Er ist zwar nicht unbedingt der „Man oft the Match“, vereinigt aber alle Facetten dieses Wahnsinns-Spiels in sich. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Club Werder Bremen versemmelt Harnik binnen zwei Minuten zwei Hochkaräter, wobei vor allem der zweite in kaum einem Saisonrückblick fehlen dürfte. Hatte er die Situation bereits abgehakt, weil das ein sicheres Tor war oder ist es doch der riesen Druck, der auf den Jungs lastet, der die Beine lähmt und einfachste Dinge nicht mehr gelingen lässt? Unglaublich, denkt sich der neutrale Beobachter, unfassbar der Fan auf der Tribüne. Sind es doch genau solche Dinger, die am Ende über Erst- oder Zweitklassigkeit entscheiden (können).
Es ist zweifellos menschlich, dass auf der Tribüne gemurrt oder auf gut schwäbisch gebruddelt und mehr oder weniger vehement Harniks Auswechslung gefordert wurde, auf der anderen Seite aber auch wieder kontraproduktiv, da die Jungs die volle Unterstützung brauchen und nicht noch zusätzliche Nervosität von außen aufs Feld hinein gebracht werden sollte. Da sollte sich der Fan in der Kurve und auf der Tribüne hinterfragen, wobei ich mich natürlich auch an die eigene Nase fasse. Ich pfeife zwar nie während des Spiels unsere eigenen Spieler aus, aber, beim einen oder anderen unfassbaren Fauxpas platzt es eben auch aus mir heraus. Thomas Hitzlsperger hat bei Sport im Dritten plausibel erklärt, wie er die Stimmung und teilweise auch Missstimmung auf der Haupttribüne erlebt hat und wie diese auf die Spieler wirkt. Auch Harnik gab hinterher zum Besten, dass er diese Unruhe von außen mitbekommen hat und sie ihm nicht unbedingt geholfen hat, er wirkte schon ein wenig enttäuscht über den eigenen Anhang, was ich ihm nicht einmal verdenke.
Der Spieler selbst wäre nach seiner vergebenen Hundertprozentigen am liebsten im Erdboden versunken. Dass er sich nur wenige Sekunden später dennoch schon wieder zu einer Sahneaktion aufschwingen konnte, fand ich dabei schon sehr bemerkenswert und zeugt von einer intakten Einstellung. Er erlief durch seine Schnelligkeit einen langen Ball von Gentner und kam vor dem Werder-Keeper Wolf an das Spielgerät, flankte punktgenau in die Mitte, wo unser Mittelstürmer Daniel Ginczek nur noch einzunicken brauchte. Harnik, zwischen Genie und Wahnsinn! Das sind die Aktionen, wo er uns hilft und für die Mannschaft so wertvoll sein kann. Knapp eine Viertelstunde später zeigte er dann wieder sein anderes Gesicht. Erst wegen Meckerns verwarnt worden, um dann nach einem leichten Ballverlust übermotiviert zu versuchen, die Kugel zurückzuerobern. Er kam zu spät und sah zu Recht die zweite gelbe Karte. Auch diese Aktion sinnbildlich für das Spiel Harniks und die Ungeduld des eigenen Anhangs. Nach Fehlpass Harniks ließen die Reaktionen aus dem Publikum nicht lange auf sich, so dass er reichlich ungestüm versuchte seinen Fehler wieder auszubügeln. Auch wenn man von einem Bundesligaspieler erwartet, Nebengeräusche ausblenden zu können, muss man es Martin Harnik zugestehen, dass er, nach dieser Berg- und Talfahrt voller Adrenalin, auf Teufel komm raus den Ball zurückerobern wollte, was in dieser Situation nahe des gegnerischen Strafraums absolut unnötig war.
Er flog also und gestand hinterher ein, nach dem 2:2 der Bremer den Tränen nahe gewesen zu sein. Diese zwei verlorenen Punkte hätte man zu einem Großteil ihm zugeschrieben, da er auf dem Papier der Mannschaft geschadet hatte, wo er doch nur alles für den gemeinsamen Erfolg tun wollte. Auch und gerade wegen seiner Direktheit mag ich Harnik, auch wenn er einen manchmal ganz schön zur Weißglut treiben kann. Er ist aber etwas, das uns sonst fast völlig abgeht, ein Typ nämlich!
Dass dies Alles heute kein großes Thema mehr ist, haben wir Serey Dié’s Dynamik in der Nachspielzeit zu verdanken. Er zog nach über 90 kraftraubenden Minuten noch einmal einen Sprint durchs Mittelfeld an, passte in die Gasse auf Daniel Ginczek, der, nach feiner Ballannahme auf Wolf zustürmte und im Stile eines Klassestürmers zum 3:2 vollendete. Ein Tor wie ein, Entschuldigung, Orgasmus, eine Befreiung sondergleichen. Danach ein Lärmpegel im Stadion, wie man ihn in letzter Zeit nur noch selten hatte, es brach so viel aus einem heraus, das sich in schier endlos schlechten, emotions- und erfolglosen Spielen aufgestaut hatte. Ein Klassetor, das sah richtig nach Spielkultur aus und macht Hoffnung für die kommenden Aufgaben. Wenngleich es nach wie vor zu einfach ist, Tore gegen uns zu erzielen, momentan sind wir wenigstens wieder in der Lage zurückschlagen zu können. Gut, dass wir die Gegentore aufgrund des Sieges nicht aufdröseln und allzu barsch kritisieren müssen, bei beiden sah die Abwehr und auch Sven Ulreich, der bei einem Eckball an den Fünfmeterraum auch mal rauskommen darf, nicht gut aus.
Gerade Daniel Ginczek scheint sich in der Endphase noch zu einem echten Faustpfand aufzuschwingen und es allen Zweiflern zu zeigen, weshalb man diesen schwer verletzten Jungen im Sommer geholt hat. Ich persönlich war immer von ihm überzeugt. Er ist einer, dessen Qualitäten mir schon bei einigen Besuchen zu seiner Zeit am Millerntor ins Auge gestochen sind und von dem ich weiß, dass er ein charakterlich einwandfreier, mitten im Leben stehender Junge ist. Typ Familienvater, die schon Otto Rehhagel in seinen Glanzzeiten am meisten schätzte. Für ihn freut es mich ganz besonders, dass er jetzt zu explodieren scheint. Zweiter Doppelpack in einem Heimspiel in Folge und, was noch viel wichtiger ist, seine Tore brachten zwei Heimsiege ein, so dass uns vor den nächsten Aufgaben nicht bange sein muss. Das Restprogramm ist nach wie vor machbar, vor allem, wenn wir das Neckarstadion für den Rest der Saison zur uneinnehmbaren Festung werden lassen. Die nächsten Heimgegner Freiburg, Mainz und HSV verbreiten nicht schon im Vorfeld Angst und Schrecken, so dass die Jungs mit breiter Brust in die Spiele gehen können und sie hoffentlich gewinnen werden. Wir sind schließlich der VfB.
Auch in Augsburg rechne ich mir durchaus etwas aus. Die Fuggerstädter schwächeln derzeit vor allem auswärts und haben jüngst sogar dem SC Paderborn den ersten Rückrundensieg ermöglicht. Zu Hause zeigen sie jedoch ein anderes Gesicht, höchst aggressiv und äußerst schwer zu bespielen. Dort wird um jeden Millimeter Boden gekämpft. Der VfB muss den Kampf annehmen und darf sich nicht den Schneid abkaufen lassen. Von der Qualität her, ja, jetzt fange ich auch noch damit an, brauchen wir uns vor den Augsburgern sicherlich nicht zu verstecken. Sie haben jedoch das bessere Kollektiv, einer schuftet für den Anderen und sie sind gut organisiert. Wenn wir spielerisch an die guten Anfangsphasen der letzten Auswärtsspiele, bei hochkarätigeren Gegnern, anknüpfen und diese Linie über 90 Minuten schaffen beizubehalten, ist dort sogar ein Auswärtsdreier drin.
In den letzten Jahren gab es in Augsburg stets alkoholfreies Bier im Gästeblock, so dass ich annehme, dass es dieses Jahr nicht anders sein dürfte. Da wird das „Schwabenduell“ zum Derby hochstilisiert, welches es für uns überhaupt nicht ist. Daher strikte Fantrennung, alkoholfreies Bier und auch sonst nicht gerade ein freundlicher Umgang mit den „Gästen“. Diese ganzen Umstände inspirierten mich dazu, meine Karten direkt über den FCA zu bestellen. Haupttribüne, Reihe 1, ähnlich wie in Leverkusen, erwarte ich mir dabei eine gute Beinfreiheit und auf der Werbebande Platz um mein (Voll-)Bier abzustellen. Dazu kommt eine herausragend gute Perspektive, um unseren Fanblock abzulichten, was will man mehr.
Bevor hier Missverständnisse entstehen, natürlich halte ich es auch zwei Stunden lang ohne ein Bier aus, bei Heimspielen vor allem trinke ich eher selten ein Bier, allein schon deshalb weil mich die langen Schlangen in der Halbzeit abschrecken, aber, es geht mir hier ums Prinzip, um die Freiheit, die mir genommen wird, für mich zu entscheiden, ob ich ein Bier trinken möchte oder nicht.
Einfach wird es in Augsburg sicherlich nicht, zudem ist jetzt, auch das sage ich in vollem Ernst, leider Martin Harnik gesperrt. Auch wenn er zwischen Genie und Wahnsinn wandelt, wie wertvoll er für die Mannschaft sein kann, hat er schon oft eindrucksvoll bewiesen.
So geil sich dieser gestrige Sieg noch immer anfühlt, so wenig gewonnen ist bisher bei nüchterner Betrachtung der Tabellenlage. Wir haben im 14. Heimspiel den dritten Sieg errungen, was einer Erfolgsquote von knapp 21,5% entspricht. Um den Klassenerhalt zu schaffen, sind jedoch noch drei weitere Heimsiege aus den verbleibenden drei Heimspielen dringend notwendig, also eine 100%ige Erfolgsquote, die in Anbetracht der Statistik fast utopisch anmutet. Dennoch macht es Hoffnung, dass wir die letzten beiden Heimspiele mit jeweils drei geschossenen Toren siegreich gestalten konnten und dass wir endlich wieder einen Mittelstürmer haben, der weiß, wo das Tor steht. Vor einigen Wochen noch lehnte sich Daniel Ginczek, der heute seinen 24. Geburtstag feiert, Glückwunsch dazu, weit aus dem Fenster und versprach die zum Klassenerhalt notwendigen Tore noch beizusteuern. Es mag bei dieser vollmundigen Ankündigung eine Rolle gespielt haben, sich selbst in Position zu bringen und Stevens beeinflussen zu wollen, ihm (weiterhin) den Vorzug vor Vedad Ibisevic zu geben. Aber, es spricht auch für sein Selbstvertrauen und das zurückgekehrte Vertrauen in seinen Körper nach seiner schweren Kreuzbandverletzung. In den Spieltags-Nachbetrachtungen gestern hörte ich unter anderem, dass es der HSV einzig der Schwere der Verletzung Ginczeks zu verdanken hatte, letzte Saison überhaupt drin geblieben zu sein, denn, hätte Ginczek sich nicht verletzt und Tore zum Klassenerhalt des 1. FC Nürnberg in der letzten Saison beisteuern können, wäre die Bundesligauhr wohl schon im Vorjahr abmontiert worden. So könnte er es im zweiten Anlauf schaffen, den Dino dorthin zu schießen, worauf die Stellinger seit Jahren hin arbeiten, nämlich in die 2. Liga.
Dies möchte ich jetzt nicht als Häme verstanden wissen. Mir ist hier nur das Hemd näher als die Hose, sprich, es wäre mir vollkommen egal, wen es denn erwischt, die Hauptsache ist die, dass wir selbst dem Abstieg ein weiteres Mal von der Schippe springen.
Sollte dieser Fall eintreten und der HSV den verdienten Abstieg ernten, sollte dies von der VfB-Führung als allerletztes Warnsignal verstanden werden, dass es eben doch nicht immer gut geht.
Ich selbst bin auf den Abstieg vorbereitet und versuche ihn mir auch selbst seit geraumer Zeit schön zu reden. Fast ausnahmslos reizvolle Auswärtsspiele, die Zeichen stünden auf Aufbruch, ein „Weiter so“ würde es in der 2. Liga definitiv nicht geben. Vielleicht hätte man ja sogar ein glückliches Händchen bei der Kaderzusammenstellung, bekäme eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammen und wir dürften mal wieder konstant attraktive Spiele erleben und würden in der Tabelle oben mitspielen. Selbstredend wären die Auswärtsspiele die wahren Highlights, an ein Montag-Abend-Spiel im Dezember bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gegen den FSV Frankfurt vor etwas mehr als 10.000 Zuschauern möchte ich jetzt noch nicht denken.
Die große Angst, sollten wir es wieder „gerade so“ schaffen, ist doch die, dass es dann auch im nächsten Jahr genauso weiter gehen wird und es uns dann eben, wie möglicherweise jetzt den HSV, ein Jahr später erwischen würde. Dann doch lieber jetzt den Stecker ziehen als weiter so dahin zu siechen. Verstünde der Verein diese Saison jedoch als allerletzten Schuss vor den Bug und würde sich ab Abpfiff dieser Bundesligasaison neu erfinden und den Kader rigoros ausmisten und dabei tunlichst vor vermeintlichen Ikonen nicht Halt machen, sähe ich durchaus auch Chancen, den VfB ohne Abstieg rundzuerneuern. Dies müsste aber auf allen Ebenen geschehen, in Aufsichtsrat, Vorstand, Trainerstab und Mannschaft, wobei bzgl. des Trainerstabs weniger Huub Stevens anspreche als z. B. einen Torwarttrainer Andi Menger unter dessen Ägide sich Ulreich und Kirschbaum nicht weiter entwickelt haben, ein Bernd Leno verkauft wurde und der eine oder andere Hoffnungsträger bei der zweiten Mannschaft versauert. Einen Neubeginn mit Huub Stevens halte ich dagegen für denkbar, sollte eine ganz große Lösung wie beispielsweise die mit Thomas Tuchel nicht realisierbar sein. Stevens weiß, was zu tun sein würde und geht inzwischen auch mehr und mehr in der Aufgabe hier auf und identifiziert sich vor allem auch damit.
Aufgrund des finanziellen Fiaskos, das im Falle des Abstiegs droht, hoffe ich nach wie vor darauf, dass wir es noch schaffen und sehe die Chancen mittlerweile bei mindestens 50 Prozent, einfach weil das Selbstvertrauen zurückgekehrt ist, das Spiel, wie gegen Bremen gesehen, nach dem ersten Gegentor nicht quasi schon verloren ist und weil wir auf dem Papier ein machbares Restprogramm haben. Der Auftritt gegen Bremen machte Mut, auch, weil es über weite Strecken ein gutes Spiel vom VfB war und man den Sieg zum Schluss, mit zehn Mann, erzwungen hat. Ob Martin Harnik oder Serey Dié, der das erste Gegentor mit einem haarsträubenden Fehlpass einleitete, beide zeigten eine Reaktion und ließen sich nicht hängen. Auch das eine Charaktereigenschaft, die Mut macht für die restlichen Spiele, während des Spiels den Schalter umlegen und Fehler abhaken zu können.
Dass am Ende mehr als der Relegationsplatz herausspringen könnte ist derzeit unwahrscheinlich. Außer Hannover 96 punkten alle über dem Strich mehr oder weniger regelmäßig, so dass, Stand heute, von keinem der theoretisch noch gefährdeten Teams noch ein großer Einbruch zu erwarten ist und man demnach darauf hoffen muss, dass wenigstens Hannover weiterhin erfolglos seinem ersten Rückrundensieg hinterherjagt.
So müssen wir uns wohl oder übel mit der Relegation anfreunden, einer Entscheidung, die es nach meinem dafürhalten überhaupt nicht geben sollte. Es sind Spiele, in denen so ungeheuerlich viel Brisanz steckt, dass sie keinem den Beteiligten wirklichen Spaß bereiten. Auch hier stehen wieder, wie überall im sogenannten modernen Fußball, die kommerziellen Interessen über denen der Vereine, der Fans und auch über Sicherheitsaspekten.
Einen Vorgeschmack, was drohen könnte, bot vor einigen Jahren das Relegationsduell zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin, wo sich vor allem die Berliner negativ hervortaten. Es standen in den letzten Jahren aber noch weitaus brisantere Begegnungen für die Relegation im Raum: Ob St. Pauli-HSV, Düsseldorf-Köln, Nürnberg-Fürth oder aktuell VfB-KSC. Alles Duelle zwischen Fan-Lagern, die sich bis aufs Blut hassen und wo demzufolge das Schlimmste zu befürchten wäre, wenn es denn dazu käme. Wer die Vorkommnisse 2009 rund um das Wildparkstadion miterlebt hat und verfolgt, wie sich die gegenseitige Abneigung trotz unterschiedlicher Ligazugehörigkeit in den letzten Jahren immer weiter hochgeschaukelt hat, muss bei einem Relegationsspiel VfB-KSC als weitere Steigerung befürchten, dass erstmals Tote zu beklagen sein könnten. Da die Sicherheit vor allem im Wildpark kaum zu gewährleisten ist, erwägt Innenminister Gall im Falle eines Falles gar eine Verlegung des KSC-„Heimspiels“ an einen anderen Spielort.
So weit sind wir zum Glück noch nicht, noch sind weder wir 16. und auch der KSC ist noch nicht Dritter der 2. Liga. Es kommt wie es kommt, im schlimmsten Fall auch zu diesem Spiel. Dennoch sollte es die DFL in Erwägung ziehen, die Relegation wieder abzuschaffen. Wer am 34. Spieltag auf dem 16. Tabellenplatz der Bundesliga steht, hat es verdient abzusteigen, genauso wie der Dritte der 2. Liga den Aufstieg verdient hätte. Dass es der HSV in der letzten Saison mit kläglichen 27 Punkten geschafft hat, die Klasse zu erhalten, hat mit „verdientem Lohn“ so viel zu tun, wie der VfB derzeit mit der Champions League.
Dies ein kleiner Exkurs und allenfalls Zukunftsmusik. Der VfB tut gut daran, weiterhin von Spiel zu Spiel zu denken und Step by Step die nötigen Punkte einzufahren, wir werden sehen, was dabei herauskommt und wie verrückt die Ergebnisse der Konkurrenz ausfallen werden. Noch haben wir die Konstellation, dass die halbe Liga um die internationalen Plätze kämpft und die andere Hälfte gegen den Abstieg. Ein echtes Niemandsland der Tabelle gibt es noch nicht. Wir müssen aber darauf gefasst sein, dass gegen Ende der Saison Ergebnisse produziert werden, die man nicht für möglich halten würde, wenn es für die eine oder andere Mannschaft um nichts mehr geht. Daher nützt es auch nichts, auf Patzer der Konkurrenz zu hoffen, wir müssen unsere Punkte selber holen und damit auch die theoretischen Zweifel beseitigen. Noch hätten wir die Möglichkeit, die Saison mit 44 Punkten abzuschließen, was natürlich relativ unwahrscheinlich ist, diese würden aber hundertprozentig reichen, egal, was die Konkurrenz macht. Also, weiter positiv denken, es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass wir die letzten sieben Spiele gewännen.
Martin Harnik, der personifizierte Wahnsinn
Angekommen auf Platz 18
Trotz des Bahnstreiks fanden gut 2.000 VfBler den Weg an den Osterdeich ins Bremer Weserstadion. Wir vertrauten dem Notfahrplan der Deutschen Bahn und fuhren eben knapp zwei Stunden früher als geplant in Stuttgart los. Vorteil unseres Intercitys war, dass er in Stuttgart begann und somit zu erwarten war, dass der Zug beim Einstieg noch nicht brechend voll war, was sich auch bewahrheitete. Wir enterten sofort das Bordbistro und gaben den Tisch bis zum Ziel Bremen auch nicht mehr auf. Die Fahrt war megalustig und sehr kurzweilig. Sämtliche Regeln wurden kurzerhand aufgehoben. Vorteil bei den alten Intercity-Zügen ist ja, dass man die Fenster noch öffnen kann, so dass sich zeitweise auf der sehr geräumigen Behindertentoilette des Zuges gleichzeitig sieben (!) Leute aufhielten, rauchten und Party machten. Selten so gelacht! Fast planmäßig, gegen 14.30 Uhr, erreichten wir Bremen und hatten somit noch genügend Zeit, einzuchecken und uns auf das Spiel einzustimmen. Noch etwas feste Nahrung zu uns zu nehmen vergaßen wir dabei gänzlich. Mit dem Taxi ging es dann von der Jimi Hendrix Bar zum Stadion. Da wir zu fünft waren und kein Großraumtaxi zu bekommen war, musste leider einer von uns im Kofferraum Platz nehmen, was den Taxi Driver zu Schweißausbrüchen hinriss. Er war die ganze Fahrt über nur am herum heulen und sah schon, erst recht als in Stadionnähe die Präsenz der Ordnungshüter zunahm, seine Taxikonzession entschwinden. Da das nicht unser Problem war, ertrugen wir sein Gezetere mit Fassung.
Am Stadion angekommen tranken wir noch kurz ein Bierchen, ich versuchte noch eine überzählige Karte loszuwerden, was mir leider nicht gelang. Ein großer Andrang auf das „Topspiel“ des Tages (18. gegen 15.) fand an der Tageskasse nicht mehr statt, wer sich den Kick antun wollte, hatte sich sein Ticket schon vorher besorgt.
Den letzten Sieg in Bremen feierte der VfB 2006 in der Meistersaison, unter Trainer Armin Veh. Sonst gab es für uns im Weserstadion oft nichts zu bestellen. Das raue Klima, die steife Brise, man weiß nicht woran es liegt, es gibt jedenfalls bessere Pflaster für den VfB. Natürlich traten wir dort oft an, als Bremen eine Spitzenmannschaft und zudem eine Heimmacht war. Weshalb es dort auch in der Gegenwart nicht für uns laufen will, verstehe wer will.
Bremen hat ganz ähnliche Probleme wie der VfB. Der Kader war lang auf Championsleague-Einnahmen gebürstet, als diese wegbrachen fraßen die Spieler Werder förmlich die Haare vom Kopf. Damit hat es sich aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Tauschen wir im Schnitt knapp alle zwei Jahre den Übungsleiter aus, hatte Bremen über Jahrzehnte mit Otto Rehhagel und Thomas Schaaf Kontinuität auf dieser so wichtigen Position. Auch das Umfeld ist erstaunlich ruhig und verständnisvoll und steht zu 100% zu Werder, dem Aushängeschild Bremens. Wie in der Post-Rehhagel-Ära klappt die Neubesetzung des Trainerpostens auch nach Schaaf nicht auf Anhieb. Robin Dutt ist Geschichte und wurde leider aus VfB-Sicht zwei Wochen zu früh entlassen. Wie schon damals in Thomas Schaaf rekrutierte Werder jetzt mit dem Duo Skripnik/ Frings zwei Werder-Urgesteine, die einen bemerkenswerten Start hinlegten mit dem Pflichtsieg im Pokal und dem Ausrufezeichen ein paar Tage später in Mainz.
Es gab also wahrlich bessere Zeitpunkte für einen selbst angeschlagenen VfB die weite Reise in den hohen Norden anzutreten. Der VfB war zweifelsohne angeknockt nach dem 0:4 gegen Wolfsburg und stand vor dem Abstiegsgipfel unter Druck. Ob sie diesem gewachsen sein würden, da hatte ich schon vor dem Spiel so meine (berechtigten) Zweifel. Schließlich haben wir keinen Spieler, der humorlos seinen Stiefel herunterkickt und einfach sein Leistungsvermögen abrufen kann, wie verfahren die Situation auch ist. Jeder, wirklich jeder in der Truppe hat genügend mit sich selbst zu tun und kann den vorhandenen Druck weder ausblenden noch in positive Energie umwandeln.
Wir haben derzeit in der Tat elf Zappelphilippe auf dem Platz, denen selbst die einfachsten Dinge misslingen. Unterläuft einem ein Fauxpas ist keiner da, der diesen ausbügelt. Es scheint gerade so, als ob die Anderen froh wären, dass dieser nicht ihnen selbst unterlaufen ist.
So war einfach nur zu hoffen, man möge selbst in Führung gehen, dann spielte es sich leichter, das eigene Selbstvertrauen würde zurück kehren und Bremen finge wieder an nachzudenken, als umgekehrt.
Da der Gästeblock in Bremen eine Frechheit ist, hatte ich, wie schon in der Vorsaison, meine Karte direkt bei Werder bestellt. Im Gästeblock kostet ein Sitzplatz ja stolze 40 Euro, man sitzt hinter Gittern und hat zu allem Überfluss noch einen Fangzaun vor der Nase. In der Rückrunde soll der Gästeblock fanfreundlicher umgestaltet werden, man darf gespannt sein. Trotzdem würde ich in Bremen immer wieder diesen Platz bestellen, hat man doch auch andere Vorteile, wenn man nicht in den Gästebereich geht. Man bekommt Vollbier, kann Speis und Trank auf die Tribüne mitnehmen, und die Einlasskontrolle geht relaxter vonstatten.
Einige VfBler waren auch um mich herum, die überwiegende Mehrzahl aber natürlich Werderaner. Die Stimmung der Bremer war von Beginn an gut. Es war eine gewissen Erleichterung herauszuhören, dass die Ära Dutt zu Ende ist und so etwas wie eine Aufbruchstimmung zu erkennen. Nach dem Bremer Vereinslied „Ein Leben lang grün-weiß“, ja, wie schon berichtet, werde ich bei der Schalparade des Gegners schon mal wehmütig, dass wir keine eigene Hymne haben, erfolgte der Einlauf der Mannschaften und als Intro aus beiden Fanlagern die Rote Karte für Red Bull.
Dieses Konstrukt möchte kein Traditionalist in der Bundesliga sehen. Ein Spielzeug des österreichischen Brausemilliardärs Mateschitz, das sämtliche Regelungen bzgl. des 50+1 unterläuft und ad absurdum führt. Gut, wenn man einen Ex-Manager des Konzerns wie Helmut Sandrock beim DFB platzier hat, der im Sommer mitverantwortlich dafür war, dass Red Bull überhaupt in die zweite Liga aufsteigen durfte. Leider werden die Proteste nichts bringen. Über kurz oder lang wird sich Leipzig neben Wolfsburg, Leverkusen und Hoffenheim mit um die Europapokal-Plätze rangeln, während Vereine wie der VfB und Werder Bremen um ihre Existenz kämpfen. Natürlich boykottiert nahezu jede Fanszene das Auswärtsspiel in Leipzig, von den Leipzigern aber wird dieses Projekt angenommen. Wären die Leute dort mal konsequent und würden ausschließlich zu Lok oder anderen umliegenden Vereinen gehen, wäre die Chance vorhanden gewesen, dass sich Mateschitz zumindest einen anderen Dummen hätte suchen müssen, so aber wird der steile Aufstieg nicht aufzuhalten sein. Leider! Noch trauriger finde ich dabei, dass es ausgerechnet eine Schwaben-Connection ist, die maßgeblich den Aufstieg dieses unerwünschten Konstrukts begleitet.
Zum Spiel braucht man eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Da wir sonntags och eine anstrengende Rückfahrt hatten, hatte ich weder die Muße meine Bilder noch zu bearbeiten und online zu stellen, noch mir den Kick noch einmal in voller Länge zu Gemüte zu führen und zu analysieren.
Montags wollte ich dann meinen Blog schreiben, zu mehr als zu einem Entwurf kam es leider nicht. Trotz der Bundesligapause hatte ich viel um die Ohren und bin ja auch, wie die meisten mitbekommen haben, mit dem Buchprojekt „Das sind die Fans“ nebenbei beschäftigt. Noch werden Autoren gesucht, Fanclubs und Einzelpersonen, die Geschichten aus ihrem Fandasein erzählen möchten. Es würde mich freuen, Beiträge aus den Epochen zu bekommen, die ich auch bewusst miterlebt habe, also ab ca. Mitte der 1970er-Jahre bis heute. Bis zum 23.12.14 muss man sich entschlossen haben mitzumachen und eine Einverständniserklärung unterschrieben beim Verlag vorliegen, bis zum 06.01.2015 dann der Beitrag fertig sein. Interessenten können sich an die in den Rundmails veröffentlichte Email-Adresse oder auch an info@frankys-stadionpics.de wenden.
Das Fazit des Spiels lautet, teilweise gefällige Spielanlage, fahrig, teils kläglich im Abschluss und hinten anfällig bei Standardsituationen. Bremen hatte den klaren Plan, den VfB das Spiel machen zu lassen, im Wissen darüber, dass der VfB das nicht kann, um dann überfallartig zu kontern, weil es sich in der Liga herumgesprochen hat, dass der VfB einige Zeit braucht, um sich nach eigenen Angriffen defensiv zu sortieren. Dies funktionierte zwar nicht, dafür schlug es zwei Mal (eigentlich sogar drei Mal) nach Eckbällen ein. Beim ersten Gegentor ließ sich Klein von Prödl wegdrücken, der Rüdiger anköpfte und von dessen Körper der Ball den Weg ins Tor fand. Der eine oder andere Schiri pfeift das vielleicht ab, dennoch, das ging zu einfach. Und beim zweiten Tor wollten alle auf einmal, wie nach einer Strafecke beim Feldhockey, das Tor absichern und ließen dem Schützen Fin Bartels allen Raum der Welt, um die Kugel mit einem satten Schuss zu versenken. Wäre da nur einer herausgerückt, und hätte das Spielgerät erobern wollen, eine schöne Kontersituation hätte entstehen können. Der VfB fängt sich Tore ein, die gibt’s eigentlich gar nicht. Das einzig „positive“, am Samstag musste man nicht über unser Torwartproblem sinnieren.
Vorne waren wir weitestgehend kläglich, slapstickverdächtig schon der „Abschluss“ von Kapitän Gentner als er auf den Boden köpfte anstatt ins leere Tor. Das wäre das 1:1 gewesen und hätte neuen Mut gebracht. Nach dem 2:0 war dann „aus die Maus“, nichts ging mehr. Der VfB noch mehr verunsichert brachte keine klare Aktion nach vorne mehr zustande und Bremen brachte den Heimsieg sicher über die Runden.
So stand bei biederen Bremern ein 0:2 am Ende. Um mich herum Feierlaune ohne Ende. Das muss man eben aushalten können, wenn man sich seinen Platz bei den Heimfans sichert.
Und, ich muss sagen, mir fiel es nicht einmal schwer die Kontenance zu bewahren, konnte ich mich doch schon mindestens eine halbe Stunde lang darauf einstellen. Am Ende wünschte man sich gegenseitig noch viel Glück für den Klassenerhalt, war man sich doch auch da einig, dass besser Vereine wie Bremen, der VfB oder der HSV in der Liga bleiben sollen, als dass die Retortenvereine aufsteigen oder drin bleiben.
Der VfB ist am 11. Spieltag also dort angekommen, worauf schon einige Jahre emsig drauf hingearbeitet wurde. Wir sind Letzter. Veh macht derzeit auch nicht gerade den Eindruck, dass er den Schalter finden würde und wüsste, wie er den Karren wieder flott bekommt. Er lamentiert über die nicht vorhandene Qualität im Kader, die falsche Kaderzusammenstellung und die amateurhaften Fehler, die uns immer wieder das Genick brechen. Alles bekannte Tatsachen. Die Tabelle lügt nun mal nicht. Wir haben nach elf Spielen neun Pünktchen, die meisten Gegentore der Liga und auch die meisten Niederlagen auf dem Konto. All dies mache ich jedoch nicht am Trainer fest. Ich stelle mir nur die Frage, unter welchen Voraussetzungen, mit welchen Versprechungen er gelockt wurde und ob er nicht ein wenig blauäugig an die Aufgabe herangegangen ist. Man hört ja immer wieder heraus, dass Veh gerne noch etwas gemacht hätte auf dem Transfermarkt, jedoch kein Geld mehr da war. Beratungsresistent wie Fredi Bobic war, auch wie überzeugt er von der Qualität des von ihm zusammengestellten Kaders war, ist es nicht auszuschließen, dass Bobic eben auch alles abgeschmettert wurde, was an Änderungswünschen kam. Jedem, der die Vorsaison intensiv verfolgt hat, war es klar, dass im Defensivbereich etwas getan werden muss, dass wir auch da nur mit einem blauen Auge davon kamen, weil es eben noch drei blindere Teams in der Liga gab. Dass dies nicht immer gut ausgeht, dass 32 Punkte wohl kein zweites Mal für den 15. Platz reichen würden, ist ebenfalls so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber, da der große Knall nicht erfolgte, ging man das Unternehmen Saison 2014/2015 abermals sehr naiv an und der Trainer darf jetzt die Suppe auslöffeln. Daher ist es zu billig jetzt schon wieder den Trainer anzuzählen. Ich sehe den Zustand der Truppe mittlerweile als irreparabel an, vor allem was das Defensivverhalten und das Fehlen von Führungsspielern angeht. Und wenn man dann noch offensiv Zaubermäuse wie Maxim aufbieten muss, der es auch im Abstiegskampf mit Hacke, Spitze, eins, zwei, drei lösen möchte, dann gute Nacht VfB. Für den VfB geht es in den verbleibenden sechs Spielen bis zur Winterpause nur darum, noch das eine oder andere Pünktchen zu ergattern und den Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz nicht zu groß werden zu lassen.
Ob es förderlich ist, dass Veh seine Spieler, einen nach dem anderen, öffentlich abwatscht und somit noch mehr verunsichert, sei dahingestellt. Psychologisch vielleicht nicht der allerbeste Kniff. Auf der anderen Seite, wir haben es hier mit Männern zu tun, die das aushalten und ihre Schlüsse ziehen sollten. In der Ära Bobic/ Labbadia wurden die Spieler lange genug in Watte gepackt und sie konnten es sich in der Wohlfühloase VfB bequem machen, irgendwann ist eben auch Schluss mit lustig. Schon Stevens fasste die Jungs härter an und hatte Erfolg damit. Das allerdings in der Schlussphase der Saison, als man bereits zwei Übungsleiter verschlissen hatte und die Tabelle den Ernst der Lage unmissverständlich deutlich machte. In der Vorrunde hat es ein Trainer ungleich schwerer. Noch schwärmen die meisten von der Qualität, die man im Kader habe und sind der Auffassung, dass man zu Unrecht da unten festsitze.
Die Gefahr ist groß, dass, sollte die Mannschaft sich nach dem Kuschelkurs zurück sehnen und die harten und mahnenden Worte des bösen Veh als ehrabschneidend empfinden, den Trainer schneller abgeschossen hat, wie der gucken kann. Alles schon mal dagewesen!
Bitter war es, mit diesem Negativerlebnis als Inhaber der roten Laterne in die Bundesligapause zu gehen. Eine Aufarbeitung des Spiels, eine Fehleranalyse kann dadurch erst gut zehn Tage nach dem Bremen-Spiel erfolgen, wenn die Hälfte der Mannschaft wahrscheinlich gar nicht mehr weiß, wo wir gekickt haben.
Danach kommt dann der FC Augsburg ins Neckarstadion, gegen den wir in der letzten Saison sang- und klanglos 1:4 unter gingen. Einfacher als in Bremen dürfte es dann auch nicht werden. Augsburg weiß, wie man dem VfB Probleme bereitet, vor allem in Stuttgart. Köln und Hoffenheim haben es schließlich vorgemacht, hinten sicher stehen und vorne zumindest einen der Fehler ausnützen und fertig ist der Auswärtssieg. Ich würde es mir wünschen, dass der VfB dem Gegner diesen Gefallen nicht tut und den Fuggerstädtern nicht ins offene Messer laufen möge.
Lieber selbst hinten Beton anrühren, dass die Null ausnahmsweise einmal möglichst lange steht. Nur über die Defensive ist der Misere beizukommen. Wenn dann beide nicht viel Risiko gehen, birgt das natürlich die Gefahr eines langweiligen 0:0, was in der derzeitigen Situation jedoch schon als Achtungserfolg zu bewerten wäre.
Daniel Schwaab fällt verletzt aus, für ihn dürfte Georg Niedermeier wieder in die Innenverteidigung rücken. Timo Baumgartl, der in Bremen ein gutes Debut feierte, stünde ebenfalls als Alternative zur Verfügung. Ob man ihm bei diesem Hühnerhaufen, der sich Abwehr schimpft, jedoch einen Gefallen tun würde, ihn von Anfang an zu bringen, da habe ich meine Zweifel. Hier fehlt einmal mehr DER Abwehrchef, den man im Sommer versäumt hatte zu holen. Zudem plädiere ich dafür, Gruezo mal wieder zu bringen. Er war doch maßgeblich am Klassenerhalt in der letzten Rückrunde beteiligt, glänzt durch sein Stellungsspiel und fängt dadurch viele Bälle schon im Ansatz ab. Gentner, auch wenn er Kapitän ist, würde ich auf die Bank setzen, ist er doch vor allem defensiv keine Hilfe. Im Sinne einer erfolgversprechenden Taktik und Formation müssen nun mal Opfer gebracht werden.
Klar ist, in den nächsten beiden Spielen gegen Augsburg und in Freiburg sollte tunlichst gepunktet werden, um nicht schon aussichtslos ins Hintertreffen zu geraten. Allein, es fehlt der Glaube, wenn man sich die Hilflosigkeit der Truppe anschaut. Diese Saison könnte es wirklich so weit sein, dass sich das Missmanagement der letzten Jahre rächt. Man würde es sich ja manchmal wünschen, wenn man die Garantie hätte, dass wir, wie 1977, zurück kommen würden, als wir mit einer jungen, hungrigen und einen herzzerreißenden Fußball zelebrierenden Mannschaft auf Anhieb Vierter wurden. Doch, das waren andere Zeiten. Mittlerweile ist die (finanzielle) Kluft zwischen erster und zweiter Liga riesig. Ein Abstieg könnte den Ruin des Vereins bedeuten, es wäre fraglich, ob wir uns davon je wieder erholen würden. Sportlich würde ich es gelassener sehen. Da ich Pragmatiker bin und es versuche, mich auf neue Situationen immer schnell einzustellen, sehe ich zuerst das Positive. Die Wahrscheinlichkeit wäre groß, dass wir im Unterhaus wieder öfter jubeln könnten als zuletzt, Gegner wie Düsseldorf, Lautern, Bochum, Braunschweig, 1860, St. Pauli, KSC, Glubb, wären attraktiver als Paderborn, Augsburg, Hoffenheim & Co., in der Fangemeinde würde sich endlich wieder die Spreu vom Weizen trennen. Bis auf die Anstoßzeiten hätte die Liga schon ihren (eigenen) Charme und es wäre auch nicht aller Tage Abend. Wenn eben die finanzielle Ungewissheit nicht wäre! Diese erscheint mir derzeit unkalkulierbar, wenn man immer wieder zwischen den Zeilen heraushört, es dürfe nicht viel passieren, in der Bundesliga wohlgemerkt, und der Verein befände sich am Rande der Zahlungsunfähigkeit.
Daher müssen im Winter die Weichen für eine starke Rückrunde gestellt werden und Verstärkungen, notfalls fremdfinanziert, her. Ein Abstieg käme nämlich ein Vielfaches teurer.
VfB Stuttgart besiegt Werder Bremen mit 6:0
Der VfB gibt Gas und hat wieder Spaß
Natürlich hat sich Jens Keller das so erhofft, und natürlich hat der Trainer des VfB Stuttgart daran geglaubt, dass der Fußball-Bundesligist ein starkes Spiel abliefert. Doch das Werder Bremen es seiner Mannschaft so einfach machen würde, hat sich Keller wohl kaum vorstellen können. Am Ende stand jedoch ein begeisterndes 6:0 (3:0) – und vor allem die neu gewonnene Überzeugung, die Wende zum Guten nun endgültig erzwingen und erspielen zu können. Der Begriff Nachhaltigkeit machte im Stuttgarter Lager nach dem Erfolg jedenfalls die Runde. Doch in dieser Situation steckte der VfB nach Europacuppartien schon öfter: das Selbstvertrauen aus den internationalen Vorstellungen sollte sich auch national auswirken. Doch meist war der positive Effekt nach einem Spiel schon wieder vorbei. Nun hat der VfB jedoch nicht nur ein brauchbares Ergebnis nachgeschoben, sondern richtig aufgetrumpt.
Trotz einer Reihe von personellen Veränderungen im Vergleich zum erfolgreichen Europa-League-Spiel beim FC Getafe nahm der VfB den kompletten Schwung aus Spanien mit in die Partie in der Mercedes-Benz-Arena. Auf fünf Positionen veränderte Keller seine Anfangself. Teils verletzungsbedingt wie im Fall von Serdar Tasci, teils aus Kalkül wie im Fall von Zdravko Kuzmanovic, der zunächst auf der Bank saß. Für den Serben rückte Christian Gentner in die Mannschaft – und der bildete gemeinsam mit Christian Träsch das zentrale Mittelfeld der Gastgeber. Eine Variante, die der VfB bisher noch nicht ausprobiert hatte, die aber funktionierte. Gentner übernahm den eher defensiven Part und Träsch trieb das Spiel nach vorne an. Der Schlüssel zum Sieg war jedoch Kellers Plan, die Bremer Defensive schon früh unter Druck zu setzen.
Immer wieder störten gleich mehrere Stuttgarter den Spielaufbau der Gäste, immer wieder schaltete das VfB-Team nach der Balleroberung rasend schnell um, und immer wieder stießen sie in die Lücke in der Bremer Abwehr. So überzeugten die Gastgeber auf der einen Seite durch ihr Engagement und ihre Aggressivität, aber ebenso durch ihre Spielfreude. Als Paradebeispiel stand dafür Timo Gebhart. Der 21-jährige Mittelfeldmann war im ersten Abschnitt an der Enstehung aller drei Tore beteiligt. Einmal schloss Ciprian Marica erfolgreich ab (10.), zweimal Cacau (31./45.). Eine weitere Riesenchance von Christian Gentner vereitelte der Werder-Torhüter Tim Wiese mit einem Reflex (28.). Aber vielleicht wäre die Begegnung auch ganz anders gelaufen, wenn Torsten Frings beim Ausführen eines Elfmeters nicht einen Anglug von Schwäche erlitten hätte. Der Bremer Routinier schoss so erbärmlich, dass der VfB-Schlussmann Sven Ulreich den Ball sogar sicher fangen konnte (24.). Zuvor hatte Ulreich im Strafraum Aaron Hunt auflaufen lassen, so dass der Schiedsrichter Kinhöfer auf Strafstoß entschied. Nach der Pause erklärte der VfB den Ballbesitz vorübergehend zum verzichtbaren Luxus und überließ dem Team von Trainer Thomas Schaaf die Initiative.
Doch Werder wusste damit nichts anzufangen, und der VfB holte nur kurz Luft, um dann wieder seinem Tagesmotto nachzukommen: wir geben Gas und haben wieder Spaß. Selbst ein verschossener Foulelfmeter von Cacau (61.) wirkte sich nicht negativ aus. Die Stuttgarter bevorzugten es, ihre Treffer herauszuspielen. Und wie. Christian Gentner erhöhte auf 4:0 (68.), ehe Georg Niedermeier (73.) und Arthur Boka (86.) den Kantersieg perfekt machten. Nur ein VfB-Profi wollte sich dann nicht uneingeschränkt freuen. Cacau haderte nach seiner Auswechslung gegen Martin Harnik. Der Nationalstürmer schimpfte schon auf dem Platz, als er das Täfelchen mit der Rückennummer 18 sah – und konnte sich auch auf der Bank erst einmal nicht beruhigen.
Stuttgart
Ulreich – Funk, Niedermeier, Delpierre, Molinaro – Träsch, Gentner – Gebhart (81. Camoranesi), Boka – Cacau (66. Harnik) – Marica (78. Kuzmanovic).
Bremen
Wiese – Wesley, Mertesacker, Prödl, Silvestre – Frings (63. Arnautovic) – Marin, Jensen – Hunt (49. Balogun) – Pizarro, Wagner (73. Hugo Almeida).
Schiedsrichter
Kinhöfer (Herne).
Zuschauer
39.500.
Tore
1:0 Marica (10.), 2:0 Cacau (31.), 3:0 Cacau (45.), 4:0 Gentner (68.), 5:0 Niedermeier (73.), 6:0 Boka (86.).
Besondere Vorkommnisse
Ulreich (VfB Stuttgart) hält Foulelfmeter von Frings (23.), Cacau (VfB Stuttgart) scheitert mit Foulelfmeter an Wiese (61.).
(STZ online 7.11.10)
Harnik kommt – Hilbert geht
Martin Harnik steht unmittelbar vor einem Wechsel zum VfB Stuttgart. Der Stürmer des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf, der aktuell von Werder Bremen an den Aufsteiger ausgeliehen ist, wird in Kürze bei den Schwaben einen Vertrag unterschreiben.
Damit hat sich der VfB im Werben um den spielstarken Angreifer gegen Leverkusen, Gladbach, Hoffenheim und dem potenziellen Aufsteiger FC St. Pauli durchgesetzt.
Zudem kommt der in Hamburg geborene österreichische Nationalspieler (15 Einsätze) für “kleines Geld” ins Schwabenland. Die Ablösesumme war mit 300.000 Euro festgeschrieben.
Harnik absolvierte in der laufenden Spielzeit für die Fortunen 28 Spiele, in denen er mit bisher zwölf Toren und vier Assists wesentlichen Anteil hatte am aktuellen Höhenflug der Düsseldorfer (Platz 4).
In Bremen läuft Harniks Vertrag noch bis 2011, doch an eine Rückkehr an die Weser war nicht zu denken. “Es gibt schon die ganze Saison keinen Kontakt mehr”, sagte der 22-Jährige der Stuttgarter Nachrichten.
Hilbert geht “mit Wehmut”
Zum Saisonende verlassen wird die Schwaben dagegen Roberto Hilbert. Wie der VfB bestätigte, hat der achtfache deutsche Nationalspieler mitgeteilt, eine neue Herausforderung suchen zu wollen. Gespräche über den zum Saisonende auslaufenden Vertrag haben zwar stattgefunden. “Wir wurden uns aber nicht einig”, so Hilbert zum kicker. Es sei ein Abschied “mit Wehmut”, aber auch “mit Vorfreude auf die neue Aufgabe”. Wohin der 25-Jährige wechseln wird, ist noch nicht bekannt. Immerhin ließ er durchblicken, dass es sich um einen “ambitionierten Verein” handeln würde. Dabei könnte es sich um den FC Basel handeln, der aller Voraussicht nach in der kommenden Saison an der Champions-League-Qualifikation teilnehmen wird.
Hilbert wurde 2007 mit dem VfB deutscher Meister und bestritt jeweils acht Partien in der Champions League und UEFA-Pokal. Er ist nach Jens Lehmann (Karriereende), Ricardo Osorio, Aliaksandr Hleb und Cacau der vierte Spieler, den den VfB verlassen wird, wobei bei Cacau das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
(www.kicker.de 27.4.10)
Der VfB Stuttgart im Oktober 2009
4.10.2009
Der VfB Stuttgart trauert um Rolf Rüssmann
Zehn Tage vor seinem 59. Geburtstag verstarb in der Nacht von Freitag auf Samstag Rolf Rüssmann nach einem langen Krebsleiden. Er war beim VfB Stuttgart von Februar 2001 bis Dezember 2002 als Vorstandsmitglied für den Bereich Sport verantwortlich.
Vor dem Spiel gegen Werder fand eine Gedenkminute für den leider viel zu früh verstorbenen Ex-Manager Rolf Rüssmann statt. Der VfB hat Rolf Rüssmann einiges zu verdanken. Als der VfB finanziell am Abgrund stand und sportlich im Abstiegskampf steckte, brachte er Ralf Rangnick dazu, sein Amt abzugeben und installierte gegen einige Vorbehalte Felix Magath als neuen Trainer. Unter Rüssmanns Regie schaffte der VfB gerade noch den Klassenerhalt, und der Aufstieg begann.
Aus Spiegel online dazu zu seinem damaligem Rauswurf: Der Manager drängte die Mannschaft trotz der Erfolge auf einen Gehaltsverzicht. Als dies nicht umsetzbar war, strich Rüssmann kurzerhand die Punktprämien. Der Manager wollte die sportliche Zukunft des Vereins planen, hatte jedoch keine Vollmachten. “Ich kann alleine nicht abschließen”, so Rüssmann, “wozu habe ich einen Etat, wenn man der sportlichen Leitung nicht einräumt, im Rahmen dieses Etats Entscheidungen zu treffen.” So hatte der 52-jährige Rüssmann Kapitän Zvonomir Soldo ein neues Angebot vorgelegt. Jedoch fehlte die Unterschrift des Präsidenten, dadurch war es völlig wertlos. “Hier sind alte Seilschaften am Werk, die an allen Ecken und Enden versuchen, mich rauszudrücken”, sagte der ehemalige Vorstopper.
Dass Rüssmann beim VfB gescheitert ist und rausgeschmissen wurde, lag zum Großteil an verletzter Eitelkeit der damaligen handelnden Personen, allen voran der Ex-Präsident Haas. Ich trauerte ihm lange hinterher, alleine schon jedes Mal, wenn das Rumgeeiere in Bezug auf ein reines Fußballstadion wieder auf der Tagesordnung war. Rolf Rüssmann hätte sich von der Stadt sicher nicht so lange auf der Nase herumtanzen lassen und hätte mit Auszug aus dem (damaligen) Gottlieb-Daimler-Stadion gedroht, wäre die Leichtathletik-Lobby auch ihm gegenüber lange stur geblieben.
Er war schließlich in Deutschland ziemlich der erste, der begriff, dass einem neuen, multifunktionalen, reinen Fußballstadion die Zukunft gehört und stellte der Borussia aus Mönchengladbach den Borussia-Park hin.
4.10.2009
0:2: VfB läßt sich von Bremen vorführen
Ausgerechnet “Lieblingsgegner” Werder Bremen hat dem VfB Stuttgart sein Jubiläum verdorben. Die schwachen Schwaben verloren ihr 1500. Spiel in der Fußball-Bundesliga verdient mit 0:2 (0:1). Claudio Pizarro brachte Bremen am Sonntag bereits in der 3. Minute mit seinem fünften Saisontor auf die Siegerstraße, Aaron Hunt (51.) machte schon früh alles klar.
Dieses Mal war es Stefano Celozzi, der den frühen Rückstand der Bremer einleitete und Marin nie in den Griff bekam. In der 41. Minute traf ihn dann der Bannstrahl des Trainers, der in auswechselte. Für einen Fußballer die Höchststrafe. Für ihn brachte er Christian Träsch, der seinerseits nach seinem Fehler gegen Köln einige Zeit außen vor war. Der VfB war erneut nach vorne ideenlos, nach hinten anfällig und taumelt immer mehr im Niemandsland der Tabelle oder noch schlimmer Richtung Abstiegsplätze. Von dem, was die Mannschaft in der Rückrunde der vergangenen Saison ausgezeichnet hatte, ist rein gar nichts mehr zu sehen. Babbel macht einen hilflosen Eindruck, keine seiner Maßnahmen greift. Gegenüber dem Rumänien-Spiel wechselte er erneut das Sturmduo aus, doch auch Schieber und Cacau blieben nahezu chancenlos. Ganz anders die Bremer, die mit einer starken Mannschaftsleistung nie ernsthaft in Gefahr gerieten und die Tore zum für sie psychologisch günstigen Zeitpunkt machten.
Ich stand bisher immer hinter Babbel, weil mir seine Art gefällt, er das sogenannte Bayern-Gen eingeimpft hat und lieber an die eigenen Stärken appelliert, als den Gegner stark zu reden, wie es Armin Veh gerne getan hat. Seit diesem Spiel aber war ich für eine Trennung gewesen, um die Saison noch halbwegs retten zu können. Der Zeitpunkt wäre günstig gewesen vor der Länderspielpause. Ein neuer Trainer hätte sich zumindest mit den Gegebenheiten beim VfB vertraut machen können und die Daheimgebliebenen schon einmal kennen lernen können. Zu diesem Zeitpunkt traute ich Babbel die Wende nicht mehr zu. Die Mannschaft spielte über Wochen zu schwach mit zu vielen individuellen Patzern, ist keine Einheit auf dem Platz. Der ballführende Spieler ist die ärmste Sau, weil sich keiner anbietet. Das Spiel ohne Ball katastrophal, die Raumaufteilung auf dem Platz furchtbar. In dieser Phase hatte fast jeder Gegner leichtes Spiel mit dem VfB. Dieses Spiel zeigte auch auf, dass der Sieg in Frankfurt nur ein Ausrutscher nach oben war und keine Trendwende einleitete. Doch Manager Heldt hielt weiter stoisch an seinem Freund und Nachbarn Babbel fest. Damit war mir ziemlich klar, dass die Spiele gegen Schalke und Sevilla auch abgeschenkt werden und frühestens in Hannover, gegen einen Gegner auf Augenhöhe, die Wende eingeleitet werden kann.
Vor dem Spiel waren wir noch zum Frühschoppen auf dem Wasen, dort wenigstens war die Stimmung noch ausgelassen. Hinterher im SSC war sie dann getrübter und dem ein oder anderen wuchsen lange Ohren.
5.10.2009
VfB in Hektik: Babbel kriegt frei
Die Talfahrt des VfB Stuttgart in der Bundesliga sorgt für hektische Betriebsamkeit. Der Sportdirektor Horst Heldt hat nun beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) erwirkt, dass der Teamchef Markus Babbel in dieser Woche nicht am Trainerlehrgang teilnehmen muss. “Wir werden nun besprechen, was die ersten Maßnahmen sind. Die Hälfte der Mannschaft ist nicht da. Aber in der momentanen Situation ist es Gift, wenn der Trainer auch noch fehlt. Ich versuche auch so viele Spieler wie möglich dazubehalten”, sagte Heldt nach der Heimpleite gegen Werder Bremen.
5.10.2009
Neue VfB-Probleme:Tasci und Khedira verletzt
Bei Serdar Tasci sind die Knieprobleme vom Sommer zurückgekehrt, er musste sogar die Reise zur Nationalmannschaft absagen. Womöglich war es doch die falsche Entscheidung, den Haarriss an einem Knorpel nicht operieren zu lassen. Auch Sami Khedira ist zunächst aus dem Training genommen worden. Sein Fuß meldet eine Überlastungsreaktion – die Vorstufe zu einem Ermüdungsbruch. Beide Probleme könnten sich auswachsen – und Khedira und Tasci somit wochenlang ausfallen.
8.10.2009
Gute Stimmung im Bierzelt
Die verbliebenen VfB-Spieler, das Trainerteam, Vorstand Sport Horst Heldt, Präsident Erwin Staudt, Direktor Sport/Verwaltung Jochen Schneider und zahlreiche VfB-Mitarbeiter pilgerten am Mittwochabend auf den Cannstatter Wasen. Das Dinkelacker-Festzelt auf dem Cannstatter Volksfest war mit 3.000 VfB-Fans gut gefüllt. Als der Präsident, Spieler und Trainer nach dem Essen die Bühne bestiegen, stieg die ohnehin schon gute Stimmung beträchtlich an.
Angesichts der jüngsten Ergebnisse und Auftritte war der Empfang der Fans sehr freundlich. Und beim Fest zeigte auch Präsident Staudt mal wieder Präsenz. Die Wochen zuvor fragte ich mich schon, ob es ihn noch gibt…
9.10.2009
Training ohne Nationalspieler
Wenn es die Zeit zuläßt schaue ich gerne mal beim Training vorbei, so auch an diesem Tag. Es war ja ein überschaubarer Haufen übrig geblieben. Das Gros des Teams weilte bei den diversen Auswahlteams ihrer jeweiligen Nationen. Mich wundert es immer wieder, wenn ich mal beim Training bin, dass ein Großteil des Programms aus Laufen und Gymnastik besteht und so wenig an der Verbesserung der fußballerischen Schwächen gearbeitet wird. Es werden da kaum einmal Standards trainiert, obwohl die schon seit einiger Zeit katastrophal sind. Das Paßspiel wird zwar hin und wieder traniert, jedoch von den Trainern eher selten aktiv eingegriffen, wenn etwas nicht funktioniert. In dieser Hinsicht kam mir Babbel zu Beginn seiner Teamchef-Tätigkeit engagierter vor.
10.10.2009
Zeichen gesetzt:
Die VfB-Spieler, die nicht bei ihren Nationalmannschaften weilen, traten am heutigen Samstagnachmittag in Winnenden zu einem Benefizspiel zugunsten der Opfer des Amoklaufs an der Albertville-Realschule an. Das Spiel fand im Herbert-Winter-Stadion statt. Die Mannschaft von Markus Babbel gewann mit 14:0 gegen eine Auswahl von Akteuren des SV Winnenden und umliegender Vereine aus der betroffenen Region sowie Fußballern aus Wendlingen. Torschützen: Klauß, Bastürk (5), Hofmann (2), Walch, Hilbert, Niedermeier, Simak, Elson und ein Eigentor.
10.10.2009
Länderspiele:
Russland-Deutschland 0:1, Deutschland fährt nach Südafrika:
Die deutsche Nationalmannschaft hat sich durch einen 1:0-Sieg in Moskau gegen die russische Auswahl vorzeitig für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika qualifiziert. Das Tor des Tages erzielte der Stürmer des FC Bayern, Miroslav Klose. Vom VfB kam lediglich Pavel Pogrebnyak auf russischer Seite zu einem Kurzeinsatz. Hitz und Cacau schmorten 90 Minuten auf der Bank.
Es war ein Klasse-Spiel beider Mannschaften, indem die Deutschen die Glücklicheren waren. Adler und Klose waren die Garanten für den Sieg. Jetzt fahren “wir” also nach Südafrika, letzten Endes haben die Deutschen wieder eine souveräne Qualifikation gespielt und die Big-Points gegen Russland eingefahren. Nachdem wir bei den letzten drei großen Turnieren in Portugal, Deutschland, Österreich und der Schweiz waren, lassen wir Südafrika aus. Einen gewissen Reiz hätte auch dieses Turnier für mich gehabt. Aber ich habe große Bedenken, wie dort die infrastrukturelle und die Sicherheitslage ist. Wenn ich eine Reise mache, möchte ich mich frei bewegen und mich erholen können. Dort scheint das nicht so ohne weiteres möglich zu sein. Die Kriminalität ist immer noch immens hoch, die Organisatoren tun zwar ihr möglichstes und “säubern” die Städte von Obdachlosen und Wegelagerern, damit die weite Welt eine schöne Zeit erlebt. Um diesen Preis allerdings möchte ich die WM nicht erleben. Eine WM ist immer auch ein Fest für das Volk, doch wenn von vornherein solche Maßnahmen notwendig sind, um ein einigermaßen sicheres Fest zu veranstalten, zeigt es mir, dass das Land noch nicht so weit ist. Das Geld, das die WM kostet, hätte eingesetzt werden müssen, um die Probleme in den Griff zu bekommen und die Leute in Lohn und Brot zu bringen. Die Infrastruktur scheint auch ein großes Problem zu sein. Der Transport zu den Stadien soll in Kleinbussen vonstatten gehen, wie ich gelesen habe. Ich persönlich würde mir auch Sorgen um die Flugsicherheit machen, wenn ich einen innerafrikanischen Flug nehmen müßte, um von A nach B zu gelangen. Und an einem Ort zu verharren, um solchen Problemen und Risiken zu entgehen, das möchte ich auch nicht. Ich würde mir wünschen, dass die Fifa zukünftig Weltmeisterschaften nur noch in große und aufstrebende Fußballnationen vergeben würde, in denen WM-taugliche Stadien und die Infrastruktur bereits weitestgehend vorhanden sind und nicht innerhalb von sieben Jahren aus dem Boden gestampft werden müssen. Fraglich ist doch, was danach passiert. Was hat Südafrika späten von den riesigen teuren Stadien, werden die jemals wieder ausgelastet sein oder hat man sich dort Milliardengräber hingestellt und die Leute hungern weiter.
Die Euro 2012 werde ich voraussichtlich wieder besuchen, obwohl ja vor allem die Ukraine ebenfalls massive Probleme hat, die Anforderungen zu erfüllen.
Weitere Länderspiele an diesem Tag mit VfB-Beteiligung:
Malawi-Elfenbeinküste 1:1, Boka über 90 Minuten am Ball, dieses Remis reichte, um das Ticket für die WM in Südafrika zu lösen.
Mexiko-El Salvador 4:1, Durch einen klaren 4:1-Sieg gegen El Salvador qualifizierte sich Mexiko vorzeitig für die WM 2010. Ricardo Osorio war hierbei über die gesamten 90 Minuten in der Innenverteidigung, an der Seite von Barca-Star Rafael Marquez, im Einsatz. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen durfte “Oso“ hernach die erfolgreiche Qualifikation der “El Tri“ zur Weltmeisterschaft bejubeln.
Serbien-Rumänien 5:0, In der Europa-Gruppe 7 konnte Serbien mit einem 5:0-Erfolg über Rumänien das begehrte Ticket zur WM in Südafrika lösen. Ciprian Marica, der über 60 Minuten für seine Farben im Einsatz war, vermochte nichts an der hohen Niederlage zu ändern. Seinem Mannschaftskameraden vom VfB, Zdravko Kuzmanovic, gelang dagegen nach seiner Einwechslung in der zweiten Hälfte der Treffer zur zwischenzeitlichen 3:0-Führung Serbiens.
Australien-Holland 0:0, VfB-Innenverteidiger Khalid Boulahrouz war auf der rechten Abwehrseite über die gesamten 90 Minuten für die “Elftal” von Trainer Bert van Marwijk am Ball und zeigte eine ansprechende Leistung bei seinem Comeback im Oranje-Trikot.
14.10.2009
Länderspiele:
Deutschland-Finnland 1:1, Unentschieden zum Abschluss:
Die deutsche Nationalmannschaft kam am Mittwochabend in der Hamburger HSH-Nordbank-Arena vor 51.500 Fans nicht über ein 1:1 gegen Finnland hinaus. Da schon vor dem letzten Gruppenspiel der Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika klar war, dass die Löw-Truppe im Sommer mit dabei ist, nahmen die Spieler die Begegnung nicht ganz so ernst. Die Führung der Finnen in der ersten Halbzeit durch Jonatan Johansson glich Lukas Podolski kurz vor Schluss noch aus. Hitzlsperger wurde in der Halbzeit ausgewechselt, Cacau spielte durch.
Nach der über weite Strecken schwachen Vorstellung, gab es vom Hamburger Publikum ein gellendes Pfeifkonzert. Die Mannschaft reagierte mit Unverständnis, hatte sie doch 4 Tage zuvor mit Bravour die Hürde Russland genommen. Das ist ein zweischneidige Angelegenheit. Zum einen ist ja ein Fußballer manchmal wie Turnierpferd, er springt nur so hoch wie er muß. Soll heißen, nachdem in Russland eine riesengroße Last abgefallen ist, nahm man das Spiel zu locker, da es um nichts mehr ging. Auf der anderen Seite gibt es ja nicht so sehr viele Länderspiele: Es war auch die Möglichkeit für einige, die in der Nationalelf nicht die erste Geige spielen, sich zu zeigen, um bei den nächsten Länderspielen wieder berücksichtigt zu werden. Gerade unsere VfBler Hitzlsperger und Cacau haben diese Möglichkeit verpaßt, wobei es natürlich schwierig ist, in einer Mannschaft, in der es in einem Spiel nicht läuft, das Ruder zu übernehmen. Und wenn die Spieler in so einem Spiel, in dem es um nichts geht, schon nicht für sich spielen möchten: die Zuschauer haben es auch verdient, dass sie sich am Riemen reißen. Der DFB braucht sich nicht zu wundern, dass er inzwischen wieder Probleme hat, Länderspiele ausverkauft zu bekommen. Die Eintrittspreise sind stolz, überwiegend zwischen 40 und 100 Euro pro Ticket. Die Möglichkeit ein Länderspiel zu beobachten, hat man ja als Fan auch nicht alle Tage, für viele ist das dann der Fußballhöhepunkt des Jahres, und da erwartet man einfach, dass mit der bestmöglichen Mannschaft gespielt wird und diese sich reinhängt. Beides war in diesem Spiel kaum der Fall. Ich weiß, wovon ich spreche. Wir waren im November 2008 in Berlin beim Spiel Deutschland-England und bekamen eine espritlose Deutschland gegen eine englische B-Mannschaft zu sehen. Einen Klassiker hatten wir erwartet und bekamen fußballerische Magerkost, vor allem von der deutschen Mannschaft, zu sehen. Da war ich auch enttäuscht, zumal wir noch relativ teure Plätze hatten, die sich allerdings fast unterm Dach des Olympiastadions befanden, und wo es dann noch hineingeregnet hatte. An diesem Abend war ich auch bedient und schwor mir eigentlich, Freundschaftsspiele dieser Art zukünftig zu meiden. Aber nur eigentlich, am 3.3.2010 sind wir dabei, wenn in der Allianz-Arena Deutschland auf Argentinien trifft. Da es der einzige Test vor der WM-Vorbereitung ist, erhoffe ich mir aber schon, dass Jogi Löw mit dem bestmöglichen Team antritt und es keine Absagen hagelt.
Weitere Länderspiele an diesem Abend mit VfB-Beteiligung
Aserbaidschan-Russland 1:1, Pogrebnjak 90 Minuten auf der Bank
Rumänien-Faröer 3:1, Marica war bis zur 82. Minute im Einsatz
Trinidad & Tobago-Mexiko 2:2, Ricardo Osorio kam auf den kleinen Antillen nicht mehr zum Einsatz.
17.10.2009
1:2 Heimniederlage gegen Schalke: Die Talfahrt geht weiter
Der kriselnde VfB Stuttgart setzt seine Talfahrt fort. Gegen den FC Schalke 04 kassierten die Schwaben mit 1:2 (0:1) die dritte Heimniederlage in der Fußball-Bundesliga in Folge.
Ivan Rakitic (24. Minute) und der Ex-Stuttgarter Kevin Kuranyi (76.) erzielten für die “Königsblauen” am Samstag vor 42.000 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena die Tore. Nationalstürmer Cacau (73.) hatte mit seinem ersten Erstliga-Treffer seit 724 Minuten nur kurzzeitig für Hoffnung auf wenigstens einen Teilerfolg der Schwaben gesorgt.
Obwohl leicht verbessert, hat der VfB Stuttgart das dritte Heimspiel in Folge verloren. Auch Lieblingsgast Schalke nahm die Punkte aus dem Schwabenland mit, erst zum vierten Mal überhaupt. Weder der Systemwechsel noch die sechsfache Rotation brachten die Trendwende bei der Babbel-Elf, Schalke spielte einfach überlegter und selbstbewusster – und ist jetzt fest etabliert in der Spitzengruppe. Stuttgarts Teamchef Markus Babbel setzte auf eine Mittelfeldraute und auf sechs Neue gegenüber dem 0:2 gegen Werder Bremen. Kapitän Hitzlsperger musste wie schon am 6. Spieltag aussetzen, Kuzmanovic erhielt den Vorzug und spielte halbrechts. Außerdem war Hoffnungsträger Hleb zurück und übernahm die “Zehner”-Position, Träsch bekam im defensiven Mittelfeld eine Chance. Walch und Hilbert (erkältet) blieben draußen. In der Viererkette begannen die genesenen Tasci – als Ersatzkapitän – und Magnin für Delpierre (Adduktorenprobleme) und Boka, im Angriff Pogrebnyak für Schieber.
Die Mercedes-Benz Arena verkommt immer mehr zum Selbstbedienungsladen für die Gästeteams. Auch der Systemwechsel mit Hleb auf der Zehn (als 10er war er schon früher als Balakov-Nachfolger überfordert) brachte nicht die Trendwende. Es zeigt sich immer mehr, dass der VfB den Gomez-Abgang nicht gut genug kompensiert hat. Gomez hatte durch seine Präsenz sich viele Bälle geholt und Angriffe mit eingeleitet. Dies fehlt momentan. So strahlt der VfB relativ wenig Torgefahr aus und muß zu allem Überfluss derzeit ständig durch individuelle Patzer entstandenen Gegentoren hinterher laufen. Erneut begünstigte eine unglückliche Aktion von Celozzi den Rückstand. Das Spiel gegen Schalke kann man zwar durchaus als Besserung gegenüber den letzten Auftritten einstufen, man ist ja bescheidener geworden. Dass es mit einer solchen Leistung aber auch gegen Sevilla schwer, wenn nicht unmöglich, werden würde, etwas Zählbares mitzunehmen, war an diesem Tag auch allen klar.
20.10.2009
1:3 gegen Sevilla: Weiterer Nackenschlag für den VfB
Der krisengeschüttelte VfB Stuttgart muss nach der dritten Pflichtspielniederlage in Folge ernsthaft um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League und Trainer Markus Babbel mehr denn je um seinen Job bangen. Die Schwaben verloren trotz einer zunächst ordentlichen Leistung am Ende verdient 1:3 (0:1) gegen den spanischen Spitzenklub FC Sevilla und warten damit auch nach dem dritten Spiel in der Königsklasse weiter auf den ersten Sieg.
Sebastien Squillaci (23./72.) und Jesus Navas (55.) versetzten dem VfB, der in der Bundesliga nach dem schwächsten Start seit der Abstiegssaison 1974/75 nur 13. ist, mit ihren Toren einen weiteren Nackenschlag. Dem eingewechselten Elson gelang lediglich noch der späte Anschlusstreffer (74.). Mit nur zwei Punkten hat Stuttgart vor der Rückserie in der Champions League, die am 4. November mit der Partie in Sevilla beginnt, eine denkbar schlechte Ausgangsposition, um sein Ziel K.o.-Runde doch noch zu erreichen.
Wie befürchtet ging also auch das Heimspiel gegen die Andalusier in die Hose. Der VfB spielte zwar phasenweise gefällig, doch einmal mehr insgesamt zu harmlos, um die Spanier ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Beim VfB spielte Träsch erstmals auf der Sechserposition und erfüllte die Aufgabe zufriedenstellend. Der VfB legte los wie die Feuerwehr, und hatte in den ersten 12 Minuten vier Torchancen, die aber allesamt ungenutzt blieben. Sevilla nutzte dagegen seine erste Chance eiskalt aus, als Hleb die Flanke nicht verhinderte und Boulahrouz im 5-Meter-Raum nicht eingriff. Dem zweiten Treffer ging ein Fehler von Jens Lehmann voraus, der eine Flanke vor die Füße von Jesus Navas abklatschte, der, reaktionsschneller als Boka, leicht und locker einschieben konnte. Damit war das Spiel gelaufen und die vierte Heimpleite in Serie besiegelt. Unterm Strich war zwar ein Aufwärtstrend erkennbar, doch was nutzt es, wenn man Ende wieder mit leeren Händen dasteht. Und so bekam man auch nach diesem Spiel wieder zu hören, die Mannschaft lebe doch und dass man darauf aufbauen könnte.
22.10.2009
Vormittagstraining
Da mich die Situation schon sehr beschäftigte, machte ich es noch einmal möglich, zum Training zu gehen. Erneut war ich enttäuscht darüber, dass so wenig im fußballerischen Bereich trainiert und überwiegend Lauftraining und Gymnastik gemacht wurde. Georg Niedermeier machte mit Gerhard Wörn Aufbautraining. Thomas Hitzlsperger und Yildiray Bastürk trainierten zusammen das Umspielen von Slalomstangen mit Zweikampfverhalten, Julian Schieber und Roberto Hilbert den Torabschluß, die Torhüter trainierten separat. Gegen Ende jonglierten sich die Spieler in verschiedenen Grüppchen noch die Bälle zu und das wars. Horst Heldt ließ sich auch kurz auf dem Platz blicken. Babbel wirkte unverändert und schaute sich das Geschehen meist mit Abstand an.
24.10.2009
Erneute Niederlage: Der VfB rutscht immer tiefer in die Krise
Der VfB Stuttgart rutscht immer weiter in die Krise. Bei Hannover 96 unterlag das Team mit 0:1 und bleibt in der unteren Tabellenhälfte stecken. Dennoch wird Markus Babbel am Dienstag auf der VfB-Bank Platz nehmen. Manager Horst Heldt sprach dem Trainer nach dem Schlusspfiff sein Vertrauen aus. “Es gibt keine Trainerdiskussion. Markus Babbel wird auch am Dienstag im DFB-Pokal bei der SpVgg Greuther Fürth auf unserer Bank sitzen”, sagte Heldt. Allerdings scheinen sich Trainer und Manager nicht in allen Punkten einig zu sein. “Wir benötigen jetzt endlich Ergebnisse. Es fällt sehr schwer, nach vier Niederlagen in Folge von einem Aufwärtstrend zu reden”, sagte Heldt und widersprach Babbel damit. Denn wenige Minuten zuvor hatte der Trainer noch erklärt: “Die Mannschaft war bissiger und hat alles für den Sieg getan. Es ist wichtig, dass der Trend nach oben geht.”
Der VfB begann mit einer Spitze und fünf Mann im Mittelfeld. In der Anfangsphase hatte das Team klare Feldvorteile, nutzte diese aber nicht aus. Mit der ersten gefährlichen Aktion der Hannoveraner gelang der Heimmannschaft in der ersten Hälfte die Führung. Nach einer Unachtsamkeit der VfB-Hintermannschaft passte Arnold Bruggink geschickt auf Konan Ya, der aus einer Abseitsposition zum entscheidenden Tor traf.
Nun taumeln Babbel und der VfB am Abgrund. Nach den Pleiten in der Bundesliga und in der Champions League droht der verunsicherten Mannschaft, die selbst gegen harmlose Gegner wie Hannover verliert, auch im Pokal nun das Aus. Doch klar ist: auch wenn Heldt sich nach dem Spiel gegen Hannover für Babbel entscheidet – eine weitere Niederlage im Spiel am Dienstag gegen Greuther Fürth wird der Trainer sich kaum leisten können.
Wir fuhren zu diesem Spiel mit dem Auto, weil die Bahn Mondpreise verlangte. Für den Preis zu viert hätten wir mit dem Auto etwa 7-8 Mal diese Strecke fahren können. So fuhren wir kurz nach 7 Uhr los und kamen auch sehr gut durch. Da es doch sehr stressig wäre, diese Strecke an einem Tag hin und zurück zu fahren, übernachteten wir in Hannover und fuhren am Sonntag dann nach dem Frühstück gemütlich zurück.
In Hannover bezogen wir unsere Zimmer im Intercity Hotel und zogen dann auch gleich los. Kaum losgelaufen erspähte ich ein Franziskaner-Schild. Es gehörte zum Bayerischen Lokal Bavarium, wo wir auch gleich einkehrten und etwas tranken. Das Bavarium ist ein urig bayerisches Lokal mitten in der Niedersachsenmetropole. Wir haben uns dann vorgenommen, abends auch noch mal herzukommen, um etwas dort zu essen.
Danach fuhren wir mit der Bahn in Richtung Stadion. Dort mußten wir uns dann erst einmal eine Chipkarte besorgen, damit wir im Innenraum Speisen und Getränke erwerben konnten. Da das Stadion selten richtig voll ist und vor allem in “unserem” Bereich unterhalb des Gästefanblocks Platz zum liegen herrscht, ging alles relativ schnell. Karte aufladen, wenn notwendig oder auch das Bier holen. Das Spiel begann zunächst mit einer schönen Choreographie der VfB-Fans und einer der Hannoveraner, die das 50-jährige Jubiläum ihres Niedersachsenstadions feierten.
Das Spiel pendelte sich auf dem Niveau ein, das man angesichts des Tabellenstandes der beiden Teams erwarten mußte. Eigentlich war es einmal mehr zum wegschauen, trotzdem supporteten die mitgereisten Fans das Team unaufhörlich. Nach dem Spiel meinte Babbel, eigentlich könne er seinem Team keinen Vorwurf machen. Toll, sollen die Spieler jetzt noch denken, sie hätten gut gespielt? Das war, gemessen an den Ansprüchen, die der VfB an sich selbst stellt, mal wieder viel zu wenig. Hleb einmal mehr ein Schatten früherer Tage. Spieler, die die Schuld nur noch bei anderen suchen, wie beim Schiedsrichter, der das Abseits vor dem Tor nicht erkannte (war schwer zu erkennen) oder beim Balljungen (Lehmann: selbst die Balljungen sind Betrüger…). Und, Babbel sitzt immer noch fest im Sattel, wenn man Horst Heldt Glauben schenken darf. Wird der Pokal jetzt also auch noch abgeschenkt?
25.10.2009
Horst Heldt schützt Babbel
Der stark unter Beschuss stehende Teamchef Markus Babbel genießt trotz der erneuten Pleite weiter den Rückhalt von Horst Heldt. “Täler sollten gemeinsam durchschritten werden”, sagte der Sportdirektor des immer tiefer in den Abstiegsstrudel taumelnden schwäbischen Fußball-Bundesligisten nach dem deprimierenden 0:1 (0:1) bei Hannover 96.
Auf die Frage des TV- Senders DSF nach einer möglichen Trennung versicherte Heldt am Sonntag: “Viel zu viele Leute lassen sich zu schnell scheiden.” Sollte er die rasante Talfahrt nicht schleunigst stoppen können, macht sich Babbel trotz dieses Treuebekenntnisse keine Illusionen über seine Zukunft beim VfB. “Es ist erfreulich, dass ich nach wie vor die Rückendeckung vom Verein genieße. Aber wenn der Erfolg ausbleibt, wird irgendwann die Reißleine gezogen.”
Möglicherweise ist der Pokal-Auftritt beim Zweitligisten SpVgg. Greuther Fürth am Dienstag Babbels letzte Chance, auch wenn Heldt und die anderen Vorstandsmitglieder bislang nichts von einem Ultimatum verlauten ließen. “Da müssen wir gewinnen”, sagte Babbel nach der sonntäglichen Trainingseinheit in Stuttgart. “Ich bin absolut überzeugt von meiner Mannschaft.” Der auf der Kippe stehende Coach kündigte nach dem erneuten Tiefschlag indes tapfer an: “Ich war immer ein Kämpfer und werde auch jetzt kämpfen.”
Nach dem schlechtesten Bundesliga-Start der Schwaben verstärkt sich die Kritik am Trainer-Lehrling, der nach der Qualifikation des VfB für die Champions League vor wenigen Monaten noch groß gefeiert wurde, immer mehr. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft inzwischen eine große Lücke. In Hannover vermied es der Coach, seine hoch eingeschätzten und hoch dotierten Profis zu kritisieren. “Ich habe eine gute Leistung meiner Mannschaft gesehen. Sie wirkte nicht verunsichert, ich kann ihr keinen Vorwurf machen. Es fehlte das Quäntchen Glück”, sagte Babbel in Anspielung auf die zwei Pfostenknaller von Elson und Kapitän Thomas Hitzlsperger.
“Wir sind nicht belohnt worden”, erklärte Hitzlsperger. “Wir haben auch Fehler gemacht. Das Entscheidende hat gefehlt, der Sieg”. Während Hitzlsperger immerhin formverbessert wirkte, grenzte der Auftritt von Alexander Hleb fast an Arbeitsverweigerung. “Alex kann natürlich noch Prozente zulegen”, formulierte Heldt milde Kritik. (STZ online)
27.10.2009
DFB-Pokal-Aus:Der freie Fall des VfB geht weiter
Und dann stand Ciprian Marica zum dritten Mal innerhalb von zwölf Minuten allein vor dem Tor. Bei seiner ersten Chance traf der Stürmer den Ball nicht richtig, obwohl der Torhüter am Boden lag. Bei der zweiten prallte sein Schuss vom Innenpfosten zurück ins Spielfeld. Und schließlich schob der Rumäne in der 90. Minute links vorbei. Bessere Möglichkeiten kann ein Angreifer nicht bekommen. Marica versiebte sie allesamt – und so verlor der VfB Stuttgart am Dienstagabend gegen die Spvgg Greuther Fürth mit 0:1 (0:1).
Nach dem jüngsten Pleiten in der Bundesliga und den Enttäuschungen in der Champions League ist die Mannschaft damit im Achtelfinale des DFB-Pokals an einem Zweitligisten gescheitert. Einen Sieg hatte zuvor der Manager Horst Heldt zur Pflicht erklärt, über den Pokal wollte der Club wieder in die Spur kommen. Das ist nicht gelungen, weshalb die Tage von Markus Babbel nun gezählt scheinen. Alles deutet darauf hin, dass der VfB am Mittwoch die Trennung von seinem Teamchef bekannt gibt und am Samstag gegen die Bayern ein neuer Mann auf der Bank sitzen wird. “Unsere Situation ist nicht einfacher geworden”, sagte Heldt nach dem Schlusspfiff: “Jetzt müssen wir das Richtige machen.” Ein Treuebekenntnis zum Trainer wollte der Manager nicht mehr abgeben.
Babbel hatte sich in Fürth dafür entschieden, den zuletzt enttäuschenden Alexander Hleb auf der Bank zu lassen. “Er hat in den vergangenen Spielen nicht den frischesten Eindruck gemacht”, sagte der Teamchef. Erst nach einer Stunde kam der Weißrusse ins Spiel – und offenbarte hinterher mit einem Eklat seinen ganzen Frust: Im Kabinengang schrie Hleb Heiko Striegel an und schubste den VfB-Teamarzt, der den Mittelfeldspieler zum Dopingtest bat.
In Pawel Pogrebnjak, der bis zu seiner Auswechslung erneut äußerst harmlos war, und Marica begann der VfB wieder mit zwei Angreifern. Julian Schieber blieb zunächst auf der Bank, auf der erstmals in dieser Saison auch Yildiray Bastürk saß. Wie bei den vergangenen Auftritten begann der VfB auch diesmal engagiert und war in der Anfangsphase die klar bessere Mannschaft. Meist von Elson initiiert, trug Babbels Elf ihre Angriffe vor. Das sah ordentlich aus – allerdings nur bis zum Strafraum. Die fehlende Durchschlagskraft im Angriff, das war auch diesmal das große Problem des VfB, der sich lange Zeit trotz aller Feldüberlegenheit keine zwingende Torchancen erspielen konnte. Marica zog mit einem Schuss aus der Drehung knapp vorbei, Thomas Hitzlsperger scheiterte mit einem Distanzschuss, das war schon alles, was der Favorit im ersten Abschnitt zustande brachte. “Das ist Wahnsinn”, sagte Hitzlsperger: “Wir haben so viel Qualität und bringen die in den entscheidenden Situationen nicht zur Geltung. Bis zum Strafraum spielen wir gut – und dann geht nichts mehr.”
Auch auf der anderen Seite bot sich dasselbe Bild wie zuletzt gegen Sevilla und in Hannover: Mit dem ersten Angriff kam Fürth, Tabellenachter der zweiten Liga und in einem Saisonvorbereitungsspiel vom VfB noch mit 5:0 bezwungen, zur überraschenden Führung. Bernd Nehrig, bis 2007 neun Jahr lang für den VfB aktiv, düpierte auf der rechten Angriffsseite den Stuttgarter Verteidiger Arthur Boka, zog nach innen und überwand Jens Lehmann mit einem Flachschuss ins linke Eck (32.).
Der Treffer zeigte Wirkung – bis zur Pause trat beim VfB die ganze Verunsicherung einer Mannschaft zutage, die von den letzten 14 Pflichtspielen nur zwei gewinnen konnte. Daran änderte sich zunächst auch im zweiten Abschnitt nichts mehr. Planlos, ideenlos, ratlos – so spielte der VfB über weite Strecken der zweiten Hälfte. Keinen Schuss brachte der Bundesligist bis zur 78. Minuten aufs Fürther Tor.
Erst in der Schlussphase, als beim aufopferungsvoll kämpfenden Gegner die Kräfte schwanden, wurden die Aktionen zwingend. Der VfB hatte nun Chancen im Minutentakt. Elson schoss drüber, Träsch wurde abgeblockt, Delpierres Schuss von der Linie gekratzt. Und Ciprian Marica, der brachte die Verantwortlichen vollends zur Verzweiflung. “Es ist unfassbar. Wir schaffen es nicht, den Ball aus zwei Metern ins Tor zu schießen”, sagte Heldt. Viel mehr wollte der Manager am Dienstag nicht sagen. Am Mittwoch jedoch, so steht zu vermuten, wird er sich wieder zu Wort melden.
SpVgg Greuther Fürth – VfB Stuttgart 1:0 (1:0)
Fürth:
Loboué – Schröck, Caligiuri, Mauersberger, Falkenberg – Fürstner – Nehrig, Müller – Haas – Sailer (67. Nöthe), Allagui (76. Schahin)
Stuttgart:
Lehmann – Osorio (71. Hilbert), Tasci, Delpierre, Boka – Träsch – Kuzmanovic (59. Hleb), Hitzlsperger – Elson – Pogrebnjak (59. Schieber), Marica
Schiedsrichter:
Rafati (Hannover)
Zuschauer:
11.800
Tor:
1:0 Nehrig (32.)
Gelbe Karten:
Loboué, Mauersberger, Müller / Boka, Delpierre, Hleb, Tasci
(STZ online)
Jetzt also ist der Super-Gau perfekt. Aus im Pokal beim Zweitligisten. Vorbei die Chance, eine verkorkste Saison über den Pokal noch zu retten, analog zu Werder Bremen in der letzten Saison. Es war erneut ein Offenbarungseid, wenn man gegen einen Zweitligisten in der 78. Minute erstmals aufs Tor schießt. Gegen wen möchte der VfB überhaupt noch gewinnen? Wie lange wartet der Verein noch, bis er die Reißleine zieht? Dieser Abend war mich der bitterste der bisherigen Saison, einfach weil eine große Chance vergeben wurde, die Saison irgendwann doch noch retten zu können. Dabei war ich nicht, da ich (leider?) nicht frei bekam.
31.10.2009
Keine Tore im Süd-Gipfel: Teilerfolg für kriselnde Schwaben
Mit einem leistungsgerechten Unentschieden trennten sich der VfB Stuttgart und der FC Bayern im Süd-Gipfel. Die Stuttgarter begannen furios, nutzten ihre frühen Chancen aber nicht. Später hatten die Gäste das Spiel unter Kontrolle, doch kein Team kreierte hochkarätige Tormöglichkeiten, so dass das torlose Remis letztlich nur folgerichtig war. Nach fünf Niederlagen in Folge ein Schritt in die richtige Richtung für die Schwaben.
Babbel wurde also auch nach dem desaströsen Pokal-Aus in Fürth nicht gefeuert. Unmittelbar danach hatte ich gedacht, dass es das war, weil Heldt erstmals nicht mehr einen Trainerwechsel ausschloß. Vielmehr wolle man das Gesehene in den Gremien diskutieren. Zwei Tage vor dem Bayern-Spiel war klar: Babbel bleibt. Erstmals kam die Mannschaft vor dem Spiel in die Kurve, um den Schulterschluß mit den Fans zu suchen. Diese Maßnahme wurde auf einem Krisengipfel der größten Fangruppierungen mit dem VfB beschlossen. In der Fanszene brodelte es bereits beträchtlich, so dass man damit hoffte, etwas Luft herauszunehmen. Wenigstens einen Achtungserfolg gab es gegen die Bayern, auch wenn einen Unentschieden in dieser Situation auch nicht wirklich weiterbringen. Der VfB hängt im Keller fest, punktgleich mit dem zur Relegation berechtigten 16., aber schon 11 Punkte hinter einem UEFA-Cup-Platz