1. Januar 2016

Jahresrückblick 2015: April bis Juni

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , – Franky @ 19:39

Einkalkulierte Niederlage in Wolfsburg

Nach dem erlösenden Sieg gegen die Frankfurter Eintracht folgte zunächst einmal eine dieser nervenden Länderspielpausen. Eine gute Nachricht gab es schon am Vortag des Wolfsburg-Spiels zu vermelden. Antonio Rüdiger gab bei den Amateuren nach viermonatiger Verletzungspause sein Comeback und wird aller Voraussicht nach in den restlichen Saisonspielen zur Verfügung stehen.

Am Ostersonntag machten wir uns also auf den Weg in die Autostadt. Wenn Otto Normalbürger einen auf Familie macht und Eier im Garten versteckt, setzten wir uns um 6 Uhr morgens in den Bus und verbrachten darin fast den ganzen Tag und Teile der darauffolgenden Nacht. Wenigstens war am Ostermontag Zeit zur Regeneration, ab einem gewissen Alter muss man nach einer solch langen Busfahrt schon einmal seine Knochen sortieren.

Dass es bei den Wölfen nichts zu holen geben würde, war fast klar. Die letzten sieben Duelle in der Volkswagenarena wurden allesamt verloren, nach 2006 haben wir dort kein einziges Pünktchen mehr ergattert. Zudem spielte der Tabellenzweite gegen das Schlusslicht, alles andere als eine deutliche Niederlage käme einer Überraschung gleich.

Was also treibt einen an, trotz solch düsterer Vorzeichen, sich diese (Tor-)Tour anzutun? Als Allesfahrer könnte man lapidar darauf antworten, „weil ich eh alles fahre“.

Rationaler gedacht aber ist es das Drumherum, auf das ich mich jedes Mal aufs Neue wie ein kleines Kind freue. Die Mädels und Jungs vom Fanclub, befreundete Fanclubs und Kumpels, die man auf den Raststätten der Republik oder am Stadion trifft, das Kribbeln beim heraustreten aus den Katakomben auf die Zuschauerränge, das unbeschreibliche Gefühl, wenn selbst bei unattraktiven Auswärtsspielen, wie dem in Wolfsburg, über 1.500 VfBler mitreisen, dann ist es dieses Zusammengehörigkeitsgefühl. Das alles sind Faktoren, die mich nach wie vor nicht zweifeln lassen, genau das Richtige zu tun. Und, in Zeiten des sportlichen Misserfolgs steigt natürlich auch die Wahrscheinlichkeit hin und wieder mal einen Sieg zu sehen zu bekommen.

Wie beim letzten Auswärtsspiel in Leverkusen spielte der VfB erst einmal nicht wie ein Tabellenletzter. Nach einer ersten Großchance für die Wölfe, suchte der VfB sein Heil in der Offensive, Niedermeier scheiterte zwei Mal knapp per Kopf. De Bruyne wurde gut aus dem Spiel genommen, weitere Chancen durch Kostic, Harnik und Ginczek waren die Folge, die leider mehr oder weniger schludrig vergeben wurden. Als man sich schon langsam aber sicher auf ein 0:0 zur Halbzeit einstellte, holte Klein Caligiuri im Strafraum völlig unnötig von den Beinen, was einen Foulelfmeter und den Wolfsburger Führungstreffer zur Folge hatte. Der VfB schüttelte sich kurz und schlug postwendend zurück. Harnik nickte eine Kostic-Flanke zum Ausgleich und zum Pausenstand von 1:1 ein.

Nach dem Seitenwechsel war der Stuttgarter Angriffsschwung (wieder einmal) wie weggeblasen. Einmal mehr ließ der VfB Konstanz in seinem Spiel vermissen und verfiel in das Strickmuster, das uns zu einem Abstiegskandidaten werden ließ. Plötzlich stand man zu weit von seinen Gegenspielern weg und ließ eine Angriffswelle nach der nächsten auf das VfB-Tor zurollen. Folgerichtig, allerdings nach einer Standardsituation, gingen die Wölfe wieder in Führung. Ricardo Rodriguez schlug einen Freistoß aus dem Halbfeld mit Effet in Richtung Strafraum, wo Naldo knapp verfehlte. Der Ball flog an Freund und Feind vorbei und schlug ohne Richtungsänderung im Kasten von Sven Ulreich ein. Unbelehrbar dieser Ulle, war dieses Tor doch eine 1:1-Kopie von Rodriguez‘ Tor beim letzten Aufeinandertreffen in der Volkswagenarena. Wenn ein Ball so lang in der Luft ist, sollte ihn der Torhüter wenigstens halten, wenn keiner mehr dran kommt. Für mich ein Torwartfehler! Der VfB versuchte zwar noch einmal zurückzuschlagen, öffnete den Wölfen dadurch aber Räume für ihr Kombinationsspiel, aus dem schließlich der 3:1 Endstand durch André Schürrle resultierte. Es war Schürrles erster Bundesligatreffer im Dress der Wölfe.

Tabellarisch wirkte sich die Niederlage so aus, dass aufgrund von Punktgewinnen der Konkurrenz wieder der alte Abstand von fünf Punkten zum rettenden Ufer hergestellt war und dem VfB langsam aber sicher drohen, die Spiele davonlaufen.

Hinkel gibt Abschied von VfB bekannt

Am 10. April gab Andreas „Andi“ Hinkel bekannt, den VfB zum Saisonende zu verlassen. Hinkel, bis zuletzt Co-Trainer von Domenico Tedesco bei den U17-Junioren, vermisste dem Vernehmen nach eine echte Perspektive beim VfB. Um in absehbarer Zeit eine Zulassung zur Fußball-Lehrer-Ausbildung zu bekommen, hätte Hinkel zwei Jahre Erfahrung als Co-Trainer eines Profiteams oder als Chef-Trainer der U17- oder U19-Junioren vorweisen können müssen. Diese Möglichkeit wollte ihm der VfB wohl nicht gewähren und zog es nach Medienberichten auch nicht einmal in Erwägung Hinkel mit der Nachfolge Tedescos zu betrauen, der den Job seinerseits aufgeben muss, um den Fußball-Lehrer-Lehrgang besuchen zu können.
Hinkel ist ein absoluter Sympathieträger und stets normal geblieben. Schon seine Spielerkarriere, die mit den Jungen Wilden so verheißungsvoll begann, endete für ihn unwürdig. In der turbulenten Saison 2005/2006 unter Trapattoni und später Armin Veh verlor er zeitweise seinen Stammplatz und später dann auch noch den sicher geglaubten Kader-Platz für die Heim-WM 2006. Aufgrund dieser großen Enttäuschungen flüchtete er zum FC Sevilla, wobei er erst letztes Jahr verraten hat, dass er fast beim FC Barcelona gelandet wäre. Der Wechsel scheiterte laut Hinkel lediglich an seiner Nicht-Nominierung für die WM, da bei Barça nun mal nur Nationalspieler vermittelbar wären.
In Sevilla war er Mitglied einer erfolgreichen Mannschaft, gewann den UEFA- und den spanischen Pokal, stand jedoch stets im Schatten von Dani Alves, um den es zwar permanent Wechselgerüchte gab, der aber partout den Verein nicht verlassen wollte.
Da nach der Vertragsverlängerung von Dani Alves und wegen einiger Verletzungen seine Einsätze seltener wurden, orientierte er sich neu, wechselte zu Celtic Glasgow und wurde da schnell zum Publikumsliebling. Nach dem Gewinn des Meistertitels und einem Jahr später dem Pokal war es vorbei mit der Herrlichkeit. Er erlitt einen Kreuzbandriss und schaffte den Anschluss nicht mehr, so dass 2011 sein Vertrag nicht mehr verlängert wurde.
Danach hielt er sich eine Zeitlang beim VfB fit und landete schließlich beim SC Freiburg, wo er sich vor allem nach dem Trainerwechsel von Sorg zu Streich und dem Jugendwahn, der danach im Breisgau ausbrach, nicht mehr durchzusetzen vermochte.
Im September 2012 beendete er mit gerade einmal 30 Jahren seine aktive Karriere. Schade für einen wie ihn, der so stark begann und vor allem seit seiner vielumjubelten Vertragsverlängerung beim VfB kaum mehr an seine alten Leistungen anknüpfen konnte. Und doch spielte er sich in die Herzen der Fans und hätte das Zeug dazu gehabt, ein ähnliches Aushängeschild für den VfB wie Günther Schäfer zu werden. Hinkel war Kult, Hinkel ist Kult, aber, der Prophet im eigenen Land zählt eben oft nichts. Schade! Für die Zukunft wünsche ich ihm alles Gute und hoffe, dass wir ihn eines Tages trotz allem beim VfB wiedersehen werden.

Last-Minute-Sieg gegen Werder

Am 28. Spieltag gab Werder Bremen seine Visitenkarte im Neckarstadion ab. Die Bremer, nach der Entlassung von Dutt durchgestartet und inzwischen im gesicherten Mittelfeld beheimatet, hatten also nicht mehr viel zu verlieren. Beim VfB, erstmals seit Dezember, Toni Rüdiger in der Startelf, der seinem Team schon in der ersten Hälfte einen Bärendienst hätte erweisen können, indem er sich abseits des Geschehens zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ. Rüdiger eben!

Der brenzligen Situation angemessen, flogen „Die Fraktion“ aus Berlin ein, um den Fans vor dem Spiel einzuheizen. Hitzig ging es dann auch auf den Tribünen zu, als zum Einlauf der Mannschaften eine schöne Pyro-Show inszeniert wurde.

Da an diesem Tage nicht gerade die defensivstärksten Mannschaften aufeinander trafen, entwickelte sich eine Partie mit offenem Visier. Gentner brachte die Unseren nach einer Viertelstunde in Führung, auf der Gegenseite glich Selke kurz nach dem Seitenwechsel aus. Danach begann die große Zeit von Martin Harnik, die mich im Blog zum Titel „Zwischen Genie und Wahnsinn“ animierte. Zunächst zwei Hochkaräter vergeben, unter anderem freistehend drei Meter vor dem leeren Tor, sich dann wegen Meckerns die gelbe Karte eingehandelt, wenig später einen schier aussichtslosen Ball erlaufen und Ginczek mustergültig zum 2:2 bedient, um kurz darauf wegen eines völlig unnötigen Fouls an Landsmann Junuzovic mit Gelb-Rot vom Platz zu fliegen. In Unterzahl kassierte man schließlich in der 86. Minute nach einer Ecke, bei der Ginczek nicht nah genug dran an Vestergaard war, noch den Ausgleich. Von himmelhochjauchzend zu Tode betrübt binnen Sekunden. Das durfte alles nicht wahr sein, dem VfB halfen in dieser Saisonphase eigentlich nur noch Siege und plötzlich musste man gar bangen, ob Werder in Überzahl noch zum Siegtreffer kommen würde. In der Nachspielzeit dann aber doch noch die Wende zu unseren Gunsten. Serey Dié marschierte unwiderstehlich durchs Mittelfeld und bediente mit einem mustergültigen Außenristpass Daniel Ginczek, dessen Ball-An- und –Mitnahme eine Augenweide waren und der Wolf im Bremer Gehäuse keine Chance ließ. Ein Tor wie ein Donnerhall, das Neckarstadion war am beben und Harnik herzte den Torschützen nach Spielende und wollte ihn gar nicht mehr los lassen. Harnik fielen gegen seinen Ex-Verein tonnenschwere Steine vom Herzen, dass er es schlussendlich doch nicht völlig verbockt hatte. Der VfB sprang durch diesen Sieg seit längerem Mal wieder auf Platz 17 und überreichte die rote Laterne feierlich dem Hamburger Sportverein.

Unnötige Niederlage in Augsburg

Am darauffolgenden Spieltag ging es zum FC Augsburg, der im Kampf um Europa etwas aus dem Tritt gekommen war. Wer taugte da besser zum Aufbaugegner als der VfB? Wohl keiner! Der VfB verschlief die Anfangsphase komplett und geriet bereits nach 7 Minuten nach Fehler von Sven Ulreich ins Hintertreffen. Erst ab der 20. Minute berappelte sich der VfB und kam zu ersten hochkarätigen Chancen wovon Daniel Ginczek eine davon zum Ausgleich nutzte. Es war sein fünfter Treffer in den letzten vier Spielen! Ende der ersten und Anfang der zweiten Hälfte hatte der VfB weiterhin gute Einschussmöglichkeiten, scheiterte aber immer wieder am eigenen Unvermögen oder am starken Marvin Hitz. In der Folgezeit entwickelte sich ein Abnutzungskampf mit vielen Unterbrechungen und Nickligkeiten, was einer Mannschaft wie dem FC Augsburg eher in die Karten spielte als dem VfB, der doch, auch im Abstiegskampf, eher die feine Sohle bevorzugt. So fing man sich in der 73. Minute den Siegtreffer der Augsburger durch Bobadilla ein, den man in der Folgezeit trotz intensiver Bemühungen nicht mehr egalisieren konnte. Für den VfB war es die fünfte Niederlage in Folge gegen die Fuggerstädter, mit Fug und Recht kann man da behaupten, dass mit dem FCA ein weiterer Angstgegner heranwächst.

Bezeichnen, dass Stevens nach dem Spiel hervorhob, der Gegner „ist in der Tabelle weiter oben angesiedelt und das merkte man dann“. Nun auch Augsburg, zu denen wir aufschauen müssen. Das einzig Positive an diesem Spieltag: die Konkurrenz patzte durchweg auch.

Bitteres Remis gegen den SC Freiburg

Am 30. Spieltag gastierte mit dem SC Freiburg wieder mal ein direkter Konkurrent aus dem Keller im Neckarstadion. Drei Punkte mehr haben die einst als Breisgau-Brasilianer titulierten Freiburger auf dem Konto als der VfB. Nach zuletzt zwei Heimsiegen in Folge war es kein utopisches Vorhaben an diesem Spieltag mit dem SC Freiburg gleichzuziehen. Der VfB übernahm auch schnell das Kommando und erarbeitete sich ein optisches Übergewicht, ohne zunächst zu klaren Torchancen zu kommen. Das änderte sich schlagartig, als Ginczek (artistisch per Kopf im zurückfallen) und Harnik in der 24. und 27. Minute auf 2:0 stellten und auch in der Folge dem 3:0 näher waren als Freiburg dem Anschluss. Freiburg fand überhaupt nicht statt während sich der VfB an der eigenen Spielweise berauschte und es dadurch an Zielstrebigkeit und Konzentration mangeln ließ. Auch nach der Pause, in der Freiburg zwei Mal auswechselte und umgehend mehr am Spiel teilnahm, vergab Martin Harnik eine glasklare Chance zum 3:0, was wohl die Entscheidung bedeutet hätte. Neben dem Unvermögen im Abschluss stand Adam Hlousek für die Freiburger Trendwende. In der 58. Minute ließ er im Strafraum Jonathan Schmid auflaufen, was Schiedsrichter Stark mit Elfmeter und gelb bestrafte und den Freiburger Anschluss zur Folge hatte, gerade acht Minuten später ließ er Schmid erneut auflaufen und flog vom Platz. Solche Dusseligkeiten mitten im existentiell wichtigen Abstiegskampf, es fehlten einem die Worte. Freiburg drängte, der VfB zog sich im Stile einer Handballmannschaft an den eigenen Sechzehner zurück. Der Ausgleich durch Petersen ließ sich freilich auch mit diesen Mitteln nicht vermeiden, mehr passierte zum Glück nicht mehr. Es war unfassbar, diesen so sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand gegeben zu haben, so dass die Hoffnungen auf ein gutes Ende mehr und mehr schwanden. Stevens stellte die „Mannschaft“ anschließend an den Pranger und warf ihr vor, seine Warnungen in der Halbzeit nicht erhört zu haben. Verstehen konnte man den Altmeister, es ist einfach bitter, wenn du an eine Wand redest und das Team es nie schafft sich ein Mal in der Woche über volle neunzig Minuten zu konzentrieren. Einzig, dass Daniel Didavi, den man im Grunde schon für die Saison abgeschrieben hatte, ab der 77. Minute sein Comeback feierte und damit erstmals seit dem 17. Spieltag wieder bei den Profis auf dem Platz stand, war ein Lichtblick an einem ansonsten gebrauchten Nachmittag.

Hansi Müller tritt ins Fettnäpfchen

In der Woche plauderte dann Hansi Müller auf Servus-TV aus, was die Spatzen schon länger von den Dächern pfiffen und auch jüngst die Stuttgarter Nachrichten „exklusiv“ vermeldet hatten. Nach Saisonende werde Alexander Zorniger neuer VfB-Trainer. Der VfB rüffelte Müller daraufhin öffentlich und dementierte diese Meldung mehr aufgeregt als glaubwürdig. Dutt stellte das besondere Vertrauensverhältnis zu Huub Stevens in den Vordergrund und dass ein eventueller Nachfolger überhaupt kein Thema wäre. Abgesehen davon, dass man diesen Dementis ohnehin keinen Glauben schenkte, war es für mich eher die Frage, welchen Teufel denn Hansi Müller da geritten hatte. Servus-TV ist jetzt nicht gerade der Sender, der dafür bekannt wäre, für solche Exklusivmeldungen tief in die Tasche zu greifen, was also waren die Motive für Müller, der als Aufsichtsratsmitglied schon einer gewissen Schweigepflicht zu internen Vorgängen unterliegt? Wenn man sich diese Runde noch einmal anschaut, kommt man seinen Beweggründen kaum näher. Er wurde nicht gelockt, aufs Glatteis geführt oder sonst wie reingelegt. Muss man wohl unter der Kategorie „Typ Plaudertasche“ ablegen und könnte meinen, da er in unserer brenzligen Situation weitere Unruhe schürte, er habe den VfB nie geliebt.

Sieg verschenkt auf Schalke

Einen Tag nach dem „Tag der Arbeit“ ging es für den VfB in den Pott, der für Maloche steht wie kaum eine andere Region in Deutschland. Der VfB „arbeitete“ einmal mehr in erster Linie daran, seinem Ruf als Aufbaugegner Nummer 1 auch bei den Schalker Knappen gerecht zu werden. Schalke wartete seit sechs Spielen auf einen Sieg, Huntelaar seit Ende November auf ein Bundesligator.

In einer druckvollen Schalker Anfangsphase, in der der VfB kaum einmal einen Ball gesehen hatte, schlug Georg Niedermeier unbedrängt im eigenen Fünfer über den Ball, der dadurch zu Huntelaar gelangte, womit dieser leicht und locker seine Torflaute beenden durfte. Wie schon bei den letzten Niederlagen ein überaus dämliches Gegentor zum 1:0 für den Gegner, was im heutigen Fußball oft den Wegweiser für ein Fußballspiel darstellt, auch wenn man zwischenzeitlich noch zurückkommen kann. Dies gelang dem VfB sogar, völlig überraschend und aus dem Nichts, mit seinem allerersten Angriff nach 20 (!) Minuten.

Der Schalker Anhang wurde zunehmend ungeduldig, pfiff seinen eigenen Trainer Roberto Di Matteo gnadenlos aus und feierte unseren Mann an der Linie und zugleich Schalker Jahrhunderttrainer Huub Stevens mit unüberhörbaren Sprechchören. Gute Voraussetzungen eigentlich für uns, den Schalkern jetzt vollständig den Zahn zu ziehen. Nach dem Ausgleich wurde der VfB mutiger und kam zu einigen guten Chancen, wobei Georg Niedermeier kurz vor der Pause die Chance hatte, seinen Fehler wieder gut zu machen. Leider köpfte er neben anstatt ins Tor.

In der 51. Minute war es aber dann doch soweit, Ginczek bediente mustergültig Kostic und dieser ließ Fährmann im Schalker Tor keine Chance. Der VfB wird doch wohl nicht diesen so wichtigen Big-Point ergattern? Nein, tat er nicht. Die Wende kam mit der Einwechslung des Altstars und Enfant terrible Kevin-Prince Boateng, der schon allein durch sein Auftreten und seine Körpersprache bestach.

Nachdem er selbst das Tor knapp verfehlte, setzte er in der 78. Minute Huntelaar in Szene, der, durch das wiedergewonnene Selbstvertrauen leicht und locker zum Ausgleich einschieben konnte. Noch schlimmer kam es in der 89. (!) Minute, als Florian Klein eine Boateng-Direktabnahme zum Knockout abfälschte. Wieder jubelten am Ende die Anderen, wieder schaffte man es nicht, eine Führung ins Ziel zu bringen, wieder baute man einen am Boden liegenden Gegner auf.

Nach diesem Tiefschlag war’s das für mich mit der ersten Liga. Der VfB war drei Spieltage vor Saisonende noch immer Schlusslicht, mit nun schon drei Punkten Abstand zum Vorletzten und auch auf den Relegationsplatz, jedoch mit dem deutlich schlechteren Torverhältnis, was einem weiteren Minuspunkt gleich kam.

Hansi Müller räumt das Feld

Hansi Müller erklärte indes seinen Rücktritt aus dem Aufsichtsrat und zog damit Konsequenzen aus seinem Fauxpas, wie er sich ausdrückte, bei Servus-TV. Er sei überrascht gewesen über das gewaltige Medien-Echo und bedauere, dem VfB Schaden zugefügt zu haben. Damit verliert die Stuttgarter Presse mutmaßlich auch ihren Maulwurf und tappt für den Rest des Jahres weitestgehend im Dunkeln.
Als Nachfolger Müllers wurde postwendend und wohl aus Kreisen des Aufsichtsrats Thomas Hitzlsperger ins Gespräch gebracht. Das wäre so schön wie unrealistisch gewesen, weil Hitz the Hammer in seinem Alter sicherlich andere Pläne hat, als einen derart zeitraubenden Job anzunehmen, wo er letztendlich doch nicht allzu viel zu melden hätte.
Die Außendarstellung des Vereins ist in diesen Zeiten verheerend. Experten und solche die sich dafür halten, wie Babbel, Berthold, Gaudino oder auch schon Dieter Hecking kritisieren den Verein für Bewegungsspiele zu Recht für ihren Umgang mit Huub Stevens. Ständig Spekulationen um eine Entlassung oder seine Nachfolge nach dieser Saison. Dutts Treueschwüre wirken halbherzig und verlogen. Wie eingangs in diesem Jahresrückblick bereits beschreiben, ist Stevens lediglich Profi genug den Bettel hinzuschmeißen und vielleicht auch ehrenkäsig genug, dem Verein den Gefallen nicht zu tun und freiwillig das Feld zu räumen.

Pflichtsieg gegen Mainz 05

Zum „Top-Spiel“ des 32. Spieltags empfing der VfB am 32. Spieltag den 1. FSV Mainz 05, der sich realistisch betrachtet im Niemandsland der Tabelle befand, sich theoretisch durch einen Sieg aber auch noch Hoffnungen auf die Europa League hätte machen können. In einem zähen Spiel, indem der VfB wie auch schon in den Heimspielen davor schnell die Initiative ergriff und williger als der Gegner war, dauerte es bis zur 66. Minute, einem Zeitpunkt, als das Spiel mehr und mehr zur Nervenschlacht zu werden drohte, ehe der VfB zum erlösenden Führungstreffer kam. Daniel Didavi, erstmals nach seiner langen Verletzungspause wieder in der Startelf, fasste sich aus über 30 Metern ein Herz. Sonderlich stark war der Schuss nicht, so dass man sich bei Loris Karius bedanken durfte, der schlicht und einfach danebengriff. Ob ihm der VfB, bei dem er groß geworden war, noch am Herzen lag oder er einfach nur einen Blackout hatte, uns sollte es egal sein. Da Kostic zwölf Minuten später noch das 2:0 folgen ließ und es der VfB dieses Mal schaffte, das Spiel zu elft zu beenden, blieb es bei diesem Ergebnis. Der VfB lag zwar auch noch nach 32 Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz, jetzt jedoch nur noch einen Punkt vom rettenden Platz 15 entfernt.

Didavi, der Maxim auf die Bank verdrängt hatte, war der Garant dieses Sieges. Bei nahezu jedem Angriff hatte er seine Füße im Spiel und hatte bereits in der ersten Halbzeit Pech mit einem Pfostenknaller. Stevens war nach dem Spiel versöhnlich zu seinen Jungs und gab zu, dass es an jenem Samstagabend Spaß gemacht hätte, sie zu coachen. Nur, als sie allzu euphorisch in die Kurve und sich feiern lassen wollten, pfiff er sie zurück, um sie auf den Boden zurückzuholen und um sie daran zu erinnern, dass noch zwei weitere schwere Endspiele folgen würden. Der VfB vermied schon vor dem Mainz-Spiel einen Blick auf die Tabellenkonstellation und erkor die drei ausstehenden Spiele zu Pokalspielen. Viertelfinale, Halbfinale, Finale. Demnach war das Viertelfinale schon mal geschafft, es sollten noch zwei weitere Nervenkrimis folgen.

Sprung auf den Relegationsplatz

Der nächste stand an gegen den Hamburger SV, der es schon in der Vorsaison nur geschafft hatte in der Liga zu bleiben, weil er die Relegation gegen Greuther Fürth für sich entschied und nach Slomka, Zinnbauer und Knäbel mit Bruno Labbadia bereits den vierten Trainer an der Seitenlinie hatte. An diesem vorletzten Spieltag war es rechnerisch bereits möglich, dass sich der HSV endgültig rettet und dass der VfB im Falle einer Niederlage als sicherer Absteiger hätte feststehen können, wenn die Mitkonkurrenten entsprechend mitgespielt hätten. Für beide Trainer stand das Wiedersehen mit einem ihrer Ex-Clubs an, beide hatten den Kontrahenten bereits einmal vor dem Abstieg gerettet.

Donnerstags vor dem Spiel gab es dann noch den Ausraster Stevens‘ beim nicht öffentlichen Training zu vermelden. Weil ein Rasensprenger sein Unwesen trieb und die Diven vom Neckar mit der Bodenbeschaffenheit nicht mehr ganz so einverstanden waren, titulierte er sie vor laufenden Kameras mit „Ihr seid Affen – Affen, das seid ihr“ und suchte das Weite. Seine Wortwahl war wohl etwas unglücklich, wer möchte sich schon gern als „Affe“ beschimpfen lassen, wobei der Wortsinn im niederländischen wohl etwas verniedlichter sein soll als im Deutschen. Dennoch war dies ein gelungener Wachrüttler für eine Truppe, die nach etwas Erreichtem gerne zur Bequemlichkeit neigt und der man immer wieder klar machen muss, worauf es ankommt, oder ihr auf gut deutsch in den Arsch treten muss.

Vor dem Spiel fand die traditionell vor dem letzten Heimspiel vom OFC Leintal Power ’05 durchgeführte Fahrt auf dem Partyfloß über den Neckar von Neckarweihingen nach Bad Cannstatt statt. Für mich inzwischen stets eines DER Saisonhighlights. Anders als bei den Spielen wird man dabei nie enttäuscht. Es ist immer wieder gigantisch, sich mit vielen Gleichgesinnten auf das Saisonende einzustimmen. Dieses Mal standen die Gespräche natürlich im Zeichen der prekären Tabellensituation und der Hoffnung, dass wir dem Abstieg noch von der Schippe springen könnten. Zwar hatte man Mainz geschlagen und ein machbares Restprogramm, dem dagegen stand, dass es der VfB lange nicht geschafft hatte, zwei oder gar drei Spiele in Folge zu gewinnen.

An Motivationsspritzen mangelte es vor dem Spiel nicht. Die Fraktion heizte erneut ein und auch Thomas Hitzlsperger übermittelte eine Mut machende Videobotschaft.

Das Spiel gegen den HSV vor ausverkauftem Haus begann sehr kampfbetont, eben der Bedeutung dieses Aufeinandertreffens angemessen. Dabei entwickelte der VfB mehr Zug zum Tor als der HSV, geriet jedoch mit dem ersten Hamburger Torabschluss und Fehler von Sven Ulreich in Rückstand. In der Folgezeit war der VfB geschockt während Hamburg seine Offensivbemühungen gänzlich einstellte und nur noch aufs zerstören aus war. Nach einer kurz andauernden Schockstarre kam der VfB zum Ausgleich durch Christian Gentner aus dem Nichts. Bereits in der 35. Minute sorgte Martin Harnik für den vielumjubelten Siegtreffer. Spiel gedreht und den HSV fortan nahezu an die Wand gespielt. Harnik, dem die „Beleidigung“ seines Trainers unter der Woche sichtlich aufgestoßen war, revanchierte sich auf eine Art und inszenierte an der Eckfahne bei der Untertürkheimer Kurve mit seinen Kollegen einen Affentanz, eine gelungene und lustige Retourkutsche aber auch als Indiz zu werten, dass die Mannschaft verstanden hatte. In der Folgezeit dominierte der VfB nach Belieben und kam zu einer Vielzahl an klaren Einschussmöglichkeiten. Ein Torschussverhältnis von 22:6, bessere Pass- und Zweikampfquoten, in allen Statistiken war der VfB dem HSV um Längen überlegen. René Adler schwang sich zum besten HSV-Akteur auf und verhinderte ein Debakel für seine Farben. So blieb es zu unserem Leidwesen bis zum Schlusspfiff spannend, aber dann brachen alle Dämme. Das Unfassbare war eingetreten, Halbfinale gewonnen, es wartete das große Finale in Paderborn mit der Möglichkeit, den direkten Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen. In der Tabelle stand man seit langem mal wieder auf dem Relegations- und damit einem nicht direkten Abstiegsplatz, während der HSV auf Platz 17 abstürzte und am letzten Spieltag nicht unbedingt mit leistungsverweigernden Schalkern spekulieren durfte.

Großer Wermutstropfen an diesem vorletzten Spieltag waren die Ergebnisse der Konkurrenz. Hannover 96 fuhr beim FC Augsburg seinen ersten Rückrundensieg überhaupt ein und wurde vom Schiri begünstigt, indem Augsburg u. a. zwei Elfmeter verweigert wurden. Der SC Freiburg indes schlug die Bayern 2:1, die nach dem Championsleague-Aus gegen den FC Barcelona spürbar lustlos daher kamen. Auch wenn Christian Streich nach dem Spiel die Welt nicht mehr verstand, wie man überhaupt auf die Idee kommen könnte, den Freiburger Sieg anzuzweifeln, wage ich zu behaupten, an einem „normalen“ Spieltag, wo es für die Bayern noch um etwas gegangen wäre, wäre der Biss und der Wille ein anderer gewesen. Aber, Herr Streich, wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten.

Gefehlt hätte an diesem Spieltag nur noch, dass noch Paderborn auf Schalke gewonnen hätte. Nah dran waren sie, sie hatten ein riesen Spiel hingelegt und das Spiel erst in der 88. Minute durch ein Eigentor verloren.

Jaaaa, Klassenerhalt!

So gestaltete sich die Konstellation vor dem großen Showdown in Ostwestfalen für den VfB übersichtlich. Bei Sieg bleiben wir auf jeden Fall drin, alles andere könnte den direkten Abstieg bedeuten, so dass es für die bequemliche Truppe wohl mental besser so war, als sich auf ein Remis einzurichten, das einem immer noch droht zu entgleiten.

Die Stimmung in der Woche vor dem großen Finale war prächtig. Jeder wusste, ein Schritt ist noch zu gehen und das große Ziel, den VfB auch in der Saison 2015/2016 in der Bundesliga erleben zu dürfen, könnte erreicht sein.

Für das Spiel in Paderborn hätte der VfB tausende an Tickets absetzen können, wir gehörten zu den glücklichen 1.500, die eines ergattern konnten. Als Allesfahrer muss man zum Glück nicht an den Vereinslotterien um ein paar hundert Tickets teilnehmen, sondern hat sein Ticket sicher, wenn man im Fanclub-Ranking entsprechend weit oben steht. So auch für Paderborn. Wir traten die Reise nach Ostwestfalen frühmorgens, wie fast immer mit dem RWS Berkheim, an. Als wir relativ frühzeitig den Busparkplatz am Stadion erreichten, folgte die erste leichte Enttäuschung. Der Parkplatz war total eingezäunt, keine Chance herauszukommen und sich frei zu bewegen, strikte Fantrennung eben. Die Paderborner schoben ganz schön Panik vor dem angereisten schwäbischen Volk, was auch daran zu merken war, dass die Eingangskontrollen ungewöhnlich penibel waren und es im Stadion nur alkoholfreies Bier gab. Es war klar, einer der beiden Kontrahenten würde absteigen, so dass es für die örtlichen Sicherheitskräfte wohl nicht kalkulierbar war, wie denn die Reaktionen der jeweiligen Fangruppen ausfallen würden. Die Paderborner würden einen Abstieg wohl gefasster hinnehmen, wie die Stuttgarter, aber, wer vermag das schon mit Sicherheit zu sagen, schließlich hat man in Stuttgart zum Glück seit 40 Jahren keine „Abstiegs-Erfahrung“.

So vertrieben wir uns die Zeit, fast bis Ultimo, auf dem Parkplatz, tranken dort noch einige Stuttgarter Bier und trafen etliche Freunde und Bekannte, die nach und nach eintrudelten und alle voller Nervosität aber auch Vorfreude waren, dass diese an die Substanz gehende Saison bald ihr glückliches Ende genommen haben könnte. Ich konnte meine Stehplatzkarten, die ich wegen der exorbitant teuren Sitzplatzpreisen für dieses Spiel gewählt hatte, mit einem Bekannten ohne Aufpreis eintauschen, so dass bei uns auch nicht so sehr die Zeit drängte, hineinzukommen.
Drinnen, weitere Bekannte begrüßt und kaum hingesetzt, stand es auch schon 1:0 für die Gastgeber. Es mutete an, wie wenn die Unseren den Anpfiff überhört hätten, so teilnahmslos verhielt man sich bei diesem Gegentor. Zu diesem Zeitpunkt war der VfB also sicher abgestiegen, wir schrieben gerade einmal die 4. Spielminute. Mein persönliches Highlight der ersten Minuten war, dass ich einen Bekannten auf der durch einen hohen Zaun getrennten Gegentribüne erspähte und mich dieser mit Vollbier versorgte.

Der VfB wachte nach dem Rückstand auf und wurde deutlich aktiver. Vor allem Kostic trieb unser Spiel unermüdlich an und er war es auch, der den Ausgleich erst einleitete. Wieder über links durchgebrochen flankte er in die Mitte, der Pechvogel von Schalke, Hünemeier „klärte“ vor die Füße von Dida und dieser schloss trocken und humorlos ab. Ein ganz wichtiges Tor des Rückkehrers, denn, bis dahin, wirkten die Angriffsbemühungen sehr fahrig, weil nervös vorgetragen. Die Paderborner Führung hatte Spuren am Nervenkostüm der Schwaben hinterlassen. Durch dieses Tor und im Wissen, dass das Remis nach derzeitigem Stand wenigstens für die Relegation reichen würde, wurde der VfB selbstbewusster und kam zu weiteren Chancen. Vor allem Ginczek scheiterte noch vor dem Halbzeitpfiff nach grandiosem Solo schon fast in Slapstickmanier.

Zwei Einwechslungen zur Pause, u. a. die von einem gewissen Lukas Rupp, ließen die Paderborner wieder aktiver und zielstrebiger werden. Als die HSV-Führung gegen Schalke bekannt wurde, änderte sich die Gesamtkonstellation. Paderborn würde bei derartigem Ausgang auch ein Sieg nicht mehr retten und der VfB würde bei derzeitigem Stand vom HSV überholt werden. Also mobilisierten die Schwaben noch einmal alle Kräfte. Für die Erlösung sorgte dann Daniel Ginczek in der 72. Minute, als er schön von Alexandru Maxim, welcher erst drei Minuten vorher eingewechselt wurde, freigespielt wurde und im eins gegen eins gegen Kruse im Paderborner Tor die Kaltschnäuzigkeit eines Klasse-Mittelstürmers unter Beweis stellte. In 40 Fanjahren habe ich ja schon so einiges erlebt, auch Spiele, die auf des Messers Schneide standen, meist im positiven, weil in oberen Tabellenregionen oder Endspielen. Diese Emotionen waren fast nur noch mit denen von 2001 zu vergleichen, als Balakow uns kurz vor Schluss den Arsch rettete und die Schalker zum Meister der Herzen werden ließ.

Nach dem Führungstreffer beschränkte sich der VfB auf das Verteidigen mit Mann und Maus und hätte doch in der Schlussminute noch aller Träume beraubt werden können. So aber stand am Ende nach dem vielumjubelten Schlusspfiff die Erkenntnis, dass eine weitere Saison hinter uns lag, in der nichts erreicht sondern nur verhindert wurde. Die Probleme waren auch dieses Mal wieder hausgemacht. Spieler des Spiels war Filip Kostic, über den der Paderborner Trainer Breitenreiter sagte, „Filip Kostic ist der mit Abstand beste Spieler, der hier in Paderborn aufgetreten ist.“
Auch wenn „nur“ der Super-GAU geradeso abgewendet wurde, ließen wir uns das Feiern selbstverständlich nicht nehmen. Schon im Stadion ausgelassen mit Trainer und Mannschaft, auf der Rückfahrt im Bus und auf den Raststätten, wo wir überall VfBler antrafen und auch Gratulationen und Anerkennung von Nicht-VfBlern in Empfang nehmen durften.

Das sind diese Tage, an denen man sich bewusst wird, dass Allesfahren doch nicht das Verkehrteste ist. Solche Emotionen, die bei solchen Spielen freigesetzt werden, erlebt man nur mit dem Fußball. Unfassbar gigantisch und unvergesslich, auch wenn es sich Meisterschaften, derer ich ja auch schon drei hautnah miterleben durfte, weitaus unbeschwerter entgegen fiebern lässt.

Letzten Endes sind wir Huub Stevens zu großem Dank verpflichtet. Nach der Rettung in der Vorsaison stieß es schon auf mein Unverständnis, dass man ihn nicht weiter machen ließ, da er die Rasselbande doch scheinbar im Griff hatte. Er feilte damals schon an der Kaderplanung mit, interessant wäre es gewesen, wie der Umbruch mit ihm ausgefallen wäre.

Stattdessen setzte man weiterhin auf Fredi Bobic, der spätestens mit der Katastrophensaison 2013/2014 gescheitert war. Die (versprochene) Aufarbeitung blieb völlig aus. Man installierte den Meistertrainer von 2007, Armin Veh, als neuen Trainer, was beiden Seiten wohl aus rein nostalgischen Gefühlen charmant vorkam. Sollte je im dunklen Kämmerlein eine Aufarbeitung erfolgt sein, konnte die Erkenntnis daraus nur gelautet haben, dass die mageren letzten Jahre einzig und allein die Schuld der verantwortlichen Trainer waren. Veh sollte kommen und durch reines „Hand auflegen“ würde alles besser werden. Ernsthafte Konsequenzen aus der Vorsaison wurden nicht gezogen, es wurde weder ein stabiler Innenverteidiger geholt noch wurde es sich von Charakteren getrennt, die dem Gerüst schaden. Da der Kader und der Teamgeist nicht verbessert wurden, durfte es keinen wundern, dass sich der VfB erneut im Tabellenkeller wiedergefunden hat.

Nach dem neuerlichen Fehlstart schoss sich die Cannstatter Kurve zu Recht auf Bobic ein, was die Vereinsführung zum handeln animierte. Schon seit einigen Jahren wird ja beim VfB erst dann agiert und es werden Konsequenzen aus Fehlentwicklungen gezogen, wenn sich der Mob formiert hat, wohl aus Angst, er würde sonst wieder vor die Geschäftsstelle ziehen, wie anno 2009, und die Haupt-Verantwortungsträger zur Rechenschaft ziehen wollen.

Als dann auch noch Trainer Veh das Handtuch schmiss, offiziell wegen fehlenden Glücks, inoffiziell wegen Alkoholeskapaden und Faulheit, war es spätestens klar, dass uns eine neuerliche Zittersaison bevorstehen würde, in der es nur darum gehen würde, das Schlimmste zu verhindern. In Anbetracht der Umstände und weil wir nach dem Rücktritt Vehs alle zunächst einmal in ein tiefes Loch gefallen waren, war es die beste Lösung Retter Huub aus dem Vorjahr erneut zu installieren. Dass sich der VfB diese Blöße und sich damit der Lächerlichkeit preisgeben musste, hatte er sich selbst zuzuschreiben. Dass Stevens sich das zweite Mal auf dieses Kasperletheater eingelassen hat, hat mich schon eher gewundert. Aber, es ist anzunehmen, dass sich Stevens seine Halbjahresengagements beim VfB fürstlich honorieren ließ und sich eine Nichtabstiegsprämie festschreiben ließ, die sich gewaschen hat. So gesehen ist das Engagement auch aus Stevens Sicht verständlich, der die Tätigkeit beim VfB inzwischen als Altersteilzeit angesehen haben dürfte.

Dass Stevens jedoch nicht der Messias ist, für den ihn viele noch immer halten, zeigte sich im Verlauf der weiteren Saison. Äußerst stur zog er seinen Defensivfußball lange durch und rückte erst von diesem ab, als in Dutt der Trainer hochkam und er ihn offensichtlich zu einer mutigeren Gangart nötigte. Lange beraubte Stevens den VfB seiner Offensivkraft und das ohne, dass damit irgendwelche Erfolge eingefahren worden wären. Seit Hannover, als er es nach längerer Zeit mit mehr als zwei offensiv ausgerichteten Spielern in der Startformation versuchte, ging es langsam aber sicher aufwärts. Die Spiele waren besser anzusehen, Leute wie Filip Kostic, lange als Fehleinkauf abgestempelt, blühten auf und Punkte wurden zudem eingefahren. Weitere Garanten in der Schlussphase der Saison waren die Rückkehr der Langzeitverletzten Daniel Didavi und Daniel Ginczek, der sich durch sein Tor in Paderborn für immer in den VfB-Geschichtsbüchern verewigt hat.

Auch wenn nicht alles Gold war, das glänzte, danke Huub Stevens, vor allem, dass du das Ding durchgezogen hast und nicht wie Armin Veh davongelaufen bist, auch dann nicht, als längst klar war, dass es dir der VfB erneut nicht zutrauen würde, diesen Sauhaufen von Mannschaft in die nächste Saison zu führen.

Die ominöse Saisonabschlusspressekonferenz

Stattdessen gab es die mit Spannung erwartete Saisonabschlusspressekonferenz zwei Tage nach dem Herzschlagfinale. Dort tauchte auch Präsident Wahler wieder auf, der (richtig) bemerkte, dass wir Fans zwar den Verein, nicht jedoch die handelnden Personen unterstützen, was an den vielen Personalwechseln der letzten Jahre läge. Nicht ganz richtig, wir würden auch die aktuellen Personen unterstützen, wenn sie einen guten Job machen und großen Worten auch Taten folgen lassen würden. Das war in der Vergangenheit nicht der Fall, zudem wurde lang der Fan für dumm verkauft, indem vehement abgestritten wurde, dass die Qualität und die Charaktere in der „Mannschaft“ eben nicht den Ansprüchen genügen und dass die Vorstellungen auf dem Rasen eben oft nicht zum anschauen waren. Fühlt sich der Kunde, sprich der Fan, ernstgenommen, bringt er der Vereinsführung schon naturgemäß mehr Vertrauen entgegen, als wenn er sich ständig verarscht vorkommt.
Wahler gab auch jetzt im Nachhinein zu, man habe an bestimmten Personen zu lang festgehalten. Das ist natürlich jetzt, nach der gelungenen Rettung, leicht zu sagen. Fundierter wäre es gewesen, wenn er Lösungsansätze aufgezeigt hätte, wie man eine solche Herumeierei in Zukunft zu verhindern gedenke. Da sehe ich nämlich nach wie vor keine sportaffine Instanz im Verein, die bspw. einem Robin Dutt auf Augenhöhe auf die Finger schauen könnte.
Illusionen verbreitete er indes nicht, es werde zu weiteren Einsparungen zu kommen, weiterhin ist Schmalhans der Küchenmeister.
Danach kam Dutt zum Zuge, der lang geschwiegen hatte über die Vorgänge, vor seiner Zeit lagen. Jetzt aber holte er, ohne Namen zu nennen, zum Rundumschlag gegen Vorgänger Fredi Bobic aus, und warf ihm in erster Linie vor, dass eine strukturierte Kaderplanung nicht stattgefunden habe und stets mehr ausgegeben als eingenommen wurde. Er kritisierte, dass es im Scouting-Bereich keine klaren Vorgaben gegeben und jeder vor sich hingewurstelt habe und dass er im Verein zu wenig sportliche Konsequenz vorgefunden habe.
Im Anschluss daran kam er zu den Personalentscheidungen und gab zuerst die längst bekannte Personalie bekannt, dass Alexander Zorniger neuer Cheftrainer, Andre Trulsen sein „Co“ werden würde. Zorniger war bei mir schon deshalb ein rotes Tuch, weil er das Produkt Red Bull in die 2. Liga geführt hat und in meiner Denke keiner dorthin geht, der den Fußball wirklich liebt. Dazu kam, dass er während seiner Co-Trainer-Zeit unter Markus Babbel 2009 nicht wirklich nachhaltige Spuren hinterlassen hätte und dass er keine Bundesligaerfahrung vorweist. Aus Leipzig war zu hören, dass er ein unbelehrbarer Sturkopf wäre, weswegen letztlich auch sein Engagement dort in die Brüche ging. Dass er ein Fußballbesessener sei, der den Fußball 24 Stunden am Tag lebt und keine Freunde kenne, wenn jemand seine Philosophie und seinen Plan konterkariere. Ich war skeptisch und gespannt zugleich und gehe bei jedem Neuen erst einmal so vorurteilslos heran, wie es geht und hoffe für unseren VfB stets das Beste. Zorniger wird zum Trainingsauftakt seinen Dienst antreten und sich vorher auch nicht in der Öffentlichkeit äußern.
Laux Sportpsychologe, Günther Schäfer Teammanager, neue Namen im Scouting-Bereich, etc. pp. Es wurde eine ganze Armada an neuen Köpfen vorgestellt, worüber ich angesichts der knappen Kassen schon ins Staunen kam. Dass man Zorniger gleich einen Vertrag bis 2018 gab, zeugt davon, dass man beim VfB nichts gelernt zu haben scheint. Ganz schön mutig, aber, so Dutt, Zorniger verfolge eine Philosophie, für die der Verein in Zukunft stehen möchte, daher wohl „alternativlos“, eine Attitüde, die uns im Restjahr noch weiter begleiten sollte.

Huub Stevens willigte einer „Übergabe der Amtsgeschäfte“ an Alexander Zorniger ein, wobei vor allem die Charaktere der einzelnen Spieler zur Sprache gekommen sein dürften. Schon nach dem Ende seiner VfB-Tätigkeit empfahl der dem VfB einen radikalen Neuaufbau und äußerte die Befürchtung, dass dieser schwierig werden könnte, weil auf der einen Seite kein Geld da ist und auf der anderen Seite an der Gehälterschraube gedreht werden müsse, weil zu viele Spieler im Kader seien, die mit ihren Verträgen sehr zufrieden wären. Dutt müsse kreative Lösungen finden. Damit legte Stevens den Finger tief in die Wunde und gab Dutts Amtsvorgänger Bobic, der für die Vertragsausgestaltungen in den letzten Jahren verantwortlich zeichnete, noch einmal einen mit.

Bereits beim leider gegen den BVB verloren gegangenen U17-Finale in Großaspach hörte ich vom Gerücht, dass man von Vereinsseite Sven Ulreich nahegelegt hätte, den Verein zu verlassen. Für mich klang das gleich plausibel, weil Zorniger als ein Verfechter des schnellen Spiels gilt und er dabei sicherlich keine Trantüte im Tor gebrauchen kann.

So überraschte mich die Meldung zwei Tage später schon nicht mehr, auch wenn man es nach wie vor so verkauft, als habe Ulreich selbst eine Veränderung angestrebt. Schon überraschender war, wohin er denn wechselt. Rente mit 26 auf der Ersatzbank des FC Bayern. Ich fragte mich sogleich, ob die Bayern denn dabei auch in Erwägung gezogen haben, dass sich Neuer mal langwierig verletzen könnte und Ulle in die Bresche springen müsste? Dann nämlich hätten sie mit Ulle im Tor ein Problem, da er fußballerisch einfach zu schwach ist, um das schnelle Bayern-Umschaltspiel mitzuspielen und um ein adäquater Ersatz für Neuer zu sein. Aber, die Bayern haben ja auch noch einen Tom Starke in der Hinterhand.

Für mich war es ein sehr guter Tag für den VfB, an dem das Grinsen nicht aus meinem Gesicht weichen wollte. Seit Ulreich das erste Mal auftauchte und seinerzeit Raphael Schäfer kurzzeitig aus dem Kasten verdrängte, hatte ich starke Zweifel an seiner Bundesligatauglichkeit. Schon damals sprang er ungestüm an Flanken vorbei und hatte eine Spieleröffnung zum einschlafen. Für zwei Jahre setzte man ihm man zwar Jens Lehmann vor die Nase, von dem er lernen sollte, gab ihm aber auch die Zusage, danach zur Nummer 1 aufzusteigen, ohne jeglichen Leistungs- oder Entwicklungsvorbehalt.

Schon Christian Gross hätte am liebsten einen anderen Torwart gehabt, seinem Wunsch entsprach man nicht, schließlich gab es ja diese Zusage. Dann kam Fredi Bobic als Sportdirektor, dessen bester Freund und Geschäftspartner Jürgen Schwab „zufällig“ noch Manager von Ulreich (und auch Gentner) ist, so dass jegliche Torhüterdiskussion im Keim erstickt wurde. Ulreich saß relativ fest im Sattel, obwohl er selten zu überzeugen wusste.

Nachdem Labbadia ihn gegen Benfica Lissabon aus dem Kasten genommen und durch Marc Ziegler ersetzt hatte, hatte Ulle das Glück, dass sich Ziegler just in diesem ersten Spiel schwer verletzte, und Ulle umgehend wieder zurückkehrte. Danach wirkte er geläutert und hielt besser denn je, so dass auch meine Kritik für einige Zeit verstummte. Er hatte großen Anteil am Klassenerhalt 2011, unvergessen seine Leistung in Frankfurt nach Delpierres Platzverweis. Zu jener Zeit hörte man viel, wie er über den Tellerrand des Fußballers hinausblickte, Turntraining absolvierte und auch Life-Kinetik betrieb. Effi Kompodietas, der Life-Kinetik-Trainer wirkte beim VfB 2011 bis Ende der Saison 2011/2012 und hat einen exzellenten Ruf in der Branche. Im Anschluss an sein Wirken beim VfB machte er Jogis Jungs fit für die EM 2012.

Dass es sich in den Leistungen von Ulle niederschlug, als Kompodietas nicht mehr da war, lässt sich natürlich mit Sicherheit sagen. Fakt ist aber, dass Ulles Leistungen danach wieder nachließen und auf schwachem Niveau stagnierten. Den Wendepunkt meiner Denke über Ulle bildet das 1:6 bei den Bayern im September 2012, als Ulle gefühlt an so gut wie allen Toren nicht schuldlos war. Danach gab es nur noch wenige Ausreißer nach oben bei ihm zu verzeichnen. Noch im September 2014, auf dem Kabinenfest beim VfB, sprach ich Trainer Veh auf seine damalige Achse an Ulle – Gente- Ibisevic an. Er gab mir zwar vielsagend zu verstehen, dass er sich über einzelne Spieler nicht auslassen würde, gestand mir dann aber zu, selbst etwas sagen zu dürfen. Also legte ich los, dass ich selbst mal Torhüter war, dass ich finde, dass Ulle so gut wie alles fehlt, was einen guten Torwart auszeichnet. Dass es ihm Strafraumbeherrschung, Ausstrahlung, Antizipation, Nervenstärke und vielem mehr fehlen würde, worauf Veh vielsagend meinte, „Du weißt mir zu viel, ich gehe jetzt“. An seiner Reaktion war abzulesen, dass ich offene Türen bei ihm eingerannt hatte. Kurze Zeit später, nach seinem Patzer in Dortmund, und, sicherlich rein zufällig direkt nach der Entlassung von Fredi Bobic, stand Thorsten Kirschbaum im Tor, der leider seine Chance nicht nutzen konnte und sich als noch größere Pfeife entpuppte.

So kam Ulle wieder einmal mangels eines ernsthaften Konkurrenten zurück, spätestens an der Stelle musste Andreas Menger, der langjährige Torwarttrainer hinterfragt werden, der auf einem Fanfest allen Ernstes gemeint hatte, zum Zeitpunkt von Lenos Verkauf wäre Ulle der bessere Torhüter gewesen. Aber, Menger sollte dieses Jahr ja ebenfalls nicht beim VfB überstehen.

Der Trainingsauftakt mit Trikotlaunch fand zwar auch noch Ende Juni statt, soll aber in der nächsten Folge thematisiert werden.

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25. Juni 2015

Aufbruch 1893! Der VfB erfindet sich neu!

Ein Ende der Saure-Gurken-Zeit ist in Sicht. Zum Glück. Jeden Tag neue Gerüchte über Zu- und Abgänge, mit der Zeit nervt es und man lechzt nach Vollzug in der einen oder anderen Personalie. Man sollte meinen, in Zeiten von Berateragenturen, Internet und Mobiltelefonie wäre es egal, in welchem Zipfel der Welt sich die Spieler, Trainer und Manager aufhalten, deren Zukunft (und die der Vereine) könnte auch ohne ihre Anwesenheit geklärt werden, dem ist aber wohl doch nicht so. So freue ich mich darauf, dass sie Anfang nächster Woche nach und nach eintrudeln werden und sich endlich auch persönlich erklären können. Ich freue mich insbesondere darauf, wenn unser neuer Trainer Alexander Zorniger erstmals erklären wird, was er mit dem VfB vor hat, wie er sich den VfB der Zukunft vorstellt, auf wen er setzt, auf wen nicht und was Robin Dutt seiner Meinung nach noch am Kader verändern muss.
Was wird aus Spielern wie Vedad Ibisevic, Adam Hlousek, Mohammed Abdellaoue, Konstantin Rausch, denen man dem Vernehmen nahegelegt hat, sich einen neuen Verein zu suchen. Werden sie, für den Fall dass sie es vorziehen ihren gut dotierten Vertrag lieber absitzen zu wollen, „normaler“ Teil der Mannschaft sein, wird es eine Trainingsgruppe 2 geben oder wird man sie ohne Wenn und Aber auf der Tribüne versauern lassen? Ich hielte es als Druckmittel durchaus für eine charmante Lösung, diese Spieler komplett von der Mannschaft fern zu halten, ihnen Tag für Tag klar zu machen, dass sie mehr geduldet als erwünscht sind und verspräche mir davon noch am ehesten, dass sie ihren Allerwertesten bewegen, um doch, notfalls für kleineres Salär, irgendwo unterzukommen. Ein Sportler sollte doch nach meinem Verständnis den natürlichen Ehrgeiz haben, sich im Training stetig zu verbessern, den täglichen Konkurrenzkampf zu spüren und sich im wöchentlich im Wettkampf zu messen. Man kann sich doch nicht damit zufriedengeben, nur zu trainieren, dafür fette Kohle zu kassieren, sportlich aber in Vergessenheit zu geraten. Über den (schlechten) Charakter solcher Spieler braucht man kein Wort mehr zu verlieren…
Vielleicht zieht ja auch, dass im nächsten Jahr die Euro in Frankreich ansteht, wo, durch eine weitere Aufblähung des einstigen Elitenturniers halb Europa dabei sein wird und sich damit auch Nationen wie Bosnien-Herzegowina, Tschechien und Norwegen berechtigte Chancen ausrechnen dürften, dabei zu sein. Für Spieler, deren Stammplatz die Tribüne ist, dürften die Chancen dabei zu sein, schwer sinken, so dass sie es sich genau überlegen dürften, was ihnen wichtiger ist, viel Geld zu kassieren fürs Nichtstun oder für ihr Vaterland bei einer Europameisterschaft aufzulaufen, auch unter dem Hintergrund, dass sie alle nicht mehr die Jüngsten sind und eine solche Chance demnach wohl kein weiteres Mal kommen dürfte.
Thorsten Kirschbaum steht vor einem Wechsel zum 1. FC Nürnberg, laut kicker.de habe man sich inzwischen weit unter den einst geforderten 750.000 Euro geeinigt. Ich finde es nach wie vor sehr schade, dass er seine Chance Ulle zu beerben nicht nutzen konnte. Die Bürde, Ulle vergessen machen und gleichzeitig Ulles große Fangemeinde überzeugen zu müssen, war zu groß. Ich kenne ihn ja aus einigen Trainingslagern und habe ihn da schon weitaus stärker halten sehen, wie das, was er dann in der Bundesliga auf den Platz brachte. Er war übernervös, was sich natürlich auch auf die Abwehr übertrug, so dass der Wechsel zurück zu Ulle fast schon wieder folgerichtig war. So hat er sich hier in kürzester Zeit verbrannt, so dass der Abgang die logische Folge ist.
Setzt Zorniger weiter auf Gotoku Sakai? Wie schon einige Spieler vor ihm, hatte Go seine beste Zeit beim VfB, als er uns noch nicht gehörte und als Leihspieler Werbung in eigener Sache betreiben musste. Damals wollte man ihn schon am liebsten „eindeutschen“, damit er für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt gewesen wäre. Er wäre in seiner damaligen Form das optimale Pendant zu Philipp Lahm gewesen, wobei die beiden sogar beliebig die Seiten hätten wechseln können. Einen Weltklasseauftritt von ihm habe ich noch in guter Erinnerung, als er beim 5:1 bei Steaua Bukarest den Rumänen mit Okazaki zusammen Knoten in die Beine wirbelte. Vielleicht hält man Japaner ja am besten paarweise, es fällt bei ihm frappierend auf, dass seine Formkurve, seit uns Shinji Okazaki verlassen hat, dramatisch nach unten zeigt. Vielleicht bekommt Zorniger ihn ja wieder hin, er dürfte es aber schwer haben, in die erste Elf zu kommen. Auf der linken Seite sähe ich lieber einen Linksfüßer und rechts stünde er zunächst einmal höchstens als Backup für Florian Klein zur Debatte.
Wenig halte ich davon, auf der Rechtsverteidigerposition auf einen gelernten Innenverteidiger wie etwa Daniel Schwaab zu setzen. Auch wenn er, wie die gesamte Mannschaft, im Finale der Vorsaison stark verbessert agierte, ist er für mich ein Spieler, den man gerne abgeben darf. Sicherlich ist er ein untadeliger Profi und privat eher ruhig und solide, aber, einer der Ruhe und Sicherheit im Spiel ausstrahlt ist er eben auch nicht. Im Gegenteil, er hat immer wieder riesen Schnitzer in seinem Repertoire, die es nicht rechtfertigen, danach dann über das allzu kritische Stuttgarter Publikum herzuziehen. Es ist noch immer so, dass der Funken vom Rasen auf die Ränge überspringen muss und es andersherum schwierig ist. Im Saisonfinale war der Rückhalt der Fans grenzenlos, allerdings nur, weil man genau ein Gespür dafür entwickelt hat, dass es Huub Stevens gelang, eine Formation, eine Einheit auf den Platz zu bringen, die sich für den Brustring aufgerieben und zum Schluss auch einen brutalen Willen gezeigt und Zusammenhalt demonstriert hat.
Antonio Rüdiger wird den VfB wohl verlassen und dem VfB angesichts der kolportierten Ablöse im zweistelligen Millionenbereich wichtigen Handlungsspielraum ermöglichen. Es scheint so, dass alle Transferaktivitäten mit dieser Personalie stehen und fallen. Bei Rüdiger sehe ich zwar noch großes Entwicklungspotential, aber, Reisende soll man nicht aufhalten. Ein klares Bekenntnis zum VfB ist ihm nicht zu entlocken, im Gegenteil, er macht keinen Hehl daraus, dass er sich zu höherem berufen fühlt, als den steinigen Weg mit dem VfB mitzugehen. Daher kann man nur hoffen, dass eine baldige Einigung mit dem VfL Wolfsburg erzielt werden kann und Robin Dutt so viel wie möglich Ablöse generieren kann, möglichst natürlich nahe der 20-Millionengrenze.
Nicht nur wenn Rüdiger uns verlässt aber dann besonders benötigen wir einen Abwehrchef, wie es Bordon, Meira oder auch Verlaat waren. An dem Belgier Sébastien Dewaest sei der VfB interessiert (ja, wieder nur ein Gerücht…), was man von ihm so hört und liest, hört sich nicht schlecht an. Seit dieser Woche scheint auch Ermin Bičakčić auf dem Markt zu sein, der mit Hoffenheims Trainer Gisdol nicht klar kommen soll. Dass er von Hoffenheim käme, wäre für mich jetzt nicht von vornherein ein K. O. –Kriterium, da er nicht, wie viele andere ehemalige Spieler von uns, den VfB wegen Hopps schnödem Mammon verlassen hat. Mit ihm wusste Labbadia nichts anzufangen, so dass er für lächerliche 350.000 Euro zu Eintracht Braunschweig geflüchtet ist und sich dort für höhere Weihen empfehlen konnte. Dort verpasste man ihm den Spitznamen „Eisen-Ermin“, was seiner Spielweise gerecht wird. Ermin ist ein eisenharter Verteidiger und dazu technisch beschlagen. Sollte er bezahlbar sein, würde ich mich über seine Rückkehr sehr freuen, auch, weil er ein super Typ, normal und im Herzen sowieso ein VfBler geblieben ist.
Georg Niedermeier, auch ein guter Typ, sehe ich allenfalls noch als Lückenbüßer an, sollten die oben genannten oder auch Timo Baumgartl mal ausfallen. Er ist, trotz seines gesetzteren Alters, keiner, der die Richtung vorgeben und eine Abwehr organisieren kann und technisch zu grobschlächtig, nicht umsonst sein Spitzname „Niederstrecker“.
Im Mittelfeld führt kein Weg an Serey Dié vorbei. Der Ivorer hat sich binnen kürzester Zeit als Leader etabliert und großen Anteil am Klassenerhalt. Allein mit Schönspielern und Zweikampfallergikern wie Leitner und Gentner ließ sich keine Hoheit im Mittelfeld herstellen. Es hat einen gebraucht wie Dié, der dazwischen haut und sich nichts gefallen lässt. Es ist auch wirklich köstlich, ihn im Training zu beobachten, wie lautstark er dort von Anfang an auftrat, wie engagiert er ist und wie er sämtliche Voodoo-Geister anruft, um ein Trainingsspielchen doch noch zu gewinnen.
Christian Gentner steht wohl kurz vor einer Vertragsverlängerung. In einer funktionierenden Mannschaft kommen seine Stärken zum Tragen, wenn es nicht so läuft, ist er jedoch ein Mitläufer wie die meisten anderen auch und der Kapitänsbinde nicht würdig. Mit dem neuen Trainer, einigen Neuzugängen und den Spielern, die sich im Abstiegskampf besonders hervor getan haben, entsteht zwangsläufig auch eine neue Hierarchie. Da ich von Dutt und Zorniger erwarte, dass auch mannschaftsintern jeder Stein umgedreht wird, hoffe ich, dass Zorniger nach seinen Eindrücken aus knapp sechs Wochen Vorbereitung kurz vor dem Pokalspiel bei Holstein Kiel den Kapitän selbst bestimmen wird.
Überrascht war ich gestern, dass Daniel Didavi in der Sportbild offen über einen möglichen Wechsel zu Bayer 04 Leverkusen gesprochen hat. Bislang ordnete ich Meldungen zu diesem Thema in die Ecke „Gerüchteküche“ ein. Didavi, den ich als VfBler durch und durch einschätze, wirft dabei die Frage auf, ob man von einem Profisportler Dankbarkeit und auch Vereinstreue einfordern kann, oder ob man Verständnis dafür haben muss, wenn ein hochveranlagter Spieler nach höherem strebt, als jahrelang um den Nichtabstieg zu spielen und jetzt Teil eines möglicherweise vielversprechenden Neuanfangs bei seinem Herzensverein sein könnte. Mit seinen nunmehr 25 Jahren ist er nun mal nicht mehr der Allerjüngste, so dass ihm schnell die Zeit davon laufen könnte, wenn er die Chance jetzt nicht wahrnimmt, mit Leverkusen Championsleague zu spielen und gegen die ganz Großen des Fußballs antreten zu dürfen.
Zweifellos hat der VfB ihm alle Zeit gegeben, sich von seinen schweren Verletzungen zu erholen und wieder vollständig zu genesen. Aber, seien wir mal ehrlich, hätte der VfB eine andere Wahl gehabt? Der VfB hat zwar 2012, als er schwer verletzt von der Leihe aus Nürnberg zurückkam, seinen Vertrag vorzeitig verlängert, sicher aber auch aus Eigennutz und auch um Didavi wieder eine Heimat zu geben. Labbadia wusste vor seinem Wechsel zum Club nichts mit Didavi anzufangen, so dass man ihn mehr zu den Franken abschob, als dass man sich eine Leistungsexplosion von ihm erhoffte. Was er kann, wusste man schließlich bereits. Dort blühte Dida dann auf und wäre damals gerne beim Club geblieben, ein Spieler mehr, der durch die Ausleihe im Herzen bereits mit dem VfB abschloss. Durch solche Beispiele wird ja jetzt auch Günther Schäfer als Teammanager installiert, um den verliehenen Jungs klar zu machen, dass sie weiterhin Teil vom VfB sind und sich nicht entfremden.
So gesehen wäre die damalige Vertragsverlängerung ohne seine Verletzung womöglich schon nicht zustande gekommen. In diesem Winter, als noch nicht absehbar war, ob Dida überhaupt nochmal wieder auf die Beine kommen würde, wäre er wohl zu einer Vertragsverlängerung bereit gewesen, was dem VfB zu unsicher war.
Ich wäre Didavi nicht böse, wenn er die neue Herausforderung annehmen würde, dann aber am liebsten sofort, so dass der VfB noch eine stattliche Ablöse generiert und beide Seiten damit glücklich sind. Die bisher kolportierten drei Millionen, die Leverkusen zu zahlen bereit wäre, erscheinen mir recht wenig, bei gebotenen sechs bis acht Millionen käme Robin Dutt dagegen sicherlich ins Grübeln, zumal man ja auch noch Maxim und Stöger zur Verfügung hat.
Seit Bosman bin ich der Auffassung, dass ein Vertrag vor Beginn der Saison verlängert sein muss, wenn der Vertrag am Saisonende ausläuft. Nicht nur, dass ein ablösefreier Spieler Begehrlichkeiten weckt und dadurch automatisch Unruhe vorprogrammiert ist, auch kann (und sollte) es sich ein Verein wie der VfB nicht erlauben, auf eine Ablösesumme zu verzichten.
Am allerliebsten wäre mir eine Vertragsverlängerung zu deutlich verbesserten Bezügen vor Saisonstart. Wie man an (inoffiziellen) Gehaltstabellen ablesen kann, findet man Dida teamintern unter ferner liefen, was seinem Leistungsvermögen überhaupt nicht entspricht. In den letzten beiden Jahren stand er uns gerade noch rechtzeitig zum Saisonfinale zur Verfügung und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass wir uns weiterhin Bundesligist schimpfen dürfen.
Sollte Didavi nicht nach der ganz großen finanziellen Sicherheit streben sondern sich auf ein nach Einsätzen gekoppeltes Vertragsmodell einlassen, wäre der VfB sicherlich nicht abgeneigt, sein Einkommen leistungsgerecht aufzustocken. Alles andere wäre für den VfB ein (zu) hohes Risiko, wenn man sich Didas Einsatzzeiten aus den letzten Jahren anschaut.
Wer ihm dann, auch schon jetzt in diversen Foren, Undankbarkeit und Söldnertum vorwirft, kann nur mit auf den Weg gegeben werden. Willkommen in der Realität. Einige sind bereits nach der Verkündung von Ulles Abschied auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen, für die anderen bricht dann eben jetzt die heile Welt zusammen. Der moderne Fußball bietet nun mal keinen Platz mehr für nostalgische Gefühle, es geht dabei nur noch ums Geld, für die Medien, die Vereine, die Vereinsvertreter und auch für die Spieler, egal was der Fan auf der Tribüne darüber denkt.
Wer nicht damit klar kommt, dass ein (einstiger) Liebling den Verein verlässt, dem sei die Traditionself ans Herz gelegt, dort spielen die wahren Legenden, die den Brustring im Herzen tragen und dem Verein ein Leben lang treu geblieben sind, wie unter anderen mein Allzeit-Lieblingsspieler Karl “Wasenkarle” Allgöwer.
An der Personalie Didavi hängt wohl auch die Zukunft von Alexandru Maxim. Bliebe Didavi wäre Maxim wohl weiterhin nur Backup für Didavi, was sicherlich nicht sein Anspruch ist. Dann ist es fraglich, ob es Sinn macht, einen bekanntermaßen sensiblen Spieler wie Maxim gegen seinen Willen zu halten, zumal er auf der Insel hoch im Kurs steht und die Engländer aufgrund ihrer gut dotierten Fernsehverträge Ablösesummen ausrufen, von denen man hierzulande nur träumt. Ich fände es sehr schade, wenn Alex uns verlassen würde, da ich von seinen Qualitäten überzeugt bin und er ein Typ Spieler ist, für den man Woche für Woche gern ins Stadion pilgert.
Würde uns Maxim verlassen, stiegen automatisch die Einsatzchancen für Kevin Stöger, der nach zweijähriger Ausleihe vom 1. FC Kaiserslautern zurückkehrt. Ich hoffe, dass er den nächsten Schritt machen kann, technisch beschlagen ist er jedenfalls und scheint sich im Stahlbad Zweite Liga auch die nötige Robustheit angeeignet zu haben, ich freue mich auf ihn.
Auch Carlos Gruezos Einsatzchancen dürften durch die Abgänge von Romeu und Leitner wieder gestiegen sein. Er hat ein Seuchenjahr hinter sich und wird hoffentlich wieder an seine Leistungen der Rückrunde 13/14 anknüpfen, auch wenn es schwer sein dürfte an Dié und Gentner vorbei zu kommen.
Für Martin Harnik gilt das gleiche wie für Didavi, Vertrag verlängern oder an den Meistbietenden verkaufen. Auch bei ihm hoffe ich jedoch, dass man sich auf eine Ausweitung des Arbeitspapiers verständigen kann. Ich hatte vor einiger Zeit schon über ihn unter dem Titel „Zwischen Genie und Wahnsinn“ geschrieben, und denke, das beschreibt ihn ganz gut. Oftmals misslingen ihm einfachste Dinge, dann wieder, manchmal nur wenige Minuten später, bringt er Dinge auf den Platz, die nur ganz wenige können. Mangelnden Einsatz, mangelnde Identifikation mit dem Verein, auch mangelnde Selbstkritik kann man ihm nie vorwerfen. Er ist ein echter Typ, der kein Blatt vor den Mund nimmt, geradeaus und für mich einer der wenigen Führungsspieler, die wir haben. Daher wäre es sehr schade, wenn er seine Zelte bei uns abbrechen würde.
Auch die anderen Protagonisten des geglückten Klassenerhalts wecken Begehrlichkeiten finanziell potenterer Clubs. So soll Filip Kostic beim Championsleague-Finalisten Juventus Turin hoch im Kurs stehen und auch der eine oder andere Verein ein Auge auf Daniel Ginczek geworfen haben. Bei beiden wäre es bitterschade, wenn sie uns nach nur einem Jahr wieder verlassen würden.
Unverkäuflich gibt es für den VfB nicht, daran sei auch an dieser Stelle erinnert. Flattert ein unmoralisches Angebot herein, zu dem es schon fahrlässig wäre, nein zu sagen, dann wäre es halt so. Es spricht doch auch für den VfB bzw. für die Leistungen in den letzten Spielen, wenn andere Vereine auf unsere Spieler aufmerksam geworden sind.
Zu guter Letzt ein paar Worte zu Timo Werner. Er hat zuletzt in seiner Entwicklung stagniert und bei seinen Kurzeinsätzen nicht überzeugt und meist keine Bindung zum Spiel gefunden. Ihn schreibe ich noch lange nicht ab und hoffe viel mehr, dass er eines der Gesichter „des neuen VfB“ sein wird. Vielleicht tut ihm die Berufung zur U19 EM gut und gibt ihm einen weiteren Schub. Ich finde es positiv, dass es der VfB ihm und auch Timo Baumgartl nicht verwehrt hat, dieses Erlebnis mitzunehmen. Bringt ihm sicherlich (persönlich und sportlich) mehr, als mit dem VfB zu trainieren, Zorniger wird auch so wissen, was er an ihm hat.
Selbstredend wünsche ich mir kaum etwas weniger als den totalen Aderlass, gerade jetzt, wo sich vielversprechende Konturen im Kader abzeichnen. Auf der anderen Seite ist unser Verein weiterhin notorisch klamm und hätte höchstwahrscheinlich, wäre man nicht wie die Jungfrau zum Kinde in der Winterpause zu den Kimmich-Millionen gekommen, schon damals einen Leistungsträger verkaufen müssen, um überhaupt bis zum Saisonende finanziell über die Runden zu kommen. Finanzieller Aufwand und sportlicher Ertrag stehen schon lang nicht mehr im Einklang miteinander, so dass wir jetzt den Preis für die jahrelange Misswirtschaft bezahlen müssen.
Auch wenn es viele nicht hören wollen, dass Dutt nachtritt und ohne Namen zu nennen Fredi Bobic ein Armutszeugnis ausstellt. Es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass jahrelang planlos vor sich hin gewurstelt wurde, dass die Sicherung der eigenen Position über den Interessen des Vereins stand, dass gute Leute (und Spieler) weggemobbt wurden und man Ja-Sager um sich geschart hat. Dadurch kam man weg von einem Leistungsklima, was sich bis in die Mannschaft niederschlug. Da wurde weniger nach Leistung als nach dem Namen des Beraters aufgestellt, andere, die man wohl nur holte, um den Kader noch mehr aufzublähen, hatten, egal wie sehr sie sich im Training reinhingen, so gut wie keine Chance auf Einsätze. Dass diese irgendwann resignierten und innerlich kündigten, bevor sie richtig ankamen, konnte dabei nicht verwundern. So wurde ohnehin schon diskussionswürdiges Kapital zu totem Kapital.
Diesen Scherbenhaufen, den Bobic hinterlassen hat, muss Robin Dutt jetzt aufkehren und die finanzielle Balance wiederherstellen. Dass dies mehrere Transferperioden in Anspruch nehmen dürfte, hat Dutt bereits verlauten lassen. Je mehr Transfereinnahmen während dieser Zeit generiert werden, desto schneller wird der VfB wieder handlungsfähig sein und desto früher können wir es uns auch wieder leisten, Spieler tatsächlich für unverkäuflich zu erklären. Jetzt sind wir leider noch nicht so weit, so dass man meiner Meinung nach in dieser Transferperiode noch mit allem rechnen muss.
Dutt sprach von kreativen Lösungen, die es zu finden gelte, dann mal viel Glück dabei. Ich bin keiner, der bei den Zugängen große Namen erwartet. Derzeit vertraue ich voll und ganz Dutt und Zorniger, dass sie einen Plan haben, welchen Fußball der VfB in der neuen Saison spielen soll, welche Korsettstangen erhalten bleiben sollen und welche Puzzleteile hinzugefügt werden müssen. Dafür bedarf es nicht immer eines großen Namens, wichtig ist, dass ein Neuzugang charakterlich in Ordnung ist, gut ausgebildet, ein Teamplayer ist und genügend Grips im Kopf hat, die ihm zugedachte Rolle zu verinnerlichen und seine Aufgabe gut zu erfüllen.
Auf solche Attribute wurde in den letzten Jahren kein großer Wert gelegt, obwohl sie im Mannschaftssport unabdingbar sind. Deshalb verspreche ich mir auch von einem Lukas Rupp mehr, als ich es von einem Sidney Sam tun würde, der wohl ein Vielfaches kosten würde, jedoch kein guter Charakter zu sein scheint. Ich hoffe doch schwer, dass wegen des Rupp-Wechsels nicht gleich wieder jene um die Ecke kommen, die meinen, einen Ex-Karlsruher zu verpflichten ginge überhaupt nicht.
So wenig ein namhaft verstärkter Kader die Garantie für eine erfolgreiche und sorgenlose Saison gibt, so wenig muss ein mit „Namenlosen“ ergänzter oder auch verstärkter VfB automatisch noch schlechter aufgestellt sein als in den letzten beiden Jahren. Wenn am Montag Zorniger seinen Dienst antritt, ist alles neu und sollte alles auf „null“ gestellt werden. Er muss der Mannschaft ein Gesicht verleihen, seine Spielphilosophie durchsetzen und die Spieler dafür einbauen und möglicherweise auch wie Schachfiguren auf andere Positionen versetzen. Natürlich geht das alles nicht von heute auf morgen, die Zeit dafür sollte man ihm geben. Ein Sieg im Pokal in Kiel und ein machbares Auftaktprogramm im am Freitag erscheinenden Bundesligaspielplan wäre dabei durchaus hilfreich.
Die Voraussetzungen für Zorniger, sich in kürzester Zeit ein Bild von der Mannschaft zu machen und alles umzukrempeln sind in dieser Vorbereitung denkbar schlecht. Das eigentliche Haupttrainingslager im Zillertal musste früh terminiert werden, da man bei zillertal.at in der Pflicht stand und man ja lang nicht wusste, ob für uns der Bundesliga- oder der 2. Ligaspielplan gelten würde. So wurde ein Termin gewählt, der für beide Ligazugehörigkeiten gepasst hat. Jetzt, zum Glück als Bundesligist, wird dieses Trainingslager ein fast reines Lauftrainingslager werden, bei dem sämtliche Nationalspieler, die noch bis Mitte Juni für ihre Nationalteams im Einsatz waren, fehlen.
Ob es Ende Juli noch ein reguläres zweites Trainingslager geben wird, steht derzeit in den Sternen. Wegen der späten Planungssicherheit tut sich der VfB offensichtlich damit schwer, so kurzfristig noch etwas zu finden. Ich hoffe darauf, dass es diesbezüglich zum Trainingsauftakt Neuigkeiten geben wird.
Ich begleitete sowohl die Inthronisierung Dutts als Sportvorstand wie auch die Ernennung Zornigers zum Trainer mit großer Skepsis. Bei Dutt muss ich mich schon teilweise revidieren, die Verpflichtung Dié’s war ein Volltreffer und im Nachhinein betrachtet war auch sein besonnenes Auftreten im Abstiegskampf richtig. Seit der ominösen PK hat er Pluspunkte dazu gesammelt, jedoch muss er den großen Worten nun Taten folgen lassen. Anknüpfend daran klingt die Verpflichtung Zornigers konsequent und plausibel, vor allem auch nach dem, was man von ihm so liest und hört. Dass er eben eine Spielidee mitbringt, einen Plan im Kopf hat und diesen konsequent verfolgt und durchzieht und es Leute unter ihm schwer haben werden, die nicht mitziehen oder dessen Pläne gar konterkarieren. Ich gehe da jetzt absolut positiv ran und freue mich darauf, verfolgen zu dürfen, wie sich der VfB (zum Besseren) verändert.
Für seine wohl ziemlich erste spürbare Amtshandlung hat er bei mir schon einmal einen Stein im Brett. Der Verein hat es Sven Ulreich offensichtlich nahegelegt, sich einen neuen Verein zu suchen. Wie ich bereits vor einigen Wochen schrieb, hätte es Ulle unter Zorniger wohl schwer gehabt, mit seiner trägen und behäbigen Art die Nummer 1 zu bleiben. Ulle als Ersatztorhüter hätte nur Unruhe gebracht, außerdem wäre es auch nicht konsequent gewesen, einen Torhüter auf der Bank zu haben, dem man nicht vertraut. Mit Odisseas Vlachodimos hat sich ein Nachwuchstalent die Beförderung zur Nummer 2 verdient, mit nunmehr 21 Jahren hätte er sich sicherlich auch nicht mehr mit der Rolle des Amateur-Keepers zufrieden gegeben.
Spieler kommen und gehen, der VfB bleibt. Das ist schon seit eh und je meine Devise und sollte sich die/ der eine oder andere auch auf die Fahnen schreiben, die/ der jetzt menschlich so wahnsinnig von oder über Ulle enttäuscht ist. Nichts ist im Leistungssport vergänglicher als die Verdienste von gestern. Wenn die Leistung nicht mehr stimmt, rückt nun mal ein besserer nach. Dieses Prinzip scheinen einige verdrängt oder vergessen zu haben, war bei uns der Leistungsgedanke doch (zu) lange außer Kraft gesetzt. Es ging mehr um irgendwann einmal gegebene Versprechen, Erbhöfe und Vitamin B. Sehr gut, dass jetzt ein anderer Wind zu wehen scheint.
Für mich war es ein sehr guter Tag für den VfB, als Ulles Abschied publik wurde, der große Chancen für die Zukunft bietet, ich jedenfalls weine ihm keine Träne nach.
Er hatte für mich nach seiner Ausbootung gegen Benfica Lissabon eineinhalb gute Jahre, das war’s aber auch schon mit seiner Herrlichkeit. Herzlich wenig in acht Jahren Profifußball beim VfB. Für den schnellen, modernen Fußball, den Zorniger mutmaßlich spielen lassen möchte, ist Ulle nicht geschaffen. Dafür fehlt ihm die Handlungsschnelligkeit, schnelle Angriffe einzuleiten und vor allem auch das fußballerische Können abgefangene Bälle zum eigenen Mann zu bringen.
So bin ich froh, dass er weg ist und meine, besser hätte es nicht kommen können. Beide Seiten haben ihr Gesicht gewahrt, so dass ich ihm nicht einmal böse sein kann, dass er ausgerechnet zu den Bayern geht. Für mich ist das eine klare Win-Win-Situation, zumindest was den VfB und Ulle angeht, auch wenn ich mich schon insgeheim frage, ob die Bayern bei diesem Transfer daran gedacht haben, dass auch ein Manuel Neuer mal langfristig ausfallen könnte.
Natürlich wird es Ulle helfen, tagtäglich mit dem wohl besten Torhüter der Welt zusammenarbeiten und sich von ihm einiges abschauen zu dürfen. Er wird sich verbessern, davon bin ich überzeugt. Es war zu viel eingefahren beim VfB, ernsthafte Sorgen um seinen Status musste er sich bei uns nie machen. Obwohl bereits Christian Groß, später Labbadia und zuletzt Armin Veh gerne etwas auf dieser Schlüsselposition gemacht hätten, wurde deren Wunsch nach einer neuen Nummer 1 nicht erhört. Stattdessen gab man Marc Ziegler das Gnadenbrot im Herbst seiner Karriere, den braven Bankdrücker zu mimen und holte danach Thorsten Kirschbaum, der, als er die Chance erhielt, den Nachweis seiner Bundesligatauglichkeit schuldig blieb.
Stichwort mentale Stärke, diese habe ich Ulle zuletzt auch abgesprochen. Er strahlte nicht die notwendige Sicherheit einer Nummer 1 aus, war sich unsicher in seinen Aktionen, überlegte zu viel und traf so oft die falsche von zwei möglichen Entscheidungen, anstatt intuitiv das Richtige zu tun. An dieser Schwäche wird er bzw. werden die Bayern mit ihm sicherlich arbeiten müssen.
Einen Zappelphilipp im Tor werden sie sich nicht leisten können, für den Fall, dass er mal in einem wichtigen Spiel für Manuel Neuer in die Bresche springen muss. Dann wäre wohl ganz schnell Tom Starke die Nummer 2 und Ulle säße noch nicht einmal auf der Bank.
Auch jetzt, nachdem ich den Wechsel sacken lassen habe, verstehe ich die Bayern nicht, dass sie gerade auf Ulle gekommen sind. Der Fußball-Ästhet Pep Guardiola muss doch verzweifeln, wenn jede Rückgabe Slapstickpotential in sich birgt oder wenn Ulles Abschläge mal wieder im Seitenaus landen. Von der Spielweise, die man von den Bayern gewohnt ist, hoch zu verteidigen, werden sie mit Ulle im Kasten abrücken müssen, weil er nicht die Übersicht eines Manuel Neuer hat und weil man ihn nicht bedenkenlos, auch scharf, anspielen kann.
Beim VfB hat mich Ulle nie überzeugt. Schon im Wechselspiel mit der Oberpfeife Raphael Schäfer nutzte er die große Chance nicht und wurde ins zweite Glied zurückgestuft. Damals schützten ihn noch seine Jugend und seine Unerfahrenheit davor, ihn frühzeitig abzuschreiben!
Dann kam Jens Lehmann für zwei Jahre und Ulle wurde versprochen, in diesen zwei Jahren von Lehmann lernen zu dürfen und danach die Nummer 1 zu werden. Der Zusatz „unter Leistungsvorbehalt“ fehlte offensichtlich bei dieser Zusage.
Gestern wurde erwartungsgemäß Przemysław Tytoń als neuer Mann zwischen den Pfosten bestätigt. Von ihm habe ich bisher nur das eine oder andere Youtube-Video gesehen. Tolle Reflexe hat er ja, ein solches Video könnte man von Ulle aber sicher auch zusammenschneiden. Fußballerisch und in der Spieleröffnung soll er jedoch auch nicht der Beste sein, so dass wir mit ihm womöglich vom Regen in die Traufe kommen. Hier lasse ich mich gerne eines Besseren belehren und vertraue darauf, dass es der Typ Torhüter ist, den wir für unser Spiel brauchen. Mein Urteil bilde ich mir sowieso am liebsten selbst und freue mich daher umso mehr aufs Trainingslager im Zillertal. Auf dieser Position können wir meiner Ansicht nach nur besser werden, ich hoffe, die einstigen Ulle-Jünger machen ihm das Leben durch ständiges Hinterhergeheule nicht unnötig schwer. Ihm eilt ein guter Ruf voraus und dass er „nur“ Nummer vier in der Gilde der polnischen Keeper ist, hat auch keine negative Aussagekraft in Anbetracht der starken Konkurrenz mit Fabiański, Szczęsny und Boruc.
Um auf Ulle zurückgekommen: Er wurde also aufgrund einer Versprechung und nicht aufgrund seiner Leistungsstärke unsere Nummer 1. Von Beginn an sah man frappierende Unterschiede zwischen dem Weltklasse-Keeper Lehmann und Ulreich. Konnte man sich zwei Jahre lang bei gegnerischen Eckbällen entspannt zurücklehnen, begann nun die fünf lange Jahre andauernde Zeit der Schnappatmung. Fing Lehmann Flanken, die in den Strafraum segelten locker ab und leitete den schnellen Gegenangriff ein, gab es nun todlangweilige Kicks, an denen Ulles träge Art einen großen Anteil hatte. Was wedelte er mit den Armen, „Leute, rausrücken“, um dann, wenn alle einschließlich der Gegner aufgerückt waren, die Kugel dem am nächsten stehenden Abwehrspieler zuzurollen. Im heutigen Fußball kommt es in erster Linie darauf an, Überraschungsmomente zu schaffen und Lücken zu reißen. Mit dem behäbigen Spielaufbau à la Sven Ulreich jedoch, gelang es jedem Gegner seine Grundordnung wieder herzustellen, selbst unterklassigen Teams bspw. im DFB-Pokal, gegen die wir oft genug unsere Müh und Not hatten, ich erinnere mich nur an Babelsberg oder auch den BFC Dynamo.
Christian Groß erkannte das, wurde aber leider kurz nach Bobic‘ Amtsantritt entlassen. Mit der Installation von Bobic als Sportdirektor begannen vier lockere Jahre für Sven Ulreich, ist doch Ulles Berater Jürgen Schwab bester Kumpel und Geschäftspartner von Bobic, so dass öffentliche Kritik bereits im Keim erstickt wurde und Bobic stets seine schützende Hand über den schon lange schwächelnden Torhüter legte.
Als Armin Veh zum zweiten Mal kam, attestierte er Ulreich zwar, sich seit seiner Entlassung verbessert zu haben, stellte aber auch fest, dass Ulle kein Spiel lesen könne und sprach ihm damit durch die Blume (Spiel-)Intelligenz ab.
Für das Kabinenfest während der Länderspielpause letzten September nahm ich mir von vornherein vor, nur mit Georg Niedermeier, mit dem man von diversen Trainingslagern bekannt ist und mit Armin Veh, der mich noch vom Zillertal kannte, ausführlicher zu sprechen. Mit Bobic hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen, so dass mich seine Sicht der Dinge genauso wenig interessierte wie die von bspw. Christian Gentner oder von Sven Ulreich.
Veh sprach ich direkt auf seine Achse, also Torhüter, Abwehrchef, Mittelfeldchef, Stoßstürmer an, was er denn dazu sage. Er entgegnete, ich müsse Verständnis dafür haben, dass er nicht über seine Spieler spreche. Akzeptiert, sagte ich, aber ich dürfe doch etwas dazu sagen, worauf er mit „selbstverständlich“ antwortete.
Also, legte ich los: „ich war selbst mal Torwart, Stichworte Strafraumbeherrschung, Spieleröffnung, Antizipation, fußballerisches Können, Ausstrahlung, es ist so viel, was ihm meiner Auffassung nach fehlt“. Ich merkte, dass ich damit bei ihm offene Türen einrannte und, als ich fragte, ob ein Torwartwechsel denkbar wäre, meinte er nur „lass dich überraschen, ich geh jetzt, du weißt mir zu viel“, war ein netter Plausch. Es kam sicher nicht von ungefähr, dass der Wechsel ausgerechnet im Spiel 1 nach der Bobic- Entlassung vollzogen wurde. Dass der Wechsel insgesamt derart in die Hose ging, konnte man nicht ahnen. Daher bleibe ich dabei, dass der Wechsel gerechtfertigt war. Ulle war spätestens ab diesem Zeitpunkt angezählt und stand nur noch mangels ernsthafter Alternative im Kasten.
Eines kann man Ulle nicht absprechen, nämlich dass er den VfB über Jahre verkörpert hat wie kaum ein Zweiter. Er betonte stets, dass der VfB sein Traumverein ist und dass er den Brustring im Herzen trage. Allein diese Vereinsliebe genügte vielen, ihn zur Ikone hoch zu stilisieren, ohne seine Leistungen zu hinterfragen. Wann hat er uns denn das letzte Mal ein Spiel gewonnen? Ich erinnere mich an das 1:0 in Berlin unter Thomas Schneider im Spätsommer 2013, was also auch schon eine Weile her ist.
Aus den genannten Gründen wurde es Ulle beim VfB zu leicht gemacht, über Jahre die Nummer 1 zu bleiben, ohne dass er sich diese Nominierung(en) stets aufs Neue erarbeiten musste.
Von Haus aus ist er doch ein Arbeiter und ein Kämpfer. Nach dem frühen Tod seines Vaters, als er gerade einmal 14 Jahre alt war, setzte er seinen ihm gegenüber erklärten Schwur, eines Tages für den VfB aufzulaufen, in die Tat um. Alleine, um es so weit zu schaffen, bedingt es Ehrgeiz, eiserne Disziplin, Können und auch den Willen sich ständig zu verbessern.
Lang hatte man den Eindruck, er arbeite viel an sich und schaue über den Tellerrand hinaus. Man las immer wieder davon, was er individuell noch macht, zum Beispiel Gehirntraining mit einer Privattrainerin, wo er sich Spielsituationen vorstellen musste und Entspannungstechniken lernen sollte, an seiner Beweglichkeit feilte er im Kunstturnforum.
Vor allem die Zusammenarbeit mit Life-Kinetik-Trainer Efthimios Kompodietas schien Früchte zu tragen. Ob sein Eifer in den letzten Jahren nachgelassen hat, vielleicht weil er sich zu sicher war und ihm nur noch Honig ums Maul geschmiert wurde, kann ich nicht beurteilen. Meine Internetrecherchen bezüglich seiner individuellen Anstrengungen enden jedenfalls im Jahr 2011. Ich sah ihn seit dem 1:6 in München, als er die Niederlage maßgeblich selbst einleitete, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, einfach nur noch schlecht. Analysiert man die letzte Saison kann man bei etwa der Hälfte der Gegentore die Rolle des Torwarts hinterfragen, wenn man sein Stellungsspiel und sein mangelndes Spielverständnis betrachtet oder die Szenen zurücklaufen lässt und feststellt, dass erst ein Abschlag von ihm oder eine nicht abgefangene Ecke zum Ballverlust führte.
Was seit 2011 mit ihm passiert ist, ob er private Probleme hat und ihn etwas bedrückt, mit dem man nicht an die Öffentlichkeit geht, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht kehrte auch eine schädliche Selbstzufriedenheit ein, vielleicht war er sich seines Status zu sicher.
An dieser Stelle muss sein Torwarttrainer Andreas Menger hinterfragt werden, der noch auf dem Fanfest im Zillertal erklärte, zur Zeit des Abgangs von Leno sei Ulle der bessere Torhüter gewesen. Natürlich verleugnete er nicht, dass die Entwicklung der beiden Keeper seither weit auseinander ging, aber, er schaffte es in den letzten Jahren nicht, Ulle besser zu machen oder sich durchzusetzen, eine echte Konkurrenz für Ulle zu holen. Im Training, bspw. diesen Winter in Lagos, war er mir stets zu lasch. Man übte Abschläge, diese flogen, wie man es gewohnt ist, reihenweise aus dem Feld, so dass Meuschi, der die Bälle einsammeln musste, der vielbeschäftigste Mann war, und Menger hielt es nicht für nötig, einzugreifen und seine Mannen zurechtzustutzen. Hier wünschte ich mir wirklich den von Fredi Bobic abgesägten Ebo Trautner zurück, der über Jahre ein gutes Torwarttraining abgehalten hat und bei den Fans äußerst beliebt ist.
Für Ulles bis zum Anfang der letzten Woche gelebte Vereinsliebe danke ich ihm, auch für das eine oder andere gute Spiel. Eines ist mir in besonderer Erinnerung geblieben, nämlich der Sieg bei der Frankfurter Eintracht 2010/2011, als er nach Delpierres Platzverweis vor allem gegen Gekas sensationell hielt und uns damit im Rennen um den Nichtabstieg hielt.
Nachhaltiger bleiben mir jedoch sein ständiges zögern und seine schlechten Abschläge in Erinnerung. In der Gilde der besten VfB-Torhüter nimmt er für mich keinen vorderen Rang ein. Sawitzki und Bögelein vor meiner Zeit, später dann Heinze, Roleder, Immel, Franz Wohlfahrt, Timo Hildebrand und natürlich Jens Lehmann waren allesamt bessere und vor allem zuverlässigere Keeper.
Mit diesen Ausführungen ist das Thema Ulle beim VfB für mich abgeschlossen. Ich sah mich lediglich noch einmal dazu genötigt, die Gründe fundiert darzulegen, weshalb ich Ulle schon seit Jahren äußerst kritisch sehe. Im Internet wurde ich lange von vielen seiner Jüngern angefeindet, in Facebook vom einen oder anderen blockiert, ein Internet-Troll drohte mir gar mit Anzeige wegen Beleidigung, weil ich in einer der fragwürdigen Facebook-Gruppen, die Ulle in die Nationalmannschaft schreiben wollten, schrieb, dass Ulle einer der schlechtesten Bundesligakeeper ist und ihm zu viel fehlen würde, je ein guter Torwart zu werden. Daher ist der Abgang jetzt schon eine Genugtuung, das Grinsen darüber bringe ich bis jetzt nicht aus meinem Gesicht, wenn ich daran denke.
Nicht nur, dass er geht, sondern auch darüber, dass er den Weg des geringsten Widerstands gewählt hat und sich mit 26 Jahren schon fast aufs Altenteil zurücksetzt. In Zeiten des Söldnertums ist es natürlich legitim, dorthin zu wechseln, wo am meisten gezahlt wird, vielleicht auch, um den einen oder anderen Titel in seiner Vita stehen zu haben, aber, bei aller Liebe, welchen Anteil er daran haben wird, das steht auf einem anderen Blatt.
Was bei den Bayern aus ihm wird, ist mir ziemlich egal. Über Bayern-Spieler lasse ich mich ohnehin ungern aus. Denjenigen, die jetzt noch damit kommen, „warum ausgerechnet zu den Bayern“, sei gesagt, dass er, zumindest in Deutschland, nicht viele Alternativen mit Perspektive zur Nummer 1 hatte. Ins Ausland wollte er nicht, auch das ein Indiz fehlenden Selbstbewusstseins und fehlendenden Ehrgeizes. Daher irgendwie konsequent sich aus dem großen Rampenlicht herauszunehmen und trotzdem noch finanziell außerordentlich abzusahnen, wenngleich seine (Bundesliga-) Karriere für mich damit beendet ist.
Ich blicke, wie schon dargelegt, recht optimistisch in die Zukunft und freue mich auf die neue Saison. Bis Ende August wird sich noch einiges tun auf dem Transfermarkt. Es wird schmerzhafte Abgänge geben, sicher auch die eine oder andere vielversprechende Neuverpflichtung. Der eingeschlagene Weg ist alternativlos, der VfB benötigt eine Frischzellenkur. Er muss die Balance finden zwischen erfahrenen Führungsspielern, sinnvollen Ergänzungen und dies stets, ohne dem eigenen Nachwuchs den Weg zu verbauen. Diese Nachwuchsspieler sind unser Kapital der Zukunft, diese müssen wir hegen und pflegen, diese müssen eine Perspektive erkennen und müssen dann da sein und sich zeigen, wenn ein Leistungsträger ausfällt. Daher freue ich mich auf die Wanitzeks, Kiesewetters und Ristls und wie sie alle heißen. Dutt und Zorniger haben sich auf die Fahnen geschrieben, den Jungs Vertrauen schenken zu wollen, gerne mit ihnen arbeiten und sie auch spielen lassen, wenn sie besser sind als ein Arrivierter. Mit einer derartigen Philosophie identifiziere ich mich persönlich mehr, als mit der nicht vorhandenen in den letzten Jahren. Spieler, die beim VfB groß geworden sind und es in den Profikader schaffen, sind doch mehr mit dem Herzen dabei als jene Durchschnittsspieler, die aus aller Herren Länder hinzugekauft wurden.
An dieser Stelle zwei Zitate von Legende Buffy Ettmayer:
„Bei lauter ausländischen Spielern kann man auch gleich einen Doppeldeckerbus hinstellen – die Spieler unten und die Übersetzer oben rein.“
„Wer ist Tunay Torun? Brauchen die den, dass sie Elf gegen Elf spielen können, oder was? Oder Abdellaoue – oder wie heißt der? Solche Spieler kann der VfB auch zwischen Deizisau und Plochingen holen.“
Ich bin großer Hoffnung, dass dies nun auch in der VfB-Führungsriege angekommen ist und man lieber hungrige Spieler mit Entwicklungspotential holt, als abgehalfterte Altstars. Natürlich geht es nicht ohne die eine oder andere erfahrene Korsettstange, die weiterhin dazu verpflichtet werden muss. Wenn das neue Scouting-System greift, wenn man sich mit den betrauten Personen abspricht und über Neuzugänge diskutiert und zum Schluss kommt, dass ein Spieler geholt werden soll, wird er wenigstens so weit durchleuchtet sein, dass er ein Teamplayer, ein guter Typ ist und zu der Truppe passt.
Zugegebenermaßen viel Theorie, vieles von der PK aufgegriffen, was Mut macht für eine bessere Zukunft. Die Praxis wird zeigen, was alles umgesetzt werden kann und auch wie so manche Entscheidung, die vielleicht auch weh tun wird, vom Umfeld mitgetragen wird.
Sehr hilfreich wäre natürlich ein gutes Auftaktprogramm im morgen erscheinenden Spielplan. Schwieriger als in der letzten Saison, was uns gleich ins schlechte Fahrwasser gespült hat, ging es kaum. Auswärts in Gladbach, München, Dortmund und Berlin, zu Hause gleich gegen einen von der Euphorie getragenen Aufsteiger. Da wir letzte Saison auswärts starteten, erhalten wir nun wohl ein Heimspiel, hoffentlich gegen einen machbaren Gegner wie bspw. Frankfurt oder Bremen, so dass von Beginn an Ruhe herrscht und sich der VfB frühzeitig ins gesicherte Mittelfeld absetzen kann.
Für mich beginnt morgen mit der Veröffentlichung des Spielplans die Saison. Wenige Tage später werden die ersten Terminierungen einschl. des Pokalspiels in Kiel erfolgen, so dass es endlich wieder etwas zu planen gibt. Am Montag dann der Trikotlaunch im Schlienz-Stadion und das erste Training, bevor es am Freitag, wenigstens für drei Tage, ins Zillertal geht. Nach wie vor hoffe ich noch auf ein zweites Trainingslager Ende Juli, wofür wir ursprünglich Urlaub eingereicht hatten. Eines ist sicher, langweilig wird es nicht, die Gerüchteküche wird weiter brodeln, mindestens so lang, wie sich die Bundesliga noch im „Sommerschlaf“ befindet.

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3. Mai 2015

Hoffnung vs. Resignation

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , , – Franky @ 19:30

Am Tag eins nach der neuerlichen vergebenen Chance des Befreiungsschlags sitzt der Stachel noch tief, bin noch total geplättet und das nicht nur wegen der anstrengenden und vor allem heimwärts nicht enden wollenden Busfahrt.
Was ein Spiel, erst das Luftloch Niedermeiers, der Huntelaar sein erstes Tor noch knapp 1200 Minuten Flaute ermöglichte. Zu diesem Zeitpunkt rechnete ich schon mit einer Klatsche, wenn man einen taumelnden Gegner derart aufbaut. Dann kommt man zurück, feiner Pass von Ginczek in den Lauf von Martin Harnik und der mit einem gefühlvollen Lupfer über Fährmann hinweg zum bis dahin überraschenden Ausgleich. Nach der Pause dann gar die Führung, dieses Mal Kostic nach Ginczek-Pass, um das Spiel dann in den letzten 12 Minuten doch noch her zu schenken. Dieses Mal eine ganze Fehlerkette, Schwaab lässt Aogo flanken, Niedermeiers Kopfball-Abwehr geriet zu kurz und auch Ulle war einmal mehr nicht Herr seines Fünfmeterraums, so dass der völlig freistehende Huntelaar einschieben konnte. Zwei Minuten vor Schluss dann der so schmerzliche Knockout. Wieder entwischt Aogo Schwaab, Kevin-Prince Boateng, der in der laufenden Saison noch keinen Blumentopf traf, kam zum Schuss, Klein fälschte unglücklich ab und fertig war die sechzehnte (!) Saisonniederlage.
Durch die Ergebnisse der Konkurrenz mutet die Situation inzwischen dramatisch, wenn auch noch nicht völlig aussichtslos, an. Natürlich haben wir das vermeintlich leichteste Restprogramm aller Konkurrenten, natürlich sind theoretisch noch neun Punkte machbar, die mindestens für Platz 16 reichen sollten. Zusätzliche Brisanz erfährt dieser Abstiegskampf 2015 darin, dass es, im Gegensatz zur Vorsaison als die drei Schlusslichter allesamt ihre letzten fünf Partien verloren hatten, noch etliche direkte Duelle gibt, so dass sich fast jeder noch aus eigener Kraft retten kann. Wir, die auf dem letzten Platz festsitzen, können das freilich nicht mehr.
Die direkten Duelle werden den Abstiegskampf vermutlich entscheiden, irgendwann kommen dann auch Ergebnisse der Abstiegskandidaten gegen Mannschaften, für die es um nichts mehr geht, zustande, die es unter normalen Umständen nicht gäbe. So hat für mich der SC Freiburg gegen die Bayern noch nicht verloren, wenn sie nach dem Duell mit dem FC Barcelona mit einer B-Mannschaft antreten sollten. Letztendlich hilft nur hoffen, bangen, beten, um dem Abstieg noch zu entrinnen.

Was macht denn überhaupt noch Hoffnung?

- Es sind noch neun Punkte zu vergeben.

- Unsere Offensive setzt Glanzlichter, was Maxim, Kostic, Harnik und Ginczek zeitweise auf den Platz zaubern, ist nicht 2. Liga, im Gegenteil, das sieht schon nach gehobenem Bundesliganiveau aus.

- Wir haben jetzt zwei Heimspiele in Folge vor der Brust und damit immer noch die Gelegenheit uns in einen Lauf zu spielen.

- Die Fans, die bis zum letzten Atemzug zusammenstehen und ihr letztes Hemd für den Klassenverbleib geben würden.

- das schwere Programm des SC Paderborn und des SC Freiburg und die Tatsache, dass die Freiburger ihrerseits das Siegen ebenfalls verlernt zu haben scheinen. Auf der anderen Seite sind es eben auch zum Relegationsplatz, auf dem der SC Freiburg derzeit steht, quasi vier Punkte Rückstand, wenn man das Torverhältnis betrachtet. Hannover 96, mit dem Achtungserfolg des Punktgewinns beim VfL Wolfsburg im Gepäck, ist in der Rückrunde noch immer sieglos, sollten sie das bis zum Schluss bleiben, stünde ein sicherer Absteiger bereits fest.

- Dann wären da noch Phrasen wie „Totgesagte leben länger“, „Abgestiegen ist man erst, wenn rein rechnerisch nichts mehr geht“, „die Messe ist erst gelesen, wenn der letzte Pfiff ertönt“ und viele andere mehr.

Was gäbe Anlass zur Resignation?

- Die Statistik, der VfB spielt seine schlechteste Saison der Vereinshistorie, selbst im Abstiegsjahr 1974/1975 hatte man einen besseren Punkteschnitt. Seit Herbst 2013 hat der VfB keine zwei Siege in Folge mehr eingefahren. Diese Statistik kann kein Zufall sein sondern ist Zeugnis mangelnder Konstanz. Diese Serie MUSS jedoch gebrochen werden, möchte man in die Dramaturgie des Abstiegskampfes noch als einer der Hauptdarsteller eingreifen. Des Weiteren steht noch im Saisonzwischenzeugnis, dass wir von den 31 bisherigen Spielen gerade einmal sechs siegreich gestalten konnten, drei zu Hause, drei auswärts. Da fragt man sich dann schon, ob die Erwartung an drei Siege aus drei Spielen nicht zu hoch gegriffen ist.

- Die Abwehr! Fast zwei Gegentore im Schnitt pro Spiel, d. h. wir müssen schon mindestens drei Tore schießen, um ein Spiel gewinnen zu können. Anders als noch in der letzten Saison hat es Huub Stevens dieses Mal nicht geschafft, die Abwehr so zu stabilisieren, dass sie auch einmal ein 1:0 über die Zeit retten kann. Symptomatisch gestern wieder, als die komplette Viererkette, einschließlich Torwart, den Gegner zum Tore schießen einlud. Ob Schwaab, Baumgartl, Niedermeier oder Rüdiger, ob erfahren oder Greenhorn, unerklärliche Stockfehler, fehlende Übersicht, fehlende Frische im Kopf Situationen zu antizipieren, so dass es immer wieder vorkommt, dass des Gegners Torjäger „aus den Augen verloren“ wird und dieser dann leichtes Spiel hat. Da dieses Problem schon länger besteht und man es schon im Sommer versäumt hat, einen „Turm in der Schlacht“ zu verpflichten an dessen Seite ein Antonio Rüdiger oder Timo Baumgartl reifen und auf den sie sich verlassen könnten, gibt es wenig Anlass zur Hoffnung, dass sich hier in den verbleibenden Spielen eine bisher nicht gekannte Stabilität einstellt.

- Kein Führungspersonal. Möchtegern-Führungsspieler wie Sven Ulreich, Georg Niedermeier und Christian Gentner haben nicht die Körpersprache und überzeugen erst recht nicht durch Leistung, um von den Anderen als „Chefs“ anerkannt zu werden. Führungsstärke zeigt eigentlich nur Serey Die, der mit Einsatz vorangeht, leider aber nicht alle Löcher stopfen kann, die sich so auftun.

- Wie bei den Hoffnungsschimmern ist auch hier das Restprogramm (der Konkurrenz) zu nennen. Direkte Duelle sorgen eben nicht nur dafür, dass sich die Konkurrenten die Punkte gegenseitig wegnehmen, sondern auch dafür, dass immer jemand der Konkurrenz punktet.

- In den letzten zwei Wochen haben wir drei Spiele leichtfertig her geschenkt, von neun möglichen Punkten gerade einmal einen geholt. Dann ist es klar, dass die Mitabstiegs-Kandidaten irgendwann selbst punkten und davon ziehen, wenn man selbst auf der Stelle tritt. Warum sollte sich das jetzt noch ändern? Es sieht einfach so aus, dass wir in Summe das schlechteste Team der Bundesliga haben und folgerichtig auf dem letzten Platz stehen. Augsburg hat in den letzten zwölf Spielen gerade einmal zwei Siege eingefahren, gegen Wolfsburg und gegen uns. Freiburg hat nunmehr fünf Spiele in Folge nicht gewinnen können, gegen uns schaffen sie es aber, nachdem sie bereits mausetot waren, aus einem 0:2 noch ein 2:2 zu machen. Schalke, zuletzt sechsmal sieglos, schafft gegen uns die Wende. In der gesamten Saison schafften die Königsblauen es lediglich gegen Paderborn ein Spiel nach Rückstand zu drehen, auch das gelingt gegen uns scheinbar mühelos. Und, großes Thema bei Königsblau, die „Lebensversicherung“ und Fast-VfBler (ich erinnere mich noch gut an Leogang, als wir nur noch auf Vollzug von Shopping-Hotte warteten…) Klaas-Jan Huntelaar, knapp 2000 Minuten ohne Tor, wird von Georg Niedermeier geradezu eingeladen, diesen Negativlauf zu beenden, Selbstvertrauen zu schöpfen, welches ihm wohl erst sein 2:2 und damit den Anfang unseres Endes ermöglichte. Wer derart Aufbauhilfe betreibt, fragt man sich, wie sich das Team dann erst gegen Gegner präsentieren soll, die frei von der Leber weg spielen können wie Mainz 05 und möglicherweise auch schon der HSV, bis wir auf ihn treffen, oder gegen ein Team, das nichts zu verlieren hat, jedoch um jeden Zentimeter kämpfen wird wie der SC Paderborn. Für mich ist keines der drei Spiele ein Selbstläufer und wenn doch, irgendeiner wird sich schon finden in dieser Truppe, der den Gegner zurück ins Spiel bringt.

- Es ist auffällig, dass der Mannschaft nach 70 Minuten sprichwörtlich die Luft ausgeht. Ob diese Tatsache auf konditionelle Schwächen zurückzuführen ist, was mir im Zusammenhang mit einer Profimannschaft schwer begreiflich wäre, oder die Mannschaft nicht in der Lage ist, die Konzentration über 90 Minuten auf hohem Level zu halten, sei dahingestellt. Auffällig auch, dass es zuletzt stets den Bach runter ging, nachdem Maxim und Kostic ausgewechselt wurden. Der Leistungsabfall ist dann schon frappierend, so dass es durchaus eine Überlegung wert wäre, auf diese Auswechslungen gegen Mainz gänzlich zu verzichten. Maxim und Kostic nehmen sich doch ohnehin während des Spiels ihre Kunstpausen, sind aber in der Schlussphase eines Spiels eher in der Lage für Entlastung zu sorgen, als es zuletzt Daniel Didavi und Timo Werner taten.
Bei nüchternem Gegenüberstellen der Fürs und Widers findet sich wahrlich nicht viel, an das man sich nach diesem beschissenen Wochenende noch klammern könnte. Es hilft aber nichts, wie die Mannschaft sollten auch wir Fans in der Woche die Köpfe wieder hochbekommen und zum Top-Spiel der Woche nächsten Samstag 18.30 Uhr Fußball-Deutschland zeigen, was der Liga fehlen würde, wenn es den VfB tatsächlich erwischen sollte. Die Unterstützung, auch gestern auf Schalke, ist nach wie vor phänomenal, leider gelingt es der Truppe nicht, daraus zusätzliche Kraft und Ansporn zu ziehen. Wir müssen weiter von Spiel zu denken und darauf hoffen, drei Spiele zu erleben, in denen die Kreativabteilung ihre Form beibehält und der Defensivverbund die Fehler minimiert. Schwer vorstellbar nach einer Saison, in der die Aha-Erlebnisse fast ausschließlich Fehler betrafen, die eigentlich nicht zu toppen gewesen wären, der VfB es aber dennoch immer wieder „schaffte“.

Sollte das schwere Spiel gegen Mainz tatsächlich gewonnen werden und die Ergebnisse der Konkurrenz entsprechend sein, könnte die Woche danach eine Eigendynamik entwickeln und eine Aufbruchsstimmung erzeugen, so dass der Glaube an das Wunder zurückkehren könnte.
Irgendwann, nach allem Rechnen, Debattieren, Sich Mut zusprechen, Zuversicht tanken, kommt man unweigerlich wieder auf die Mannschaft zu sprechen, die es richten muss und der zuletzt Zeit meist die Nerven versagten, wenn es darauf ankam. Huub Stevens und sein Team müssen wohl vor allem im mentalen Bereich ganze Arbeit leisten, um das Unmögliche noch möglich machen zu können.

Ich hoffe natürlich nach wie vor auf den Klassenerhalt, habe ihn auch noch nicht gänzlich abgeschrieben, aber, von nun an muss alles optimal laufen, darf sich das Team keinen Ausrutscher mehr erlauben.

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26. April 2015

Rote Laterne zurückerobert!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , – Franky @ 19:10

Aufgrund eines Kurzurlaubs langte es mir nach Augsburg nur zu einer Kurzanalyse auf Facebook, so dass ich meine Gedanken dazu mit der Analyse des Freiburg-Spiels vermische. Gerade nach dem Freiburg-Spiel wiegt es doppelt schwer, dass es in Augsburg eine absolut unnötige und vermeidbare Niederlage setzte. Dass die Augsburger derzeit nicht viel wert sind, lässt sich an deren Niederlagen in Paderborn und Hamburg ablesen. Selbst gegen einen solchen Gegner gelingt es uns nicht, den Gegner klein zu halten und ein Spiel zu dominieren. Gefälligen Phasen folgen stets solche, wo man sich das Spiel des Gegners aufdrängen lässt und nach und nach den Faden verliert. Dann setzt es noch technische Unzulänglichkeiten, individuelle Aussetzer und fertig ist die Niederlage.
Den ersten Aufreger vor dem Augsburg-Spiel gab es schon bei der Schiedsrichteransetzung. Mir liegt es fern diese völlig unnötige Niederlage an Schiri Kinhöfer festzumachen. Dennoch, absolut unsensibel vom DFB, den gleichen Pfeifenmann für dieses Spiel einzuteilen, der uns im Hinspiel so verpfiffen hatte und bei einem mit seiner selbstherrlichen Art und seinem pfauenartigen Gehabe schon beim Anblick Aggressionen schürt. Im Hinspiel flog Schwaab nach noch nicht einmal einer halben Stunde vom Platz. Der VfB kämpfte in der Folgezeit wacker und geriet durch den unberechtigt gegebenen Elfer auf die Verliererstraße, was schließlich Armin Veh dazu veranlasste das Handtuch zu werfen, so dass Kinhöfer (Kicker-Note 5,5/ nützte uns allerdings natürlich nichts, zur Belohnung durfte die Pfeife ja im Rückspiel auch gleich wieder ran.) durchaus mitverantwortlich zeichnet für die ganze Scheiße, die wir seither über uns haben ergehen lassen müssen. Die Bayern hätten wohl bei ähnlicher Konstellation diesen Schiri für das nächste Spiel kategorisch abgelehnt und beim DFB auch noch Gehör dafür gefunden, beim VfB aber nimmt man es so hin und kann es sich auch nicht vorstellen, wer überhaupt hier hin stehen und den dicken Maxe markieren könnte.
Ich kann mich noch genau erinnern, wie es mir erst einmal den Boden unter den Füßen weggezogen hatte, als ich die Nachricht von Vehs Rücktritt (?) erhielt. Und, seien wir ehrlich, seither wurde es doch eher schlimmer. Unter Veh machte ich durchaus einen Aufwärtstrend hin zu erlebnisreichen Fußballfesten aus, was wie sich wie Balsam auf der Seele anfühlte, nach den grottenschlechten Darbietungen in den letzten Jahren. Tatsächlich fehlte ihm das Glück, aber, auch er biss sich eben an diesem (nicht bundesligatauglichen) Kader die Zähne aus, auch er verzweifelte wegen sich ständig wiederholender Anfängerfehlern von Berufsfußballern. Ich hatte damals aber nicht den Eindruck, dass er schon mit seinem Latein am Ende gewesen wäre und vermute noch immer andere Gründe, die zu seinem Rücktritt (oder doch seiner Entlassung?) führten. Leider wird uns auch zu diesem Thema im verlogenen Bundesligabusiness wohl keiner jemals die Wahrheit sagen.
Zunächst einmal verstand ich wieder einmal Huub Stevens nicht, dass er anstelle des gesperrten Martin Harnik Daniel Schwaab aufbot und somit der zuletzt gegen Bremen starken Offensive den Schwung nahm. Nicht nur, dass ein Klein im rechten Mittelfeld weit weniger Akzente setzen kann als Harnik, ist Schwaab für mich auch eines der vielen Probleme dieser “Mannschaft”, große Klappe, nix dahinter, im Zweifel halt mal das Publikum für seine eigenen Unzulänglichkeiten verantwortlich machen. Hlousek, ohne Worte, solide im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten. Und eben wieder Ulle, der uns diese Saison noch kein Spiel gewonnen hat. Beim 0:1 köpfte er den Ball nicht ins Aus und brauchte zu allem Überfluss noch eine gefühlte Ewigkeit, in seinen Kasten zurückzukehren, beim 1:2 hält ein guter Torwart den Ball auch mal fest, anstatt ihn abzuklatschen und wenn, dann ins Tor-Aus.
Natürlich könnte man bei den beiden Gegentoren mit Ulle gnädig sein und die Rolle Rüdigers hinterfragen, der für mich unverständlich, gleich auf Anhieb den soliden Timo Baumgartl verdrängt hat, aber, wenn ein Keeper in nahezu jedem Spiel patzt, dann reicht es einfach nicht. Konnte man zu jener Zeit, in der Lehmann zwischen den Pfosten stand, bei gegnerischen Standards in den Strafraum relaxt ein Bier holen gehen, verursachen diese, seit Ulle im Kasten steht, Herzrasen, weil er auf der Linie klebt, anstatt sich auch mal mannhaft ins Getümmel zu werfen. Hier muss man einfach das Gesamtpaket sehen und das ist bei Ulle ungenügend. Es reicht einfach nicht, ein VfB-Herz zu haben und der süße Sonnyboy zu sein, einen guten Torhüter brauchen wir und zwar so schnell wie möglich!
Mit etwas Recherche käme ich in dieser Saison gut und gerne auf 20 Gegentore, bei denen man über die Rolle Ulles sprechen könnte oder sogar muss. Mal klebt er auf der Linie, dann steht er wieder zu weit vor dem Kasten, zögert beim Herauslaufen und verliert die Hundertstel, die ihm am Ende fehlen. Außer René Deck und Raphael Schäfer fällt mir kein VfB-Torhüter der letzten Jahrzehnte ein, der schwächer als gewesen wäre als derzeit Ulle. Ihm fehlt fast alles, was einen guten Torhüter ausmacht. Sein Selbstvertrauen, das er in den eineinhalb Folgejahren nach seiner Ausbootung gegen Benfica Lissabon 2011 durchaus ausstrahlte, ist ihm gänzlich abhanden gekommen. Er wirkt wie ein Zappelphilipp, der dadurch seine Vorderleute eher verunsichert als dass er ihnen Sicherheit vermitteln würde. Bestechen andere Keeper im Eins gegen Eins durch Selbstsicherheit und verschaffen sich Respekt vor dem auf sie zulaufenden Stürmer, macht Ulle eher brav die Türe auf.
Gestern war dann zu beobachten, dass ein Adam Hlousek wohl lieber einen Elfmeterpfiff in Kauf nimmt, anstatt darauf zu vertrauen, die Hände wegzulassen, weil ja noch Ulle da ist. Beim Elfmeter selbst zelebriert manch ein Keeper ein wahres Theater, schnappt dem Schützen den Ball weg, hampelt auf der Linie herum oder sonst was, was den Schützen nervös machen und ihm suggerieren soll, dass „ich“ den Ball sowieso halte. Ulle dagegen steht regungslos in der Tormitte und lässt das Unheil einfach so über sich ergehen, null Ausstrahlung, nichts.
Unter der Woche sprach (endlich) auch die Stuttgarter Presse unser Torwartproblem offen an und wies darauf hin, dass Vlachodimos mit nunmehr 21 Jahren mit den Hufen scharrt und auf seine Chance lauert. Natürlich ist all das nicht förderlich, im Abstiegskampf auf ein am Boden liegendes Nervenbündel einzudreschen. Auf der anderen Seite aber hat man lange genug auf „Friede, Freude, Eierkuchen“ gemacht, waren die Ulle-Jünger lauter zu hören als seine Kritiker, so dass ein dauerhafter Torwartwechsel nie ein Thema war. Aus dem Abgang von Leno sollte man seine Lehren gezogen haben und den gleichen Fehler mit Vlachodimos nicht noch einmal machen. Schon damals hatte man den besseren Keeper ziehen lassen, um einen Sven Ulreich zu stärken und erst gar keine Konkurrenzsituation aufkommen zu lassen.
Ulle muss im Grunde dem Herrgott ewig danken, dass er seit nunmehr fünf Jahren im VfB-Strafraum herumirren darf. Schon als junger Keeper, als er zwischenzeitlich Raphael Schäfer auf die Bank verwies, überzeugte er nicht, so dass Veh auch damals zurückrudern musste. Dann holte man Jens Lehmann unter anderem mit dem Auftrag Lehrmeister für Ulle zu sein und versprach Ulle den Posten nach Lehmanns Karriereende. Eine Versprechung wohl ohne Bedingungen, bspw. der, den Leistungsstand Ulles zu gegebener Zeit zu überprüfen und dann zu entscheiden. Zu diesem Versprechen stand man (zu) viele Jahre. Ab 2011, als Bobic Sportdirektor wurde und als fast erste Amtshandlung meinen Lieblingstrainer der letzten Jahre, Christian Gross, der auch bereits mehr oder weniger lautstark einen anderen Torhüter forderte, entließ, „lebte“ Ulle dann von der Seilschaft seines Berater Schwab mit Fredi Bobic und der Leistungsgedanke wurde einmal mehr ad absurdum geführt.
Ich hoffe sehr, egal wie die Saison ausgehen wird, auf einen Wechsel auf dieser so wichtigen Position. Vlachodimos hat sich diese Chance verdient und wächst womöglich mit den Aufgaben. Was ich bei den Amateuren von ihm gesehen habe, hat mir gut gefallen. Er hat ein besseres Stellungsspiel, eine bessere Intuition, eine bessere Spieleröffnung und wirkt spielintelligenter als Ulle. Körperlich könnte er noch ein wenig zulegen für meinen Geschmack, was aber mit individuellen Trainingsplänen durchaus machbar erscheint.
Die gestrigen verlorenen Punkte lassen sich freilich nicht an Ulle festmachen. Wer sich eine 2:0-Halbzeitführung gegen einen Gegner, der offensichtlich überhaupt nicht auf dem Platz stand, so leichtfertig aus der Hand nehmen lässt, muss eine lange Ursachenforschung betreiben.
Das VfB-Spiel ist schon seit einigen Spielen ansehnlicher und vor allem besser geworden. Vor allem das Wissen, mit Daniel Ginczek wieder einen Zentrumsstürmer zu haben, der die aufgelegten Dinger auch rein macht, verleiht den Jungs (auf den Flügeln) Flügel. Die Spielanlage sieht inzwischen vielversprechend und nicht als die eines Abstiegskandidaten aus. Umso ärgerlicher, dass Huub mit Angsthasenfußball bspw. die Auswärtsspiele in Köln und Hoffenheim verschenkt hat, wo wir es doch alle wussten, dass das mit acht defensiv orientierten Spielern nicht gut gehen kann.
In der Halbzeit hätte man sich nicht vorstellen können, dass das Spiel noch kippen könnte, außer wohl Huub Stevens. Der meinte nämlich gegen eine Wand gesprochen zu haben, ohne deutlicher zu werden, wer seine Vorgaben denn nicht erfüllt hat. Augenscheinlich kam der VfB in der zweiten Halbzeit nicht mit dem Doppelwechsel der Freiburger und der daraus resultierenden Systemumstellung zurecht. Freiburg wurde auf einmal spielbestimmend, eröffnete dem VfB dadurch aber auch Räume für Konter, wovon Martin Harnik einen zum 3:0 hätte nutzen müssen. Als Mann der ersten Hälfte mit Torvorlage und Tor gegen seinen Lieblingsgegner Freiburg lief Harnik in der 54. Minute allein auf Bürki zu und hätte alles klar machen müssen, stattdessen verstolperte er die Kugel. Vier Zeigerumdrehungen später kam es dann zur oben erwähnten Szene, als Hlousek ungeschickt Schmid auflaufen lief und den Elfmeter provozierte. Freiburgs Winterneuzugang Petersen verwandelte mühelos. Da hatten wir es wieder, das uns so vertraute Zitterspiel. Gift natürlich für das Nervenkostüm einiger Memmen im Brustring-Trikot, aber natürlich harter Bundesligaalltag, dem es sich entgegen zu stemmen gilt. Ein Angriff nach dem anderen rollte nun auf das VfB-Tor zu, weil wir nur noch reagierten als selbst zu agieren und das Spiel wieder versuchen würden an uns zu reißen. Immer mal wieder gab es sanfte Konteransätze, mehr nicht. Just, als man selbst einmal wieder in der Nähe des Freiburger Tores war, gerade einmal acht Minuten nach dem Elfmeter, unterband Hlousek mit einem taktischen Foul den möglichen Konter der Freiburger und sah folgerichtig gelb-rot. Hlousek, dumm und dümmer. Ungeschickt und grobschlächtig oft sein Spiel, einfach dumm dieser Einsatz, wenn ich schon gelbverwarnt bin. Nach zuletzt Harnik und nun Serey Dié ist Hlousek nun also auf Schalke gesperrt. Eigentlich wäre sein Ausfall jetzt nicht die ganz große Schwächung, wenn eben nicht zu befürchten wäre, dass in Gelsenkirchen Gotoku Sakai an seiner Stelle mutmaßlich sein Unwesen treibt. Ob es Konstantin Rausch von den Amateuren direkt in die Startelf der Profis schafft, wage ich zu bezweifeln, auch wenn ich ihn gerner sähe als Sakai. Als Reaktion auf den Platzverweis brachte Stevens „meinen Freund“ Schwaab anstelle von Maxim, was ich auch nicht so recht nachvollziehen konnte. Dieser Wechsel signalisierte den Freiburgern doch auch nur, dass vom VfB offensiv fast nichts mehr zu erwarten sein würde und sich dieser demütig hinten reinzustellen gedenkt.
Zu zehnt war es dann eine Frage der Zeit, bis es wieder klingeln würde im Kasten. Der VfB hatte längst, auch zu elft schon, den Faden verloren und konnte den Schalter an diesem Tag offensichtlich und zu unserem Leidwesen nicht mehr umlegen. Es wurde nur noch versucht sich hinten zu verbarrikadieren anstatt für Entlastung zu sorgen. Das Tor fiel dann in der 85., wenn auch der Ball etwas glücklich zu Petersen gelangte. Auch danach war der VfB nur noch darauf bedacht, das Remis wenigstens noch zu halten, obwohl uns dieser Punkt nicht wirklich weiter hilft.
Beim Stande von 2:1 Didavi nach gerade auskurierter schwerster Verletzung zu bringen, konnte ich auch nicht nachvollziehen. Er kam für Kostic, der mit seiner Dynamik noch eher für Gefahrensituationen hätte sorgen können, als Dida, dem (noch) eher langsamen Typ ohne Spielpraxis. So sehr ich mich darüber gefreut habe, ihn überhaupt wieder auf dem Platz zu sehen, so wenig konnte ich den Zeitpunkt verstehen, zumal nach Kostic’ Auswechslung kaum mehr einer da war, der einen Standard hätte rausholen können, bei dem Didavis größte Stärken zum Tragen gekommen wären.
Auch hätte Stevens meiner Meinung nach Hlousek nach dessen verschuldetem Elfmeter herausnehmen müssen, da er durch seine rustikale und ungelenke Spielweise immer gelbgefährdet ist.
Und überhaupt muss man sich fragen, weshalb Stevens, wenn offensichtlich jemand in der Halbzeit nicht richtig zugehört hat, diesen Kandidaten nicht nach wenigen Minuten vom Feld genommen hat. Eine solche erzieherische Maßnahme hätte vielleicht auch noch einmal einen Schub gegeben und die Mannschaft zur Dominanz der ersten Halbzeit zurückkehren lassen, lange bevor das Kind mit dem Elfmeter in den Brunnen gefallen war.
Kapitän Christian Gentner sprach in die Mikrofone, er wisse nicht, „was er damit meint. Dass Freiburg zurückkommt, war klar”. Dieses Statement hinterlässt bei mir nur Fragezeichen. Vielleicht war es ja dann gerade der Kapitän, der nicht zugehört hatte. Auch Gentner gestern für mich wieder ein Spiegelbild seines Wirkens beim VfB. In der ersten Halbzeit, als es gelaufen ist, nett anzuschauen, in der zweiten gnadenlos mit untergegangen und weder mit fußballerischem Können noch mit seiner Körpersprache fähig die Wende zu verhindern. Wenn man Stevens gestern und heute genau zugehört hat, spricht aus ihm eine gewisse Ratlosigkeit, aber auch die Fassungslosigkeit welche Fehler eine Bundesligatruppe Woche für Woche auf den Platz zaubert. Es sieht fast so aus, als wäre er der Verzweiflung ganz nah. Meine Einlassungen bzgl. seiner erfolgten und nicht erfolgten Auswechslungen möchte ich nicht als genereller Kritik an ihm verstanden wissen, er ist für mich noch immer die ärmste Sau im Verein und muss das auslöffeln, was ihm unzählige Dilettanten in den letzten Jahren eingebrockt haben.
Der Klassenverbleib käme immer mehr einem Wunder gleich. Seit heute Nachmittag haben wir sie wieder, die rote Laterne, und das vier Spieltage vor Saisonende. Es gilt in diesen Spielen also noch mindestens zwei Clubs hinter uns zu lassen, was wir noch immer aus eigener Kraft schaffen können, wenn wir denn alle Spiele gewinnen würden. Je nachdem wie wenig die anderen punkten, könnten unter Umständen auch zwei Siege zum Klassenerhalt reichen. Nur, siegen, was ist das? Zwei davon haben wir in den letzten beiden Spielen fahrlässig her geschenkt, auch gegen Bremen ließ man ihn sich fast noch nehmen. In 30 Saisonspielen schafften wir gerade einmal 6 Siege, das heißt in jedem fünften Spiel einen. Bleiben wir also dieser Statistik treu, können wir wohl einpacken. Es muss also eine Steigerung her und seit gestern weiß man auch, dass man bei seiner Rechnung nicht unbedingt (nur) auf die Heimspiele bauen darf. Es muss von nun an im Grunde immer und überall gepunktet werden, am besten also auch nächsten Samstag in der Turnhalle auf Schalke. Schalke seit sechs Spielen ohne Sieg, der Hunter zudem seit 1187 Minuten ohne Treffer. Da kommt der VfB sicherlich recht, ein guter Aufbaugegner waren wir schon immer. Eher düstere Aussichten also und nicht viel, was noch Hoffnung macht. Die Konkurrenz bekleckert sich zwar auch nicht mit Ruhm oder legt furchteinflößende Serien hin, aber, der VfB stellt sich eben noch dümmer an und gewinnt seine eigenen Spiele nicht, so dass die rote Laterne die einzig richtige Konsequenz ist.

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5. April 2015

Wölfe eine Nummer zu groß für den VfB!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , – Franky @ 13:41

Bilder aus Wolfsburg jetzt online. Es war die erwartete Niederlage bei einem Gegner, der eben auch wirklich auf JEDER Position zwei Klassen besser besetzt ist. Dennoch wäre etwas drin gewesen, wenn man in der zweiten Halbzeit genauso engagiert und konzentriert zu Werke gegangen wäre wie in Halbzeit eins. So aber überließ man den bissigen Wölfen die Initiative und die Tore fielen fast zwangsläufig. Diese Niederlage und auch der zeitgleiche Sieg der Freiburger gegen Köln darf uns nicht umwerfen. Nächste Woche verliert Freiburg in Schalke und wir müssen Bremen schlagen, dann ist der alte Abstand wieder hergestellt. Und überhaupt, die Heimspiele müssen jetzt einfach vollends gewonnen werden. Es sind immer wieder Ansätze da, die hoffen lassen, leider (bisher) nur phasenweise und nicht über 90 Minuten. Hoffen wir, dass wir den Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen können und im Sommer der Kader gnadenlos ausgemistet wird. Abgesehen davon, dass wir schon noch einige andere Rumpelfußballer in unseren Reihen und damit bei weitem mehr Probleme haben als „nur“ unsere vermeintlichen Ikonen, im Sommer müssen Leute wie Gentner und Ulreich hinterfragt und am besten ausgetauscht werden.
Gentner, ein Alibifußballer par excellance, auch gestern wieder, blinde Bälle ins Nichts, Ballverluste ohne Ende, weil er weder mit Auge noch mit Köpfchen spielt, sondern als „Führungsspieler“ nur eines im Sinn hat, den Ball so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Das seine einzige Intension, ob der Ball in unseren Reihen bleibt, ist da erst einmal zweitrangig.
Ulle, gut, ob er am zweiten Tor schuld ist oder nicht, von meiner Perspektive hinter dem Tor sah es so aus, zumal ich der Ansicht bin, dass ein Torwart weniger spekulieren und den Ball haben sollte, wenn er denn nicht abgefälscht wird. Aber gut, da gehen die Meinungen auseinander, vielleicht war es auch im TV besser zu sehen, ich schau es mir nachher erst noch einmal an. Aber, und jetzt kommt das große ABER. Fußballerisch und Antizipation nach wie vor eine Katastrophe. Was bei uns Bälle durch den Strafraum segeln und er nicht im Traum auf die Idee kommt, mal einen abzufangen! Wenn jeder Ball, den er nach vorne schlägt, im Aus oder beim Gegner landet, dann tut es mir Leid, das ist nicht bundesligatauglich. Gerade in Zeiten des modernen Fußballs, wo es in erster Linie um Balleroberung und schnelles Umschalten geht, sind unsere beiden vermeintlichen Führungsspieler maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir unzählige Ballverluste oder, wie bei den nicht abgefangenen Flanken, mögliche Balleroberungen nicht erfolgen und wir dadurch ständig am Hinterherrennen sind. Wer Ulles Leistung ausschließlich an zwei, drei gehaltenen Bällen, die noch fast auf den Mann kamen, bewertet, sieht das Gesamtkonstrukt nicht. Jens Lehmann würde vermutlich auch mit 45 Jahren noch eine viel bessere Figur machen, als es Ulle macht. In den zwei Jahren, wo er hier war, musste man sich bei keinem einzigen Eckball oder Freistoß aus dem Halbfeld Sorgen machen, weil er eben Herrscher über seinen Strafraum war, was man von Ulle nicht behaupten kann. Auch gestern war wieder zu sehen, dass der Keeper auf der anderen Seite größere Präsenz ausgestrahlt hat.
Das ist aber Zukunftsmusik und hilft uns jetzt nicht weiter. Ich werde aber trotzdem nicht müde, diese Herren zu kritisieren, nicht dass im Sommer wieder einmal politisch gedacht wird und man sich davor scheut, vermeintliche Publikumslieblinge auszusortieren, weil man Fanproteste befürchtet. An der Stelle muss einfach klar werden, dass es hier zwei Lager gibt, die sich inzwischen zumindest die Waage halten dürften.
Ich bin nach wie vor guter Dinge, dass es klappen kann mit dem, auch direkten, Klassenerhalt, auch wenn die Spiele immer weniger werden und der Druck zunimmt. Bis auf das Spiel auf Schalke haben wir ausschließlich Gegner vor der Brust, die wir schlagen können. Einfach wird es sicherlich nicht, auch nicht am Sonntag gegen Bremen, die eine starke Rückrunde spielen. Aber, es ist ein Heimspiel, das letzte Spiel des Spieltags und möglicherweise die große Möglichkeit mit einem Heimsieg an Hamburg und Paderborn vorbeizuziehen. Wenn das nicht Ansporn genug ist?!

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