht. Da ich zeitnah Bilder online stellen wollte, mußte die Wohnung natürlich über einen Internetanschluß verfügen. Durch das Internet hielt ich mich in der Hängepartie bzgl. Neuzugängen immer auf dem neuesten Stand und konnte mich auch sonst über die VfB-Seite informieren, wann Trainings angesetzt waren, oder was sonst anstand, sollte die Kommunikation nicht wie gewünscht funktionieren. Die Wohnung war gemütlich eingerichtet und verfügte über alles, was man zum Leben gebrauchen kann. Mit dem Einchecken erhielten wir die Leogang-Card, die bei zahlreichen Freizeiteinrichtungen in Leogang und Region zum freien oder ermäßigten Eintritt berechtigte. So war täglich eine Berg- und Talfahrt mit der Asitz-Bahn enthalten oder freier Eintritt ins Schwimmbad. Eine feine Sache! Gleich am ersten Tag besuchten wir natürlich das Training. Noch waren nicht sehr viele Fans anwesend, doch das sollte sich schon am nächsten Tag ändern.
14.7.2009
1,1 Millionen Euro Überschuss:Die Roten schreiben schwarze Zahlen
Zufriedenheit würde die Gemütsverfassung der VfB-Granden nur unzutreffend beschreiben. Präsident Erwin Staudt und sein Finanzchef Ulrich Ruf waren am Dienstagabend mehr als nur zufrieden. Beide präsentierten den Mitgliedern im Carl-Benz-Center voller „Stolz“ den Geschäftsbericht 2008.
„Und jetzt kommt die Nachricht des Abends“, rief Ruf den etwa 1000 anwesenden Mitgliedern zu: „Uns ist es gelungen, im sechsten Jahr in Folge einen Gewinn zu erzielen.“ Unter dem wohlwollenden Nicken der roten Gemeinde ließ sich Ruf dann die Zahl auf der Zunge zergehen: „Wir haben einen Jahresüberschuss in Höhe von 1,128 Millionen Euro erwirtschaftet.“
Gleichzeitig musste der Finanzdirektor aber einräumen, dass der Fußball-Bundesligist im Jahr 2008 nicht an das Rekordergebnis von 2007 anknüpfen konnte. Der Umsatz sank von 132,3 Millionen auf 98,7 Millionen Euro. Nach den Ursachen mussten die Mitglieder nicht lange fragen: Es fehlen die Einnahmen des Meisterjahres, in dem die Roten auch im Pokalfinale (2,4 Millionen Euro Einnahmen) standen.
Ruf: “Allein 19 Millionen Euro haben wir bei der medialen Verwertung der Champions League eingenommen.” Aber auch in der Liga staffelt sich der Anteil am TV-Geld nach der Platzierung: Der Sechste bekommt 750 000 Euro, Platz drei ist zwei Millionen wert und der Meister kassiert sieben Millionen.
Dennoch steht der VfB insgesamt auf einem tragfähigen Fundament. Präsident Staudt meint sogar: “Wir gehören zu den Topclubs in Deutschland.” Der Verein sei in den Punkten Solidität, Seriosität und Sympathie in der Liga ganz weit vorne.
14.7.2009
Kitzlochklamm und Nachmittagstraining
An unserem 2. Tag besuchten wir zunächst das Kitzlochklamm. Nachmittags ging es dann ins Steinbachstadion zum zweiten Training des Tages. Erstmals dabei war auch Markus Babbel, der direkt von Köln nach Leogang kam. Da in diesen Tagen die Grundlagen für die ganze Saison gelegt werden, war es ihm wichtig, so lang wie möglich dabei sein zu können. Trainiert wurden überwiegend Koordination, Kraft und Kondition und das bei brütender Hitze. Ich ließ mir nach dem Training die Möglichkeit nicht entgehen, mich mit Cacau und Hitz ablichten zu lassen.
Als wir später dann Richtung Abendessen unterwegs waren, joggten die Hoffenheimer an uns vorbei, die ja im selben Ort ihr Domizil hatten. Einige von uns wollten die Ex-Stuttgarter nett begrüßen, denen war es aber eher peinlich. Den Vogel schoß Timo Hildebrand ab, der nur “Demba Ba” murmelte und uns damit wohl ärgern wollte. Dann wollten wir den Hoffenheimern kurz beim Training zuschauen, doch wir wurden ausgesperrt bzw. nicht herein gelassen (durch den Zaun fotografiert, siehe unten). Betont sei an dieser Stelle, dass die “Annäherungsversuche” wirklich nett waren und nicht gepöbelt oder beleidigt wurde. Dass sie durch solche Aktionen einem nicht sympathischer wurden, dürfte aber klar sein…
15.7.2009
Der dezente Konter von Horst Heldt
Am Morgen danach ist Jens Lehmann nichts mehr anzumerken. Es ist 9.50 Uhr. Der Torwart betritt als letzter Stuttgarter Spieler den Trainingsplatz in Leogang und wärmt sich vor einem Spruchband des VfB-Fanclubs Köngen auf. Business as usual ist angesagt. Knapp zwei Stunden später beendet Lehmann die Einheit. Ehe er in den wartenden Bus steigt, erfüllt er noch ein paar Autogrammwünsche. Dann fährt er mit seinen Kollegen ins Mannschaftshotel, wo Horst Heldt schon auf ihn wartet. Da ist es 12.30 Uhr.
Am Abend zuvor ist Lehmann nach vorne geprescht – per Videoclip bei der Jahreshauptversammlung des Clubs im Carl-Benz-Center. Da kritisierte er die Einkaufspolitik und forderte die Mitglieder auf, den Aufsichtsrat und den Vorstand in die Pflicht zu nehmen. Nicht nur, dass immer noch kein Nachfolger für Gomez gefunden sei – um in der Champions League bestehen zu können, benötige man noch mindestens eine weitere Verstärkung, sagte Lehmann und setzte Heldt unter Druck.
Wenn dem Manager diese Vorgehensweise missfallen hat, lässt er sich das am Tag danach zumindest nicht anmerken. Es ist 14 Uhr. Lehmann sei eben sehr ehrgeizig, “was das Wichtigste in diesem Geschäft ist”, sagt Heldt, nachdem er zuvor unter vier Augen mit dem früheren Nationaltorwart gesprochen hatte. Dabei dürften die beiden im Kern nicht so weit auseinander sein. Denn auch Heldt weiß, dass erstens Handlungsbedarf besteht und dass die Zeit zweitens allmählich auch ein bisschen knapp wird. Schließlich fängt die neue Saison am 7. August an.
Heldt: “Jens ist nur einer, der offen seine Meinung vertritt”
Darum geht es auch am Nachmittag, als der Manager auf der Terrasse des Teamhotels in Leogang sitzt und sich bemüht, die Offensive von Lehmann zu bewerten. Von wegen der Torhüter setze dem VfB die Pistole auf die Brust. Das sei nicht die Absicht gewesen, sagt Heldt, “Jens ist nur einer, der offen seine Meinung vertritt.” Damit gebe es überhaupt kein Problem. Im Gegenteil, Lehmann sei ein mündiger Spieler, “wovon wir alle beim VfB profitieren.”
Dennoch wäre es Heldt vermutlich lieber gewesen, der mündige Spieler hätte seine Bedenken intern vorgetragen und nicht halböffentlich auf der Mitgliederversammlung, was ohnehin ein ziemlich ungewöhnlicher Ansatz ist. In diese Richtung zielt dann auch der dezente Konter, den sich Heldt nicht verkneifen kann. Jeder beim VfB habe bestimmte Aufgaben, sagt er, “die Aufgabe unseres Torwarts ist es, möglichst wenig Gegentore zu kassieren – und den Rest erledigen dann wir.”
Ende der Durchsage. Lehmann schweigt am Tag danach ganz. Heldt dürfte ihn darauf hingewiesen haben, dass es nicht die Schuld des VfB ist, dass sich Patrick Helmes einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Die Alternative Demba Ba leidet unter einer Operationswunde am Knie, was eine Verpflichtung riskant gemacht hätte. Ohne diese Komplikationen wäre einer von ihnen schon beim VfB gelandet, und Lehmanns Videobotschaft anders ausgefallen.
Mit dem Brasilianer Vagner Love hat Heldt parallel verhandelt
Andererseits ist es offensichtlich so, dass dem Torhüter das Feilschen um die dritte Kraft Klaas-Jan Huntelaar inzwischen zu lange dauert. Seitdem sich der VfB vor einer Woche mit Real Madrid auf eine Ablöse von 18 Millionen Euro (zuzüglich zwei Millionen bei der Qualifikation für die Champions League) geeinigt und dem Spieler ein mit vier Millionen Euro brutto dotiertes Vertragsangebot vorgelegt hat, herrscht Stillstand. Allerdings habe der Huntelaar-Berater Arnold Oosterver versichert, dass noch in dieser Woche eine Entscheidung falle, sagt Heldt, “und dieser Berater macht einen seriösen Eindruck”. Der VfB rechnet damit, dass sich Oosterver am Samstag oder Sonntag meldet, weil Huntelaar auch noch von Tottenham Hotspur umworben wird. Die Ausgangslage ist eindeutig: die Engländer bieten mehr Geld – und die Stuttgarter die besseren sportlichen Perspektiven.
Sollte Huntelaar den finanziell gut gepflasterten Weg nach England vorziehen, würde sich der VfB auf Vagner Love konzentrieren. Mit dem Brasilianer von ZSKA Moskau hat Heldt parallel verhandelt und ist nach StZ-Informationen ebenfalls in einem weit fortgeschrittenen Stadium angelangt. Das gilt auch für die Gespräche, die er mit Serdar Tasci führt. Der Verteidiger soll seinen 2010 endenden Vertrag vorzeitig verlängern. Gestern Abend hat sich Heldt noch mit dessen Berater Uli Ferber unterhalten. ,,Wir sollten höllisch aufpassen, dass wir jetzt nicht alles in Schutt und Asche reden. Immerhin sind wir in der letzten Saison Dritter geworden”, sagt Heldt noch. Dann war der Tag danach vorbei.
15.7.2009
Vormittagstraining, Gondelfahrt auf den Asitz und Testspiel gegen Pinzgau
Nach dem Training fuhren wir mit der Gondel auf den Asitz. Leider war es dort oben sehr bewölkt, so dass die Aussicht nicht die beste war. Die Hütte oben ist aber urgemütlich und es läßt sich gut essen und trinken.
Hoher Sieg gegen Pinzgau: Nach einem kurzen aber heftigen Gewitter begann das Testspiel im Rahmen des Trainingslagers in Österreich gegen den FC Pinzgau mit fünf Minuten Verspätung im Saalfelder Stadion am heutigen Mittwochabend. VfB-Coach Markus Babbel verzichtete beim 9:0-Sieg neben Torhüter Jens Lehmann auf Stefano Celozzi, Matthieu Delpierre, Alessandro Riedle, Arthur Boka und Daniel Didavi, die individuell trainierten. Torschützen: Tasci (2), Marica (2), Rudy (2), Cacau, Bastürk, Schieber.
16.7.2009
Vormittagstraining und Fanfest auf der Kralleralm
Nach dem Testspielerfolg und vor dem freien Nachmittag stand der Spaß im Vordergrund. Nach etwas Aufwärmgymnastik gab es Sidestep-Übungen, bei denen Ludovic Magnin wie so oft die Lacher auf seiner Seite hatte. Danach folgte ein Lattenschießen, drei blieben übrig: Stefano Celozzi, Daniel Didavi und Ciprian Marica. Sie hatten die Wahl, ob sie sich auf die Linie stellen und abschießen lassen wollen oder ob sie dem Zeugwart beim Aufräumen helfen. Didavi und Celozzi stellten sich auf die Linie, Marica räumte lieber auf. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, die auch auf die Tribüne überschwappte.
Seit vier Jahren veranstaltet der VfB im Sommer-Trainingslager ein Fanfest zum Dank für die tolle Unterstützung. Am heutigen Donnerstagabend war es wieder soweit. Rund 100 Anhänger kamen auf die Initiative des VfB-Fanbeauftragten Peter Reichert in die Kraller Alm, die nur einen Steinwurf entfernt vom Hotel Krallerhof liegt, wo der VfB seit Montag sein Trainingslager absolviert. Ab 19.00 Uhr gab es Gegrilltes und Getränke für die Fans, und VfB-Betreuer Jochen “Goalie” Rücker brachte sehr zur Freude der Anhänger gleich acht Profis mit in die Wirtschaft. Neben Publikumsliebling Ludovic Magnin kamen Timo Gebhart, Julian Schieber, Stefano Celozzi, Matthias Schwarz, Christian Träsch, Daniel Didavi und Georg Niedermeier.
Wir waren ja das erste Mal dabei und von dem Abend überwältigt. Danke an Peter Reichert für die tolle Organisation, Essen, Trinken und Ambiente hätten kaum besser sein können. An unseren Tisch kam Stefano Celozzi, der weniger über sein Jahr beim KSC, als vielmehr über seine Lehrzeit unter Hermann Gerland plauderte. War sehr interessant sich mit einem Profi auch über alltägliche Dinge unterhalten zu können. Ein Höhepunkt das Abends war, als Georg Niedermeier unseren Uwe interviewte und ihm zu seinem 50. im Namen des VfB gratulierte. Jochen Rücker sammelte seine Jungs dann pünktlich wieder ein, dass sie rechtzeitig in die Federn kamen, um am nächsten Tag wieder fit zu sein. Für uns ging die Party noch lange weiter. Über die Anlage dröhnten Gassenhauer wie Ein Stern, der über Stuttgart steht oder VfB ein Leben lang.
Am nächsten Morgen kam uns dann zu Ohren, einige VfB-Fans hätten diese Songs dann auch vor dem Hoffenheimer Hotel aufgedreht und deren Nachtruhe gestört….
17.7.2009
Letzter Tag vor der Abreise zum T-Home-Cup nach Gelsenkirchen
Auch heute fanden zwei intensive Trainingseinheiten statt, erstmals auf dem Schwimmbadsportplatz, da der VfB und die Hoffenheim die Plätze tauschten. Für uns war es gut so, denn unser Quartier lag hier um die Ecke.
18.7. 2009
T-Home-Cup auf Schalke:
Der VfB hat das Halbfinale im T-Home Cup gegen den Gastgeber FC Schalke 04 knapp für sich entschieden und steht damit im Endspiel des Mini-Turniers in der Gelsenkirchener Veltins-Arena. Nach zweimal 30 ereignisreichen Minuten war eine Spielszene entscheidend, die im Zusammenspiel mehrerer VfB-Youngster zum goldenen Tor durch Sebastian Rudy führte.
Schon bei der Aufstellung war ersichtlich, dass es VfB-Cheftrainer Markus Babbel in Gelsenkirchen nicht nur um die bloße Spielpraxis ging. Für den ernstzunehmenden Härtetest mitten in der Vorbereitung schickte er seine zu diesem Zeitpunkt effektivsten Spieler in den Ring. Verzichten musste er dabei auf einige leicht angeschlagene Akteure, denen er eine Pause gönnte. Plangemäß stand Jens Lehmann an seiner alten Wirkungsstätte erstmals in der neuen Saison zwischen den Pfosten.
19.7.2009
T-Home-Cup auf Schalke
Zweiter Sieg blieb aus: Der VfB hat den Titelgewinn beim T-Home Cup in Gelsenkirchen verpasst. Bei dem Einladungsturnier inmitten der Saison-Vorbereitung verlor das Babbel-Team das sonntägliche Finalspiel gegen den Hamburger SV mit 0:3. Für das Endspiel beim T-Home Cup setzte Cheftrainer Markus Babbel ausschließlich Spieler ein, die am gestrigen Halbfinaltag beim 1:0-Erfolg gegen den gastgebenden FC Schalke 04 nicht in der ersten Elf waren. Somit bekamen alle fitten Akteure des Lizenzspielerkaders die Chance, sich im Rahmen des hochkarätigen Mini-Tuniers zu präsentieren und zu empfehlen. Sein Gegenüber auf der Trainerbank, Neu-HSV-Coach Bruno Labbadia, tat es Babbel gleich und ersetzte etliche namhafte Spieler, die gestern den Finaleinzug perfekt machten, durch die zweite Garde.
Da der VfB ja abtrünnig war und ich schon immer mal in die Bullen-Arena nach Salzburg wollte, schauten wir uns dort den Kick RB Salzburg-Austria Wien an. Es war immerhin Saisonauftakt, Meister gegen Pokalsieger, und dennoch kamen gerade mal knapp über 13.000 Zuschauer. Das war enttäuschend. Und das Spiel selbst auch absolut unterirdisch vom Niveau her. Zunächst einziger Höhepunkt war, dass eine Reihe vor uns Dragoslav Stepanovic Platz nahm. Ich sprach ihn gleich an, was er hier mache. Er ist jetzt Trainer in Novisad und traf in der Europa League Quali auf Austria Wien. Zum Spiel: Austria Wien ging in Führung und erst als der alte Alexander Zickler von Huub Stevens eingewechselt wurde, kippte das Spiel, Salzburg gewann glücklich 2:1, und werden demnach sicher nicht zu unrecht die Bayern der Alpenrepublik genannt. Ein paar Bilder hier:
20.7.2009
Erstes Training mit U21-Europameister Sami Khedira
Nach der Rückkehr vom T-Home-Cup auf Schalke war erstmals der U21-Europameister Sami Khedira mit von der Partie. Er wurde natürlich von den anwesenden Fans frenetisch gefeiert. Ebenfalls auf dem Platz stand Horst Heldt. Da er viel telefonierte, hofften wir insgeheim, wir würden den Huntelaar-Deal aus erster Hand erfahren. Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir waren schon enttäuscht, dass wir im Trainingslager keinen verpflichteten Hochkaräter zu sehen bekamen, andererseits herrschte auch Verständnis für die Vereinsführung, dass sie die Preistreiberei auf dem Markt nicht bedingungslos mitmachte.
20.7.2009
Schulter ausgekugelt: Boulahrouz fällt vier bis sechs Wochen aus
Rückschlag für den VfB Stuttgart und seinen Innenverteidiger Khalid Boulahrouz. Der Niederländer hat sich beim Turnier in Gelsenkirchen die Schulter ausgekugelt und fällt voraussichtlich sechs Wochen lang aus.
Im Trainingslager in Leogang präsentierte sich Boulahrouz (27) in glänzender Verfassung: schnell, giftig und höchst motiviert für den Kampf um die Stammplätze. Beim T-Home-Cup ereilte den Niederländer der Rückschlag: Im Spiel gegen Schalke kugelte sich Boulahrouz bei einem Zweikampf die Schulter aus.
Der Innenverteidiger fuhr mit Mannschaftsarzt Dr. Raymond Best nach Stuttgart, wo eine hochauflösende Computertomografie durchgeführt wurde. “Boula” kommt voraussichtlich um eine Operation herum. Die Schulter wird zunächst konservativ behandelt. Dennoch fällt Boulahrouz vier bis sechs Wochen lang aus. (STN online)
Mir persönlich tat der neuerliche Rückschlag von Khalid Boulahrouz sehr weh. Er gefiel mir in den Trainingseinheiten und Testspielen bisher richtig gut und man hatte den Eindruck, er möchte in der Pre-WM-Saison nochmal voll angreifen. Technisch stark ist er ja sowieso, er brachte sich aber auch super in die Gruppe ein. In den Trainingsspielen dirigierte er und wies auch die jungen Spieler wie Celozzi auf Stellungsfehler hin. Wir waren ja auch letztes Jahr schon in St. Pauli dabei, als er sich kurz vor Saisonbeginn verletzte und daher einige Zeit weg vom Fenster war. Und das ist eben leider die Zeit, in der die Karten um die Stammplätze gemischt werden.
21.7.2009
Letztes Training in Leogang
Leider hieß es an diesem Tag fast schon wieder Abschied nehmen. Bevor die Mannschaft am Abend in Zell am See noch auf den englischen Erstligisten Birmingham City traf, stand noch ein intensives Training auf dem Programm. Nach dem Training bestand wie immer die Möglichkeit Fotos mit Spielern zu machen und Autogramme zu holen.
21.7.2009
Sieg vor Alpenpanorama
Zum Abschluss des Trainingslagers in Leogang siegte der VfB am heutigen Dienstagabend in Zell am See vor 876 Zuschauern im Testspiel über den Premier League-Aufsteiger Birmingham City FC mit 2:0. Um 18.30 Uhr pfiff Schiedsrichter Oliver Drachter im Alois Latini Stadion die Partie bei sommerlichen Temperaturen an. Torschützen: Elson, Schieber.
Wir machten uns nach dem Training noch kurz frisch und trafen uns schon kurz danach an der Pension der Anderen. Dorthin hatten wir ein Großraumtaxi bestellt, welches uns die etwa 25 Kilometer nach Zell am See bringen sollte. Pro Leogang-Card war eine Taxifahrt über 15km oder zwei Kurzstreckenfahrten enthalten. Da keiner die Zeit über Taxi gefahren ist, legten wir zusammen und konnten die Strecke umsonst mitfahren. Zell am See ist ein idyllisch gelegener Touristenort. Zunächst aßen wir noch etwas und machten uns dann bei hochsommerlichen Temperaturen auf den Fußweg Richtung Stadion am anderen Ende des Sees. Als wir aus Zell am See Zentrum herauskamen, fanden wir leider nirgends eine “Raststätte”, um den Flüssigkeitshaushalt wieder in Ordnung zu bringen. Nach längerer Zeit kam dann ein Cafe, in welches wir auch schnell einkehrten. Danach ging es dann auch schon zum Latini-Stadion, schön direkt am See gelegen. Heiko und Winne sind schon vorgegangen und wurden von den Veranstaltern angesprochen, ein VfB-Fan solle doch unsere Mannschaftsaufstellung präsentieren, die der Engländer würde ein englischer Verein vorlesen. Und, wer wäre da prädestinierter als unsere Geli. Erst zierte sie sich noch, vor der Kulisse, dieses Amt anzunehmen, nach kurzer Zeit fand sie aber selbst Gefallen daran, nachdem wir alle ihr Mut zusprachen. Also bekamen wir schon mal lange vor Anpfiff den Spielberichtsbogen zu Gesicht und schon war es auch so weit. Als sie zu unserer Nummer 11, Thomas Hitzlsperger, kam, ließ sie sich die Gelegenheit natürlich nicht entgehen, ihn als ihren persönlichen Lieblingsspieler “My Hammer” anzukündigen. Dieser war danach sichtlich gerührt, schließlich ist Geli sein größter Fan überhaupt. Das Spiel selbst war ein typischer Sommer-Test-Kick mit wenigen hochkarätigen Torchancen und vielen Spielerwechseln in der 2. Halbzeit. Dennoch gewann der VfB am Ende verdient. Vor allem der eingewechselte Elson überzeugte und schoß ein wunderschönes Tor. Jedes Team hatte dann die eigene Methode der Nachbereitung. Beim VfB wurde noch eine kurze Trainingseinheit für die Einwechselspieler angesetzt, die Briten schwitzten im Eisbad aus.
Nach kurzer Verabschiedung und einem Smalltalk mit Peter Reichert, gingen wir zur mit dem Taxifahrer verabredeten Bushaltestelle und warteten. Leider schien uns der Taxifahrer vergessen zu haben. Auf einem Balkon saß ein freundliches Ehepaar holändischer Nationalität. Da wir so durstig aussahen, ließ sich der Herr des Hauses nicht lumpen und versorgte uns mit Bier. Die Damen durften sogar in die Wohnung auf die Toilette. Wirklich nette Leute. Als das Taxi immer noch auf sich warten ließ, wir aber immerhin jemand erreicht hatten, der uns ein Taxi schicken wollte, schauten wir noch ins Alpenhotel rein und tranken dort, zum Unwillen unserer Frauen, noch ein Pils. Dort war Bingo-Abend angesagt und das Durchschnittsalter der Anwesenden um die 65 Jahre. Auch dort wurden wir freundliche aufgenommen, Winne durfte sogar mitspielen. Leider kam dann das Taxi doch recht bald, hier hätte man es auch noch aushalten können. Zurück in der Pension nahmen wir noch einen Abschiedsumtrunk zu uns, schließlich stand am nächsten Morgen für alle die Rückreise an. Einige machten noch kurz Station in Going, um Armin Veh, Alfons Higl und Christian Gentner “Hallo” zu sagen, wir hängten noch ein paar Tage Urlaub am Attersee an.
Das Trainingslager nimmt nicht ganz zufällig so einen großen Platz in meinem VfB-Jahresrückblick ein. Für mich persönlich war es auch DER Höhepunkt des Jahres. Wir waren ja Novizen was Trainingslager angeht. Die ersten regelmäßigen Trainingslagerfahrer lernten wir auf Petras und Toms Polterabend wenige Wochen vor der Abfahrt kennen. Auf der einen Seite wuchs natürlich die Vorfreude, auf der anderen waren wir aber auch skeptisch, weil uns gleich vermittelt wurde, dass man quasi alles zusammen machen würde. Das wollten wir mal auf uns zukommen lassen, wir hatten auch zunächst nicht vor, wie es dann aber kam, fast jedes Training “mitzumachen”, sondern wollten auch in der Gegend etwas unternehmen und mal schön ins Freibad gehen. Doch manchmal kommt es eben anders als man denkt. Wir waren fast bei jedem Training dabei und unternahmen sehr viel mit den anderen, die uns super aufgenommen haben. Wir kommen seither regelmäßig zusammen, treffen uns bei allen Heimspielen und unternehmen die eine oder andere Auswärtstour zusammen. Außerdem haben wir mittlerweile unsere Trainingslager-Stammtisch-Fahne. In diesem Kreis fühlen wir uns wirklich sehr wohl und freuen uns schon auf die Touren 2010.
Trotzdem kamen auch unsere Sightseeing-Aktivitäten nicht zu kurz. Im Schwimmbad waren wir zwar nicht, sind aber sonst schon das eine oder andere Mal die Gegend abgefahren und haben was angeschaut. Es wäre schön, wenn der VfB auch im nächsten Jahr wieder nach Leogang kommen würde, wir wären auf jeden Fall wieder mit dabei. So nah und locker erlebt man die Spieler und Trainer sonst nirgends. Und das Fanfest auf der Kralleralm war der Hammer.
Die Trainingseinheiten waren zum großen Teil intensiv, jeder hat mitgezogen und es machte nicht den Eindruck, es wäre ein Stinkstiefel dabei oder jemand würde von den anderen geschnitten werden. Der Kader ist natürlich zu groß, nach meinen Beobachtungen aber ausgeglichen, so dass ich zuversichtlich für die Saison war und dachte, im Grunde könne der Trainer fast jeden bringen. Den Absturz der folgen sollte, konnte man sich beim besten Unwillen nicht vorstellen. Im Gegenteil erhoffte man sich natürlich noch hochkarätige Neuzugänge, die das Gebilde perfektionieren würden. Hinterher kann man sich jetzt, mit den Erfahrungen ein halbes Jahr später, die Frage stellen, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, die Mannschaft im Großen und Ganzen zu belassen, die in der letzten Rückrund Sensationelles geleistet hat. Schließlich ist ja von den Leistungsträgern “nur” Mario Gomez gegangen. Aber: hinterher ist man immer schlauer. Jedenfalls erweckte das Team in der Vorbereitung den Eindruck eine Einheit zu sein und das war sie hinterher nicht mehr, als neue Großverdiener hinzukamen.
23.7.2009
Verhandlungen mit Huntelaar geplatzt
Der Wechsel von Klaas-Jan Huntelaar zum VfB Stuttgart ist offenbar geplatzt. Der niederländische Nationalstürmer von Real Madrid habe die Verhandlungen mit dem Fußball-Bundesligisten abgebrochen, vermeldet der VfB Stuttgart auf seiner Website. Manager Horst Heldt wird dort zitiert: “Wir wollten Klaas-Jan Huntelaar verpflichten, weil er mit seiner Spielweise sehr gut in unsere Mannschaft gepasst hätte. Aber wir sind nicht bereit, uns hinhalten zu lassen.”
Zwar soll Huntelaar dem VfB eigentlich bereits eine Zusage gegeben haben, nun aber doch lieber in die englische Premier League gehen wollen. Im Gespräch seien der FC Arsenal und auch der FC Chelsea. Mit Real Madrid war sich der VfB bereits über eine Ablöse von zunächst 18 Millionen Euro für den 25 Jahre alten Torjäger einig geworden, muss sich nun aber wohl anderweitig umsehen.
25.7. 2009
Leistungscheck in Fürth bestanden:
Es darf spekuliert werden, ob es schon seine Stammformation war, die Cheftrainer Markus Babbel im letzten Testspiel der Saisonvorbereitung gegen den Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth aufbot, das der VfB relativ locker 5:0 gewann. Torschützen: Marica, Cacau (2), Lanig, Schieber
26.7.2009
55.000 Fans beim Saison-Opening
Als die VfB-Profis am Sonntag um 10.15 Uhr das Robert-Schlienz-Stadion neben der Mercedes-Benz Arena betraten, schauten sie in 160 lachende Kindergesichter. Denn vor dem offiziellen Beginn des von der Gmünder Ersatzkasse GEK präsentierten VfB Opening 2009 um 11.00 Uhr absolvierten die Spieler um Kapitän Thomas Hitzlsperger eine Trainingseinheit mit den vier bis 16 Jahre alten VfB-Fritzle-Club-Mitgliedern. Neben den vielen kleinen VfB-Fans waren auch schon die meisten der 55.000 Anhänger auf den P9-Parkplatz geströmt, als die bigFM-Moderatorin Susanka Bersin und vfbtv-Frontmann Holger Laser die Megaparty in weiß-rot eröffneten.
30.7.2009
Hleb kehrt zum VfB zurück
Aliaksandr Hleb wechselt auf Leihbasis mit sofortiger Wirkung vom FC Barcelona zum VfB Stuttgart. Am heutigen Donnerstagmorgen wurden die Verträge mit dem FC Barcelona und Alex Hleb perfekt gemacht.
Bereits von Juli 2000 bis zum Sommer 2005 spielte der weißrussische Nationalspieler im Trikot mit dem roten Brustring und absolvierte für den VfB 137 Bundesliga-Spiele. Der 28-Jährige ist Kapitän der weißrussischen Nationalmannschaft und wurde sechsmal zu Weißrusslands Fußballer des Jahres gewählt. Beim VfB Stuttgart trägt Hleb künftig das Trikot mit der Rückennummer 23.
Horst Heldt, Vorstand Sport: “Mit Aliaksandr Hleb haben wir einen Weltklassespieler verpflichtet, der die Qualität unserer Mannschaft noch weiter erhöht.”
Aliaksandr Hleb: “Ich habe mich für den VfB entschieden, da die Mannschaft über großes Potenzial verfügt und ich davon überzeugt bin, dass wir gemeinsam viel erreichen können.”
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