26. Januar 2021

Offener Brief an Thomas Hitzlsperger

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , – Franky @ 17:04

Lieber Thomas Hitzlsperger,

da wir augenscheinlich in der Zeit der offenen Briefe leben, wende auch ich mich mit einem ebensolchen an Dich.

Ich habe Tage und Nächte des Grübelns verbracht und muss Dir doch mal etwas mit auf den Weg geben. Es geht ein Riss durch unseren VfB, nicht nur zwischen AG und Verein, sondern auch zwischen Euch da oben und uns Fans.

Eigentlich bist Du ja ein Glückskind! Du konntest Dein Hobby zum Beruf machen und hast 2005 Dein Glück mit dem Wechsel von Aston Villa zum VfB gefunden.

Dein „Hammer“, die linke Klebe, war in der Liga gefürchtet und von uns VfBlern geliebt. Wir haben Dich ins Herz geschlossen, schon lange vor dem goldenen Schuss 2007 zum Ausgleich gegen Energie Cottbus. Ecke Pardo, Direktabnahme Hitzlspergeeeeerrrrrrrrrr! Ekstase pur, spätestens ab diesem Moment branntest Du Dich ein in die Geschichtsbücher des VfB Stuttgart 1893 e. V.

Es gibt nicht viele derart einprägsame Momente in der über 127-jährigen Vereinsgeschichte, wie dieser, als Dir 56.000 Zuschauer im Stadion und Hunderttausende in der Innenstadt und in den Sportbars zu Füßen lagen.

Anschließend wurdest Du gar unser Kapitän, ehe 2010 Christian Gross keine Verwendung mehr für Dich hatte und Du bei der anschließenden Tour über Lazio, West Ham, Wolfsburg, Everton und schließlich der Everton-Reserve nie mehr annähernd so glücklich wurdest, wie einst am Neckar.

Wir Schwaben brauchen immer etwas länger, jemandem das Herz zu öffnen, bei Dir ging es rasend schnell, warst Du doch stets nicht nur der abkassierende Profi, sondern schautest schon als Spieler über den Tellerrand hinaus. Ob im Trainingslager oder bei sonstigen Gelegenheiten, immer wenn man Dich ansprach, hattest Du freundliche Worte parat und nahmst Dir Zeit für jene, die den Zirkus unterstützen.

Nach der Karriere wolltest Du den Fußball von der anderen Seite kennenlernen und zeichnetest unter anderem für eine Ausgabe von 11Freunde als Chefredakteur verantwortlich. Bei einem Magazin, welches den Fußball aus dem Blickwinkel der Fans betrachtet und die Sorgen und Nöte der Fans in den Fokus stellt. Anschließend warst Du als erfrischend nüchterner Experte bei Live-Spielen der ARD am Start und erwarbst Dir hohe Reputation weit über das Schwabenland hinaus. Du wurdest überregional wahrgenommen, als einer der Klartext redet und Werte verkörpert, der für Integrität und Toleranz warb, einer, der was zu sagen hatte und dem man gerne zuhört(e). All das gipfelte schließlich letztes Jahr im von Bundespräsident Steinmeier verliehenen Bundesverdienstkreuz.

Nach dem Abstieg 2016, als der VfB ohne Präsidenten dastand und die Vereinsführung gerade mal aus Bankkaufmann Heim und Trikotverkäufer Röttgermann bestand, zauberten die Herren Dich als „Berater“ des Vorstands aus dem Hut, einen Sympathen, der damals auch dringend nötig war, als der Verein in „Schutt und Asche“ lag.

Es spielte dabei offensichtlich überhaupt keine Rolle, was ein Berater des Vorstands den lieben langen Tag so macht, es genügte bereits, sympathisch zu sein und dem gemeinen Fan den Eindruck zu vermitteln, unser aller Glück läge nicht allein in den Händen von Heim und Röttgermann.

Ein Jahr später berief man Dich ins Präsidium, danach ernannte man Dich zum Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Wieder ein Jahr später, nach dem desaströsen 0:3 bei Fortuna Düsseldorf und der Entlassung von Michael Reschke ernannte man Dich als dessen Nachfolger zum Vorstand Sport, womit Du erstmals beim VfB in der Karriere nach der (Spieler-)Karriere in den Fokus der Öffentlichkeit gerietst.

Zugegeben, es war ein undankbarer Job! Präsident Dietrich lag mit Reschke im Clinch, weil Reschke Weinzierl nach knapp fünf Monaten wieder entlassen wollte. Weder das wollte Dietrich Reschke zugestehen, erst recht aber nicht, dass Reschke den nächsten Fehlgriff auf die Trainerbank setzt. Deshalb musste Reschke gehen und nicht Weinzierl.

Damit solltest Du Dich nun herumschlagen und demonstriertest Nibelungentreue zu einem Trainer, bei dem bereits nach wenigen Wochen klar war, dass er weder zum Verein noch zur Mannschaft passt und der VfB mit ihm sehenden Auges gen Abstieg zusteuern würde.

Dein Zaudern und Deine mangelhafte Entschlussfreudigkeit (stimmt, diese wirfst Du nun ja Claus Vogt vor…) ließen das Schiff unaufhaltsam gen Unterhaus schlingern, ehe die „Mannschaft“ das letzte Wort sprach und durch ein 0:6 bei Weinzierls alter Liebe Augsburg zum Handeln zwang, wenngleich leider viel zu spät.

Mit Nico Willig an der Seitenlinie war in der Truppe zwar wieder ein Wille erkennbar, das Aufbäumen kam jedoch zu spät, womit der Abstieg hausgemacht war und Du Dir als Mitverantwortlicher für den Abstieg erste Kratzer auf dem bislang blitzblanken Lack zugezogen hast.

Deine zögernde Haltung in der Trainerfrage wurde Dir verziehen, hatte der Abstieg doch auch etwas Selbstreinigendes. Mit Sven Mislintat an Deiner Seite wurden alte Zöpfe abgeschnitten und Altlasten nur noch behalten, wenn sie vertraglich gebunden waren und es nicht einsahen, sich ein neues Betätigungsfeld zu suchen. Der Aufstieg gelang mehr schlecht als recht, lediglich dem Unvermögen des HSV war es zu verdanken, dass es zurück in die Bundesliga ging.

Deinem Werdegang im Club tat der Abstieg freilich keinen Abbruch. Im Gegenteil, Dein persönlicher Aufstieg nahm an Rasanz sogar noch zu. Keine fünf Monate nach dem Abstieg wurdest Du auf den neu geschaffenen Posten des Vorstandsvorsitzenden gehievt und warst fortan nicht mehr nur für den Sport, sondern auch die Bereiche Unternehmensstrategie und Kommunikation verantwortlich. Trotz namhafter „Konkurrenz“ in einem ganz gewiss ergebnisoffenen Bewerbungsverfahren (?) wurdest Du Leuten wie etwa Bernhard Heusler, die nachweislich schon erfolgreich einen Profiverein geführt haben, vorgezogen. Bist eben ein Glückskind!

Oder war es etwa nicht bloßes Glück, und es steckte Kalkül Deiner Förderer beim VfB dahinter? Wollte man lieber einen, der schon aus purer Dankbarkeit Vorgänge der Vergangenheit nicht hinterfragen würde, anstatt von außen einen Macher zu holen, der die Leichen im Keller der Mercedesstraße 109 ausbuddeln könnte?

Wie tief der Sumpf auf dem Cannstatter Wasen ist, lässt sich auch gut fünf Monate nach Bekanntwerden des Datenskandals nur erahnen. Die Blockadehaltung, von der die Medien zunehmend berichten, spricht nicht gerade für den Willen, die versprochene Transparenz und lückenlose Aufklärung auch tatsächlich einzulösen.

Auch wenn die Fa. Esecon mittlerweile einräumte, der VfB sei inzwischen etwas kooperativer geworden und Du Artikel der Zeitung mit den vier großen Buchstaben freudig teilst, stellt man sich die Frage, ob es nicht ein Leichtes wäre, Ermittlern jetzt Zugang zu ermöglichen, wenn vorher monatelang die Gelegenheit bestand, Beweise beiseite zu schaffen.

Wie der VfB IT-seitig aufgestellt ist und ob es Datensicherungen gibt, an die „normale“ Mitarbeiter nicht herankommen, vermag ich nicht zu beurteilen. Jedoch, bei allem was man beim VfB rund um die IT so mitbekommt (WLAN-Gate, unzuverlässig verlaufende Abstimmungen, Zusammenbrechen der Webseite bei besonderen Schnäppchen oder Ticketverkäufen, etc. pp.), scheint man mit der elektronischen Datenverarbeitung im 21. Jahrhundert noch nicht angekommen zu sein.

Also schwebt der Datenskandal nach wie vor über Allem und scheint im Haus mit dem roten Dach der Auslöser großer Nervosität und Panik zu sein!

Noch immer glaube ich nicht, dass Du den in Deinem Namen veröffentlichten offenen Brief vom 30. Dezember des Vorjahres alleine verfasst hast und dieser aus freien Stücken erfolgte. Wie verzweifelt muss jemand sein, der wahre Schimpftiraden ablässt, um Präsident Claus Vogt loswerden und ihn mundtot zu machen, nur, weil dieser sich auf die Fahnen geschrieben hat, den Datenskandal vollumfänglich aufklären zu wollen. Wer in der AG hat was genau zu befürchten?

Ich weiß, als Vorstandsvorsitzender der AG bist Du uns Fans und Mitgliedern keine Rechenschaft schuldig, jedoch nur, solang es um die Belange der AG geht. Wird aber der amtierende und gewählte Präsident, der sich zudem bei weiten Teilen der Fans großer Beliebtheit erfreut, aufs Übelste herbeleidigt, um erwirken zu wollen, dass dieser aufgibt, geht uns das sehr wohl etwas an.

Wen meinst Du schützen zu müssen, wenn Du, wie inzwischen bekannt ist, die Ermittlungen der Fa. Esecon am liebsten beenden wolltest, „weil die Kosten aus dem Ruder gelaufen sind“?

Nach heutigen Erkenntnissen sind diese, wenn überhaupt, nur deshalb aus dem Ruder gelaufen, weil die Ermittler von Beginn an nicht wie erforderlich ihrer Arbeit nachgehen konnten. Zudem seien die Kosten größtenteils von einer Versicherung gedeckt. Der Vorwurf einer fehlenden Kostenschätzung muss allein schon damit entkräftet sein, dass die AG dem Vernehmen nach der Fa. Esecon ebenfalls einen Auftrag erteilt hat und somit mit den Konditionen vertraut gewesen sein sollte, sofern sie selbst eine Kostenschätzung eingefordert hat.

Wie groß muss die Verzweiflung sein, mit kinderleicht zu widerlegenden Vorwürfen an die Öffentlichkeit zu gehen? Bist doch ein intelligenter junger Mann, dem es klar gewesen sein musste, dass Lügen kurze Beine haben und gerade solche Vorwürfe in Windeseile widerlegt sein dürften, wenn sie denn nicht stimmen.

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, so dass ich mich mit den wenigen inhaltlichen Vorwürfen Deines offenen Briefes gar nicht weiter auseinandersetzen möchte.

Bewahrheitet sich allein dies, lässt das nur den Schluss zu, dass der offene Brief allein das Ziel hatte, Vogt zu erledigen und aus dem Amt zu drängen.

Deine Präsidentschaftskandidatur entpuppt sich damit lediglich als eine Scheinkandidatur, weil auch Dir klar sein muss, mit welchen Versprechungen die Ausgliederung erreicht wurde und dass diese unter anderem darauf fußte, dass der Präsident des e.V. gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender in der AG zu sein hat. Ob ihr hier dennoch ein Hintertürchen findet und Du großzügig auf den Aufsichtsratsvorsitz-Posten verzichten würdest, geschenkt. Der Präsidentenposten war nie ein wirkliches Ziel von Dir, die Kandidatur sollte lediglich dazu führen, dass Vogt entweder aufgibt oder der Vereinsbeirat Euch beide nicht nominiert.

Letzteres scheint einzutreten, verfolgt man die Berichterstattung der letzten Tage. Der Vereinsbeirat schaltete einen Headhunter für die Kandidatensuche ein. An der Stelle sei die Frage erlaubt, können wir uns den überhaupt leisten?

Medien berichten bereits, Gaiser sei der favorisierte Kandidat des Vereinsbeirates, der gegen Mister X antreten soll. Volker Zeh habe beim Briefing nicht den allerbesten Eindruck hinterlassen und scheint allenfalls als Notnagel zur Wahl gestellt werden.

Dem Vernehmen nach ist es Euch also tatsächlich gelungen, Vogt für eine nächste Amtszeit zu verhindern. Wie armselig! Fühlt sich das tatsächlich gut an? Fühlt man sich dabei gar als Triumphator? Schaut man sich ein solches Vorgehen bei Leuten wie Wilfried Porth ab, die von Berufs wegen Arbeitnehmer aus dem Job mobben, wenn man sie nicht mehr brauchen kann, wie man aus der Daimler-Belegschaft hört? Mit dem Unterschied natürlich, dass Porth dies Untergebenen gegenüber praktiziert und Du den Aufstand gegen einen Vorgesetzten probst.

Ein ehrenamtlicher e.V.-Präsident wird immer eine Art Laiendarsteller sein, der zunächst ins Amt hineinwachsen und die Aufgabe mit seinen anderen Verpflichtungen in Einklang bringen muss. Gedenkt Ihr mit dem nächsten genauso zu verfahren, wenn Euch seine/ ihre Nase nicht passt oder er/ sie nicht nach Eurer Pfeife tanzt? Ihr macht Euch die Welt, Widdewidde wie sie Euch gefällt.

Der Einfluss des e.V. in der AG ist ohnehin sehr beschränkt und nicht mal damit kommt ihr klar? Mit einem, der zwar Vorgänge hinterfragen, sie aber meist sowieso nicht ändern kann? Damit habt Ihr schon ein Problem? Das kannst Du vielleicht Deiner Großmutter erzählen, mir nicht. Ich glaube nicht daran, dass das Ausüben der Kontrollpflicht im Aufsichtsratsgremium zum großen Riss geführt hat, sondern dass die Vorwürfe vorgeschoben sind, um Vogt zu eliminieren.

Solang der Datenskandal über allem schwebt und der Verdacht im Raum steht, dass Ihr Vogt nur deshalb loswerden möchtet, damit gewisse Herrschaften weiter ihr Unwesen auf dem Wasen treiben können, hat Vogt jegliche Unterstützung verdient. Claus Vogt ist unser gewählter Präsident und MUSS ohne Wenn und Aber zur Wiederwahl aufgestellt werden, es sei denn, in den nächsten Wochen kommt noch heraus, dass er silberne Löffel geklaut oder sich durch Anderes untragbar gemacht hat.

Solang auch nur ansatzweise der Verdacht besteht, dass Vogt gezielt gemobbt wird, die Mit-Präsidiumsmitglieder Gaiser und Mutschler, die mutmaßlich auch in Datenskandal und Ausgliederungspropaganda verstrickt sind, nicht mit, sondern gegen ihn arbeiten, muss Vogt rehabilitiert werden.

Das Bild, das man sich in den letzten Wochen über die Vorgänge und Machtverhältnisse beim VfB gemalt hat, bekam gestern einen weiteren Anstrich. Anscheinend seien Claus Vogt und Du inzwischen im Gespräch und ihr versucht aus der verfahrenen Situation einigermaßen heil herauszukommen. Chapeau! Vogt habe es nachvollziehbar abgelehnt, den Aufsichtsratsvorsitz abzugeben, sei aber mit Dir übereingekommen, auf seinen Sitz im Präsidialrat zu verzichten, in dem sonst noch Porth und Adrion sitzen, was jedoch von „einem“ langjährigen Aufsichtsratsmitglied abgelehnt worden sei. Dass es sich bei diesem mutmaßlich um Wilfried Porth handelt, dürfte auf der Hand liegen.

Weitere Schlichtungsversuche scheiterten oder verliefen im Sande. Dein offener Brief war harter Tobak und wäre in normalen Unternehmen, wenn ein Vorstandsvorsitzender seinen Vorgesetzten im Aufsichtsrat derart angreift, ein Kündigungsgrund gewesen. Für die Wortwahl hast Du Dich inzwischen, spät und halbherzig, entschuldigt. Die Vorwürfe und die Ambition als Präsident zu kandidieren stehen jedoch noch im Raum. Für diese Woche hast Du weitere Erklärungen angekündigt, auf die ich mittlerweile gut verzichten kann. In Deinen bisherigen Statements höre ich sehr viel „ich“ heraus und nicht einmal einen Gedanken, wie sich denn Claus Vogt nach Deiner Schimpftirade gefühlt haben muss. Diese Ausführungen hättest Du Dir dann auch sparen können, schließlich hast Du Dir die Reaktionen auf den offenen Brief selbst zuzuschreiben.

Solang Du meinst, Dich vor den Karren der Sponsoren-Vertreter im Aufsichtsrat, Gaiser, Mutschler, Heim, Röttgermann, Schraft und anderen spannen lassen zu müssen, hast Du jegliches Vertrauen verspielt.
Natürlich bildet die Blogger- und Twitter-Bubble nicht die gesamte Fanszene ab. Auch die Ultras, deren Botschaften ihr täglich unmissverständlich lesen könnt, sind nicht die gesamte Fanszene. Der Fan-Ausschuss auch nicht, repräsentiert allerdings schon einen beträchtlichen Teil der organisierten Fans. Und dann gibt es natürlich noch jene, die damals „Ja zum Erfolg“ sagten und sich wohl erneut um den Finger wickeln lassen würden, wenn denn das Produkt auf dem Rasen zufriedenstellend liefert, denen die Vereinspolitik letztlich also egal ist.

Uns alle eint jedoch wohl, dass wir von dem derzeitigen Schmierentheater enttäuscht und entsetzt sind und auf zügigen Waffenstillstand hoffen.

Ich wünsche mir, dass Du wieder zu jenem Thomas Hitzlsperger wirst, der Du warst, als wir noch stolz auf Dich sein konnten. Dem Werte etwas bedeuten und der sie nicht mit Füßen tritt. Der für Recht, Ordnung und Transparenz steht und nicht falsche Freunde deckt und zu unlauteren Mitteln greift.

Stellt man die Frage nach Vogts Eignung für das Präsidentenamt, darf man durchaus auch hinterfragen, was einen einstigen Kicker und TV-Experten befähigen soll, ein Millionen-Unternehmen zu führen. Bislang, als Du noch unsere Lichtgestalt warst, war das kein Thema, zu groß Deine Verdienste um den Verein. Jetzt aber, im Glashaus sitzend, müssen solche Fragen erlaubt sein.

Zu einer guten Unternehmensführung gehört auch ein gutes Krisenmanagement. Dass Du die Reaktionen und Anfeindungen nach Deinem offenen Brief so nicht erwartet hast, gar geschockt bist, verwundert mich. Einen bislang untadeligen Claus Vogt derart niedermachen und erledigen zu wollen, zeugt nicht von menschlicher Größe, weshalb der Gegenwind, der Dir dafür entgegenschlägt, nur berechtigt ist.

Noch bin ich weit davon entfernt, „Spalter-„Bilder von Dir im Netz zu teilen, ertappte mich allerdings schon bei einem zarten Liken eines solchen. Was Du losgetreten hast grenzt an Verrat an den Mitgliedern und darf nicht ungesühnt bleiben.

Mittlerweile zucke ich schon zusammen, wenn ich Dein Konterfei irgendwo sehe, eine Reaktion, die ich seit Wolfgang Dietrich beim VfB nicht mehr von mir kannte. Soweit ist es gekommen! Mach bitte nicht noch mehr kaputt und besinne Dich darauf, was Du einst verkörpertest.

Entkräfte die Vorwürfe an Claus Vogt, findet eine gemeinsame Linie, ob es Porth passt oder nicht. Liefere diejenigen ans Messer, die Unrecht zu verantworten haben und die maßgeblich für den Niedergang seit der Meisterschaft stehen. Und wenn Du am Ende als einziger Vorstand übrig bleiben solltest, jeder ist ersetzbar, es kann nur besser werden.

Aus meiner Sicht hättest auch Du eine zweite Chance verdient, nutze sie bitte. Es wäre jammerschade, spieltest Du den Märtyrer für all jene, die außer Vetterleswirtschaft und Machterhalt nichts im Schilde führen, und die ihr eigenes Wohl über das des VfB stellen.

Grenze Dich von denen ab und handele nach Deinem Gespür, nicht nach dem was man Dir vorgibt. Noch ist ein gewisser Rückhalt unter den Fans vorhanden, nicht zuletzt wegen der Auftritte auf dem grünen Rasen. Allerdings steht man auch da am Scheideweg. Sollte gegen Mainz nicht gepunktet werden, kann sich auch dieser Eindruck schnell ins Gegenteil umkehren, womit der Wind von allen Seiten rauer werden dürfte.

Allein auf das Pferd „Junge Wilde“ zu setzen wäre also riskant, das ist nach wie vor Tagesgeschäft. Das Fundament für eine bessere sportliche Zukunft scheint zwar geschaffen, es wäre schön, wenn in Zukunft wieder vorwiegend darüber berichtet werden würde.

Ich hoffe noch immer, dass Du zur Besinnung kommst und die Entscheidung des Vereinsbeirats gegen Deine Kandidatur nicht zugleich eine Entscheidung gegen Dich UND Claus Vogt sein wird, was jedoch zu befürchten ist. Wenn Du süffisant in den Stuttgarter Nachrichten zitiert wirst mit „In meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender arbeite ich mit dem von der Mitgliederversammlung gewählten Präsidenten des Vereins zusammen. Der Vereinsbeirat wird entscheiden, welche Kandidaten er den Mitgliedern zur Wahl vorschlägt“, meine ich zwischen den Zeilen zu lesen, dass Du schon wüsstest, wen der Vereinsbeirat NICHT vorschlagen wird, wenn man davon ausgehen muss, dass eine weitere Zusammenarbeit zwischen Vogt und Dir undenkbar ist.

Dies käme einem Affront gegen alle Mitglieder gleich. Schadensbegrenzung wäre sicher noch möglich, wenn Du auf den Vereinsbeirat zugehen würdest, Deine Kandidatur zurückziehst und darauf einwirkst, im Sinne eines demokratischen Prozesses, dass dieser Claus Vogts Kandidatur zulassen soll.

Stellen sich dann im Wahlkampf und nach Veröffentlichung der Ergebnisse im Datenskandal die Vorwürfe an ihn als gerechtfertigt heraus, ist Vogt tatsächlich die Pfeife, als die Du ihn hinstellst, obläge es den Mitgliedern, ihn einfach nicht mehr zu wählen.

So aber, wie Ihr es Euch vorstellt, einen unliebsamen Präsidenten, der erstmals nicht vom Aufsichtsrat vorgeschlagen wurde, einfach aus dem Amt zu putschen und dem Vereinsbeirat einen eigenen Kandidaten aufs Auge zu drücken, widerspricht jeglichem Demokratieverständnis.

Ich möchte ausdrücklich kein Plädoyer für Vogt abhalten, weil ich dessen Arbeit im Innenleben nicht beurteilen kann, aber, Eure Vorgehensweise stinkt zum Himmel und darf schon deshalb nicht am Ende von Erfolg gekrönt sein.

In diesem Sinne, besinne Dich auf das, was Dich einst ausgezeichnet hat, DU hast noch diese eine Chance, wenn Du denn loslassen kannst von falschen Freunden, Fördern und Gönnern, die, wie Dietrich einst sagte, „die sich schon seit langem an den gut gefüllten Töpfen unseres Vereins bedienen wollen.“

Nutze sie!!!

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 9.0/10 (122 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +59 (from 81 votes)
20. Januar 2021

Das VfB-Dilemma oder, jetzt wird’s so richtig schmutzig!

Noch Mitte Dezember maß man der anstehenden Präsidentenwahl beim VfB Stuttgart 1893 e. V. keinerlei Bedeutung zu.

Es schien klar, dass der amtierende Präsident Claus Vogt nach knapp einjähriger Probezeit, in der er es geschafft hat, die von Dietrich und seinen Schergen tief gespaltene Fangemeinde wiederzuvereinen, das Votum für eine weitere Amtszeit erhalten würde, in der er sich endgültig beweisen würde können.

Dann kam kurz vor dem Jahreswechsel Thomas Hitzlsperger mit seinem offenen Brief, der einem Frontalangriff auf Vogt glich, ums Eck und stürzte den VfB (mal wieder) ins Chaos.

Hitzlsperger hat eine Situation heraufbeschworen, in der es nur Verlierer geben kann. Hitzlsperger überschätzte dabei offensichtlich sein eigenes Standing und rechnete damit, Vogt würde klein beigeben und den Kampf gegen die (so offensichtlich seine Selbstwahrnehmung) Lichtgestalt von vornherein als aussichtslos einordnen.

Da hat Hitzlsperger allerdings die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Vogt denkt gar nicht daran, zurückzuziehen und sollte das auch nicht tun, ist er es doch, der von den Mitgliedern einen Auftrag erhielt und nicht Thomas Hitzlsperger.

Wieviel Kalkül hinter Hitzlspergers Vorstoß steckte, lässt sich noch immer nicht abschließend einordnen. Immer mehr drängt sich der Verdacht auf, dass Hitzlspergers einzige Intension war, Claus Vogt zu beschädigen, so dass eine weitere Amtszeit ausgeschlossen ist und er, ist dieses Ziel erst erreicht, generös auf seine Kandidatur verzichten könnte. Es muss auch ihm klar gewesen sein, dass es jeglichem Demokratieverständnis widerspricht, gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der AG und e. V.-Präsident sein zu wollen, vor allem nach den Beteuerungen am Rande der Ausgliederung, welch wichtige Rolle der e. V. auch weiterhin spielen soll.

Hitzlsperger hat den gesamten Verein in ein Dilemma gebracht. Der Vereinsbeirat hat nun die undankbare Aufgabe, bestenfalls die Streithähne zu trennen und keinen der beiden aufzustellen, womit Hitzlspergers Ziel erreicht wäre. Ich hätte ehrlich gesagt ein Problem damit, sollte diese Dampfhammermethode tatsächlich am Ende von Erfolg gekrönt sein.

Hitzlspergers Entschuldigung auf der offiziellen (AG-) Webseite, nachdem er auf seiner privaten Domain gegen Vogt gepöbelt hat, ist für mich scheinheilig und nimmt keinerlei Druck vom Kessel. Die Vorwürfe stehen weiterhin im Raum, von seiner Kandidatur nahm er auch keinen Abstand, also, hat sich rein gar nichts dadurch geändert. Im Gegenteil, der Vereinsbeirat mahnte davor schon beide Streithähne an, öffentliche Statements in der Zeit der Kandidatenfindung zu unterlassen, so dass Vogt nicht einmal auf diese Worte reagieren und kundtun darf, ob er die Entschuldigung annimmt, und ob theoretisch eine künftig vertrauensvolle Zusammenarbeit noch denkbar wäre. Da Hitzlsperger für sein öffentliches Statement vom Vereinsbeirat nicht gemaßregelt wurde, darf man durchaus daraus schließen, dass Hitz noch immer Narrenfreiheit genießt.

Dieser Tage meldete sich dann wieder der Vereinsbeirat zu Wort, bezeichnend dabei, dass diese „Mitgliederinformation“ zuerst in der BILD-Zeitung zu lesen war, ehe die Mitglieder die Mail erhielten, und tat kund, dass vor der Veröffentlichung der Ergebnisse der Untersuchungen im Datenskandal keine Kandidaten zur Wahl vorgeschlagen werden würden und, dass eine externe Personalvermittlungsagentur mit der Suche eines weiteren Kandidaten betraut werden würde.

Abgesehen davon, dass Hitzlsperger den Verein in die Nähe der Zahlungsunfähigkeit rückte und jetzt sowohl Kosten für die Prüfung, ob Hitzlspergers Kandidatur rechtens ist, als auch für die weitere Kandidatenfindung als unmittelbare Folge Hitzlspergers Präsidentschaftsambitionen weitere bestimmt nicht unerhebliche Kosten anfallen, offenbart das Vorgehen, dass der Vereinsbeirat nicht gedenkt, Vogt UND Hitzlsperger als Kandidaten ins Rennen schicken zu wollen.

Hitzlspergers Ansinnen hat auch den Vereinsbeirat in eine kaum lösbare Verlegenheit gestürzt. Stellt man keinen der beiden zur Wahl, käme dies einem Misstrauensvotum gegen Vogt gleich und wäre ein Affront all jenen gegenüber, die Vogt gewählt und damit das Vertrauen ausgesprochen haben. Zudem wäre der Putschversuch Hitzlspergers erfolgreich zum Abschluss gebracht worden. Mission completed, würde man dann im Lager Hitzlsperger konstatieren können.

Wird Vogt, wie man es eigentlich erwarten darf, als Kandidat zugelassen und glaubt Hitzlspergers Worten, setzte sich der „Riss durch den Verein“ fort und eine fruchtbare Zusammenarbeit aller Gremien scheint nahezu ausgeschlossen.

Um diese Entscheidung(en) ist der Vereinsbeirat nicht zu beneiden und kann dabei ebenfalls nur verlieren. Seit der einstigen Nibelungentreue zu Wolfgang Dietrich sind Erhard und Maintok aus dem Vereinsbeirat vielen ohnehin nicht gut gelitten, erweckten sie doch stets den Eindruck, der AG näher als dem Verein, dessen Mitglieder sie zu vertreten haben, zu stehen.

Dieser verworrenen Situation sollte alsbald der Stecker gezogen und die Mitgliederversammlung auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Momentan wird das Pferd von hinten aufgezäumt. Erst soll man sich für die Kandidatur zum e. V.-Präsidenten bewerben, dann tritt Hitzlsperger in den Ring und ändert die Vorzeichen komplett, dann sollen (Teil-)Ergebnisse des Datenskandals vorliegen und danach wird (mindestens) ein Kandidat aus dem Hut gezaubert, der Stand jetzt weder Mitglied sein, noch einen VfB-Bezug haben muss.

Noch immer schwebt der Datenskandal über allem! Noch immer stehen Vorwürfe im Raum, Hitzlsperger wäre fremdbestimmt von all jenen, die seinen steilen Aufstieg erst möglich gemacht haben. Noch immer werde ich den Verdacht nicht los, dass Vogt von allen, die Konsequenzen aus dem Datenskandal zu befürchten haben, gemobbt wird und ihm die Arbeit derart erschwert wird, dass es ihm gar nicht möglich ist, Ergebnisse zu liefern, sind doch Alleingänge, wie immer betont wird, beim VfB überhaupt nicht mehr möglich. Vogt sitzt mit den Herren Gaiser und Mutschler im Präsidium, zwei Männern also, die maßgeblich an der Ausgliederung mitgewirkt und möglicherweise auch ihre Finger im Datenskandal haben. Was, wenn diese Vogts Bemühungen, Projekte auf den Weg zu bringen, gezielt torpedieren? Dann ist es ein leichtes, mit dem Finger auf Vogt zu zeigen, er kriege nichts auf die Kette, sollte er allein auf weiter Flur und auf verlorenem Posten zu stehen.

Deshalb sollte über Präsidentschaftskandidaten erst nachgedacht werden, wenn Ergebnisse der Fa. Esecon auf dem Tisch liegen. Und zwar Endergebnisse und nicht „hopplahopp“ zustande gekommene Flickschusterei, um die Kosten nicht weiter ausufern zu lassen und die möglichst wenig personelle Opfer fordern. Wir Mitglieder haben ein Recht auf die ganze Wahrheit und darauf, dass es fortan beim VfB mit rechten Mitteln zugeht und Mitglieder nicht weiter systematisch hinters Licht geführt werden. Es geht um Vertrauen in alle Gremien, ob Präsidium, Vereinsbeirat, Aufsichtsrat, Vorstand.

Liegen danach Fakten auf dem Tisch, wer Dreck am Stecken und wer ein reines Gewissen hat, sollte die Präsidentschaftskandidatur neu ausgeschrieben werden. Durch Hitzlspergers verbale Blutgrätsche in Form einer Kandidatur, die möglicherweise rechtlich, zumindest aber moralisch nicht zulässig ist, änderten sich die Vorzeichen im „Wahlkampf“ gravierend, und das leider erst, nachdem die Bewerbungsfrist verstrichen war.

Vielleicht hatte ja im Rahmen der Ausschreibung ein Mitglied seine Kandidatur in Erwägung gezogen, wegen des zu erwartenden Erdrutschsiegs von Claus Vogt, die Kandidatur aber nicht eingereicht? Vielleicht gibt es da draußen ja jemanden, dem der VfB am Herzen liegt, der die Voraussetzungen erfüllt und gegen Zeh (oder Mister X) gerne antreten würde?! Vielleicht hätte gar Christian Riethmüller noch einmal den Hut in den Ring geworfen, hätte er gewusst, wie Vogt abserviert werden soll?!

Bevor eine teure Headhunting-Agentur einen Clown auftut, der gegen Zeh antritt, sollte doch den Mitgliedern noch einmal, unter völlig anderen Vorzeichen, die Chance auf eine Kandidatur eröffnet werden.

Bis hier hin hatte ich gestern den Beitrag vorgeschrieben, hatte dann keinen Kopf mehr, wollte heute noch Korrektur lesen und den Beitrag veröffentlichen. Danach sollte noch ein Lamentieren über die Situation und, dass von zwei Sympathieträgern am Ende höchstens einer übrig bleiben kann, folgen.

Es ginge jedoch nicht um den VfB, würde sich die Situation binnen weniger Stunden nicht gravierend ändern. Die STN/STZ veröffentlichten nämlich in Person von Marko Schuhmacher einen Artikel, dessen Inhalt reichlich Zündstoff in sich birgt. Darin werden Vogts Ausführungen, wonach der Auftrag an die Fa. Esecon von der AG eingegrenzt werden sollte und torpediert wurde, bestätigt. Ermittlungen, die die damalige Rolle der Herren Mutschler, Heim und Röttgermann beträfen, würden von genau denselben Personen manipuliert bzw. hätten sie „nachhaltig Einfluss“ genommen.

Die versprochene lückenlose und transparente Aufklärung wird ad absurdum geführt, wenn Befragungen im Beisein ein- und desselben Rechtbeistands erfolgen und somit Aussagen abgesprochen werden. Einer lückenlosen Aufklärung widerspricht zudem, wenn angeforderte Unterlagen einen internen Freigabeprozess durchlaufen müssen und somit einer Verschleierung Tür und Tor geöffnet ist. Thomas Hitzlsperger wird in dem Artikel mit Vorwürfen konfrontiert, dass er es abgelehnt habe, die Zugänge der beurlaubten Schraft und Fischer sperren zu lassen, was ich ja bereits in meinem letzten Blog angeprangert hatte.

Insgesamt harter Tobak also, der die Zukunft des kompletten AG-Vorstands in Frage stellt. Ist dann noch zwischen den Zeilen zu lesen, dass Riky vom STR-Podcast von Hitzlsperger kontaktiert und aufgefordert wurde, die kritische Berichterstattung zu unterlassen, was der Grund für die Podcast-„Pause“ sein dürfte, lässt das tief blicken, was den Umgang mit Andersdenkenden angeht.

Hitzlsperger hat Vogt in seinem offenen Brief vorgeworfen, die Existenz des Vereins aufs Spiel zu setzen! Hat er damit etwa gemeint, wenn weiter so vehement um die Fortsetzung der Ermittlungen gerungen wird, dass dann nicht mehr viel von den in Verantwortung stehenden Personen übrigbleibt? Oder geht es gar um justiziable Enthüllungen und noch um viel mehr als „nur“ Datenweitergabe?

Nach den ganzen Vorgängen rund um die Ausgliederung, dem für dumm verkaufen und der Manipulation von Mitgliedern, fragwürdigen Abstimmungsergebnissen schon seit der Dietrich-„Wahl“ bis hin zum WLAN-Gate, fragt man sich natürlich schon, wo wurde damals schon betrogen und was war wirklich Zufall. Das Vertrauen in die handelnden Personen ist jedenfalls tief erschüttert.

Sollten die Vorwürfe, die spätestens seit gestern im Raum stehen, stimmen, muss es Rücktritte hageln und Vogt muss rehabilitiert werden. Dabei möchte ich noch einmal klarstellen, dass ich nicht einmal an der Person Vogt hänge, aber der Gerechtigkeitsfanatiker in mir hochkommt. Seit der Ausgliederung war es klar, dass der e.V.-Präsident nicht viel mehr als ein Grüßgott-August ist und die Musik in der AG spielt. Vogt ist aber hoch anzurechnen, dass er zu seinem Versprechen steht, der Sache auf den Grund zu gehen, was mit unseren Mitgliederdaten wirklich geschah. Welcher Sumpf aus der Geschichte dann entstanden ist, ist ihm nicht anzulasten.

Von Hitzlsperger bin ich schon jetzt, egal was noch folgt, tief enttäuscht. Wie wohl die meisten sah ich ihn lange, mit Vogt zusammen, als das sympathische Gesicht und gute Gewissen des VfB an. Er verkörpert Werte und hat sicherlich nicht zu Unrecht das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Dass er, wie es sich jetzt darstellt, auch nur machtgeil ist, und jene, die ihm den steilen Aufstieg binnen kürzester Zeit ermöglicht haben, schützt, und Mitgliederrechte mit Füßen tritt, hätte ich noch vor wenigen Wochen nicht für möglich gehalten.

Sollte sich bewahrheiten, dass auch er den Ermittlungen im Wege stand, die Vorwürfe gegen Vogt größtenteils haltlos sind und lediglich in dieser Schärfe formuliert werden, um ihn aus dem Weg zu räumen, wäre das Rufmord und Hitzlsperger wäre der Lüge (oder in VfB-deutsch Wahrheitsbeugung) überführt.

Nach den neuen im Raum stehenden Vorwürfen sollte der Vereinsbeirat den Auftrag zur Präsidentenfindung umgehend stoppen und den Abschlussbericht von Esecon abwarten.

Ein weiterer gemeinsamer Weg mit Vogt UND Hitzlsperger wird immer unwahrscheinlicher. Sollte sich die Schlinge vollends zuziehen, war es das wohl mit Hitzlsperger bei uns, was ich sehr bedauern würde, weil wir doch auch einen Hoffnungsträger verlieren würden.

Entgegen der Befürchtung vieler, mit Hitz ginge auch Mislintat und der vielversprechende Weg im sportlichen Bereich wäre gefährdet, stellte Mislintat Sonntag bei Sport 1 klar, seine Vertragsverlängerung sei nicht an bestimmte Personen gekoppelt gewesen. Er fühle sich vielmehr den Spielern, die er geholt hat, und deren gemeinsamen Weg er weiterhin mit bestreiten wolle, verpflichtet. Ich denke, er schielt noch immer auf den Posten des Vorstands Sport, so dass uns das „Diamantenauge“ erhalten bleiben dürfte, selbst wenn Hitzlsperger nicht mehr tragbar sein sollte.

Was auch immer kommen mag, man kann es nicht oft genug schreiben. WIR, die Fans, sind der VfB, handelnde Personen kommen und gehen, WIR bleiben. Zum Schluss möchte ich noch aufgreifen, was Ron Merz am Sonntag bei SWR Sport gesagt hat, auch ich bin weder Team Vogt noch Team Hitzlsperger, ich bin #TeamVfB.

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 9.7/10 (30 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +16 (from 16 votes)
9. Januar 2021

Niemand ist größer als der Verein!

So prangt es in riesigen Lettern an den Eingängen zur Cannstatter Kurve und ebenso am Trainingsgelände in Sichtweite von der Teppichetage des Clubhauses mit dem roten Dach. Die Botschaft des Schwabensturm ist zugleich Mahnung und Aufforderung an alle Streithähne, das Kriegsbeil im Sinne des Großen Ganzen, nämlich des VfB Stuttgart 1893 e. V., zu begraben.

Für eine Mahnung ist es selbstverständlich bereits zu spät. Das Tischtuch zwischen dem Vorstandsvorsitzenden der AG, Thomas Hitzlsperger, und Claus Vogt, dem e.V.-Präsidenten, ist ohnehin zerschnitten. Ein Weg zurück zu einer professionellen Normalität mit den beiden scheint ausgeschlossen. Noch immer herrscht Fassungslosigkeit über den Frontalangriff in Form seines (?) „offenen Briefes“ des sonst so smarten Hitzlsperger, noch immer schwingt die Vermutung mit, Hitzlsperger habe sich vor den Karren derer spannen lassen, die eine vollständige Aufklärung des Datenskandals mit allen Mitteln zu verhindern versuchen.

Claus Vogt ein Arbeitszeugnis auszustellen und ihn ggf. abzuwählen obliegt den Mitgliedern des e. V. und nicht dem Vorstandsvorsitzen der AG.

Es sind die Geister, die mit der Ausgliederung gerufen wurden, dass der Präsident des e.V. in der AG mitmischt und zumindest Vorgänge hinterfragen darf und muss, wenngleich er als alleiniger Kämpfer oft auf verlorenem Posten steht und für die Protagonisten nicht mehr als eine Nervensäge ist, die ohnehin nichts ausrichten kann.

Selbst das scheint in der AG nicht auszuhalten zu sein, so jedenfalls liest sich Hitzlspergers Abrechnung. Dabei darf man nicht vergessen, dass das (neue) Amt des Vorstandsvorsitzenden einst geschaffen wurde, weil sich Dietrich seinerzeit zu sehr ins operative Geschäft einmischte.

Dietrich versuchte selbstverständlich keiner wegzumobben, schließlich wurde er ja von denen fürs Amt vorgeschlagen, die nun mutmaßlich Vogt loswerden wollen. Nach der damaligen Logik müsste also eher die Besetzung des Vorstandsvorsitzenden hinterfragt werden, der sich vom Grüßgott-August des e. V. auf der Nase herumtanzen lässt, als dass man nach der völligen Macht im e.V. strebt.

Dass Mitglieder, Fans und die komplette Medienlandschaft gleichermaßen über Hitzlspergers Tiraden und Machtanspruch zu weiten Teilen entsetzt sind, und dessen Beliebtheitswert binnen Minuten von 100 auf null absackte, schockierte selbst den sonst so berechnenden und medienerfahrenen Meisterschützen von 2007.

Sollte die Bilanz von Claus Vogt wirklich so verheerend sein, obläge es den Mitgliedern den Präsidenten auf der nächsten Mitgliederversammlung einfach abzuwählen. Dieser möglichen Abwahl vorzugreifen und den Präsidenten mittels eines Putschversuches aus dem Amt zu drängen, steht Hitzlsperger nicht zu. Die Hoffnung, dass Vogt nach Hitzlspergers Rundumschlag erledigt sei, aufgeben und klein beigeben würde, schwang sicherlich mit. Zum Glück gibt sich Vogt kämpferisch, ich hoffe und erwarte es als Mitglied auch, dass er nicht aufgibt.

Den Präsidenten einfach wegmobben zu wollen ist das eine, mit Versprechen aus der Ausgliederungspropaganda, wonach dem e.V.-Präsidenten der Aufsichtsratsvorsitz zusteht, zu brechen, das andere.

Inzwischen (für mich viel zu spät) meldete sich in diesem Schmierentheater auch der Vereinsbeirat zu Wort und ermahnte alle Beteiligten zu Besonnenheit und Zurückhaltung.

Der Vereinsbeirat, bekanntermaßen eher der AG als den Mitgliedern, die ihn gewählt haben, verschrieben, beauftragte eine „renommierte Anwaltskanzlei im Sportrecht“, die vermutlich in Ludwigsburg ansässig sein dürfte, mit der Prüfung der Rechtmäßigkeit Thomas Hitzlspergers Bewerbung zum Vereinspräsidenten.

Anstatt an Moral und einstige Versprechen zu erinnern und Hitzlspergers Ansinnen einfach abzulehnen, werden Kosten verursacht, damit die Rechtsverdreher ja ein Hintertürchen finden, Hitzlspergers Kandidatur durchzudrücken.

Dem einen Riegel vorschieben könnte der von Ron Merz (VfB-Mitglied, Blogger und Podcaster/ nachspielzeit.online) eingereichte Satzungsänderungsantrag, wonach es künftig untersagt sein soll, dass in bestimmten Vereinsorganen (Präsidium, Vereinsbeirat) tätige Mitglieder gleichzeitig Posten in der AG ausüben, ausgenommen davon, der Aufsichtsratsvorsitz des Präsidenten.

Sollte dieser Antrag zugelassen und diesem gleich zu Beginn der nächsten Mitgliederversammlung stattgegeben werden, wäre die Präsidentschafts-Kandidatur Hitzlspergers hinfällig, es sei denn, er gäbe seine Ämter in der AG ab. Außerdem betroffen wäre Stand heute Rainer Mutschler, der sowohl im Präsidium sitzt, als auch Angestellter der AG ist.

Vorgestern meldete sich dann auch der Fanausschuss zu Wort. Bezeichnend, dass es dem VfB Stuttgart seine aktive Fanszene nicht wert ist, auch dieses Statement eines Vereins-Gremiums, auf der offiziellen Homepage zu veröffentlichen.

Ob hier ein Anspruch dessen besteht, sei dahingestellt. Vogt beklagte sich in seiner Reaktion auf Hitzlspergers Vorwürfe darüber, dass ihm eine Richtigstellung falscher oder unvollständig wiedergegebener Zeitungsartikel auf der VfB-Homepage verwehrt geblieben ist, aus Zeiten der Ausgliederung kennt man, dass nur einseitig „informiert“ wurde und Gegenargumente der Kritiker als „Fake“ diffamiert wurden. Der VfB täte gut daran, das komplette Stimmungsbild abzubilden und nicht schon wieder nur seine eigene „Wahrheit“ zu veröffentlichen.

Der Fanausschuss prangert das Errichten von Drohkulissen an und dass, sollte der Kandidatur von Hitzlsperger nicht stattgegeben werden, die Existenz des VfB Stuttgart auf dem Spiel stehe.

Außerdem wird kritisiert, dass Hitzlsperger sich als couragierter Kämpfer für den kompletten Vorstand, Teile des Aufsichtsrats, des e.V.-Präsidiums und des Vereinsbeirats aufspielt und kein einziger aus diesen Gremien Vogt Rückendeckung geben würde.

Ferner wird an Versprechen der Ausgliederung erinnert, nach denen dem e.V. eine wichtige Rolle in der AG zugesagt war und an die Verantwortung des Vereinsbeirats appelliert, eine Verlegung der Mitgliederversammlung in „wärmere Monate“ zu prüfen, in denen sowohl die Ergebnisse der Ermittlungen im Datenskandal vorliegen sollten, als auch eine Präsenzveranstaltung im Rahmen des Möglichen sein könnte.

Es liegt mir nach wie vor fern, einseitig Partei für Claus Vogt ergreifen zu wollen. Seine Arbeit hinter verschlossenen Türen kann ich nicht beurteilen. Was wegen der Pandemie möglich oder unmöglich war umzusetzen, auch darüber kann ich mir kein Urteil erlauben. Was nach außen sichtbar ist, und allein das ist ein Pfund, mit dem Vogt wuchern kann, ist, dass er es nach der Dietrich-Ära schaffte, den Verein wiederzuvereinen, die Außendarstellung gravierend zu verbessern und den Dialog mit der Fanszene wieder aufzunehmen. Nur, wenn alle an einem Strang ziehen, herrscht Ruhe im Karton und diese hatten wir, bis zum unsäglichen Vorpreschen von Thomas Hitzlsperger.

Auch Thomas Hitzlsperger trug zur Verbesserung der Außendarstellung bei, was nach Michael Reschke allerdings ein ähnlicher Selbstläufer war, wie für Claus Vogt nach Wolfgang Dietrich.

Hitzlsperger, Deutscher Meister mit dem VfB, WM-Dritter mit der Nationalelf, Bundesverdienstkreuzträger und auch sonst einer, der geerdet scheint und sympathisch ist, hat beim VfB eine steile Karriere nach der Karriere hingelegt. In gut zweieinhalb Jahren vom Berater des Vorstands zum Sportvorstand aufgestiegen, gut ein halbes Jahr später folgte der Vorstandsvorsitz.

Bei allem Respekt für diese Leistung, Hitzlsperger, Mittlere Reife und gelernter Bürokaufmann, ohne Studium im Sportmanagement oder Ähnlichem und ohne Berufserfahrung ein solches Amt in einem Unternehmen mit etwa 200 Millionen Euro Jahresumsatz anzuvertrauen, riecht schon von Natur aus nach Vetterleswirtschaft.

Welche Leichen im Keller der Datenskandal auch zutage bringen wird, die Anzeichen verdichten sich, dass nicht nur die Bauernopfer Schraft und Fischer um ihren Job fürchten müssen, sondern einige mehr.

Da braucht sich auch keiner zu beschweren, dass die Kosten von Esecon aus dem Ruder laufen, wenn die Aufklärung an so vielen Stellen behindert wird, wie es mehr und mehr zutage tritt.

Nach einem gestern erschienenen Bericht der StN/STZ lägen die wenig vorankommenden Ermittlungen unter anderem an der mangelnden Kooperationsbereitschaft von Hitzlspergers Vorstandskollegen Heim und Röttgermann.

Zudem wurde bekannt, dass Schraft und Fischer, obwohl der VfB nach Bekanntwerden der Affäre verlautbart hatte, die beiden würden bis zum Abschluss der Ermittlungen ihre Arbeit ruhen lassen, weiter an Langzeitprojekten und „aus administrativen Gründen“ arbeiten würden. Da stellt sich schon von Haus aus die Frage, weshalb man den beiden, ist man denn ernsthaft eher an Aufklärung als Vertuschung interessiert, nicht deren Zugänge gesperrt hat. So kennt man es jedenfalls von „normalen“ Unternehmen.

Dass Vogt „weitgehend isoliert“ ist, verwundert in dem Sumpf nicht mehr wirklich. Ob im Vereinsbeirat Maintok und Erhard, denen sauer aufstieß, dass Vogt sie auf Drängen des Fanausschusses aus der Lenkungsgruppe zur Aufklärung der Datenaffäre nahm, Mutschler und Gaiser aus dem Präsidium, die in verantwortlicher Position an der Ausgliederungskampagne mitwirkten, die genannten Vorstandskollegen und nicht zuletzt Teile des Aufsichtsrats, allen scheint die vollständige Aufklärung der Affäre ein Dorn im Auge zu sein.

Über das menschenverachtende Wirken von Wilfried Porth beim Daimler hat Unternehmensberater und Buchautor Dr. Dieter Lederer unlängst einen Artikel veröffentlicht (https://www.xing.com/news/insiders/articles/ein-wolf-im-wolfspelz-der-unwurdige-kahlschlag-des-herrn-porth-bei-daimler-3485629). Darin heißt es unter anderem, bezogen darauf, Mitarbeiter loswerden zu wollen, „Kaltstellen und Mobbing, angeordnet vom Arbeitsdirektor (Porth) höchstpersönlich“.

Wenn man also bezweifelt, dass Hitzlsperger sein Pamphlet aus eigenen Stücken verfasst hat, und „höhere Mächte“ dahinter vermutet, sollte man die Rolle des Aufsichtsrats beleuchten, denn, nichts anderes als Mobbing ist die völlige Isolation Vogts im Verein.

Hoffnung, dass der Wind rauer und die Luft dünner wird, für all jene, denen es mehr um den Erhalt ihrer Position als um das Wohl des VfB geht, macht, dass inzwischen nicht nur der Kicker sondern auch die der AG sonst so wohlgesonnene Stuttgarter Journaille investigativen Journalismus betreibt, wie man ihn erwartet.

Ans Herz gelegt seien die aktuellen Podcasts von MeinVfB (https://www.meinvfb.de/podcast.html) und auch vom Zeitungsverlag Waiblingen (https://www.zvw.de/podcasts/podcast-vfb/), in denen herrlich authentisch, sowohl der Fan, dem dieses Theater an die Nieren geht, als auch der Wille, zur Aufklärung beitragen zu wollen, mitschwingen.

Mittlerweile hoffe ich fast schon, dass die Verstöße gegen den Datenschutz, die Esecon und der Datenschutzbeauftragte des Landes Baden-Württemberg aufdecken, gravierend genug sind, die Staatsanwaltschaft auf den Plan treten und Computer und Datenträger beschlagnahmen zu lassen. Je mehr Antworten die Aufklärung liefert, umso besser.

Vielleicht erhalten wir dann auch Antworten darauf, weshalb seit Rolf Rüssmann fast ausschließlich Azubis in Führungspositionen gehievt wurden, die dankbar fürs Vertrauen und leicht zu lenken waren.

Von Briem/ Schneider, über Heldt, Bobic, Dutt, Reschke bis hin zu Hitzlsperger, nie waren die Genannten in vergleichbarer Position tätig, alle waren auf ihre Art Anlernlinge.

Mich würde noch immer interessieren, weshalb man sich bspw. einem Bernhard Heusler verschloss, der das Knowhow mitgebracht hätte, eine Fußball-AG zu führen und gleichzeitig mit den Fans gekonnt hätte. Ist es die stetige Angst, dass Dinge zutage treten könnten, die wir uns, obwohl einiges gewohnt, überhaupt noch nicht vorstellen können?

Alles steht und fällt mit den Ergebnissen der Untersuchungen, bis diese nicht veröffentlicht sind, sollten weder Präsidentschaftskandidaten bestimmt noch eine Mitgliederversammlung anberaumt werden.

Hitzlsperger jedenfalls hat sich ein klassisches Eigentor geschossen! Ich bin gespannt, ob er aus dieser Nummer nochmal rauskommt und möchte dahingehend auch keine Prognose abgeben.

Eigentlich müsste er wegen vereinsschädigendem Verhalten entlassen werden. Auf der anderen Seite steht der vielversprechende eingeschlagene Weg mit Sven Mislintat an seiner Seite und den gestellten Weichen im Nachwuchsleistungszentrum, die in den nächsten Jahren ihre Früchte tragen sollten. Daher würde ich Hitzlspergers Abgang wirklich bedauern. Ich erwarte jedoch von ihm, dass er einsieht, übers Ziel hinausgeschossen zu sein und seine Kandidatur zurückzieht.

Steht er dann zu seinen Worten, „für Transparenz und Glaubwürdigkeit“ zu stehen und dass er wissen wolle, „ob“ etwas falsch gelaufen sei, sprich der Aufklärung nicht im Wege zu stehen und auf Förderer und Gönner keine Rücksicht zu nehmen, kann ich es mir vorstellen, dass er weitermachen kann, wenngleich er misstrauischer als zuvor beäugt werden dürfte.

Die Kosten, ob von einer Versicherung gedeckt oder nicht, dürfen jetzt auch nicht mehr die ganz große Rolle spielen in einem Konstrukt, das in den letzten zwei, drei Jahren allein für Spielerberater einen zweistelligen Millionenbetrag ausgegeben hat. Der Wunsch nach dem Trockenlegen des Sumpfes sollte höher gewichtet sein.

Zu guter Letzt noch ein Wort zur Mannschaft. Teile der Medien machen unsere jüngsten Niederlagen in Wolfsburg und Leipzig bereits am Machtkampf der beiden Streithähne fest und dass dieser Unruhe in die Mannschaft tragen würde.

Für mich totaler Quatsch: zum einen verlieren wir in Wolfsburg und gegen Leipzig ohnehin (fast) immer, zum anderen steht zwischendurch ja auch der Einzug ins Pokal-Achtelfinale.

Den meisten Spielern liegt ihre Instagram-Story ohnehin mehr am Herzen als die Vereinspolitik ihres Arbeitgebers. In Zeiten des Lockdowns verbrauchen sie mehr Energie damit, einen „Stylisten“ zu organisieren, der ihnen für die nächste Story die Haare schön macht, als Gedanken daran zu verschwenden, wer nächster Präsident des e.V. wird.

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 9.4/10 (30 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +10 (from 14 votes)
1. Januar 2021

Cannstatter Chaos-Club!

Harmonisch wie lange nicht, schien es beim VfB zuzugehen. Everybody’s Darling Thomas Hitzlsperger, Meister-Torschütze von 2007, eloquent und smart ist Vorstandsvorsitzender! Sven Mislintat, das Diamantenauge, dem hoffnungsvolle Talente aus der ganzen Welt aus der Hand zu fressen scheinen und sich wider besseren Angeboten von renommierteren Vereinen für den VfB entscheiden. Dazu, der Präsident Claus Vogt, der es nach Jahren der Spaltung unter Wolfgang Dietrich geschafft hat, die Fangemeinde zu einen und ein, wie ich meine, guter Repräsentant des VfB Stuttgart 1893 e. V. ist. Zu all der guten Außendarstellung gesellt sich sportlicher Erfolg und ein Fußball, der einen bisweilen mit der Zunge schnalzen lässt.

Eigentlich zu schön, um wahr zu sein! Ist es ja auch nicht! Einen Tag vor Silvester wurde bekannt, dass der CEO der VfB Stuttgart AG, Thomas Hitzlsperger, neben dem Vorstandsvorsitz auch das Amt des e.V.-Präsidenten anstrebe und seine Bewerbung hierfür beim Vereinsbeirat eingereicht habe.

Seine Beweggründe erläuterte er gut eine (!) Stunde nach Bekanntwerden seiner Kandidatur in einem vierseitigen offenen Brief auf seiner Homepage.

Doch Moment, „Beweggründe“ wäre schmeichelhaft umschrieben für die Tiraden, die Hitzlsperger gegenüber dem von den Mitgliedern gewählten Claus Vogt ablässt. Die Quintessenz des Beitrags ist nicht, dass Hitzlsperger unbedingt Präsident werden möchte, sondern, dass er eine weitere Amtszeit Vogt’s verhindern möchte – koste es, was es wolle.

Mit diesem Affront gegen den Präsidenten geht Hitzlsperger All-In und nimmt bewusst in Kauf, dass es beim nun anstehenden Machtkampf nur Verlierer geben wird und der größte Verlierer dabei schon jetzt der VfB Stuttgart ist.

Waren wir drauf und dran zum Vorzeigeverein zu werden, sind spätestens seit dem 30.12. Witze über Schalke 04 und den Hamburger SV für VfBler wieder tabu. Mir erschließt sich nicht, dass ein derartiges Zerwürfnis nicht intern geklärt und die Reviere so abgesteckt werden können, dass ein bestellter Vorstandsvorsitzender neben einem gewählten Präsidenten fungiert, ohne dass man sich derart brachial in die Quere kommt.

Mit dieser Form der Generalabrechnung ist rein gar nichts mehr zu kitten. Von nun an kann es nur noch heißen, Hitzlsperger oder Vogt, beide gemeinsam scheint ausgeschlossen, genauso wie der Wunsch auf Ruhe im Verein, bis dieser Machtkampf entschieden ist.

Hitzlspergers Abrechnung, die ich fast schon als Mobbing bezeichnen würde, zielt auf Claus Vogt’s Arbeitsweise, die man als Außenstehender natürlich schlecht beurteilen kann. Welche Position Thomas Hitzlsperger während seines steilen Aufstiegs auch bekleidete, stets betonte er, dass er dazulernen und die richtigen Ratgeber um sich haben müsste.

Auch Vogt ist als Funktionär an der Spitze eines Bundesligisten Novize und lernt noch dazu. Seit gut einem Jahr, das durch Corona zudem maßgeblich erschwert wurde, ist Claus Vogt nun im Amt. Kann man in diesem relativ kurzen Zeitraum in einem Verein, der nach Kontinuität strebt, schon den Stab über jemanden brechen oder wäre nicht doch, durch guten Willen und die eine oder andere Hilfestellung, es möglich gewesen, eine gesunde Arbeitsatmosphäre zu schaffen? Gibt es „den“ gelernten Vereinspräsidenten überhaupt, der auf Anhieb alles richtig macht oder liegt es nicht in der Natur der Sache, dass ein aus der Mitte der Fans gewählter Präsident sich erst einmal einfinden und als von außen kommender in den bestehenden Inner Circle positionieren muss. Oder ist das Problem gar, dass dieser Präsident ausnahmsweise nicht vom Aufsichtsrat ausgesucht wurde?

Was hätte Hitzlsperger denn gemacht, wenn Vogt regulär für vier Jahre gewählt worden wäre? Ihn schon vorher aus dem Amt geputscht? Steht es dem Vorstandsvorsitzenden der AG überhaupt zu, so mit dem Präsidenten umzugehen, der gut 72.000 Mitglieder vertritt?

Hitzlsperger schreibt von „ dem gesamten Vorstand der AG und zahlreichen Gremienmitgliedern aus Präsidium, Aufsichtsrat und Vereinsbeirat sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, die mit Vogt Probleme hätten, womit klar zu werden scheint, dass seine Kandidatur nicht auf seinem alleinigen Mist gewachsen ist, sondern es sich um eine gezielte Kampagne weiterer Personen handelt, die das Ziel verfolgen, Vogt loszuwerden. Daran schließt sich unweigerlich die immer wiederkehrende Frage an, ob Hitzlsperger nicht doch auch nur eine Marionette der Vertreter des Anker-Investors ist.

Weil Claus Vogt’s Beliebtheitswerte bei den Mitgliedern auch der AG nicht verborgen geblieben sind und Volker Zeh („Es gibt Leute, die möchten, dass ich der neue Präsident werde!“), der seinen Hut in den Ring warf, schon aufgrund eines Fotos in Lederhose und seiner Nähe zu Red Bull wenig erfolgversprechend anmutet, musste die Alles-Oder-Nichts-Lösung mit dem (einst?) so beliebten Thomas Hitzlsperger her – wohl dem einzigen, dem es zugetraut wird, Vogt zu schlagen.

Es stellt sich die Frage, weshalb die AG Claus Vogt auf derart drastische Weise loswerden möchte. Der Einfluss des Präsidenten in der AG ist ohnehin überschaubar. Im Aufsichtsrat ist er, selbst als Aufsichtsratsvorsitzender, einer unter vielen. Wenn er dort seine Rechte und Pflichte wahrnimmt und millionenschwere Vertragsverlängerungen hinterfragt oder sich erklären lässt, wo ist das Problem? Dafür wurde er schließlich gewählt! Haben Hitzlsperger & Co. schon damit Probleme, ist es mit ihrem Demokratieverständnis nicht weit her!

Oder ist es die Angst, die die Gremien umtreibt? Angst vor der lückenlosen Aufklärung der Datenaffäre? Steigt Hitzlsperger in den Ring, um Kollegen oder gar sich selbst vor weitreichenden Konsequenzen zu bewahren? Bangen außer die in den Skandal mutmaßlich verstrickten Oliver Schraft und Uwe Fischer noch andere Leute um Posten und Reputation? Welche Rolle spielten die Aufsichtsräte Porth und Jenner, was wussten die Vorstände Heim, Röttgermann und nicht zuletzt Thomas Hitzlsperger? Bei den Geschützen, die aufgefahren wurden, würde mich nicht mehr verwundern, stünde uns das ganz große Beben noch bevor.

Meine erste Reaktion auf Hitzlspergers Abrechnung mit Vogt war, dass Claus Vogt erledigt sei und früher oder später seinen Hut nehmen müsste. Je länger ich den Offenen Brief aber sacken ließ, desto ungeheuerlicher und ungerechter Claus Vogt gegenüber empfand ich ihn, so dass ich mittlerweile hoffe, dass Hitzlsperger (und damit die AG?!) mit der Dampfhammermethode nicht durchkommt.

Hitzlspergers Vorwürfe sind meist schwammig formuliert und lassen Raum für Interpretationen, rechtfertigen für mich aber nicht die Schärfe, die Hitzlsperger da reingebracht hat. Wer A sagt, muss auch B sagen, sowohl die eine, als auch die andere Seite. Die Schlammschlacht ist eröffnet, bei halbgaren Formulierungen fällt es schwer, sich abschließend für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Daher geht es mir als erstes um den Umgang miteinander und hier ist Hitzlsperger für mich weit übers Ziel hinausgeschossen.

Claus Vogt ist erfolgreicher Unternehmer, Initiator des FC Playfair und in erster Linie Mensch, der einen derartigen Umgang mit ihm weder nötig noch verdient hat. Vermutlich blickt er auf eine längere Erfolgsgeschichte zurück, als es Hitzlsperger als Vorstandsvorsitzender einer Fußball-AG tut.

Hitzlsperger hat seit der Trennung von Reschke einen Abstieg (zu späte Trennung von Weinzierl) und den Fehlgriff mit Tim Walter zu verantworten, sowie den Aufstieg zu großen Teilen der Dummheit des HSV zu verdanken. Also reden wir von einem Hoch, das bislang vier Monate lang andauert und dessen Nachhaltigkeit erst noch unter Beweis zu stellen ist. Auch wenn ich zuletzt immer froh war, einen wie Hitzlsperger als DAS Gesicht des VfB zu haben, darf er sich nicht alles erlauben. Ich bin da flexibel und gewöhne mich auch an neue Gesichter.

Hitzlsperger wirft Vogt vor, Interna nach außen zu tragen, wo doch erste Berichte Mitte Dezember, die Vogts Arbeit diffamierten, von anderer Seite (AG?) an die BILD und weitere Medien lanciert wurden. Den Vorwurf Hitzlspergers, die Kosten der Ermittlungsarbeit Esecons würden aus dem Ruder laufen, entkräftete Vogt, dass diese zu einem großen Teil von einer Versicherung abgedeckt und zudem der AG bekannt gewesen seien. Außerdem erteilte laut Veröffentlichung auf vfb.de auch die AG einen Ermittlungsauftrag bei derselben Kanzlei, sicherlich nicht zu anderen Konditionen.

Claus Vogt berichtet in seiner Gegendarstellung des weiteren davon, dass von AG-Seite versucht wurde, den Auftrag an Esecon zu torpedieren, einzugrenzen und gar zu beenden, was ein ganz dicker Hund wäre.

Tarnen, tricksen, täuschen sei mit ihm (Vogt) nicht zu machen, was tief blicken lässt, wie groß die Panik im Roten Haus sein muss.

Ich persönlich habe ein großes Interesse an der Aufklärung des Datenskandals, weil ich im Rahmen der Ausgliederungsdebatte, wie die gesamte VfB-Blogger- und Ultrasszene, viel Hirnschmalz investiert habe, um vor Risiken einer Ausgliederung zu warnen, Alternativen aufzuzeigen und einen Gegenpol zur einseitigen Vereinspropoganda zu bieten.

Stellt sich nun heraus, dass zudem mit unlauteren Mitteln Mitglieder beeinflusst werden sollten und Verantwortliche heute noch im Amt und Würden sind, kann es nur heißen, weg mit ihnen, egal, welche Position sie derzeit bekleiden.

Aufklärung, Transparenz und damit womöglich verbunden ein Austrocknen des Sumpfes, der uns über zehn Jahre lang begleitet, stehen für mich über einer verzweifelten, erpresserisch herangetragenen Bitte um Rückkehr zur „Vernunft“. Wir haben uns oft genug blenden lassen, geändert hat sich bis heute grundlegend nichts, wie sich an der Dietrich-liken „Pistole auf die Brust“ jetzt wieder unschwer ablesen lässt.

Ich befürchte, Hitzlspergers Ausführungen waren nur der Beginn einer Kampagne, die den Mitgliedern einmal mehr suggerieren soll, wie gut es die Protagonisten doch mit dem VfB meinen und dass jeder, der das Vorhaben Hitzlsperger zum VfB-Präsidenten wählen zu lassen torpediert, automatisch „nein zum Erfolg“ sagt und den Verein (einmal mehr) in Schutt und Asche legen wolle.

Von solchen Drohgebärden sollten wir uns nicht ein weiteres Mal einschüchtern lassen.

Ich zitiere ja ungern Wolfgang Dietrich, aber, mit einigen Punkten seiner aus der Emotion verfassten Rücktrittserklärung hatte er sicher nicht unrecht. Dort heißt es u. a. „Ebenso wenig wie von denen, die sich schon seit langem an den gut gefüllten Töpfen unseres Vereins bedienen wollen…“ Und weiter „Der Vereinsführung und allen Gremien wünsche ich die Kraft und das wache Auge, nicht zuzulassen, dass Einzelne sich den VfB Stuttgart für ihre persönlichen oder wirtschaftlichen Interessen zunutze machen.“ Diese Aussagen bieten viel Interpretationsspielraum und es dürfte klar sein, dass „denen“ und „Einzelne“ weiter ihr Unwesen treiben und Claus Vogt zum damaligen Zeitpunkt nicht gemeint gewesen sein kann.

Vogt geht auf „Weitere falsche Behauptungen und Unterstellungen, die „jetzt“ den Rahmen sprengen würden.“ nicht weiter ein. Mir liegt es fern, einseitig für Claus Vogt Partei ergreifen zu wollen, da ich vor kurzem noch beide mochte und optimistisch gewesen bin, die Parteien würden sich trotz der Zeitungsartikel noch zusammenraufen.

Nach der Schärfe, die Thomas Hitzlsperger reingebracht hat, scheint das Tischtuch endgültig zerschnitten zu sein. Eine weitere Zusammenarbeit unmöglich, der Wahlkampf, wenn er denn ein echter wird, hat begonnen.

Der Vereinsbeirat hätte es in der Hand, diesem unwürdigen Treiben ein Ende zu bereiten. Stimmen Hitzlspergers Ausführungen, Vogt habe auch Teile des Vereinsbeirats gegen sich aufgebracht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Vogt’s Kandidatur nicht zugelassen wird.

Oder der Vereinsbeirat lässt Hitzlspergers Kandidatur nicht zu, wofür weit mehr Gründe sprächen. Kann es im Interesse des Vereins sein, jeglichen Einfluss in der AG, der nach der Ausgliederung ohnehin sehr überschaubar geworden ist, auch noch einzubüßen. Welch Gegenpart zur AG soll der e. V. denn noch sein, wenn der CEO der AG darüber befindet, was das Beste für den e. V. sein soll?

Vogt formuliert die mögliche Konstellation mit Hitzlsperger als VfB-Präsident so, dass damit die Ausgliederung vollendet sei und man sich der lästigen Mitglieder endlich entledigt habe, für mich käme dieser Vorgang einer Feindlichen Übernahme gleich.

Der Aufsichtsrat könnte fast ausschließlich aus Sponsoren- und Investoren-Vertretern mit immer weniger VfB-Bezug bestehen, wenn der Vorstandsvorsitzende der AG als Vereinspräsident die Mitglieder des Aufsichtsrats entsendet oder zumindest vorschlägt. Hanebüchene Szenarien und Interessenkonflikte stünden uns bevor, die tunlichst vermieden werden sollten.

Vor nicht allzu langer Zeit schwadronierte man, die Zeiten von Oneman-Shows seien vorbei und jetzt will man eine solche durchdrücken? Mitglieder, seid wachsam!

Es gäbe noch mehr gute Gründe, die eine Zulassung Hitzlspergers zur Wahl verböten, die Entscheidung darüber obliegt aber dem Vereinsbeirat, der sich des öfteren schon der AG näher als den Mitgliedern zeigte und demnach, so meine Befürchtung, nach gutem Zureden, was alles über den VfB hereinbräche, würde Vogt Präsident bleiben, im Sinne der AG die „richtige“ Entscheidung treffen wird.

Einzige Möglichkeit glaubhaft zu bleiben (oder besser zu werden), Vertrauen in die Organe zurückzuerlangen und die Situation etwas zu befrieden, wäre meines Erachtens, die Auswahl der Präsidentschaftskandidaten so lang auszusetzen, bis der Datenskandal vollständig aufgeklärt ist und etwaige Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden konnten. Ansonsten sieht sich auch der Vereinsbeirat Vorwürfen der Vertuschung und Mitgliedertäuschung ausgesetzt oder wird von der AG als Verbündeter der Revoluzzer hingestellt und für den Untergang des Abendlands verantwortlich gemacht. Eine Lose-Lose-Situation also, die man nicht unbedingt haben muss.

In diesem furchtbar vergifteten Klima möchte ich mir keine Mitgliederversammlung vorstellen, die wegen Corona digital stattfinden müsste. Höre ich im Zusammenhang mit dem VfB „digital“ sträuben sich mir die Nackenhaare. Der über allem schwelende Datenskandal, Berichte über nicht funktionierende Abstimmungsgeräte bei der Ausgliederungs-MV, sowie eine abrupt abgebrochene WLAN-Verbindung just in dem Moment, als die realistische Chance bestand, Wolfgang Dietrich abzuwählen, lassen den Verdacht zu, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

Was Hitzlsperger bzw. sein Ghostwriter entweder nicht bedacht, oder völlig unterschätzt hat, ist, was sein Move mit den Fans macht. Entsetzen, zwei Lager und keiner spricht mehr von der tollen Mannschaft, die schon morgen gegen Leipzig wieder um Punkte kämpft.

Dabei sind die Fans, die einzige Konstante. Spieler, Trainer, Funktionäre kommen und gehen, der VfB bleibt! Deshalb, rafft Euch, es geht um den VfB und nicht um Personen!

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 9.9/10 (72 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +38 (from 40 votes)
15. November 2019

Ruhe, Vertrauen, Geduld!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , – Franky @ 12:05

Der eine oder andere wird sich möglicherweise schon gefragt haben, weshalb es so still um mich und meinen Blog geworden ist.

Dafür gibt es mehrere Erklärungen. Zum einen kosten Allesfahren und gelegentliches Hoppen (am Rande von Osnabrück bspw. noch Viktoria Köln und SC Herford) viel Zeit, so dass ich oft noch unterwegs bin, wenn die ersten Blogs mit Spielanalysen bereits online sind. Sonntag- und Montagspiele tun ihr übriges!

Dennoch habe ich es auch sonst stets geschafft, mich auf dieser Plattform auszukotzen, wenn mir danach zumute war und wenn sich Dinge aufstauten, die raus mussten, um sich kein Magengeschwür einzufangen. Zu Zeiten von Reschke und Dietrich wäre ich auch nachts aufgestanden, so aufgebracht war ich über deren Wirken.

Momentan aber bin ich die Ruhe selbst und daran ändern auch die Negativergebnisse der letzten Wochen nichts. Ich nehme mich bewusst zurück, weil es mir zu billig ist, auf Dinge einzuschlagen, die ohnehin jeder sieht. Kein VfB-Fan kann mit der Entwicklung und den Ergebnissen zuletzt zufrieden sein, ich bin es ja auch nicht.

Jedoch habe ich nach wie vor großes Vertrauen in Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat, und sehe die vergiftete Stimmung, die sich bereits wieder breit macht, als sehr gefährlich für unsere weitere Entwicklung an.

Die „Neuen Medien“, Facebook, Twitter & Co entfalten durch emotionale Wutausbrüche und Besserwisserei eine Wucht, der sich keiner, auch nicht die Protagonisten, die es für uns richten sollen, entziehen kann. Ich bin mir zwar dessen bewusst, dass sich die Zeit nicht zurückdrehen lässt und ein Verein wie der VfB mit Social Media leben muss, dennoch könnte sich so mancher hinterfragen, ob man wirklich jede Diskussion anzetteln oder sich an ihr beteiligen muss.

Ich vergleiche die Socialmedia-Welt und die darin enthaltenen Schimpftiraden gerne mit früher, als es in jeder Kneipe den einen Gast gab, der Wirt oder andere Gäste volllabern musste, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Man hörte weg, sagte “ja, ja” und irgendwann hatte man ihn auch schon wieder los. Das störte niemanden groß und war vor allem das Los, wenn man alleine die Kneipe betrat und eigentlich nur in Ruhe sein Feierabendbierchen trinken wollte. Heutzutage setzen diese Leute ihren geistigen Dünnschiss ins Netz und die Leute stürzen sich darauf. Auch dies eine Wendung nicht unbedingt zum Besseren im Vergleich zu früher!

Ich habe große Befürchtungen, dass ein sympathischer Mensch wie Sven Mislintat, ausgewiesener Scouting-Fachmann, eines Tages hinschmeißen könnte, wenn man seine Transfers und Ideen ins Lächerliche zieht und bereits anfängt, ihm aus einer Emotion heraus getätigte Aussagen im Mund herumzudrehen. Mislintat steht erstmals in der ersten Reihe und wird dazu lernen, was er wann sagen sollte, benötigt jedoch Vertrauen in seine Arbeit.

Thomas Hitzlsperger, binnen eines dreiviertes Jahres vom Chef des Nachwuchsleistungszentrums zum Vorstandsvorsitzenden aufgestiegen, ist ein Teamplayer und schart Fachleuchte um sich, um den VfB in richtige Bahnen zu lenken. Er ist bei den Fans beliebt, empathisch und sich nicht dafür zu schade, mit Fans über Twitter in Kontakt zu treten und so manchem Gerücht umgehend den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Nach Wolfgang Dietrich tut Hitzlsperger dem VfB so unheimlich gut! Als Nachfolger Dietrichs bewerben sich zwei Kandidaten, die wählbar erscheinen und sich auf die Fahnen geschrieben haben, Fans und Mitglieder einen zu wollen, was nach der Ära Dietrich dringend notwendig ist.

Ob Claus Vogt oder Christian Riethmüller, beide scheinen VfBler mit Leib und Seele zu sein und ein neues Wir-Gefühl schaffen zu wollen.

Seit Bernd Wahler halte ich meinen Überschwang zwar zunächst im Zaum, wenn ein Fan VfB-Präsident werden möchten, aber, der neue Präsident wird ja nur für rund neun Monate gewählt, so dass dies einer Probezeit gleicht und man später entscheiden kann, ob man diesen Präsidenten für vier weitere Jahre im Amt haben möchte. In den nächsten Wochen werde ich mir auf der einen oder anderen Veranstaltung selbst ein Bild machen, wem von den beiden Kandidaten ich am 15.12. meine Stimme geben werde.

Vertraut man Thomas Hitzlsperger, so sollte man meiner Meinung nach auch den Personen vertrauen, die Hitzlsperger um sich schart, um den VfB nach vorne zu bringen. Und das genau so lang, bis Hitzlsperger die Zeit gekommen sieht, an der einen oder anderen Stellschraube zu drehen und Personen auszutauschen.

So kann ich mit der aufkeimenden Kritik, die in sozialen Netzwerken schnell in Hass umschlägt, an unserem Trainer Tim Walter nichts anfangen.

Ihm wird vorgeworfen, dass er Badener ist, ihm wird vorgeworfen, dass „seine Vereine“ der KSC und die Münchner Bayern sind und ihm wird vorgeworfen, dass er noch nichts erreicht habe.

Diese Vorwürfe las man schon rund um seine Verpflichtung und es sind Tatsachen, die er nicht ändern kann. Zudem wird ihm Großmäuligkeit unterstellt, weil er ein selbstbewusstes Auftreten an den Tag legt.
Dabei betonen Hitzlsperger und Mislintat doch gerade, dass sie genau einen solch selbstbewussten Trainer haben wollten, der sein Selbstbewusstsein auf die Mannschaft überträgt. Mir ist ein solcher Trainertyp lieber als ein kleinlauter Trainer, der nur von sich gibt, was Medien und der nächste Gegner gerne hören möchten. Dass ihm solche Aussagen bei Misserfolg um die Ohren fliegen, muss er aushalten und hält er ja auch aus.

Zum gesunden Selbstbewusstsein eines Trainers gehört, dass er von sich und seiner Philosophie überzeugt ist und diese versucht seiner Mannschaft einzuimpfen. Guardiolas Ballbesitzfußball wurde zu besten Barca- und Bayern-Zeiten allenfalls von seinen Gegnern kritisiert, die ständig am Hinterherrennen waren. Per se also bestimmt nicht der schlechteste Ansatz und erfolgversprechend, wenn man die richtigen Spieler dafür hat.

Daran krankt es meiner Meinung derzeit noch, dass Walter für seinen Fußball die richtigen Spieler (noch) nicht hat.

Die Langzeitverletzten Kaminski und Kalajdzic, die feste Größen hätten sein sollen, fehlen ebenso wie Borna Sosa und Daniel Didavi, seit deren Ausfällen gegen Wehen-Wiesbaden zunehmend der Wurm drin ist. Philipp Klement, Top-Scorer der letzten Zweitligasaison ist noch nicht richtig angekommen und enttäuschte bislang auf ganzer Linie. Zu den überspielt wirkenden Kempf und Stenzel gibt der Kader keine Alternativen her und Altstar Mario Gomez ist nur noch eine einzige Enttäuschung.

So haben (zu) viele ihr eigenes Päckchen zu tragen, anstatt die vielen Youngster zu führen und ihnen Halt zu gewähren. An diesem Druck scheinen einige derzeit förmlich zu zerbrechen, so dass mir kein einziger einfällt, dessen Formkurve aktuell nach oben zeigt und der konstant gute Leistungen zeigt.

An dieser Stelle nochmals ein herzlicher Dank an Herrn Reschke, der die Amateure systematisch herunterwirtschaftete, womit dem einen oder anderen jungen Spieler die Möglichkeit genommen wird, sich über die Zweite Selbstvertrauen zu holen und für den Männerfußball zu stählen. Dafür ist die Oberliga, wenn überhaupt, nur bedingt geeignet.

Walter wird unter anderem vorgeworfen, er setze Spieler auf falschen Positionen ein. Dabei sehe ich dies als positive Eigenschaft eines Trainers an, der für jeden guten Spieler (momentan wohl eher auf die Trainingsleistungen bezogen) eine Position findet, auch wenn die angestammte anderweitig besetzt ist.

Es läuft gerade eben hinten und vorne nicht, so dass von seinen Kritikern scheinbar jeder Pups, den Walter lässt, kritisiert wird. Es erweckt den Anschein, dass viele aus den genannten Gründen von Anfang an nur auf ein Scheitern Walters hofften, anstatt einfach Hitzlsperger und Mislintat zu vertrauen, dass sie handeln werden, wenn SIE die Zeit als gekommen ansehen.

Man kann natürlich herumkrakeelen und alles am System Tim Walter fest machen, was meiner Ansicht nach jedoch den eigentlichen Problemen nicht gerecht wird. Bedenklich wäre es, wenn wir keine Torchancen hätten, dem ist aber doch nicht so. Es mangelt hauptsächlich an der Chancenverwertung. Um diese zu verbessern benötigen die Jungs Selbstvertrauen, aber auch Vertrauen von außen. Was nutzt es, wenn es im eigenen Stadion bereits nach zwanzig Minuten Pfiffe hagelt, weil einer das Tor nicht trifft oder weil man Torhüter Kobel ins Aufbauspiel mit einbindet.

Im Laufe dieser Woche habe ich mir die erste Halbzeit in Osnabrück noch einmal angesehen und wüsste nicht, wo ich Tim Walter konkret einen Vorwurf machen müsste. Das ärgerlichste an dem Spiel war die Passivität vor dem Gegentor und dass jegliche eigene Angriffe durch stümperhafte Ballverluste beendet waren, bevor es überhaupt gefährlich werden konnte.

Die Misere derzeit mache ich außer am Verletzungspech hauptsächlich an der Einstellung manchen Spielers fest, der noch immer nicht verinnerlicht hat, dass man auch als VfB Stuttgart nicht so einfach durch die 2. Liga marschiert und alles in Grund und Boden spielt. Fast jedes Spiel hat Pokal-Charakter, in dem der Underdog dem großen Favoriten ein Bein stellen möchte, also bitteschön, sollte auch von der ersten Minute an erkennbar sein, dass der Favorit den Widrigkeiten trotzen und über den Kampf ins Spiel finden möchte. Beim einen oder anderen darf hier gerne die Mentalitätsfrage gestellt werden.

Der Transfersommer gestaltete sich für den VfB schwierig, einige Abgänge (und damit freie Planstellen) standen erst kurz vor Ende der Transferfrist fest, so dass Mislintat schon vor der Saison verlauten ließ, ein solch immenser Umbruch ließe sich nicht binnen einer einzigen Transferperiode komplett abschließen. Im Vorgriff auf mögliche Probleme wurde mit Augenmaß agiert und eine konkurrenzfähige Zweitligamannschaft an den Start gebracht, die im Falle des Nichtaufstiegs nicht komplett auseinanderfallen würde. Der VfB dürfte also auch ein zweites Zweitligajahr finanziell überstehen, weshalb ich die Panik allerorten auf Platz drei stehend völlig überzogen finde.

Der HSV macht es doch, zumindest phasenweise, vor, wie man gestärkt und gefestigt in ein zweites Zweitligajahr gehen kann. Käme es auch beim VfB so, wäre bei mir jedoch keine Weltuntergangstimmung angesagt.

Was hätte man denn davon, den Aufstieg mit der Brechstange zu erreichen, um in der Bundesliga dieselbe Rolle zu spielen wie die Jahre davor? Natürlich könnte man jetzt den Trainer rausschmeißen und im Winter den einen oder anderen Altstar holen, der die Wahrscheinlichkeit auf den Aufstieg erhöht, nachhaltig wäre dies jedoch nicht. Dann sehe ich doch lieber eine Entwicklung mit jungen Spielern und gebe diesen Zeit und Geduld, bevor es immer so weiter geht wie die letzten Jahre und auch die „Mechanismen“ so schnell greifen wie zuletzt.

Der VfB legte seit 2009 einen rasanten, fast ungebremsten, Niedergang hin, wechselte zig Mal Sportdirektoren und Trainer, besorgte diesen wiederum „ihre“ Spieler und hatte Abfindungszahlungen am Laufen, mit denen mancher Zweitligist eine ganze Saison überstehen würde. Zehn Jahre Instabilität, zehn Jahre Unruhe!

Jetzt, nach dem Abstieg, wurden die Zeichen der Zeit erkannt und es wurde ein radikaler Umbruch eingeleitet, zu dem offensichtlich vielen die Geduld fehlt. Komischerweise ist es eher noch meine Generation, die auf der „Ruhe bewahren“ Schiene ist, während „die Jungen“, die mit dem VfB, abgesehen von der Meisterschaft 2007, nichts als Chaos erlebt haben, sich offensichtlich diese Zeiten zurücksehnen. Habe im Lauf der Woche gar schon Stimmen gelesen, die es als Fehler betrachten, Gentner, Aogo & Co. vom Hof gejagt zu haben, da fällt mir wirklich nichts mehr ein.

Der VfB hat den größten Umbruch seit dem Abstieg 1975 hinter sich. Auch damals wurde die halbe Mannschaft ausgetauscht, auch damals gestaltete sich die erste Zweitligasaison holprig, um nicht zu sagen katastrophal (wer erinnert sich nicht an das 2:3 gegen den SSV Reutlingen im Neckarstadion vor 2.500 Zuschauern?). Junge Spieler wie Hansi Müller, Karlheinz Förster, Dieter Hoeneß oder auch Ottmar Hitzfeld reiften und waren im Jahr drauf Garanten für den Aufstieg und des legendären 100-Tore-Sturms. Gut, zugegeben, nach der ersten Saison musste noch einmal der Trainer gewechselt werden und Jürgen Sundermann kam, aber, es war immerhin NACH der Saison.

Jetzt, auf dem dritten Platz stehend, herrscht gefühlt eine Stimmung, als stünde der bittere Gang in die 3. Liga unmittelbar bevor. Junge Spieler, wie Nicolás González, werden niedergemacht und ihnen die Eignung abgesprochen, anstatt dass man sie unterstützen würde. Ohne jetzt schon zu wissen, wohin die Reise mit Nicolás González geht und ob und wann bei ihm der Knoten platzt, erinnert der Umgang mit ihm schon sehr an den mit Timo Werner, dem inzwischen besten deutschen Stürmer. Da bin ich ganz bei Tim Walter, der sagt, dass es bereits eine Qualität ist, überhaupt zu dieser Vielzahl an Chancen zu kommen.

Viele zählen Tim Walter bereits an und dabei geht es längst nicht mehr nur ums Sportliche. Er wird in sozialen Netzwerken persönlich angegriffen, was mieser Stil ist. Denjenigen rate ich, geht zum Training „runter“, versucht mit Tim Walter ins Gespräch zu kommen und sachlich mit ihm zu diskutieren. Ich habe beim VfB lange keinen so umgänglichen Trainertypen mehr erlebt, der bei persönlichen Begegnungen alles andere als arrogant daherkommt. Er vermittelt beim VfB jedem Mitarbeiter das Gefühl, nicht minder wichtig als er selbst zu sein, begegnet Fans mit Respekt und ist keineswegs abgehoben. Ähnlich habe ich im Übrigen auch Sven Mislintat erlebt.

Auch diese Menschen sind es, die kein „Ihr da oben“ vorleben, sondern für ein neues Wir-Gefühl stehen. Sie sind nicht „nur“ nach außen umgänglich, sondern auch zum Team. In den letzten Jahren herrschte lange kein so guter Teamgeist mehr, als zurzeit.

Ich sehe bei weitem mehr Positives, was auf den Weg gebracht wurde, als Schlechtes, das eine radikale Abkehr vom eingeschlagenen Weg rechtfertigen würde. Mislintat und Hitzlsperger haben die Scherben zusammenzukehren, die ihre Vorgänger hinterlassen haben und sind damit noch lange nicht fertig. Der VfB benötigt jetzt Kontinuität, Nachhaltigkeit und Beharrlichkeit und vor allem Vertrauen in die handelnden Personen.

Ich hoffe, sie behalten kühlen Kopf und lassen sich von der vergifteten Atmosphäre nicht beirren. Ich sehe eine große Chance auf eine wirkliche und nachhaltige Verbesserung. Dazu bedarf es aber in allererster Linie Geduld und Ruhe im Umfeld.

Ein erster Schritt wäre ein Sieg nächsten Sonntag im Derby. Auf der anderen Seite möchte ich mir nicht ausmalen, was los wäre, sollte auch dieses Spiel in den Sand gesetzt werden.

Die Truppe, der am Samstag in Osnabrück durch harsche Worte aus dem Gästeblock die Sinne für die Wichtigkeit der bevorstehenden Aufgabe noch einmal geschärft wurden, wird hoffentlich gestärkt aus der Länderspielpause kommen und hat es in den Füßen, für etwas mehr Ruhe zu sorgen. Hoffen wir, dass sie der Aufgabe und dem Druck gewachsen sein wird!

Ich werde mich hier im Blog auch weiterhin zurücknehmen und es unterlassen, Walter, Mislintat oder Hitzlsperger „Ratschläge“ zu erteilen. Wen meine kurzen Einschätzungen zu den Spielen, mit denen ich meine online gestellten Bilder kommentiere, interessieren, darf mir gerne auf https://www.facebook.com/frankysstadionpics/ folgen und ggf. mitdiskutieren.

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 9.7/10 (24 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +5 (from 5 votes)