17. Mai 2016
Seit Samstag, 17.21 Uhr, ist es traurige Gewissheit. Der VfB steigt zum zweiten Mal nach 1975 in die 2. Liga ab. Die Chancen auf den Klassenerhalt waren nach der Heimniederlage gegen Mainz 05 ohnehin fast auf den Nullpunkt gesunken, zudem war es fraglich, ob die Spieler diese Aufgabe mental überhaupt bewältigen könnten, nachdem einige ob des Platzsturms vor Wochenfrist doch sehr eingeschüchtert wirkten.
Wer die Vorstellungen der letzten Wochen verfolgt hatte, für den war ohnehin der Frankfurter Sieg, der auch noch für ein gutes Ende nötig gewesen wäre, um ein Vielfaches wahrscheinlicher, als dass sich unsere Truppe, erneut ohne die Kämpfernaturen Kevin Großkreutz und Serey Dié angetreten, noch einmal aufraffen und eine gewaltige Leistungssteigerung an den Tag legen würde.
Der VfB hatte sich bereits im Vorfeld aufgegeben. Unter der Woche war es den Protagonisten wichtiger, sich für die 2. Liga zu positionieren und dem VfB die Treue zu schwören, anstatt sich zunächst auf diese allerletzte Chance zu fokussieren.
Da wir in Wolfsburg ohnehin unseren letzten Punktgewinn 2006 zu verzeichnen hatten und der letzte Sieg aus dem Jahr 2005 datiert, war es äußerst unwahrscheinlich, dass wir gerade jetzt und mit diesem ehrlosen Haufen den notwendigen Sieg einfahren würden.
So fuhren wir schon mit sehr geringen Hoffnungen und früh morgens mit dem Partyzug los und wollten das Beste aus dem Tag machen. Kramny versprach Kampf bis zum letzten Tropfen, was man dieser trostlosen Truppe ohnehin nicht zutraute, so dass es uns vorbehalten war, im Partyzug bis zum letzten Tropfen Vollgas zu geben.
Wir hatten schon ziemlich früh unser Ziel erreicht und mussten uns nichts vorwerfen lassen, so dass es zwar einmal sehr bedauerlich war, im Block nur alkoholfreies Bier vorzufinden, es aber zu verschmerzen war, zumal wir uns ohnehin bis kurz vor Spielbeginn vor dem Stadion an den Bussen und am Bierstand aufhielten.
Ungewöhnlich viele VfBler fanden sich zu diesem Entscheidungsspiel in Wolfsburg ein, so dass nicht, wie sonst in Wolfsburg, die Plätze auf dem Unterrang genügten, sondern auch der Oberrang darüber komplett in VfB-Hand war.
Kaum hatten wir Platz genommen, nahmen die Wölfe auch schon Fahrt auf und hatten nach wenigen Sekunden die erste Torchance durch Max Kruse. Früh offenbarte sich, dass der VfB aus den vorigen Begegnungen nichts, aber rein gar nichts, gelernt hatte.
Der VfB betrieb Abstiegs-Ballett statt Abstiegskampf und ließ die Wolfsburger fast nach Belieben kombinieren. Folgerichtig fiel das 1:0 bereits in der 11. Minute, Gegentor Nummer 70 und ein Paradebeispiel, wie leicht den Gegnern das Toreschießen in dieser Saison gemacht wird.
Als der VfB nach einer knappen halbe Stunde im gegnerischen Strafraum die Kugel verlor, schalteten die Wölfe blitzschnell um und ließen die VfBler dabei wie Statisten aussehen. Schürrle machte mit dem 2:0 bereits früh den Deckel drauf, so dass auch noch die letzten Hoffnungen auf die Relegation im Keim erstickt waren. Kläglich wie kampf- und emotionslos der VfB sich in sein Schicksal ergab. In diesem jämmerlichen Haufen ist weder Charakter, noch Sportsgeist, noch Ehrgefühl, nicht einmal Scham vorhanden. Der VfB nahm auch in diesem letzten Spiel den Kampf nicht auf, trat nicht als Team auf, war unkonzentriert und offenbarte erneut die gleichen taktischen und individuellen Mängel, die sich wie ein roter Faden durch die letzten Spiele zogen. Es gab wohl in der Bundesligahistorie keinen emotionsloseren Absteiger als diesen VfB. Dieser „Abstiegskrimi“ war dieses Mal den Sportsendern in den Zusammenfassungen nicht einmal mehr eine Konferenz mit dem Parallelspiel Werder-Frankfurt wert, zu kampf- und chancenlos trat der VfB auf.
Eine Schande, dass dieses elendige Team offensichtlich nicht gewillt war, den Schalter noch einmal umzulegen. Kurz nach dem 2:0 hatte ich genug von diesem Dilettantismus der Brustringträger und haute meinen ersten Wut-Post in die Welt hinaus, dass diese Söldnertruppe des Brustrings nicht würdig sei, sie nicht weiter unsere Trikots beflecken, sondern sich endlich verpissen sollen. Ich verließ dann bereits vor der Pause meinen Platz auf dem Oberrang und kehrte auch nicht mehr zu diesem zurück.
Stattdessen verfolgte ich das weitere Geschehen mit einem Auge von unten und sprach mit Dutzenden Bekannten. Das allerletzte Mal Bundesliga wollte ich eigentlich genießen, bei diesen Dilettanten in kurzen Hosen aber, kommt man eher auf den Gedanken, sich eine andere Sportart auszusuchen, so erbärmlich wie sie den Brustring repräsentierten. Während wir darüber philosophierten, was nur aus unserem VfB gemacht wurde, plätscherte die Partie ihrem Ende entgegen.
Da sich bei den meisten der Abstiegsfrust spätestens nach dem Mainz-Spiel entlud, trugen es die meisten mit einer bemerkenswerten Fassung. Die meisten waren gar erleichtert, dass es endlich vorüber ist und dass man die allermeisten dieser kümmerlichen Kicker in der nächsten Saison nicht mehr ertragen muss.
Dieser Abstieg ist folgerichtig, wenn man den stetigen Abwärtstrend der letzten Jahre betrachtet und sich vor Augen führt, wie knapp Huub Stevens zuletzt zwei Mal gerade noch retten konnte. Meiner Verachtung für diese Truppe tat auch das zwischenzeitliche 2:1 durch den zum Gegner abwandernden Didavi keinen Abbruch mehr, der erstmals seit Kuzmanovic wieder einen Freistoß direkt verwandelte. Selbst die Wende hätte uns nichts mehr gebracht, in Bremen stand es zu diesem Zeitpunkt 0:0, am Ende gewann aber Werder, so dass uns allenfalls noch ein Sieg mit sieben Toren Unterschied in die Relegation hätte bringen können.
Was bin ich froh, dass uns diese für mich unnötigen Relegationsspiele erspart bleiben. Ich bin fertig mit diesem widerlichen Haufen und wollte sie ums Verrecken nicht noch einmal ertragen müssen, zumal es gegen den Club nach einer weiteren Demütigung gerochen hätte.
Die Wölfe erzielten dann noch das 3:1 und das Spiel plätscherte seinem finalen Pfiff weiter entgegen, während sich im Block die Wut über den Vorstand und dieses klägliche Team vollends entlud. Schiedsrichter Gräfe gab noch vier Minuten Bundesliga als Zugabe obendrauf, ehe endlich der Stecker gezogen war und der Verein dorthin katapultiert wurde, worauf man jahrelang konsequent hingearbeitet hat, nämlich in die 2. Liga.
Die Situation im Stadion nach dem Schlusspfiff war bizarr. Der Stadionsprecher bedankte sich bei den Zuschauern für die Unterstützung während der Saison und rief zum Run auf die Getränkestände auf, wo es Freibier geben würde, auch im Gästeblock, wie er betonte. Nur, alkoholfreies Bier nehme ich nicht mal geschenkt und von VW gleich gar nicht, wer weiß welche Manipulationen am Zapfhahn vorgenommen wurden.
Bemerkenswert war es, wie der jetzt besiegelte Abstieg von der Fanszene fast schon lethargisch zur Kenntnis genommen wurde. Keine Pöbelszenen, nicht der Ansatz eines Platzsturms und auch keine Pyrotechnik, vermutlich hat sich die zahlreich vertretene Polizei auf wesentlich mehr Arbeit im Falle eines VfB-Abstiegs eingestellt.
Man sollte meinen, der Abstieg ziehe einer Fanszene den Boden unter den Füßen weg, Tränen und Verzweiflung überall, heulende Spieler, fassungslose Offizielle. Nichts von alledem war am Samstag in Wolfsburg zu sehen. Von einigen wenigen verzweifelten jungen Mädchen einmal abgesehen, sah ich kaum jemanden bitterlich weinen. Es war keine Trauer, Wut keimte dagegen auf, Wut darüber, was einige wenige aus dem einst so stolzen VfB gemacht haben und Wut darüber, was für Rumpelfußballer und Charakterschweine sich derzeit schon VfB-Spieler schimpfen dürfen. Ein klein wenig Talent reicht heutzutage schon aus, aus Zivilversagern Millionenverdiener zu machen. Ungerecht ist die Welt!
Ich hatte lang genug Zeit, mir auszumalen, wie sich denn ein Abstieg anfühlen würde. An 1975 habe ich keine Erinnerungen, erst an den Wiederaufstieg 1977, welches meine erste Saison war, in der ich schon regelmäßig im Stadion war. Ich spürte nur Erleichterung, Erleichterung über die Gewissheit, fast schon Vorfreude auf die neue Liga und Erleichterung darüber, dass das Dahinsiechen im Tabellenkeller der Bundesliga ein Ende fand und endlich der Weg für einen radikalen Neuanfang frei ist.
Der Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans gelang in dieser Saison nicht mehr. Irgendwann wird eben auch jede „Zusammenhalten“-Aktion unglaubwürdig, ist jeder Hashtag ausgelutscht, irgendwann steht einzig und allein die „Mannschaft“ in der Pflicht, die Fans mitzunehmen und nicht umgekehrt. Ein jeder Arbeitnehmer wäre mit einer derartigen Berufsauffassung lang seinen Job los, nur für Profifußballer, und dabei speziell bei denen vom VfB, scheinen andere Regeln zu gelten, wenn sie nicht das tun, für das man sie eingestellt hat.
Nach dem Spiel gab es keine Szenen, wie man sie von „normalen“ Absteigern kennt, dass sich Spieler und Fans am Zaun gegenseitig trösten und Mut zusprechen, nein, die „Mannschaft“ hielt auch in dieser bitteren Stunde die Distanz und hatte auch hier nicht den Mumm, sich zu stellen. Zwar erbärmlich, aber auch nicht mehr verwunderlich, wer den Rasen schon mit vollen Hosen betritt, geht dann eben lieber rein zu Mama und weint sich aus, weil einem von den Fans inzwischen blanker Hohn, Hass, Verachtung entgegen schlägt. Aber Jungs, das ist das einzige, was ihr euch wirklich „verdient“ habt.
Kapitän Gentner, den wir, wie wir im Laufe der Woche erfahren mussten, noch zwei Jahre länger am Hals haben werden als ursprünglich befürchtet, hielt die Seinen gar als „Rädelsführer“ zurück. War ja klar, äußerten die Mimosen doch schon öfter ihr Unverständnis darüber, dass die Leute nach desaströsen Vorstellungen aufgebracht sind und ihnen nicht zujubeln.
Schon wegen der großen Kluft zwischen „Mannschaft“ und Fans täte der Verein gut daran, das Team für die neues Saison nahezu komplett auszuwechseln und mit jungen, erfolgshungrigen, aber auch gestandenen 2. Liga-Spielern in die neue Saison zu gehen.
Der Verein muss endlich wegkommen von den Lastminute-Transfers der letzten Jahre. Dutt hatte vor Jahresfrist markige Worte gefunden und seine(n) Vorgänger deutlich abgewatscht, gerade in puncto Scouting und doch hat Dutt es keinen Deut besser gemacht.
Zu einem guten Scouting gehört es eben nicht nur, über die fußballerischen Fähigkeiten eines Spielers zu befinden, sondern auch über seinen Charakter, seine Teamfähigkeit, seine Lernbereitschaft, ob er eher ein bequemer Typ oder leistungsbereit ist und wie sich sein Sozialverhalten darstellt. Diese Tugenden kann man jedoch nicht unter die Lupe nehmen, wenn man Spieler wie Šunjić oder Kravets unter Zeitdruck kurz vor Transferschluss verpflichtet. Last-Minute-Transfers sind die Folge vorheriger Untätigkeit und Panikreaktionen, weil man zuvor seine Arbeit nicht richtig gemacht hat, schon aus diesem Grund, Dutt raus!
Dass fehlender Charakter der meisten bei uns angestellten Häufchen Elend uns die Klasse gekostet hat, offenbarte sich in den letzten Wochen und Monaten schonungslos. Anstatt nach der Erfolgsserie zu Rückrundenbeginn nach Höherem zu streben, lehnt man sich lieber zurück und nimmt den Fuß vom Gaspedal.
Das Saisonziel, das spätestens nach der Demission Zornigers Nichtabstieg hieß, hatte man vermeintlich ja schon Mitte März so gut wie erreicht, also konnte man es sich wieder einmal schön bequem machen. Kramny und Dutt unterstützten dies auch noch, nahmen die Spannung heraus, indem sie bspw. großzügigen Osterurlaub gewährten und reihen sich damit nahtlos in die Riege der VfB-Totengräber ein.
(Glückliche) Punkteteilungen in Ingolstadt und Darmstadt wurden schön geredet, weil der Druck ja stets bei den anderen lag, so Dutt, Heimniederlagen gegen Leverkusen, Dortmund und Bayern als das Normalste auf der Welt abgetan und selbst nach der katastrophalen Vorstellung beim direkten Konkurrenten in Augsburg läuteten noch immer nicht die Alarmglocken. Die Vorstellungen auf dem Rasen wurden immer schlechter, Kampfgeist war keiner vorhanden und doch vertraute man stets darauf, dass im nächsten Spiel schon die Besserung einkehren würde. Nun haben wir die Quittung, wir sind 17. und es sind keine Spiele mehr!
Wenn ein Abstieg je hausgemacht war, dann dieser. Seit Jahren hat man die sportliche Konkurrenzfähigkeit außer Acht gelassen und sich stattdessen an Projekten wie dem Stadionumbau, dem Bau des Leistungsnachwuchszentrums und der geplanten Ausgliederung (die mit dem Abstieg fürs erste vom Tisch sein dürfte) ergötzt.
Dass ich je einmal einen Präsidenten Wahler in der Rangliste unserer schlechtesten Präsidenten vor Gerd E. Mäuser kategorisieren würde, hätte ich nie gedacht. Mäuser war zwar schon die Oberpfeife und hat nichts Vernünftiges auf die Reihe gebracht, aber, durch seine öffentlichen Auftritte als Elefant im Porzellanladen nahm man ihn aber immerhin regelmäßig wahr, während Wahler als „der Unsichtbare“ in die VfB-Annalen eingehen wird.
Wahler sah tatenlos zu, wie der VfB in den letzten Wochen und Monaten seinen komfortablen Vorsprung auf den Relegationsplatz verspielte und vertraute blind darauf, Dutt würde schon das Richtige tun. Er hielt es nicht einmal für nötig, auf den Tisch zu hauen und Sportdirektor und Mannschaft in die Pflicht zu nehmen. Damit handelte er äußerst vereinsschädigend und ist folgerichtig am Tag danach zurückgetreten (worden). Ein Mayer-Vorfelder war seinerzeit noch mit Herzblut dabei und schritt ein, wenn es notwendig war, aber, er hatte auch ein Gespür und war vor allem nah dran an der Mannschaft.
Robin Dutt wiederum wollte sich partout nicht eingestehen, nach Zorniger, auch bei der Ernennung Kramnys zum Cheftrainer danebengelegen zu haben und ließ die Dinge ins Verderben laufen. Dass die „Mannschaft“ tot war und es eines Impulses von außen bedurft hätte, ignorierte Dutt. Spätestens nach dem Offenbarungseid von Augsburg lag Handlungsbedarf vor. Was tat Dutt? Nichts!
Zur allgemeinen Verunsicherung trugen die ständig wechselnden Aufstellungen und nicht nachvollziehbaren Auswechslungen von Trainer Kramny bei, der mehr und mehr einen überforderten und vor allem planlosen Eindruck machte. Dutt hätte Kramny erlösen müssen, um sich nicht vorwerfen zu müssen, nicht alles versucht zu haben, den Super-GAU abzuwenden. Dutt wollte durch das Nicht-Eingestehen einer Fehlentscheidung seinen eigenen Hintern retten und fuhr damit unseren Verein sehenden Auges gegen die Wand. Schon allein das ist vereinsschädigend, seine Äußerungen nach dem Mainz-Spiel, dass seine Saisonplanung die Möglichkeit des „Worst Case“ in Betracht gezogen hätte, schlug dem Fass den Boden aus.
Wenn der SC Freiburg eine solche Philosophie lebt und mit sich und der Welt zufrieden ist, wenn man unter den Top 25 in Deutschland steht, was automatisch auch die Möglichkeit eines Abstiegs vorsieht, ist das die Sache der Südbadener und dort auch so vermittelbar.
Als Bundesliga-Tanker aber, der 39 Jahre am Stück fester Bestandteil des Fußball-Oberhauses war, verbietet es sich von selbst, in diese Richtung zu denken. Der VfB gehört in die Bundesliga, in der Vergangenheit wurde stets noch rechtzeitig die Reißleine gezogen, um diesen Super-Gau zu verhindern. Ein Abstieg hat weitreichende finanzielle Konsequenzen, so dass in den vergangenen Jahren schon reichlich Horrorszenarien gemalt wurden, wie hart uns ein Abstieg treffen würde.
Umso verwunderlicher, oder auch nicht, ist es, dass dieses Mal der Aufsichtsrat nicht eingeschritten ist. Das seit Oktober nur noch dreiköpfige Gremium umfasst zwar Wirtschafts-Granden aus der Region, jedoch seit Hansi Müllers Rücktritt niemanden mit mehr mit auch nur ein bisschen Sportkompetenz. Wie auch Präsident Wahler vertraute der Aufsichtsrat vollständig auf Dutts Kompetenz und das, obwohl vor einem Jahr großspurig angekündigt wurde, eine One-Man-Show werde es beim VfB nicht mehr geben.
Hätte man den Abstieg tatsächlich einkalkuliert gehabt, wie Robin Dutt weismachen möchte, und wäre man von den auf den Weg gebrachten Projekten zu hundert Prozent überzeugt gewesen, hätte man Alexander Zorniger gar nicht entlassen zu brauchen. Schlimmer wäre es mit ihm mit Sicherheit auch nicht gelaufen. Eher im Gegenteil. Bei der Siegesserie zu Beginn der Rückrunde profitierte Kramny noch von Zornigers Arbeit. Für mich ist er nach wie vor kein Schlechter, mit etwas mehr Geschick im Umgang mit der Presse und einem Abrücken von seiner Sturheit, wäre er einer gewesen, der jeden einzelnen Spieler weiterbringen hätte können und mit dem man die Hoffnung hätte verbinden können, sich im weiteren Saisonverlauf noch zu verbessern. Bezeichnend ist doch, dass gerade jene Spieler, die er sich öffentlich zur Brust nahm, wie Niedermeier, Didavi und Werner, zum Saisonende hin überhaupt nichts mehr auf die Kette bekamen und damit ihren maßgeblichen Anteil am Niedergang haben.
Bei Sport im Dritten positionierte sich Dutt einmal mehr klar, dass er um seinen Job kämpfen werde und sieht die Schuld weiterhin in den Strukturen, die er zu seinem Amtsantritt vorgefunden hatte. Seine Ausführungen in allen Ehren, aber, wer den VfB in seine schlimmste Krise seit über 40 Jahren hineinmanövriert hat, muss die Konsequenzen ziehen und seinen Hut nehmen.
Dutt hat im Fußballgeschäft noch überhaupt nichts vorzuweisen, außer vielleicht bei seinen Trainerstationen bei den Stuttgarter Kickers und beim SC Freiburg, so dass ich kein Vertrauen habe, dass Dutt den Karren wieder flott bekommen könnte.
Von allen Seiten werden wir wegen Dutt belächelt. Wo Dutt ist, ist unten, so der gängige Slogan in der Liga, welcher sich auch beim VfB mehr und mehr bewahrheitet. Schon vor seiner Verpflichtung war ich sehr skeptisch, vor allem, weil er bei seiner einzigen Rolle als Sportdirektor (beim DFB) kläglich versagt und schnell wieder den Schreibtisch mit dem Trainingsplatz getauscht hat. Dass man ihn dann noch vor seinem ersten Arbeitstag mit einem 4-Jahresvertrag und einem Vorstandsposten ausgestattet hat, spottet jeder Beschreibung, oder anders, ist eben der VfB. Da Dutt offensichtlich einen Teufel tun wird, selbst das Feld zu räumen, steht auch hier wieder eine Lohnfortzahlung an, die sich gewaschen hat und die uns die nächsten Jahre immer wieder einholen dürfte. Da Dutts Ruf nicht der beste ist, um es charmant auszudrücken, besteht kaum die Hoffnung, dass ihm schon bald ein neuer Verein zum Ruinieren in die Hände gelegt wird. Ich traue es Dutt nicht zu, den VfB (möglichst schnell) wieder dorthin zu bringen, wo wir hingehören, nämlich in die Bundesliga.
Der VfB muss jetzt die Chance zur totalen Neuausrichtung nutzen und darf sich nicht von Dutt mit Phrasen einlullen lassen, dass seine auf den Weg gebrachten Projekte Zeit benötigen und erst später greifen. Wie einst Bobic ist Dutt momentan dabei, den ohnehin schon riesigen Personalapparat mit eigenen Getreuen noch weiter aufzublähen. Schon allein die Tatsache, dass Dutt ernsthaft darüber nachdenkt, die Gesichter des Niedergangs der letzten Jahre in die 2. Liga mitzunehmen, disqualifiziert ihn vollständig. Gentner ist schon „passiert“, aber die Schwaabs, Niedermeiers, Harniks sollen ihren Dilettantismus bitte zukünftig woanders zur Schau tragen, die wollen wir hier nicht mehr sehen.
Bei einem „Weiter so“ würde sich die Leistungskultur im Verein nie zum Besseren wandeln. Im derzeitigen Verantwortungs-Vakuum, ohne Präsidenten, ohne Trainer und mit einem Sportdirektor kurz vor der Entlassung, ist es ohnehin hinterfragenswert, weshalb er überhaupt noch Leute einstellen und Verträge verlängern darf. Stoppt Dutt, kann man da nur sagen!
Warum man den Vertrag mit Kapitän Christian Gentner schnell noch verlängert hat, erschließt sich mir zum Beispiel nicht. Natürlich ist es als gutes Signal zu verstehen, wenn der Kapitän auch im Abstiegsfall an Bord bleibt, aber, Gentner ist eben auch eines der, wenn nicht das Gesicht des schleichenden Untergangs. Seit seiner Rückkehr aus Wolfsburg 2010 spielen wir fast permanent gegen den Abstieg, seit er die Binde 2013 von Serdar Taşçı übernommen hat, wurde es noch schlimmer, was nun im Abstieg gipfelt. Gentner hatte noch ein Jahr Vertrag, daher war es ohnehin klar, dass er uns auch in der 2. Liga erhalten bleiben würde.
Ich hoffe nur, dass man ihm dann wenigstens die Kapitänsbinde wegnimmt. Von Zorniger hatte ich es mir seinerzeit schon erhofft, dass er die Hierarchie aufreißt. Teilweise, durch den Abgang Ulreichs und die Verbannung Niedermeiers auf die Tribüne, hat er das auch getan, Gentner aber hat leider auch bei ihm meistens gespielt.
In Zukunft darf es nur noch nach Leistung gehen und so darf auch der Stammplatz von Gentner nicht in Stein gemeißelt sein. Er mag ein Spieler sein, der gut mitspielen kann, wenn es in der Mannschaft wie von selbst läuft, ein Kampfschwein aber, das als Kapitän vorangeht und mal ordentlich dazwischen grätscht, wird er nie werden. Er steht sinnbildlich für das Behäbige und die Selbstzufriedenheit in dieser Truppe.
Der Abstieg bietet dem VfB die Chance einer Frischzellenkur, mit jungen und frischen Kräften die Liga aufzumischen muss die Devise sein. In der 2. Liga sind andere Tugenden gefragt, als in der Bundesliga, eben jene, die nun auch im Abstiegskampf notwendig gewesen wären. Spucken, kratzen, beißen, kämpferische Tugenden und keine Schönspielerei.
Der VfB steigt aus dem Grund ab, weil er diese Tugenden nicht in petto hatte und diese mit dem vorhandenen Personal wohl auch nicht abrufbar waren. Deshalb wäre es fatal, den Neuaufbau mit den Gesichtern des Niedergangs anzugehen, weil sie polemisch betonen, dass sie gerne helfen würden, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.
Nein, weg mit Ihnen, die Sprechchöre „ihr macht uns lächerlich“, „außer Kevin könnt ihr alle gehen“ und „VfB Stuttgart, das sind WIR“ sind dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Die wenigsten der Protagonisten möchte man in der nächsten Saison noch auf dem Wasen sehen, sie hatten lange genug Zeit, sich am Riemen zu reißen und alles für den Verein zu geben.
Bislang sind also Ginczek und Gentner fix für die 2. Liga, wobei Ginczek vermutlich erst ab Oktober/ November ins Geschehen eingreifen kann, sofern ihn nicht nochmal ein Rückschlag ereilt. Großkreutz, Langerak und Serey Dié haben dem Vernehmen nach Bereitschaft signalisiert, dem VfB auch in der 2. Liga erhalten zu bleiben, womit zumindest schon mal ein Gerippe vorhanden wäre. Öffentliche Liebeserklärungen der Genannten sind jedoch erst einmal mit Vorsicht zu genießen, da die Vereinsliebe beim Eintreffen lukrativerer Angebote, und wenn die Zahlen vom VfB auf dem Tisch liegen, auch schnell erloschen sein könnte.
Im Tor würde ich mit Langerak und Uphoff in die Saison gehen und Tytoń abgeben. Nicht weil ich ihn nicht auch für einen ordentlichen Keeper halten würde, sondern weil Langerak, wenn er denn verletzungsfrei bleibt, die klare Nummer eins sein wird und Tytoń als Ersatzkeeper zu teuer wäre.
In der Abwehr würde ich gerade mal Heise, Großkreutz und Baumgartl halten. Bei Insúa bin ich mir nicht ganz sicher. Er ist ein netter Kerl, der sich auch wohl zu fühlen scheint und sich mit dem Verein identifiziert, ist aber eben auch in vielen Situationen zu langsam und war an etlichen Gegentoren nicht ganz unbeteiligt, wie bspw. auch am 1:0 in Wolfsburg. Zudem dürfte er in Anbetracht dessen, was er leistet, für die 2. Liga zu teuer sein.
Aus dem Mittelfeld bleiben uns wohl Lukas Rupp, Serey Dié, Alexandru Maxim und Christian Gentner sowie die Youngster Ristl, Ferati und Wanitzek erhalten, während Kostic den Abflug machen dürfte. Der VfB wird auf Transfereinnahmen angewiesen sein und Kostic ist einer der wenigen dieses stümperhaften Kaders, der überhaupt Geld in die Kassen spült.
Seit der Kicker von Kostic‘ Ausstiegsklausel berichtet hatte, die so gestrickt sein soll, dass diese nur greife, wenn die Saison auf Platz 15 oder schlechter beendet würde, hatte man beim Spieler den Eindruck, er wäre überhaupt nicht gewillt, zu einer besseren Platzierung beizutragen.
Auch wieder so ein merkwürdiges Vertragskonstrukt Marke Dutt, zumal es in der Branche auch eher unüblich ist, dem Spieler zusätzlich zu einer satten Gehaltserhöhung auch eine Ausstiegsklausel in den Vertrag zu schreiben. Normalerweise läuft das eher andersherum, der Spieler erhält eine Gehaltserhöhung und die Ausstiegsklausel wird dafür gestrichen. Wieder ein Fall von „Jaaaaaa, der VfB“.
Bei Alexandru Maxim bin ich mir nicht ganz sicher, ob es sinnvoll wäre, ihn zu behalten. Er stagniert seit Jahren in seiner Entwicklung und wäre einer, der nach einer eventuell guten Europameisterschaft Geld einbringen könnte. Hier kommt es auf den neuen Trainer an, ob er in seinem System einen Spielmacher alter Prägung mit vielen Freiheiten bevorzugt oder doch eher ein Laufwunder, welches Maxim nie werden wird.
Im Sturm bleiben wohl nur Ginczek und Tashchy sicher, während Timo Werner sich auf dem Sprung nach Leipzig befinden soll. Über Werner wundern mich die Meldungen nur noch. Bis vor einem Jahr identifizierte er sich voll und ganz mit dem VfB und man konnte es sich kaum vorstellen, dass er, für welches Geld der Welt auch immer, die Farben wechseln könnte.
Ob sein Berater Karl-Heinz Förster den Wechsel derart forciert oder ob zu viel Porzellan zerschlagen wurde, weil ihn der VfB letzten Sommer wie Sauerbier in England angeboten hat, man weiß es nicht. Ich fände es schade, wenn wieder ein Eigengewächs den Verein verlassen würde, dem man es zumindest zutrauen kann, dass er in Leipzig explodiert, wenn er bessere Mitspieler um sich hat und das System besser auf ihn zugeschnitten wird.
Der Aderlass dürfte also gewaltig werden, was ich jedoch mehr als Chance denn als Risiko ansehe. Auch bei den Youngstern, die jüngst mit den Amateuren in die Regionalliga abgestiegen sind, habe ich meine Zweifel, ob sie die Reife mitbringen, am Projekt Wiederaufstieg tatkräftig mitzuhelfen.
Man hört nichts Gutes von einigen dieser Jungen. Charakterlich schwach, zufrieden, mit dem, was sie „erreicht“ haben und dass sie sich von den erfahrenen Führungsspielern nichts sagen ließen, weil sie vom Gehalt her schon in einer ganz anderen Liga spielten. Stimmt das so, wäre es natürlich ein Armutszeugnis für den VfB und es wäre nicht verwunderlich, dass auch bei den Amateuren nie ein Team auf dem Platz stand.
Für den (hoffentlich) neuen Sportdirektor dürfte es eine Mammutaufgabe werden, den Kader auszudünnen, wie es nötig ist. Verschenken möchte man gebundene Spieler ja auch nicht, wenngleich es eine undankbare Verhandlungsposition ist, wenn das Gegenüber weiß, dass man den Spieler loswerden muss. Im einen oder anderen Fall dürfte auch das nur mit Abfindungszahlungen gelingen, die wir in Stuttgart ja fast schon gewohnt sind, so viel Kaderschrott wie sich in den letzten Jahren hier getummelt hat.
Gelang es, Platz im Kader zu schaffen, muss dieser punktuell verstärkt werden, wobei man eine gesunde Mischung aus gestandenen Spielern und jungen, hungrigen Kräften finden muss, die bereit sind, den Kampf in Liga 2 aufzunehmen und die mit dem VfB etwas erreichen möchten.
Dabei sollte sich der Verein tunlichst nicht von abgehalfterten Altstars wie Kuranyi und Taşçı blenden lassen, die dem VfB im Herbst ihrer Karriere gerne helfen würden. Deren Zeit ist abgelaufen, die von Kuranyi, der in Hoffenheim nun wahrlich keine Bäume ausgerissen hat, sowieso und auch Serdar hat schon lang nicht mehr unter Beweis gestellt, dass er eine Hilfe wäre und wäre sicherlich für den VfB in der 2. Liga auch zu teuer.
Wenn man schon altgediente Kräfte zurück locken möchte, dann bitte welche, die noch voll im Saft stehen und einen Qualitätsschub brächten, wie Mario Gomez oder Sami Khedira, was jedoch (noch) unrealistisch sein dürfte.
Zunächst muss allerdings ein Trainer und hoffentlich auch ein neuer Sportdirektor gefunden werden, bevor man jetzt schon Spieler holt und Mittel bindet, und der neue Trainer dann ganz anderen Handlungsbedarf sieht.
Von den kolportierten Namen ist mir der von Markus Gisdol noch am sympathischsten. Ob er sich auf einen Abstieg einlassen und die finanziellen Verhältnisse akzeptieren würde, wo er doch in Hoffenheim aus dem Vollen schöpfen konnte, steht auf einem anderen Blatt.
Auch über Christian Gross könnte man ernsthaft nachdenken, sofern er das Schmierentheater seines Abgangs inzwischen vergessen und verziehen hat. Die handelnden Personen sind inzwischen zwar komplett andere, mehr Professionalität ist aber leider seither auch nicht eingekehrt.
Ich an des VfB’s Stelle würde ja alte Koryphäen abklappern, die zwar offiziell in Rente sind, die es nach Jahren des Nichtstuns aber womöglich wieder jucken könnte, ins große Business zurückzukehren. In dieser Situation und aufgrund der Inkompetenz im gesamten Verein, wäre Erfahrung Gold wert.
Mir war einst die Lösung Lattek/ Sammer beim BVB sympathisch, wo ein Sammer an der Seite des Altmeisters reifen und wertvolle Erfahrungen mitnehmen konnte.
Warum also nicht mal bei Ottmar Hitzfeld anrufen, den nicht nur seine VfB-Vergangenheit sondern auch die Nähe zu seiner Heimat Lörrach locken könnte. An seiner Seite könnte ich mir einen Sympathieträger wie Andi Hinkel vorstellen, der erste, wenn auch nicht glückliche, Erfahrungen im Trainergeschäft gesammelt hat und dem VfB wie kaum ein anderer verbunden ist und vor allem im Umfeld große Beliebtheit genießt. Der VfB täte gut daran, auf kompetente Sympathieträger in Mannschaft und Umfeld zu setzen, um sich in absehbarer Zeit mit seiner Kundschaft wieder zu versöhnen.
Der VfB muss bereit sein, neue Wege zu gehen und aus Fehlern der Vergangenheit endlich auch mal lernen. Zu den größten Fehlern der jüngeren Vergangenheit zählt, damals unter der Ägide Mäuser/ Bobic, das Vergraulen unserer Jugendabteilung und die daraus resultierende Flucht der Herren Albeck/ Schrof nach Leipzig. Es ist kein Zufall, dass aus dem Unterbau, trotz des wunderschönen Jugendleistungszentrums, seit deren Abgang nichts fruchtbares mehr hochgekommen ist und, im Gegenteil, nach und nach junge Spieler von RB Leipzig abgeworben wurden. In erster Linie Kimmich lässt da grüßen. Bezeichnend, dass jetzt auch noch unser beliebtes Torwart-Trainer-Urgestein Ebbo Trautner, den seinerzeit Bobic degradiert und ihm Andreas Menger vor die Nase gesetzt hat, den VfB auch noch in Richtung RB verlässt.
Dem VfB der Zukunft darf kein Weg zu unkonventionell sein. Man könnte sich durchaus die Blöße geben und sich jetzt, wo Mäuser, Bobic, Labbadia Geschichte sind, zum Ziel setzen, die Herren Schrof und/ oder Albeck zu einer Rückkehr, immerhin in die Heimat, zu bewegen. Vielleicht trifft es die beiden ja auch ins Mark, aus der Ferne zu beobachten, was aus ihrem VfB geworden ist, so dass sie vor der nächsten Vertragsverlängerung genau überlegen könnten, ob sie nicht doch lieber ihrem Herzen folgen sollten.
Als Fan darf man sich auf die 2. Liga freuen, ich tue das zumindest. Früher begann eine Bundesligasaison und alles war möglich. Der VfB war meist ein Kandidat für die UEFA-Cup-Plätze, es gab eine Handvoll Abstiegskandidaten, aber eben auch genauso viele Meisterschaftsanwärter. Heutzutage, wo die Bayern in einer einzigen Championsleague-Saison 100 Millionen Euro einnehmen und kürzlich an einem einzigen Tag 70 Millionen für zwei neue Spieler ausgeben, kann man den Bayern schon jetzt zur fünften Meisterschaft in Folge „gratulieren“.
Der BVB mit seinen ebenfalls üppigen Mitteln wird voraussichtlich wieder nett Paroli bieten können, danach aber hört es schon fast auf.
Schalke mit Gazprom im Rücken, Manager Heidel und immer ausverkauftem Haus dürfte auch weiterhin ein Kandidat für die Championsleague-Plätze sein.
Hoffenheim sollte mit den Hopp-Millionen eigentlich auch im oberen Tabellendrittel platziert sein, ebenso wie Bayer Leverkusen, das Gehälter zahlt, dass einem schwindlig wird.
Wolfsburg wird, trotz Abgas-Skandal, nach dieser verkorksten Saison die nächste Transferoffensive starten und auch „Aufsteiger“ Red Bull hat bereits verkündet, mindestens 50 Millionen Euro in neue Spieler investieren zu wollen und baggert an Spielern herum, von denen wir nicht zu träumen wagen.
Mönchengladbach ist der einzige Verein, der mit ungleichen Waffen kämpft und sich zuletzt oben (dank gutem Scouting und gutem Management) etablieren konnte. Für Gladbach ist jedoch keine Saison ein Selbstläufer, wie man zu Beginn der abgelaufenen Runde gesehen hat. Zudem haben sie auch einen Wettbewerbsnachteil, weil sie nicht die Gehälter der Konkurrenz bezahlen können und daher schlauer als die Anderen sein müssen, was sie in den letzten Jahren bemerkenswert gut hinbekommen.
Bei diesen Summen, die in den Top 6 bewegt werden und bei Gehältern schon jenseits der zehn Millionen Euro pro Jahr, während „wir“ Top-Verdienern zwischen zwei und drei Millionen Euro jährlich bezahlen können, frage ich mich als Fan schon seit einiger Zeit, ob es sich lohnt, diesen Wahnsinn auf Dauer mitzumachen. Beim VfB jammert man herum, 3,4 Millionen Euro Ablöse für den Königstransfer Sunjic in den Sand gesetzt zu haben, während andere ein Vielfaches allein an Handgeldern auf den Tisch des Hauses legen. Realistisch betrachtet und wenn man eben nicht schlauer als die Anderen ist, bleibt in der Liga nur noch Abstiegskampf und eine Einreihung auf die Plätze 8-18. Das bedeutet, selbst hätte man die Klasse ein weiteres Mal irgendwie gehalten, dass uns der nervenzehrende Abstiegskampf auf Sicht erhalten geblieben wäre und die Wahrscheinlichkeit auch deshalb groß gewesen wäre, dass es einen irgendwann einmal erwischt.
Möchte ich einer Liga angehören, in der mehr und mehr Einheitsbrei serviert wird und sich die Stadien fast nur noch in der Farbe unterscheiden? In der nur noch der schnöde Mammon regiert und die Ursprünglichkeit auf der Strecke bleibt? Wo nach Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim, Ingolstadt sich nun mit Red Bull der nächste Retortenclub breit macht? Wo Emporkömmlinge wie Mainz und Augsburg uns den Rang abgelaufen haben, während Traditionsclubs ums nackte Überleben kämpfen. Wo Spiele gegen Bayern und Dortmund längst ihren sportlichen Reiz verloren haben und einer Demütigung gleich kommen?
Ich habe darauf ehrlich gesagt keinen Bock mehr und reduziere mein Fan-Dasein auch nicht auf sportlichen Erfolg. Die derzeitige Truppe lässt jegliche Identifikation mit Verein und Fans vermissen, so dass mir schon seit einiger Zeit die Stunden, die ich mit Gleichgesinnten am Rande des Fußballs verbringen kann, wichtiger als das Geschehen auf dem Platz sind.
Diesbezüglich ändert sich für mich in der 2. Liga also zunächst einmal überhaupt nichts. Im Gegenteil, es stehen fast durchweg interessante Touren auf dem Programm und, wenn es der Verein schafft in der Kürze der Zeit eine schlagfertige Truppe zusammenzustellen, stehen die Chancen auf ein paar Siege mehr ungleich besser.
Natürlich darf die Zweitklassigkeit nicht zum Dauerzustand werden und natürlich muss der VfB bestrebt sein, möglichst schon nach einem Jahr wieder zurückzukehren. Im ersten Jahr der Zweitklassigkeit sprudeln die Fernsehgelder aufgrund einer Übergangsregelung noch üppiger, auch die Sponsoren bleiben bei der Stange. Daher sind wir zunächst einmal von den finanziellen Möglichkeiten her der FC Bayern der 2. Liga und müssen etwas daraus machen, um nicht Gefahr zu laufen, eines Tages noch weiter nach unten durchgereicht zu werden.
Dafür muss sich der VfB in Rekordzeit runderneuern. Der Aufsichtsrat scheint sich aus Urlaubs- und Zeitgründen und wegen mangelnder sportlicher Kompetenz schwer damit zu tun, einen neuen Sportdirektor zu finden, zumal der Markt der arbeitslosen Sportdirektoren auch nicht gerade üppig ausgestattet zu sein scheint. So ist zu befürchten, dass es mal wieder einer wird, der nicht bei drei auf dem Baum ist. Von Jens Todt und Stefan Kuntz indes halte ich überhaupt nichts, da sie in dieser Position, ähnlich wie Robin Dutt, noch nichts Weltbewegendes vorzuweisen haben und überwiegend auf ihre bisherigen Vereine reduziert werden würden. Karl Allgöwer, der in diesem Zusammenhang auch genannt wurde, sähe ich eher als neuen Präsidenten, als Vereinsrepräsentanten, der, wenn nötig, auf den Tisch haut und stets den Finger in die Wunde legt. Für einen Sportdirektor war er zu lang raus dem Fußballgeschäft. In dieser Position könnte ich mich eher mit einem wie Jens Lehmann anfreunden, der sich selbst jedoch wohl mehr als Trainer sieht.
Auch Horst Heldt ist wieder auf dem Markt und damit automatisch im Gespräch. Bei seiner Personalie bin ich zwiegespalten. Er wäre mir zwar noch lieber als einige der anderen Kandidaten, aber, unter ihm wurden eben auch viele Gelder verbrannt, zudem lag er auf Schalke bei der Trainerwahl auch meist daneben.
Wo auch immer die Reise hingeht und welche Köpfe noch rollen werden, der VfB hat die große Chance für einen radikalen Neubeginn und sollte diese nutzen. Daher gilt es jetzt den Verein zukunftsfähig aufzustellen, alte Zöpfe abzuschneiden und mit Karacho zurückzukommen. Die Zweitklassigkeit bietet nicht nur die Chance, eine erfolgshungrige Mannschaft aufzubauen, auch der aufgeblähte Personalapparat um die Mannschaft herum könnte auf Zweitligaverhältnisse zurückgefahren werden. Uns wird immer eingebläut, wie eng der Gürtel zu schnallen ist, doch, bei sich selbst anzufangen, daran denkt der Verein nicht.
Ich frage mich öfter, womit sich diese „Mannschaft“ diesen Luxus, der ihr geboten wird, verdient hat. Weshalb lässt man diese traurigen Affen von Absteigern nach dem Spiel in Wolfsburg per Charterflug in die Heimat zurückbringen und setzt sie nicht zu uns in den Partyzug, dass sie ein jeder mal kurz her beleidigen kann und sie sich es das nächste Mal (das es selbstredend jetzt nicht mehr geben wird) genau überlegen, ob sie noch einmal so leidenschaftslos auftreten und sich aufgeben wie zuletzt?
Müssen es immer 5-Sterne-Wellnesstempel sein, wo er komplette VfB-Tross absteigt oder ist nicht gerade jetzt in der 2. Liga die Möglichkeit gegeben auch die eigenen Ansprüche herunterzufahren. Wenn ich mich recht entsinne, nächtigte Eintracht Braunschweig beim Pokalspiel im Dezember in einem Hotel der Holiday Inn Express Kette. Ich hoffe es sehr, dass diese Kategorie in der 2. Liga dann auch ihren Ansprüchen genügt und sie ihrem Leben in Saus und Braus im Unterhaus ein Ende setzen.
Warum muss ein Spaß-Trainingslager auf Mallorca her, wenn die Sportschule Ruit vor den Toren Stuttgarts liegt? Die 2. Liga schafft dem VfB die Möglichkeit, kleinere Brötchen zu backen und zurück zu einer Leistungskultur zu kommen. Die Wohlfühloase muss endlich der Vergangenheit angehören, das alte Motto „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ muss Bestandteil einer Vereinsphilosophie sein, mit der sich Otto Normal-Fan auch identifizieren kann.
Nach erreichtem Klassenerhalt hätte man ja gerne zur Saisonabschlussfahrt nach Mallorca, meinetwegen auch in ein Golf-Ressort, aufbrechen dürfen, aber nicht einmal das wäre noch zustande gekommen, hatten wir es doch mit keiner Mannschaft im eigentlichen Sinne zu tun. Nach dem letzten Spiel und der Landung in Stuttgart sind wohl alle getrennt von dannen gezogen, kein Saisonabschluss mit den (alten) Kollegen mehr, eine Tatsache, die auch Bände spricht, wie es um den Teamgeist bestimmt war.
Die 2. Liga ist auch eine Chance für die Fanszene, neu zu einander zu finden. Es wird zwar nach außen stets Einigkeit demonstriert und durch den Fanausschuss auch dieselbe Sprache nach außen transportiert, bei näherem Hinsehen aber bestehen doch tiefe Gräben.
Wenn schon, wie gegen Mainz und auch in Wolfsburg, eigene „Fans“ aufeinander losgehen, verstehe ich die Welt nicht mehr. Ich hoffe, dass sich im Unterhaus wieder die Spreu vom Weizen trennen wird und jene zuhause bleiben, die mit ihrem Frust rund um den Fußball nicht umgehen können und ein Ventil für ihre eigene Unzufriedenheit suchen.
Angst und bange kann es einem dabei schon jetzt vor den Duellen gegen den KSC werden. Ich komme aus einer Zeit, in der man in den 80ern bis weit in die 90er hinein, sich noch mit VfB-Trikot frei in Karlsruhe bewegen konnte und man keine Probleme bekam, wenn man es nicht auf Ärger abgesehen hatte.
Heutzutage, wo die Fanszenen beider Lager von spätpubertären Gruppen dominiert werden, ist man selbst als Allesfahrer schon fast am überlegen, ob man sich der Gefahr, vor allem im Wildpark, noch aussetzt.
Bereits 2009, beim letzten Aufeinandertreffen in der Bundesliga, gab es vor dem Stadion bürgerkriegsähnliche Zustände, die mit Fußball meiner Auffassung nach nichts zu tun haben. Rivalität und Frotzeleien gehören zum Fußball dazu, wenn jedoch Leib und Leben gefährdet sind, hört der Spaß auf. Leute, die Feuerwerkskörper in die Menge hineinschießen, wie 2009 geschehen, sind kriminelle Straftäter, die aus dem Verkehr gezogen gehören, sowie alle anderen, die auf normale Leute losgehen, nur weil sie einen Schal tragen, der ihnen nicht passt.
Die 2. Liga wird einige hochbrisante Duelle für uns zu bieten haben, sportlich und von den Fanszenen her interessant, aber eben auch, vor allem bei Spielen bei Dunkelheit, nicht ganz ohne. Dennoch freue ich mich riesig drauf und warte nun zunächst einmal gespannt auf die Weichenstellungen in die Zukunft, die Bekanntgabe des Sommertrainingslagers und auf das Erscheinen des Spielplans, damit man endlich wieder planen kann.
Ich wünsche allen eine schöne Sommerpause und eine erfolgreiche Europameisterschaft, für wen auch immer ihr mitfiebert. Da sich beim VfB die Meldungen in den nächsten Wochen (hoffentlich) überschlagen werden, melde ich mich natürlich zwischendurch auch noch zu Wort.
Eine neue Liga ist wie ein neues Leben oder auch WIR spielen in einer anderen Liga. Ich habe den VfB in den letzten Jahren öfter mit dem todkranken Patienten verglichen, bei dem niemand bereit ist, endlich den Stecker zu ziehen.
Nun ist es geschehen, nun ist es, wenn auch traurige, Gewissheit. Der VfB war die längste Zeit erstklassig und hat (endlich) geschafft, worauf jahrelang und ungebremst drauf zu gesteuert wurde. Machen wir das Beste draus, beten wir, dass auch der Verein das Beste draus macht und wir eines Tages tatsächlich resümieren können, dass dieser Abstieg das Beste war, was uns passieren konnte.
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11. Mai 2016
Der VfB ist nach dem Spiel gegen Mainz 05 endgültig am Abgrund angekommen. Es bricht mein Fan-Herz, das seit 1974 für diesen Verein schlägt, wenn man machtlos mit anschauen muss, was aus dem einst so stolzen Verein für Bewegungsspiele von 1893 e. V. gemacht worden ist.
Nach dem desaströsen 1:3 gegen den Karnevalsverein aus Mainz, sind die Chancen auf den Relegationsplatz vor dem letzten Spieltag nur noch theoretischer Natur. Man braucht sich als einer, der es mit dem VfB hält, auch nicht einmal darüber zu ärgern, dass der BVB die Eintracht aus Frankfurt „gewinnen lassen hat“, Darmstadt 98 in Berlin gewinnt und Bremen in Köln ein torloses Remis erreicht.
Wer nach dem Erreichen der 33-Punkte-Marke die Saison für beendet erklärt und innerlich darauf baut, dass vor zwei Jahren ja schon 32 Punkte zum Klassenerhalt genügten und das irgendwie schon wieder hinhauen würde, braucht die Schuld für sein Versagen nicht bei den Anderen zu suchen. Wer wochenlang den Anderen den Druck zuschiebt, weil man ja eine ach so tolle Ausgangssituation hatte, zahlt zum Schluss die Zeche.
Selbst in den Momenten während und nach dem Spiel, als sich das Schicksal abzeichnete, worauf jahrelang hingearbeitet wurde, nämlich der Abstieg, konnte ich nicht mal mehr bittere Tränen weinen. Ich bin in dieser Situation eher sauer denn traurig.
Sauer auf die Totengräber der letzten Jahre, auf die Herren Staudt und Heldt, die im Championsleague-Wahn die Personalkosten exorbitant in die Höhe schraubten und sich offensichtlich auch am Stadionumbau übernommen hatten.
Auf die Herren Hundt, Mäuser, Bobic, Labbadia, die den Kader kaputt sparten und Stück für Stück schwächten, Vereinskoryphäen und junge Hoffnungsträger vergraulten und eine katastrophale Außendarstellung an den Tag legten.
Und aktuell gilt dem wohl noch immer von der Championsleague träumenden Präsidenten Bernd Wahler, dessen einzige Sorge derzeit noch immer die geplante Ausgliederung zu sein scheint und der Robin Dutt einfach machen lässt, anstatt hin und wieder auf den Tisch zu hauen, wenn es angebracht wäre.
Robin Dutt hingegen ist der Meister des Aussitzens. Letztes Jahr ging es gerade nochmal gut, dieses Jahr nicht mehr. Er lässt es seit Monaten einfach laufen und hofft von Spiel zu Spiel auf Besserung, wohingegen seit Wochen jeder Blinde sah, dass diese Mannschaft tot ist und ohne Impuls von außen auch nicht mehr zu retten war. Jürgen Kramny ist die ärmste Sau in der Kette, ihn hätte man einfach nur zu erlösen brauchen.
Bereits am 29.03., als sich die Tabellensituation noch weitaus komfortabler darstellte, sich der Negativtrend aber bereits abzeichnete, warnte ich vor den kommenden Wochen und traute es Robin Dutt damals sogar zu, dass er diesen Trend erkennen und handeln würde: http://www.frankys-stadionpics.de/blog/?p=4005. Leider hatte ich ihn überschätzt.
Dutt hat nicht erkannt, dass Kramny die Mannschaft nicht mehr erreicht und mit der Aufgabe heillos überfordert ist. Oder hat er es erkannt und wollte es sich nicht eingestehen, dass er wie schon bei der Verpflichtung und möglicherweise auch Entlassung von Alexander Zorniger daneben lag.
Kramny war die Billiglösung, es zu versuchen auch legitim, zumal ihm die ersten Wochen ja auch Recht gaben, aber, dieses Experiment auf Kosten des Abstiegs und bis zum bitteren Ende fortzuführen, ist grob fahrlässig und vereinsschädigend.
Noch nach Augsburg, nach Dortmund, selbst nach Bremen, mit der lösbaren Aufgabe gegen Mainz vor der Brust, hätte ein Trainerwechsel Sinn gemacht und mir noch einmal Hoffnung gegeben. Oft sind es ja eine neue Ansprache, die eine oder andere Stellschraube, ein bereits in Vergessenheit geratener Reservist, die Autorität, der Wegfall der Alibis und vieles mehr, das einen Trümmerhaufen von Mannschaft, zumindest vorübergehend, zu neuem Leben erwecken könnte.
Und? Was tat Dutt? NICHTS! Er ließ diese letzte Patrone einfach stecken. Dutt ließ es weiterlaufen, ließ eine hilflose Mannschaft vor sich hin stümpern und lobte Kramny, weil er doch 100 Prozent VfB wäre. Wenn das allein genügt…. Dutt hat mehr oder weniger tatenlos zugesehen, wie der große Tanker (so Bobic) auf Grund lief.
Doch damit nicht genug, die VfB-Welt ist am Boden zerstört, sauer, fassungslos, tieftraurig und fragt sich, ob sich dieser Kollateralschaden jemals reparieren lässt, da setzt Robin Dutt noch einen drauf. „Wir haben uns letztes Jahr für einen Weg entschieden, der auch den Worst Case eines Abstiegs vorgesehen hat. Wenn es nun so kommt, dann werden wir sehr gut vorbereitet sein“. Herr Dutt möchte doch nicht allen Ernstes behaupten, sein „Plan“ sei es gewesen, einen 39 Jahre am Stück Bundesliga spielenden Verein in die 2. Liga zu managen? Das lässt auf Kommunikationsprobleme im Vorstand schließen, denn, Herr Wahler wollte ja eigentlich in die Championsleague.
So aber sind wir aller Wahrscheinlichkeit nach in der kommenden Saison Bestandteil der attraktivsten 2. Liga aller Zeiten. Abgesehen vom spielerischen Niveau und dem sicher ein oder anderen trostlosen Heimspiel, darf man sich auf Leckerbissen in fast jedem Auswärtsspiel freuen. Sandhausen und Heidenheim sind dabei noch so ziemlich das unattraktivste, was diese Liga zu bieten hat, wegen ihrer Nähe jedoch auch schon wieder attraktiv.
Sollte es denn so kommen, gehe ich absolut positiv ran und hoffe darauf, mal wieder etwas öfter jubeln zu dürfen und dass das Neckarstadion wieder zu einer Festung wird.
Seien wir doch ehrlich, die immer weiter auseinandergehende finanzielle Schere in der Bundesliga, in der mehr und mehr mit ungleichen Waffen gekämpft wird, machen die Liga langsam aber sicher gähnend langweilig.
Zehn Heimniederlagen in dieser Saison verlangen auch dem Hartgesottensten alles ab, Spiele gegen die Spitzenteams, zu denen man die Punkte gleich per Post verschicken könnte, haben ihren Reiz verloren und jetzt kommt auch noch Leipzig hinzu, die von Anfang an oben mitspielen möchten und an Neuzugänge denken, die wir uns im Leben nicht leisten könnten.
Daher sehe ich es eher positiv, den Verein konsolidieren zu können, kleinere Brötchen zu backen, das Gehaltsniveau herabzusenken und sich der einen oder anderen personellen Altlast elegant entledigen zu können.
Der Samstag indes begann hervorragend. Früh morgens ging es schon los zur traditionellen Saisonabschlussfahrt auf dem Stuttgarter Partyfloß, wie immer toll organisiert vom OFC Leintal Power 05.
Bei Kaiserwetter hüpften und sangen wir uns mit 190 Gleichgesinnten in Stimmung und waren vorsichtig optimistisch, was das Spiel anging. Mainz war in den letzten Jahren zu ähnlichen Zeitpunkten und als es für sie ebenfalls um nicht mehr viel ging (die Europaleague konnten sie nur noch theoretisch verspielen), ein dankbarer Gegner.
Frühlingsfest, ausverkauftes Haus und eine trotzige Stimmung, hat doch fast jeder, der der Fanszene eng verbunden ist, vor dem Spiel noch einmal mobil gemacht und dazu aufgerufen, bei diesem Spiel alles rauszuhauen und die Mannschaft bedingungslos zu unterstützen.
Alle in weiß war das Motto, ein tolles Bild im weiten Rund und (zunächst) ein Lautstärkepegel, der in der Liga seinesgleichen sucht. Von der Fanseite her war alles angerichtet für einen tollen Fußballnachmittag.
Dumm nur, dass die „Mannschaft“ nicht mitspielte! Sie ist dem sich mehr und mehr zuspitzenden Abstiegs- und Existenzkampf von Spiel zu Spiel nervlich weniger gewachsen. Auch in diesem Punkt rächt es sich, dass es einfach so laufen gelassen wurde. Es ist kein Führungsspieler da, der die Jungs mitreißt, keiner der sie aufrichtet und ein Trainer, dessen ständige Wechsel von Planlosigkeit und wenig Vertrauen in sein Personal zeugen.
Kramny krempelte die Mannschaft im Gegensatz zum 2:6 letzten Montag in Bremen auf gleich sechs Positionen um. Außer einer komplett neuen Viererkette durfte auch Mitch Langerak endlich sein Bundesligadebüt im Trikot mit dem Brustring „feiern“.
Dass es Kramny nicht schaffte, auf Mallorca, die Sinne zu schärfen, einen Teamspirit zu entwickeln und vor allem eine Formation zu finden, die es in den restlichen drei Spielen richten soll und dem Druck auch gewachsen ist, zeugt von der Sinnlosigkeit dieser „Auszeit“.
Dieses Trainingslager war also für die Katz, so dass man meinen kann, dieses habe den Charakter einer Saisonabschlussfahrt gehabt und Spaß und Erholung wären im Vordergrund gestanden.
Schlimmer noch, der Spannungsabfall seit der Rückkehr mutet fatal an. Bremen war eine Frechheit, von der ersten Minute an und Mainz, na ja.
Zwei eigentliche Führungsspieler, Christian Gentner und Kevin Großkreutz, kehrten zwar zurück, waren aufgrund ihrer Verletzungen jedoch noch nicht bei 100 Prozent, so dass auch sie es nicht schafften, mit Leistung voran zu gehen und spielerisch Zeichen zu setzen.
Das Spiel begann zwar wie gemalt für den VfB, in der 6. Minute brachte Gentner unsere Farben in Führung. Es hätte der Brustlöser sein können, nein, müssen, spürte man doch bei der Mannschaft und auch bei den Fans die pure Erleichterung und eine zarte Hoffnung auf DIE Trendwende.
Doch, wenn eine stark verunsicherte Mannschaft dann plötzlich meint, das Ergebnis verwalten zu wollen und den Betrieb nach vorne nahezu einstellt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn der Schuss nach hinten losgeht.
Da der VfB ohne Stürmer spielte und ein Didavi an vorderster Front einmal mehr darauf konzentriert war, sich nicht zu verletzen, als dass er noch einmal alles für den VfB gegeben hätte, konnten vorne keine Bälle festgemacht und dadurch auch keine Gefahr erzeugt werden. Einzig in der 36. Minute wurde es noch einmal gefährlich, als ein Mainzer den Ball von Rupp von der Linie kratzte.
Das hätte die Vorentscheidung sein können, aber, das notwendige Quäntchen Glück haben wir offensichtlich in den letzten Jahren aufgebraucht. Bezeichnend, dass im direkten Gegenzug der Ausgleich fiel, als der Rückkehrer Kevin Großkreutz eine Hereingabe zuließ und Malli sich in der Mitte Freiheiten erfreute, die wohl in der Bundesliga einmalig sind. Es war Gegentor Nummer 70, was einmal mehr offenbarte, wo der Schuh drückt und wo die Versäumnisse des Robin Dutt liegen. Man kann über Antonio Rüdiger sagen, was man möchte, aber, der stand in der Schlussphase der letzten Saison seinen Mann und steckt die Schwaabs, Šunjić‘, Niedermeiers, Barbas und Baumgartls locker in die Tasche.
Nach dem Ausgleich, der im Fußball von Grund auf noch keinen Beinbruch darstellt und reparabel gewesen wäre, brachen beim VfB abermals alle Dämme. Die Knie wurden wackelig, der Kopf spielte nicht mehr mit, die Mannschaft agierte kopflos und bettelte um weitere Gegentore.
Nach dem 1:2 und schließlich dem 1:3 und wohl auch nachdem die Ergebnisse auf den anderen Plätzen durchgesickert waren, hatte es etwas von Selbstaufgabe. Robin Dutts Kopfwäsche, die er nach dem Zerfall der Mannschaft in Bremen angekündigt hatte, verpuffte, sofern er sie denn durchgeführt hat. Denn, analog zu Bremen ergab man sich wehrlos in sein Schicksal, kein Aufbäumen, keine Gegenwehr, ohne unseren Besten, Mitch Langerak, können wir das Ding gut und gern auch 1:6 oder 1:7 verlieren.
Wenn nicht noch ein Wunder geschieht und wir in Wolfsburg gewinnen, sowie Frankfurt in Bremen, war diese 39. Bundesligasaison am Stück die vorerst letzte.
Noch unwahrscheinlicher als ein Frankfurter Sieg in Bremen, die Hessen haben mit zuletzt drei Siegen in Folge immerhin einen Lauf, erscheint, dass der VfB etwas Zählbares aus Wolfsburg mitnimmt. Nicht nur die Statistik spricht gegen den VfB, nein, in der derzeitigen Verfassung würde das Team wohl auch gegen den Stadtrivalen von den Golan-Höhen verlieren, so dass ein Erfolgserlebnis bei den Wölfen, die sich mit ihrem Publikum für eine verkorkste Saison versöhnen möchten, nahezu ausgeschlossen erscheint.
Dass beim VfB selbst keiner mehr ernsthaft an ein Wunder glaubt, zeigt sich darin, dass hinter den Kulissen wohl schon eifrig die Köpfe zusammengesteckt werden, mit welcher Führungsmannschaft und welchen Spielern man das Abenteuer 2. Liga denn angehen solle. Dabei liegt der Fokus scheinbar weniger darin, wie der Super-GAU vielleicht doch noch abgewendet werden könnte, nein, jeder meint sich positionieren zu müssen und schreit „hier“, wer die Wohlfühloase auch nach dem Abstieg nicht verlassen möchte.
Christian Gentner und Daniel Ginczek haben ihre Verträge bereits vorzeitig verlängert. Sicherlich ist es ein gutes Zeichen, wenn der Kapitän an Bord bleibt und damit auch signalisiert, dass selbst bei einem Abstieg nicht alles auseinanderbrechen würde. Jetzt hat der fast 31-jährige Gentner also noch drei Jahre Vertrag, was schwer nach Rentenvertrag riecht.
Interessant zu Gentner waren die Aussagen von Hansi Müller bei Sport im Dritten. Müller, der Einblicke in das Innenleben des Vereins hat und nicht mehr in Amt und Würden steht und deshalb auch kein Blatt mehr vor den Mund nehmen muss, kritisierte Gentner, dass er eben nicht DIE Führungspersönlichkeit ist, die man sich in schwierigen Situationen wünschen würde.
Für mich ist Gentner DAS Gesicht des sportlichen Niedergangs und ein Bremser in der Mannschaft. So lang er vermeintlich eine Stammplatzgarantie besitzt und, wie Kramny kürzlich sagte, selbst entscheide, ob er spiele, wird es schwierig bis unmöglich weg von der Wohlfühloase und hin zu einer Leistungsgesellschaft zu gelangen.
Als Identifikationsfigur darf er ja gerne bleiben, hätte ohnehin noch einen Kontrakt bis 2017 gehabt, aber, die Kapitänsbinde MUSS ihm der nächste Trainer aber abnehmen. Ich hoffe schwer, sein Wort im Verein hat nicht dieses Gewicht, dass er Dutt auch noch die Vertragsverlängerungen weiterer Gesichter des Niedergangs schmackhaft macht, dann nämlich dürfte es eher noch weiter nach unten gehen.
Sehr positiv hingegen sehe ich die Vertragsverlängerung von Daniel Ginczek, der sich darüber hinaus dem Vernehmen nach eine Ausstiegsklausel streichen ließ und damit ein klares Bekenntnis für den VfB abgibt. Typen wie ihn wünscht man sich noch einige mehr in der Mannschaft. Geerdet, bodenständig, Familienvater, sympathisch und eben kein Spinner. Hoffentlich legt er die Seuche endlich ab und kann im Spätherbst wieder beschwerdefrei für uns auf Torejagd gehen.
Auch in der obersten Vereinsebene kündigt sich ein Beben an, wie mehrere Blätter in Berufung auf Aufsichtsratskreise berichten. Demnach sollen Wahler und Dutt im Falle des Abstiegs vor der Ablösung stehen. Ich denke, uns stehen spannende Wochen bevor.
Dutt gibt sich indes kämpferisch, so ist zu hören, er verzichte für eine Weiterbeschäftigung auf die Hälfte seines Gehaltes und dass er gerne bleiben würde, da er in der Region zu Hause ist. Dutt hat sicherlich einige Projekte auf den Weg gebracht, deren Früchte wir später ernten werden, wenn sie denn fruchten, aber, er lag eben bei vielen Transfers total daneben und hat zuletzt, als es dringend nötig gewesen wäre, nicht eingegriffen.
Auch die Stimmung unter den Fans hatte am Samstag etwas von Selbstaufgabe. Obwohl es erst der 33. Spieltag war und die theoretische Chance noch gegeben ist, war’s das für viele. Den Platzsturm hätte es meiner Meinung nach zu diesem Zeitpunkt (noch) nicht gebraucht und lässt den Schluss zu, dass es wohl besser ist, auswärts endgültig abzusteigen.
In Wolfsburg werden sich viele kurz nach dem Spiel zu Zug und Bus begeben müssen und nicht noch auf die „Mannschaft“ warten können. Dieser Platzsturm war in meinen Augen dumm, wobei ich die Besonnenheit unserer Ultras-Gruppierungen loben muss, die offensichtlich ihre Leute zurückgehalten haben.
So waren auf dem Feld hauptsächlich sensationslüsterne Selfie-Knipser und wütende „Normalos“, die ein Ventil für ihren Frust suchten. Es kam vereinzelt zu Schubsereien, Schlimmeres ist zum Glück nicht vorgefallen. Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch der Meinung wäre, dass es an der Zeit ist, der Mannschaft die Meinung zu geigen, aber, erstens brauchen wir sie noch für dieses letzte entscheidende Spiel und zweitens dürfte dem VfB eine empfindliche Strafe drohen, bin hin zu einem Teilausschluss von Zuschauern, sollte die DFL Ermittlungen aufnehmen.
Dieses Platzstürmchen jetzt jedoch mit den Vorkommnissen der Kölner beim Abstieg gegen die Bayern oder in Mönchengladbach und anderen weitaus dramatischeren Ereignissen in Zusammenhang zu bringen, ist in meinen Augen überzogen und lächerlich. Die Security hatte alles im Griff, die Polizei musste nicht eingreifen, also, halb so wild.
Die Rolle des Sicherheitsdienstes ist hier trotzdem zu hinterfragen. Wohl wurde mit einem Sturm gerechnet, weshalb die Tore zum Innenraum vorab schon geöffnet wurden und Leute, die aufs Spielfeld wollten, nicht daran gehindert wurden.
Selbst Rollstuhlfahrer habe ich vor dem Kabineneingang gesehen. Das alles mutete schon seltsam an, wenn ich mir die Leute, die auf dem Rasen standen so angeschaut habe, glaube ich nicht, dass es zu einer gewaltsamen Stürmung gekommen wäre, hätte man die Tore einfach geschlossen gehalten.
Nun hoffe ich einfach, dass die DFL aus dieser Mücke keinen Elefanten macht und der VfB keine Konsequenzen zu tragen hat. Und natürlich darauf, dass die Spieler nicht zu sehr eingeschüchtert wurden und in Wolfsburg schon von Beginn an mit wackeligen Knie auf dem Platz stehen.
Bei aller Selbstaufgabe, noch sind drei Punkte zu gewinnen, noch sind wir nicht sicher abgestiegen. Für Wolfsburg gilt es seitens der Mannschaft noch einmal alles zu mobilisieren. Vielleicht hilft es ja dabei, dass der eine oder andere jetzt schon weiß, dass man auch in der 2. Liga auf ihn setzen würde, und die Mannschaft daher gieriger auftritt als zuletzt. Wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter, alles hat seine zwei Seiten, ich sehe auch dann positiv in die Zukunft.
Lasst uns jedenfalls dieses vermeintlich letzte Bundesliga-Spiel für einige Zeit genießen. Alle in Rot nach Wolfsburg. Freue mich auf den Partyzug und einen abartig langen Tag. Bin auf alles vorbereitet, in diesem Sinne, prost und ahoi!
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1. Januar 2016
Einkalkulierte Niederlage in Wolfsburg
Nach dem erlösenden Sieg gegen die Frankfurter Eintracht folgte zunächst einmal eine dieser nervenden Länderspielpausen. Eine gute Nachricht gab es schon am Vortag des Wolfsburg-Spiels zu vermelden. Antonio Rüdiger gab bei den Amateuren nach viermonatiger Verletzungspause sein Comeback und wird aller Voraussicht nach in den restlichen Saisonspielen zur Verfügung stehen.
Am Ostersonntag machten wir uns also auf den Weg in die Autostadt. Wenn Otto Normalbürger einen auf Familie macht und Eier im Garten versteckt, setzten wir uns um 6 Uhr morgens in den Bus und verbrachten darin fast den ganzen Tag und Teile der darauffolgenden Nacht. Wenigstens war am Ostermontag Zeit zur Regeneration, ab einem gewissen Alter muss man nach einer solch langen Busfahrt schon einmal seine Knochen sortieren.
Dass es bei den Wölfen nichts zu holen geben würde, war fast klar. Die letzten sieben Duelle in der Volkswagenarena wurden allesamt verloren, nach 2006 haben wir dort kein einziges Pünktchen mehr ergattert. Zudem spielte der Tabellenzweite gegen das Schlusslicht, alles andere als eine deutliche Niederlage käme einer Überraschung gleich.
Was also treibt einen an, trotz solch düsterer Vorzeichen, sich diese (Tor-)Tour anzutun? Als Allesfahrer könnte man lapidar darauf antworten, „weil ich eh alles fahre“.
Rationaler gedacht aber ist es das Drumherum, auf das ich mich jedes Mal aufs Neue wie ein kleines Kind freue. Die Mädels und Jungs vom Fanclub, befreundete Fanclubs und Kumpels, die man auf den Raststätten der Republik oder am Stadion trifft, das Kribbeln beim heraustreten aus den Katakomben auf die Zuschauerränge, das unbeschreibliche Gefühl, wenn selbst bei unattraktiven Auswärtsspielen, wie dem in Wolfsburg, über 1.500 VfBler mitreisen, dann ist es dieses Zusammengehörigkeitsgefühl. Das alles sind Faktoren, die mich nach wie vor nicht zweifeln lassen, genau das Richtige zu tun. Und, in Zeiten des sportlichen Misserfolgs steigt natürlich auch die Wahrscheinlichkeit hin und wieder mal einen Sieg zu sehen zu bekommen.
Wie beim letzten Auswärtsspiel in Leverkusen spielte der VfB erst einmal nicht wie ein Tabellenletzter. Nach einer ersten Großchance für die Wölfe, suchte der VfB sein Heil in der Offensive, Niedermeier scheiterte zwei Mal knapp per Kopf. De Bruyne wurde gut aus dem Spiel genommen, weitere Chancen durch Kostic, Harnik und Ginczek waren die Folge, die leider mehr oder weniger schludrig vergeben wurden. Als man sich schon langsam aber sicher auf ein 0:0 zur Halbzeit einstellte, holte Klein Caligiuri im Strafraum völlig unnötig von den Beinen, was einen Foulelfmeter und den Wolfsburger Führungstreffer zur Folge hatte. Der VfB schüttelte sich kurz und schlug postwendend zurück. Harnik nickte eine Kostic-Flanke zum Ausgleich und zum Pausenstand von 1:1 ein.
Nach dem Seitenwechsel war der Stuttgarter Angriffsschwung (wieder einmal) wie weggeblasen. Einmal mehr ließ der VfB Konstanz in seinem Spiel vermissen und verfiel in das Strickmuster, das uns zu einem Abstiegskandidaten werden ließ. Plötzlich stand man zu weit von seinen Gegenspielern weg und ließ eine Angriffswelle nach der nächsten auf das VfB-Tor zurollen. Folgerichtig, allerdings nach einer Standardsituation, gingen die Wölfe wieder in Führung. Ricardo Rodriguez schlug einen Freistoß aus dem Halbfeld mit Effet in Richtung Strafraum, wo Naldo knapp verfehlte. Der Ball flog an Freund und Feind vorbei und schlug ohne Richtungsänderung im Kasten von Sven Ulreich ein. Unbelehrbar dieser Ulle, war dieses Tor doch eine 1:1-Kopie von Rodriguez‘ Tor beim letzten Aufeinandertreffen in der Volkswagenarena. Wenn ein Ball so lang in der Luft ist, sollte ihn der Torhüter wenigstens halten, wenn keiner mehr dran kommt. Für mich ein Torwartfehler! Der VfB versuchte zwar noch einmal zurückzuschlagen, öffnete den Wölfen dadurch aber Räume für ihr Kombinationsspiel, aus dem schließlich der 3:1 Endstand durch André Schürrle resultierte. Es war Schürrles erster Bundesligatreffer im Dress der Wölfe.
Tabellarisch wirkte sich die Niederlage so aus, dass aufgrund von Punktgewinnen der Konkurrenz wieder der alte Abstand von fünf Punkten zum rettenden Ufer hergestellt war und dem VfB langsam aber sicher drohen, die Spiele davonlaufen.
Hinkel gibt Abschied von VfB bekannt
Am 10. April gab Andreas „Andi“ Hinkel bekannt, den VfB zum Saisonende zu verlassen. Hinkel, bis zuletzt Co-Trainer von Domenico Tedesco bei den U17-Junioren, vermisste dem Vernehmen nach eine echte Perspektive beim VfB. Um in absehbarer Zeit eine Zulassung zur Fußball-Lehrer-Ausbildung zu bekommen, hätte Hinkel zwei Jahre Erfahrung als Co-Trainer eines Profiteams oder als Chef-Trainer der U17- oder U19-Junioren vorweisen können müssen. Diese Möglichkeit wollte ihm der VfB wohl nicht gewähren und zog es nach Medienberichten auch nicht einmal in Erwägung Hinkel mit der Nachfolge Tedescos zu betrauen, der den Job seinerseits aufgeben muss, um den Fußball-Lehrer-Lehrgang besuchen zu können.
Hinkel ist ein absoluter Sympathieträger und stets normal geblieben. Schon seine Spielerkarriere, die mit den Jungen Wilden so verheißungsvoll begann, endete für ihn unwürdig. In der turbulenten Saison 2005/2006 unter Trapattoni und später Armin Veh verlor er zeitweise seinen Stammplatz und später dann auch noch den sicher geglaubten Kader-Platz für die Heim-WM 2006. Aufgrund dieser großen Enttäuschungen flüchtete er zum FC Sevilla, wobei er erst letztes Jahr verraten hat, dass er fast beim FC Barcelona gelandet wäre. Der Wechsel scheiterte laut Hinkel lediglich an seiner Nicht-Nominierung für die WM, da bei Barça nun mal nur Nationalspieler vermittelbar wären.
In Sevilla war er Mitglied einer erfolgreichen Mannschaft, gewann den UEFA- und den spanischen Pokal, stand jedoch stets im Schatten von Dani Alves, um den es zwar permanent Wechselgerüchte gab, der aber partout den Verein nicht verlassen wollte.
Da nach der Vertragsverlängerung von Dani Alves und wegen einiger Verletzungen seine Einsätze seltener wurden, orientierte er sich neu, wechselte zu Celtic Glasgow und wurde da schnell zum Publikumsliebling. Nach dem Gewinn des Meistertitels und einem Jahr später dem Pokal war es vorbei mit der Herrlichkeit. Er erlitt einen Kreuzbandriss und schaffte den Anschluss nicht mehr, so dass 2011 sein Vertrag nicht mehr verlängert wurde.
Danach hielt er sich eine Zeitlang beim VfB fit und landete schließlich beim SC Freiburg, wo er sich vor allem nach dem Trainerwechsel von Sorg zu Streich und dem Jugendwahn, der danach im Breisgau ausbrach, nicht mehr durchzusetzen vermochte.
Im September 2012 beendete er mit gerade einmal 30 Jahren seine aktive Karriere. Schade für einen wie ihn, der so stark begann und vor allem seit seiner vielumjubelten Vertragsverlängerung beim VfB kaum mehr an seine alten Leistungen anknüpfen konnte. Und doch spielte er sich in die Herzen der Fans und hätte das Zeug dazu gehabt, ein ähnliches Aushängeschild für den VfB wie Günther Schäfer zu werden. Hinkel war Kult, Hinkel ist Kult, aber, der Prophet im eigenen Land zählt eben oft nichts. Schade! Für die Zukunft wünsche ich ihm alles Gute und hoffe, dass wir ihn eines Tages trotz allem beim VfB wiedersehen werden.
Last-Minute-Sieg gegen Werder
Am 28. Spieltag gab Werder Bremen seine Visitenkarte im Neckarstadion ab. Die Bremer, nach der Entlassung von Dutt durchgestartet und inzwischen im gesicherten Mittelfeld beheimatet, hatten also nicht mehr viel zu verlieren. Beim VfB, erstmals seit Dezember, Toni Rüdiger in der Startelf, der seinem Team schon in der ersten Hälfte einen Bärendienst hätte erweisen können, indem er sich abseits des Geschehens zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ. Rüdiger eben!
Der brenzligen Situation angemessen, flogen „Die Fraktion“ aus Berlin ein, um den Fans vor dem Spiel einzuheizen. Hitzig ging es dann auch auf den Tribünen zu, als zum Einlauf der Mannschaften eine schöne Pyro-Show inszeniert wurde.
Da an diesem Tage nicht gerade die defensivstärksten Mannschaften aufeinander trafen, entwickelte sich eine Partie mit offenem Visier. Gentner brachte die Unseren nach einer Viertelstunde in Führung, auf der Gegenseite glich Selke kurz nach dem Seitenwechsel aus. Danach begann die große Zeit von Martin Harnik, die mich im Blog zum Titel „Zwischen Genie und Wahnsinn“ animierte. Zunächst zwei Hochkaräter vergeben, unter anderem freistehend drei Meter vor dem leeren Tor, sich dann wegen Meckerns die gelbe Karte eingehandelt, wenig später einen schier aussichtslosen Ball erlaufen und Ginczek mustergültig zum 2:2 bedient, um kurz darauf wegen eines völlig unnötigen Fouls an Landsmann Junuzovic mit Gelb-Rot vom Platz zu fliegen. In Unterzahl kassierte man schließlich in der 86. Minute nach einer Ecke, bei der Ginczek nicht nah genug dran an Vestergaard war, noch den Ausgleich. Von himmelhochjauchzend zu Tode betrübt binnen Sekunden. Das durfte alles nicht wahr sein, dem VfB halfen in dieser Saisonphase eigentlich nur noch Siege und plötzlich musste man gar bangen, ob Werder in Überzahl noch zum Siegtreffer kommen würde. In der Nachspielzeit dann aber doch noch die Wende zu unseren Gunsten. Serey Dié marschierte unwiderstehlich durchs Mittelfeld und bediente mit einem mustergültigen Außenristpass Daniel Ginczek, dessen Ball-An- und –Mitnahme eine Augenweide waren und der Wolf im Bremer Gehäuse keine Chance ließ. Ein Tor wie ein Donnerhall, das Neckarstadion war am beben und Harnik herzte den Torschützen nach Spielende und wollte ihn gar nicht mehr los lassen. Harnik fielen gegen seinen Ex-Verein tonnenschwere Steine vom Herzen, dass er es schlussendlich doch nicht völlig verbockt hatte. Der VfB sprang durch diesen Sieg seit längerem Mal wieder auf Platz 17 und überreichte die rote Laterne feierlich dem Hamburger Sportverein.
Unnötige Niederlage in Augsburg
Am darauffolgenden Spieltag ging es zum FC Augsburg, der im Kampf um Europa etwas aus dem Tritt gekommen war. Wer taugte da besser zum Aufbaugegner als der VfB? Wohl keiner! Der VfB verschlief die Anfangsphase komplett und geriet bereits nach 7 Minuten nach Fehler von Sven Ulreich ins Hintertreffen. Erst ab der 20. Minute berappelte sich der VfB und kam zu ersten hochkarätigen Chancen wovon Daniel Ginczek eine davon zum Ausgleich nutzte. Es war sein fünfter Treffer in den letzten vier Spielen! Ende der ersten und Anfang der zweiten Hälfte hatte der VfB weiterhin gute Einschussmöglichkeiten, scheiterte aber immer wieder am eigenen Unvermögen oder am starken Marvin Hitz. In der Folgezeit entwickelte sich ein Abnutzungskampf mit vielen Unterbrechungen und Nickligkeiten, was einer Mannschaft wie dem FC Augsburg eher in die Karten spielte als dem VfB, der doch, auch im Abstiegskampf, eher die feine Sohle bevorzugt. So fing man sich in der 73. Minute den Siegtreffer der Augsburger durch Bobadilla ein, den man in der Folgezeit trotz intensiver Bemühungen nicht mehr egalisieren konnte. Für den VfB war es die fünfte Niederlage in Folge gegen die Fuggerstädter, mit Fug und Recht kann man da behaupten, dass mit dem FCA ein weiterer Angstgegner heranwächst.
Bezeichnen, dass Stevens nach dem Spiel hervorhob, der Gegner „ist in der Tabelle weiter oben angesiedelt und das merkte man dann“. Nun auch Augsburg, zu denen wir aufschauen müssen. Das einzig Positive an diesem Spieltag: die Konkurrenz patzte durchweg auch.
Bitteres Remis gegen den SC Freiburg
Am 30. Spieltag gastierte mit dem SC Freiburg wieder mal ein direkter Konkurrent aus dem Keller im Neckarstadion. Drei Punkte mehr haben die einst als Breisgau-Brasilianer titulierten Freiburger auf dem Konto als der VfB. Nach zuletzt zwei Heimsiegen in Folge war es kein utopisches Vorhaben an diesem Spieltag mit dem SC Freiburg gleichzuziehen. Der VfB übernahm auch schnell das Kommando und erarbeitete sich ein optisches Übergewicht, ohne zunächst zu klaren Torchancen zu kommen. Das änderte sich schlagartig, als Ginczek (artistisch per Kopf im zurückfallen) und Harnik in der 24. und 27. Minute auf 2:0 stellten und auch in der Folge dem 3:0 näher waren als Freiburg dem Anschluss. Freiburg fand überhaupt nicht statt während sich der VfB an der eigenen Spielweise berauschte und es dadurch an Zielstrebigkeit und Konzentration mangeln ließ. Auch nach der Pause, in der Freiburg zwei Mal auswechselte und umgehend mehr am Spiel teilnahm, vergab Martin Harnik eine glasklare Chance zum 3:0, was wohl die Entscheidung bedeutet hätte. Neben dem Unvermögen im Abschluss stand Adam Hlousek für die Freiburger Trendwende. In der 58. Minute ließ er im Strafraum Jonathan Schmid auflaufen, was Schiedsrichter Stark mit Elfmeter und gelb bestrafte und den Freiburger Anschluss zur Folge hatte, gerade acht Minuten später ließ er Schmid erneut auflaufen und flog vom Platz. Solche Dusseligkeiten mitten im existentiell wichtigen Abstiegskampf, es fehlten einem die Worte. Freiburg drängte, der VfB zog sich im Stile einer Handballmannschaft an den eigenen Sechzehner zurück. Der Ausgleich durch Petersen ließ sich freilich auch mit diesen Mitteln nicht vermeiden, mehr passierte zum Glück nicht mehr. Es war unfassbar, diesen so sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand gegeben zu haben, so dass die Hoffnungen auf ein gutes Ende mehr und mehr schwanden. Stevens stellte die „Mannschaft“ anschließend an den Pranger und warf ihr vor, seine Warnungen in der Halbzeit nicht erhört zu haben. Verstehen konnte man den Altmeister, es ist einfach bitter, wenn du an eine Wand redest und das Team es nie schafft sich ein Mal in der Woche über volle neunzig Minuten zu konzentrieren. Einzig, dass Daniel Didavi, den man im Grunde schon für die Saison abgeschrieben hatte, ab der 77. Minute sein Comeback feierte und damit erstmals seit dem 17. Spieltag wieder bei den Profis auf dem Platz stand, war ein Lichtblick an einem ansonsten gebrauchten Nachmittag.
Hansi Müller tritt ins Fettnäpfchen
In der Woche plauderte dann Hansi Müller auf Servus-TV aus, was die Spatzen schon länger von den Dächern pfiffen und auch jüngst die Stuttgarter Nachrichten „exklusiv“ vermeldet hatten. Nach Saisonende werde Alexander Zorniger neuer VfB-Trainer. Der VfB rüffelte Müller daraufhin öffentlich und dementierte diese Meldung mehr aufgeregt als glaubwürdig. Dutt stellte das besondere Vertrauensverhältnis zu Huub Stevens in den Vordergrund und dass ein eventueller Nachfolger überhaupt kein Thema wäre. Abgesehen davon, dass man diesen Dementis ohnehin keinen Glauben schenkte, war es für mich eher die Frage, welchen Teufel denn Hansi Müller da geritten hatte. Servus-TV ist jetzt nicht gerade der Sender, der dafür bekannt wäre, für solche Exklusivmeldungen tief in die Tasche zu greifen, was also waren die Motive für Müller, der als Aufsichtsratsmitglied schon einer gewissen Schweigepflicht zu internen Vorgängen unterliegt? Wenn man sich diese Runde noch einmal anschaut, kommt man seinen Beweggründen kaum näher. Er wurde nicht gelockt, aufs Glatteis geführt oder sonst wie reingelegt. Muss man wohl unter der Kategorie „Typ Plaudertasche“ ablegen und könnte meinen, da er in unserer brenzligen Situation weitere Unruhe schürte, er habe den VfB nie geliebt.
Sieg verschenkt auf Schalke
Einen Tag nach dem „Tag der Arbeit“ ging es für den VfB in den Pott, der für Maloche steht wie kaum eine andere Region in Deutschland. Der VfB „arbeitete“ einmal mehr in erster Linie daran, seinem Ruf als Aufbaugegner Nummer 1 auch bei den Schalker Knappen gerecht zu werden. Schalke wartete seit sechs Spielen auf einen Sieg, Huntelaar seit Ende November auf ein Bundesligator.
In einer druckvollen Schalker Anfangsphase, in der der VfB kaum einmal einen Ball gesehen hatte, schlug Georg Niedermeier unbedrängt im eigenen Fünfer über den Ball, der dadurch zu Huntelaar gelangte, womit dieser leicht und locker seine Torflaute beenden durfte. Wie schon bei den letzten Niederlagen ein überaus dämliches Gegentor zum 1:0 für den Gegner, was im heutigen Fußball oft den Wegweiser für ein Fußballspiel darstellt, auch wenn man zwischenzeitlich noch zurückkommen kann. Dies gelang dem VfB sogar, völlig überraschend und aus dem Nichts, mit seinem allerersten Angriff nach 20 (!) Minuten.
Der Schalker Anhang wurde zunehmend ungeduldig, pfiff seinen eigenen Trainer Roberto Di Matteo gnadenlos aus und feierte unseren Mann an der Linie und zugleich Schalker Jahrhunderttrainer Huub Stevens mit unüberhörbaren Sprechchören. Gute Voraussetzungen eigentlich für uns, den Schalkern jetzt vollständig den Zahn zu ziehen. Nach dem Ausgleich wurde der VfB mutiger und kam zu einigen guten Chancen, wobei Georg Niedermeier kurz vor der Pause die Chance hatte, seinen Fehler wieder gut zu machen. Leider köpfte er neben anstatt ins Tor.
In der 51. Minute war es aber dann doch soweit, Ginczek bediente mustergültig Kostic und dieser ließ Fährmann im Schalker Tor keine Chance. Der VfB wird doch wohl nicht diesen so wichtigen Big-Point ergattern? Nein, tat er nicht. Die Wende kam mit der Einwechslung des Altstars und Enfant terrible Kevin-Prince Boateng, der schon allein durch sein Auftreten und seine Körpersprache bestach.
Nachdem er selbst das Tor knapp verfehlte, setzte er in der 78. Minute Huntelaar in Szene, der, durch das wiedergewonnene Selbstvertrauen leicht und locker zum Ausgleich einschieben konnte. Noch schlimmer kam es in der 89. (!) Minute, als Florian Klein eine Boateng-Direktabnahme zum Knockout abfälschte. Wieder jubelten am Ende die Anderen, wieder schaffte man es nicht, eine Führung ins Ziel zu bringen, wieder baute man einen am Boden liegenden Gegner auf.
Nach diesem Tiefschlag war’s das für mich mit der ersten Liga. Der VfB war drei Spieltage vor Saisonende noch immer Schlusslicht, mit nun schon drei Punkten Abstand zum Vorletzten und auch auf den Relegationsplatz, jedoch mit dem deutlich schlechteren Torverhältnis, was einem weiteren Minuspunkt gleich kam.
Hansi Müller räumt das Feld
Hansi Müller erklärte indes seinen Rücktritt aus dem Aufsichtsrat und zog damit Konsequenzen aus seinem Fauxpas, wie er sich ausdrückte, bei Servus-TV. Er sei überrascht gewesen über das gewaltige Medien-Echo und bedauere, dem VfB Schaden zugefügt zu haben. Damit verliert die Stuttgarter Presse mutmaßlich auch ihren Maulwurf und tappt für den Rest des Jahres weitestgehend im Dunkeln.
Als Nachfolger Müllers wurde postwendend und wohl aus Kreisen des Aufsichtsrats Thomas Hitzlsperger ins Gespräch gebracht. Das wäre so schön wie unrealistisch gewesen, weil Hitz the Hammer in seinem Alter sicherlich andere Pläne hat, als einen derart zeitraubenden Job anzunehmen, wo er letztendlich doch nicht allzu viel zu melden hätte.
Die Außendarstellung des Vereins ist in diesen Zeiten verheerend. Experten und solche die sich dafür halten, wie Babbel, Berthold, Gaudino oder auch schon Dieter Hecking kritisieren den Verein für Bewegungsspiele zu Recht für ihren Umgang mit Huub Stevens. Ständig Spekulationen um eine Entlassung oder seine Nachfolge nach dieser Saison. Dutts Treueschwüre wirken halbherzig und verlogen. Wie eingangs in diesem Jahresrückblick bereits beschreiben, ist Stevens lediglich Profi genug den Bettel hinzuschmeißen und vielleicht auch ehrenkäsig genug, dem Verein den Gefallen nicht zu tun und freiwillig das Feld zu räumen.
Pflichtsieg gegen Mainz 05
Zum „Top-Spiel“ des 32. Spieltags empfing der VfB am 32. Spieltag den 1. FSV Mainz 05, der sich realistisch betrachtet im Niemandsland der Tabelle befand, sich theoretisch durch einen Sieg aber auch noch Hoffnungen auf die Europa League hätte machen können. In einem zähen Spiel, indem der VfB wie auch schon in den Heimspielen davor schnell die Initiative ergriff und williger als der Gegner war, dauerte es bis zur 66. Minute, einem Zeitpunkt, als das Spiel mehr und mehr zur Nervenschlacht zu werden drohte, ehe der VfB zum erlösenden Führungstreffer kam. Daniel Didavi, erstmals nach seiner langen Verletzungspause wieder in der Startelf, fasste sich aus über 30 Metern ein Herz. Sonderlich stark war der Schuss nicht, so dass man sich bei Loris Karius bedanken durfte, der schlicht und einfach danebengriff. Ob ihm der VfB, bei dem er groß geworden war, noch am Herzen lag oder er einfach nur einen Blackout hatte, uns sollte es egal sein. Da Kostic zwölf Minuten später noch das 2:0 folgen ließ und es der VfB dieses Mal schaffte, das Spiel zu elft zu beenden, blieb es bei diesem Ergebnis. Der VfB lag zwar auch noch nach 32 Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz, jetzt jedoch nur noch einen Punkt vom rettenden Platz 15 entfernt.
Didavi, der Maxim auf die Bank verdrängt hatte, war der Garant dieses Sieges. Bei nahezu jedem Angriff hatte er seine Füße im Spiel und hatte bereits in der ersten Halbzeit Pech mit einem Pfostenknaller. Stevens war nach dem Spiel versöhnlich zu seinen Jungs und gab zu, dass es an jenem Samstagabend Spaß gemacht hätte, sie zu coachen. Nur, als sie allzu euphorisch in die Kurve und sich feiern lassen wollten, pfiff er sie zurück, um sie auf den Boden zurückzuholen und um sie daran zu erinnern, dass noch zwei weitere schwere Endspiele folgen würden. Der VfB vermied schon vor dem Mainz-Spiel einen Blick auf die Tabellenkonstellation und erkor die drei ausstehenden Spiele zu Pokalspielen. Viertelfinale, Halbfinale, Finale. Demnach war das Viertelfinale schon mal geschafft, es sollten noch zwei weitere Nervenkrimis folgen.
Sprung auf den Relegationsplatz
Der nächste stand an gegen den Hamburger SV, der es schon in der Vorsaison nur geschafft hatte in der Liga zu bleiben, weil er die Relegation gegen Greuther Fürth für sich entschied und nach Slomka, Zinnbauer und Knäbel mit Bruno Labbadia bereits den vierten Trainer an der Seitenlinie hatte. An diesem vorletzten Spieltag war es rechnerisch bereits möglich, dass sich der HSV endgültig rettet und dass der VfB im Falle einer Niederlage als sicherer Absteiger hätte feststehen können, wenn die Mitkonkurrenten entsprechend mitgespielt hätten. Für beide Trainer stand das Wiedersehen mit einem ihrer Ex-Clubs an, beide hatten den Kontrahenten bereits einmal vor dem Abstieg gerettet.
Donnerstags vor dem Spiel gab es dann noch den Ausraster Stevens‘ beim nicht öffentlichen Training zu vermelden. Weil ein Rasensprenger sein Unwesen trieb und die Diven vom Neckar mit der Bodenbeschaffenheit nicht mehr ganz so einverstanden waren, titulierte er sie vor laufenden Kameras mit „Ihr seid Affen – Affen, das seid ihr“ und suchte das Weite. Seine Wortwahl war wohl etwas unglücklich, wer möchte sich schon gern als „Affe“ beschimpfen lassen, wobei der Wortsinn im niederländischen wohl etwas verniedlichter sein soll als im Deutschen. Dennoch war dies ein gelungener Wachrüttler für eine Truppe, die nach etwas Erreichtem gerne zur Bequemlichkeit neigt und der man immer wieder klar machen muss, worauf es ankommt, oder ihr auf gut deutsch in den Arsch treten muss.
Vor dem Spiel fand die traditionell vor dem letzten Heimspiel vom OFC Leintal Power ’05 durchgeführte Fahrt auf dem Partyfloß über den Neckar von Neckarweihingen nach Bad Cannstatt statt. Für mich inzwischen stets eines DER Saisonhighlights. Anders als bei den Spielen wird man dabei nie enttäuscht. Es ist immer wieder gigantisch, sich mit vielen Gleichgesinnten auf das Saisonende einzustimmen. Dieses Mal standen die Gespräche natürlich im Zeichen der prekären Tabellensituation und der Hoffnung, dass wir dem Abstieg noch von der Schippe springen könnten. Zwar hatte man Mainz geschlagen und ein machbares Restprogramm, dem dagegen stand, dass es der VfB lange nicht geschafft hatte, zwei oder gar drei Spiele in Folge zu gewinnen.
An Motivationsspritzen mangelte es vor dem Spiel nicht. Die Fraktion heizte erneut ein und auch Thomas Hitzlsperger übermittelte eine Mut machende Videobotschaft.
Das Spiel gegen den HSV vor ausverkauftem Haus begann sehr kampfbetont, eben der Bedeutung dieses Aufeinandertreffens angemessen. Dabei entwickelte der VfB mehr Zug zum Tor als der HSV, geriet jedoch mit dem ersten Hamburger Torabschluss und Fehler von Sven Ulreich in Rückstand. In der Folgezeit war der VfB geschockt während Hamburg seine Offensivbemühungen gänzlich einstellte und nur noch aufs zerstören aus war. Nach einer kurz andauernden Schockstarre kam der VfB zum Ausgleich durch Christian Gentner aus dem Nichts. Bereits in der 35. Minute sorgte Martin Harnik für den vielumjubelten Siegtreffer. Spiel gedreht und den HSV fortan nahezu an die Wand gespielt. Harnik, dem die „Beleidigung“ seines Trainers unter der Woche sichtlich aufgestoßen war, revanchierte sich auf eine Art und inszenierte an der Eckfahne bei der Untertürkheimer Kurve mit seinen Kollegen einen Affentanz, eine gelungene und lustige Retourkutsche aber auch als Indiz zu werten, dass die Mannschaft verstanden hatte. In der Folgezeit dominierte der VfB nach Belieben und kam zu einer Vielzahl an klaren Einschussmöglichkeiten. Ein Torschussverhältnis von 22:6, bessere Pass- und Zweikampfquoten, in allen Statistiken war der VfB dem HSV um Längen überlegen. René Adler schwang sich zum besten HSV-Akteur auf und verhinderte ein Debakel für seine Farben. So blieb es zu unserem Leidwesen bis zum Schlusspfiff spannend, aber dann brachen alle Dämme. Das Unfassbare war eingetreten, Halbfinale gewonnen, es wartete das große Finale in Paderborn mit der Möglichkeit, den direkten Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen. In der Tabelle stand man seit langem mal wieder auf dem Relegations- und damit einem nicht direkten Abstiegsplatz, während der HSV auf Platz 17 abstürzte und am letzten Spieltag nicht unbedingt mit leistungsverweigernden Schalkern spekulieren durfte.
Großer Wermutstropfen an diesem vorletzten Spieltag waren die Ergebnisse der Konkurrenz. Hannover 96 fuhr beim FC Augsburg seinen ersten Rückrundensieg überhaupt ein und wurde vom Schiri begünstigt, indem Augsburg u. a. zwei Elfmeter verweigert wurden. Der SC Freiburg indes schlug die Bayern 2:1, die nach dem Championsleague-Aus gegen den FC Barcelona spürbar lustlos daher kamen. Auch wenn Christian Streich nach dem Spiel die Welt nicht mehr verstand, wie man überhaupt auf die Idee kommen könnte, den Freiburger Sieg anzuzweifeln, wage ich zu behaupten, an einem „normalen“ Spieltag, wo es für die Bayern noch um etwas gegangen wäre, wäre der Biss und der Wille ein anderer gewesen. Aber, Herr Streich, wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten.
Gefehlt hätte an diesem Spieltag nur noch, dass noch Paderborn auf Schalke gewonnen hätte. Nah dran waren sie, sie hatten ein riesen Spiel hingelegt und das Spiel erst in der 88. Minute durch ein Eigentor verloren.
Jaaaa, Klassenerhalt!
So gestaltete sich die Konstellation vor dem großen Showdown in Ostwestfalen für den VfB übersichtlich. Bei Sieg bleiben wir auf jeden Fall drin, alles andere könnte den direkten Abstieg bedeuten, so dass es für die bequemliche Truppe wohl mental besser so war, als sich auf ein Remis einzurichten, das einem immer noch droht zu entgleiten.
Die Stimmung in der Woche vor dem großen Finale war prächtig. Jeder wusste, ein Schritt ist noch zu gehen und das große Ziel, den VfB auch in der Saison 2015/2016 in der Bundesliga erleben zu dürfen, könnte erreicht sein.
Für das Spiel in Paderborn hätte der VfB tausende an Tickets absetzen können, wir gehörten zu den glücklichen 1.500, die eines ergattern konnten. Als Allesfahrer muss man zum Glück nicht an den Vereinslotterien um ein paar hundert Tickets teilnehmen, sondern hat sein Ticket sicher, wenn man im Fanclub-Ranking entsprechend weit oben steht. So auch für Paderborn. Wir traten die Reise nach Ostwestfalen frühmorgens, wie fast immer mit dem RWS Berkheim, an. Als wir relativ frühzeitig den Busparkplatz am Stadion erreichten, folgte die erste leichte Enttäuschung. Der Parkplatz war total eingezäunt, keine Chance herauszukommen und sich frei zu bewegen, strikte Fantrennung eben. Die Paderborner schoben ganz schön Panik vor dem angereisten schwäbischen Volk, was auch daran zu merken war, dass die Eingangskontrollen ungewöhnlich penibel waren und es im Stadion nur alkoholfreies Bier gab. Es war klar, einer der beiden Kontrahenten würde absteigen, so dass es für die örtlichen Sicherheitskräfte wohl nicht kalkulierbar war, wie denn die Reaktionen der jeweiligen Fangruppen ausfallen würden. Die Paderborner würden einen Abstieg wohl gefasster hinnehmen, wie die Stuttgarter, aber, wer vermag das schon mit Sicherheit zu sagen, schließlich hat man in Stuttgart zum Glück seit 40 Jahren keine „Abstiegs-Erfahrung“.
So vertrieben wir uns die Zeit, fast bis Ultimo, auf dem Parkplatz, tranken dort noch einige Stuttgarter Bier und trafen etliche Freunde und Bekannte, die nach und nach eintrudelten und alle voller Nervosität aber auch Vorfreude waren, dass diese an die Substanz gehende Saison bald ihr glückliches Ende genommen haben könnte. Ich konnte meine Stehplatzkarten, die ich wegen der exorbitant teuren Sitzplatzpreisen für dieses Spiel gewählt hatte, mit einem Bekannten ohne Aufpreis eintauschen, so dass bei uns auch nicht so sehr die Zeit drängte, hineinzukommen.
Drinnen, weitere Bekannte begrüßt und kaum hingesetzt, stand es auch schon 1:0 für die Gastgeber. Es mutete an, wie wenn die Unseren den Anpfiff überhört hätten, so teilnahmslos verhielt man sich bei diesem Gegentor. Zu diesem Zeitpunkt war der VfB also sicher abgestiegen, wir schrieben gerade einmal die 4. Spielminute. Mein persönliches Highlight der ersten Minuten war, dass ich einen Bekannten auf der durch einen hohen Zaun getrennten Gegentribüne erspähte und mich dieser mit Vollbier versorgte.
Der VfB wachte nach dem Rückstand auf und wurde deutlich aktiver. Vor allem Kostic trieb unser Spiel unermüdlich an und er war es auch, der den Ausgleich erst einleitete. Wieder über links durchgebrochen flankte er in die Mitte, der Pechvogel von Schalke, Hünemeier „klärte“ vor die Füße von Dida und dieser schloss trocken und humorlos ab. Ein ganz wichtiges Tor des Rückkehrers, denn, bis dahin, wirkten die Angriffsbemühungen sehr fahrig, weil nervös vorgetragen. Die Paderborner Führung hatte Spuren am Nervenkostüm der Schwaben hinterlassen. Durch dieses Tor und im Wissen, dass das Remis nach derzeitigem Stand wenigstens für die Relegation reichen würde, wurde der VfB selbstbewusster und kam zu weiteren Chancen. Vor allem Ginczek scheiterte noch vor dem Halbzeitpfiff nach grandiosem Solo schon fast in Slapstickmanier.
Zwei Einwechslungen zur Pause, u. a. die von einem gewissen Lukas Rupp, ließen die Paderborner wieder aktiver und zielstrebiger werden. Als die HSV-Führung gegen Schalke bekannt wurde, änderte sich die Gesamtkonstellation. Paderborn würde bei derartigem Ausgang auch ein Sieg nicht mehr retten und der VfB würde bei derzeitigem Stand vom HSV überholt werden. Also mobilisierten die Schwaben noch einmal alle Kräfte. Für die Erlösung sorgte dann Daniel Ginczek in der 72. Minute, als er schön von Alexandru Maxim, welcher erst drei Minuten vorher eingewechselt wurde, freigespielt wurde und im eins gegen eins gegen Kruse im Paderborner Tor die Kaltschnäuzigkeit eines Klasse-Mittelstürmers unter Beweis stellte. In 40 Fanjahren habe ich ja schon so einiges erlebt, auch Spiele, die auf des Messers Schneide standen, meist im positiven, weil in oberen Tabellenregionen oder Endspielen. Diese Emotionen waren fast nur noch mit denen von 2001 zu vergleichen, als Balakow uns kurz vor Schluss den Arsch rettete und die Schalker zum Meister der Herzen werden ließ.
Nach dem Führungstreffer beschränkte sich der VfB auf das Verteidigen mit Mann und Maus und hätte doch in der Schlussminute noch aller Träume beraubt werden können. So aber stand am Ende nach dem vielumjubelten Schlusspfiff die Erkenntnis, dass eine weitere Saison hinter uns lag, in der nichts erreicht sondern nur verhindert wurde. Die Probleme waren auch dieses Mal wieder hausgemacht. Spieler des Spiels war Filip Kostic, über den der Paderborner Trainer Breitenreiter sagte, „Filip Kostic ist der mit Abstand beste Spieler, der hier in Paderborn aufgetreten ist.“
Auch wenn „nur“ der Super-GAU geradeso abgewendet wurde, ließen wir uns das Feiern selbstverständlich nicht nehmen. Schon im Stadion ausgelassen mit Trainer und Mannschaft, auf der Rückfahrt im Bus und auf den Raststätten, wo wir überall VfBler antrafen und auch Gratulationen und Anerkennung von Nicht-VfBlern in Empfang nehmen durften.
Das sind diese Tage, an denen man sich bewusst wird, dass Allesfahren doch nicht das Verkehrteste ist. Solche Emotionen, die bei solchen Spielen freigesetzt werden, erlebt man nur mit dem Fußball. Unfassbar gigantisch und unvergesslich, auch wenn es sich Meisterschaften, derer ich ja auch schon drei hautnah miterleben durfte, weitaus unbeschwerter entgegen fiebern lässt.
Letzten Endes sind wir Huub Stevens zu großem Dank verpflichtet. Nach der Rettung in der Vorsaison stieß es schon auf mein Unverständnis, dass man ihn nicht weiter machen ließ, da er die Rasselbande doch scheinbar im Griff hatte. Er feilte damals schon an der Kaderplanung mit, interessant wäre es gewesen, wie der Umbruch mit ihm ausgefallen wäre.
Stattdessen setzte man weiterhin auf Fredi Bobic, der spätestens mit der Katastrophensaison 2013/2014 gescheitert war. Die (versprochene) Aufarbeitung blieb völlig aus. Man installierte den Meistertrainer von 2007, Armin Veh, als neuen Trainer, was beiden Seiten wohl aus rein nostalgischen Gefühlen charmant vorkam. Sollte je im dunklen Kämmerlein eine Aufarbeitung erfolgt sein, konnte die Erkenntnis daraus nur gelautet haben, dass die mageren letzten Jahre einzig und allein die Schuld der verantwortlichen Trainer waren. Veh sollte kommen und durch reines „Hand auflegen“ würde alles besser werden. Ernsthafte Konsequenzen aus der Vorsaison wurden nicht gezogen, es wurde weder ein stabiler Innenverteidiger geholt noch wurde es sich von Charakteren getrennt, die dem Gerüst schaden. Da der Kader und der Teamgeist nicht verbessert wurden, durfte es keinen wundern, dass sich der VfB erneut im Tabellenkeller wiedergefunden hat.
Nach dem neuerlichen Fehlstart schoss sich die Cannstatter Kurve zu Recht auf Bobic ein, was die Vereinsführung zum handeln animierte. Schon seit einigen Jahren wird ja beim VfB erst dann agiert und es werden Konsequenzen aus Fehlentwicklungen gezogen, wenn sich der Mob formiert hat, wohl aus Angst, er würde sonst wieder vor die Geschäftsstelle ziehen, wie anno 2009, und die Haupt-Verantwortungsträger zur Rechenschaft ziehen wollen.
Als dann auch noch Trainer Veh das Handtuch schmiss, offiziell wegen fehlenden Glücks, inoffiziell wegen Alkoholeskapaden und Faulheit, war es spätestens klar, dass uns eine neuerliche Zittersaison bevorstehen würde, in der es nur darum gehen würde, das Schlimmste zu verhindern. In Anbetracht der Umstände und weil wir nach dem Rücktritt Vehs alle zunächst einmal in ein tiefes Loch gefallen waren, war es die beste Lösung Retter Huub aus dem Vorjahr erneut zu installieren. Dass sich der VfB diese Blöße und sich damit der Lächerlichkeit preisgeben musste, hatte er sich selbst zuzuschreiben. Dass Stevens sich das zweite Mal auf dieses Kasperletheater eingelassen hat, hat mich schon eher gewundert. Aber, es ist anzunehmen, dass sich Stevens seine Halbjahresengagements beim VfB fürstlich honorieren ließ und sich eine Nichtabstiegsprämie festschreiben ließ, die sich gewaschen hat. So gesehen ist das Engagement auch aus Stevens Sicht verständlich, der die Tätigkeit beim VfB inzwischen als Altersteilzeit angesehen haben dürfte.
Dass Stevens jedoch nicht der Messias ist, für den ihn viele noch immer halten, zeigte sich im Verlauf der weiteren Saison. Äußerst stur zog er seinen Defensivfußball lange durch und rückte erst von diesem ab, als in Dutt der Trainer hochkam und er ihn offensichtlich zu einer mutigeren Gangart nötigte. Lange beraubte Stevens den VfB seiner Offensivkraft und das ohne, dass damit irgendwelche Erfolge eingefahren worden wären. Seit Hannover, als er es nach längerer Zeit mit mehr als zwei offensiv ausgerichteten Spielern in der Startformation versuchte, ging es langsam aber sicher aufwärts. Die Spiele waren besser anzusehen, Leute wie Filip Kostic, lange als Fehleinkauf abgestempelt, blühten auf und Punkte wurden zudem eingefahren. Weitere Garanten in der Schlussphase der Saison waren die Rückkehr der Langzeitverletzten Daniel Didavi und Daniel Ginczek, der sich durch sein Tor in Paderborn für immer in den VfB-Geschichtsbüchern verewigt hat.
Auch wenn nicht alles Gold war, das glänzte, danke Huub Stevens, vor allem, dass du das Ding durchgezogen hast und nicht wie Armin Veh davongelaufen bist, auch dann nicht, als längst klar war, dass es dir der VfB erneut nicht zutrauen würde, diesen Sauhaufen von Mannschaft in die nächste Saison zu führen.
Die ominöse Saisonabschlusspressekonferenz
Stattdessen gab es die mit Spannung erwartete Saisonabschlusspressekonferenz zwei Tage nach dem Herzschlagfinale. Dort tauchte auch Präsident Wahler wieder auf, der (richtig) bemerkte, dass wir Fans zwar den Verein, nicht jedoch die handelnden Personen unterstützen, was an den vielen Personalwechseln der letzten Jahre läge. Nicht ganz richtig, wir würden auch die aktuellen Personen unterstützen, wenn sie einen guten Job machen und großen Worten auch Taten folgen lassen würden. Das war in der Vergangenheit nicht der Fall, zudem wurde lang der Fan für dumm verkauft, indem vehement abgestritten wurde, dass die Qualität und die Charaktere in der „Mannschaft“ eben nicht den Ansprüchen genügen und dass die Vorstellungen auf dem Rasen eben oft nicht zum anschauen waren. Fühlt sich der Kunde, sprich der Fan, ernstgenommen, bringt er der Vereinsführung schon naturgemäß mehr Vertrauen entgegen, als wenn er sich ständig verarscht vorkommt.
Wahler gab auch jetzt im Nachhinein zu, man habe an bestimmten Personen zu lang festgehalten. Das ist natürlich jetzt, nach der gelungenen Rettung, leicht zu sagen. Fundierter wäre es gewesen, wenn er Lösungsansätze aufgezeigt hätte, wie man eine solche Herumeierei in Zukunft zu verhindern gedenke. Da sehe ich nämlich nach wie vor keine sportaffine Instanz im Verein, die bspw. einem Robin Dutt auf Augenhöhe auf die Finger schauen könnte.
Illusionen verbreitete er indes nicht, es werde zu weiteren Einsparungen zu kommen, weiterhin ist Schmalhans der Küchenmeister.
Danach kam Dutt zum Zuge, der lang geschwiegen hatte über die Vorgänge, vor seiner Zeit lagen. Jetzt aber holte er, ohne Namen zu nennen, zum Rundumschlag gegen Vorgänger Fredi Bobic aus, und warf ihm in erster Linie vor, dass eine strukturierte Kaderplanung nicht stattgefunden habe und stets mehr ausgegeben als eingenommen wurde. Er kritisierte, dass es im Scouting-Bereich keine klaren Vorgaben gegeben und jeder vor sich hingewurstelt habe und dass er im Verein zu wenig sportliche Konsequenz vorgefunden habe.
Im Anschluss daran kam er zu den Personalentscheidungen und gab zuerst die längst bekannte Personalie bekannt, dass Alexander Zorniger neuer Cheftrainer, Andre Trulsen sein „Co“ werden würde. Zorniger war bei mir schon deshalb ein rotes Tuch, weil er das Produkt Red Bull in die 2. Liga geführt hat und in meiner Denke keiner dorthin geht, der den Fußball wirklich liebt. Dazu kam, dass er während seiner Co-Trainer-Zeit unter Markus Babbel 2009 nicht wirklich nachhaltige Spuren hinterlassen hätte und dass er keine Bundesligaerfahrung vorweist. Aus Leipzig war zu hören, dass er ein unbelehrbarer Sturkopf wäre, weswegen letztlich auch sein Engagement dort in die Brüche ging. Dass er ein Fußballbesessener sei, der den Fußball 24 Stunden am Tag lebt und keine Freunde kenne, wenn jemand seine Philosophie und seinen Plan konterkariere. Ich war skeptisch und gespannt zugleich und gehe bei jedem Neuen erst einmal so vorurteilslos heran, wie es geht und hoffe für unseren VfB stets das Beste. Zorniger wird zum Trainingsauftakt seinen Dienst antreten und sich vorher auch nicht in der Öffentlichkeit äußern.
Laux Sportpsychologe, Günther Schäfer Teammanager, neue Namen im Scouting-Bereich, etc. pp. Es wurde eine ganze Armada an neuen Köpfen vorgestellt, worüber ich angesichts der knappen Kassen schon ins Staunen kam. Dass man Zorniger gleich einen Vertrag bis 2018 gab, zeugt davon, dass man beim VfB nichts gelernt zu haben scheint. Ganz schön mutig, aber, so Dutt, Zorniger verfolge eine Philosophie, für die der Verein in Zukunft stehen möchte, daher wohl „alternativlos“, eine Attitüde, die uns im Restjahr noch weiter begleiten sollte.
Huub Stevens willigte einer „Übergabe der Amtsgeschäfte“ an Alexander Zorniger ein, wobei vor allem die Charaktere der einzelnen Spieler zur Sprache gekommen sein dürften. Schon nach dem Ende seiner VfB-Tätigkeit empfahl der dem VfB einen radikalen Neuaufbau und äußerte die Befürchtung, dass dieser schwierig werden könnte, weil auf der einen Seite kein Geld da ist und auf der anderen Seite an der Gehälterschraube gedreht werden müsse, weil zu viele Spieler im Kader seien, die mit ihren Verträgen sehr zufrieden wären. Dutt müsse kreative Lösungen finden. Damit legte Stevens den Finger tief in die Wunde und gab Dutts Amtsvorgänger Bobic, der für die Vertragsausgestaltungen in den letzten Jahren verantwortlich zeichnete, noch einmal einen mit.
Bereits beim leider gegen den BVB verloren gegangenen U17-Finale in Großaspach hörte ich vom Gerücht, dass man von Vereinsseite Sven Ulreich nahegelegt hätte, den Verein zu verlassen. Für mich klang das gleich plausibel, weil Zorniger als ein Verfechter des schnellen Spiels gilt und er dabei sicherlich keine Trantüte im Tor gebrauchen kann.
So überraschte mich die Meldung zwei Tage später schon nicht mehr, auch wenn man es nach wie vor so verkauft, als habe Ulreich selbst eine Veränderung angestrebt. Schon überraschender war, wohin er denn wechselt. Rente mit 26 auf der Ersatzbank des FC Bayern. Ich fragte mich sogleich, ob die Bayern denn dabei auch in Erwägung gezogen haben, dass sich Neuer mal langwierig verletzen könnte und Ulle in die Bresche springen müsste? Dann nämlich hätten sie mit Ulle im Tor ein Problem, da er fußballerisch einfach zu schwach ist, um das schnelle Bayern-Umschaltspiel mitzuspielen und um ein adäquater Ersatz für Neuer zu sein. Aber, die Bayern haben ja auch noch einen Tom Starke in der Hinterhand.
Für mich war es ein sehr guter Tag für den VfB, an dem das Grinsen nicht aus meinem Gesicht weichen wollte. Seit Ulreich das erste Mal auftauchte und seinerzeit Raphael Schäfer kurzzeitig aus dem Kasten verdrängte, hatte ich starke Zweifel an seiner Bundesligatauglichkeit. Schon damals sprang er ungestüm an Flanken vorbei und hatte eine Spieleröffnung zum einschlafen. Für zwei Jahre setzte man ihm man zwar Jens Lehmann vor die Nase, von dem er lernen sollte, gab ihm aber auch die Zusage, danach zur Nummer 1 aufzusteigen, ohne jeglichen Leistungs- oder Entwicklungsvorbehalt.
Schon Christian Gross hätte am liebsten einen anderen Torwart gehabt, seinem Wunsch entsprach man nicht, schließlich gab es ja diese Zusage. Dann kam Fredi Bobic als Sportdirektor, dessen bester Freund und Geschäftspartner Jürgen Schwab „zufällig“ noch Manager von Ulreich (und auch Gentner) ist, so dass jegliche Torhüterdiskussion im Keim erstickt wurde. Ulreich saß relativ fest im Sattel, obwohl er selten zu überzeugen wusste.
Nachdem Labbadia ihn gegen Benfica Lissabon aus dem Kasten genommen und durch Marc Ziegler ersetzt hatte, hatte Ulle das Glück, dass sich Ziegler just in diesem ersten Spiel schwer verletzte, und Ulle umgehend wieder zurückkehrte. Danach wirkte er geläutert und hielt besser denn je, so dass auch meine Kritik für einige Zeit verstummte. Er hatte großen Anteil am Klassenerhalt 2011, unvergessen seine Leistung in Frankfurt nach Delpierres Platzverweis. Zu jener Zeit hörte man viel, wie er über den Tellerrand des Fußballers hinausblickte, Turntraining absolvierte und auch Life-Kinetik betrieb. Effi Kompodietas, der Life-Kinetik-Trainer wirkte beim VfB 2011 bis Ende der Saison 2011/2012 und hat einen exzellenten Ruf in der Branche. Im Anschluss an sein Wirken beim VfB machte er Jogis Jungs fit für die EM 2012.
Dass es sich in den Leistungen von Ulle niederschlug, als Kompodietas nicht mehr da war, lässt sich natürlich mit Sicherheit sagen. Fakt ist aber, dass Ulles Leistungen danach wieder nachließen und auf schwachem Niveau stagnierten. Den Wendepunkt meiner Denke über Ulle bildet das 1:6 bei den Bayern im September 2012, als Ulle gefühlt an so gut wie allen Toren nicht schuldlos war. Danach gab es nur noch wenige Ausreißer nach oben bei ihm zu verzeichnen. Noch im September 2014, auf dem Kabinenfest beim VfB, sprach ich Trainer Veh auf seine damalige Achse an Ulle – Gente- Ibisevic an. Er gab mir zwar vielsagend zu verstehen, dass er sich über einzelne Spieler nicht auslassen würde, gestand mir dann aber zu, selbst etwas sagen zu dürfen. Also legte ich los, dass ich selbst mal Torhüter war, dass ich finde, dass Ulle so gut wie alles fehlt, was einen guten Torwart auszeichnet. Dass es ihm Strafraumbeherrschung, Ausstrahlung, Antizipation, Nervenstärke und vielem mehr fehlen würde, worauf Veh vielsagend meinte, „Du weißt mir zu viel, ich gehe jetzt“. An seiner Reaktion war abzulesen, dass ich offene Türen bei ihm eingerannt hatte. Kurze Zeit später, nach seinem Patzer in Dortmund, und, sicherlich rein zufällig direkt nach der Entlassung von Fredi Bobic, stand Thorsten Kirschbaum im Tor, der leider seine Chance nicht nutzen konnte und sich als noch größere Pfeife entpuppte.
So kam Ulle wieder einmal mangels eines ernsthaften Konkurrenten zurück, spätestens an der Stelle musste Andreas Menger, der langjährige Torwarttrainer hinterfragt werden, der auf einem Fanfest allen Ernstes gemeint hatte, zum Zeitpunkt von Lenos Verkauf wäre Ulle der bessere Torhüter gewesen. Aber, Menger sollte dieses Jahr ja ebenfalls nicht beim VfB überstehen.
Der Trainingsauftakt mit Trikotlaunch fand zwar auch noch Ende Juni statt, soll aber in der nächsten Folge thematisiert werden.
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19. Dezember 2015
Nach dem Spiel beim 1. FSV Mainz 05 übernahm der VfB zum 13. Mal im Kalenderjahr 2015 die rote Laterne, so oft wie noch nie zuvor in seiner Vereinsgeschichte. Wir stellen die schlechteste Abwehr der Liga und weisen die schlechteste Tordifferenz aller Bundesligisten auf. Wurden wir zu Saisonbeginn noch für unsere Spielweise, die bedauerlicherweise zu wenig Punkte brachte, gelobt, kehrt der VfB unter Interimstrainer Jürgen Kramny zu einem Fußball zum Abgewöhnen zurück, der zwar mehr defensive Stabilität bringt, mit der man vorne dafür aber auf den lieben Gott angewiesen ist. Zwei dadurch aufeinanderfolgende nicht verloren gegangene Bundesligaspiele gegen biedere Mannschaften aus dem Tabellenkeller und dem Mittelfeld, werden uns als Trendwende verkauft, Jürgen Kramny zum Heilsbringer hochgelobt.
Meine Euphorie darüber hält sich in Grenzen. Gegen Werder Bremen wurde eine 1:0-Pausenführung leichtfertig aus der Hand gegeben, weil nach vorne die Ideen fehlten und man nur auf Sicherung der knappen Führung bedacht war, in Mainz stellte man die Offensivbemühungen in der zweiten Halbzeit gar komplett ein und war (zu) früh mit einem Remis zufrieden. In beiden Spielen offenbarte der VfB große konditionelle Mängel und war nach etwa einer Stunde nicht mehr imstande noch einmal zuzusetzen.
Willkommene Abwechslung zum tristen Bundesliga-Alltag bot am Mittwoch der DFB-Pokal. Eintracht Braunschweig wurde uns zugelost, ein Heimspiel, Flutlicht! Und die große Chance ins Viertelfinale des noch immer attraktiven und prestigeträchtigen Wettbewerbs einzuziehen. Dennoch fanden sich gerade einmal 21.950 Zuschauer im Neckarstadion ein, wovon noch gut 2.000 aus Niedersachsen angereist waren. Das mag ein Stuttgarter Phänomen sein, dass solche „Sonderlocken“ wie Europa League- und DFB-Pokal-Spiele unter der Woche und in der dunklen Jahreszeit nicht angenommen werden, wenn der Gegner nicht gerade Bayern München heißt. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Ob frühe oder späte Anstoßzeit, wer arbeiten muss und auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, hat so oder ein Problem. Aufs Auto umzusteigen ist für viele angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen keine ernsthafte Alternative, weil im Stadion wenigstens der Promillespiegel stimmen sollte. Außerdem hat der VfB ein sehr großes Einzugsgebiet, ob Bodensee, Baden, Franken oder Hessen und sogar noch darüber hinaus, ohne mindestens einen Tag Urlaub zu nehmen ist ein Stadionbesuch an einem Werktag für viele Dauerkarteninhaber nicht möglich. Das Weihnachtsgeschäft und der Weihnachtsstress tun bei vielen noch ihr übriges.
Und dann gibt es eben auch sehr viele Stammbesucher, die es nicht einsehen, für diese Magerkost noch zusätzlich zu bezahlen und bleiben lieber zu Hause. Daher wurde bereits im Vorfeld vom VfB kommuniziert, dass aufgrund der erwarteten Zuschauerzahl die komplette Untertürkheimer Kurve sowie die Oberränge von Haupt- und Gegentribüne gesperrt bleiben und Karten für diese Bereiche vor Ort unbürokratisch umgetauscht werden würden.
Schon der Vorverkauf für dieses Spiel ließ lang auf sich warten. Seit 1.11. war der Gegner bekannt, vom 27.11. bis 2.12. (4 Werktage lang!) wurde den Dauerkarteninhabern das Vorkaufsrecht auf ihren Platz eingeräumt, danach startete dann der freie Verkauf. Da ich lang nicht wusste, welche Preise der VfB für die Treuesten der Treuen ausrufen würde und ich es nicht eingesehen hätte, für diesen Kick den Normalpreis für meinen Haupttribünenplatz zu bezahlen, bestellte ich über den Fanclub einen Kurvensitzplatz, weil ich da wenigstens weiß, dass nichts schief geht.
Weshalb dieser Vorverkauf so spät gestartet ist und dann in aller Hektik durchgepeitscht werden musste, erschließt sich mir nicht. Man war jedenfalls schon geneigt, beim VfB nachzufragen, ob sie auch mitbekommen haben, dass wir im Achtelfinale stehen. Durch den spät gestarteten Verkauf ergaben sich dann auch noch (hausgemachte) logistische Probleme, wie man auf der VfB-Facebook-Seite von Usern nachlesen kann, die ihre Karten nicht oder erst nach dem Spiel erhalten haben.
Der Umtausch der Karten vor Ort gestaltete sich dann auch nicht so einfach, wie im Vorfeld kolportiert, habe gehört, dass Leute rund ums Stadion geschickt wurden und dadurch den Anstoß verpassten. Wir verpassten ihn auch, weil sich 15 Minuten vor Spielbeginn riesige Schlangen am Einlass gebildet hatten und es nur sehr schleppend voranging. Am Vortag wurden die beiden frühen Spiele mit fünfzehnminütiger Verspätung angepfiffen wegen des großen Zuschauerandrangs. Seitens des VfB hielt man es wohl nicht für nötig, einen derartigen Antrag zu stellen. War es dem VfB selbst peinlich, es nicht zu schaffen, diese vergleichsweise geringe Zuschauerzahl abfertigen zu können oder geschah dies aus purer vorweihnachtlicher Nächstenliebe, damit sich die zu spät Kommenden das Elend nicht komplett anschauen mussten?
Man weiß es nicht, jedenfalls hatte ich dadurch nicht nur den Einlauf der Mannschaften, eine kleine Choreo des Braunschweiger Anhangs und eine Pyroshow der Gästefans, sondern auch das 0:1 verpasst. Vor dem Spiel erhoffte ich mir eine Initialzündung und dass man sich über das Pokal-Spiel wichtiges Selbstvertrauen für das letzte Vorrundenspiel gegen den VfL Wolfsburg holen würde. Diese Hoffnungen erfuhren früh einen Dämpfer. Dazu wäre eine eigene schnelle Führung wichtig gewesen, anhand derer man sich hätte in einen Rausch spielen können. Jetzt durfte man sich also auf ein ausgeglichenes Pokalspiel auf Augenhöhe einstellen, weil die Braunschweiger zunächst einmal Blut geleckt hatten und erkannten, wie verwundbar wir sind. Auch wenn dem 0:1 ein leichter Schubser an Georg Niedermeier vorausgegangen war, der ihn aus dem Tritt brachte, war das Tor für mich nicht irregulär. Niedermeier kam schon stabiler daher und muss sich mit seiner Statur nicht so einfach düpieren lassen.
Die Reaktion des VfB indes konnte sich sehen lassen. Man nahm das Zepter in die Hand und kam zu ersten guten Chancen. Eine Viertelstunde nach dem Rückstand konnte der VfB durch Georg Niedermeier, der damit seinen „Fehler“ wieder gutmachte, egalisieren.
Danach aber verfiel der VfB in den unter Kramny praktizierten alten Trott. Behäbiges Ballgeschiebe in den eigenen Reihen, um hinten nichts anbrennen zu lassen, war oberste Maxime.
Werner hatte dann noch eine gute Torchance und wurde zudem kurze Zeit später im Strafraum gelegt. Alexandru Maxim schoss den fälligen Foulelfmeter, scheiterte aber kläglich am guten Braunschweiger Schlussmann Gikiewicz. Der Pole hielt auch danach überragend gegen Rupp und Timo Werner, so dass es mit dem 1:1 in die Halbzeitpause ging. Nach dem Wechsel entwickelte sich ein Spiel mit offenem Visier und Chancen hüben wie drüben, ein Klassenunterschied war nicht zu erkennen.
Robin Dutt spielte das zwar nach der Partie herunter und erfand die Formel es habe der Bundesliga-18. gegen den -23. gespielt. Meiner Meinung nach muss man für die Bewertung aber nicht nur die desaströse Tabellensituation des VfB heranziehen sondern auch berücksichtigen, dass der VfB einen in etwa doppelt so hohen Saisonetat aufzuweisen hat wie die Braunschweiger.
Nach einer Stunde ging dem VfB dann mal wieder die Puste aus, so dass die Begegnung dem Ende der regulären Spielzeit entgegenplätscherte. Als leidgeprüfter Fan, der dieses Gekicke derzeit ohnehin nur schwerlich und mit reichlich Bierzufuhr ertragen kann, wünschte man sich selbstredend nichts sehnlicher als einen mindestens dreißigminütigen Nachschlag, der einem dann auch nicht erspart bleiben sollte.
In der Verlängerung besann sich der VfB zunächst wieder darauf, den Vorwärtsgang einzulegen, um sich nicht im Elfmeterschießen blamieren zu müssen, so dass Georg Niedermeier eine doppelte Kopfballchance hatte. Fünf Minuten später lag der Ball dann endlich im Braunschweiger Gehäuse, als der eingewechselte Youngster Tashchy mustergültig auf Timo Werner flankte und dieser nur noch einzunicken brauchte. Die erlösende Führung war endlich da und damit auch der Glaube daran, dass der Kelch des Elfmeterschießens an uns vorüberziehen würde. Doch da hatten wir die Rechnung ohne unsere Abwehr gemacht. In der 110. Minute konnte Ademi im VfB-Strafraum schalten und walten wie er wollte, sich den Ball in aller Seelenruhe zurecht legen und schließlich einnetzen. 2:2 und zehn Minuten waren noch zu spielen. Drei Minuten später hatte der VfB Riesenglück, dass Schiedsrichter Sippel das Foul von Niedermeier an Ademi nicht sah und den Braunschweigern den fälligen Elfmeter verweigerte. Das wäre mutmaßlich der Knockout gewesen und es wäre den Protagonisten hinterher schwer gefallen, irgendetwas an diesem Spiel zu beschönigen. So aber traf Sunjic in der 118. Minute und hielt den VfB damit im Wettbewerb. Ich weiß nicht, worüber ich im Stadion mehr jubelte, über den Siegtreffer oder darüber, endlich heim zu können, jedenfalls war es das dann und ein weiteres nervenaufreibendes um nicht zu sagen nerviges Spiel mit dieser „Mannschaft“ war Geschichte. Im Viertelfinale wartet Borussia Dortmund, angesichts der zuletzt gezeigten VfB-Leistungen wohl wie ein Freilos für den BVB.
Sollte sich in der Winterpause nicht grundlegend etwas ändern, ist es schwer vorstellbar, wie wir bis zum Februar dem BVB ein echter Gegner und nicht nur Sparringspartner sein sollten, auch wenn in einem Heimspiel immer alles möglich ist.
Der VfB müsste sich (mal wieder) runderneuern, was aufgrund der Finanzknappheit jedoch ein utopischer Wunsch bleiben dürfte. Erst in dieser Woche wurde ein ebenso interessanter wie alarmierender Artikel vom Finance-Magazin veröffentlicht, der offenlegt, wie Kennzahlen vom VfB geschönt werden und wie es finanziell tatsächlich um unseren Herzensclub bestellt ist. Dieser gibt auch Einblicke darüber, wie schlecht der VfB mit vergleichsweise viel Personal im Vergleich zu anderen Vereinen wirtschaftet und wie lang wir bereits in einem boomenden Markt rückläufige Umsätze verbuchen. Da auf dem Wasen noch immer alles rosarot gemalt und der Fan für dumm verkauft wird, misst man sich dann eben nicht mehr mit den Besten, sondern mit dem 23. der Bundesliga, den man in einem typischen Pokal-Fight wahrlich niedergerungen habe.
Als Fan stelle ich fest, dass wir mit Hängen und würgen die nächste Runde erreicht haben und Braunschweig mit uns auf Augenhöhe war.
Robin Dutt hat bereits verlauten lassen, dass im Winter möglicherweise ein Spieler gekauft oder zwei ausgeliehen werden könnten, was gemessen am derzeitigen Leistungsvermögen der Truppe, viel zu wenig wäre. Wir haben Handlungsbedarf in allen Mannschaftsteilen, es muss endlich Schluss sein mit dem Vorgaukeln angeblicher Qualität und rigoros ausgemistet werden.
Die einzigen wirklichen Qualitätsspieler Didavi und Kostić sind gedanklich schon fort oder wie Ginczek verletzt. Es gibt niemanden, der das Zepter an sich reißt, wenn es, was es ja oft tut, schlecht läuft. Wir benötigen Spieler mit Charisma, die der Truppe von Anfang neues Leben einhauchen, so wie es Serey Dié vor Jahresfrist getan hat.
Timo Werner hat in der Vorrunde einen Sprung gemacht und kann sich vor allem wegen seiner Schnelligkeit noch zu einer wahren Waffe entwickeln. Da Karl-Heinz Förster gestern auf der Geschäftsstelle des VfL Wolfsburg gesichtet wurde und dementierte, wegen Daniel Didavi dort gewesen zu sein, könnte Timo Werner, den der VfB offensichtlich bereits im Sommer wie Sauerbier angeboten hatte, dort Gesprächsthema gewesen sein.
Robin Dutt ist offensichtlich dabei, Tafelsilber zu verkaufen und alles und jeden, der noch Geld einbringen könnte, auf dem Markt anzubieten. Was uns bleibt, sind die Schwaabs und Hlouseks, gute Nacht, VfB!
Christian Gentner ist sowohl als Kapitän als auch als gesetzter Spieler auf der wichtigsten Position im modernen Fußball eine absolute Fehlbesetzung. Ihm fehlt Handlungsschnelligkeit, im fehlt Mut, im fehlt in gewisser Weise auch das Spielverständnis, wann er Tempo herausnehmen und wann er das Spiel schnell machen müsste. Zudem ist er ein Verfechter des körperlosen Spiels und keiner der richtig dazwischenhaut und dem Gegner mal weh tut. Es kann kein Zufall mehr sein, dass es, angefangen mit Zdravko Kuzmanovic, kein Spieler schaffte sein Level neben ihm zu halten geschweige denn ihn auf die Ersatzbank zu verdrängen. Aufgrund alter Erbhöfe und seiner guten Vernetzung bei den „richtigen Leuten“ im Verein, ist Gentner DIE Konstante, was mit verhindert, dass endlich ein leistungsorientiertes Klima auf dem Wasen einkehrt.
Dann bringt Kramny in Mainz Allzweckwaffe Hlousek für Kostic, um das Ergebnis zu sichern, Schwaab darf Woche für Woche seine Unfähigkeit unter Beweis stellen und der Niederstrecker ist auf einmal wieder unverzichtbarer Bestandteil der ersten Elf, obwohl er mangels Schnelligkeit ständig Gefahr läuft, durch dumme Fouls die eigene Mannschaft zu schwächen. Einzig Tytoń, Rupp und Timo Werner zeigen in den letzten Wochen und Monaten so etwas wie aufsteigende Tendenz. Alle anderen befinden sich in einem gefährlichen Sog, ziehen sich gegenseitig runter und stecken sich durch ihre eigene Unsicherheit gegenseitig an.
Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen haben wir keine Mannschaft im ursprünglichen Wortsinn auf dem Platz sondern eher elf Einzelkämpfer, wobei man „Kämpfer“ lieber in Anführungszeichen setzt. Dass es in der Mannschaft nicht stimmen kann, macht öffentlich geäußerte Kritik an den Mannschaftskameraden, zuletzt von Didavi und Gentner, deutlich. Es ist ja eigentlich als positiv zu bewerten, wenn sich Spieler Gedanken machen und offensichtlich selbst nicht zufrieden sind, mit dem Käse, den sie spielen, würden sie selbst mit Leistung vorangehen, wäre es allerdings noch lobenswerter.
Wie die Stuttgarter Medien meinen zu wissen, steht es bereits so gut wie fest, dass Jürgen Kramny nach dem Wolfsburg-Spiel offiziell zum Cheftrainer ernannt wird. Einzig, ein Debakel gegen die Wölfe könnte die Vereinsführung noch zum Umdenken bewegen.
Da frage ich mich, haben die Herren im Vorstand den Schuss nicht gehört? Wir stehen am Abgrund, Hoffnungslosigkeit macht sich breit, und der Verein offenbart in schonungsloser Offenheit, dass er keinen Plan hat. Wer Präsident Bernd Wahler letzten Sonntag bei Sport im Dritten gesehen hat, sah einen erbärmlichen und farblosen Auftritt des VfB-Präsidenten. Viel geschwätzt, nichts gesagt und vor allem hat er keine Lösungen aufgezeigt und nicht den Eindruck erweckt, er wisse, was zu tun wäre. Er hat tatsächlich einzig und allein die Ausgliederung im Kopf und lässt Dutt machen und vertraut darauf, dass er das schon gut machen werde. Nur, wo Dutt ist, ist unten! Schwache Chefs umgeben sich mit noch schwächeren Mitarbeitern. Bezeichnend, dass Wahler bei SiD die Nichtentlastung des Vorstands weglächelte und meinte, dies sei ja auf 2014 bezogen gewesen. Wie lang ist Herr Wahler nochmal schon im Amt? Wenn ich dieses Auftreten sehe, frage ich mich hingegen, wie lang ist Herr Wahler NOCH im Amt. Auf allen Ebenen bietet der VfB ein einziges Trauerspiel, so dass das nächste personelle Beben nicht mehr in allzu ferner Zukunft liegen dürfte.
Dutt steht nach Zornigers Entlassung, bei der Faneingebungen letztlich wohl der letzte Funken waren, mehr denn je auf dem Prüfstand. Er muss zeigen, dass er alles menschenmögliche dafür tut, den VfB in der Liga zu halten. Dabei darf es dann weder um dieselben anwaltlichen Verstrickungen gehen, noch darum, sich möglichst einen „schwachen“ Trainer zu holen, der nur dankbar ist, da sein zu dürfen und keine Widerworte gibt. Es muss einer sein, der weiß, wie man den Karren aus dem Dreck bekommt und den oberen Herren auch die Meinung geigt. Ich fürchte nur, dass Dutt sich darauf nicht einlassen wird. Er „probiert“ Kramny und wenn er nicht zündet, kann man ja immer noch reagieren. Dass es dann bereits zu spät sein könnte und einem neuen Mann die Möglichkeit des Wintertrainingslagers und der Transferperiode dadurch versagt bliebe, möchte Robin Dutt nicht wahrhaben.
Der VfB wirkt momentan so, als wäre er entscheidungsunfähig. Die Rumpf-Mannschaft im Aufsichtsrat hält sich zurück, Wahler, ohne weitere Worte und Robin Dutt soll das Schiff auf Kurs halten, obwohl er als Sportdirektor-Novize und gescheiterter DFB-Sportdirektor und Bundesliga-Trainer den Nachweis seiner Tauglichkeit für diese Herkulesaufgabe erst noch erbringen muss.
Mir wird es angst und bange beim Gedanken daran, dass man nicht nur die letzten vier Bundesliga-Spiele unter Kramny an Zeit verloren hat, sondern, dass man wohl gewillt ist, gerade so weiter zu machen.
Sollte die Kasse wirklich so leer sein, dass wir uns weder einen ordentlichen Trainer noch Verstärkungen für den Kader leisten können, sollen die Herren doch einmal auf die andere Straßenseite der Mercedesstraße gehen und um ein Darlehen betteln.
Ein Abstieg, der in der derzeitigen Konstellation wahrscheinlicher denn je ist, käme ein Vielfaches teurer als jetzt quasi in Vorleistung zu gehen, um alles dafür getan zu haben, den Super-GAU noch abzuwenden.
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26. Mai 2015
Totgesagte leben länger, der VfB hat doch tatsächlich nochmal die Kurve gekriegt. Nach dieser so unterirdisch schlechten Saison grenzt diese Tatsache schon fast an ein Wunder. Auch drei Tage nach Paderborn kann ich es noch nicht so richtig fassen, was in der Benteler-Arena geschehen ist.
Erst der frühe Rückstand, der einmal mehr offenbarte, dass wir im Grunde ohne Abwehr durch die Saison stolperten, dann die Willensleistung von Daniel Didavi, der sich, wie schon in der Vorsaison, gerade noch rechtzeitig einsatzbereit meldete, um großen Anteil daran zu haben, den Super-GAU abzuwenden. Und schließlich das tolle 1:2 durch Daniel Ginczek, der erneut seinen immensen Wert für den VfB unterstrich und gerade noch rechtzeitig auf Touren kam.
Dass der VfB letztendlich gewann und den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffte, lag an der herausragend guten Offensive. Wie Filip Kostić Gegenspieler um Gegenspieler verschliss, sie alle wie Anfänger aussehen ließ und immer wieder bis zur Grundlinie durchstieß, war fast schon Weltklasse. Lernt er bei allem Eifer noch das punktgenaue Flanken haben wir ein wirkliches Juwel in unseren Reihen. Seine Leistung in den letzten Spielen kann man nicht genug würdigen, bindet er doch die halbe gegnerische Abwehr, wodurch automatisch Räume für die Mitspieler geschaffen werden. André Breitenreiter, Coach des SC Paderborn, stellte fest, dass Filip Kostić der mit Abstand beste Spieler war, der in dieser Saison in Paderborn seine Visitenkarte abgab und das obwohl dort auch Spieler wie Robben, Ribery und Reus vorspielten. Noch hervorzuheben, bevor er zu kurz kommt, Alexandru Maxim, der diesen Zuckerpass auf Ginczek spielte und damit ebenfalls maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt hat.
Für diese Gefühlswelt, die man an einem solch entscheidendem Spieltag im Stadion durchlebt, tut man sich das Ganze wohl Jahr für Jahr, Woche für Woche an. Unglaubliche Emotionen wurden freigesetzt, gestandene Mannsbilder liegen sich heulend in den Armen, Erleichterung allerorten und eine unfassbare Freude und Stimmung. Das ganze Spiel über bot der Gästebereich sein komplettes Repertoire auf, so dass man sich keinen schöneren Ort vorstellen konnte, das Wochenende zu verbringen. Ein prall gefüllter Block, eine unfassbare Lautstärke, die eine oder andere Pyro-Einlage und schließlich tumultartige Szenen bei den Toren und erstrecht beim Abpfiff. Auch wenn ich inständig hoffe, eine solche Zittersaison nicht noch einmal erleben zu müssen, ertappe ich mich tatsächlich beim Gedanken, dass mir dieses Gefühlschaos tausend Mal lieber ist, als wenn ich zur selben Zeit meine 25. Meisterschaft feiern und mich darüber ärgern „müsste“, dass nicht mehr daraus geworden ist.
So groß die Freude darüber ist, dass wir auch in der nächsten Saison im Oberhaus spielen dürfen und vor allem dass nicht alles auseinander gerissen wird, was die letzten Wochen so gut funktioniert hat, muss von nun an der Blick nach vorne gerichtet werden. Es ist zu hoffen, dass Eckpfeiler des Aufschwungs wie Serey Dié, Daniel Didavi, Filip Kostić, Daniel Ginczek, auch Martin Harnik und Alexandru Maxim gehalten werden können. Offensiv sind wir richtig gut aufgestellt. Ein Backup noch für Ginczek, sollte man für Ibisevic einen Abnehmer finden, dann wären wir sehr gut aufgestellt.
Martin Harnik wird sich hoffentlich nicht für Schalke entscheiden, sondern hier bleiben. Allerdings müsste man dann seinen Vertrag noch in der Sommerpause verlängert bekommen, bevor wir Gefahr laufen, dass er im nächsten Jahr ablösefrei geht. Dies kann und darf sich ein Verein wie der VfB im Grunde nicht (mehr) leisten, so dass es mir dann sehr leidtun würde, stünden die Zeichen auf Abschied. Harnik ist eines der wenigen Gesichter des VfB der Gegenwart, für mich noch mehr als unser Kapitän Gentner, so dass ich sehr hoffe, dass mit ihm eine Vertragsverlängerung erzielt werden kann. Natürlich durchlebte auch er zuletzt schwache Phasen, verlor zeitweise jeden Ball und konnte kaum mehr einen Ball stoppen, dennoch ist er wichtig für die Mannschaft, mit seiner Schnelligkeit durchaus eine Waffe, ein Kämpfer, der nie aufgibt und zudem auch immer klare Worte findet. Kurz gesagt, er ist einer dieser Typen, wie wir sie in unserem Kader sonst vergeblich suchen.
Im Defensivbereich müssen dagegen endlich Verstärkungen her. Ein moderner Torwart, ein gestandener Innenverteidiger und ein oder zwei Außenverteidiger sind nötig, um in der nächsten Saison wieder besser schlafen zu können.
Dass Antonio Rüdiger möglicherweise von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machen würde, war gestern zu lesen. Etwas schade zwar, aber, auf der anderen Seite aber, käme dies Timo Baumgartl durchaus zugute, wenn ein erfahrener Mann für den VfB gewonnen werden könnte, von dem er lernen und zu dem er aufschauen könnte. Bei allen Bemühungen, die Truppe schlagkräftiger zu machen, darf man aber unseren eigenen Talenten, wie bspw. auch Timo Werner, den Weg ins Team nicht verbauen.
Gestern fand sie also statt, die so sehnlich erwartete Saisonabschluss-Pressekonferenz, die Robin Dutt schon vor Wochen angekündigt hat und uns auch wissen lassen hat, dann seine Eindrücke der ersten fünf Monate seiner Amtszeit schonungslos vorzutragen. Zunächst bemerkenswert, Bernd Wahler gab zu, die Fanproteste und die Banner in der Cannstatter Kurve gegen seine Person und die seiner Kollegen in Vorstand und Aufsichtsrat nicht nur wahrgenommen, sondern sich auch zu Herzen genommen zu haben. Nicht nur das, er gab ihnen recht, offenbarte, dass sie in den letzten Jahren planlos unterwegs waren, was einem Armutszeugnis gleich kam, aber auch erkennen ließ, dass sie Besserung geloben wollen.
Robin Dutt wurde noch deutlicher und kritisierte, ohne Namen zu nennen, Vorgänger Fredi Bobic harsch. Es werde keine One-Man-Show mehr geben, die Kaderplanung lasse ebenso wenig einen Plan erkennen wie das Scouting. Dort wären keine Leitlinien, keine Vorgaben vorhanden gewesen, sprich, es habe jeder vor sich hin gewurstelt, ohne Gehör „von oben“ gefunden zu haben. Von einer einheitlichen Spielphilosophie, die man sich schon Ende der 1990er-Jahre unter Ralf Rangnick auf die Fahnen geschrieben habe, wäre ebenso abgerückt worden wie von der Verzahnung des Jugend- und Amateurbereichs zu den Profis. Man habe in den letzten Jahren keine Transferüberschüsse eingefahren, sämtliche Spieler, die von außen geholt wurden, haben an Marktwert verloren und mussten schließlich oft und zu allem Überfluss gegen eine Abfindungszahlung von der Gehaltsliste herunter gebracht werden. Transfers wurden planlos getätigt, ohne überhaupt zu überprüfen, ob man nicht im Nachwuchsbereich ein entsprechendes Talent für die Planstelle habe, so dass wir nach und nach einen Kader aufblähten, wie wir ihn heute vorfinden und Nachwuchsspieler Frust schieben, weil ihnen ständig durchschnittliche und besserverdienende Spieler vor die Nase gesetzt wurden.
Schon am Tag nach dieser denkwürdigen PK bekommen Dutt und auch Wahler („wir haben an bestimmten Personen zu lange festgehalten“) für die öffentliche Schelte kräftig auf die Ohren. Es mag im ureigenen Interesse der Medienlandschaft liegen, Kriegsschauplätze aufzumachen und eine Reaktion von Fredi Bobic herauszufordern, ich fand die deutliche Kritik angebracht. Man kann nicht auf der einen Seite eine schonungslose Aufarbeitung verlangen, um dann pikiert zu sein, wenn diese kommt und transparent offengelegt wird.
Fredi Bobic wird diese Kritik schon aushalten können und auch müssen. Er hatte vier Jahre lang Zeit zu gestalten, wohin seine Amtszeit geführt hat, sieht man nun in schonungsloser Deutlichkeit. Der einst so stolze Verein dümpelt in den Niederungen der Liga herum und hat das zweite Mal in Folge die Klasse nur mit sehr viel Glück gehalten. Bobic zeichnet für diesen Niedergang maßgeblich mitverantwortlich, hauptsächlich weil er stur und beratungsresistent war. Vetterleswirtschaft wie noch nie, die sogar bis in die Mannschaftsaufstellung hineinreichte, erhielt mit Bobic Einzug, gute Kumpels wurden Experten vorgezogen. Schlimm genug und daher natürlich auch nicht von Kritik freizusprechen, seine Vorstandskollegen und der ach so tolle Aufsichtsrat, die diesem Treiben weitestgehend tatenlos zusahen. Bobic entließ gleich zu Beginn unseren besten Trainer der letzten Jahre Christian Groß, unter ihm verließen Urgesteine im Nachwuchsbereich wie Albeck und Schrof den Verein, weil sie kein Gehör fanden, was zur Folge hat, dass mehr und mehr Talente dem Verein den Rücken kehren und bei Red Bull Leipzig anheuern. Aufkeimende Kritik, intern wie extern, schmetterte er genauso harsch darnieder, wie sie ihm jetzt entgegenschlägt. Und, zu guter Letzt hält Bobic, obwohl dem Vernehmen nach noch auf der Gehaltsliste, mit Kritik an seinem früheren Arbeitgeber auch nicht hinterm Berg, so dass sich hier eigentlich niemand künstlich aufregen muss.
Dutt stellte klar, dass zukünftig die Vereinsphilosophie über allem stehen muss. Es müsse wieder erkennbar sein, für welchen Fußball der VfB stehe und danach werde das Personal ausgesucht. Es würden in allen Bereichen nur noch Trainer eingestellt werden, die diesen Stil voll mit zu tragen bereit seien. So wurden im U19- und im U17-Bereich Sebastian Gunkel und Kai Oswald als neue Trainer vorgestellt.
Vorgesetzter aller Trainer soll künftig der Cheftrainer der Profis sein. Erwartungsgemäß heißt dieser Alexander Zorniger, wie Dutt gestern erstmals öffentlich bestätigte.
Mir unverständlich, dass man in dieser Personalie bereits Ende Februar, Anfang März Nägel mit Köpfen machte und nicht den weiteren Saisonverlauf abwartete. Schon damals schien das Vertrauen in Huub Stevens nicht besonders groß gewesen zu sein. Laut Dutt war Stevens zwar damals bereits in diese Gedankenspiele eingebunden, ob er sie goutierte ließ Dutt jedoch offen. Die Einigung mit Zorniger dürfte zeitlich in etwa damit zusammengefallen sein, als Dutt erstmals öffentlich Kritik an der defensiven Ausrichtung der Mannschaft äußerte, was ein Huub Stevens sicherlich als Majestätsbeleidigung angesehen haben dürfte. Ob Stevens so verbohrt gewesen wäre diese mit acht Defensivspezialisten auf dem Platz bis zum Saisonende durchzuziehen und er sich reinreden lassen hat, was uns möglicherweise gerade noch den Allerwertesten gerettet hat, darüber zu spekulieren wäre hypothetisch. Auch ich hielt in jener Zeit, spätestens nachdem Stevens in Sinsheim zugab mit seinem Latein am Ende zu sein, einen neuerlichen Trainerwechsel nicht mehr für ausgeschlossen. Da man sich in der Trainerfrage aber so früh festgelegt hatte, war dieser de facto nicht mehr möglich. Das Risiko wäre zu groß gewesen. Hätte man Zorniger gleich geholt und dieser wäre abgestiegen, wäre er für einen Neuanfang in Liga 2 kaum mehr vermittelbar gewesen. Wäre ein externer Feuerwehrmann geholt worden und man hätte überzeugend die Klasse gehalten, wäre eine Ablösung durch Zorniger nach Saisonende ebenso schwer zu verrargumentieren gewesen. So hat sich der VfB völlig unnötig der letzten Patrone beraubt und spielte mehr oder weniger mit dem Feuer.
Nach den letzten Spielen, die sicherlich nicht nur der Weisheit eines Huub Stevens wegen gut bestritten wurden, sondern auch weil sich Didavi fit meldete, Ginczek zu alter Stärke fand und die Außenspieler Kostić und Harnik ihren Anteil am guten Offensivspiel hatten, finde ich es äußerst schade, dass man sich mit Stevens nicht auf eine Ausdehnung seines Engagements geeinigt hat. Mir gefällt seine knurrige und doch humorige Art, wie er mit den Medien spielt und auch wie er die Mannschaft im Griff hat(te). Er findet das richtige Maß zwischen Zuckerbrot und Peitsche, hat das Gespür, wann er mahnen und wann er trösten muss. Ihn hätte ich gerne mal in einer Sommervorbereitung erlebt und ihm eine Sommer-Transferperiode zugestanden, um zu sehen, wie sein Kaderumbau ausgesehen hätte.
Es nützt alles nichts, Huub Stevens ist (leider) Geschichte beim VfB, man kann ihm nicht genug Dank zollen, für das was er in den letzten beiden Jahren hier geleistet und dass er uns zwei Mal vor dem Abstieg bewahrt hat.
Bei all meiner Wertschätzung für Huub Stevens und dem Unverständnis darüber, wie früh man sich auf Zorniger festgelegt hat, könnte dies auch für ein neues konsequentes Handeln, eben einen Plan, sprechen. Wenn Zorniger tatsächlich DER Mann ist, der die Spielidee, für die der VfB zukünftig stehen möchte, in sich vereint, war es schon wieder logisch just in dem Moment zuzupacken, als dieser frei wurde.
Ich denke da eher pragmatisch und sehe den Fußball als Tagesgeschäft und keine Planwirtschaft an. Dieses zuletzt doch funktionierende Gebilde auseinanderzureißen und ins Risiko zu gehen birgt Gefahren, wie man beim Wechsel von Stevens zu Veh gesehen hat, wobei man Veh wohl eher wegen der guten alten Zeit und nicht aufgrund eines ausgefeilten Zukunftsplans zurückgeholt hat.
Zorniger ist zwar nicht mein Wunschkandidat, als Co-Trainer fand ich ihn 2009 eher unscheinbar, seine Tätigkeit beim Brausehersteller machte ihn nicht sympathischer. Aber, wie jedem neuen, den der VfB vorstellt, gebe ich auch ihm vorbehaltlos die Chance mich zu überzeugen und wünsche uns allen, dass er für einen erfolgreichen Neuanfang beim VfB stehen wird.
Ob er im Gegensatz zu Leuten wie Thomas Tuchel, die auch im Gespräch waren, die für die Vereinsführung bequemere Lösung sein wird, glaube ich nicht einmal. Er hatte schon immer seinen eigenen Kopf und kann richtig unbequem werden zu Leuten, die nicht mitziehen oder seine Vorstellungen konterkarieren. Er steht für modernen Fußball mit schneller Balleroberung, schnellem Umschaltspiel und auch schnellen Abschlüssen, was sicher Zeit und auch geeignetes Personal erfordert, um dem VfB in naher Zukunft ein Facelifting zu verpassen.
Der Kaderumbau indes muss bereits vor dem ersten Training am 29.06.2015 vorangetrieben werden. Sensationell charmante Worte fand Dutt ja für die Ladenhüter, für die man bereits im Winter vergeblich Abnehmer suchte. Er nannte sie, Spieler, für die es keinen Markt gibt, man könnte auch sagen, der VfB war lange ein Auffangbecken für gestrandete Fußballer. Diese anzupreisen, neue zu holen, die für die neue Spielphilosophie stehen (sofern man im Unterbau keine findet) ist die vordringlichste Aufgabe im Sommer. Eine Frage auf der PK war auch, ob auf der Torhüterposition Handlungsbedarf bestehe, da Ulle ja nicht gerade für das schnelle, moderne Torwartspiel stehe, die Dutt allerdings erfolgreich und ohne eine Antwort darauf zu geben umschiffte. Zorniger wird auch hier hoffentlich eine klare Vorstellung haben, nur so zur Erinnerung, als Zorniger 2009 beim VfB war, hieß der Torwarttrainer Ebo Trautner, vielleicht eine Überlegung, ihn, der beim aufwärmen stets der erste war, dem Anfeuerungsrufe entgegenschallten, zurückzuholen, da sich alle Torhüter, die Andi Menger anvertraut wurden, meiner Meinung nach zurückentwickelt haben.
Als Co-Trainer bringt Zorniger André Trulsen mit, den ehemaligen Assistenten von Holger Stanislawski, der mittlerweile Filialleiter eines Hamburger Supermarktes ist. „Truller“ kenne ich hauptsächlich als St. Pauli-Ikone und Kultfigur, ob er ein guter Co-Trainer ist, wird sich zeigen. Als „Co“ muss er ohnehin vorwiegend dem Chef-Trainer zuarbeiten und sollte möglichst einen guten Draht zur Mannschaft aufbauen. Ein positiver Typ ist er und er wird auch keine allzu großen Akklimatisierungsprobleme bekommen, lebt er doch ohnehin bereits in Stuttgart.
VfB-Legende Günther Schäfer tauscht seinen Posten bei der VfB-Fußballschule gegen den des neu geschaffenen Teammanagers. Dabei soll er koordinative Aufgaben bei den Profis übernehmen, sich um Top-Talente des Nachwuchsleistungszentrums ebenso wie um ausgeliehene Spieler kümmern. Eine Aufgabe, die die ihm auf den ersten Blick wie auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Schäfer verkörpert wie kaum ein anderer das VfB-Gen, von dem Dutt gestern immer sprach. Er ist sicherlich prädestiniert dafür, dieses Gen den Hoffnungsträgern von morgen einzuimpfen und sie zugleich auf dem Weg zum Profi begleiten und ein Auge darauf haben, dass sie bodenständig bleiben. Genauso wichtig ist es, verliehenen Spielern stetig klarzumachen, dass sie weiterhin ein Teil vom VfB sind und entgegen zu wirken, dass sie sich entfremden. Man hat es bei Kimmich gesehen, bei Schieber, bei Holzhauser, keiner wurde nach der Leihe wieder richtig warm mit dem VfB. Didavi bildet wohl auch nur deshalb eine Ausnahme, weil der VfB ihn nach seinen schwersten Verletzungen nicht fallen lassen hat und immer zu ihm stand. Die Gefahr war auch bei ihm groß, wusste Labbadia seinerzeit doch nichts mit ihm anzufangen.
Der ehemalige Bundesliga-Torwart Philipp Laux, unter anderem beim SSV Ulm 1846 aktiv, wurde zudem als Sportpsychologe vorgestellt. Bemerkenswert, dass der VfB sich modernen Herangehensweisen nicht mehr verschließt, gab es doch in der letzten Saison einige Momente, bei denen man den Eindruck hatte, „es helfe nur noch ein Psychologe“. Besonders veranschaulicht wurde uns dies bei diversen Interviews, wenn von mentalen Blockaden die Rede war.
Das Management-Team wird um Joachim Cast, der Scouting-Bereich um Guido Buchwald erweitert, wobei Buchwald vorwiegend den asiatischen Markt im Auge behalten und die Internationalisierung vorantreiben soll. Im Finanzressort wird es organisatorische Änderungen geben, im Aufsichtsrat der Nachfolger für Hansi Müller noch gesucht.
Und, schließlich wurde mit Philip Heise auch der erste Neuzugang für die kommende Saison bekanntgegeben. Der 23-jährige Linksverteidiger kommt vom 1. FC Heidenheim und soll auf Sicht eine der größten Schwachstellen im Team beheben.
Bis die tiefgreifenden Umstrukturierungsmaßnahmen erste Früchte tragen, wird (natürlich) einige Zeit ins Land ziehen. Diesen Scherbenhaufen, den wir ständig wechselndem Personal zu verdanken haben, aufzukehren, das geht leider nicht von heute auf morgen, so dass wir noch von mindestens einem weiteren Übergangsjahr ausgehen müssen. Als Saisonziel wurde ein gesicherter Mittelfeldplatz ausgegeben, von mehr zu träumen verbietet sich in Anbetracht der letzten Jahre ohnehin.
Der Verein stellt sich neu auf, hoffentlich der Aufsichtsrat auch. Es kann nicht sein, dass ein Dr. Joachim Schmidt als heimlicher Präsident in der Außendarstellung wahrgenommen wird, weil er, wie nach der Bobic-Entlassung gesehen, auch so auftritt. Der Aufsichtsrat muss sich auf seine eigentlichen Aufgaben rückbesinnen, den Vorstand zu kontrollieren und bestenfalls noch den finanziellen Rahmen vorgeben und ansonsten einfach mal die Klappe halten. Wer von diesen Herren den Stuttgarter Medien bereits Anfang März ausgeplaudert hat, dass Zorniger als Trainer feststehe, muss gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden. Der Aufsichtsrat muss des Weiteren zukünftig ausschließlich zum Wohle des Vereins agieren, es muss aufhören, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht und lediglich das Beste für seinen ursprünglichen Arbeitgeber im Blick hat. Zahlt Porsche als Hauptsponsor eines Tages wirklich mehr als der Daimler, dann müssen gewisse Personen eben über ihren Schatten springen oder den Posten beim VfB aufgeben, bevor sie Interessenskonflikten unterliegen.
Der Nachfolger von Hansi Müller, bei dem es mich noch immer brennend interessieren würde, welchen Teufel ihn geritten hat bei Servus-TV den zukünftigen VfB-Trainer auszuplaudern, wird noch gesucht. Zumindest dementiert wurde der Name Thomas Hitzlsperger nicht. Ich würde mich freuen, ihn wieder beim VfB begrüßen zu dürfen, habe aber meine Zweifel, ob dieser Posten tatsächlich das ist, was er machen möchte, in noch relativ jungen Jahren. Müller ist für mich trotzdem so etwas wie das Bauernopfer, die wahren Probleme im Aufsichtsrat stecken tiefer, der Maulwurf vermutlich noch immer da.
Das Commando Cannstatt stellt in seinem Saisonfazit, wie bereits zum Ende der letzten Saison, fest, dass nichts erreicht sondern nur verhindert wurde. Wahre Worte! Sie stellen den unglaublichen und gelebten Zusammenhalt in der gesamten Fanszene heraus, dessen Anteil am Klassenerhalt nicht zu unterschätzen ist. Welch ein beeindruckendes Bild, „ganz in rot“ auf Schalke oder „ganz in weiß“ gegen den HSV, welche Lautstärke im Neckarstadion herrschte, wie knapp 2.000 VfBler am Samstag das Spiel in Paderborn fast zu einem Heimspiel werden ließen, das war schon tief beeindruckend und bestärkt einen immer wieder darin, Teil des geilsten Clubs der Welt zu sein.
Das CC strich auch heraus, was ich schon vor ein paar Wochen geschrieben habe, dass wir Fans es uns nicht länger bieten lassen sollten, dass ewig so weiter gewurstelt wird und wir dem Verein bei der Aufarbeitung dieser Saison tunlichst mehr auf die Finger schauen sollten als zuletzt.
Die gestrige Pressekonferenz war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Dem „Bla-Bla“ müssen jetzt jedoch Taten folgen. Dutt als der neue starke Mann, der gestern auf mich einen guten Eindruck machte, muss sich jetzt beweisen, von nun an werden wir auch ihn an seinen Taten messen. Wie Zorniger auf seinem Posten, hat nämlich auch Dutt als Sportdirektor noch nichts erreicht, seine Nagelprobe kommt jetzt, beginnend mit dem gestrigen Tag. Auch durch die vernichtende Kritik seiner Vorgänger hat er die Messlatte für sich sehr hoch gelegt, die Nachhaltigkeit der eingeleiteten Maßnahmen wird zu gegebener Zeit zu überprüfen sein.
Der VfB wird runderneuert, wir befinden uns in der Stunde null, auch wenn der Super-GAU gerade noch abgewendet wurde. Getreu dem Motto „Jeder Tag ist ein neuer Anfang“ hat auch unsere (neue) Führungscrew diese neue Chance verdient. Auf der PK wurde das Vorhaben geäußert wieder näher an die Basis heranzurücken und transparenter zu arbeiten, so dass wir hoffentlich über die Fortschritte der einzuleitenden Maßnahmen auf dem Laufenden gehalten und genau beobachten können, wie die Erfolgskontrolle und ggf. Korrekturmaßnahmen aussehen. Nur wenn hier vehement am Ball geblieben wird, die sich auf die Fahnen geschriebenen neuen Leitsätze konsequent verfolgt werden und das Personal, das diese umsetzen soll, permanent und kontinuierlich hinterfragt wird und sich auch selbst hinterfragt, wird es wieder aufwärts gehen und nur dann werden wir zukünftig wieder mehr Freude an und mit unserem VfB haben.
Nicht nur die Herren Profis haben sich nach dieser Saison Urlaub und Erholung verdient, auch wir Fans. Das Gefühlschaos in den letzten Wochen war anormal und einfach nur anstrengend. Trotzdem graut es einen schon wieder vor elf Wochen Bundesligapause. Die Hoffnung ist zwar da, dass es eine kurzweilige Zeit wird, weil der VfB für knapp zehn Spieler, die keine Zukunft beim VfB mehr haben sollen, doch einen Markt findet, weil man einige Spieler, die tatsächlich auch für Aufbruch in ein neues Zeitalter stehen, für sich gewinnen kann. Ob es sich bewahrheitet und es noch vor Amtsantritt Zornigers Vollzugsmeldungen kommen, wird man sehen. Bis Mitte Juni stehen zumindest noch die Relegationsspiele sowie DFB-Pokal- und Championsleague-Endspiel wie auch noch Länderspiele auf dem Programm, so dass es bis dahin nicht langweilig werden dürfte.
Vor allem auf die Relegation bin ich sehr gespannt. Es ist diese Konstellation, die ich mir wünschte, zumindest nachdem klar war, dass der KSC Zweiter oder Dritter wird, da ich, bei allem Respekt, weder Darmstadt 98 noch dem 1. FC Kaiserslautern es zugetraut hätte, den HSV zu besiegen. Mit dem KSC, so meine ich, könnten die Hamburger richtige Probleme bekommen.
Daher haben wir jetzt eine Konstellation, bei der ich, so komisch es klingen mag, für keinen aber gegen beide bin. Beim KSC freue ich mich, wenn er in der 2. Liga hängen bleibt und weiter an Boden auf uns verliert, beim Abstieg des HSV fiele endlich diese blöde Bundesliga-Uhr und das Dino-Gehabe weg. Wie der VfB im Grunde auch, hätte der HSV den Abstieg mittlerweile mehr als verdient. Auf der anderen Seite würde mir das Auswärtsspiel in meiner deutschen Lieblingsstadt sehr fehlen, so dass ich ihnen höchstens ein Jahr Abstinenz vom Oberhaus gönnen würde.
Auf der anderen Seite ist der Reiz eines Derbys gegen den KSC in der nächsten Saison groß. Diese Spiele sind doch das Salz in der Suppe. Leider wurden diese Spiele, vor allem seit Ende der 1990er-Jahre, immer mehr zu einem Krieg hochstilisiert, so dass man sich vor allem im Wildpark seines Lebens kaum mehr sicher sein kann, wenn man daran denkt, was schon 2009 dort ablief und die gegenseitige Abneigung seither eher noch größer geworden ist. Für mich hört da der Spaß auf, meinetwegen können sich Gleichgesinnte die Köpfe einschlagen, wenn sie eben Unbeteiligte, die lediglich ihre Farben vertreten und Fußball schauen möchten, in Ruhe lassen.
Am 10.06. folgt dann bereits die erste Weichenstellung für die kommende Saison, die erste DFB-Pokalrunde wird in Reutlingen ausgelost. Auch auf diesen Tag fiebere ich hin und hoffe auf ein kultiges Stadion. Erstrundenspiele bei unterklassigen Vereinen üben auf mich einen großen Reiz aus. Der Fußball ist dort meist ursprünglicher, das Bier billiger, der VfB Gast zum Spiel des Jahres und hoch gewonnen wird auch noch meistens.
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