4. Mai 2020
Eines muss man der Deutschen Fußball Liga (DFL) ja in Zeiten von Corona lassen. Sie tut alles und ist sich für beinahe nichts zu schade, um den Ball und damit auch den Rubel alsbald wieder rollen zu lassen.
Es werden Töne angeschlagen, die man von diesem Paralleluniversum überhaupt nicht gewohnt ist. Von Demut ist die Rede, von Solidarität sprechen sie plötzlich und sie stellen Millionen-Beträge für Vereine der Dritten und der Frauenfußball-Bundesliga zur Verfügung. Man gibt sich geläutert, will glauben machen, dass sich nach der Krise einiges ändern müsse und werde und gibt sich verwundert darüber, dass der DFL mehr Häme als Applaus entgegenschlägt, angesichts des verzweifelten Versuchs die Finanzblase nicht platzen zu lassen.
Dabei stellte Seifert die rhetorische Frage „was haben wir nur falsch gemacht?“ Die Frage beantwortet er sich im Grunde selbst. Explodierende Spielergehälter und Beraterhonorare, das Entfernen von der Basis und der Lebensrealität seiner Fans, immer höher, immer weiter, immer mehr. Das Profigeschäft ist geprägt von Raffsucht und Gier und bekommt jetzt, meiner Meinung nach überfällig, die Quittung präsentiert.
Einsicht ist der erste Weg zur Besserung, sollte man meinen. Geredet allerdings wurde in der DFL schon immer viel, so dass jetzt nur Taten zählen.
Man kommt angekrochen, macht hier ein Zugeständnis, gelobt dort Besserung, um am Ende, wenn weiter gekickt werden darf, genauso weiter zu machen.
Oder glaubt jemand im Ernst, dass Leute wie Rummenigge und Watzke nach der Krise einen Solidarpakt mit dem Rest des deutschen Fußballs zu schließen bereit sind, einer gerechteren Verteilung der Fernsehgelder zustimmen und sich, sollte der bisherige Wahnsinn in den anderen europäischen Top-Ligen weitergehen, einfach so abhängen lassen?
Ich glaube nicht daran, denn, dann müsste man sich von den internationalen Fußball-Verbänden abgrenzen und auch mal einen Kirmes-Wettbewerb auszulassen bereit sein. Jetzt präsentieren uns die Protagonisten warme Worte, um am Ende des Tages vorzuschieben, dass „uns“ angesichts der Pläne von UEFA und FIFA die Hände gebunden seien.
Die DFL hätte in den letzten 20 Jahren viele Möglichkeiten gehabt, auf die Basis zuzukommen, auf Wünsche einzugehen und ein Wir-Gefühl zu vermitteln. Meinte es das Kartellamt gut und verbot das Monopol bei den Übertragungsrechten, nahm die DFL dies zum Anlass mehreren Anbietern Exklusivrechte zu verscherbeln, was nicht nur zur Folge hatte, dass Pay-TV-Kunden mehrere Abonnements abschließen mussten, um alle Spiele zu sehen, sondern den Spielplan noch mehr als ohnehin schon zerstückelte, um mehr Exklusiv-Sendeplätze zu schaffen. An den Fan, der zu den unmöglichsten Zeiten und Wochentagen quer durch die Republik reist, dachte dabei niemand.
Stets wurde beim Aushandeln der Verträge die internationale Wettbewerbsfähigkeit vorgeschoben, obwohl diese für rund zwei Drittel der Bundesliga und hundert Prozent der 2. Liga allenfalls sekundär ist.
Als Fan einer, inzwischen, Fahrstuhlmannschaft interessieren mich die Spieltermine, die Entfernungen, die ich an einem Wochentag zurücklegen muss, die Behandlung der Fans an den Spielorten und ob es Vollbier im Stadion gibt. Und hier gibt es in allen Punkten Nachbesserungsbedarf.
Solange jeder zusätzlich eingenommene Euro über die Faninteressen gestellt wird, wird sich am Fußball nichts ändern, auch dann übrigens nicht, wenn ein Salary-Cap kommen sollte. Dann fließen eben noch mehr Handgelder als ohnehin schon in die Taschen von Spielern und deren Berater, werden „Steuersparmodelle“ erfunden, Briefkastenfirmen gegründet oder sonstige Hintertürchen entdeckt, der verlogenen Branche dürfte einiges einfallen, damit keiner schlechter gestellt ist als vor der Krise.
Wie weit sich der Fußball bereits von seiner Basis entfernt hat, offenbart, dass der Fußball seine einzige Überlebenschance darin sieht, diejenigen auszuschließen, die ihn zu dem machen, was er ist. Dass sich die Herren da nicht schämen!
In Zeiten, in denen Kontaktverbote und Abstandsregelungen gelten, und dort, wo man sich zu nahekommt, Gesichtsmasken getragen werden müssen, in Zeiten, in denen Kindergärten, Kindertagesstätten und Schulen keinen Regelbetrieb haben dürfen, wo Bolzplätze und Sporthallen geschlossen bleiben, möchte die DFL, dass „ein wenig Lebensfreude in die Wohnzimmer kommt“ (Watzke). Rummenigge setzt dem die Krone auf, indem er meint „Ich mag das Wort Geisterspiel nicht. Ich würde lieber sagen: Wir spielen Fußball im Geiste unserer Fans.”
Jener Rummenigge also, der vor gut zwei Monaten mit Dietmar Hopp am Mittelkreis stand und Beifall klatschte, als sich Hoffenheim und Bayern die Bälle zuschoben, weil die „hässliche Fratze“ des Fußballs derselben den Spiegel vorgehalten hat, kommt sich bei solch einer Aussage wohl noch nicht einmal blöd vor.
Die „hässliche Fratze“ von damals, jene im Gästekäfig natürlich, sowie Ultras von vielen anderen Vereinen landauf landab, engagiert sich derzeit für das Gemeinwohl und packt an, wo es in der Krise erforderlich ist, während der Fußball verzweifelt versucht, sein krankes Business am Laufen zu halten.
Die DFL hat ein Maßnahmenpaket vorgestellt, nach der auch in Zeiten von Corona Bundesligafußball möglich sein soll. Eine große Koalition aus Bundesliga, Politik, TV-Anstalten und der BILD-Zeitung, eine Ansammlung von Hobby-Medizinern also, erklärt das Konzept für tragfähig, so dass im Laufe der Woche damit zu rechnen ist, dass dem Vorhaben grünes Licht erteilt wird.
Mancher Virologe äußert zwar Bedenken, doch, es scheint die Devise zu gelten, no risk, no fun! In der Schule nannte man es Mut zur Lücke, bei der DFL dürfte man schweißgebadet dem Mittwoch entgegenblicken und beten, dass bis dahin keine größeren Infektionsketten bekannt werden.
Mit einem austarierten Medizinkonzept und ausreichend Testkapazitäten, an die systemrelevante Mitbürger, bspw. aus Alten- und Pflegeheimen, mangels finanzieller Mittel nicht herankommen, versucht die DFL die Politik zu überzeugen, der Virus selbst aber ist weder käuflich noch bestechlich und macht, „was erlaube Corona“, sein eigenes Ding.
So brachten bereits die ersten Tests drei Infektionen mit dem Corona-Erreger beim 1. FC Köln zutage. Kölns belgischer Ex-Nationalspieler Birger Verstraete wunderte sich über den laxen Umgang mit den Infektionen durch Verein und Gesundheitsamt und sorgte sich öffentlich um seine herzkranke Freundin, da er regen Kontakt mit den Infizierten gehabt hätte. Nur einen Tag später relativierte er seine Aussagen auf dem Twitter-Account des 1. FC Köln, man könnte auch im Dietrich-/ Reschke-Jargon sagen, der Spieler wurde eingenordet. Beim VfB ist von einer „unklaren“ Testung die Rede, man darf gespannt sein, was dabei herauskommt.
Heute, ganz aktuell, stellte Kalou von Hertha BSC ein Video online, in dem sich nicht „nur“ über deren 11%igen Gehaltsverzicht lustig gemacht wird, sondern auch zu sehen war, dass sämtliche Abstands-, Kontakt- und Hygienevorschriften missachtet wurden.
Daraus kann man jetzt schließen, dass das Hygienekonzept der DFL lediglich der Beruhigung der Öffentlichkeit dient, hinter verschlossenen Türen jedoch nicht gelebt wird. Kalou relativierte, völlig überraschend, seine Aussagen, wurde von Hertha BSC zum Einzelfall erklärt und wurde suspendiert, the show can go on.
Vielleicht aber war dieses Vorpreschen Kalous auch „nur“ ein Hilferuf eines Spielers, der funktionieren muss, ob er will oder nicht. Gestern erschien im Berliner Kurier ein ziemlich reflektiertes Interview eines mitdenkenden 34-jährigen, von dem man nicht erwarten würde, dass er völlig unbedacht ein Video dieser Tragweite ins Netz stellen würde. (https://www.berliner-kurier.de/hertha/salomon-kalou-ich-liebe-fussball-aber-li.82665″)
Diese Vorfälle zeigen, sich kritisch äußernde Spieler werden umgehend „eingefangen“ und mit einem Maulkorb belegt. So die Strategie der DFL und ihrer angeschlossenen Vereine. Auf der einen Seite angekrochen kommen und Besserung geloben, auf der anderen Seite fleißig am Vertuschen. Ich lach mich gleich tot über derlei Dreistigkeit!
Es ist also ein äußerst schmaler Grat, auf dem die DFL mit ihrer Strategie wandelt. So macht es auf jeden Fall Sinn, dass bei den Vereinen mindestens zwei Trainingsgruppen getrennt voneinander trainieren und die DFL ihren Vereinen im Maßnahmenpaket nahelegt, für ausreichend große Kader für den Saisonendspurt zu sorgen. Wer weiß, vielleicht schlummern ja auch noch irgendwo Trainingsgruppen drei und vier, aus U19 und U17 zum Beispiel, die herangezogen werden könnten, sollten ersten beiden in Quarantäne geschickt werden müssen.
Auch das würde wohl hingenommen, solang Sky überträgt und das Geld auf die Konten der Vereine fließt. Um den sportlichen Wert von Geisterspielen geht es ja ohnehin nicht. Das Spiel wird einen völlig anderen Charakter bekommen, Mannschaften, die vom Pushen ihrer Fans Motivation ziehen, haben sportlich gesehen die Arschkarte gezogen.
Für das ausstehende Geld dürfte der DFL keine Anordnung lächerlich genug sein, sie nicht umzusetzen. Kommt die Auflage, mit Gesichtsmaske und Schutzanzug spielen zu müssen, würde man diese Pille wohl auch noch schlucken.
Diese DFL macht mir keine Angst, wenn sie davor warnt, man werde die Bundesliga in ihrer jetzigen Form nicht wiedererkennen, sollte die Saison abgebrochen werden müssen.
Dass am System etwas nicht stimmen kann, erkennt man doch schon, wenn es trotz des hoch gelobten Lizenzierungsverfahrens Vereine gibt, die in ihrer Existenz bedroht sind, wenn ein, zwei Monate lang der Spielbetrieb ruht, und das obwohl die „normalen“ Mitarbeiter Kurzarbeitergeld von der Bundesanstalt für Arbeit beziehen und den Vereinen damit nicht auf der Tasche liegen.
Das verdeutlicht, dass die ausstehende TV-Rechte-Rate lediglich einer lebensverlängernden Maßnahme gleichkäme, der Patient sich danach aber noch immer auf der Intensivstation befindet.
Mit Vereinen, die stets auf Kante gewirtschaftet oder zu erwartende Einnahmen bereits verpfändet haben, hätte ich kein Mitleid, sollten sie in die Insolvenz gehen.
Um deren „normale“ Mitarbeiter müsste man sich allenfalls sorgen, genauso wie um die Vereine unterhalb der beiden ersten Ligen und aus anderen Sportarten, für die Geisterspiele nicht die Lösung sind.
Sollte die DFL die TV-Rate noch retten können, müsste schon von dieser ein Löwenanteil an die Genannten gehen, um dem Irrsinn noch Positives abgewinnen zu können. Wie unsolidarisch die Gesellschaft ist, zeigt sich darin, dass Leute aus kleinen Vereinen austreten, weil diese während der Krise keine Sportangebote anbieten dürfen. Diese kämpfen wirklich um die Existenz, weit mehr als Fußball-Unternehmen, die Kapital in Form überbezahlter Spieler besitzen und sich zunächst von diesen trennen könnten.
Um Gelder freizusetzen und anderen Verbänden und Vereinen zukommen lassen zu können, wäre eine breit angelegte Solidarität der Spieler notwendig, die derzeit leider nur marginal zu erkennen ist.
Beim VfB steht ein Gehaltsverzicht von 10-20% zur Debatte, 20% im Falle des Aufstiegs, was mir zu wenig erscheint. „In der Krise beweist sich der Charakter“ ist ein Zitat von Altkanzler Helmut Schmidt. Diesen gilt es nun zu beweisen, sägt doch jeder Spieler, der zu keinen oder nur geringen Einbußen bereit ist, am Ast, auf dem er sitzt.
Dank des Instruments Kurzarbeitergeld, dessen sich auch der VfB bedient, bleiben wenigstens die Arbeitsplätze (zunächst) erhalten. Ich hoffe für die Angestellten, dass der VfB dieses, wie viele andere Unternehmen auch, auf nahe 100% aufstockt.
Der VfB „ermutigt“ Dauerkartenbesitzer und Kartenkäufer auf eine Rückerstattung der Eintrittsgelder im Falle des Abbruchs der Saison oder der Austragung von Geisterspielen zu verzichten. Diesem Wunsch kommen nach Angaben des VfB schon sehr viele Leute nach, die ihren Herzensclub in der schwersten Krise der Nachkriegszeit nicht im Stich lassen möchten.
Ich tue mich schwer damit, da bei der Mannschaft die Bereitschaft zum Verzicht eben nicht sehr ausgeprägt zu sein scheint. Ein 20%iger Gehaltsverzicht bedeutet bei Top-Verdiener Mario Gomez noch immer geschätzte 150.000 Euro netto im Monat, so dass ich es schon etwas dreist finde, die Treuesten der Treuen, von denen viele von Kurzarbeit oder Jobverlust betroffen sind, um Almosen zu bitten.
Es gibt Hilfsaktionen für Amateurvereine wie #spendedeinetrikotnummer, unsere Ultras https://blog.schwabensturm02.net/ und https://www.cc97.de/ sammeln Spenden, um Bedürftigen und Obdachlosen zu helfen, Kneipen und Gastwirte, z. B. https://www.gofundme.com/f/pfiff (ab 33 Euro mit Supporter-Shirt) und https://www.gofundme.com/f/vfbtreff-schwemme-bad-cannstatt-vfbtreffsupport freuen sich über einen Obolus, und, und, und.
Da spende ich doch lieber für Zwecke, bei denen ich mir sicher sein kann, dass das Geld ankommt, und nicht an eine Fußball-AG, in der im Zuge der Ausgliederungs-Veranstaltungen noch erzählt wurde, dass der Ticketkäufer und Bierkäufer im Stadion immer weniger zählt und man deshalb auf Investoren angewiesen sei. Sollen sie doch dort hausieren gehen!
Es passt für mich übrigens auch nicht zusammen, dass kurz nach der Mail bzgl. des Verzichts auf Ticketrückzahlungen, die Festverpflichtung Endos für 1,7 Millionen Euro verkündet wird. Wenn ich kein Geld habe oder mir die Ungewissheit über die zukünftigen finanziellen Möglichkeiten schlaflose Nächte beschert, halte ich mich in solchen Angelegenheiten eben zunächst einmal zurück, auch wenn ich die Verpflichtung vom Grundsatz her begrüße.
Die Geisterspiele scheinen also ausgemachte Sache zu sein. Verhindern könnten diese meiner Ansicht nach höchstens noch das Virus selbst und die Angst, dass es am Rande der Spiele zu Menschenansammlungen kommen könnte.
Der Chef der Polizeigewerkschaft hat Bedenken geäußert, dass systemrelevante Beamte, die übrigens auch nicht alle auf Corona getestet werden, sich einer unnötigen Gefahr vor den Stadien aussetzen müssten und an anderen Orten dann fehlen würden.
Bezüglich der Ultras ist diese Befürchtung sicherlich unbegründet. Sie verkündeten bereits frühzeitig, etwaige Geisterspiele nicht als Gruppe besuchen zu wollen. Grotesk ist eben der Gedanke, dass sie die Geisterspiele, gegen die sie eintreten, verhindern könnten, würden sie sich entgegen ihrer Überzeugung und gegen die Vernunft dennoch vor den Stadien treffen.
Diese „Gefahr“ sehe ich als sehr gering an, viel eher ist damit zu rechnen, dass sich Gruppen zum gemeinsamen Fernsehschauen treffen, vor allem, wenn irgendwann auch die Kneipen wieder geöffnet haben sollten.
Sollte es zu den Geisterspielen kommen, werden sie mich gewiss nicht vom Hocker reißen. Fußball ist im Stadion, Freunde treffen, Touren, Atmosphäre! Solang Beschränkungen Realität sind, die all dies nicht zulassen, macht mir, und sehr vielen anderen auch, der Fußball keinen Spaß.
Jetzt setze ich mich mit einer Tüte Popcorn darnieder und warte auf weitere Meldungen vom Komödienstadl DFL. Kalou wird wohl nicht der Letzte sein, weitere Hilferufe sollten folgen.
In diesem Sinne, bleibt gesund und passt auf Euch auf!
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20. Mai 2017
Eine Ruhmestat war es nicht gerade, was der VfB da in Hannover abgeliefert hat, aber, diese knappe Niederlage sollte wider vorherigem Erwarten für den Aufstieg reichen, weil Arminia Bielefeld den bis dahin so konstanten Kontrahenten Eintracht Braunschweig mit 6:0 aus der Schüco-Arena schoss. Bereits jetzt legendär dazu, die Rede von Bielefelds Co-Trainer Carsten Rump, die er vor dem Spiel in der Kabine hielt und in der er an die Ehre seiner Mannschaft und die Verpflichtung den Fans und ihrer Familien gegenüber appellierte. Insbesondere der Part, indem er darauf verwies, dass seine Ansprache gefilmt werde, und sie an die Spielerfrauen weiter versendet werde, verlieh den Arminen offensichtlich Flügel.
Der mögliche, vielleicht sogar gemeinsame Aufstieg, in und mit Hannover beeinflusste unsere Reiseplanungen für dieses Spiel schon Ende Februar/ Anfang März diesen Jahres. Nachdem ein Bekannter den Vorschlag ins Spiel brachte, man könne doch in der Düsseldorfer Altstadt schon vorfeiern und von dort aus Sonntags nach Hannover fahren, hatte ich den genialen Einfall, dass man dann auch gleich aus Malle einfliegen könnte. Gesagt, getan!
Dass man das vor einem Spiel im Norden schon mal machen kann, haben zwei Gesichter unseres Niedergangs, nämlich Dutt und Kramny, im Vorjahr ja bereits vorgemacht. Der sportliche Ertrag danach war zwar bescheiden, immerhin aber ließen sie sich in den paar Tagen die Sonne auf den Bauch scheinen und konnten derart abschalten, dass sie hinterher den Schalter nicht mehr fanden.
Für die Nichtabstiegsbemühungen vom VfB war das Trainingslager am Ballermann daher eher kontraproduktiv, was jedoch nicht zwangsläufig für uns Fans gelten muss.
Im Gegensatz zur Absteigertruppe von damals nahmen wir unser Trainingslager bierernst. Zwischen Aue und Hannover konnten wir so unsere Gedanken sortieren, absolvierten intensive Einheiten im Bierkönig und führten anregende Gespräche, immer mit dem großen gemeinsamen Ziel des direkten Wiederaufstiegs vor Augen. Wir schworen uns auf die beiden letzten Herausforderungen in der 2. Liga ein und rüsteten uns für harte Tour nach Hannover, inklusive Rückfahrt mit dem Bus, sowie für die Fahrt auf dem Stuttgarter Partyfloß vor dem letzten Saisonheimspiel gegen die Würzburger Kickers.
So schlugen wir also Mittwochabend unser Trainingslager auf Mallorca auf und flogen leicht übernächtigt am Sonntag früh, Abflug 8.15 Uhr, direkt weiter in die Leinestadt.
Dort angekommen hatte unser auf Malle überraschend zu uns gestoßener Tonga-Tonga-Mann einen Bekannten organisiert, der uns VIP-Shuttle-like mit einem Mercedes Vito mit Ledersitzen und genügend Raum für uns vier und unser Gepäck, vom Flughafen abholte.
Auf dem Wagen prangte auf beiden Seiten das 96er-Wappen, doch drinnen lief uns zu Ehren „VfB, ein Leben lang“. Die Logistik also perfekt, fuhren wir in die Stadt, bekamen gar noch eine Stadtrundfahrt inklusive Erklärungen zu einigen Gebäuden geboten, genossen die Aussicht auf das Stadion vom Maschsee aus und fanden unser Ziel schließlich im Waterloo-Biergarten unweit des Stadions. Nach gut und reichlich Speis und Trank begaben wir uns dann auf den Weg zu den Fanbussen, um unser Gepäck loszuwerden.
Das war schon einmal die erste nette Begegnung mit einem Hannover-Fan, weitere sollten folgen. Unsere Plätze hatten wir auf der Osttribüne, von der aus man gut in beide Fankurven fotografieren kann. Da Hannover 96 für dieses Spiel der beiden Top-Aufstiegsfavoriten am vorletzten Spieltag keine Probleme hatte, das Stadion „nur“ mit 96-Fans voll zu bekommen, wurden Karten lediglich in norddeutsche Postleitzahlengebiete verkauft und es den VfB-Fans somit erschwert, an Karten in anderen Bereichen zu kommen.
Da ich einen Bekannten habe, der bei Hannover 96 beschäftigt ist, klappte es bei uns mit Tickets schon über den Mitgliederverkauf des Gastgebers.
Daher saßen wir also, wie in jedem Jahr, auf der Osttribüne, dieses Mal nicht so mittig wie sonst, inmitten von Hannover 96 Fans. Verstreut sah man zwar VfBler um uns herum, jedoch bei weitem nicht so viele, wie da gewesen wären, hätte man sich aus Stuttgart aus unbegrenzt mit Karten eindecken können.
Hannover gehört seit dem Umbau des Stadions zu meinen Lieblingsspielen. In den 80er-Jahren, also lange Zeit vor Billigfliegern, ICE, Socialmedia und Onlinepreisvergleichen, war Hannover DAS „Graue-Maus-Spiel“ schlechthin, wo ich eigentlich nur mal zugegen war, wenn es einen gerade ohnehin in den Norden verschlagen hatte. Ich kann mich an ein tristes 0:2 im Februar 1989 erinnern, 15.000 Zuschauer im alten zugigen Niedersachsenstadion, geschätzt kaum mehr als 100 Unentwegte im Gästeblock. Damals war Hannover noch so etwas wie die Höchststrafe für einen Fan.
Doch, das ist lange her, seitdem hat sich Hannover herausgeputzt. Das zur WM 2006 umgebaute Stadion ist zu einem Stimmungstempel geworden, wenn denn alle auch mitmachen und an einem Strang ziehen. Die kühlen Norddeutschen können ganz schön aus sich herausgehen, wie man in jenen Zeiten gesehen und gehört hat, als Hannover international vertreten war.
Als die Ultras im Clinch mit Klub-Mäzen Martin Kind lagen und demonstrativ Spiele der Profis mieden und nur die Amateure unterstützten, war die Atmosphäre eher gespenstisch. Das hat sich wieder gebessert, wenngleich die „Kind muss weg“-Rufe wohl nie verstummen werden, solang der Hörgeräte-Fabrikant durch sämtliche Hintertürchen versucht, die 50+1-Regel zu kippen und zu untergraben. Am Sonntag sollte dieser schwelende Konflikt, ebenso wie der Schatten, den unsere außerordentliche Mitgliederversammlung am 01.06. vorauswirft, kein Thema sein und alles dem Ziel des direkten Wiederaufstiegs untergeordnet werden.
Wir freundeten uns sogleich mit unseren direkten Nebensitzern an und stellten schnell fest, dass aktive Fußballfans doch auf einer Wellenlänge funken, auch wenn sie verschiedene Farben tragen. Einer der drei 96er war früher Mitglied der inzwischen aufgelösten Hannoveraner Ultras-Gruppierung Brigade Nord 99. Schnell stellten wir fest, dass wir einen gemeinsamen, mich betreffend durch Mail-Kontakt, Bekannten haben, dem ich vor einigen Jahren zwei Mal Bilder für den Ultras-Jahreskalender zur Verfügung stellte. So klein ist die Welt.
Die Chemie stimmte also, das Bier floss in Strömen, musste nur noch das (für beide Seiten!?) passende Ergebnis her. Von der Atmosphäre im Stadion war ich auch am Sonntag wieder begeistert, und das beide Fankurven betreffend. Einmal mehr ein Spiel, dessen äußerer Rahmen bundesligareif war, weshalb ich auch beiden Vereinen den Aufstieg gönne.
Nach dem jahrelangen Herumdümpeln in der Abstiegszone der Bundesliga gab es nicht wenige Fanszenen, die uns schon lange den Abstieg an den Hals wünschten. Deren Wunsch wurde dann ziemlich genau einem Jahr (endlich) erhört, doch, dieselben höre ich jetzt rufen, dass sie uns wieder herbeisehnen, weil ein adäquates Gegenüber im Gästeblock und dessen Auftritte für so manchen in der Kurve eben doch mehr wiegen, als die bloßen Darbietungen auf dem Platz. Fast schon neidisch blickte da so manche Kurve der Bundesliga hinab in die 2. Liga, die der VfB bereicherte wie kaum ein Absteiger zuvor. Wir füllten die Stadien, ob daheim oder auswärts, während man bei Bundesligaübertragungen leere Ränge wie schon Jahre nicht mehr ausmachen konnte.
Ähnlich wird es wohl auch mit dem Wunsch nach dem Abstieg des HSV ablaufen. Was man an ihm hat, merkt man erst, wenn er tatsächlich einmal nicht mehr da ist. Mir persönlich würde es schon genügen, wenn sie diese unsägliche Uhr endlich abmontieren würden, das Auswärtsspiel im Volkspark möchte ich auf keinen Fall missen.
Der VfB trat in Hannover mit derselben Aufstellung an wie schon in der Vorwoche beim 3:0 gegen Erzgebirge Aue, also auch mit Florian Klein in der Startelf. Von Beginn an war vom Elan der vorigen Wochen, in denen man immerhin fünf Siege in Folge einfuhr, wenig zu sehen. Die Bemühungen um Spielkontrolle wurden von den 96ern energisch gestört, was zu vielen Ballverlusten und ersten Chancen für Hannover führte. Die Mittelfeld-Zentrale der Niedersachsen um Anton und Bakalorz zog den VfB-Bemühungen um ein kontrolliertes Spiel nach vorne schnell den Zahn, während Terodde bei Salif Sané in (für uns nicht so) guten Händen und kaum ins Spiel eingebunden war. Die Passwege waren zugestellt, so dass auch Maxim nicht so zur Geltung kam wie in den letzten Wochen. Der VfB kam in der ersten Hälfte lediglich zu einem (!) Torabschluss durch Brekalo und fing sich zu allem Überfluss kurz vor der Pause auch noch den Rückstand ein.
Felix Klaus, der auch schon im Hinspiel für den endgültigen Knockout gesorgt hatte, lief unbehelligt übers halbe Spielfeld, ehe ihm Timo Baumgartl mehr Geleitschutz gab, als dass er ihn angriff. Dieser kam dann mühelos zum Abschluss und ließ auch Mitch Langerak bei seinem Schuss an den Innenpfosten keine Abwehrchance.
Überschwänglicher Jubel machte sich bei den 96ern breit, zumal zu diesem Zeitpunkt Bielefeld bereits mit 2:0 gegen Eintracht Braunschweig führte und man damit den Lokalrivalen nicht nur überholte sondern auch distanzieren konnte. Den Druck hatten nämlich mal wieder die Anderen, nämlich Hannover 96, die dieses Spiel unbedingt gewinnen mussten, während dem Brustring bereits ein Unentschieden genügt hätte. Dies ließ sich auch durchaus am Engagement auf dem Platz erkennen. Während die Hannoveraner um ihr Leben rannten, ging der VfB im Wissen, im nächsten Spiel noch einen zweiten Matchball in der Hinterhand zu haben, (zu) relaxed an die Sache heran.
Im Fußball gibt es immer wieder Gegner, die einem „ums Verrecken“ nicht liegen. In dieser Saison war Hannover ein solcher. Schon im Hinspiel war ein eklatanter Leistungseinbruch gegen die Niedersachsen zu beklagen und auch am Sonntag beim Rückspiel war nichts zu sehen von dem, was den VfB in den Wochen zuvor stark gemacht hat. Wenn an der Floskel, dass man nur so gut spielen kann, wie es der Gegner zulässt, etwas dran sein sollte, dann trifft dies auf die beiden Begegnungen gegen 96 komplett zu. Hannover ließ den VfB nicht zur Geltung kommen und offenbarte im Umschaltspiel, dass der VfB im Defensivverhalten von einer Bundesligatauglichkeit weit entfernt ist.
Die Körpersprache bei Hannover sah anders aus als die vom VfB. Martin Harnik, über den man sagen kann, was man will, merkte man es, wie auch schon im Hinspiel, an, dass er gewillt war, es seinem langjährigen Arbeitgeber und auch seinen Fans, die ihn zum Schluss mit Schimpf und Schande davon gejagt hatten, zu zeigen. Er legte jenes Engagement an den Tag, welches man sich von seinem Freund und unserem Kapitän Christian Gentner gewünscht hätte. Wie immer, wenn es beim VfB nicht läuft, tauchte dieser nämlich gänzlich unter und ergab sich, wie die gesamte Mannschaft, seinem Schicksal.
Unter Breitenreiter sind die 96er noch stabiler geworden und lassen wenige Torchancen des Gegners zu. Da reicht es dann eben nicht mit halber Kraft ins Spiel zu gehen und abwartend zu agieren. Das Team wirkte, als hätte es schon beim Anpfiff die Hosen voll gehabt, was neuerdings charmanter so formuliert wird, der VfB habe übergroßen Respekt vor dem Gegner gehabt.
Hannover kaufte dem VfB den Schneid ab, weil es gieriger, williger, bissiger, ja, auch motivierter wirkte und sich vor allem vor keinem Zweikampf scheute. Mit zunehmender Spieldauer, als das Braunschweiger Debakel Konturen annahm, kam hinzu, dass es der Stuttgarter Bequemlichkeit ganz entgegen kam, dass ein 0:1 gar kein ganz so schlechtes Ergebnis mehr war. Wozu sich also noch extrem schinden, wenn man auch mit dieser knappen Niederlage so gut wie durch ist?
War es einfach nur intelligent, die Hannoveraner nicht mehr als nötig zu reizen und sich mit ihnen auf den knappen Sieg quasi zu einigen, oder war es die noch immer latent vorhandene Bequemlichkeit, gerade mal so viel zu tun, wie unbedingt erforderlich ist? Wäre man mehr Risiko gegangen und hätte sich auskontern lassen, wäre dem Team von Hannes Wolf mit Sicherheit Dummheit unterstellt worden.
Ich sehe beides gegeben! Für die Verantwortlichen zählt sicherlich in erster Linie die Tabelle, die uns vor dem letzten Spiel in einer ausgezeichneten Ausgangsposition ausweist. Und doch gilt es, dem Verein die Mentalität auszutreiben, immer nur das Notwendigste zu tun, anstatt nach dem maximal Möglichen zu streben. Mit ein wenig mehr Willen, sich dem Gegner zu stellen und sich gegen ihn zu stemmen, wäre durchaus die Chance da gewesen, den Sack auch schon letzte Woche zuzumachen.
Ich anerkenne die Leistung der Hannoveraner zwar und sehe es auch so, dass es keine Schande war, gegen sie zu verlieren. Die Art und Weise aber, wie die Mannschaft in diesem ersten Endspiel aufgetreten ist, ärgert mich trotzdem immer noch sehr.
Wenn man die Chance hat Großes zu erreichen, wenn trotz erschwerter Kartenvergabe zwischen 8.000 und 9.000 Fans die weite Reise auf sich nehmen, dann hätte ich schon ein Mehr an Konzentration, Engagement und Siegeswillen erwartet. Es war über weite Strecken eine lethargische Vorstellung, so dass es am Sieg der 96er überhaupt nichts zu deuteln gab, im Gegenteil, hätte nicht Mitch Langerak einen so guten Tag gehabt, hätte die Niederlage noch deutlich höher ausfallen können.
Am Ende jubelten die Hannoveraner, als hätten sie die Meisterschaft gewonnen, während es auf VfB-Seite doch eher verhalten zuging und der Frust über die Leistung der Mannschaft überwog.
Vielleicht weil wir inmitten der Jubelarien saßen und unseren neuen Bekannten den Sieg auch durchaus gönnten, verließ ich das Stadion mit einer anderen Gefühlslage als wohl die meisten, die im VfB-Bereich standen. Auch ich hatte da zunächst in erster Linie die Tabelle im Blick und hier hat der VfB, trotz der Niederlage, sein Saisonziel zu 99,9% erreicht. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, ließen wir uns jetzt noch die Butter vom Brot nehmen. Faktisch sind wir so gut wie durch, die Freude darüber überwog zunächst einmal.
Jan Schindelmeiser und Hannes Wolf ordneten den Auftritt selbst schon richtig ein und werden dafür sorgen, dass im Team, das am Sonntag gegen Würzburg am Start ist, kein Einziger mit dem Bewusstsein den Rasen betritt, schon durch zu sein und nicht mehr alles geben zu müssen.
Das Hinspiel gegen die Würzburger Kickers, das gleichzeitig auch der letzte Sieg der Unterfranken war, sollte Warnung genug sein, dass man mit halber Kraft gegen keinen Gegner dieser Liga bestehen kann. Der VfB muss Revanche nehmen und Würzburg schlagen, damit wir erst gar nicht mit Rechenspielen beginnen müssen. Hannover 96 hat die deutlich schwerere Aufgabe beim SV Sandhausen zu bewältigen und muss dort in den gesperrten Prib und Harnik auf zwei Leistungsträger verzichten. Wie schwer diese Aufgabe wird, dürfte davon abhängen, ob Sandhausen, das seit dem vorigen Spieltag gerettet ist und für das es also um nichts mehr geht, bereit ist, an die Schmerzgrenze zu gehen und sich ordentlich von seinem Anhang in die Sommerpause zu verabschieden.
Dass man sich gegen Ende der Saison, wenn einige Vereine nur noch um die goldene Ananas spielen, am besten nur auf sich selbst verlässt, weil kuriose Ergebnisse an der Tagesordnung sind, wurde uns schon einige Male schmerzhaft vor Augen geführt. Die Mutter aller Wettbewerbsverzerrungen erlebten wir 2004, als am vorletzten Spieltag der schon feststehende Meister SV Werder Bremen im Vollsuff gegen Bayer Leverkusen, mit denen wir noch um den Einzug in die Champions League rangen, zu Hause 2:6 unterlag.
So ist es auch sehr ungewiss, was man vom KSC in Braunschweig erwarten darf. Die Braunschweiger werden sich in der Pflicht sehen, Wiedergutmachung für das 0:6 zu betreiben und versuchen, durch frühe Tore die Kontrahenten unter Druck zu setzen. Was man vom Gegner und hoffentlich nicht Sparringspartner Karlsruher SC dort halten kann, wird man sehen. Reißt sich der seit langem feststehende Absteiger noch einmal zusammen und nimmt am Spiel teil oder sehen die Badener dieses Spiel als willkommene Gelegenheit, dem Erzrivalen eins auszuwischen und gehen 0:10 unter?
Da alle Spieler um neue Verträge und für neue Vereine vorspielen wollen, glaube ich nicht, dass sie sich bewusst abschießen lassen. Dennoch, der VfB wäre am Sonntag gut beraten, die Sache selbst zu regeln und sich die Radkappe, die es in der 2. Liga für den Meister gibt, aus eigener Kraft zu sichern. Dann fühlt sich auch sicher der Aufstieg, den man vor Wochenfrist noch nicht zu feiern bereit war, besser an und man geht mit einem guten Gefühl in die Sommerpause.
Jetzt, wo die Konstellation ist, wie sie ist, hat natürlich der Tickethandel zu überhöhten Preisen Hochkonjunktur. Anfang April fand der Mitgliedervorverkauf beim VfB statt. Jeder, der einigermaßen in der Fanszene vernetzt ist und jemanden kennt, der jemanden kennt, der Mitglied ist, hatte damals die Chance, Tickets zu regulären Preisen zu ergattern.
Den meisten, die jetzt angekrochen kommen, unterstelle ich, dass es sich zu 90% um „Feierbiester“ handelt, die auf einmal dabei sein wollen, wenn die große Party ansteht und die den VfB in den letzten Jahren links liegen gelassen haben. Mit solchen habe ich keinerlei Mitleid und kann nur sagen, geht auf den Wasen und habt Spaß.
Wenn aber einige dieser Leute jetzt auf die Idee kommen, sich in den als „GÄSTEBLOCK“ deklarierten Bereich der Würzburger einzunisten und im Block eines gerade abgestiegenen Vereins ihre Aufstiegsparty feiern möchten, fehlt mir jegliches Verständnis.
Diese Leute legen eine egoistische Denkweise an den Tag und lassen jeglichen Respekt vor dem Gegner vermissen. Wenn man das Treiben in den Ticketbörsen verfolgt, ist mit solchen „Fans“ zu Hunderten zu rechnen. Ich hoffe sehr, dass schon am Einlass knallhart, notfalls mit Ausweiskontrollen, kontrolliert und ausgesiebt wird und diejenigen, die es in den Block hinein schaffen, Bekanntschaft mit „härteren“ Würzburger Jungs machen. Anders haben es diese Trottel nicht verdient.
Vor einem Platzsturm indes, im Falle des Titelgewinns, bittet der VfB abzusehen. Die Zeiten haben sich geändert. Mit 1992 ist die Situation zum einen nicht zu vergleichen, weil der Sturm schon vor dem offiziellen Schlusspfiff erfolgte und weil der Sicherheitswahn damals bei weitem noch nicht so ausgeprägt war. In die heutige Zeit projiziert hieße das wohl Spielwiederholung und eine Strafe, die sich gewaschen hat. Das muss nicht sein, zumal diejenigen, die jetzt dazu aufrufen, der Bitte vom Verein nicht nachzukommen, wohl in erster Linie die Intension haben, selbstdarstellerisch Selfies auf dem Platz zu schießen.
Mir ist es schon deshalb nicht nach einem Platzsturm, weil wir nicht Deutscher Meister werden, sondern „nur“ aufsteigen werden. Der Aufstieg war Pflicht und ist so etwas von selbstverständlich, wenn man sich nur die Budgets der Liga anschaut und sieht, mit welch ungleichen Mitteln dort ums Überleben gekämpft wird.
Dass man jedes Spiel dennoch seriös angehen musste und gegen fast jeden Gegner auch verlieren hätte können oder verloren hat, steht außer Frage. Da möchte ich die 2. Liga nicht kleiner reden, als sie ist, zumal die Umstellung auf die Liga für langjährige Bundesligarecken nicht ganz so einfach war.
Doch, man durfte, ja man musste sogar nach Jahren des Niedergangs und des Missmanagements vom Verein erwarten können, dass eine Mannschaft an den Start gebracht wird, die das Zeug zum direkten Wiederaufstieg hat. Alles andere wäre schlicht nicht vermittelbar gewesen.
Ich habe drei Meisterschaften gefeiert, einen Pokalsieg, zwei weitere Finals in Berlin erlebt und durfte zwei europäischen Endspielen beiwohnen. Diese Erfolge waren alle weniger selbstverständlich als dieser Aufstieg. Daher drehe ich nach Schlusspfiff gewiss auch nicht durch und bin von einem Platzsturm genauso weit entfernt wie der VfB derzeit von seiner sechsten Deutschen Meisterschaft.
Richtig feiern werde ich zum Ende der nächsten Saison, wenn der VfB es tatsächlich geschafft haben sollte, die letzten Bundesligajahre vergessen zu machen.
Wenn wir eine Mannschaft sehen, die körperlich und geistig fit genug ist, den Anforderungen der Bundesliga gerecht zu werden.
Eine Mannschaft, die nicht als Kanonenfutter zu den „Großen“ reist, sondern auch dort zu punkten imstande ist, wenn man, um in Wolfs Worten zu sprechen, „das Momentum“ auf seiner Seite hat.
Ich feiere dann, wenn wir nicht mehr um die 30-Punkte-Marke herum krebsen und uns daran ergötzen, dass es drei noch schlechtere Teams in der Liga gibt, sondern wenn der VfB aus seinen Möglichkeiten das Maximum herausholt und in jedem Spiel zumindest alles gegeben hat.
Wird die Mannschaft weiter punktuell und intelligent verstärkt und bewahrt die Spielstärke, die in Phasen in dieser Saison immer wieder aufblitzte, traue ich es dem Team zu, eine gute Rolle in der Bundesliga zu spielen und am Ende Platz 7-10 anpeilen zu können. Ich habe die große Hoffnung, dass wir gestärkt aus dem Abstieg hervorgehen und in ein paar Jahren davon sprechen, der Abstieg sei das Beste gewesen, was dem VfB hat passieren können.
Natürlich nehme ich die Feierlichkeiten am Sonntag auch gerne mit und werde ausnahmsweise auch ein Bierchen mehr darauf trinken. Los geht es bereits um 9 Uhr mit dem Treffen zur Fahrt auf dem Partyfloß. Dann freue ich mich auf das Spiel und die (hoffentlich) anschließende Feier im Stadion.
Den Cannstatter Wasen einschließlich womöglich wieder den Fanta 4 und der Präsentation der Mannschaft wird man als Stadiongänger zwar wohl vergessen können, weil auf dem Gelände lediglich 60.000 Menschen zugelassen sein sollen.
Bedauerlich zwar für uns und nicht zu ändern und doch wirft es wieder die Fragen auf, was der Stadt Stuttgart die Menschen wert sind, wenn sie just für den Tag des wahrscheinlichen Aufstiegs in der Innenstadt eine Radsternfahrt genehmigt.
Zum Public Viewing wird mit 30.000 bis 40.000 Besuchern gerechnet, plus jene 60.000 im Stadion, plus sicherlich vielen, vielen, die das Spiel in Sportsbars oder zu Hause anschauen und nach Spielende auch noch zum feiern gen Wasen strömen werden, um diese hautnah in sich aufsaugen zu können.
Am Ende könnte man hier locker mit 150.000 Leuten konfrontiert sein, mit denen der Stadt ihre Organisation um die Ohren fliegen dürfte.
Wie schon bei abgesagten Public Viewings zu Welt- und Europameisterschaften in den letzten Jahren wird dabei von einem Minimum an Interessierten ausgegangen und sich davor gescheut, in Vorleistung zu gehen und alleine durch eine perfekte Organisation Leute zu mobilisieren. Anschauen werde ich es mir trotzdem mal und lasse mich auch gerne positiv überraschen. Bislang aber ließ die Organisation, wenn Stadt und VfB etwas gemeinsam ausrichteten, stets zu wünschen übrig. Viel zu wenig Platz, viel zu wenig Bierstände, viel zu wenig Toiletten und ein Gedränge sondergleichen. 2007 hat mich das noch aufgeregt, als kein Durchkommen war, morgen, zur Feier der 2. Liga-Meister, nehme ich es, wie es kommt, notfalls werden eben die umliegenden Gastronomiebetriebe unterstützt.
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2. November 2016
Der Schock über das 0:5 in Dresden dürfte beim VfB noch eine Weile nachwirken. Diese Schmach und vor allem die Art und Weise, wie es dazu kam, beschäftigen Chef-Trainer Hannes Wolf noch immer. Mir gefällt es, wie akribisch das Trainerteam die Geschehnisse aufarbeitet und wie es die Spieler dabei in die Pflicht nimmt und an deren Eigenverantwortlichkeit appelliert. Der Trainer stellt sich dabei nicht stoisch vor die Spieler und packt sie in Watte, während er sämtliche Schuld auf sich lädt, sondern formuliert klar und deutlich, dass seine Einflussmöglichkeiten während der Spiele beschränkt sind und die Entscheidungen vorwiegend auf dem Platz getroffen werden müssen.
Wolf analysiert den Einbruch gegen Dresden wie folgt, nämlich dass das 1:0 zwar so zwar fallen kann, nicht aber passieren darf, was sich danach abspielte. Das Team hadere mit Umständen, die sie nicht beeinflussen kann, wie, dass ein Spieler am Boden lag und der Gegner den Ball nicht ins Aus beförderte oder auch darüber, dass der Schiedsrichter nicht konsequent genug gegen die Härte der Dynamos einschritt, anstatt sich auf das Wesentliche zu besinnen und konzentriert weiter zu spielen. Deshalb fielen unmittelbar im Anschluss an das 1:0 die Tore zwei und drei, womit das Spiel bereits zur Pause gelaufen war. Wolf ist noch immer geradezu geschockt, wie das Team auseinander gefallen war, so dass sich dieses Negativerlebnis fest bei ihm eingebrannt hat und er die Seinen bis auf weiteres kritisch beäugen dürfte.
In Phasen wie den acht Minuten vor der Pause in Dresden offenbart sich, wie fragil das VfB-Gebilde nach Jahren des Misserfolgs und Jahren, in denen die Spieler stets geschützt wurden, noch immer ist. Um Wolf klar aufzuzeigen, wo der Hebel hauptsächlich anzusetzen ist, könnte dieses Debakel in einiger Zeit vielleicht sogar als lehr- und hilfreich in die Annalen eingegangen sein. Der VfB braucht Kerle, echte Männer auf dem Platz, die die vielen Youngster im Team in schwierigen Phasen mitnehmen und mit Ruhe und Besonnenheit vorneweg gehen.
Das 4:3 in der Vorsaison in Leverkusen war ein Paradebeispiel der Machtlosigkeit eines Trainers, wenn das Unheil einmal seinen Lauf genommen hat. Viele machen diese Niederlage noch immer am damaligen Trainer Zorniger fest, doch, es gibt auch Gegenstimmen wie die von Didi Hamann, der dazu meinte, dass ihm zu seiner Zeit ein Trainer erzählen haben könne, was er wollte, bei einer 3:1-Führung auswärts hätte er als Abräumer die Mittellinie nicht mehr überquert. Dazu bedarf es jedoch einer gewissen Spielintelligenz, die beim VfB nach wie vor nicht gegeben ist.
Ob das Dresden-Debakel den Ausschlag dafür gab, ein paar Tage später den letztjährigen Team-Psychologen Philipp Laux zurück an den Neckar zu holen? Auf jeden Fall zeigt sich auch in diesem Fall wieder wie grundverschieden die Auffassungen Luhukays und Schindelmeisers gewesen sein müssen und wie antiquiert Luhukay unterwegs war. Im heutigen Fußball gehört ein Psychologe ebenso zum Staff wie der Konditionstrainer und der Koch, so dass es nachvollziehbar ist, jetzt, wo Luhukay Geschichte ist, die Rolle rückwärts in der Personalie Laux vollzogen zu haben. Beurteilen kann ich ihn freilich nicht. In der letzten Saison, als das Team sehenden Auges dem Abstieg entgegen taumelte, hätte man sich gewünscht, dass da einer ist, der ihnen Ängste nimmt und Mut zuspricht, nur, inwiefern Kramny auf seine Dienste setzte und ob er von den Spielern überhaupt in Anspruch genommen wurde, darüber gibt es leider wenige Informationen.
Gegen die Münchner Löwen war also Wiedergutmachung Pflicht! Dass die VfB-Fans auch nach einem 0:5 in Dresden heiß auf die 2. Liga sind, zeigte die abermals überragende Zuschauerzahl von 55.100. Beim ersten Pflichtspiel-Aufeinandertreffen mit den Löwen seit dem März 2004 legte der VfB los wie die Feuerwehr und führte bereits nach 18 Minuten mit 2:0 durch Tore von Berkay Özcan und Simon Terodde.
Özcan durfte mal wieder für Maxim ran und rechtfertigte seine Nominierung mit einem starken und technisch feinen Spiel. Terodde war wieder beschwerdefrei und knipste sofort, wie man es von ihm kennt.
Nachdem die Löwen in der 35. Spielminute per Freistoß zum schmeichelhaften Anschlusstreffer kamen, war bereits der Endstand perfekt. Das Spiel lebte fortan nur wegen des Zwischenstandes von der Spannung, ansonsten war das eine sehr einseitige Angelegenheit.
Da der VfB eine Vielzahl hochkarätiger Chancen fahrlässig liegen ließ, während die 60er kaum ernsthafte Torannäherungen verzeichnen konnten, blieb die Begegnung bis in die Schlussminuten hinein spannend. So hatte der VfB sogar noch Glück, dass den Münchnern in der Nachspielzeit ein regulärer Treffer aberkannt wurde und der Sieg über die Zeit gebracht werden konnte. Glück in diesem Zusammenhang ist allerdings relativ, weil dem VfB zuvor ein klarer Handelfmeter verweigert wurde und das schwache Schiedsrichtergespann uns auch sonst nicht wohlgesonnen war.
Emotionaler Höhepunkt des Abends war dann aber die Einwechslung von Daniel Ginczek knapp zehn Minuten vor Spielende. Begleitet von Standing Ovations und Gänsehaut bei wohl den meisten im weiten Rund, betrat Ginni exakt 392 Tage nach seinem letzten Pflichtspiel den Rasen des Neckarstadions. Dass Daniel Ginczek noch nicht so weit für ein Spiel über 90 Minuten ist und langsam herangeführt werden muss, versteht sich von selbst. Ich hoffe sehr, dass seine Leidenszeit nun zu Ende ist und er von größeren Rückschlägen in der Zukunft verschont bleibt. Mit einem fitten Ginczek wären wir wohl nicht abgestiegen, die Aussichten auf den Aufstieg dürften mit einem spätestens zur Rückrunde komplett fitten Ginczek sprunghaft ansteigen.
Die Wiedergutmachung war also gelungen, auch wenn das eine oder andere Törchen mehr unserem geschundenen Torverhältnis sehr gut getan hätte. Freitag-Spiele finde ich eigentlich richtig geil, sofern man sie denn gewinnt. Das Wochenende beginnt gerade, der Abend ist auch nach Schlusspfiff gegen 20.30 Uhr noch lang genug, man kann den Sieg das ganze Wochenende über auskosten und sich zudem genüsslich die Hände reiben, wenn die Konkurrenz an den Folgetagen Federn lässt.
Sieg feiern? Hätten wir gerne ausgiebiger gemacht, doch, was gibt es Besseres, als zwischen dem Ligaspiel gegen 1860 und dem Pokalspiel in Gladbach kurz mal nach Palma de Mallorca zu jetten.
Weil wir schon mal dort waren, ließen es sich meine zwei Mitstreiter und ich nicht nehmen, das LaLiga 2-Spiel RCD Mallorca gegen AD Alcorcón zur besten Frühschoppen-Zeit, Sonntag 12 Uhr, anzuschauen.
Dass beim Aufeinandertreffen des 16. gegen den 18. keine fußballerische Feinkost zu erwarten sein würde, war uns klar, ging es doch mehr das Drumherum. Leider wurde es nicht das erhoffte Frühschoppen-Spiel, denn, mit alkoholfreiem Bier macht kein Frühschoppen so richtig Spaß.
7.884 Zuschauer im Iberostar Estadi kamen im Grunde nur bei den drei Elfmetern auf ihre Kosten, ansonsten war es ein Aufeinandertreffen Not gegen Elend, bei dem Mallorca wenigstens einen Elfer zum 1:0-Endstand versenken konnte. Um den einen oder anderen Gästefan ausfindig zu machen, wäre ein Tor der Gäste hilfreich gewesen. Zwischen 100 und 150 RCD-Ultras mühten sich nach Kräften um Stimmung und gaben unermüdlich Gas; fast dagegen an spielte ein mit Musikinstrumenten ausgestattetes Oktett auf der Haupttribüne.
Blendet man das fußballerische Unvermögen auf dem Rasen einmal aus, war es ein gelungener Trip in die Hauptstadt der Ferieninsel bei sommerlichen Temperaturen. Da nach längerer Wartezeit auch endlich noch ein Taxi kam, waren wir rechtzeitig zurück im Bierkönig zur Closing-Show von Mia Julia am frühen Abend.
Wir als Allesfahrer legen den Urlaub meist so, möglichst kein VfB-Spiel verpassen zu müssen. Deshalb hieß unsere Ziel-Destination an besagtem Dienstag auch nicht Stuttgart, sondern Düsseldorf, um rechtzeitig zum Pokalspiel in Mönchengladbach zurück zu sein.
Nach einem angenehmen Nachmittag in der Düsseldorfer Altstadt, ging es am frühen Abend nach Mönchengladbach. Die Rückfahrt plante ich mit dem RWS-Bus ein, so dass ich in diesem nach dessen Ankunft mein Gepäck verstaute und es hinein in den Borussia-Park ging. Nach Mönchengladbach fahre ich immer gerne, hat man dort doch wenig Probleme beim Einlass und auch das Ordnungs- und Bedienpersonal im Stadion empfinde ich meist als routiniert und entspannt.
Direkt nach der Auslosung, bei der das Los auf Mönchengladbach fiel, sah ich das Erreichen des Achtelfinales als aussichtsloses Unterfangen an. Zu groß inzwischen die Unterschiede zwischen dem Championsleague-Teilnehmer und dem Zweitligisten. Zu stark deren quirlige Offensive gegenüber unserer schlafmützigen Abwehr. Aber, Gladbach schwächelt derzeit und rettet sich mehr durch die englischen Wochen, als, dass es seine spielerische Leichtigkeit auf den Platz bringen würde.
Zuletzt kamen sie gegen schwache Hamburger nicht über ein 0:0 zu Hause hinaus und gewannen bei Celtic Glasgow in der Championsleague mit 2:0, was jedoch nicht unbedingt ein Maßstab ist, verlor Celtic doch beim FC Barcelona vor ein paar Wochen noch mit 0:7.
In der Bundesliga gegen Schalke, den HSV und die Bayern blieben die Borussen zuletzt drei Mal in Folge torlos, so dass ihr Selbstvertrauen auf jeden Fall nicht überbordend groß gewesen sein dürfte. Der VfB ist hingegen eine Wundertüte und kann an guten Tagen durchaus mit den Großen mithalten.
Ein Galaauftritt war also nicht von vornherein auszuschließen, allerdings genauso wenig wie ein Debakel, wenn man naiv in Gladbacher Konter rennen bzw. die Gladbacher Treffer selbst auflegen würde. Da die Gladbacher Defensive derzeit ebenfalls nicht vor Selbstvertrauen strotzt, traute ich es vor allem unseren schnellen Offensivkräften zu, die Elf vom Niederrhein in Verlegenheit zu bringen.
Deshalb war ich im Vorfeld des Spiels enttäuscht darüber, dass der ganz große Fokus eher auf dem Derby gegen den KSC als auf dem nächsten Spiel zu liegen schien. Zudem sendete der VfB Signale aus, die darauf schließen ließen, dass man nicht wirklich alles auf die Karte Weiterkommen setzen werde.
Terodde, Pavard und Ginczek ließ man zu Hause, da angeschlagen bzw. die Belastung zu hoch (Ginczek), zudem ging man den ungewohnten Weg der Anreise erst am Spieltag, was auch den Spielern den Eindruck vermitteln musste, dass dieses Spiel weniger wichtig als andere sei.
Ich bin ja schon ein Freund von Kosteneinsparungen rund ums Team, vor allem, was die Auswahl der Hotels angeht, dann aber bitte konsequent und durchgängig und nicht nur, wenn man sich für ein lästiges Pokalspiel unter der Woche nichts ausrechnet.
Es ist zwar hypothetisch darüber zu philosophieren, ob der VfB eine Runde weiter gekommen wäre, wenn man den Auftritt im Borussia-Park positiver und als große Chance verkauft hätte, als Fan hätte ich mich dann jedenfalls nicht etwas verschaukelt gefühlt. Der Pokal ist ja nicht nur der kürzeste Weg nach Europa, sondern birgt pro weiterer erreichter Runde eminent hohe Einnahmemöglichkeiten, die den Handlungsspielraum eines Zweitligisten entscheidend vergrößern könnten.
Dass es geplant war, Ginczek zu Hause zu lassen, war nachvollziehbar und dennoch hätte ich ihn, nachdem Terodde kurzfristig ausgefallen war, nachnominiert, um ggf. bei einem Rückstand in der Schlussphase personell nachlegen zu können und den Gladbachern schon allein durch seine Anwesenheit Respekt einzuflößen.
Der Hauptfokus lag aber offensichtlich auf dem Derby, wobei für mich ein Weiterkommen im Pokal einen Derbysieg auch nicht ausgeschlossen hätte. Aber, sei’s drum, dem VfB fehlte ohne seine etatmäßigen Knipser einmal mehr die Durchschlagskraft, sonst wäre in der Tat mehr drin gewesen. So war man hauptsächlich darauf bedacht, mit Anstand zu verlieren und sich nicht wie in Dresden auseinander nehmen und abschießen zu lassen.
Zwei Konter-Tore der Gladbacher besiegelten schließlich das Aus in der 2. Runde. Dem VfB muss man vorwerfen, zu bieder vorgespielt zu haben und dass es einfach nicht reicht, bis zum Sechzehner nett mitzuspielen, wenn man dabei vergisst, sich in Abschlusssituationen zu bringen.
Die Anreise erst am Spieltag soll noch zu Zeiten von Jos Luhukay festgelegt worden sein, ob Wolf diese Planung noch umwerfen wollte oder ob auch sein Fokus hauptsächlich auf dem Derby lag, darüber ist nichts bekannt. Anzunehmen ist es aber schon, dass Aufstellung und Kader bei einem Ligaspiel anders ausgesehen hätten.
Als einer der knapp 1.300 Unentwegten und einer von dreien mit der wohl weitesten Anreise zum Spiel, hätte ich mir für dieses Alles-Oder-Nichts-Spiel mehr Ernsthaftigkeit gewünscht.
Ein Spielrhythmus Freitag-Dienstag-Sonntag, sollte von Profis schon einmal ausgehalten werden können, zumal in dieser Zeit ja dafür mehr regeneriert denn trainiert wird und nur eines dieser Spiele wirkliche Reisestrapazen mit sich gebracht hätte. Der eine oder andere überbelastete Spieler hätte auch gegen Bielefeld oder Aue heraus rotiert werden können, aber doch bitte nicht in einem Alles-Oder-Nichts-Spiel.
Das vierte Spiel binnen neun Tagen führte uns dann in die verbotene Stadt nach Ostfrankreich zum Derby. Nach den bürgerkriegsähnlichen Zuständen rund um das Derby im Wildpark 2009, wünschte ich mir, trotz einer gewissen Derby-Affinität, dass sich die Wege mit dem KSC so schnell nicht mehr kreuzen würden. Damals versagte die Obrigkeit komplett. Am Bahnhof Durlach und vor dem Block wurden die VfB-Fans einkesselt und wie Vieh behandelt, während den KSC-„Fans“ und deren Verbündeter weitestgehend freies Geleit gewährt wurde.
Daraus hat die Staatsmacht offensichtlich gelernt. Die Strategie der rigorosen Fantrennung ging am Sonntag auf. Sicherlich auch aufgeschreckt durch Mord- und Jagdaufrufe von KSC-Anhängern schon Wochen vor dem Derby, fuhr das Land Baden-Württemberg bis zu 1.500 Beamte in Kampfmontur und sogar Wasserwerfer auf. Normalerweise sehe ich es lieber, wenn sich die Polizei unauffällig im Hintergrund verhält, weil vieles nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Hier aber hielt ich das Aufgebot für angemessen, einfach um die Sicherheit der vielen tausend „normalen“ Stadiongängern, der Frauen und Kinder zu gewährleisten.
Man wusste nicht, was einen erwarten würde, Feuerwerksgeschosse in den Block, Angriffe auf Fanbusse oder den Mannschaftsbus, alles schien denkbar. Deshalb war diese Null-Toleranz-Strategie die einzig richtige an diesem Sonntag.
Auch wenn 2009 auch bei mir noch nachwirkt und ich diese Jagdszenen, wie ich sie selten erlebt habe, wohl auch nie vergessen werde, kam es für mich nie ernsthaft in Betracht, mich diesem Wahnsinn zu beugen und auf das Spiel zu verzichten.
Verbale Scharmützel und die einen oder anderen handfesten Auseinandersetzungen brachten die Derbys gegen den KSC schon immer mit sich. Ein Derby ist ja auch kein Kindergeburtstag, die Antennen sollten jederzeit ausgefahren sein, wenn man in nichts hineinkommen möchte.
Dass man mittlerweile aber befürchten muss, wie 2009 geschehen, dass Feuerwerksraketen auf Menschenmengen abgefeuert werden, und dass Horden wild gewordener Karlsruher, Herthaner, Straßburger auf alles los gehen, was weiß-rot trägt und dabei nicht einmal vor Frauen und Kindern Halt machen, geht für mich eindeutig zu weit.
Früher konnte man noch relativ unbehelligt mit dem Zug anreisen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Stadion gelangen, was heute fast undenkbar ist, zumindest mit VfB-Devotionalien geschmückt.
Außer der zunehmenden Verrohung der Sitten gab es aber auch Protagonisten bei den Vereinen, die den Hass aufeinander weiter schürten. Vor allem Winfried Schäfer ist hierbei hervorzuheben, der früher keine Gelegenheit ausließ, darüber zu lamentieren, dass sich die Badener ihren Erfolg hart erarbeiten müssten, während den Schwaben aus der Landeshauptstadt alles in den Allerwertesten geschoben werden würde. Schäfer stilisierte Derbys stets zum Krieg hoch und forderte die Seinen selbst beim Hallenturnier in der Schleyerhalle dazu auf, die Brustringträger umzuhauen, was ich persönlich erlebte, als ich mal unweit der Trainerbank stand.
Nicht zuletzt deshalb war für mich die Verpflichtung des Langhaardackels aus Ettlingen 1998 ein absolutes No-Go und Grund genug meine Mitgliedschaft zu kündigen und für die anstehende Saison keine Dauerkarte mehr zu nehmen. Später erhitzte dann noch die Affäre um Maik Frantz und Mario Gomez die Gemüter, aus der Frantz, man betrachte nur seine persönliche Abstiegs-Serie, als klarer Verlierer hervorging.
Nach all diesen Vorzeichen war es dann ganz großes Kino von der DFL, dass die Berliner Hertha an diesem Sonntag um 15.30 Uhr gerade einmal 60 Kilometer entfernt in Sinsheim spielte.
Ich hatte es bereits zu den Ausschreitungen rund um das Hertha-Spiel in Stuttgart geschrieben, manchmal muss man den Eindruck bekommen, dass die DFL solche Konstellationen bewusst sucht, und es auf Ausschreitungen ankommen lässt, um Gründe geliefert zu bekommen, die Zügel noch weiter anzuziehen. Da die Polizei die Fanlager konsequent trennte, kann ich jedoch nicht einmal sagen, ob sich Berliner KSC-Freunde zum Mob hinzugesellt haben. Von dem Fanmarsch der Karlsruher, bekam ich genau so wenig mit, wie davon dass sie ein Plüsch-Krokodil verbrannten und ihnen offensichtlich einer dabei abging.
Unser Bus kam unbehelligt am Busparkplatz nahe des Gästeblocks an. Wir hatten uns Karten im Block E3 besorgt, der hinter dem Tor gelegen ist und nicht zum Gästefanbereich gehört. Da auf den Karten aufgedruckt war, dass Gästefan-Kleidung in diesem Bereich nicht zulässig ist, waren wir völlig neutral gekleidet und als VfBler auf den ersten Blick nicht erkennbar. Auf dem Weg zum Block, auf dem uns VfBler und KSCler entgegenkamen, kam es zu keinen Provokationen, die aufgrund der hohen Polizeipräsenz jedoch wohl auch sofort unterbunden worden wären.
Am Eingang in den Block musste ich mir dann noch die Blöße gegeben, auf die Frage „VfB oder KSC?“ mit „KSC“ zu antworten. Im Vorfeld hatte ich mitbekommen, dass viele VfBler das Restkontingent der Blöcke E3 und E4 aufgekauft haben, weil es der KSC mit einem Zuschauerschnitt von gerade einmal knapp 14.000 Zuschauern vor dieser Begegnung es nicht einmal zum Derby schafft, sein Stadion mit eigenen Leuten komplett zu füllen.
Da im Sitzplatz-Block des Gästebereiches noch genügend Platz war, agierten die Ordnungskräfte konsequent und beorderten VfBler, die als solche zu erkennen waren, ohne große Diskussionen dort hin. Im Block traf ich dann allerdings doch viele neutral gekleidete VfBler, die mir verschmitzt entgegen grinsten. Zunächst einmal ließ man den VfBler eher verhalten heraus hängen, was sich jedoch noch ändern sollte.
Glück für uns war, dass die Ordner im Block, als es langsam auf den Spielbeginn hin ging, nicht herum stressten, dass man seine Plätze einnehmen müsse. So konnte ich das Spiel weitestgehend „frei“ verfolgen und war nicht gezwungen auf einer der stark verschmutzten Sitzschalen Platz zu nehmen. Anita wollte ihre sauber schrubben, kapitulierte dann aber doch irgendwann einmal. Ich habe selten ein dreckigeres Stadion gesehen!
Das Intro hatte dann noch eine martialische Botschaft auf einer Choreographie der Badener zu bieten, in denen der Hoffnung Ausdruck verliehen wurde, „das Schlachtfeld als Sieger zu verlassen“, während aus dem VfB-Block roter Rauch aufstieg und das Stadion kurzerhand in unsere Farben hüllte. Da kam dann wenigstens für kurze Zeit knisternde Derby-Atmosphäre auf, die ich über weite Strecken an diesem Tag vermisste.
KSC-VfB ist ja auch nicht mehr das Derby früherer Tage, als man sich noch auf Augenhöhe begegnete. Wir geben derzeit ein hoffentlich nur einjähriges Gastspiel in der 2. Liga und doch sind wir als gefühlter Erstligist dem Abstiegskandidaten KSC in allen Belangen (Etat, Kader, Infrastruktur, Fanpotential, etc.) weit überlegen. Wie jedes 2. Liga-Spiel bisher, hatte auch dieses für mich eher Pokal- denn Derbycharakter.
Diese Überlegenheit galt es auf dem Platz zu zeigen, was anfangs schon einmal gelang. Nachdem dem KSC die Anfangsphase gehörte, nutzte der VfB gleich seine erste Torannäherung zur Führung. Berkay Özcan bewies Übersicht und schlug einen Ball weit auf die linke Seite, Mané ließ die Flanke direkt zu Asano abtropfen und der Japaner vollendete ebenfalls direkt.
Alle drei erwiesen sich dabei als handlungsschnell und zeigten damit, wie dem KSC beizukommen war. Takuma Asano gelang dabei sein erstes Tor im Trikot mit dem Brustring. Vor allem Mané und Asano als wieselflinke Flügelzange wirbelten die Karlsruher Abwehr ein ums andere Mal durcheinander und bewiesen, dass sie, wenn sie sich mal richtig akklimatisiert haben, zu einer echten Waffe werden können.
Faszinierend war es dann, wie viele auf den ersten Blick nicht als VfB-Fans erkenntliche Leute aufsprangen und den Treffer feierten. Selbst bei „Steht auf, wenn ihr Schwaben seid“ erhob sich annähernd ein Drittel im Block, so dass schnell die letzte Scheu verflogen war, auch ungeniert schwäbisch zu schwätzen.
Dennoch blieb es erfreulich ruhig im Block und es kam zu keinerlei Provokationen oder unschönen Szenen, zumindest habe ich keine mitbekommen. Die Hardcores sitzen dann doch auf der anderen Seite und, außer dass wir uns über das Tor oder später den Sieg freuten, ließen wir sie ja auch in Ruhe.
Bedauerlich war es dann im weiteren Spielverlauf, dass der VfB einmal mehr nicht konsequent genug auf das 0:2 spielte, hauptsächlich auf Sicherheit bedacht war und die Karlsruher kommen ließ.
Vor allem der mit der chronisch imaginären inneren Handbremse versehene Kapitän Christian Gentner ging ein des Öfteren nicht auf die Schnelligkeit von Mané und Asano ein und wählte wie gewohnt den Rück- oder Querpass anstatt die Gunst der Stunde zu nutzen und das Spiel schnell zu machen.
Mit Gentner hatte man acht mehr oder weniger defensiv denkende Akteure auf dem Platz, woraus sich einmal mehr ein Spiel des Ergebnis Verwaltens entwickelte, anstatt dass man dem limitierten Underdog schon früh den Garaus gemacht hätte, indem man ein „einfach“ ein zweites Tor nachgelegt hätte.
Da man den KSC kommen ließ, entwickelte sich ein durchaus packendes Derby mit Chancen hüben wie drüben.
Šunjić ließ seinem starken Spiel gegen die Münchner Löwen ein durchwachsenes folgen und hatte seine besten Szenen im gegnerischen Strafraum. Nur knapp scheiterte er bei seiner Kopfball-Doppelchance in der 24. Minute.
Kaminski feierte endlich sein Debüt im VfB-Dress und legte zunächst auf der Sechs, später in der Innenverteidigung einen soliden Auftritt hin. Luhukays Wunschspieler, an dem vor der Saison auch der KSC interessiert war, wurde ja bereits früh als Fehleinkauf tituliert, und das von „Fans“, die ihn sehr wahrscheinlich noch nie kicken gesehen haben. Ich wunderte mich eher darüber, dass er bis Sonntag außen vor war, weil ich beim Trainingslager in Grassau meinte erkannt zu haben, dass Kaminski/ Baumgartl als Innenverteidiger-Duo die Nase vorn haben würden. Durch Baumgartls Ausfall zu Saisonbeginn waren diese Planspiele dann jedoch schnell wieder über den Haufen geworfen. Jedenfalls zeigte Kaminski auf Anhieb, dass er eine ernstzunehmende Option auf einen Startelfplatz sein kann.
Auch bei seinen Einwechslungen bewies Hannes Wolf ein glückliches Händchen. Zur Pause brachte er Simon Terodde für Toni Sunjic, Kaminski rückte für ihn in die Innenverteidigung und Özcan zurück ins Mittelfeld. Ehe der KSC sich versah und sich auf die Personalrochaden einstellen konnte, stand es 0:2. Emiliano Insúa flankte butterweich auf den Kopf von Terodde, dessen unwiderstehlicher Kopfball-Torpedo scharf im Netz des von Orlishausen gehüteten Karlsruher Kastens einschlug. Terodde kostete den Moment aus und feierte seinen Treffer vor dem noch von Rauchschwaden eingehüllten VfB-Block.
Der KSC, der kaum in nennenswerte Abschlusssituationen kam, lag am Boden und kam doch völlig überraschend und unverhofft ins Spiel zurück. Bei einer Flanke von rechts war Insúas Arm im Weg, so dass es folgerichtig Elfmeter gab. Nach der heutigen Regelauslegung war der Elfer berechtigt, auch wenn ich mich in solchen Situationen immer wieder aufs Neue aufrege und mir die gute alte Zeit zurückwünsche. Damals gab es Elfmeter für absichtliches Handspiel, nicht aber für „angeschossen“. Alles lamentieren half nichts, Stoppelkamp traf vom Punkt und das Spiel war wieder spannend. Obwohl der KSC offensiv nachlegte, hatte die VfB-Defensive den Gegner weiterhin gut im Griff und ließ wenig bis überhaupt nichts zu.
Dennoch dauerte es bis zur 86. Minute, ehe der eingewechselte Maxim, erneut nach Flanke von Insúa, im Strafraum zwei Haken schlug und die Kugel zum erlösenden 1:3 unter die Latte drosch. Kleine Anekdote am Rande: just in diesem Moment war ich in einem dieser einladenden Dixi-Klos zugange und befürchtete schon, wegen der enormen Lautstärke des Torjubels, der Ausgleich wäre gefallen. Erst als mir auf dem Rückweg in den Block zahlreiche enttäuscht dreinblickende Karlsruher entgegen kamen, wurde es mir bewusst, dass die Entscheidung gefallen war und wie viele VfBler sich tatsächlich auch außerhalb des Gästeblocks Karten besorgt hatten.
Wenig später war Schluss! Das Derby war gewonnen, die VfB-Ultras entrollten ein „Derby-Sieger“-Banner und die Party konnte beginnen.
Den VfBlern wurde nach dem Spiel dann noch eine gut halbstündige Blocksperre verordnet. Auch diese war nachvollziehbar, um nicht mit Karlsruhern ins Gehege zu kommen. Wir durften freilich sofort hinaus und hatten noch den einen oder anderen netten Plausch mit aus Stuttgart herbei beorderten Polizeikräften, die sich zum einen mit uns über den Sieg freuten und zum anderen sichtlich erleichtert darüber waren, dass ihr Arbeitstag bis hier hin recht entspannt verlief. Bis zur Autobahn bekamen wir dann noch Geleit eines Raureiters, so dass sich auch die Abreise ohne Zwischenfälle ereignete.
Auch heute fühlt sich dieser Derbysieg noch richtig gut an, wenngleich es auch für diesen Sieg „nur“ drei Punkte gibt.
In Euphorie breche ich jedoch nicht aus. Könnte ich den Wiederaufstieg gegen den Derbysieg eintauschen, würde ich es tun. Bei vielen hat man den Eindruck, dieser Derbysieg stünde über allem, für mich nicht. Inzwischen kämpfen wir doch mit völlig ungleichen Waffen, so dass alles andere als ein Sieg einer Blamage gleichgekommen wäre.
In dieser 2. Liga, in der es dem VfB von der Papierform möglich sein sollte, gegen jeden Gegner zu gewinnen, warten ganz andere Kaliber auf den VfB, als dass man diesen Sieg gegen eine Durchschnittstruppe höher einordnen sollte, als er tatsächlich ist. Gut tut es dagegen, dass die Karlsruher sich nun kleinlauter geben und auf den Abstiegskampf konzentrieren dürften, anstatt Giftpfeile nach Bad Cannstatt zu schicken.
Ein Derby verliert den Reiz, je weiter die Schere auseinander gedriftet ist. Ein Blick nach Schottland genügt, auch dort wurde der 5:1-Sieg der Bhoys gegen den Aufsteiger Glasgow Rangers jüngst nicht überschwänglich gefeiert, auch das Old Firm ist nicht mehr das, was es einmal war, weil Celtic den Rangers in den letzten Jahren in Siebenmeilenstiefeln enteilt ist.
Auch die Atmosphäre auf den Rängen empfand ich für ein Derby enttäuschend. Wie üblich, seit es die Ultras gibt, wird mir zu wenig auf das Spiel, den Gegner, den Spielverlauf Bezug genommen und wird die Mehrheit im Block mit dem Einheits-Dauer-Singsang eingeschläfert und nicht so recht zum mitmachen bewegt. Dies galt im Übrigen für beide Fan-Lager. Die Ultras machten ihr Ding, während es im Rest des Stadions für ein Derby bemerkenswert emotionslos vonstattenging. Da auch auf dem Platz wenig Gift und Galle versprüht wurde, sprang der Funke aber auch nicht so recht über.
Ein Sieg gegen den Rivalen tut zwar gut, als Gradbesser für die nächsten Spiele darf er jedoch nicht her halten. Wer jetzt meint, die Füße hochlegen zu können und er habe bereits etwas erreicht, ist fehl am Platz und dürfte es mit Hannes Wolf zu tun bekommen.
Gegen Bielefeld im nächsten Heimspiel muss der Auswärtssieg beim KSC vergoldet werden. Die nächsten Wochen werden schließlich nicht einfacher. Nach Bielefeld folgt die Länderspielpause und danach geht’s zu Eisern Union nach Berlin.
In den letzten Jahren hatte der VfB meist Probleme nach einer Länderspielpause und setzte das darauf folgende Spiel fürchterlich in den Sand, jüngstes Beispiel, das 0:5 in Dresden. Diesem Trend muss der VfB trotzen, möchte er endlich seiner Favoritenrolle in der Liga gerecht werden. Der VfB ist so langsam wieder in der Spur, der Angriff auf die Tabellenspitze darf, nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Patzer der Konkurrenz, in den nächsten Wochen gerne weitergehen.
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9. Februar 2016
Seit ich meinen Blog mit Leben erfülle und meine Sicht der Dinge darstelle, ist eine regelmäßige Konstante, dass sich der Blog fast von selbst schreibt, weil sich die Abläufe beim VfB einfach ständig wiederholen. Waren es in den letzten Jahren fast ausschließlich negative Dinge, wie ständig wiederkehrende Abwehrschnitzer und die gebetsmühlenartigen Erklärungsversuche danach, so könnte ich nach dem Auswärtssieg bei der Eintracht auch wieder „nur“ den Blog der Vorwoche nach dem Spiel gegen den HSV herauskramen und die Zeit auf Spätsommer/ Herbst 2015 zurückdrehen.
Auch dieses Spiel wäre wohl eines jener gewesen, in denen der VfB zwar die bessere Mannschaft war, sich aber durch eigene Dumm- bzw. Ungeschicklichkeiten um den verdienten Lohn gebracht hätte.
Hätten die ersten Chancen der Eintracht zum Rückstand geführt, hätte Sippel nach Großkreutz‘ Schubser gegen Meier und/ oder bei Gentners Handspiel auf den Elfmeterpunkt gezeigt, hätte Alex Meier ins anstatt aufs Tor geköpft, wäre Großkreutz‘ Sense gegen Zambrano mit rot und nicht nur mit gelb geahndet worden und hätte die Eintracht die Überzahl nach Didavis Platzverweis konsequent ausgenutzt anstatt sich kurze Zeit später einen Elfmeter und die Hinausstellung von Zambrano einzuhandeln. Hätte, hätte, Fahrradkette! Das Spiel lief zu unseren Gunsten, weil einfach, auch wie bereits in der Vorwoche beschrieben, mit Kramny das Glück zurückgekehrt ist.
Es ist natürlich hypothetisch, darüber zu philosophieren, wie der VfB auf den einen oder anderen Rückschlag reagiert hätte. Ich hatte weder vor noch während des Spiels irgendwelche Bedenken, dass wir dort nicht als Sieger vom Platz gehen würden. Der VfB präsentiert sich seit Wochen schon selbstsicher und wirkt weitaus gefestigter als noch zu Zeiten Zornigers. Als Indiz dafür kann man heranziehen, wie die Mannschaft mit dem Rückstand in Köln umgegangen ist und dass sie sich auch vom Hamburger Ausgleich nicht vom eigenen Weg hat abbringen lassen. Daher hätte ich es ihr auch in Frankfurt, zumindest nach einem Rückstand, zugetraut, unbeeindruckt weiter zu spielen, und die drei Punkte mitzunehmen.
Frankfurt ist schon immer eines der geileren Auswärtsspiele gewesen. Waren es Anfang der 1990er-Jahre stets Spitzenspiele, in denen wir uns zu Zeiten der Yeboahs und Beins so manche derbe Klatsche abholten, sind es mittlerweile meistens Alles-Oder-Nichts-Spiele im Tabellenkeller zweier Mannschaften, die offensiv deutlich besser besetzt sind als defensiv, so dass auch mal ein 4:5 „passieren“ kann wie in der Vorsaison. Zumeist hat dabei der VfB das bessere Ende für sich, ausgenommen das 2:1 für die Eintracht mit Thomas Schneider als Trainer, wo man einen 1:0-Führung, damals traditionell, in den Schlussminuten noch verspielte.
So bewerte ich auch nach dem vierten Sieg in Folge die Serie noch nicht über. Einzig der Sieg gegen Wolfsburg war ein deutliches Ausrufezeichen und kam unerwartet, auch wenn sich dieser schon wieder relativiert, wenn man sieht, wie die Wolfsburger im Mittelfeld der Tabelle herumdümpeln und mit dem VfL der Vorsaison außer dem VW-Emblem auf der Brust nichts mehr gemein haben. Danach folgten drei Siege gegen Vereine, die uns traditionell liegen, zumindest in dieser Konstellation, nämlich Köln und Frankfurt auswärts sowie der HSV zu Hause.
Ans Eingemachte geht es daher eher am Samstag gegen Hertha BSC Berlin, ein Team gegen das wir historisch eine Negativbilanz vorweisen, die uns weniger liegen und die in dieser Saison besonders schwer zu bespielen sind und nicht von ungefähr den dritten Platz inne haben.
Da wird dann auch der inzwischen wieder zu einer festen Größe mutierte Georg Niedermeier beweisen müssen, dass er von Kramny zurecht aus der Versenkung gekramt wurde, wenn es gegen den alten Teamkollegen Vedad Ibisevic geht. Da ist ein Duell mit Haken und Ösen zu erwarten, auf das man sich schon jetzt freuen darf.
Zunächst aber gilt es Frankfurt aufzuarbeiten. Der Block der Frankfurter Ultras musste nach dem DFB-Urteil wegen der Vorkommnisse beim Darmstadt-Spiel leer bleiben. Ich persönlich finde diese Kollektivstrafen zum kotzen, weil es sich die Obrigkeit damit vor allem sehr einfach macht, in dem sie nicht wie in unserem Rechtssystem eigentlich üblich, die Täter ermittelt, sondern alle über einen Kamm schert und „unschuldige“ Dauerkarteninhaber mit abgeurteilt werden.
Dass dabei auch noch jenes verloren geht, was den Fußball so besonders ausmacht, nämlich die Stimmung auf den Rängen, ist ein weiterer Aspekt, der zu hinterfragen ist. Gerade in Frankfurt, einem der stimmungsvollsten Stadien in Deutschland, ging mir das am Samstag brutal ab. Da solche Kollektivbestrafungen inzwischen Schule machen und man den Sport mehr und mehr zum Klatschpappen-Familienevent verändern zu wollen scheint, müssen die Fanszenen zusammen stehen und mit aller Kraft verhindern, dass uns unser liebstes Kind in seiner ursprünglichen Form genommen wird. Es ist ja jetzt schon grenzwertig, was uns abverlangt wird, seien es die hohen Eintrittspreise, alkoholfreies Bier in den Stadien, rauchfreie Arenen und eine synthetisch hergestellte Stadionwurst eines Caterers vom anderen Ende der Republik.
Wenn jetzt noch versucht wird, englische Verhältnisse einzuführen, wo es keine Stehplätze mehr gibt und wo man auf den Sitzplätzen nicht einmal mehr während des Spiels aufstehen darf, wenn vorsorglich einfach mal alle Auswärtsfans ausgesperrt werden, damit die Ordnungskräfte einen ruhigen Nachmittag verleben können, werden sie eines Tages ihr blaues Wunder erleben. Denn, auch der Event-Fan geht wegen der Atmosphäre ins Stadion und nicht lediglich, um seine Familie zu bespaßen und 22 Millionären zuzusehen, wie sie einem Ball hinterher jagen.
Dass diese Strafmaßnahme auch noch total ins Leere ging und die Frankfurter Ultras dann eben schräg über dem Gästeblock ihre neue vorübergehende Heimat fanden, spottet jeder Beschreibung. Für viele VfBler im Block war das eine sehr befremdliche Situation, wusste man ja nicht, ob die Frankfurter auf Krawall gebürstet waren oder einfach „nur“ ihr Team supporten und das Spiel anschauen wollten. Die paar Ordnungskräfte im Pufferblock hätten eine Frankfurter Invasion mutmaßlich jedenfalls nicht aufhalten können. Die VfB-Fans zeigten sich indes mit den Hessen solidarisch und hoben Banner „gegen Kollektivstrafen“ hoch.
Knapp 4.000 Stuttgarter machten sich auf den Weg ins Waldstadion und supporteten das ganze Spiel über sensationell gut. Wir saßen Haupttribüne Seite und hörten die Unseren lauter als die paar hundert Frankfurter im Oberrang.
Der VfB hat scheinbar seine Formation gefunden und trat auch in Frankfurt mit der gleichen Aufstellung an wie schon in den vorigen beiden siegreichen Spielen, also mit dem Innenverteidiger-Duo Schwaab-Niedermeier und mit Martin Harnik auf der Bank, der erstmals nach seiner Verletzung wieder einsatzbereit gewesen wäre.
Der VfB verschlief die Anfangsphase und hätte bereits in der 1. (!) Minute zurückliegen können, als Huszti Tytoń zu einer ersten Parade zwang. Nach dieser ersten Schrecksekunde aber versuchte sich der VfB mit eigenen Ballstafetten Sicherheit zu erlangen. Vor allem der agile Kostic war es immer wieder, der auf der linken Seite seine Schnelligkeit ausspielte, was jedoch defensiv dazu führte, dass Insúa oft auf sich allein gestellt war und die Frankfurter dadurch über ihre rechte Seite gefährlich werden konnten. So auch in der 27. Minute, als eine Flanke den Kopf von Meier traf, und dieser kläglich vergab, wenngleich er von Großkreutz leicht geschubst wurde.
Das sollte sich rächen! Im direkten Gegenzug spielte der seit Wochen sensationell gut aufspielende Lukas Rupp seinen Kapitän Christian Gentner frei, welcher vor dem Tor nicht lange fackelte und zum 0:1 einschob. Bereits das zweite Tor nach Köln, das Rupp Gentner schulbuchmäßig auflegte.
Das war der Türöffner für einen furiosen Auswärtsauftritt, auch wenn es, wie eingangs erwähnt, in der 38. Minute Elfmeter für die Hausherren hätte geben müssen. Kurz vor dem Seitenwechsel aber erhöhte der VfB gar auf 0:2. Kostic schlug eine Ecke auf Georg Niedermeier, der überlegt mit dem Kopf in die Mitte ablegte und dabei Hradecky im Frankfurter Tor aus dem Spiel nahm und Didavi in der Mitte artistisch abstauben konnte. Auch das ist eine unter Kramny neue und lang nicht mehr gesehene Qualität, dass wir plötzlich aus Eckbällen Kapital schlagen.
Die Eintracht kam durch den 0:2-Halbzeitstand noch etwas offensiver aus den Katakomben und erzielte in der 52. Minute den Anschlusstreffer, als Meier einen Tytoń-Abpraller abstaubte.
In dieser Drangphase klärte der stark verbesserte Gentner einen Meier-Schuss auf der Linie, so dass die Führung zu diesem Zeitpunkt am seidenen Faden hing.
Doch, wie schon in den letzten Spielen hatte der VfB die passende Antwort parat und schlug zum richtigen Zeitpunkt zurück, indem Niedermeier mit einem wuchtigen Kopfball nach Gentner-Flanke zum 1:3 traf.
Vom Schorsch war es, vor allem offensiv, der bisher beste Auftritt nach seiner Reaktivierung mit einem Tor und einer Vorlage. Defensiv dagegen hat er noch viel Luft nach oben, da aber inzwischen im Kollektiv viel besser verteidigt wird wie noch vor dem Jahreswechsel, fallen die Schwächen der Einzelnen nicht mehr ganz so gravierend ins Gewicht.
Dennoch sollte sich der VfB alle Zeit der Welt lassen und den weiteren Verlauf der Runde abwarten, ehe man über Vertragsverlängerungen mit Spielern wie Niedermeier, Schwaab oder auch Harnik nachdenkt, die nach wie vor und trotz des Zwischenhochs namentlich mit für die schlechten letzten Jahre stehen.
Das Spiel war auch nach dem 1:3 nicht gegessen, weil sich Didavi kurz nach dem Tor die gelb-rote Karte einhandelte und Meier nur aufs anstatt ins Tor traf.
Eingetütet war der Sieg dann aber zehn Minuten später. Kravets, inzwischen für Timo Werner im Spiel, stürmte in den Strafraum und wurde von Zambrano umgestoßen, was Elfmeter und Gelb-Rot für Zambrano nach sich zog. Kostic verwandelte seinen ersten Bundesliga-Elfer eiskalt und stellte auf 1:4, was die endgültige Entscheidung war, knapp eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff.
Wieder also Kravets, der Siegtorschütze vom HSV-Spiel, der kurz nach dem Elfmeter mit artistischem Einsatz noch die Latte traf, wieder war es Kravets, der in relativ kurzer Zeit nachhaltig auf sich aufmerksam machen konnte und bei dem man sich jetzt schon fast wünscht, ihn auch mal in der Startformation zu sehen. Er macht bereits jetzt großen Druck auf Timo Werner, dessen Chancenverwertung auch in Frankfurt wieder eine Katastrophe war.
Das 2:4 durch Huszti in der Schlussminute hatte nur noch statistischen Wert. Der vierte Sieg in Folge war eingefahren, der Anschluss ans Mittelfeld hergestellt. Seit 2010 unter Christian Gross gewann der VfB nicht mehr seine ersten drei Rückrundenspiele, seit Dezember 2013 war der VfB, abgesehen vom ersten Spieltag der Saison 2014/2015, nicht mehr besser platziert als auf jenem zwölften Platz, den wir nun inne haben. Innerhalb weniger Wochen schaffte es der VfB zehn Punkte Vorsprung auf die direkten Abstiegsplätze und fünf Punkte auf den Relegationsplatz zu legen, alle Achtung!
Auch wenn noch kein Team mit 24 Punkten die Klasse gehalten hat, fällt es schwer in Anbetracht der nun aufkeimenden Euphorie weiterhin einzig und allein den Nichtabstieg im Blick zu haben.
Ich mühe mich diesbezüglich nach Kräften und freue mich gerade nur, dass wir alles in der eigenen Hand haben und unsere zum Klassenverbleib noch notwendigen Punkte in einigen Sechs-Punkte-Spielen gegen die direkten Konkurrenten holen können und auch holen werden. Vor allem die schon bald anstehenden Heimspiele gegen Hannover 96 und den Dorfverein von der Autobahnraststätte habe ich dabei Blick, die gewonnen werden müssen, um die Schlusslichter auf Distanz zu halten und selbst der 40-Punkte-Marke ganz nah zu kommen.
Was derzeit beim Dorfverein abgeht, ist kaum zu fassen. Die Qualität der Mannschaft ist auf dem Papier vorhanden und dennoch kacken sie Woche für Woche ab. Es wäre zu schön, wenn in dieser Saison das wahr werden würde, was der BVB vor einigen Jahren fahrlässig herschenkte, nämlich der Abstieg dieses Retortenclubs. Mich erinnert Stevens‘ Mission gerade die 90er-Jahre, als wir Guido Buchwald absandten, um den KSC in die 2. Liga zu führen, was er auch eindrucksvoll schaffte. Huub Stevens feilt an einem ähnlichen Denkmal, zumindest noch, fraglich ist, wie lang man ihn noch lässt.
Was den VfB angeht, schiele ich nicht auf die Europapokalplätze sondern einzig und allein auf die magische 40-Punkte-Marke. Sollte die erreicht sein, dann können wir noch immer schauen, wie viel Saison noch übrig ist und welcher Tabellenplatz noch in Reichweite liegt. Es ist momentan schon ein erhebendes Gefühl ruhig schlafen und sich entspannt jegliches Bundesligaspiel anschauen zu können, ohne ständig in Was-Wäre-Wenn-Szenarien denken zu müssen, damit bin ich voll und ganz zufrieden.
Wie fragil oder wie stabil das Gebilde noch oder mittlerweile ist, darüber Aufschluss geben werden womöglich schon die nächsten zehn Tage mit den Spielen gegen den BVB, gegen Hertha BSC und bei Schalke 04. Ringen wir auch diesen deutlich besser platzierten Teams wenigstens einen großen Kampf ab oder sind sie weiterhin eine Nummer zu groß?
Sehr positiv stimmt mich derzeit, dass es Kramny innerhalb kürzester Zeit geschafft zu haben scheint, aus einem zerstrittenen Haufen ein eingeschworenes Team zu formen.
Großartig, welche Bilder wir mittlerweile auf Instagram, Facebook & Co. zu sehen bekommen. Bilder von Mannschaftsabenden, Bilder mit Federico Barba in der Mitte und dem Titel „Integration“, Siegerbilder nach den Spielen aus der Kabine, und in Frankfurt, sogar der leider langzeitverletzte Federico Barba mittendrin.
Könnten solche Bilder noch gestellt sein, war ich am Samstag von einem selbst aufgenommenen Bild begeistert und fast zu Tränen gerührt. Nämlich, als Alexandru Maxim in der 85. Minute für Filip Kostic eingewechselt wurde und wie ein Honigkuchenpferd strahlte. Kein Groll darüber, „nur“ Ersatz gewesen zu sein, sondern offensichtlich die Freude darüber Mitglied eines tollen Teams zu sein. Diese Szene hat mich schwer beeindruckt und macht mir Hoffnung, dass hier etwas am wachsen ist und uns nicht nur gute Stimmung vorgegaukelt wird. Da Didavi am Samstag gegen die Berliner Hertha gesperrt ist, gönne ich Maxim diesen Einsatz von Herzen und hoffe, dass er ähnlich effektiv auftritt wie Daniel Didavi.
Vorher aber steht noch das Pokalspiel gegen den BVB auf dem Programm. Als uns die Los-Fee diesen Kracher vor die Nase setzte, rechnete ich mit nichts anderem als dem blamablen Ausscheiden aus dem Pokal und einem Millionenpublikum vor den Fernsehern, das sich von der Unfähigkeit der VfB-Akteure ein Bild machen könnte.
Nun aber, nach den jüngsten Erfolgen und vor allem dem Wie, wie sie errungen wurden, rechnet man sich urplötzlich etwas aus. Auf dem Papier ist natürlich der BVB, der laut Watzke in jeder anderen Liga Europas Tabellenführer wäre, haushoher Favorit. Aber, in einem Spiel ist vieles möglich. Der BVB dürfte angesichts der zuletzt gezeigten Auftritte gewarnt sein und vor allem vor unserer Offensive großen Respekt haben. Kramny kündigte einige Änderungen in der Startelf an, ich hoffe, dass sich diese nicht negativ auf die Ordnung und die Kompaktheit auswirken werden.
Der VfB rechnet mit 50.000 Zuschauern und kann froh und dankbar darüber sein, dass sich der Saisonverlauf in den letzten Spielen zum Positiven gewandelt hat.
Die ausgerufenen Eintrittspreise waren von Anfang ein großes Thema. Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe musste man ohnehin mit dem Schlimmsten rechnen, hat sich der VfB in den letzten Jahren ja zu Hause kaum mit Ruhm bekleckert. Uninspirierte Auftritte und Heimniederlagen en masse, da ist es schon frech z. B. für meinen Dauerkartenplatz, der im Schnitt etwa 25,50 € kostet für dieses Spiel 61,50 € zu verlangen. Natürlich sind Rabattaktionen für Dauerkarteninhaber und Mitglieder verboten oder müssten, wenn sie denn gewährt werden würden, auch an den Dortmunder Anhang weitergegeben werden. Aber, für ein Spiel unter der Woche, am Faschingsdienstag, mit Live-Übertragung im Free-TV und als Abstiegskandidat in der Bundesliga Preise der Top-Spiel-Kategorie auszurufen ist für mich eine Frechheit. Der „normale“ VfB-Fan geht ja ohnehin nur wegen dem VfB ins Stadion und schert sich dabei einen Dreck, wer der Gegner ist.
Die Initiative „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“ hatte bereits angekündigt, dass die Dortmunder Anhängerschaft die ersten zwanzig Minuten geschlossen im Innenraum verfolgen würde, auch auf VfB-Fanseite stieß diese Preispolitik auf großes Unverständnis.
Neue Nahrung erhielt diese Diskussion gestern, als der BVB öffentlich erklärte, schriftlich beim VfB wegen der Preise Beschwerde eingereicht zu haben, obwohl Präsident Wahler stets weismachen wollte, die Preise wären gemeinsam mit dem BVB festgelegt worden. Eine glatte Lüge also, sollte dies den Tatsachen entsprechen!
Nach dem Vorpreschen der Dortmunder gab der VfB eine Erklärung heraus, die den Vorwurf der Lüge nicht entkräftet hat. Man begründete lediglich die Preispolitik, u. a. indem man erklärte, auf die Preiszuschläge, die der BVB noch aufschlägt, keinen Einfluss zu haben.
Im Kern aber ist es mehr ein Herausreden als eine stichhaltige Erklärung. Wenn der VfB erklärt „Die Preise für das Spiel wurden dem BVB vor dem Start des Vorverkaufs mitgeteilt, erst mehrere Tage nach dem Beginn des Vorverkaufs erfolgte eine Reaktion durch den BVB.“ stellt sich mir trotzdem die Frage nach dem ganz genauen Zeitablauf und welche Fristen in der Kommunikation bei Bundesligavereinen üblich sind. Erfährt man keine Reaktion, kann man ja auch durchaus einmal den Telefonhörer schwingen und nachfragen, ob die Information denn angekommen ist und wie sie aufgenommen wurde.
Dass der BVB erst gestern mit dieser längst fälligen Erklärung herauskam ist natürlich auch zu hinterfragen. Möglicherweise haben sie sich ja doch auch mit dem Geldsegen angefreundet. Durch den angekündigten 20-minütigen Stimmungsboykott bekam die Angelegenheit jedoch weitere Brisanz, so dass sich der BVB nun doch noch genötigt sah, diese Dinge klarzustellen.
Für mich bleibt auf jeden Fall ein Gschmäckle hängen und die immer wieder kehrende Frage vor der Abstimmung zur Ausgliederung, welches Vertrauen man dieser Vereinsführung noch entgegenbringen kann.
Jetzt, nachdem es wohl offenkundig ist, dass wir vom VfB an der Nase herum geführt wurden, fände ich es gut, wenn sich die VfB-Fans mit „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“ solidarisieren und im Innenraum gegen die Vereinsführung protestieren würden.
Die Initiative ist doch an und für sich eine gute und vertritt die Interessen eines jeden Fußball-Fans. Von der Spitze sind wir zwar weit entfernt, sollten wir aber eines Tages mal wieder im Konzert der Großen mitspielen, hätte wir mit denselben Problemen zu kämpfen, nämlich denen, dass für jedes Spiel, zu dem wir fahren, Top-Zuschläge aufgerufen werden.
Auch ich war drauf und dran, dieses Spiel zu boykottieren, bringe es aber dann doch nicht übers Herz, dass „mein“ VfB spielt und ich mir das Spiel im Fernseher anschaue. Gemütlicher wäre es sicherlich, vor allem in Anbetracht der Wetterprognosen und des zu erwartenden späten Heimkommens, aber, live ist eben doch live, so dass ich uns jetzt doch noch kurzfristig Stehplatzkarten organisiert habe.
Unter den erwarteten 50.000 Zuschauern werden etwa 10.000 BVB-Sympathisanten sein. Ich hoffe, es bleibt trotz der Vorkommnisse beim Bundesligaspiel im Westfalenstadion einigermaßen ruhig, die Atmosphäre, vor allem zwischen den Ultras-Lagern ist seitdem ja gehörig aufgeheizt.
Ich freue mich auf ein offenes Spiel auf durchaus hohem Niveau. Die Berliner Hertha hat am Samstag gezeigt, wie man der Borussia den Spaß am Spiel nehmen kann. Sie überließen dem BVB zwar den Ball, durch konsequentes bissiges Verteidigen raubten sie ihnen aber nach und nach die Lust am Spiel und hätten am Ende gar selbst noch siegen können.
Gut möglich, dass Mitch Langerak gegen seine Ex-Kollegen morgen sein Debüt im Profiteam vom VfB geben darf. Er dürfte dann, wie auch Kevin Großkreutz, ganz besonders motiviert sein, wenn es gegen den ehemaligen Herzensclub geht. Beiden wünsche ich eine große Leistung und dass sie, wie der Rest des Teams, nicht übermütig zu Werke gehen und sich schnell unnötige Karten einfangen.
Es ist ein guter Tag Geschichte zu schreiben und nach den einigermaßen „normalen“ Siegen ein wirkliches Ausrufezeichen zu setzen. Die Vorzeichen stehen gut, der VfB befindet sich in Hochform, ist mit dem nötigen Selbstvertrauen ausgestattet und gibt sich doch nach den Siegen wohltuend demütig, im Wissen darum, dass sich auch weitere Erfolge nur einstellen werden, wenn konsequent und konzentriert weiter gearbeitet und keinen Fingerbreit nachgelassen wird. Mit einer solchen Einstellung soll es schon Teams gegeben haben, die Berge versetzt haben, warum sollte es dem VfB mit uns Fans im Rücken nicht gelingen. Der Traum von Berlin lebt, lasst ihn auch nach dem heutigen Spiel noch weiterleben, packen wir es an, ihr für uns, wir für euch!
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24. August 2013
Der Titel dieses Werks mag befremdlich klingen, es ist aber der Song, der uns in Rijeka ständig in den Ohren klang und der auch irgendwie bezeichnend ist, für das was wir mittlerweile alle paar Tage dargeboten bekommen.
So waren es auch weniger die jüngsten Auftritte der Mannschaft, die mich bewogen hatten, mit acht RWSlern die 750 Kilometer lange Strecke an die Adria-Küste anzutreten, als vielmehr das Drumherum, das tolle Stadion, die vielen Bekannten, die man jedes Mal trifft und ein Tag am Meer, vom dem wir sicherlich noch eine Weile zehren werden.
Treffpunkt unserer Truppe war Mittwoch 21 Uhr auf dem P&M-Platz Esslingen, wo wir unser feuerrotes Stadtmobil beluden, etwa 20 Minuten später fort kamen und in die Nacht hinein fuhren. Ich hatte es mir so schön ausgemalt, dass ich irgendwann todmüde in den Schlaf fallen würde, um am Spieltag dann einigermaßen fit zu sein. Denkste, dazu war die Stimmung einfach zu gut, zu gutes (wohl gekühltes) Bier an Bord, eine gute Anlage mit lauter Musi im Busle und zu guter Letzt will man natürlich auch für Unterhaltung der Fahrer sorgen, dass diese fit bleiben und wir gut ankommen. So sind mir auf der ganzen Fahrt gerade einmal für eine halbe Stunde die Augen zugefallen. Wir kamen super durch und konnten nachts natürlich auch auf die Tube drücken. So weit, so gut. An der kroatischen Grenze dann aber wurde jeder, der einigermaßen nach Fußballfan aussah, herausgezogen, was die Freude auf Kroatien schon einmal etwas trübte. Wir mussten, wie einige andere auch rechts heranfahren und es geschah erst einmal nichts. Nur, wenn man mal aussteigen wollte oder sich beim Grenzpolizisten beklagte, dass man eine Notdurft verrichten müsse, wurden sie sofort pampig und taten kund, wenn wir Probleme bekommen wollten, könnten wir sie kriegen. Arroganter Arsch dachte ich mir. Ein Mädchen einer ebenfalls an der Grenze gestrandeten Gruppe stieg kurz aus, um Freunde zu begrüßen und wurde mit einem harschen „schleich di“ vom Grenzer zurück ins Vehikel beordert.
Als es immer mehr Autos wurden, die den Platz belagerten, wurden wir schließlich, nach etwa 45 Minuten anhand der Ausweise, die vorher eingesammelt wurden, einzeln aufgerufen und mussten unsere Taschen öffnen. Dass dies eine reine Schikane-Aktion war, wurde schnell klar, weil der Grenzer gar nicht gründlich durchsuchte, sondern nur und im wahrsten Sinne des Wortes oberflächlich schaute, ohne selbst Hand anzulegen. Schließlich kam dann eines unserer Mädels dran, wo direkt beim Aufmachen der Tasche ein lila BH heraus blitzte, der dem scheinbar so strengen Ordnungshüter dann endgültig die Sinne vernebelte. Danach ging nämlich alles ganz schnell, wir durften aufs Klo und dann auch endlich weiterfahren. Wie ich später erfuhr hatten wir noch Glück im Unglück, andere wurden bis zu drei Stunden schikaniert und weitaus gründlicher gefilzt.
Dennoch kostete uns diese unnötige Schikane-Aktion den Sonnenaufgang am Meer! Gegen 7.30 Uhr kamen wir dann in Rijeka an, haben dann schnell kroatische Kuna organisiert und sind frühstücken und Kaffee trinken gegangen. Da wir in unserem Hostel erst ab 13 Uhr einchecken konnten und sich abzeichnete, dass es ein sonniger und heißer Tag werden würde, schnappten wir unsere Badesachen und gingen auf die Suche nach einem Strand. Der Parkwächter unseres Parkplatzes schickte uns in südliche Richtung, was wir, ganz ahnungslose Touristen, dann auch befolgten. Außer einem riesen Frachtschiff und Kränen sahen wir auch nach längerem Marsch überhaupt nichts, was auch nur annähernd an einen Strand erinnern würde. Dann fragten wir auf dem Weg noch eine ältere Dame, die uns zwar einerseits bestätigte, auf dem richtigen Weg zu sein, allerdings auch zu bedenken gab, dort ginge es nur zum Hundestrand. Egal, was die Vierbeiner erfreut kann Zweibeinern nicht schaden. . Dass Rijeka nicht mit einer Vielzahl von schönen Stränden gesegnet ist, hatte ich im Vorfeld schon gelesen, dafür hätten wir unsere Zelte in Opatija aufschlagen müssen. Am Hundestrand gingen dann ein paar von uns ins Wasser, ich selbst ließ es sein, da es mir ohne Badesandalen doch zu steinig war. Sah aber verlockend aus, muss ich zugeben. Hitze und strahlender Sonnenschein, da hätte mir eine Abkühlung auch gut getan. Nebenan vergnügten sich ein paar Hunde, die sich allerdings nicht darüber beklagten, den Strand mit uns teilen zu müssen.
Einer der Hundehalter organisierte uns dann schließlich ein Taxi, das uns in zwei Fuhren zurück zum Parkplatz brachte. Einige von uns bekamen schon wieder Hunger, so dass wir uns auf die Suche nach einem Speiselokal begaben. An allzu vielen Restaurants kamen wir nicht vorbei, so dass wir schließlich in Kroatien in einem mexikanischen Lokal landeten. Ich selbst hatte zum einen noch keinen großen Hunger, zum anderen freute ich mich eher auf einen kroatischen Grillteller, als dass ich bei brütender Hitze das scharfe Essen beim Mexikaner zu mir nehmen wollte. So aßen alle anderen dort, nur ich nicht, was ich dann aber auch nicht bereute, kamen der eine oder andere doch ganz ordentlich ins Schwitzen. Wenn man so in die Gesichter schaute, schien ein Teil der Mahlzeiten nahe der Schmerzgrenze gewesen zu sein. Dennoch waren die Stuttgarter Jungs eisern und aßen ihren Teller auf. Zur Belohnung gab es einen Schnaps auf Kosten des Hauses, der nicht minder scharf gewesen war.
Danach bezogen wir unser Hostel, in dem zwei Zimmer für uns reserviert waren. Für die Mädels ein Dreibett-, für uns Männer ein Sechsbettzimmer. Ich muss ja zugeben, dass so etwas überhaupt nicht mehr mein Ding ist. In diesem Fall aber, ich konnte erst kurzfristig dieser Truppe zusagen, da ich zuvor noch bei anderen im Wort stand, war alles schon so gebucht und ich dachte, eine Nacht geht das schon. Im Zimmer legten wir uns dann für etwa 1 ½ Stunden ab und konnten noch einmal duschen, bevor es auf die Piste und in Richtung Stadion gehen sollte.
Irgendwann nach 16 Uhr zogen wir dann los und fragten uns zum Restaurant Gardens durch, das in den Faninfos empfohlen wurde. Schließlich musste ich ja auch noch etwas essen, da zuvor schon kommuniziert worden war, dass es im und am Stadion nichts zu futtern gäbe. Das Gardens war die richtige Wahl, ich aß Cevapcici mit Pommes und Reis, eine ordentliche Portion, die als Grundlage genügen sollte und richtig schmackhaft. Der am heftigsten Chili Con Carne Geschädigte bekam dann noch zwei Saucieren voller Senf hingestellt, um sein Sodbrennen zu bekämpfen. Dort verweilten wir einige Zeit und tranken noch das eine oder andere kroatische Bier, bevor wir uns Gedanken machten, wie wir ins Stadion kommen würden. Taxis bekamen wir keine, schon gar nicht für neun Leute, also fragten wir uns zum Bus durch, der in Richtung des Stadions fuhr. In den Faninfos waren leider keine Informationen darüber zu finden, wie man zum Stadion gelangen könnte. Es wurde einfach davon ausgegangen, dass man sich schon irgendwie am Fansammelplatz einfinden und von dort zum Stadion eskortiert werden würde. Aufgrund der Umstände und des Schlafdefizites der durchgemachten Nacht, war uns das aber alles zu früh, so dass wir den Weg individuell in Angriff nahmen.
Vom ersten Bus der Linie 1, der zum Stadion fahren würde, sahen wir gerade noch die Rücklichter, so dass wir knappe 20 Minuten auf den nächsten warten mussten. Als dieser heranfuhr war schon eine Horde Rijeka-Fans drin, doch es gelang uns, uns noch gerade so hinein zu quetschen. Hier war so eine Art Commando Kindergarten unterwegs, wobei uns dabei schon ein Eindruck vermittelt wurde, wie heißblütig die Rijeka-Fans sein würden. Auf der ganzen Fahrt wurde gehüpft und gesungen, was das Zeug hielt. Dort hallte uns auch erstmals dieses ominöse „Stuttgart, Stuttgart, auf Wiedersehen“ entgegen. Wir fanden es lustig und mussten unsere losen Utensilien wie Schals und Mützen eisern verteidigen, was nicht allen von uns gelang. Getauscht hätte ich ja noch, aber einfach so bei erstbester Gelegenheit meine Sachen zu verschenken, da bin ich zu sehr Schwabe. . Die Busfahrt war schier endlos und eigentlich wären Ohropax angesagt gewesen, so laut war es schon während der Fahrt. Es wurde ja nicht nur gesungen sondern noch mit allem gegen den Bus getrommelt, was irgendwie Lärm machte, u. a. hatte einer eine abgesägte Regenrinne oder ein ähnliches Utensil dabei. Die Temperatur im Bus dürfte bei etwa 60 Grad Celsius gelegen haben, so dass ich mein frisch angezogenes Trikot hätte auswinden können, so patschnass wie es war. Die Busfahrt war aber dennoch ein super Erlebnis, die Stimmung freudig und frotzelnd, jedoch überhaupt nicht feindselig. Wir hoffen alle, dass hiervon auch noch ein Video in den Weiten des Handyspeichers auftaucht… .
Nachdem wir das Ziel erreicht hatten, wollten einige noch Erinnerungsbilder mit uns machen, dem wir selbstverständlich auch eingewilligt hatten. Danach liefen wir dem Pulk hinterher, wurden aber schon sehr bald von Ordnungshütern daran gehindert, weiter zu laufen. Ich hätte das Stadion gerne noch von oben fotografiert, wir wurden aber nicht mehr durchgelassen. Die Polizisten wiesen uns den weiten Weg in Richtung unseres Gästeeingangs und eskortierten uns bis dahin, immer scharf und bestimmend beobachtend, dass nicht einer würde ausscheren wollen.
Als wir ankamen, gab es am Getränkestand außerhalb des Stadions schon nichts mehr zu trinken, was mich ziemlich ärgerte nach dem Flüssigkeitsverlust während der Busfahrt. Vor dem Stadion hatten wir dann noch einige Bekannte getroffen und beobachtet, wie fünf VfBler festgenommen und in einen Polizeibus verfrachtet wurden. Wie sich später herausstellte anscheinend, weil sie zwei Promille Alkohol im Blut hatten. Nach dem Spiel sammelte das CC im Block Geld ein, um diese fünf VfBler auslösen zu können, damit diese wie geplant abends noch die Heimreise antreten konnten. Wir gaben auch unseren Obolus, kann es doch im Grunde im treffen. Ob wegen Alkohol, einem bösen Blick, dem überschreiten eines bestimmten Bereiches, Zaun hinauf klettern, um ein gutes Foto zu bekommen oder einfach nur, weil man zu einer falschen Zeit am falschen Ort ist. Seine Grundrechte gibt man mit dem Kauf einer Eintrittskarte ab, der Grundsatz „ohne Beweis keine Verurteilung bzw. Strafe“ ist für Fußballfans scheinbar weltweit außer Kraft gesetzt, man ist mehr und mehr der Willkür eines Staates und seiner Exekutive ausgesetzt. Daher war es für mich eine Selbstverständlichkeit, meinen Teil dazu beizutragen. You are not alone, WIR sind die Kurve!
Danach gingen wir etwa 20 Minuten vor Spielbeginn hinein ins Stadion. Wie immer hatte ich auch dieses Mal wieder Bedenken, ob es am Einlass Stress wegen meiner Kamera würde. Auch hier ist man absolut der Willkür der Leute am Einlass ausgesetzt. Die Faninfos auf der VfB-Seite bzw. diese, die der VfB von den Kroaten bekamen, waren mehr als dürftig. Zum einen waren sie in Englisch gehalten. Für mich ja kein Problem, dennoch hätte sich der VfB auch die Mühe machen können, diese zu übersetzen und nicht einfach ungefiltert online zu stellen. Zum anderen stand dort drin weder etwas davon, dass es Beschränkungen bzgl. Kameras geben würde, noch, dass es eine Promillegrenze geben würde. Wie ich gehört habe, habe diese bei 0,8 Promille gelegen. Auch davon, dass man keine Feuerzeuge mitnehmen dürfte, habe ich nichts gelesen. Am Einlass musste ich meine Hosentaschen leeren und prompt haben sie mir, wie vielen anderen auch, Feuerzeuge abgenommen, viel Spaß damit, ihr Kroaten. Ihr ward ja so gründlich, dank Feuersteinen gab es dennoch ordentlich Feuer im Stadion. Meine Kameratasche hat sie dagegen überhaupt nicht interessiert.
Auch wenn wir relativ spät rein kamen, war doch noch genügend Platz im Block, um sich einen guten Platz auszusuchen. Ein neues Stadion ist für mich nach wie vor immer etwas Besonderes und ich freue mich jedes Mal aufs Neue wie ein kleines Kind darauf. Dort in Rijeka aber erwartete uns noch etwas mehr. Ein Stadion, zwischen einer Felswand und dem Meer gebaut, das schon eine einzigartige Lage hat. So postierte ich mich in der ersten Halbzeit auch so, dass ich einen Platz mit Meerblick hatte und hoffte auf das eine oder andere schöne Bild davon. Es war ein Ausblick zum Genießen und die Stimmung war auch schon recht gut. Die gut 900 VfBler hatten allerdings allergrößte Mühe, den heißblütigen Kroaten stimmlich etwas entgegen zu setzen. Dieses gelang eigentlich mehr visuell denn akustisch. Auf diesen langen Reisen merkt man vielen doch die Strapazen an, vor allem denjenigen, die wie wir die ganze Nacht auf der Autobahn unterwegs waren und schon das eine oder andere Bierchen intus hatten.
Ein Übriges tut die fast schon gleichgültige Haltung die viele derzeit haben, wenn es um den VfB geht. Jedes Spiel ein Spiegelbild dessen, was man schon seit Monaten zu sehen bekommt, emotionslos auf dem Rasen, emotionsloser als normalerweise auch auf den Rängen. Man fährt zum Spiel, erwartet aber nichts, außer vielleicht dass das Team, zumal live übertragen im Free TV und in der Prime Time, uns nicht allzu sehr blamieren möge, wie schon so oft geschehen. Derzeit herrscht eine negative Grundstimmung rund um den VfB, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Die Aufbruchsstimmung, die die Wahl von Wahler für kurze Zeit erzeugt hat, wie verpufft. Der triste Alltag hat uns wieder, es macht keinen Spaß mehr, dieser Truppe bei der Ausübung ihres Berufes zuzuschauen. Wir sind es leid Woche für Woche dieselben Ausreden und Spielanalysen zu hören. Alleine für die Aussage von Labbadia, wir würden in einer Ergebniskrise stecken und für die ordentlichen Leistungen nicht belohnt werden, gehört Bruno eigentlich links und rechts eine an die Backen, damit er einmal seine Bruno-Brille absetzt und den Tatsachen ins Auge blickt. Ich habe schon lange keine ordentliche Leistung mehr vom VfB gesehen, insofern bekommt der VfB derzeit das, das er verdient, nämlich null Punkte! Wie der „Trainer“ redet, so spielt die Mannschaft. Wie das Kaninchen vor der Schlange macht man sich auch vor der, bei allem Respekt, allenfalls dritten kroatischen Kraft vorher in die Hose, anstatt einfach mal konzentrierten, mutigen, engagierten Fußball zu spielen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es mit diesem Trainer überhaupt nichts mehr werden kann. Wie sagt man so schön, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und dieser Schrecken, bisher noch ohne Ende, begleitet uns schon eine gefühlte Ewigkeit. Wie aufgeregt war ich früher, wenn es ins Stadion ging, kaute schon einen Tag vorher an meinen Fingernägeln und konnte die Dramatik während des Spiels kaum aushalten. Und jetzt? Emotionslos! Ich erwarte nichts! Und das tolle daran? Meine Erwartungen werden bestätigt! Ich bekomme nichts geboten! Super, Ziel erreicht.
Eigentlich ja schön, wenn man nach dem größten Dreckskick nicht einmal enttäuscht nach Hause geht. Man schont seine Nerven und läuft nicht griesgrämig durch die Gegend, man kann mit Kollegen und Bekannten über den VfB lästern und fühlt sich nicht einmal mehr getroffen, weil sie ja Recht haben.
Jetzt aber mal halblang, bis hierher und nicht weiter!!! Kanns das sein? Muss ich tatenlos mit ansehen, wie mein geliebter VfB, so den Bach runter geht? Zur Lachnummer der Nation verkommen ist? Von handelnden Personen, Verdienste in der Vergangenheit hin oder her, herunter gewirtschaftet wird. Dass von einem Übungsleiter, dessen größter sportlicher Erfolg der Klassenerhalt eines Traditionsvereins, seines Zeichens Gründungsmitglied der Bundesliga und so etwas wie zum Inventar der Liga gehörend, ist, dass dieser Verein, früher immer für attraktiven Angriffsfußball stehend, schleichend zur grauen Maus verkommen ist? Immer hoffend, der Gegner möge den einen entscheidenden Fehler machen und wir das Spiel mit einem dreckigen 1:0 gewinnen. Wenn die Klarheit ins Spiel zurück kommt, werden wir auch gegen einen länger im Spielbetrieb steckenden brutal schwer zu bespielenden Gegner wie Rijeka weiter kommen können.
Das kann doch nicht der Anspruch sein. Mit Fußball a` la Labbadia wird das Stadion leer gespielt und anderen Sportarten oder Vereinen werden Zuschauer zugespielt, weil dies nur noch Hartgesottene ertragen können oder wollen. Und dies mehr deswegen, weil wir alle so etwas wie eine große Familie sind, und sich das Leid unter Leidensgenossen besser ertragen lässt.
Der Verein muss jetzt handeln! Wenn Fredi Bobic nicht zeitnah Klartext redet und sich von Labbadia deutlichabgrenzt, steht auch er für mich zur Disposition. Für mich ein VfBler durch und durch, jetzt wäre er aber in der Pflicht Schaden vom Verein abzuwenden.
Die Vertragsverlängerung mit Labbadia, das auch noch bis 2016, war der größte Stuss, den er vollbracht hat. Ohne Not. Zu einer Zeit, als wir gerade mal wieder eine grottenschlechte Vorrunde mit historischen Blamagen, u. a. gegen Bayern und das Dorf, hinnehmen mussten. Zu einer Zeit also als sich schon eine gewisse Bruno-Müdigkeit breit machte.
Dass er jetzt auch seinen eigenen A… retten und vermeiden möchte, den Trainer rauszuschmeißen, weil durch den langfristigen Vertrag eine erkleckliche Abfindung fällig ist, mag aus seiner Sicht verständlich sein.
Im Sinne und zum Wohle des VfB ist das sicherlich nicht. Wir sind gerade dabei, die nächste Saison in den Sand zu setzen. Daher muss meiner Meinung nach jetzt gehandelt werden und nicht erst dann, wenn fast nichts mehr zu retten ist, und es nur noch um Schadensbegrenzung geht. Dies wird dann nämlich zusätzliche Millionen kosten, weil ein VfB der langweiligen Ergebnisfußball spielt und zu stark für die Abstiegsplätze und zu schwach für die oberen Regionen ist, keinen mehr interessiert. 40.000 Zuschauer im ersten Heimspiel gegen einen Championsleague-Teilnehmer sollten Alarmsignal genug sein, dass die Leute den Labbadia-Fußball leid sind. Wenn diejenigen, die jetzt schon fern bleiben und diejenigen, die nach und nach leise servus sagen, sich einmal für andere Wochenendbeschäftigungen entschieden haben, dürfte es, auch mit einem Trainer, schwer werden, diese zurück zu gewinnen. Labbadia selbst dürfte einen nicht unerheblichen Anteil daran haben, dass zum Heimspielauftakt nur eine gefühlte Minuskulisse den Weg ins Stadion fand. War doch er es, der trotz einiger Neuzugänge weiterhin alles madig machte und suggerierte, man brauche weiterhin nichts zu erwarten, bzw. erst dann, wenn noch Neymar oder Messi verpflichtet werden. Nach dieser Aussage gäbe es für Bobic eigentlich nur zwei Möglichkeiten, entweder Bruno entlassen oder Messi (respektive Neymar) holen. Andernfalls, und das wurde schon gegen Leverkusen vor Augen geführt, haben wir eine Saison wie die letzte zu erwarten. Emotionslos, ohne Spielfreude, ohne Spielwitz, mitunter konfus aber bestimmt nicht einfallsreich im kreieren von Torchancen, einfach gearbeiteter (schlecht anzuschauender) Fußball. So stehen die Chancen schlecht, die Heimschwäche der letzten Saison abzulegen.
Im Spiel hat sich der VfB mal wieder, wie es Gentner formulierte, nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Es stand halt der VfB auf dem Platz, wie ihr wisst „Stuttgart international, kann man nur besoffen sehn“. Demnach müsste man im Grunde von der UEFA Schmerzensgeld dafür verlangen dürfen, dass im Stadion nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt wird. Im Grunde war das Gekicke einmal mehr nicht zu ertragen. Fehlpässe hüben wie drüben mit der einen oder anderen Halbchance, der dann hinterher nachgetrauert wurde. Schon bei der Aufstellung konnte man eigentlich nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Maxim wieder draußen, dafür Cacau, derzeit offensichtlich formschwach und viel zu langsam, im Spiel. Molinaro, eigentlich auf der Verkaufsliste, darf abermals ran und seine Schwächen offenbaren. Dass der sich (schon gegen Plovdiv) international festspielen durfte, auch ein Bärendienst (hoffentlich bald eine Hinterlassenschaft) von Labbadia für den VfB. Ein international beschäftigter Verein, wird ihn jetzt sicherlich nicht mehr holen, zumal ihm Bruno jetzt auch immer wieder die Gelegenheit gibt, unter Beweis zu stellen, was er alles unter ihm verlernt hat.
Harnik durfte ebenfalls wieder ran, obwohl seit Wochen und Monaten nur ein Schatten seiner selbst. Weshalb wir einen solch großen Kader besitzen, wenn das Leistungsprinzip und Konkurrenzkampf außer Kraft gesetzt sind, erschließt sich mir nicht.
Was Kvist verbrochen hat, würde mich schon auch einmal interessieren. Dass er die Bremse im VfB-Spiel war, hatte ich früher ja kritisiert. Eine Denkpause – schön und gut. Es dauerte ja ewig, bis Labbadia ihn überhaupt mal draußen ließ. Dass er aber jetzt so immens außen vor ist, hat er nicht verdient. Er ist ein guter Fußballer, das ist unbestritten. Ein Trainer hätte ihm ausgetrieben, den Blick nur zurück zu richten und defensiv zu denken, die Unsicherheit, die er zum Schluss hatte, hätte genauso bekämpft werden können, notfalls mit einem Mentaltrainer. Dass es sich Labbadia jetzt aber leistet, einen unseren, vom Marktwert her, wertvollsten Spieler so nieder zu machen, dass er überhaupt keine Rolle mehr spielt, das hat Kvist nicht verdient. Gerade jetzt, wo es in der Mannschaft hinten und vorne nicht stimmt, wäre die Zeit für ein Comeback reif, auch, um nicht noch mehr an Wert zu verlieren. Auch so ein Fall von Geldverbrennung Marke Labbadia. Kvist, kürzlich noch mit einem Marktwert von 7,5 Mio. gelistet, jetzt auf 5,5 Mio. taxiert und, sollte sich ein Abnehmer finden, dürfte er sicherlich für noch einiges weniger wechseln, nur um ihn von der Gehaltsliste zu haben.
Auch in Rijeka war das Geschehen auf den Rängen weitaus interessanter und sehenswerter als das auf dem grünen Rasen. Wirklich eine geile südländische Atmosphäre, die uns die Armada (Ultras des HNK Rijeka) dort beschert hat. Eine Choreographie, die während des Spiels beginnt und etwa 5 Minuten dauerte, sieht man nicht alle Tage. Dazu geile Pyroshows, hüben wie drüben. Der Spielverlauf an sich ist hinlänglich bekannt und es auch nicht wert, näher darauf einzugehen.
Nach dem Leverkusen-Spiel tat Bobic die „Bruno raus“-Rufe damit ab, dass das Gros der wahren Fans zum gesamten Team stehen würde und diese nur vereinzelt zu hören wären. In Rijeka aber rief es schon fast der gesamte Block, und dies fern der Heimat, was dem Verein zu denken geben sollte. Unsere „Bruno raus“-Rufe wurden von den Kroaten mit einem herzlichen „Bruno, Bruno, auf Wiedersehen“ beantwortet. Klasse!
Eine bizarre Situation gab es noch, als die Mannschaft in die Kurve kam. So gut wie keiner klatschte, damit konnten die Spieler nichts anfangen. Sie standen wie angewurzelt da und wir starrten uns gegenseitig an.
Dass im Stadion überhaupt keine Durchsage auf Deutsch kam, zeugt nicht von allerbester Gastfreundschaft. Die Blocksperre nach dem Spiel dauerte sage und schreibe 1 ¼ Stunden und das ohne auch nur einen kleinen Hinweis weshalb und weswegen. Dass hier alles so schön ruhig geblieben ist, war wohl alleine dem milden Sommerabend, der Besonnenheit und auch der Trägheit der mitgereisten Schwaben geschuldet.
Als wir endlich herausgelassen wurden, waren die Wege, die wir gehen durften, klar vorgezeichnet. Wie eine Herde Schafe wurden wir vom Stadion weg getrieben und mussten eine Steigung hoch gehen, die an die Substanz ging. Wer eine kurze Rast einlegen wollte, wurde immer weiter und weiter getrieben, ohne jede Gnade seitens der Polizei. Wir sahen ein altes Pärchen, wo der Mann die Frau fast den Berg hoch schob, weil sie nicht mehr konnte. Menschenverachtend, wie hier mit einem umgesprungen wurde. Oben angekommen wurden wir daran gehindert, zum Bus zu gelangen, der uns die gut sechs Kilometer in die Stadt gebracht hätte. Andere durften nicht in Richtung ihrer Autos laufen oder erst, nachdem sie oberkörperfrei sich ihrer Trikots entledigt hatten. Taxis waren weit und breit keine zu sehen, so dass viele den langen Weg in die Stadt zu Fuß auf sich nahmen. Die Kroaten hatten das nämlich auch so gut getimt, dass wir erst „frei“ waren, als der letzte Bus weggefahren war. Manchmal wünschte man sich, die gegnerischen Fans (die aber ja nichts dafür können) würden bei uns genauso behandelt werden.
Wir hatten das Glück, dass wir einen Bekannten aus dem Fanclub getroffen hatten, der uns in zwei Fuhren mit dem Auto zu unserem Hostel brachte. Wie Aussätzige wurden wir dort behandelt, Gastfreundschaft sieht anders aus.
In der Stadt dann schließlich fanden wir in fußläufiger Nähe kein Lokal mehr, wo wir etwas zum trinken bekommen hätten. Zum Glück hatten wir noch Kühltaschen voller Bier im Zimmer. Damit machten wir uns in der Fußgängerzone breit und hatten noch einen sehr lustigen Abend. Immer wieder kamen Rijeka-Fans vorbei und intonierten ihr „Stuttgart, Stuttgart, auf Wiedersehen“, das wir mittlerweile schon mitsangen. Einige blieben dann noch bei uns und wir feierten gemeinsam bis tief in die Nacht. Da war dann auch die Zeit gekommen, meinen Schal gegen einen Rijeka-Schal zu tauschen.
Schade, dass es bei einem solchen Spiel nicht möglich ist, zusammen mit dem Gegner in der Fankneipe des Stadions oder Drumherum ein Bier zu trinken und sich kennen zu lernen. Das wäre eine Art von Völkerverständigung und würde so manche Aggressivität herausnehmen. Ich glaube nicht, dass es bei diesen beiden Fanlagern zu größeren Problemen gekommen wäre. Sicherlich gibt es auf beiden Seiten Provokateure, diese gilt es eben in die Schranken zu weisen und auch einmal des Lokals zu verweisen. Aber, bei Fußballspielen macht es sich die Obrigkeit immer sehr einfach und nimmt gleich alle in Sippenhaft.
Am nächsten Morgen, abermals nach ziemlich wenig Schlaf, ließen wir den Tag langsam anklingen und starteten erst gegen 12.15 Uhr in Richtung Heimat. In Spittal, Österreich, machten wir dann noch eine ausgedehnte „Mittagspause“, aßen und tranken etwas in einem schönen Biergarten und waren schließlich gegen 22.30 Uhr wieder in Esslingen.
Es war ein rundum gelungener Trip mit klasse Leuten. Es hat alles zusammengepasst, jederzeit gerne wieder. Jetzt erst einmal erholen, aber auch davon zehren. Morgen hat uns der Alltag dann schon wieder, es geht nach Augsburg.
Als treuer Fan mag man es ja kaum aussprechen. Wie ich mich schon über das Lastminute-Tor in Rijeka zu einem „guten“ Auswärtsergebnis nicht erfreuen konnte, wäre ich auch bei einem Sieg bei den bayerischen Schwaben nicht euphorisch, würde das Leiden unter Bruno doch nur weiter verlängert werden. Traurig, wie weit es schon gekommen ist…
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