2. Dezember 2014

Von Pech-Armin und Huub im Glück

Auch noch gut acht Tage nach dem Rücktritt von Armin Veh, kann ich das Geschehene nicht so recht einordnen. Ist Veh tatsächlich freiwillig zurückgetreten oder hat man ihm den Rücktritt doch nahegelegt, um den Schein nach außen zu wahren, damit niemand sein Gesicht verliert?
Überall wo Veh bisher Dienst tat, kokettierte er über kurz oder lang mit seinem Abschied, wenn nicht alles so lief, wie er es sich vorstellte und wie seine (zu hohen?) Ansprüche an sich selbst sind. In dieser Hinsicht ist er ein typischer Wassermann, freiheitsliebend, motiviert, wenn er sich selbst verwirklichen kann, aber eben auch frustriert, wenn er nicht so kann, wie er gerne möchte und wenn es nicht so läuft, wie er es sich wünscht. Dann neigt er aus diesem System auszubrechen und sich seine Freiheit wieder herzustellen. Ein wenig mehr Gelassenheit täte da Not, kann er doch als Trainer auch nicht alles selbst beeinflussen. Was kann ein Trainer beispielsweise dafür, wenn ein Sven Ulreich in Bochum den Ball völlig unmotiviert in die Mitte zum von drei Gegenspielern umringten Romeu passt und somit die nächste Zittersaison maßgeblich einleitet, wenn man sich gegen Wolfsburg durch einfache Ballverluste in der eigenen Hälfte öfter dilettantisch auskontern lässt, in Bremen bei zwei Standards pennt oder gegen Augsburg von den Schiedsrichtern benachteiligt wird. Was kann Armin Veh dafür, dass der fällige Torwartwechsel zum Eigentor wird, weil Thorsten Kirschbaum sich noch schlechter präsentiert als Sven Ulreich in den letzten zweieinhalb Jahren.
Dass das Umkrempeln des VfB nicht von heute auf morgen geht, dürfte allen klar gewesen sein. Daher war das Umfeld bisher auch wohltuend ruhig, obwohl man auf dem 18. Platz angekommen war. Das Vertrauen in den Meistertrainer von 2007 war also durchaus vorhanden.
Den Rücktritt mit mangelndem Glück zu begründen, halte ich für Quatsch. Allerdings werfe ich Veh auch nicht Fahnenflucht vor oder dass der Kapitän das sinkende Schiff verlassen hat.
Die (wahren) Gründe muss man in der Person Vehs suchen. Veh war schon immer einer, der durch Charme, Charisma und Lockerheit faszinierte und Zuhörer in seinen Bann ziehen konnte. Dies kehrte er jedoch nur nach außen, innen sieht es wohl anders. Die Situation vom VfB und dass er keine Mittel hatte (kurzfristig) dem Trend entgegenzuwirken nagte sichtlich an ihm und ließ ihn schließlich resignieren. Schon nach der Meisterschaft und vor allem gegen Ende seiner ersten Amtszeit war zu beobachten, dass es Veh nicht schaffte, sich auf schwierige Situationen ein- und in gewisser Weise auch umzustellen. Er macht sein Ding und hat keinen Plan B in der Tasche, dann läuft er lieber davon. Seinerzeit hatte Veh Horst Heldt als Freund und Manager an seiner Seite hatte und auch einen Erwin Staudt als Präsident, der sich um das Betriebsklima und die Sorgen und Nöte seiner Angestellten scherte.
Jetzt, in seiner zweiten Amtszeit, hatte Veh jedoch weder Heldt noch Leute wie Hübner und Bruchhagen um sich, die ihn in schweren Zeiten an die Seite nahmen und auf andere Gedanken brachten oder auch mal einfingen. Ich denke, Veh ist ein Mensch, der das hin und wieder mal braucht, der harmoniebedürftig ist und dem interner Zuspruch durchaus wichtig ist. Bernd Wahler möchte ich nicht unterstellen, dass ihm ein gutes Betriebsklima nicht auch am Herzen liegen würde, er ist jedoch mehr als Krisenmanager denn als Seelenmasseur gefragt in diesen Tagen. Und, Jochen Schneider ist zu unerfahren, um die Zeichen der Zeit der rechtzeitig erkannt zu haben.
Am Sonntag hatte Veh noch einen Auftritt bei Sky 90, den ich mit Spannung erwartete. Die offizielle Sprachregelung blieb bestehen, nämlich die, dass allein das fehlende Glück, welches Veh auf sich projiziert, den Ausschlag für den Rücktritt gegeben habe. Vielleicht erfahren wir in fünf Jahren einmal mehr, was diese Mission tatsächlich zum scheitern brachte. Ansonsten erläuterte Veh noch einmal, dass sich der Verein verändern muss, dass man über einige der Protagonisten der letzten Misserfolgs-Jahre nachdenken müsse, ob sie den Verein noch weiterbringen. Ein Jahr im Tabellenkeller könne Zufall sein, der Trend nach unten, den der VfB seit Jahren aufweist, jedoch nicht mehr. Was mich aufhorchen ließ, war die Aussage, dass 2007 mit 70 Mitarbeitern 130 Millionen Umsatz erwirtschaftet wurden und es heuer mit 160 Mitarbeitern gerade einmal 100 Millionen Umsatz sind. Gesundes Wachstum sieht anders aus.
Und, Veh erklärte noch einmal, dass er nach drei Jahren Eintracht Frankfurt eigentlich Trainerpause machen und bei Sky als Experte anheuern wollte, bis eben der VfB kam. Diesen Verein liebt er noch immer, schien aber doch mehr in der Vergangenheit zu schwelgen als die Gegenwart zu realisieren. Unser VfB ist leider mit dem von 2007 nicht mehr zu vergleichen, wir haben uns seither dramatisch zum Nachteil entwickelt. Dessen war sich Veh wohl nicht bewusst, als er auf dem Wasen unterschrieb. Er schätzte den Kader stärker ein als er tatsächlich ist, was ich ihm nicht einmal vorwerfe. Alle unseren Spieler zeigen ja hier und da starke Spiele und was sie wirklich drauf haben. Dass aber gute Einzelspieler noch keine Mannschaft ausmachen, dass man nicht nur das fußballerische Können sondern auch den Charakter der Spieler betrachten muss, bevor man sich ein Urteil bildet, dürfte Veh jetzt erkannt haben. Das sehen wirklich nur die, die tagtäglich mit der Truppe arbeiten und auch noch eher wir Fans, die sich ständig mit dem VfB beschäftigen.
Veh rate ich, als Nostalgiker der er ist, sein Vorhaben aus der HSV-Zeit wahr zu machen und auf den Job des Sportdirektors umzusatteln. Dort ist er weniger dem tagtäglichen Druck der Öffentlichkeit ausgesetzt, wird nicht jeder Schritt und Tritt beobachtet, ist er nicht von der Gunst seiner Spieler abhängig und kann vor allem gestalten anstatt sich mit dem zu begnügen, was ihm der Verein vorsetzt.
Wenn Veh diese Erkenntnis für sich nicht erlangen sollte, kann man im Grunde jeden Verein nur davon warnen, Armin Veh als Trainer zu holen. Nach Rostock und Reutlingen tat er es beim VfB bereits zum dritten Mal, „seinen“ Verein mitten in der Saison zu ver- und ein großes Vakuum zu hinterlassen. Seine anderen Vereine verließ Veh meist freiwillig zum Vertragsende, weil er frei sein möchte und nicht gefangen im Haifischbecken Bundesliga oder im Korsett eines Vereins.
Ein Club, der nach Kontinuität strebt, wird daher in naher Zukunft sicherlich nicht bei Veh anrufen, um ihn zu verpflichten. Meiner Meinung schadet dieser neuerliche Rücktritt seinem Ruf als Trainer. Abschließend wünsche ich Armin Veh, dass er sich die Sinnfrage stellt und sich genau überlegt, was er in Zukunft noch machen möchte und wie er sich sein nächstes Engagement vorstellt. Ich mag Veh nach wie vor, als Meistertrainer ist er sowieso für die VfB-Fangemeinde unsterblich, behalte ihn aber auch als freundlichen Menschen in Erinnerung, der immer ein offenes Ohr hatte. Klingt fast wie ein Nachruf, soll aber keiner sein. Ab jetzt oder besser gesagt seit letztem Freitag ist wieder „Huubschraubereinsatz“ auf dem Wasen.
Huub Stevens ist wieder da, ein knappes halbes Jahr nach dem Spiel im Schlienz-Stadion, als der VfB zum Saisonabschluss gegen eine Fanauswahl antrat und Stevens feierlich und mit viel Tam-Tam verabschiedet wurde. Ich hatte mir damals gewünscht, man würde zusammen weiter machen, fand dann aber Veh noch die charmanteste und mit die beste aller möglichen Nachfolge-Lösungen und bin auch jetzt froh, dass sich Stevens zum zweiten Mal bereit erklärt hat, dem VfB aus der Patsche zu helfen.
Huub Stevens ist das Gegenstück zu Armin Veh. Versuchte es Veh mehr mit Lockerheit, unserem „Kindergarten“ beizukommen, ist Stevens für seinen harten Stil und als Disziplinfanatiker bekannt. Wer ausschert und nicht mitzieht, hat bei ihm verloren. Wer mehr mit Schönspielerei als durch Kampf auffällt, für den ist kein Platz in der Stammelf. Stevens bringt Erfahrung und Eigenschaften mit, die dieser Mannschaft gut tut, wie man bereits in der Rückrunde der letzten Saison feststellen konnte. Hat uns tatsächlich zuletzt das Quäntchen Glück gefehlt, Stevens wird sich dieses sprichwörtlich versuchen zu erarbeiten, da er nicht an Zufälle glaubt. Eigentlich stellen wir jetzt zurück auf Mai 2014, eine Tatsache, die der VfB und Huub Stevens sich hätten ersparen können, wenn man sich bereits damals auf eine Weiterbeschäftigung verständigt hätte. Auch wenn es nicht zielführend ist, in den Sünden der Vergangenheit zu wühlen, mich würde es doch sehr interessieren, wie und warum es letztendlich zur Trennung kam. War es Huub Stevens, der nach seinem Saloniki-Engagement und dem Abstiegskampf mit uns eine Pause brauchte, in Ordnung und akzeptiert. Lieber sich selbst eine Pause verordnen, anstatt wider der inneren Stimme auf Teufel komm raus Raubbau am eigenen Körper zu betreiben und sich das erst einzugestehen, wenn man mitten im nächsten Engagement steckt.
Wenn aber der Abschied auf Zeit auf der Miste des VfB gewachsen sein sollte, ist diesem nicht mehr zu helfen. Das kann dann eigentlich nur damit zusammenhängen, dass der ehrenkäsige Fredi Bobic Huub Stevens nicht weiter beschäftigen wollte, weil die beiden wohl in diesem Leben keine Freunde mehr werden. Bei der Verpflichtung von Stevens setzten sich Aufsichtsratsvorsitzender Schmidt und Wahler gegen Bobic durch, der ja gerne Krassimir Balakov zurück an den Neckar gelotst und damit seinem nächsten Kumpan einen Posten zugeschachert hätte. Stevens verbannte Bobic gleich zu Beginn (zu Recht) auf die Tribüne, bereits zu Bobic‘ aktiver Zeit bei der Berliner Hertha rasselten die beiden ja aneinander. So scheint es einmal mehr, dass Bobic eigene, persönliche Interessen über die des Vereins stellte. Eine andere mögliche Variante, weshalb man Stevens nicht das Vertrauen für die jetzige Saison aussprach, wäre die, dass man bei Veh schon länger im Wort stand.
Nicht nur aufgrund der jetzigen Umstände wäre die beste Lösung gewesen, Huub Stevens im Amt zu behalten und stattdessen Fredi Bobic bereits im Mai zu entlassen, dann wäre uns womöglich einiges Ungemach erspart geblieben. Stevens hätte dann schon seine eigene (dem Vernehmen nach auf dem Papier sogar schon vorhandene) Saisonplanung umsetzen können. Er wusste ja bereits, auf welche Spieler er setzt, auf welchen Positionen wir für ihn zufriedenstellend besetzt sind und wo man hätte etwas tun müssen. Eines wäre so sichergestellt gewesen, so naiv wie mit Armin Veh und dessen Einschätzung der Mannschaft wären wir nicht in die Saison gegangen.
Mit Stevens auf der Bank hatte ich am Freitag gleich ein gutes Gefühl. Die Mannschaft kennt ihn weitestgehend, er die Mannschaft. So erschien es mir durchaus im Bereich des Möglichen, dass vier Tage im Kreis der Mannschaft ausreichen könnten, um die Sinne neu zu schärfen und die Mannschaft gut für das Freiburg-Spiel ein- und aufstellen zu können. Hat man bei einigen unserer Spieler öfter mal den Eindruck, dass sie nicht die Hellsten sind und die Situation verkennen, weil sie sich stärker einschätzen als sie, wie an der Tabelle abzulesen ist, tatsächlich sind, wird die Trainerkabine neu bezogen, erkennen auch diejenigen, dass es wieder einmal fünf vor zwölf ist und sie plötzlich kein Alibi mehr haben.
Den Freiburg-Trip, zum Heimspiel unserer Freunde von den Murgtalschwaben, dehnten wir ein wenig aus und planten ihn von vornherein mit einer Übernachtung, um den so sehnlichst gewünschten Auswärtssieg danach gebührend feiern zu können. Bereits gegen 12 Uhr stellten wir das Auto in Weisenbach im Murgtal ab, stärkten uns noch für den langen Tag und machten uns dann mit der Bahn auf den Weg nach Freiburg. Gegen 16 Uhr kamen wir am Hauptbahnhof an und besuchten zunächst den Weihnachtsmarkt auf dem Münsterplatz, wo wir mit Bekannten verabredet waren. Nach drei Gläsern Glühwein und sehr wohlgestimmt ging es weiter in den Schwarzwaldblick, in Sichtweite des Schwarzwaldstadions, wo wir jedes Mal hingehen, wenn der VfB seine Visitenkarte im Breisgau abgibt. Ein Wahnsinn, wie viele Bekannte man bei Auswärtsspielen immer trifft und welche Gaudi man zusammen immer hat. So vergaß man fast die Zeit, sie rannte sprichwörtlich weg. Gerade noch pünktlich zum Einlauf der Mannschaften erreichten wir unseren Platz auf der Gegentribüne. Besser geht es kaum zu sitzen, Reihe 5 mit super Sicht aufs Spielfeld und auch auf unseren Fanblock. Für mich zwar immer schade, wenn ich das Intro und bei Auswärtsspielen die gegnerische Schalparade respektive in Freiburg das Badener Lied verpasse, aber, wir hatten beim Vorglühen richtig Spaß, so dass ich das verschmerzen konnte, verpasste ich ja vom Spiel nichts.
So saßen wir also auf der Gegentribüne, auf der unser Platz stolze 57 Euro kostete, ich kann mich nicht erinnern, jemals für ein Bundesligaspiel mehr bezahlt zu haben. Mein Allzeitrekord liegt zwar bei 240 Euro für ein Ticket, aber, es handelte sich schließlich um das Halbfinale der WM 2006 Deutschland-Italien in Dortmund und es war der reguläre FIFA-Preis für diese Kategorie bei einem Halbfinale.
Als ich den Preis das erste Mal hörte (Karten mussten ja über unsere badischen Freunde besorgt werden, mit württembergischer Postleitzahl geht beim SCF überhaupt nichts) musste ich mir erst einmal bewusst werden, ob ich zur Championsleague in einen Fußballtempel oder zu einem Aufeinandertreffen zweier Abstiegskandidaten in die Freiburger Bruchbude gehen würde, aber, sei’s drum. Bevor ich etwa 40 Euro für einen Sitzplatz im Gästebereich berappe und, wie schon vorgekommen, hinter einer Plexiglasscheibe sitze und nur alkoholfreies Bier verabreicht bekomme, dann doch lieber zu diesem Preis hinein unters Freiburger Volk.
Zu Beginn war dem VfB die Verunsicherung, die die rote Laterne einfach mit sich bringt, anzumerken. Freiburg griff beherzt an und hatte mehrfach die Führung auf dem Fuß. Umso verwunderlicher, dass nach einer halben Stunde plötzlich der VfB durch die Sturmspitze Martin Harnik in Führung ging. Diese Führung stellte den Spielverlauf auf den Kopf. Gute zehn Minuten später aber, ich verrichtete gerade meine Notdurft, brandete großer Jubel auf, denn, Freiburg traf aus 25 Metern zum 1:1. Natürlich habe ich auch dieses Tor inzwischen gesehen und bin der Meinung, abgesehen davon, dass man den Schuss nicht einmal versucht hatte zu verhindern, dass Ulle den Ball normalerweise haben muss. Er wirkt zwar erleichtert, dass der böse Veh weg ist, ein besserer Torwart ist er dadurch leider noch lange nicht. Es gab im Spiel noch zwei, drei weitere Situationen, in denen er nicht gut aussah, so dass sich unser Torwartproblem fortsetzt.
Nach dem 1:1 hatten wir bei einem Lattenschuss noch Glück, so dass das 1:1 zur Pause für den VfB schmeichelhaft war. Zu Beginn der zweiten Halbzeit war der VfB in puncto Balleroberung präsenter und fand in Mitrovic sein Opfer. Ein Ballverlust des Serben an Sararer führte über Gentner und den wuchtigen Nachschuss von Carlos Gruezo zum 1:2. Dass Gruezo bei Stevens wieder schlagartig bessere Karten als unter Armin Veh haben würde, war mir ziemlich klar.
Wie der Holländer die Doppel-Sechs endgültig zu besetzen gedenkt, wird man vielleicht schon gegen Schalke sehen, wenn Oriel Romeu wieder einsatzberechtigt ist. Durch seine Sperre stellte sich die defensive Schaltzentrale mit Gruezo und Leitner fast von selbst auf. Gespannt darf man auch darauf sein, ob Leitner in Freiburg als Lückenbüßer herhalten musste oder ob er den zweiten Anlauf unter Stevens besser meistert als den ersten, wo er meist nur auf der Bank saß. Stevens steht eben mehr auf Malocher als auf Schönwetterfußballer. In Freiburg gefiel mir Leitner phasenweise richtig gut, war es doch auch, der Werner mit einem mustergültigen Pass auf die Reise schickte, und dieser wiederum Bürki zum 1:3 tunnelte. Nach Notbremse und folgerichtigem Platzverweis für Mitrovic war es dann Harnik, der seinen Doppelpack schnürte und zum 1:4 traf.
Das Glück war uns dieses Mal also hold, hätte der Schuss in der ersten Halbzeit durchaus auch nach hinten los gehen können. Veh befand bei Sky 90 sofort, mit ihm wäre auch dieses Spiel verloren gegangen, hypothetisch natürlich, und wenig zielführend. Ob wir gewonnen haben, weil Stevens das Glück mit an den Neckar brachte, Freiburg das Tor nicht traf, der VfB in Mitrovic einen Gönner fand oder wir einfach einmal vorne die Kisten machten, ist mir ziemlich schnuppe. Fußball ist erwiesenermaßen kein Glückspiel, es gibt zwar die eine oder andere Strähne, der man entgegenwirken kann, wenn man die regelmäßigen Trainingseinheiten dazu nutzt, an den vorhandenen Defiziten zu arbeiten und sich Woche für Woche zu verbessern. Dafür haben wir jetzt den richtigen Mann, Marke Fußballlehrer, an der Seitenlinie. Er würde sich persönlich beleidigt fühlen, gäbe es nichts zu verbessern, daher dürften die kommenden Monate das reinste Vergnügen für ihn als VfB-Trainer werden.
Dem VfB gelang es mit dem Auswärtssieg auf den Relegationsplatz 16 mit nunmehr zwölf Punkten zu klettern. Es war allemal ein Auftritt, der Mut macht für die nächsten schwierigen Aufgaben. Mit Siegen steigert sich automatisch auch wieder das Selbstvertrauen, das Vertrauen in ihren neuen alten Trainer ist ohnehin gegeben. Nun heißt es zuhause gegen den Lieblingsheimgegner Schalke 04 nachzulegen. In seiner ersten Amtszeit schaffte es Stevens, eine neue Heimstärke (unter anderem auch gegen seine alte Liebe Schalke) zu generieren, die jetzt wieder bitter nötig wäre, um die nötigen Punkte im Kampf um den Klassenerhalt zu erringen. Aus den vier verbleibenden Spielen bis zur Winterpause sollten möglichst noch zwei Siege herausspringen, dann, mit 18 Punkten, hätte man eine vernünftige Basis für die Aufholjagd in der Rückrunde gelegt.
Für uns ging es nach dem Spiel noch einmal in den Schwarzwaldblick, wo die Sky-Sendung „Mein Stadion“ mit Uli Potofski zu Gast war. Fast als die letzten Gäste und zu später Stunde begaben wir uns schließlich auf die Suche nach dem Auto unserer Rückfahrgelegenheit. Da mittlerweile keine Bahn mehr zu jenem Park & Ride Platz fuhr, irrten wir in etwa eine geschlagene Stunde herum, und fanden das Vehikel dann auch schließlich. Für diese verlorene Zeit wurden wir insofern entschädigt, dass wir, entgegen des Plans uns nach Bühl zur S-Bahn zu chauffieren, mit Tempo 220 im Audi AS bis vor die Haustür nach Weisenbach gefahren wurden, die wir gegen 3 Uhr morgens erreichten. Total kaputt zwar, aber, mit dem ungewohnten Gefühl eines Sieges, der auch heute noch unheimlich gut tut.

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24. November 2014

Chaostage beim VfB!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , – Franky @ 23:05

Die Fußballwelt ist doch so schnelllebig. Regte ich mich heute früh noch über einen Pfeifenmann namens Kinhöfer auf, ist das Spiel gestern und sind die Umstände, die zur Niederlage geführt haben, schon so gut wie in Vergessenheit geraten.
Kurz nach 11 Uhr heute Morgen platzte die Bombe. Armin Veh hat seinen sofortigen Rücktritt erklärt. Bang! Auch jetzt noch macht mich diese Nachricht fassungslos und lässt mich in Schockstarre verfallen. Dennoch versuche ich hier, meine Gedanken zum Besten zu geben.
Mit Armin Veh hatte ich zum ersten Mal seit Christian Gross (Stevens ausgenommen) wieder ein gutes Gefühl, dass er uns dort hin führen kann, wo wir dem Selbstverständnis des Vereins nach stehen müssten. Nach 4 ½ Jahren Bobic, in denen Kritikresistenz und Vetterleswirtschaft Hochkonjunktur hatten, spürte ich, seitdem Veh das Zepter schwang, dass sich etwas bewegt auf dem Wasen. Er legte den Finger in die Wunde, probierte fiel aus, traute sich an verkrustete Strukturen heran, auch wenn er sich damit nicht immer nur Freunde machte.
Es ist aber doch verständlich, dass man nach Jahren der Erfolgslosigkeit und spielerischer Armut zuerst die Schuld bei denen suchen muss, die schon eine gefühlte Ewigkeit den Brustring spazieren tragen. Dass der Schuss des Torwartwechsels nach hinten los ging, konnte keiner ahnen. Auch ich hatte Thorsten Kirschbaum stärker eingeschätzt und bin enttäuscht darüber, dass er, vor allem mental, dem Druck im Haifischbecken Bundesliga nicht standgehalten hat. Jetzt aber Ulle wieder zum Messias hochzuheben, davon halte ich nichts. Für mich hat sich das Problem durch die (vorgeschobene?) Verletzung Kirsches und damit der Rückgängigmachung des Wechsels nicht gelöst. Gegen Augsburg war Ulle fast nicht zu bewerten. Einen Ball, kurz nach dem Platzverweis, hält er herausragend, einmal, in der zweiten Halbzeit, kommt er raus, lässt sich ausspielen und hat Glück, dass Baumgartl auf der Linie klärt. Wäre ein Tor gefallen, würden wir an dieser Stelle über einen Torwartfehler sprechen müssen. Ansonsten hielt er, was ein Bundesligatorhüter halten muss und offenbarte erneut seine Schwächen in der Spieleröffnung, wo ihm Handlungsschnelligkeit fehlt und ihm die altbekannte Lahmarschigkeit vorgeworfen werden muss. Natürlich hoffe auch ich, dass sich Ulle stabilisiert und zu einem Rückhalt wird, wie er es vor etwa dreieinhalb Jahren schon war, auf Sicht muss aber ein guter Torwart geholt oder von den Nachwuchsteams hochgezogen werden.
Unter der Leitung von Veh wurden die Auftritte peu à peu ansehnlicher, was sich leider nicht am Punktekonto ablesen lässt. Es nützt eben alle Schönspielerei nichts, wenn gravierende individuelle Fehler zu einer Vielzahl an Gegentoren führen. Gestern wurden diese Fehler minimiert, aber, das Unvermögen oder besser die Dummheit Daniel Schwaabs brachten uns letztendlich auf die Verliererstraße. Ab diesem Zeitpunkt rückte der Heimsieg zumindest in weite Ferne. Daniel Ginczek, der bis dahin ein vielversprechendes Comeback ablieferte, fiel der taktischen Umstellung zum Opfer, unsere Offensive fand danach so gut wie nicht mehr statt. Schwaab also, der sich schon mal mit den Fans anlegt, foult zwei Mal nahe der Mittellinie gelbwürdig. Natürlich war die gelb-rote Karte zu hart, natürlich würden die Bayern einen solchen Platzverweis nicht bekommen, dennoch war das Einsteigen Schwaabs ungestüm und unnötig. Natürlich hätte Kinhöfer, beträfe das zweite Foul einen Bayern-Spieler, Guardiola signalisiert, „nimm ihn runter, sonst fliegt er beim nächsten Foul“. Aber, wir sind eben nur der VfB, da macht das Draufhauen besonders Spaß. So war schon frühzeitig die Hoffnung auf den Heimsieg wie weggepfiffen. Da die Augsburger die Vorlage des Platzverweises nicht aus dem Spiel heraus verwerteten, legte das Schiedsrichtergespann nach, und schenkte Augsburg den Elfer zum Siegtreffe. Die Handspielregel nervt extrem und sorgt Woche für Woche für Diskussionen. Angelegt, angeschossen, unnatürliche Handbewegung, Vergrößerung der Körperfläche, etc. pp. Wenn der Ball die Hand Hlouseks traf, war es angeschossen und nie und nimmer ein Elfmeter, er versucht sie ja noch wegzuziehen. Das passt natürlich auch noch ins Bild. Man ist drauf und dran seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder zu null zu spielen und dann so etwas. Was soll da ein Trainer noch machen, der kann doch nur an der Linie verzweifeln.
Auch ich verstand während des fünfmonatigen Wirkens von Armin Veh einige Maßnahmen nicht unbedingt, zum Beispiel, weshalb Gruezo unter ihm keine Rolle mehr spielte, Gentner und Leitner jedoch in schöner Regelmäßigkeit zur Startformation gehörten. Auch gestern musste ich zunächst ungläubig schlucken, als ich sah, dass sich die einzige Konstante unserer Viererkette, Florian Klein, auf der Bank wieder fand. Auf der anderen Seite bemängelte ich es jahrelang, dass die erste Elf eine nahezu geschlossene Gesellschaft war, der Leistungsgedanke außer Kraft gesetzt war und unser Spiel für den Gegner viel zu einfach ausrechenbar war. Deshalb sah ich diese Wechsel durchaus als positiv an, sah Bewegung, einen Ansporn für die Reservisten, Gas zu geben, weil jeder seine Chance bekam. Selbst Sercan Sararer, vor Saisonbeginn zu den Amas verbannt, wurde für seine guten Leistungen dort belohnt und stand zuletzt gar mehrmals in der Anfangsformation.
Ich war hoffnungsfroh, mit Veh auf dem richtigen Weg zu sein. Es ging darum, noch den einen oder anderen Punkt zu verbuchen und in der Winterpause aufzurüsten. Dann muss auch dem letzten im Verein klar geworden sein, dass man die Versäumnisse aus der Sommerpause nachholen und dem Kader Qualität in der Defensive und, wenn möglich auch ein erfahrener Führungsspieler, auf den die jungen hören, zuführen muss, um die Chancen auf den Klassenerhalt zu erhöhen. Selbst mit der jetzigen Führung hatte ich Hoffnung, dass sie bis dahin erkannt haben, dass man Geld in die Hand nehmen muss, um den Abstieg zu vermeiden. Selbst, wenn, wie zu erwarten ist, kein Geld für Verstärkungen da ist, man würde sich Geld leihen müssen, denn ein Abstieg käme uns ein Vielfaches teurer zu stehen. Veh wäre da eigentlich in einer guten Position gewesen.
Was gestern nach dem Spiel vorgefallen ist, ich hoffe, man klärt uns zeitnah auf. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass Veh, als er beispielsweise verkündete, Ulle stünde auch in Freiburg im Tor, schon im Kopf hatte, den Bettel hinzuschmeißen. Da man beim VfB eher Verschleierungstaktik als Offenheit an den Tag legt, ist Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Irgendetwas muss vorgefallen sein. Ich befürchtete ja schon länger, Veh wäre unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zurück an den Neckar gelockt worden. Vielleicht ging es darum, dass Veh, der ein grundehrlicher Mensch ist, langsam aber sicher die Öffentlichkeit informieren wollte, wie er sich den VfB 2014/2015 vorgestellt hat, welche Änderungen er vornehmen wollte und für was alles kein Geld zur Verfügung stand. Vielleicht war er um seinen guten Ruf besorgt, und wollte reinen Tisch machen, um nicht hinterher als blauäugiger Depp dazustehen.
Es passt zu Veh, dass er, wie schon bei Rostock und Reutlingen, von sich aus hinwirft. Diese Befürchtung hatte ich bereits vor einigen Wochen geäußert. Hier verhält sich Veh wie ein Ehrenmann und geht unter völligem Verzicht weiterer Bezüge, einfach weil ihm der Verein am Herzen liegt, weil er uns nicht auf der Tasche liegen möchte. Ich empfinde seinen Abgang nicht als feige sondern eher als konsequent. Angenommen wir stünden, mit Veh, in zwei bis drei Wochen noch immer mit neun Punkten auf dem letzten Tabellenplatz, sähe sich der Verein möglicherweise zum Handeln gezwungen und wir hätten wieder einmal millionenteure Abfindungszahlungen an der Backe.
Ich danke Veh für sein Herzblut, das er investiert hat. Ob bei den Trainingslagern im Sommer, beim Kabinenfest oder auch bei seinen Interviews, immer war ich beeindruckt von dem „Bock“, den er auf die Aufgabe hatte. Ich hatte mehrmals die Gelegenheit mit ihm zu sprechen und war jedes Mal fasziniert von seiner Lockerheit, seinem Charme und seinem Witz und bin sehr traurig, dass es nicht hat sein sollen. Unvergessen natürlich die Meisterschaft 2007, die für immer und ewig mit seinem Namen verbunden sein wird.
Jetzt stehen wir also da, ohne Sportdirektor, ohne Trainer. Unser Präsident Bernd Wahler steht nach der Entlassung „des Mannes unseres absoluten Vertrauens“ und dem Rücktritt von „Wunschtrainer“ Armin Veh mehr denn je in der Pflicht den Vorschusslorbeeren gerecht zu werden, die ihm bei seiner Wahl im Sommer 2013 vorauseilten. Auf mich machte er auch heute einen eher rat- und planlosen Eindruck. Diese Suppe aber hat er sich selber eingebrockt.
Anstatt man die Missstände der Vorsaison, wie versprochen, schonungslos zur Sprache brachte, die Saison aufarbeitete und notwendige Schlüsse zog, präsentierte man den Messias Veh als Trainer und dachte naiv, alles würde gut werden. Wie, wenn 32 Punkte, die wohl nie mehr wieder zum direkten Klassenverbleib reichen werden, nicht Warnung genug gewesen wären, machte man einfach so weiter.
Dass ein gestandener Abwehrrecke schon in der letzten Saison fehlte, ignorierte man einfach. Rüdiger/ Schwaab, die schon bei der beispiellosen Negativserie unter Thomas Schneider meist das Innenverteidiger-Duo bildeten, wurde vertraut, auf die Verpflichtung des so wichtigen Abwehrchefs, der bspw. Rüdiger anleiten und führen könnte, verzichtet. Am Ende der Transferperiode stand für diese Personalie angeblich kein Geld mehr zur Verfügung, dann frage ich mich, weshalb man auf Teufel komm raus einen Traore-Ersatz gesucht und in Kostic schließlich auch gefunden hat und etwa 8 Millionen Euro für ihn ausgibt, wenn es viel größere Schwachstellen zu beheben galt.
Weshalb noch einen Mittelfeldspieler, wenn unserer Abwehr die Bundesligatauglichkeit fehlt? Für mich ist Kostic ohnehin eher Spielmacher denn Außenbahnspieler, daher umso kritischer zu hinterfragen dieser Transfer, da wir auf der zehn mit Didavi und Maxim schon (quantitativ) ausreichend besetzt sind. Nicht, dass ich etwas gegen Kostic hätte, für mich wurde hier lediglich das spärlich vorhandene Budget falsch eingesetzt. Ich halte ihn sonst für einen guten, wenn auch sehr eigensinnigen Spieler. Wobei man zu letzterem auch werden kann, wenn man keine guten Mitspieler hat, ich meine mich erinnern zu können, dass er am Anfang öfter versuchte, einen Doppelpass zu spielen, als er das gestern oder auch schon in Bremen tat.
Wahler muss diese vakanten Posten schnellstens bestmöglich besetzen. Ich halte nichts von der internen (Billig-)Lösung Jochen Schneider zum Sportdirektor zu befördern, einfach, weil ich ihm Betriebsblindheit unterstelle und es ihm nicht zutraue, sich gegen unseren mächtigen Aufsichtsrat und Spardirektor Ulrich Ruf durchzusetzen. Jener Ruf, der als oberster Controller des Vereins noch immer auf die Dienste eines Computers verzichten soll und daher mutmaßlich erst dann über die Finanzen des Vereins voll im Bilde zu sein scheint, wenn es kein Geld mehr von der Bank gibt. Der neue starke Mann muss auf Augenhöhe mit Aufsichtsrat und Vorstand diskutieren und verhandeln können. Er muss klare Vorstellungen haben, wie er den Karren wieder flott bekommt, wissen, an welchen Schrauben er zu drehen hat, welche Investitionen notwendig sind und vor allem auch, wen vom jetzigen Kader man schleunigst vom Hof jagen sollte. Es muss jeder auf den Prüfstand und dabei nicht nur sein bei schönem Wetter fußballerisches Können hinterfragt werden, sondern auch Eigenschaften wie Führungsstärke, Teamfähigkeit und Charakter durchleuchtet werden. Es geht im Mannschaftssport nur über das Kollektiv und hier hat Bobic bei der Mannschaftszusammenstellung kläglich versagt. Es gilt noch immer die Scherben aufzukehren, für die Bobic verantwortlich zeichnet. Diesen zu finden ist mitten in der Saison natürlich schwierig. Ich hatte gehofft, Veh würde den Posten bis Saisonsende in Personalunion bekleiden können, um dann bspw. einen Schmadtke oder einen anderen unter Vertrag stehenden Manager loseisen zu können. Jetzt bekommt auch diese Personalie wieder höchste Priorität, außer Schindelmeiser fällt mir hier so gut wie niemand ein, der sich in dem Job schon besondere Meriten erworben hat.
Der Aufsichtsrat, allen voran dessen Vorsitzender Schmidt, muss sich auf seine Kontrollaufgaben konzentrieren und weniger ins Tagesgeschäft einmischen. Noch jeder fähige, aber auch unbequeme Mann wurde abserviert, weil persönliche Eitelkeiten stets wichtiger waren als der Erfolg des Vereins. Die Strukturen und mangelnde Fachkompetenz im gesamten Verein müssen hinterfragt werden, ein „Weiter so“ darf es nicht geben, meinte Wahler schon in der letzten Saison.
Der neue Trainer dagegen hat nur diese eine Aufgabe, den Abstieg zu vermeiden. Dies dürfte mit dem vorhandenen Kader schwer genug werden. Perspektivisch etwas aufzubauen, einen Plan zu verfolgen, ist also wieder nicht möglich. Wieder einmal ist der VfB gezwungen zu reagieren anstatt selbst die Richtung vorzugeben. Wie es zur Stunde die Medien meinen zu wissen, wird der Nachfolger von Veh dessen Vorgänger.
Jener Huub Stevens also, der im Sommer angeblich eine Pause benötigte, dem man die Fähigkeit abgesprochen hatte, perspektivisch arbeiten zu können, er soll den Abstieg ein zweites Mal verhindern. Das wäre sicherlich nicht die schlechteste Lösung, passt aber wieder zur Konzeptlosigkeit unserer Vereinsführung. Wäre man nicht schon sehr früh bei Armin Veh im Wort gestanden, hätte man Anstrengungen unternommen, Stevens unbedingt halten zu wollen, möglicherweise wäre uns einiges erspart geblieben. Aber, damals stand ja auch noch Fredi Bobic in der Verantwortung, der von Stevens gleich zu Beginn seiner Amtszeit ordentlich in die Schranken verwiesen wurde. Ich war damals sehr enttäuscht, dass es mit Stevens nicht weiter ging, weil mir seine Art und sein (distanzierter) Umgang mit der Mannschaft gut gefiel.
Wir werden sehen, ob in Freiburg Reutershahn/ Geyer oder doch ein neuer Mann auf der Bank sitzen werden. In erster Linie steht die Mannschaft in der Pflicht, die uns in diese Situation gebracht und Veh zum Rücktritt genötigt hat. Die Herren in kurzen Hosen müssen es richten, sich 90 Minuten lang konzentrieren, nicht ablenken lassen und alles dem Beruf unterordnen. Und, sie müssen verdammt nochmal daran arbeiten, ein Kollektiv zu werden und sich auf dem Platz gegenseitig helfen. Das ist noch immer das Hauptmanko und von keinem Trainer der Welt auf Knopfdruck abzustellen.
Bis gestern war ich recht optimistisch, was die Fahrt nach Freiburg anging. In den letzten Jahren haben wir dort meist nicht schlecht ausgesehen, auch in der letzten Saison die drei Punkte mitgenommen. Ob die Unruhe in dieser Woche der Sache förderlich ist, bezweifle ich einmal. Schon deshalb wäre es gut, frühzeitig Klarheit, wenigstens auf dem Trainerposten, zu haben.
Auch wenn der VfB derzeit ein Komödienstadel sondergleichen ist, die leise Hoffnung, Thomas Tuchel könnte in der nächsten Saison als Trainer zum VfB zurückkehren, habe ich noch nicht aufgegeben. Natürlich stehen ihm alle Türen offen, natürlich hätte er das Zeug dazu bei einem ganz Großen anzuheuern, sollte jedoch noch ein klein wenig Verbundenheit zu dem Verein vorhanden sein, bei dem er den Trainerberuf erlernte, wäre es fahrlässig vom VfB, sich nicht um eine Verpflichtung zu bemühen. Dafür müssten jetzt schon Nägel mit Köpfen gemacht und müsste demzufolge der Kontrakt mit dem Veh-Nachfolger bis zum 30.6.2015 befristet sein. Ob sich Stevens oder ein Anderer darauf einlassen würde, steht auf einem anderen Blatt. Dies wäre ausnahmsweise eine von Weitblick getragene Entscheidung, die ich unserer derzeitigen Führungscrew schon einmal nicht zutraue. Auf der anderen Seite, nur wenn man als Verein selbst klare (realistische) Vorstellungen und Visionen hat und diese auch vorlebt und die Personalentscheidungen danach ausrichtet, ist die Voraussetzung gegeben, dauerhaft eine klare Linie und keinen Schlingerkurs an den Tag zu legen. Derzeit noch ist das Gegenteil der Fall, es wird in den Tag hinein gelebt und dann zieht einem ein Vorfall wie der Rücktritt von Armin Veh erst einmal den Boden unter den Füßen weg und ehe man sich versieht steht man vor Fernsehkameras und trägt diese Ratlosigkeit in die Welt hinaus.
Es ist zum heulen, was aus dem VfB geworden ist. Derzeit sind wir wirklich der Chaos-Verein Deutschlands schlechthin, selbst der HSV kommt da nicht mehr mit. Wenigstens diese rote Laterne sollte alsbald weitergegeben werden. Momentan wird man als VfB-Fan überall nur noch belächelt oder, was noch viel schlimmer ist, bemitleidet. Dieser Zustand ist fast unerträglich. Auch wenn heute ein schwarzer Tag in der VfB-Historie ist, jeder Tag ist ein neuer Anfang, morgen zum Beispiel, möglicherweise schon mit neuem altem Trainer.

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19. November 2014

Angekommen auf Platz 18

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , – Franky @ 08:26

Trotz des Bahnstreiks fanden gut 2.000 VfBler den Weg an den Osterdeich ins Bremer Weserstadion. Wir vertrauten dem Notfahrplan der Deutschen Bahn und fuhren eben knapp zwei Stunden früher als geplant in Stuttgart los. Vorteil unseres Intercitys war, dass er in Stuttgart begann und somit zu erwarten war, dass der Zug beim Einstieg noch nicht brechend voll war, was sich auch bewahrheitete. Wir enterten sofort das Bordbistro und gaben den Tisch bis zum Ziel Bremen auch nicht mehr auf. Die Fahrt war megalustig und sehr kurzweilig. Sämtliche Regeln wurden kurzerhand aufgehoben. Vorteil bei den alten Intercity-Zügen ist ja, dass man die Fenster noch öffnen kann, so dass sich zeitweise auf der sehr geräumigen Behindertentoilette des Zuges gleichzeitig sieben (!) Leute aufhielten, rauchten und Party machten. Selten so gelacht! Fast planmäßig, gegen 14.30 Uhr, erreichten wir Bremen und hatten somit noch genügend Zeit, einzuchecken und uns auf das Spiel einzustimmen. Noch etwas feste Nahrung zu uns zu nehmen vergaßen wir dabei gänzlich. Mit dem Taxi ging es dann von der Jimi Hendrix Bar zum Stadion. Da wir zu fünft waren und kein Großraumtaxi zu bekommen war, musste leider einer von uns im Kofferraum Platz nehmen, was den Taxi Driver zu Schweißausbrüchen hinriss. Er war die ganze Fahrt über nur am herum heulen und sah schon, erst recht als in Stadionnähe die Präsenz der Ordnungshüter zunahm, seine Taxikonzession entschwinden. Da das nicht unser Problem war, ertrugen wir sein Gezetere mit Fassung.
Am Stadion angekommen tranken wir noch kurz ein Bierchen, ich versuchte noch eine überzählige Karte loszuwerden, was mir leider nicht gelang. Ein großer Andrang auf das „Topspiel“ des Tages (18. gegen 15.) fand an der Tageskasse nicht mehr statt, wer sich den Kick antun wollte, hatte sich sein Ticket schon vorher besorgt.
Den letzten Sieg in Bremen feierte der VfB 2006 in der Meistersaison, unter Trainer Armin Veh. Sonst gab es für uns im Weserstadion oft nichts zu bestellen. Das raue Klima, die steife Brise, man weiß nicht woran es liegt, es gibt jedenfalls bessere Pflaster für den VfB. Natürlich traten wir dort oft an, als Bremen eine Spitzenmannschaft und zudem eine Heimmacht war. Weshalb es dort auch in der Gegenwart nicht für uns laufen will, verstehe wer will.
Bremen hat ganz ähnliche Probleme wie der VfB. Der Kader war lang auf Championsleague-Einnahmen gebürstet, als diese wegbrachen fraßen die Spieler Werder förmlich die Haare vom Kopf. Damit hat es sich aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Tauschen wir im Schnitt knapp alle zwei Jahre den Übungsleiter aus, hatte Bremen über Jahrzehnte mit Otto Rehhagel und Thomas Schaaf Kontinuität auf dieser so wichtigen Position. Auch das Umfeld ist erstaunlich ruhig und verständnisvoll und steht zu 100% zu Werder, dem Aushängeschild Bremens. Wie in der Post-Rehhagel-Ära klappt die Neubesetzung des Trainerpostens auch nach Schaaf nicht auf Anhieb. Robin Dutt ist Geschichte und wurde leider aus VfB-Sicht zwei Wochen zu früh entlassen. Wie schon damals in Thomas Schaaf rekrutierte Werder jetzt mit dem Duo Skripnik/ Frings zwei Werder-Urgesteine, die einen bemerkenswerten Start hinlegten mit dem Pflichtsieg im Pokal und dem Ausrufezeichen ein paar Tage später in Mainz.
Es gab also wahrlich bessere Zeitpunkte für einen selbst angeschlagenen VfB die weite Reise in den hohen Norden anzutreten. Der VfB war zweifelsohne angeknockt nach dem 0:4 gegen Wolfsburg und stand vor dem Abstiegsgipfel unter Druck. Ob sie diesem gewachsen sein würden, da hatte ich schon vor dem Spiel so meine (berechtigten) Zweifel. Schließlich haben wir keinen Spieler, der humorlos seinen Stiefel herunterkickt und einfach sein Leistungsvermögen abrufen kann, wie verfahren die Situation auch ist. Jeder, wirklich jeder in der Truppe hat genügend mit sich selbst zu tun und kann den vorhandenen Druck weder ausblenden noch in positive Energie umwandeln.
Wir haben derzeit in der Tat elf Zappelphilippe auf dem Platz, denen selbst die einfachsten Dinge misslingen. Unterläuft einem ein Fauxpas ist keiner da, der diesen ausbügelt. Es scheint gerade so, als ob die Anderen froh wären, dass dieser nicht ihnen selbst unterlaufen ist.
So war einfach nur zu hoffen, man möge selbst in Führung gehen, dann spielte es sich leichter, das eigene Selbstvertrauen würde zurück kehren und Bremen finge wieder an nachzudenken, als umgekehrt.
Da der Gästeblock in Bremen eine Frechheit ist, hatte ich, wie schon in der Vorsaison, meine Karte direkt bei Werder bestellt. Im Gästeblock kostet ein Sitzplatz ja stolze 40 Euro, man sitzt hinter Gittern und hat zu allem Überfluss noch einen Fangzaun vor der Nase. In der Rückrunde soll der Gästeblock fanfreundlicher umgestaltet werden, man darf gespannt sein. Trotzdem würde ich in Bremen immer wieder diesen Platz bestellen, hat man doch auch andere Vorteile, wenn man nicht in den Gästebereich geht. Man bekommt Vollbier, kann Speis und Trank auf die Tribüne mitnehmen, und die Einlasskontrolle geht relaxter vonstatten.
Einige VfBler waren auch um mich herum, die überwiegende Mehrzahl aber natürlich Werderaner. Die Stimmung der Bremer war von Beginn an gut. Es war eine gewissen Erleichterung herauszuhören, dass die Ära Dutt zu Ende ist und so etwas wie eine Aufbruchstimmung zu erkennen. Nach dem Bremer Vereinslied „Ein Leben lang grün-weiß“, ja, wie schon berichtet, werde ich bei der Schalparade des Gegners schon mal wehmütig, dass wir keine eigene Hymne haben, erfolgte der Einlauf der Mannschaften und als Intro aus beiden Fanlagern die Rote Karte für Red Bull.
Dieses Konstrukt möchte kein Traditionalist in der Bundesliga sehen. Ein Spielzeug des österreichischen Brausemilliardärs Mateschitz, das sämtliche Regelungen bzgl. des 50+1 unterläuft und ad absurdum führt. Gut, wenn man einen Ex-Manager des Konzerns wie Helmut Sandrock beim DFB platzier hat, der im Sommer mitverantwortlich dafür war, dass Red Bull überhaupt in die zweite Liga aufsteigen durfte. Leider werden die Proteste nichts bringen. Über kurz oder lang wird sich Leipzig neben Wolfsburg, Leverkusen und Hoffenheim mit um die Europapokal-Plätze rangeln, während Vereine wie der VfB und Werder Bremen um ihre Existenz kämpfen. Natürlich boykottiert nahezu jede Fanszene das Auswärtsspiel in Leipzig, von den Leipzigern aber wird dieses Projekt angenommen. Wären die Leute dort mal konsequent und würden ausschließlich zu Lok oder anderen umliegenden Vereinen gehen, wäre die Chance vorhanden gewesen, dass sich Mateschitz zumindest einen anderen Dummen hätte suchen müssen, so aber wird der steile Aufstieg nicht aufzuhalten sein. Leider! Noch trauriger finde ich dabei, dass es ausgerechnet eine Schwaben-Connection ist, die maßgeblich den Aufstieg dieses unerwünschten Konstrukts begleitet.
Zum Spiel braucht man eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Da wir sonntags och eine anstrengende Rückfahrt hatten, hatte ich weder die Muße meine Bilder noch zu bearbeiten und online zu stellen, noch mir den Kick noch einmal in voller Länge zu Gemüte zu führen und zu analysieren.

Montags wollte ich dann meinen Blog schreiben, zu mehr als zu einem Entwurf kam es leider nicht. Trotz der Bundesligapause hatte ich viel um die Ohren und bin ja auch, wie die meisten mitbekommen haben, mit dem Buchprojekt „Das sind die Fans“ nebenbei beschäftigt. Noch werden Autoren gesucht, Fanclubs und Einzelpersonen, die Geschichten aus ihrem Fandasein erzählen möchten. Es würde mich freuen, Beiträge aus den Epochen zu bekommen, die ich auch bewusst miterlebt habe, also ab ca. Mitte der 1970er-Jahre bis heute. Bis zum 23.12.14 muss man sich entschlossen haben mitzumachen und eine Einverständniserklärung unterschrieben beim Verlag vorliegen, bis zum 06.01.2015 dann der Beitrag fertig sein. Interessenten können sich an die in den Rundmails veröffentlichte Email-Adresse oder auch an info@frankys-stadionpics.de wenden.

Das Fazit des Spiels lautet, teilweise gefällige Spielanlage, fahrig, teils kläglich im Abschluss und hinten anfällig bei Standardsituationen. Bremen hatte den klaren Plan, den VfB das Spiel machen zu lassen, im Wissen darüber, dass der VfB das nicht kann, um dann überfallartig zu kontern, weil es sich in der Liga herumgesprochen hat, dass der VfB einige Zeit braucht, um sich nach eigenen Angriffen defensiv zu sortieren. Dies funktionierte zwar nicht, dafür schlug es zwei Mal (eigentlich sogar drei Mal) nach Eckbällen ein. Beim ersten Gegentor ließ sich Klein von Prödl wegdrücken, der Rüdiger anköpfte und von dessen Körper der Ball den Weg ins Tor fand. Der eine oder andere Schiri pfeift das vielleicht ab, dennoch, das ging zu einfach. Und beim zweiten Tor wollten alle auf einmal, wie nach einer Strafecke beim Feldhockey, das Tor absichern und ließen dem Schützen Fin Bartels allen Raum der Welt, um die Kugel mit einem satten Schuss zu versenken. Wäre da nur einer herausgerückt, und hätte das Spielgerät erobern wollen, eine schöne Kontersituation hätte entstehen können. Der VfB fängt sich Tore ein, die gibt’s eigentlich gar nicht. Das einzig „positive“, am Samstag musste man nicht über unser Torwartproblem sinnieren.
Vorne waren wir weitestgehend kläglich, slapstickverdächtig schon der „Abschluss“ von Kapitän Gentner als er auf den Boden köpfte anstatt ins leere Tor. Das wäre das 1:1 gewesen und hätte neuen Mut gebracht. Nach dem 2:0 war dann „aus die Maus“, nichts ging mehr. Der VfB noch mehr verunsichert brachte keine klare Aktion nach vorne mehr zustande und Bremen brachte den Heimsieg sicher über die Runden.
So stand bei biederen Bremern ein 0:2 am Ende. Um mich herum Feierlaune ohne Ende. Das muss man eben aushalten können, wenn man sich seinen Platz bei den Heimfans sichert.
Und, ich muss sagen, mir fiel es nicht einmal schwer die Kontenance zu bewahren, konnte ich mich doch schon mindestens eine halbe Stunde lang darauf einstellen. Am Ende wünschte man sich gegenseitig noch viel Glück für den Klassenerhalt, war man sich doch auch da einig, dass besser Vereine wie Bremen, der VfB oder der HSV in der Liga bleiben sollen, als dass die Retortenvereine aufsteigen oder drin bleiben.
Der VfB ist am 11. Spieltag also dort angekommen, worauf schon einige Jahre emsig drauf hingearbeitet wurde. Wir sind Letzter. Veh macht derzeit auch nicht gerade den Eindruck, dass er den Schalter finden würde und wüsste, wie er den Karren wieder flott bekommt. Er lamentiert über die nicht vorhandene Qualität im Kader, die falsche Kaderzusammenstellung und die amateurhaften Fehler, die uns immer wieder das Genick brechen. Alles bekannte Tatsachen. Die Tabelle lügt nun mal nicht. Wir haben nach elf Spielen neun Pünktchen, die meisten Gegentore der Liga und auch die meisten Niederlagen auf dem Konto. All dies mache ich jedoch nicht am Trainer fest. Ich stelle mir nur die Frage, unter welchen Voraussetzungen, mit welchen Versprechungen er gelockt wurde und ob er nicht ein wenig blauäugig an die Aufgabe herangegangen ist. Man hört ja immer wieder heraus, dass Veh gerne noch etwas gemacht hätte auf dem Transfermarkt, jedoch kein Geld mehr da war. Beratungsresistent wie Fredi Bobic war, auch wie überzeugt er von der Qualität des von ihm zusammengestellten Kaders war, ist es nicht auszuschließen, dass Bobic eben auch alles abgeschmettert wurde, was an Änderungswünschen kam. Jedem, der die Vorsaison intensiv verfolgt hat, war es klar, dass im Defensivbereich etwas getan werden muss, dass wir auch da nur mit einem blauen Auge davon kamen, weil es eben noch drei blindere Teams in der Liga gab. Dass dies nicht immer gut ausgeht, dass 32 Punkte wohl kein zweites Mal für den 15. Platz reichen würden, ist ebenfalls so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber, da der große Knall nicht erfolgte, ging man das Unternehmen Saison 2014/2015 abermals sehr naiv an und der Trainer darf jetzt die Suppe auslöffeln. Daher ist es zu billig jetzt schon wieder den Trainer anzuzählen. Ich sehe den Zustand der Truppe mittlerweile als irreparabel an, vor allem was das Defensivverhalten und das Fehlen von Führungsspielern angeht. Und wenn man dann noch offensiv Zaubermäuse wie Maxim aufbieten muss, der es auch im Abstiegskampf mit Hacke, Spitze, eins, zwei, drei lösen möchte, dann gute Nacht VfB. Für den VfB geht es in den verbleibenden sechs Spielen bis zur Winterpause nur darum, noch das eine oder andere Pünktchen zu ergattern und den Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz nicht zu groß werden zu lassen.
Ob es förderlich ist, dass Veh seine Spieler, einen nach dem anderen, öffentlich abwatscht und somit noch mehr verunsichert, sei dahingestellt. Psychologisch vielleicht nicht der allerbeste Kniff. Auf der anderen Seite, wir haben es hier mit Männern zu tun, die das aushalten und ihre Schlüsse ziehen sollten. In der Ära Bobic/ Labbadia wurden die Spieler lange genug in Watte gepackt und sie konnten es sich in der Wohlfühloase VfB bequem machen, irgendwann ist eben auch Schluss mit lustig. Schon Stevens fasste die Jungs härter an und hatte Erfolg damit. Das allerdings in der Schlussphase der Saison, als man bereits zwei Übungsleiter verschlissen hatte und die Tabelle den Ernst der Lage unmissverständlich deutlich machte. In der Vorrunde hat es ein Trainer ungleich schwerer. Noch schwärmen die meisten von der Qualität, die man im Kader habe und sind der Auffassung, dass man zu Unrecht da unten festsitze.
Die Gefahr ist groß, dass, sollte die Mannschaft sich nach dem Kuschelkurs zurück sehnen und die harten und mahnenden Worte des bösen Veh als ehrabschneidend empfinden, den Trainer schneller abgeschossen hat, wie der gucken kann. Alles schon mal dagewesen!
Bitter war es, mit diesem Negativerlebnis als Inhaber der roten Laterne in die Bundesligapause zu gehen. Eine Aufarbeitung des Spiels, eine Fehleranalyse kann dadurch erst gut zehn Tage nach dem Bremen-Spiel erfolgen, wenn die Hälfte der Mannschaft wahrscheinlich gar nicht mehr weiß, wo wir gekickt haben.
Danach kommt dann der FC Augsburg ins Neckarstadion, gegen den wir in der letzten Saison sang- und klanglos 1:4 unter gingen. Einfacher als in Bremen dürfte es dann auch nicht werden. Augsburg weiß, wie man dem VfB Probleme bereitet, vor allem in Stuttgart. Köln und Hoffenheim haben es schließlich vorgemacht, hinten sicher stehen und vorne zumindest einen der Fehler ausnützen und fertig ist der Auswärtssieg. Ich würde es mir wünschen, dass der VfB dem Gegner diesen Gefallen nicht tut und den Fuggerstädtern nicht ins offene Messer laufen möge.
Lieber selbst hinten Beton anrühren, dass die Null ausnahmsweise einmal möglichst lange steht. Nur über die Defensive ist der Misere beizukommen. Wenn dann beide nicht viel Risiko gehen, birgt das natürlich die Gefahr eines langweiligen 0:0, was in der derzeitigen Situation jedoch schon als Achtungserfolg zu bewerten wäre.
Daniel Schwaab fällt verletzt aus, für ihn dürfte Georg Niedermeier wieder in die Innenverteidigung rücken. Timo Baumgartl, der in Bremen ein gutes Debut feierte, stünde ebenfalls als Alternative zur Verfügung. Ob man ihm bei diesem Hühnerhaufen, der sich Abwehr schimpft, jedoch einen Gefallen tun würde, ihn von Anfang an zu bringen, da habe ich meine Zweifel. Hier fehlt einmal mehr DER Abwehrchef, den man im Sommer versäumt hatte zu holen. Zudem plädiere ich dafür, Gruezo mal wieder zu bringen. Er war doch maßgeblich am Klassenerhalt in der letzten Rückrunde beteiligt, glänzt durch sein Stellungsspiel und fängt dadurch viele Bälle schon im Ansatz ab. Gentner, auch wenn er Kapitän ist, würde ich auf die Bank setzen, ist er doch vor allem defensiv keine Hilfe. Im Sinne einer erfolgversprechenden Taktik und Formation müssen nun mal Opfer gebracht werden.

Klar ist, in den nächsten beiden Spielen gegen Augsburg und in Freiburg sollte tunlichst gepunktet werden, um nicht schon aussichtslos ins Hintertreffen zu geraten. Allein, es fehlt der Glaube, wenn man sich die Hilflosigkeit der Truppe anschaut. Diese Saison könnte es wirklich so weit sein, dass sich das Missmanagement der letzten Jahre rächt. Man würde es sich ja manchmal wünschen, wenn man die Garantie hätte, dass wir, wie 1977, zurück kommen würden, als wir mit einer jungen, hungrigen und einen herzzerreißenden Fußball zelebrierenden Mannschaft auf Anhieb Vierter wurden. Doch, das waren andere Zeiten. Mittlerweile ist die (finanzielle) Kluft zwischen erster und zweiter Liga riesig. Ein Abstieg könnte den Ruin des Vereins bedeuten, es wäre fraglich, ob wir uns davon je wieder erholen würden. Sportlich würde ich es gelassener sehen. Da ich Pragmatiker bin und es versuche, mich auf neue Situationen immer schnell einzustellen, sehe ich zuerst das Positive. Die Wahrscheinlichkeit wäre groß, dass wir im Unterhaus wieder öfter jubeln könnten als zuletzt, Gegner wie Düsseldorf, Lautern, Bochum, Braunschweig, 1860, St. Pauli, KSC, Glubb, wären attraktiver als Paderborn, Augsburg, Hoffenheim & Co., in der Fangemeinde würde sich endlich wieder die Spreu vom Weizen trennen. Bis auf die Anstoßzeiten hätte die Liga schon ihren (eigenen) Charme und es wäre auch nicht aller Tage Abend. Wenn eben die finanzielle Ungewissheit nicht wäre! Diese erscheint mir derzeit unkalkulierbar, wenn man immer wieder zwischen den Zeilen heraushört, es dürfe nicht viel passieren, in der Bundesliga wohlgemerkt, und der Verein befände sich am Rande der Zahlungsunfähigkeit.

Daher müssen im Winter die Weichen für eine starke Rückrunde gestellt werden und Verstärkungen, notfalls fremdfinanziert, her. Ein Abstieg käme nämlich ein Vielfaches teurer.

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3. November 2014

Eigentlich gar nicht so schlecht, wenn…

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , – Franky @ 22:07

…es beim Fußball nicht um das nackte Ergebnis ginge. Die Spielanlage gegenüber dem Saisonbeginn stark verbessert, gelingt es mittlerweile sogar zu einer Vielzahl von Torchancen zu kommen, die ausreichen könnten, ein Spiel zu gewinnen.
Leider stand beim Gegner VfL Wolfsburg Diego Benaglio wie ein Fels in der Brandung zwischen den Pfosten, der immer dann, als man dachte, jetzt ein Tor und das Spiel könnte noch gedreht werden, zur Stelle war und Spieler und Fans gleichermaßen zur Verzweiflung trieb.
Auf der anderen Seite machte Thorsten Kirschbaum im VfB-Tor erneut eine unglückliche Figur. Beim richtungweisenden 0:1 ließ er Perisic die Lücke, um an ihm vorbei einzuschieben. Ein guter Torwart verkürzt da den Winkel, zumal dieser ohnehin recht spitz war.
Zum wiederholten Mal führte also nach guter Anfangsphase der erste Torschuss des Gegners zum Rückstand. Natürlich ist es ein bisschen früh, nach vier Spielen den Stab über Thorsten Kirschbaum zu brechen. Natürlich würde bei dieser „Abwehr“ wohl jeder Torwart der Welt öfter hinter sich greifen müssen als ihm lieb ist. Aber, einen positiven Schub hätte ich mir vom Torwartwechsel schon erhofft. Diese Maßnahme trifft man ja nicht von heute auf morgen, Armin Veh wird sich schon länger seine Gedanken gemacht haben. Der Fehler Ulles in Dortmund war letztlich der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte und ihn darin bestärkte, den Wechsel trotz des Standings Ulles bei weiten Teilen der Fans jetzt vollziehen zu können. Normalerweise leckt ein Torhüter, der seit er hier ist, stets auf eine Verletzung oder Sperre von Sven Ulreich „hoffen“ musste, seinem Trainer die Füße ob des Mutes seines Trainers. Normalerweise bringt man sich bei einer solchen Gelegenheit ein, konzentriert sich und setzt alles daran, überhaupt keine Zweifel aufkommen, dass diese Entscheidung die einzig richtige war.
Normalerweise, aber, was ist beim VfB schon noch normal? Wie man es aus den letzten Jahren auch von „Feld-Reservisten“ kennt, keiner drängt sich wirklich auf, keiner ist tatsächlich besser, als diejenigen, die uns davor den letzten Nerv kosteten. Es ist zum verzweifeln!
Jetzt haben wir auch noch ein hausgemachtes Torwartproblem. Zwei nervenschwache Schlussleute, die beide nicht den Eindruck erwecken, dem Druck im Haifischbecken Bundesliga gewachsen zu sein. Dass sie es nicht können, behaupte ich nicht einmal. Beide haben ein Kopfproblem, denken zu viel und treffen dadurch meist die falsche Entscheidung, wo doch gerade beim Torhüter Intuition so wichtig wäre.
Wie schon öfter ausgeführt, sehe ich Ulle seit über zwei Jahren nicht nur stagnieren sondern sich verschlechtern. Nachdem Ulle 2011 im Tief steckte und kurzfristig gar degradiert war, bekam er mit Efthimios Kompodietas einen Life Kinetik Trainer. Warum dieser den Verein verließ weiß ich nicht. Danach trimmte er die Nationalmannschaft auf Handlungsschnelligkeit und ist mittlerweile bei Arminia Bielefeld gestrandet. Bei der Life Kinetik geht es unter anderem darum, bei einer Handlung, die man tätigt, bereits die nächste im Kopf zu haben. Dies ist zweifelsohne ein Teilaspekt des von mir so oft strapazierten Antizipierens, einer Eigenschaft, die einem Torhüter gegeben sein muss. Wo kann der Ball hinfliegen, was mache ich dann, oder auch, ich fange einen Ball und weiß im gleichen Moment schon, wo ich ihn hinwerfe. Manuel Neuer, der Eftis Dienste im Kreis der Nationalmannschaft in Anspruch nehmen durfte, ist ein Paradebeispiel für diese so wichtige Handlungsschnelligkeit.
Möglicherweise wäre es an der Zeit, die Trainingsmethoden zu überdenken. Momentan sind unsre beiden ersten Torhüter kaum bundesligatauglich, weshalb ich inzwischen Andreas Menger, den viel gelobten Torwarttrainer, in Frage stelle. In den letzten beiden Jahren schaffte er es nicht die Torhüter besser zu machen, noch eine Konkurrenzsituation und ein Reizklima zu schaffen. Da fragt man sich, nach welchen Kriterien Mengers Arbeit beurteilt wird bzw. ob sie überhaupt kritisch hinterfragt wird? Das Gerücht, dass Ulle unter dem Schutzmantel Bobics seinen Dienst verrichtete schwebte ja seit Beginn von Bobics Managertätigkeit wie ein Damoklesschwert über dem Wasen. Wenn dem so war hatte folglich auch niemand ein wirkliches Interesse, auf dieser Position einen Konkurrenzkampf zu schüren, was im Leistungssport nicht gerade motivations- und leistungsfördernd und vor allem nicht zielführend ist.
Dass Menger diese vermeintlichen Vorgaben von oben offensichtlich klaglos hingenommen hat, spricht nicht unbedingt für ihn und erweckt den Eindruck, dass er nur ein weiterer VfB-Mitarbeiter ist, der glücklich damit ist, untergekommen zu sein, sein Auskommen zu haben, ob sein Job Sinn macht und Befriedigung verschafft oder eben auch nicht. Bobic liebte ja diese pflegeleichten Mitarbeiter, die keinen Stunk machen und die Klappe halten. Ein Mann, der etwas auf sich hält und in seinem Job Fortschritte sehen und die Früchte ernten möchte, macht es wie die Herren Albeck und Schrof, die, weil sie bei Bobic und Labbadia auf Granit bissen, das Weite suchten und beim Brause-Club in Leipzig anheuerten.
Die Frage ist, wie es jetzt weitergehen soll, nachdem schon der zweite Torwart in dieser Saison bewiesen hat, dem immensen Druck nicht gewachsen zu sein und vor allem dem Team keine Stabilität verleihen zu können.
Ob man dem jungen Vlachodimos einen Gefallen tun würde, ihn jetzt schon ins kalte Wasser zu schmeißen, ist eine heikle Frage. Er ist ein junger Kerl, zudem ein Hänfling, macht aber schon seit längerem mit konstant guten Leistungen bei unseren Amateuren auf sich aufmerksam.
Es ist ein schmaler Grat, ob man einen Youngster ins kalte Wasser schmeißt oder wie lang man ihn heranführen soll. Wir haben schon des Öfteren junge Leute so lang an die großen Aufgaben herangeführt und in Watte gepackt, bis sie ungeduldig wurden und letztlich schon keine Lust mehr auf den VfB hatten. Ein junger Mann kann aber auch reifen und sich stählen, an den höheren Aufgaben wachsen. Um hier eine Prognose abgeben zu können, dafür kenne ich Vlachodimos zu wenig, wie weit er schon gereift ist, ob er mit beiden Beinen auf dem Boden steht und wie es um sein Nervenkostüm bestellt ist. Eigentlich sollten dies die Verantwortlichen beurteilen, in die ich allerdings mit Ausnahme von Trainer Veh inzwischen fast jegliches Vertrauen verloren habe.
Leno, laut Menger zum Zeitpunkt seines Abgangs schlechter (!) als Ulle, stellt inzwischen unsere ersten beiden Torhüter problemlos in den Schatten. Er besticht nicht nur durch seine Leistungen auf der Linie, auch seine Ausstrahlung, seine Körpersprache sind für sein Alter schon sehr gut. Max Merkel prägte einmal den Spruch „Torhüter und Linksaußen haben alle eine Macke“. Auf die Torhüter gemünzt hieß das früher, dass sie Einzelkämpfer waren und oft mehr taten und ehrgeiziger waren als die Feldspieler. Heutzutage, wo Torhüter keine Konkurrenten sondern Partner sind, sich nicht gegenseitig Druck machen sondern helfen sollen, sie keine Ansprüche stellen sondern die Klappe halten sollen, gibt es diese Spezies natürlich nicht mehr in dieser Form. Trotzdem, wenn ich mir so manchen Keeper anschaue und unsere beiden daneben stelle, kommen sie mir schon besonders weichgespült vor.
Veh, der (selbst-)bewusst den Finger in die Wunde legt, hält nicht hinterm Berg und macht sich damit in der Vereinsführung nicht nur Freunde. Er spricht deutlich an, wo er Defizite sieht, was in den letzten Jahren schief gelaufen ist und auch, dass man doch bitteschön auf seinen Erfahrungsschatz zurückgreifen soll anstatt über ein weiteres Expertengremium nachzudenken. In die Managersuche wäre er gern eingebunden, was von Teilen des Aufsichtsrats offensichtlich nicht gerade goutiert wird. Jene Ordnungshüter also, die seit Jahren in erster Linie ihre eigenen Interessen vertreten, befürchten in Bezug auf Veh/ Hübner Vetterleswirtschaft. Interessant, um nicht zu sagen, saukomisch, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Hier scheint es auf einen Machtkampf hinauszulaufen, den ein Trainer bei dieser Vereinsstruktur eigentlich nur verlieren kann. Wahler ist zwar froh Veh zu haben und möchte ihm möglichst auch den einen oder anderen machbaren Wunsch erfüllen, beißt damit beim Aufsichtsrat aber mehr und mehr auf Granit. Das allerdings nicht nur, weil dieser Veh nicht zu mächtig sehen möchte, sondern auch weil Bernd Wahler beim Aufsichtsrat nicht mehr so richtig wohlgelitten ist. Einmal mehr ein Beispiel, wer unseren Verein (heimlich) regiert.
Veh wiederum ist ein Alphatier, der sich nicht verbiegen lässt und tut und sagt, was er für richtig hält. Eine gefährliche Konstellation! Sollte Veh mit falschen Versprechungen gelockt worden sein und ihm jetzt noch Steine in den Weg gelegt werden, ist die latente Gefahr vorhanden, dass er die Brocken hinschmeißt. Das hat er schon zwei Mal in seiner Karriere gemacht, will der VfB es vermeiden, dass er es ein drittes Mal tut, sollte er vorsichtig sein.
Wenn man schon so wenig Fachkompetenz im Verein hat, muss man seinem Trainer ein Stück weit vertrauen. Wenn er potentielle (finanzierbare) Zugänge vorschlägt sollte das Bemühen erkennbar sein, dass man ihm diesen Wunsch versucht zu erfüllen und nicht halbherzig auf halber Strecke aufgeben oder sich anderweitig umschauen.
Genau so verhält es sich mit dem Sportdirektor. Ob es jetzt gerade Bruno Hübner werden muss, mit dem Veh in Frankfurt harmonisch zusammenarbeitete, sei dahingestellt. Eingebunden werden sollte der Trainer aber schon, schließlich muss die Chemie stimmen zwischen den beiden, die am Ende des Tages so eng zusammenarbeiten sollen.
Vor vier Jahren setzte man Christian Gross Fredi Bobic vor die Nase, die von Anfang nicht miteinander konnten. Bei Gross‘ Wunschspieler Petric, der schon fast hier war, ließ man den Transfer leichtfertig platzen, was dem Trainer schlussendlich vor Augen führte, welche Wertschätzung er im Verein erfuhr, nämlich so gut wie keine. Das Ende ist bekannt!
Nimmt der Aufsichtsrat also wieder seine Blockadehaltung ein, ist zu befürchten, dass sich auch die Amtszeit von Armin Veh schon wieder dem Ende zuneigt. Dann heißt wieder so schön, „verschiedene Auffassungen“ hätten zur Trennung geführt. Ob Veh eines Tages selbst hinwirft oder der Verein die schlechte Tabellensituation, die ausschließlich den Fehlentwicklungen der letzten Jahre geschuldet ist, als willkommene Gelegenheit aufnimmt, den Dickkopf Veh loszuwerden, sei dahin gestellt. Vielleicht versucht man ihn ja auch „nur“ hinauszuekeln, um nicht die den Etat noch immer belastenden Abfindungszahlungen an die Herren Mäuser, Labbadia, Schneider und Bobic die an Veh folgen lassen zu müssen.
Dieses Szenario ist von mir bewusst düster ausgeführt, es wäre aber typisch für den VfB, wenn es genau so ablaufen würde. Bei uns sind ja Fehler bekanntlich dazu da, sie immer wieder zu machen, anstatt aus ihnen zu lernen.
Nun bin ich, ich gebe es zu, dramatisch abgedriftet, war doch das eigentliche Thema das 0:4 gegen den VfL Wolfsburg. Und trotzdem ist eigentlich anfangs alles gesagt, vielversprechende Offensivaktionen, haarsträubende Ballverluste im Mittelfeld (Romeu, Niedermeier, Leitner), die zu Gegentoren führten, eigener Torwartfehler, starke Torwartleistung auf der Gegenseite, fertig war das 0:4. Unglaublich, wie wir den Gegner zum Toreschießen einluden, so etwas hat die Bundesliga vermutlich zuletzt zu Zeiten von Tasmania Berlin gesehen. Bis zur Winterpause müssen wir wohl oder übel mit diesen Protagonisten leben, dann aber sollte tunlichst Qualität hinzu verpflichtet werden.
Was für mich äußerst befremdlich war, war, dass mir am Samstag das 0:4 so wenig ausgemacht hatte. Wie die meisten im weiten Rund war ich zwar enttäuscht darüber, dass wir nichts Zählbares mitgenommen haben, einigermaßen zufrieden war ich aber mit der Leistung und der Moral der Mannschaft.
Erst am Sonntag dann, als ich hörte, zweithöchste Heimniederlage der Vereinsgeschichte, fragte ich mich, was die unterirdischen Darbietungen aus den letzten Jahren mit mir gemacht haben, um nach einem 0:4 noch Beifall zu klatschen. Wie tief sind die Ansprüche mittlerweile gesunken. Waren unter Labbadia Heimspiele an der Tagesordnung, bei denen es komplette Halbzeiten gab, in denen wir nicht einmal aufs Tor schossen, war am Samstag wenigstens Bewegung und Zug nach vorne drin. Statt eines langweiligen 1:0 gingen wir mit wehenden Fahnen 0:4 unter. Hurra kann man da nur sagen.
Ich zwar kein unverbesserlicher Optimist, aber, durchaus Realist. Dass die Saison extrem schwer werden wird, war mir klar, spätestens, als erkennbar wurde, dass die schonungslose Aufarbeitung der Vorsaison einfach mal ausgefallen war.
Ich vertraue Armin Veh nach wie vor und räume ihm die Zeit ein, die er benötigt, um der Mannschaft ein neues Gesicht zu verleihen. Ihm muss die Chance gegeben werden, Spieler, die uns nicht weiterbringen, fortzuschicken und andere, auch welche seines Vertrauens, hinzuholen. Ich spüre im Vergleich zu den Vorjahren schon eine Veränderung und anerkenne, dass Veh einiges ausprobiert. Es ist nur bedauerlich, dass ihm bisher das Glück fehlt und keine seiner Änderungen eine spürbare Verbesserung bringt. Der Gesamteindruck ist eben nichts wert, wenn man zuhause 0:4 verliert. Stümperhafte Fehler im Spielaufbau, keine Absicherung nach hinten, eine Grundordnung nicht mehr vorhanden, so lässt sich die Abwehr ein ums andere Mal auskontern. Das sind Situationen, die die Mannschaft auf dem Platz regeln muss. Veh sagt sicherlich nicht, „rennt alle blindlings nach vorne“.
Es klingt zwar nach Durchhalteparole, wenn Veh gebetsmühlenartig wiederholt, diese anfängerhaften Fehler müssten abgestellt werden, trifft es aber doch irgendwie. Gegen die Wölfe wurde der VfB wegen dieser weit unter Wert geschlagen.
Auf Bremen freue ich mich, auch wenn es so etwas wie ein Schlüsselspiel wird. Ganz schwer, Bremen im Aufwind, wir nervlich angeschlagen. Ein frühes Gegentor und alle Dämme könnten brechen. Auf der anderen Seite aber auch die Chance einen Bigpoint zu setzen und sich Selbstvertrauen vor den wichtigen Spielen gegen Augsburg und in Freiburg zu holen. Spannend wird’s auf jeden Fall, nicht nur das Spiel sondern auch, wie wir hoch kommen, sollte der GDL tatsächlich daran gelegen sein, erneut für ein Wochenende den Bahnverkehr in Deutschland lahmzulegen.

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30. Oktober 2014

Gefühlschaos in Frankfurt

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , – Franky @ 20:33

Nach der überragenden Aufholjagd gegen Leverkusen und dem Wissen darüber, doch noch Torgefährlichkeit und Esprit entwickeln zu können und dabei sogar auch noch Buden zu machen, ging es eine Woche später ins Frankfurter Waldstadion.
Das Waldstadion ist eines dieser Stadien, das durch die Umbauten zur WM 2006 in ein reines Fußballstadion um einiges schöner geworden ist. Dort fahre ich immer gern hin, genügend Gastronomie drum herum und kurze Wege vom Busparkplatz zum Gästebereich.
Nach einigen kleineren und größeren Scharmützeln mit den Frankfurtern in der Vergangenheit, könnte man annehmen, das Spiel würde zum Hochsicherheitsspiel erklärt und die beiden Fanlager würden strikt getrennt werden. Nichts von alledem: kaum aus dem Busparkplatz raus, schon kreuzen sich die Wege zwischen Eintrachtlern und VfBlern. Selbst der Gästebereich im Stadion ist nicht strikt von den Frankfurter Fans in unserer Kurve und denen auf der Gegengerade getrennt. Ganz zu schweigen von den Imbiss- und Getränkebuden direkt vor dem Stadioneingang, wo sich die Fans gemeinsam auf das Spiel einstimmen.
Wie jedes Mal, wenn ich auswärts fahre, sind zwar meine sämtlichen Antennen ausgefahren, Ärger hatte ich in Frankfurt aber schon lange nicht mehr. Früher gab es das eine oder andere Spiel, als Frankfurter „Fans“ den Schwaben im Wald auflauerten und man am besten zusah, dass man Land gewinnt, diese Zeiten aber sind schon lange vorbei. Genauso im Übrigen wie jene aus den 80er-Jahren, als eine intensive Fanfreundschaft mit der Eintracht gelebt und gepflegt wurde. Spätestens aber 1992, als wir der Eintracht die sicher geglaubte Meisterschale in der 86. Minute des letzten Spieltags noch entrissen haben, spätestens seit dem war es vorbei mit der Freundschafts-Herrlichkeit.
Wir lagen mit dem Bus einmal mehr super in der Zeit, so dass es noch ein paar Kaltgetränke am Bus reichte, bevor wir uns in Richtung Stadion begaben. Schnell die Einlasskontrollen passiert, wie erwartet ohne Probleme. Frankfurt ist eines der ganz wenigen Stadien, das in seiner Stadionordnung überhaupt keine Restriktion bezüglich der Fotoausrüstung aufgeführt hat, so dass hier mit keinen dummen Fragen und kritischen Blicken zu rechnen war. Da diese Prozedur so schnell vonstattenging, reichte es noch ein „Schnelles“, während immer mehr Bekannte auftauchten und man sich über das zu erwartende Spiel austauschen konnte. Tenor war, Leverkusen muss Auftrieb geben, Frankfurt ein gutes Pflaster, Veh kennt die Eintracht, also, was sollte eigentlich schief gehen?
Mein Präsident vom Fanclub machte es möglich, Oberrang, Reihe 1, Platz 1, wie von mir gewünscht. So konnte ich direkt auf unseren Block fotografieren, diesen zwar von hinten, habe aber natürlich niemanden vor mir und somit freien Blick auf Block und Spielfeld. In manch einem Stadion bin ich mit dieser Denke zwar schon hereingefallen und saß direkt hinter einer fetten zerkratzten Plexiglasscheibe, in Frankfurt wusste ich aber, dass es dort keine gibt. Platz 1 auch immer gut, zumindest, wenn die Nummern aufsteigend und nicht absteigend in den Block gehen. Meinem Präsi, der sich immerhin um die Belange von weit über 900 Mitgliedern kümmern muss, gehe ich mit diesen Extrawünschen zwar das eine oder andere Mal auf den Sack, andererseits, wenn ich mir schon eine teure Karte leiste, sollte diese auch einen Mehrwert mit sich bringen, sonst könnte ich gleich in den Stehbereich gehen.
Wie jedes Mal, wenn ich die Stufen hinaufsteige und sich vor mir das Stadioninnere mit seinen voll besetzten Tribünen entfaltet, setzt das besondere Kribbeln ein, das ein Couch-Fußballfan einfach überhaupt nicht nachempfinden kann. Besonders geil ist es dann, wenn, wie am Samstag ein zahlenmäßig beachtlicher Auswärts-Mob aufgeboten wird. Gut 4.000 Schwaben fanden den Weg nach Frankfurt. Natürlich ist die Begegnung mit der Eintracht immer auch ein Spiel, wo Leute hinfahren, die sonst eher selten auswärts anzutreffen sind. Für einen Trip in die Mainmetropole spricht die Stadt, reine Männer-Ausflügler zieht es meist in die weltberühmte Kaiserstraße – die Entfernung und dass man in Frankfurt generell gut Party machen kann, tun ihr Übriges.
Bei solchen Spielen ist die Anzahl derer dann, denen die Tour wichtiger als das Spiel ist, natürlich extrem hoch. So kann es schon mal vorkommen, dass man über die eine oder andere Alkoholleiche stolpert und Leute den Stadionsitz dazu nutzen, Schlaf nachzuholen. Das sind Begleiterscheinungen, die man so hinnehmen muss. Mir ist es eigentlich in all den Jahren noch nie passiert, dass ich von einem Spiel nichts mehr mitbekam, aber, so hat eben jeder seine eigenen Prioritäten.
Zur besten Fußball-Zeit, Samstag 15:30 Uhr, ging es hinein ins Spiel. Der VfB im Vergleich zum Leverkusen-Spiel gleich auf vier Positionen verändert. Bei Vedad Ibisevic wurde ein sich anbahnender Ermüdungsbruch im Fuß festgestellt, weshalb ihm absolutes Sportverbot auferlegt wurde. Heutzutage gibt es Verletzungen, die es zu meiner aktiven Zeit einfach noch nicht gab. Da hat man gespielt, bis eben etwas „gefatzt“ ist. Aber, sei’s drum, gute Besserung, Vedad. Er wird voraussichtlich bis Jahresende ausfallen, so dass es nun gilt diesen „schweren Verlust“ zu kompensieren. Ich bin mir relativ sicher, dass es uns gelingen wird, einen Ersatz aufzubieten, der mehr als das eine Tor zustande bringen wird, mit dem Ibisevic im Kalenderjahr 2014 „glänzte“.
Zudem steigen von nun an die Chancen, dass wir auch tatsächlich zu elft spielen. Vedad gab doch in diesem Jahr vorne nur noch den Alleinunterhalter, hat so gut wie nicht am Spiel teilgenommen und fiel nur dadurch auf, dass er die ohnehin wenigen Angriffe jäh beendete, in dem er sich entweder fallen ließ oder selbst foulte. Durch sein ständiges Lamentieren und Reklamieren ist er bei den Schiedsrichtern unten durch und immer für eine Karte oder sogar eine Tätlichkeit gut. So gesehen, denke ich, schwächt uns diese Verletzung nicht wirklich. Die einzige Frage, die sich in dem Zusammenhang stellt, ist höchstens die, wie man sich einen Ermüdungsbruch zuziehen kann, wenn man weitestgehend herumsteht. Das wiederum fällt in das Fachgebiet der Ärzte, die ihm diese Pause verordneten.
Für mich sieht es eher wie eine Schutzsperre aus, man zieht ihn eben aus dem Verkehr. Sollte an der oft kolportierten vertraglich zugesicherten Stammplatzgarantie etwas dran sein, wäre dies zumindest eine Möglichkeit, den Weg für eine andere Spielphilosophie freizumachen. Der klassische Mittelstürmer hat langsam ausgedient, bei der WM war es so zu beobachten, unser Ex-Manager aber hat noch schnell den Vertrag, zu verbesserten Konditionen versteht sich, verlängert. Das versteht außer ihm wohl keiner!
Auch Leitner musste verletzt passen, zudem blieben Werner und Rüdiger zunächst einmal auf der Bank. Stattdessen rückte Harnik an Stelle von Ibisevic in die Sturmspitze, Maxim und Kostic, die gegen Leverkusen frischen Schwung brachten, rückten ebenso ins Team wie Sakai, der noch gegen Leverkusen nach seinen Länderspielstrapazen auf der Bank Platz nehmen musste.
Die größte Überraschung aber war, dass Sercan Sararer in der Startformation stand. Jener Sararer, der vor der Saison zusammen mit Raphael Holzhauser zu den Amateuren verbannt wurde, weil Armin Veh mit einem kleineren Kreis von Spielern arbeiten wollte. Jener Sararer, der in der letzten Saison kein einziges Spiel von Beginn an bestreiten durfte kam wie Phönix aus der Asche und veranstaltete einen ordentlichen Wirbel.
Sein gutes Spiel überraschte mich nicht. Schon beim Trainingslager im Zillertal hatte ich den Eindruck, es könnte seine Saison werden. Zwar war schon damals festzustellen, dass er (noch) nicht Vehs erste Wahl war, doch, jedes Mal, wenn er eingewechselt wurde, probierte er einiges und bestach durch seine Technik und auch den Willen noch etwas im Spiel zu bewegen. Daher dachte ich eigentlich, erst recht nach der Leihe von Marco Rojas zu Fürth, dass er erster Backup für Martin Harnik auf rechts werden könnte. Ich fand es äußerst schade, dass er, zu dem Zeitpunkt als Harnik schwächelte und auf der Bank saß, schon zu den Amas degradiert war, wer weiß, vielleicht wäre schon da seine Zeit gekommen. So aber fand ich es sehr mutig von Veh, ihn zurückzuholen und ihn auf Anhieb auch ins kalte Wasser zu werfen.
Das gefällt mir an Armin Veh, es kann sich keiner sicher fühlen und auf der anderen Seite bekommt jeder eine Chance, der sich aufdrängt. So entstehen automatisch Anreize, Gas zu geben und sich nicht auf vergangenen Lorbeeren auszuruhen.
Waren die Formationen in den letzten Jahren eher als starr zu bezeichnen, überrascht uns (und die Gegner) Veh im Herbst 2014 Woche für Woche aufs Neue. Ich bin mir nach wie vor sicher, dass es Armin Veh in seiner zweiten Amtsperiode schaffen wird, dem VfB seinen Stempel aufzudrücken und er uns aus der Talsohle herausführen wird.
Wer gedacht hatte, eine emotionale Steigerung zu Leverkusen wäre nicht möglich, wurde am Samstag eines Besseren belehrt. 1:0, 1:1, 1:2, 1:3, 2:3, 3:3, 4:3, 4:4, 4:5!!!!! Ein Wahnsinn, der den knapp 50.000 in einem denkwürdigen Spiel geboten wurde. Selbst ich als vergleichsweise alter Hase kann mich an ein solches Spiel mit diesen ständigen Führungswechseln nicht erinnern. Ein Gefühlschaos sondersgleichen. Zuversicht, Ernüchterung, Jubel, Jubel, Jubel, Erleichterung, leichtes Schlucken, wieder Ernüchterung, Entsetzen, Hoffnung bis schließlich zum kollektiven Ausflippen beim Siegtreffer sowie beim Schlusspfiff. Doch, von Anfang an:
Der VfB kam sehr gut ins Spiel, überbrückte das Mittelfeld variabel, durch die permanenten Positionswechsel von Kostic, Maxim und Sararer spielte der VfB die Frankfurter schon zu Beginn schwindelig.
Schnell kam der VfB zu seinen ersten Chancen, war aber im Abschluss (noch) zu fahrig. Dann kam es, wie so oft in den letzten Jahren. Erste Ecke der Eintracht, erster Torschuss und schon lagen wir zurück. Klein verlängerte die Ecke unglücklich an den langen Pfosten, wo Seferovic erst die Latte traf und schließlich Madlung zum 1:0 abstauben konnte. Der VfB aber, gestählt von der Aufholjagd gegen Leverkusen, ließ sich nicht beirren und übernahm sofort wieder das Kommando.
Sararer und Kostic hatten gute Einschussgelegenheiten, ehe Harnik in der 34. Minute endlich den Bann brach. Etwas glücklich und mit „Bande“ von Romeu stark abseitsverdächtig angespielt, schob er die Kugel an Wiedwald vorbei in die Maschen. Ich gebe es zu, komisch sah das schon aus, da sich selbst die Schiedsrichterkoryphäen Merk und Fandel nicht einig darüber sind, ob es abseits war oder nicht, braucht man schon einmal dem Schiri keinen Vorwurf machen und wir brauchen uns ob des Tores nicht zu entschuldigen.
Der vielumjubelte Ausgleich war da, das Ergebnis auf null gestellt, was mir die vermeintliche Gelegenheit eröffnete, beruhigt die Toilette aufzusuchen. Denkste, kaum hatte ich mit der natürlichen Bierentsorgung begonnen, brandete erneut Jubel auf. Da die Akustik in einem Stadion nicht immer Rückschlüsse zulässt, auf welcher Seite das Tor gefallen war, wartete ich zunächst einmal ab, ob die Frankfurter Torhymne abgespielt werden würde, ehe ich mir sicher sein konnte, ob wir führen.
Das wäre mir aber spätestens dann klar gewesen, als ein mir nicht bekannter VfBler hereinkam und mich fast umriss vor lauter Freude, zum Glück war ich in diesem Moment schon so gut wie fertig!
Danach brachte der VfB die Führung relativ locker in die Halbzeit, so dass die Halbzeitanalyse am Bierstand zwar zufrieden ausfiel, wir uns aber alle einig waren, dass das Spiel eigentlich schon entschieden sein müsste und wir tunlichst den vermeintlichen Todesstoß mit einem 3:1 setzen müssten. Gesagt, getan! Gute fünf Minuten nach Wiederbeginn, der VfB stürmte nun in Richtung VfB-Block, erzielte Gentner mit einem tollen Schlenzer nach Doppelpass mit Maxim das 3:1. Ein wunderschönes Tor meines „speziellen Freundes“, das Ding war durch, zumal Sararer in der 56. Minute das 1:4 auf dem Fuß hatte. Der VfB zelebrierte den Fußball wie schon lang nicht mehr, was sollte da noch schief gehen.
Einiges! Eine Minute später kam Frankfurt zum Anschlusstreffer, acht Minuten später führte die Eintracht 4:3. Vor dem 3:3 wollte Veh noch auf den Halbzeitwechsel der Eintracht, als Aigner gekommen war, reagieren und Rüdiger zur Stabilisation einwechseln. Zu spät, just dieser Aigner ließ unsere „Abwehr“ wie Slalomstangen stehen und markierte das 3:3.
Da auch noch Kirschbaum patzte und Madlungs Kopfball unter seinem Körper hindurchrutschte, war das Unfassbare eingetreten. Binnen acht Minuten einen Zweitorevorsprung verspielt, wo gibt’s denn sowas?
Die Eintracht obenauf, wir VfB-Fans verstanden die Welt nicht mehr. Zum Glück stand am Samstag eine Mannschaft auf dem Platz, die das Siegergen eingeimpft hatte und sich dagegen stemmte, sich die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Nach schönem Pass von Schorsch Niedermeier in den Lauf des eingewechselten Timo Werner, vollendete dieser gekonnt zum 4:4. Auch hier sah der Torwart nach meinem dafürhalten nicht gut aus. Sei’s drum, pari, was die Torwartfehler anging. Aber auch noch das 5:4 ging auf die Kappe des Trapp-Vertreters Wiedwald, als er eine Freistoßflanke von Kostic direkt vor die Füße von Gentner abklatschte und dieser zum 4:5 abstaubte.
Doppeltorschütze Gentner, der schon beim legendären 4:4 in Dortmund das letzte Tor erzielte. Spiele, die sich zu solchen ohne taktische Zwänge entwickelt haben, scheinen ihm also besonders zu liegen.
Sechs Minuten plus Nachspielzeit mussten noch überstanden werden, um den hochverdienten Sieg auch tatsächlich feiern zu können. Die rote Karte für Seferovic nahm ich im Stadion ehrlich gesagt überhaupt nicht richtig wahr, doch auch zu zehnt wäre der Eintracht in der 91. Minute fast noch das 5:5 geglückt. Hlousek stoppte Aigner in letzter Sekunde rüde, ich denke, über einen Elfmeterpfiff hätten wir uns nicht beklagen dürfen.
Nach fünf Minuten Nachspielzeit war endlich Schluss, der VfB durfte seinen ersten Auswärtssieg seit dem November 2013 feiern. Sicherlich hochverdient, auch wenn man natürlich über die haarsträubenden Fehler in der Defensive reden muss.
Auch Kirschbaum hatte, um es milde auszudrücken, nicht seinen besten Tag. Im Gesamtpaket, von der Ausstrahlung, dem Antizipieren und deinem fußballerischen Können gefällt er mir besser als Sven Ulreich, dessen Zeit als potentieller Stammtorhüter bei uns hoffentlich vorbei ist. Als Lückenbüßer, als Backup, lasse ich mir Ulle ja noch gefallen, sich als unumstrittene Nummer 1 zu etablieren, dafür hatte er jedoch lang genug Zeit gehabt und diese Chance leider nicht genutzt. Allein eine Ikone und bei vielen Fans beliebt zu sein, genügt eben nicht. Auch die Kastanien, die er für uns schon aus dem Feuer holte, zählen heute nichts mehr. Es zählt das hier und heute und da muss man ganz klar sagen, dass Ulle schlechter und ein Nervenbündel geworden ist. Lieber habe ich einen Typen, wie es Jens Lehmann einer war, im Kasten, der zwar nicht Everybody‘s Darling war, bei dem man sich aber nie sorgen musste, zumindest in sportlicher Hinsicht nicht.
Es war klar, als Veh kam, dass er unbequeme Entscheidungen treffen muss, möchte er den Bock umstoßen. Nur durch Handauflegen kann keine Besserung eintreten, es müssen schließlich vier schlechte Jahre aufgearbeitet werden, wobei man automatisch zu den Protagonisten kommt, die nahezu die ganzen vier Jahre mitgemacht haben.
Veh macht das meiner Meinung nach gut und sollte weiter das Vertrauen des Vereins und von den Fans genießen. Wenn ich teilweise schon wieder lese, Veh hätte Ulle herausgenommen, weil er nicht mit ihm kann, platzt mir die Hutschnur. Hinterhergeschoben wird dann noch ein „hoffentlich ist Veh bald weg, damit Ulle wieder im Tor steht“. Eine solch negative Stimmungsmache schadet nur und ist nicht zielorientiert und zudem realitätsfern. Wir wollen doch alle nur das Eine, dass es dem Patienten VfB wieder besser geht. Veh hat Ulle nicht zur Nummer 2 degradiert, weil er ihn nicht leiden kann, sondern, weil er für sein Spiel einen schneller denkenden und fußballerisch besseren Torhüter benötigt.
Ob Kirschbaum auf Dauer das Zeug zur Nummer 1 hat, wird sich erweisen. Wenn nicht, muss eben der nächste ran, Vlachodimos oder ein ganz neuer Mann. Ulles Artenschutz durch den Filz Bobic/ Schwab gehört der Vergangenheit an. Veh hat erkannt, dass sich Ulle nicht weiterentwickelt hat und kaum noch Steigerungspotential besitzt, daher kann ich es mir nicht vorstellen, dass Veh zurückrudert, nur weil Kirsche womöglich auch nicht besser ist.
Am Samstag hatte ich den Eindruck, dass auch Kirsche nervlich nicht der gefestigtste ist, so dass zu befürchten ist, dass wir in ein Torwartproblem hinein schlittern, wenn er seine Nerven nicht in den Griff bekommt.
Spätestens dann aber gehört die Arbeit von Andreas Menger hinterfragt, der uns im Sommer, schon damals auf die Unsicherheit Ulreichs angesprochen, sagte, zum Zeitpunkt des Weggangs von Leno wäre Ulle der bessere Torhüter gewesen. Ich hoffe, Kirsche gewinnt uns am Samstag gegen Wolfsburg das Spiel, damit diese Diskussion beendet ist, bevor sie richtig begonnen hat.
Insgesamt machen mir die letzten beiden Auftritte mehr Mut als dass sie mir Angst einflößen würden. Der VfB hat gezeigt, dass er in der Lage ist, Tore zu schießen, an der Defensivarbeit muss eben weiter mit Hochdruck gefeilt werden.
Gut, dass der VfB offensichtlich an Carlos Zambrano dran ist, ein gestandener Verteidiger mit guter Technik, der dazwischenhaut und sich nichts gefallen lässt.
Mir würde er gefallen, ob mit oder ohne Antonio Rüdiger würde man sehen. Sollte wirklich halb Europa an ihm interessiert sein und der Preis stimmen, muss ein Verein wie der VfB verkaufen, alles andere wäre fahrlässig und den Mitgliedern nicht vermittelbar, wenn auf der Mitgliederversammlung das nächste Millionendefizit publiziert wird.
Gegen Wolfsburg dürfte Armin Veh wieder auf eine stabilere Grundordnung zurückgreifen. Leitner wird wohl wieder einsatzfähig sein, Gruezo ist auch immer eine Option. Spätestens seit Samstag aber versuche ich mir Prognosen, was die Startaufstellung angeht, zu verkneifen. Veh tüftelt sicherlich schon jetzt daran und wird Fans und Gegner wieder mit der einen oder anderen Personalie überraschen.
Langsam aber sicher trägt die Arbeit von Veh Früchte, unser Spiel wird variabler und ist auch schon wieder besser anzuschauen. Zudem scheinen Trainer und Team mehr und mehr zueinander zu finden. Durch die eine oder andere Personalentscheidung hat sich Veh bestimmt nicht nur Freunde gemacht, aber es hat ihm Respekt eingebracht.
Wenn dieser Trainer dann bei einem Halbzeitstand von 0:3 gegen den Championsleague-Teilnehmer Leverkusen die richtigen Worte findet, den am Boden liegenden Jungs Mut macht, dass hier noch etwas geht und das dann tatsächlich auch klappt, ist im Zusammenwachsen von Trainer und Team schon immens viel gewonnen. Die Mannschaft merkt, dass der Trainer einen Plan hat, die Richtung vorgibt und die Mannschaft nicht im Regen stehen lässt sondern an sie glaubt. Wenn sich dann auch Erfolgserlebnisse einstellen, wird ihm die Mannschaft bedingungslos folgen, solang er authentisch bleibt, nicht gekünstelt rüberkommt oder sich verbiegen lässt. Noch ist er relativ kurz wieder hier, zu früh also, um ihn in den Himmel zu loben und die schlechten Jahre für beendet zu erklären, aber, ich sehe uns auf einem guten Weg.
Das alles macht mir Mut, diese Saison, die allein der tabellarischen Konsolidierung gilt, gut und ohne größere Abstiegsangst zu überstehen. Mehr erwarten ohnehin nur Phantasten.
Es ist doch tatsächlich so, dass ich es schon kaum erwarten kann, bis es am Samstag weiter geht, eine Vorfreude, die es bei mir vor Heimspielen schon einige Zeit nicht mehr gegeben hat.
Natürlich bin ich nicht so blauäugig und würde erwarten, dass wir die Wolfsburger an die Wand spielen. Die Wolfsburger sind für mich heißer Championsleague-Aspirant und haben eine qualitativ herausragende Mannschaft. So bin ich mir im Klaren darüber, dass schon alles optimal laufen müsste, wollen wir gegen die Wölfe punkten. Aber, die Tendenz zeigt nach oben, klappt es am Samstag nicht, gewinnen wir eben in Bremen, wo die Trauben nicht ganz so hoch hängen dürften, und das trotz Trainerwechsel und trotz der Tatsache, dass wir in Bremen seit 2006 (unter Armin Veh!) nicht mehr gewannen.
Aber, auch das Spiel gegen die Wölfe muss erst einmal gespielt werden. Lassen sich die Fehler in der Defensive minimieren, ohne, dass die Angriffslust und –klasse vorne leidet, liegt eine Überraschung im Bereich des Möglichen. Ich freue mich drauf und hoffe, dass der Fußball der letzten drei Halbzeiten, viele Leute mobilisiert, ins Stadion zu kommen. Die Aktion, dass Gentner/ Kirschbaum im Milaneo sowie Maxim/ Werner im Fancenter Tickets verkauft haben, fand ich übrigens einen klugen Schachzug. So haben es sich Leute, die sonst womöglich ferngeblieben wären, doch überlegt, ins Stadion zu kommen. Die Mannschaft braucht jede Unterstützung, der Verein das Geld, und nicht zuletzt, auch mir als Fan macht es mehr Spaß, wenn die Hütte voll ist.

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