10. Januar 2018

Schwäbisch Roulette

Was hatte man zum Ende der Vorrunde nicht den Eindruck, dass man sich nur irgendwie in die Winterpause retten und alle Hoffnung auf Besserung in die Transferphase im Januar und die Rückrunde legen müsse.

Zu sehr offenbarte die Vorrunde, dass bei der Kaderzusammenstellung letzten Sommer so einiges schief lief und es eher suboptimal ist, mitten in der Vorbereitung den Sportdirektor zu wechseln.
Setzten Schindelmeiser/ Wolf auf junge, dynamische Spieler, die unser Spiel ankurbeln sollten, Marke Mangala, Burnić und einige andere mehr, folgte mit Reschke die Zeitenwende, indem er Altstars an den Neckar lotste, die sich bereits im Spätherbst ihrer Karriere befinden.

Wurde Schindelmeiser zum Vorwurf gemacht, er habe Maxim verkauft, ohne positionsgetreuen Ersatz verpflichtet zu haben, machte Reschke in den drei Wochen seines Wirkens während der Sommertransferphase auf der vakanten Position des Zulieferers unserer Stürmer, richtig, NICHTS.

Unsere Offensive war insgesamt dünn besetzt, wenn man weiß, dass mit Carlos Mané ohnehin in der Vorrunde nicht zu rechnen war und Daniel Ginczeks Fitnesszustand seit jeher fragil ist. Wenn dann noch die wenigen anderen Offensivkräfte, wie Akolo und Donis, immer mal wieder mit Blessuren zu kämpfen haben und ausfallen, oder ihre Bundesligatauglichkeit über weite Strecken schuldig bleiben (Asano), ist der einzige Mann im Sturm, den wahrlich so gut wie nichts erschüttern konnte, die ärmste Sau im VfB-Spiel. Simon Teroddes Leiden haben ein Ende, er wurde nach Köln abgegeben und durch Mario Gomez ersetzt.

Auf dem Papier liest sich die Verpflichtung für den VfB toll. Einer DER Ausnahmetorjäger der letzten zehn Jahre stürmt wieder für den VfB. In der Vorsaison hat er den VfL Wolfsburg mit seinen 16 Toren fast im Alleingang in die Relegation und schließlich zum Klassenerhalt geschossen, doch, dort hatte er Zulieferer in seinen Reihen, unter anderem einen am Neckar Altbekannten, Daniel Didavi.

Der wahre Husarenstreich Michael Reschkes wäre es gewesen, Dida gleich mit zurück in die gute Stube zu holen. Doch, die Hoffnung wird nun allein auf Mario Gomez liegen müssen, denn Reschke hat verlauten lassen, der Kader sei seiner Auffassung nach stark genug, und dass höchstens noch auf Verletzungen in den ersten Rückrundenspielen reagiert werden würde.

Für mich spielt Reschke, wenn er denn mit dieser Aussage keine Nebelkerze gezündet hat, schwäbisch (oder besser, rheinisch) Roulette. Es kann gut gehen, genauso gut wie die Vorrunde hätte gut gehen können. Ist sie aber nicht, weil im Fußball immer mit Unwägbarkeiten gerechnet werden muss und man nicht unbedingt vom Optimalfall ausgehen kann.

Auf zwei Positionen drückt meiner Meinung nach besonders der Schuh. Das kreative Mittelfeld habe ich bereits angesprochen, doch, auch hinten rechts sollte man dringend nachbessern. Außer Michael Reschke, der Andi Beck über den grünen Klee lobt, sieht jeder, dass Beck DER Bremser in unserem Spiel ist und vor allem in dem in der Vorrunde vorwiegend praktizierten System mit einer Fünferkette, die schnelle Außenverteidiger bedingt, schlichtweg an seine Grenzen stößt.

Wie Reschke und Dietrich auf die Idee gekommen sind, Beck überhaupt zurück zu holen, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Als Schindelmeiser noch die Geschicke leitete, bekam so mancher Bauchschmerzen, weil das Team zu jung, unerfahren und möglicherweise für die Bundesliga zu grün gewesen sei. Dann, unter Reschke, kamen nacheinander Badstuber, Aogo, Beck und Gomez, wohingegen die drei Letztgenannten eben nicht nur Erfahrung mitbringen, sondern sich auf dem absteigenden Ast befinden, während Badstuber „nur“ extrem verletzungsanfällig ist.

Im Zuge der Ausgliederungspropaganda wurden Erwartungen geweckt, der VfB könne mit mehr Geld im Säckel seine Spieler halten und auf der anderen Seite Spieler für den VfB begeistern, von denen wir ohne Ausgliederung nicht zu träumen wagten.

Ob die Mitglieder, die der „Make VfB great again“-Propaganda gefolgt waren und für die Ausgliederung gestimmt haben, sich diesen Kurswechsel gewünscht haben, ist fraglich. Bislang kamen in der Ära Reschke ausschließlich Spieler (Ausnahme Ascacibar, den der VfB jedoch schon vorher auf dem Zettel hatte), die fürstliche Gehälter beziehen, jedoch keinen Wiederverkaufswert mehr haben.

Unter Spielern mit Erfahrung stelle ich mir welche im besten Fußballeralter vor, 27, höchstens 28 Jahre alt, um die herum es sich lohnt, eine Mannschaft aufzubauen. Aber doch nicht 32-jährige Auslaufmodelle, mit denen man gerade mal im Halbjahreszyklus planen kann, die Gehaltsressourcen binden und am Ende der Vertragslaufzeit ihre Karriere (ablösefrei) beenden.

Becks Rückkehr habe ich von Beginn an nicht nachvollziehen können. Verwunderlich, dass Wolfgang Dietrich beim Klang seines Namens zwar nostalgische Gefühle überkommen, Beck jedoch nie in einem Atemzug mit den Jungen Wilden genannt wird.

Beck konnte sich in seiner ersten Zeit beim VfB nicht durchsetzen und kam vor allem nicht an Ricardo Osorio vorbei. Dem Konkurrenzkampf entzog er sich und ging dort hin, wo es 2007 das meiste Geld zu „verdienen“ gab, nämlich zum ungeliebten Nachbarn ins Kraichgau.

Dort verbrachte er die Blütezeit seiner Karriere und, als er den Zenit weit überschritten hatte und in Hoffenheim sein Stammplatz in Gefahr war, „floh“ Beck in die Türkei. Dass es ihn nun zurück in die Heimat zog, dürfte in der politischen Lage am Bosporus begründet sein. Für mich zwar nachvollziehbar und doch hätte es nicht unbedingt der VfB sein müssen, der ihm das Gnadenbrot zum Karriereausklang verabreicht.

Mario Gomez ist der nächste in der Reihe derer, die „daheim“ die Karriere ausklingen lassen möchten. Sportlich wird uns Mario sicherlich mehr weiterhelfen, als es Andreas Beck bislang getan hat. Er will unbedingt zur WM im Sommer in Russland und wird sich bestmöglich versuchen einzubringen, um dieses hehre Ziel auch zu erreichen.

Bei Gomez muss man abwarten, ihn bewerte ich dann, wenn man weiß, was er geleistet hat (oder auch nicht). Ich kritisiere noch nicht einmal, dass man ihn zurückgeholt hat, sondern habe lediglich Bauchschmerzen damit, dass man einen 32-jährigen auf Anhieb zum Top-Verdiener macht, der trotz Einbußen im Vergleich zu Wolfsburg noch immer vier Millionen Euro jährlich einstreichen soll.

Des Weiteren kam Gomez für Terodde, Torjäger gegen Torjäger, während das eigentliche Problem, das der mangelnden Zulieferung, noch immer nicht gelöst wurde. Denn, selbst ein Super-Mario wird sich die Bälle nicht noch selbst auflegen können.

Sollte der Fußball der Rückrunde dem der Vorrunde ähneln, getreu dem Motto Safety-First, sehe ich die Gefahr, dass der geborene Torjäger Mario Gomez zunächst verzweifeln und schließlich resignieren wird. Steht er auf ähnlich verlorenem Posten wie es bei Simon Terodde und auch Daniel Ginczek bei seinen wenigen Einsätzen der Fall war, dürfte er seine Felle im Hinblick auf die WM davon schwimmen sehen, was seiner weiteren Motivation sicher nicht förderlich wäre.

Mit Rückholaktionen hatte der VfB selten ein glückliches Händchen. Ob bei Trainern wie Sundermann und Veh, bei denen vor Augen geführt wurde, dass sich die goldene Zeit nicht zurückdrehen lässt, wie auch bei Spielern.

Bei Aleks Hlebs Rückkehr war selbst ich euphorisch und erwarb noch während seines ersten Trainings das Trikot mit der Nummer 23, ein für alle mal das letzte, das ich mit einem Spielernamen beschmutzen, ähm, beflocken ließ. Er war das Paradebeispiel des satten Spielers! Wie nach und nach herauskam, bewog ihn nicht seine vorgeheuchelte Heimatliebe zur Rückkehr, sondern, dass er vom VfB auch weiter sein stattliches Barça-Gehalt überwiesen bekam. Nachdem seine Leistungen auch noch zu wünschen übrig ließen und er öfter in den Besenwirtschaften des Remstals als auf dem Trainingsplatz anzutreffen war, war ich nur noch sauer auf diesen verwöhnten Rotzlöffel.

In die Riege der für mich nicht nachvollziehbaren Rückholaktionen fiel übrigens auch die von Christian Gentner. Seinerzeit waren wir im defensiven Mittelfeld mit Kuzmanovic und Träsch ordentlich aufgestellt. Links oder zentral offensiv war Didavi vorgesehen, so dass es für Gentner zur damaligen Zeit eigentlich keinen Platz im Team gegeben hat. Doch, schon damals, wog das Wort eines einflussreichen Spielerberaters mehr als die sportliche Notwendigkeit, so dass man auch Gente gnädig wieder aufnahm.

Marc Ziegler war eine dankbare Nummer zwei hinter für Sven Ulreich, ohne jegliche Ambitionen, Ulle ernsthaft herauszufordern.

Beck durfte nun bereits ein halbes Jahr lang unter Beweis stellen, dass er sich nahtlos in diese Aufzählung einreiht, während wir bei Gomez erst noch abwarten müssen. Schießt er uns zum Klassenerhalt und knüpft an alte Zeiten an, hat sich der Aufwand gelohnt, wenn nicht, kann Dietrichs und Reschkes Retrokurs endgültig als gescheitert angesehen werden.

Mir fehlt bei Reschkes Wirken bislang die Nachhaltigkeit. Die Amateure möchte er unwiderruflich auslöschen, Talente werden abgegeben anstatt aufgebaut (die nächsten vermutlich, Grgic und Ofori) und im Gegenzug wird eine Altherrenmannschaft „aufgebaut“, die dem immer schneller werdenden Bundesligafußball früher oder später Tribut zollen wird.

Setzt Reschke diesen Kurs fort, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Serdar Taşçı und Sami Khedira wieder anheuern. Geht Reschke weiterhin die Phantasie bei seinen Transferaktivitäten ab und setzt er weiter auf „Altbewährtes“, scheint selbst eine Verpflichtung von Bastian Schweinsteiger, den Reschke aus München bestens kennte, nicht ausgeschlossen. Dessen Vertrag in Chicago lief vor wenigen Tagen aus, er würde exakt in Reschkes Beuteschema passen. Nicht dass ich einen wie Schweinsteiger nicht gerne mal im VfB-Trikot sehen würde, doch, auch er würde das Gehaltsgefüge sprengen und den finanziellen Rahmen weiter eindämmen.

Meine Bedenken in Bezug auf die Ausgliederung und dem daraus resultierenden Groß-Mann-Denken bewahrheiten sich immer mehr. Diejenigen, die damals für „ja“ stimmten, vertrauten in erster Linie dem Kurs von Jan Schindelmeiser, die vorhandenen Mittel vernünftig einzusetzen und auf Nachhaltigkeit zu setzen.

Seit Reschke das Zepter schwingt, wird hingegen das Geld mit offenen Händen ausgegeben und das für Spieler, die beim Worst-Case-Szenario Abstieg dem VfB wohl kaum erhalten bleiben und auch nicht zu bezahlen sein dürften.

Selten bis noch nie war mein Empfinden so wie in dieser Woche, dass ich mich auf den Rückrundenstart in wenigen Tagen überhaupt nicht freue. Freuen tue ich mich allenfalls über die vielen Leidensgenossen, die man vor und nach dem Spiel trifft, nicht aber auf das Spiel.

Ich habe ziemlichen Bammel und wenig Hoffnung, dass wir gestärkt aus der kurzen Pause heraus kommen könnten. Die fünf Niederlagen aus dem Dezember liegen einfach noch zu schwer im Magen.
Mein einziger Hoffnungsschimmer auf einen guten Rückrundenstart ist, dass Wolf im Trainingslager vorwiegend auf ein 4-2-3-1 gesetzt hat und die Rückrunde möglicherweise etwas mutiger angehen wird. Hoffen wir, dass ihn bis Samstag der Mut nicht schon wieder verlässt.

Allein mit destruktiver Ausrichtung und dem Hoffen auf den lieben Gott oder neuerdings Mario Gomez, wird die Klasse nicht zu halten sein. Die ersten drei Rückrundenspiele sind für mich wegweisend. Gelingt in diesen kein Sieg, sehe ich schwarz, was den Klassenerhalt angeht. Dieser sollte angesichts des schweren Restprogramms tunlichst bis zum 30. Spieltag eingetütet sein, so dass es sich von selbst verbietet, sich jetzt noch einzuspielen oder langsam in die Rückrunde hinein zu finden. Der VfB muss auf Anhieb voll da sein und die Punkte jetzt holen.

Reschke hat allerdings die Ruhe weg, was ich in keinster Weise nachvollziehen kann. Bessert er von der Reste- oder doch Reschkerampe (?) erst nach, wenn Ende Januar das Kind schon im Brunnen liegt, sehe ich große Probleme, die Kurve dann noch zu kriegen.

Mich interessiert im Übrigen auch der überhitzte Transfermarkt und dass es schwierig sei, im Winter Spieler zu bekommen, die einen sofort weiter bringen, überhaupt nicht. Reschke hatte ein halbes Jahr lang Zeit an kreativen Möglichkeiten zu feilen, Handlungsbedarf besteht schließlich nicht erst seit Ende der Vorrunde. Er ist in der Pflicht zu liefern und das so bald wie möglich!

Mit fast unverändertem Kader der Vorrunde ist es ein sehr riskantes Vabanque-Spiel mit vielen Risiken. Reschke setzt zwar große Hoffnungen in die Rückkehr von Carlos Mané und Daniel Ginczek. Meine sind in Bezug auf diese beiden eher gedämpft. Es würde an ein Wunder grenzen, wäre Mané sofort wieder der Alte und wenn beide nahezu verletzungsfrei durch die Rückrunde kämen. Auch DER Fixpunkt in der Abwehr, Holger Badstuber, könnte von heute auf morgen komplett wegbrechen. Wir können ja schon fast drei Kreuze machen, dass er bislang immer nur relativ kurz ausgefallen war, was allerdings nicht immer so bleiben muss. Reschke setzt in diesen Tagen alles auf Rot, wenn er sich da mal nicht verzockt.

Der Preis des schwäbischen Roulettes könnte im schlimmsten Fall mit dem Abstieg bezahlt werden müssen und wäre dann um ein Vielfaches höher, als er es jetzt noch wäre, würde man die Truppe vernünftig verstärken. Ein neuerlicher Abstieg wäre deutlich verheerender als der letzte und würde in einen kompletten Neuanfang münden. Soweit darf es der Verein nicht kommen lassen, noch wäre Zeit, an den entscheidenden Schrauben zu drehen.

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21. Dezember 2015

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Wer hätte das für möglich gehalten? Nach einer, zumindest nach dem frühen Rückstand, couragierten Leistung gegen den Championsleague-Achtelfinalisten VfL Wolfsburg und dem letztlich verdienten 3:1-Erfolg verlässt der VfB erstmals seit dem 11. Spieltag die Abstiegsplätze und „überwintert“ auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Der 15. Tabellenplatz, den man in der Vorrunde fünf Mal inne hatte, stellt zugleich die beste (!) Platzierung in der laufenden Saison dar.

Obwohl der VfL Wolfsburg zu den schwächsten Auswärtsteams der Liga zählt und gerade einmal drei Auswärtstore zustande brachte, ließ dieses Spiel im Vorfeld das Schlimmste befürchten. Die Qualität des Werksclubs ist hinlänglich bekannt, in der Vorsaison setzte es zudem eine 0:4-Heimpleite. Damals hatten sie zwar noch Kevin de Bruyne in ihren Reihen, aber, die Draxlers, Kruses und Schürrles sind ja auch nicht zu verachten.

Da der VfB in der laufenden Saison nur gegen die vermeintlichen Abstiegskandidaten Hannover 96, Darmstadt 98 und den FC Ingolstadt mit Ach und Krach gewonnen hat und gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte teils derbe Niederlagen einstecken musste, hätte ich vor diesem Spiel keinen Pfifferling auf die Brustringträger gesetzt. Mittlerweile fahre ich gut damit, nichts von der Truppe zu erwarten, so dass die Enttäuschung hinterher nicht allzu groß ist, daher war ich mir im Vorfeld schon recht sicher, dass der VfB nach 2010/2011 zum zweiten Mal mit erbärmlichen zwölf Punkten in die Winterpause gehen würde.

Zum letzten Spiel des Jahres fanden sich 47.343 Zuschauer im Neckarstadion ein, was angesichts der zuletzt gezeigten „Leistungen“ und der nicht vorhandenen Attraktivität der Betriebssportgruppe Wolfsburg nicht sonderlich verwunderlich war. Der Gästeblock war mit etwa 400 Seelen lächerlich schwach besetzt. Vielleicht fragen wir einmal Herrn Allofs, welche Anstoßzeit ihm denn für dieses Spiel genehm gewesen wäre, nachdem er den schwachen Besuch in der heimischen Arena bei Championsleague-Spielen mit den fanunfreundlichen Anstoßzeiten begründet hatte.

Die Trainerfrage schien, schenkte man den Gazetten Glauben, schon vor dem Spiel entschieden zu sein. Jürgen Kramny würde aller Voraussicht nach einen Cheftrainervertrag erhalten, nur ein Debakel würde die Vereinsoberen womöglich noch zum Umdenken bewegen. Die „Mannschaft“ hatte es also in der Hand, ob sie mit Kramny weitermachen will, oder auch ihn zum Abschuss freigeben würde.

Anfangs sah es auch so aus, als nähmen die Dinge ihren vorbestimmten Lauf. Der VfB igelte sich hinten ein und überließ Wolfsburg den Ball, mit dem Vorhaben aus einer kompakten Defensive heraus vorne Nadelstiche zu setzen. Dies misslang in den ersten Minuten gründlich, da man überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel bekam. Bereits nach knapp einer Viertelstunde gingen die Wölfe in Führung. Kruse scheiterte mit einem Flachschuss an Tytoń, der zur Seite und in den Fuß von Caligiuri abwehrte, dieser wartete in aller Seelenruhe ab, bis Arnold herangerauscht kam und den Ball im Tor versenkte. Da war sie wieder, die Schlafmützigkeit unserer Defensivabteilung.

Die Wolfsburger wurden mit der Führung im Rücken erstaunlich passiv, so dass der VfB zu ersten zaghaften Kombinationen und damit besser ins Spiel kam. Nur acht Minuten später spielte der bärenstarke Lukas Rupp Daniel Didavi frei, der nicht lange fackelte und mit einem Traumtor aus 20 Metern in den Winkel den Ex-VfBler Diego Benaglio düpierte. Was für ein Tor, wunderschön und eminent wichtig und damit der Brustlöser für ein doch noch starkes Spiel. Knapp zehn Minuten später passte Gentner aus einer Kontersituation heraus auf Timo Werner, der in den Strafraum hinein sprintete und mit einem scharfen Querpass Filip Kostic bediente, welcher nur noch einzuschieben brauchte. Nach einer halben Stunde war das Spiel gedreht, von den Wölfen kam fast nichts mehr, im Gegenteil, noch vor dem Pausenpfiff hatte der VfB durch einen Pfostenschuss von Rupp und durch Timo Werner, der allein auf Benaglio zulief, hochkarätige Chancen, das Ergebnis höher zu gestalten.

Zur Halbzeit rieben wir uns verwundert die Augen, weil das wirklich mal wieder nach Fußball aussah. Direkt nach dem Seitenwechsel steckte Klein, der nach überstandener Verletzung für den angeschlagenen Serey Dié ins Team rückte, auf Didavi durch, der erneut nicht lange fackelte und das Leder zum 3:1 in die Maschen drosch.

Gab Didavi, der zuletzt verletzt fehlte und für Alexandru Maxim in die Startelf rückte, sein Bewerbungsschreiben für eine Anstellung beim VfL Wolfsburg ab? Ich hoffe es nicht! Trotz großer Anfeindungen in den sozialen Netzwerken und der ihm unterstellten Undankbarkeit, hoffe ich nach wie vor, dass uns Didavi erhalten bleibt. Didavi ist sicher nicht der Typ Söldner, für den ihn viele halten. Zunächst wurde er, weil Labbadia nichts mit ihm anzufangen wusste, nach Nürnberg ausgeliehen, um nicht zu sagen abgeschoben. Dort erfuhr er plötzlich die Wertschätzung, übrigens unter Trainer Dieter Hecking, die ihm beim VfB nicht zuteilwurde. Einen Teammanager, wie ihn heute Günther Schäfer mimt, gab es damals noch nicht. Schäfer hat unter anderem die Aufgabe, Kontakt zu verliehenen Spielern zu halten, sie über die Geschehnisse beim VfB auf dem Laufenden zu halten und sie frühzeitig darüber aufzuklären, wie der VfB mit ihnen plant. Immer und überall sollen sie sich als Teil vom VfB fühlen und sich nicht entfremden. Genau das geschah aber, als Didavi in Nürnberg war. Bis zwei, drei Wochen vor Saisonende hatte sich vom VfB kein Verantwortlicher gemeldet, so dass sich Dida wie das fünfte Rad am Wagen vorgekommen sein musste und nicht wusste, wie es weiter geht.
Lediglich seine in der Schlussphase der Leihe erlittene schwere Verletzung verhinderte, dass er damals schon verkauft wurde. Damit ihn während seiner schweren Zeit keine Zukunftsängste plagen und er seine Reha ohne Zeitdruck angehen konnte, wurde sein Vertrag mit einem vergleichsweise geringen Gehalt bis 2016 verlängert. Sein Salär wurde zwar wohl inzwischen nach oben angepasst, dennoch verpasste es der VfB zu jener Zeit, als sich Didavi im Klassenkampf der Vorsaison zum Leistungsträger aufgeschwungen hat, seine Vertragsverlängerung auf die Prio-1-Liste zu setzen.

Seit dem Bosman-Urteil ist es oberste Managerpflicht, Verträge von Spielern, die man halten möchte, frühzeitig zu verlängern und möglichst nicht ohne die letzte Gewissheit ins letzte Vertragsjahr zu gehen. Der VfB schob diese Personalie auf die lange Bank und hat nun den Salat. Didavi hat sich in den Fokus gespielt und kann bei Bayer Leverkusen oder dem VfL Wolfsburg, die beide um ihn buhlen, sicher das Doppelte an Gehalt einstreichen, wie es ihm der VfB zu bieten imstande ist. Klarer Anfängerfehler von Robin Dutt!

Jetzt fehlen dem VfB die guten Argumente für eine Vertragsverlängerung, nicht nur finanziell, sondern auch sportlich! Allein der Tradition und Fankultur wegen, wird Didavi nicht zum bleiben zu bewegen sein. Und trotzdem darf der VfB nichts unversucht lassen.

Um in eine erfolgreichere Zukunft zu steuern, muss es der VfB lernen, sich den Begebenheiten der Branche zu beugen und auf Spieler einzugehen, die um ein Vertragsangebot flehen, und darf sie nicht ständig auf einen Zeitpunkt vertrösten, den der Verein für richtig hält. Dann nämlich fangen Spieler und deren Berater an, sich abzuwenden und Alternativen abzuklopfen.

Bei Filip Kostic ist der Fall wohl ähnlich gelagert. Anstatt ihm ein Bleiben wirklich schmackhaft zu machen, reibt sich Dutt bei den kolportierten 18 Millionen Euro Ablöse die Hände und setzt Kostic damit schon de facto auf die Verkaufsliste. Abgesehen davon, dass man bei Toni Rüdiger ähnliche Erlöse erwartete und es wegen des Transfer-Hick-Hacks kein Zurück mehr gab, verkauft man in erster Linie Qualität und einen Spieler, der die Fans zu Begeisterungsstürmen hinreißen kann.

Hier erwarte ich vom VfB, dass er sich bis an die Decke streckt und den beiden, sowie irgendwann auch Daniel Ginczek, marktgerechte Gehälter bietet, dass die Spieler zumindest anerkennen, dass der VfB sein möglichstes tut. Robin Dutt hat ganz klar formuliert, dass der VfB dahin kommen wolle, Leistungsträger halten zu können, diesen Worten müssen auch Taten folgen.

Natürlich wird der VfB immer von Vereinen wie Wolfsburg, Leverkusen oder Schalke finanziell ausgestochen werden, dem einen oder anderen Spieler aber ist es womöglich schon genug, wenn er in der vereinsinternen Gehaltstabelle weit oben angesiedelt ist und er daran die Wertschätzung für ihn ablesen kann. Klar ist auch, dass es viele Spieler gibt, die es tatsächlich nur interessiert, wo sie am meisten verdienen können, ich hoffe jedoch, dass nicht alle so ticken. Immerhin wissen sie beim VfB, was sie hier haben, welchen Stellenwert sie innerhalb des Teams haben, während bei einem Wechsel in ein Starensemble einige Unwägbarkeiten vorhanden wären und sie sich erst einmal dort durchbeißen müssten.

Ich hoffe nicht, dass die Situation bereits so verfahren ist, dass eine Vertragsverlängerung unmöglich ist. Didavi ist hier zuhause, kommt aus einem bodenständigen Elternhaus und kam sicher lang nicht auf den Gedanken, den VfB zu verlassen. Merkt er aber, dass sich der VfB nur halbherzig um ihn bemüht, kann man es ihm nicht verdenken, sollte er sich anderweitig orientieren.

Ich weiß, dass viele Fans der Auffassung sind, dass man Reisende nicht aufhalten soll, ich sehe es, zumindest im aktuellen Fall Didavi, anders. Um nicht ständig gegen den Abstieg zu kämpfen oder gar tatsächlich einmal abzusteigen, muss der VfB alles in seiner Macht stehende tun, die wenigen Qualitätsspieler die man hat, zu halten. Gelänge dies im einen oder anderen Fall könnte es eine Signalwirkung auch für andere Spieler haben, genauso wie im umgekehrten Fall.

Zurück zum Spiel, Timo Werner hatte noch eine weitere Chance im eins gegen eins gegen Diego Benaglio, das er erneut verlor, danach verflachte die Partie zunehmend. So etwas wie Spannung kam erst wieder auf, als Sunjic nach rüdem Foul mit gelb-rot vom Platz musste und dies einem Weckruf für die Autostädter gleichkam. Die Wölfe erhöhten den Druck, der VfB igelte nur noch am eigenen Strafraum ein und kam so gut wie nicht mehr zu Entlastungsangriffen. Der VfB hatte zwar noch Glück, dass Schiedsrichter Brych ein plumpes Foul von Schwaab an Dost im Strafraum nicht ahndete und Sebastian Jung aus zwei Metern über das leere Tor köpfte, ansonsten verteidigte der VfB mehr oder weniger geschickt den Vorsprung und brachte ihn schließlich über die Zeit.

Dieses Spiel bot ein Spiegelbild vieler Spiele in dieser Saison und war dennoch etwas anders, weil es erfolgreich gestaltet werden konnte. Spiele nach diesem Strickmuster haben wir bereits einige gesehen. Wenn man unsere Offensive spielen lässt, blitzt immer wieder mal enormes Potential auf, genauso wie uns defensive Aussetzer immer wieder um den durchaus verdienten Lohn bringen können. Am Samstag hatten wir endlich einmal das nötige Quäntchen Glück auf unserer Seite, dass nicht jeder Fehler zum Gegentor führte, so dass die Wölfe irgendwann, auch in Überzahl, nicht mehr so richtig an sich glaubten. Tytoń, der mit Rupp und Didavi bester VfBler war, mausert sich mehr und mehr zum Rückhalt und braucht sich in dieser Form auch vor Mitch Langerak nicht zu verstecken, der wohl in der Winterpause ins Mannschaftstraining zurückkehren dürfte.
Die größten Sorgen im Team macht nach wie vor die Vierer-Abwehr-Kette. Niedermeier stand am Rande eines Platzverweises, Sunjic flog durch eine Dummheit vom Platz, so dass er beim Rückrundenauftakt in Köln fehlen wird, und Schwaab, nicht nur in der Elfersituation ohne weitere Worte. Er ist weder Innen- noch Rechtsverteidiger, hat ein schlampiges Passspiel, kann nicht flanken und ist ungeschickt in seinen Zweikämpfen. Mir fiele kein anderes Bundesligateam ein, in dem er Stammspieler wäre.

Georg Niedermeier spielt sich derzeit wieder fest, seit Jürgen Kramny übernommen hat. Sicherlich ein nachvollziehbarer Schachzug Kramnys, da bei neuem Trainer die Karten stets neu gemischt werden. Timo Baumgartl, der derzeit dem Druck nicht gewachsen zu sein scheint, ist zunächst einmal außen vor. Niedermeier, am Samstag fast mit einem erneuten Eigentor, stellt wegen seiner Übersetzung und weil er zu langsam ist, immer ein Sicherheitsrisiko dar, ist dafür aber einer, der mit Herz und Leidenschaft dabei ist und nie aufgibt. Bei ihm stimmt die Körpersprache! Herz, Leidenschaft und Körpersprache sollte man von einem Berufsfußballer als selbstverständlich erachten, dass beim VfB solche Grundtugenden erwähnenswert sind, sagt viel über den Zustand dieser „Mannschaft“ aus.

Daher wird, sofern im Winter machbar, dringend ein starker Innen- aber auch ein Rechtsverteidiger benötigt. Auch ein Stoßstürmer als Ersatz für den Langzeitverletzten Daniel Ginczek würde uns gut zu Gesicht stehen. Ob der Markt etwas Brauchbares und für den VfB bezahlbares hergibt, wird sich zeigen. Es sollten jedenfalls Spieler sein, die uns sofort weiterhelfen und nicht eine monatelange Eingewöhnungszeit benötigen.
Den finanziellen Spielraum erhöht haben dürfte die Ernennung von Jürgen Kramny zum Cheftrainer. Es war zwar letztendlich die logische Entscheidung, weil Kramny es schaffte, das Team defensiv halbwegs zu stabilisieren und offensichtlich auch gut mit der „Mannschaft“ bzw. sie mit ihm kann.

Auf der anderen Seite ist sie auch eine große Gefahr, weil Kramny keine Erfahrung im Bundesliga-Abstiegskampf aufweist und weil die „Mannschaft“ so schwierig ist.

Möglicherweise hat sie gegen Wolfsburg tatsächlich für ihn gespielt, um einen Schleifer wie bspw. Felix Magath zu verhindern und um sich ihre Wohlfühloase zu erhalten.

Was zum Beispiel, wenn die „Mannschaft“, wie in den letzten beiden Jahren, die ersten sechs, sieben Rückrundenspiele sieglos bleiben sollte und man dann doch noch einen Feuerwehrmann installieren müsste? Dann hätte man die große Chance vertan, einem neuen Trainer die Möglichkeit des Wintertrainingslagers und des offenen Transferfensters zu geben, um selbst noch Einfluss nehmen zu können. Wie man es dreht und wendet, hätte wenn und aber. Der Aufschrei wäre genauso groß, wenn man Kramny zurück ins zweite Glied gestuft hätte und der neue Mann mit einer Niederlagenserie gestartet wäre.

In diese Zwickmühle brachte man sich selbst. Vor dem Augsburg-Spiel stand man noch voll und ganz hinter Alexander Zorniger. Erst nachdem die „Mannschaft“ beschloss die Zusammenarbeit mit ihm zu beenden, indem sie eine 90-minütige Horrorshow inszenierte und Dutt durch den Fanausschuss (Montags; Dienstags dann die Entlassung) klargemacht wurde, weitere Darbietungen wie diese lasse man sich bieten, schmiss man ziemlich überstürzt den Trainer raus, dessen Philosophie lange Zeit als alternativlos betitelt wurde, hatte aber dummerweise keinen Plan B in der Tasche. Professioneller wäre es gewesen, sich vor der Entlassung Zornigers nach ernsthaften Alternativen zu erkundigen. Es hat aber den Anschein, dass man sich bis zuletzt darauf verlassen hat, dass mit Kramny der Umschwung erfolgen würde, so dass wohl noch mit keinem Kandidaten ernsthafte Gespräche geführt wurden. Am Ende entwickelte sich eine Eigendynamik, so dass tatsächlich nur noch ein Debakel gegen Wolfsburg eine andere Lösung auf der Trainerbank zur Folge gehabt hätte.

Ich hoffe, dass es gut geht und die „Mannschaft“ nicht auch ihn schafft. Ihm gleich einen Cheftrainer-Vertrag bis 2017 zu geben ist jedenfalls sportlich. Kramnys Art gefällt mir bis jetzt. Er ist ein netter Typ, hemdsärmelig, kumpelhaft, in Interviews noch sympathisch nervös. Da er über Jahre ordentliche Arbeit bei den Amateuren abgeliefert hat, hat er sich diese Aufstiegschance verdient. Es liegt an ihm, was er daraus macht und wie er die „Mannschaft“ anpackt, sollte sie mal wieder in ihren alten Schlendrian verfallen.

Die Spielweise unter ihm erinnert bisweilen an den „Fußball“ unter Labbadia und Stevens, was aber hauptsächlich der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass Sicherheit und die Verringerung der Anzahl der Gegentore oberste Bürgerpflicht war nach dem Harakiri-Fußball in der Zorniger-Ära. Mehr gibt diese „Mannschaft“ eben auch nicht her.

Der Sieg gegen Wolfsburg darf nicht zur Selbstzufriedenheit und einem „Wir sind wieder wer“ führen. Dass die „Mannschaft“ zu solchen Vorstellungen imstande ist, wenn man sie gewähren lässt und sie ihre Torchancen nutzt, ist bekannt. Leider sind solche Vorstellungen meist Eintagsfliegen, weil die „Mannschaft“ nach einem herausragenden Spiel zur Bequemlichkeit neigt, anstatt sich umgehend auf die nächste Aufgabe zu fokussieren. Die drei Siege hintereinander zum Saisonfinale 2014/2015 waren eine absolute Seltenheit, ansonsten muss man schon weit zurückdenken, um auf zwei Erfolge hintereinander zu kommen. Daher darf der Sieg gegen Wolfsburg nicht zu hoch gehängt werden, er muss erst einmal bestätigt werden, um nicht in die Kategorie „auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“ einsortiert zu werden. Dennoch sollte der Sieg für die Rückrunde und auch für das Viertelfinale im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund Selbstvertrauen geben, da es zum ersten Mal gelang einen Großen zu schlagen.

Die Wolfsburger waren an diesem Samstagabend ein dankbarer Aufbaugegner, der dem VfB die Räume anbot, die er benötigte, um glänzen zu können.

Gegen Köln zum Rückrundenauftakt wird es ein ganz anderes Spiel werden. Die Kölner werden dem VfB nicht den Gefallen tun und bedingungslos stürmen, sondern eher im Gegenteil, abwarten und auf unsere Fehler warten. In solchen Spielen zeigt sich dann, ob der VfB an Reife zugelegt hat und einem Gegner auf Augenhöhe, im Gegensatz zur Vorrunde, eben nicht in die Karten spielt. Gelingt das, spielt man schlimmstenfalls 0:0 und hat zumindest keinen weiteren Boden gegenüber der direkten Konkurrenz verloren.

Der Sieg gegen Wolfsburg tut zwar unheimlich gut, darf aber das Vorhaben, die „Mannschaft“ in der Pause zu verstärken, keineswegs beeinträchtigen. Blutauffrischung tut Not. Am dringlichsten wäre die Verpflichtung eines Abwehrchefs, der jedoch während der Saison und für schmales Geld kaum zu bekommen sein dürfte. Mittelfristig muss die derzeitige „Mannschafts-„Hierarchie durchbrochen, ein neuer Mannschaftsrat gebildet und ein neuer Kapitän bestimmt werden. Erst wenn alte Erbhöfe und gute Verbindungen nichts mehr zählen, wird auf dem Wasen endlich ein gesunder Konkurrenzkampf und ein Leistungsklima zurückkehren, welches man in den letzten fünf, sechs Jahren so sehr vermisst hat.
Kramny muss dieses Übel spätestens im Sommer, sofern die Rückrunde erfolgreich verläuft und er dann noch im Amt ist, an der Wurzel packen und Härte zeigen. Die Politik betreibenden Cliquen innerhalb der „Mannschaft“, die ihr eigenes Süppchen kochen, müssen zerschlagen werden und man sollte sich von jenen Spielern trennen, die namentlich für die jahrelange Misere und unzählige Trainerwechsel stehen. Ich hoffe, Kramny erhält dafür den notwendigen Rückhalt und von Dutt, diese Dinge voranzutreiben.

Wenn nicht, heißt es spätestens im Herbst 2016 wieder „Bye, bye, Jürgen Kramny“ und wir drehen uns weiter fleißig im Kreis.
Ich wünsche allen Lesern besinnliche Weihnachtsfeiertage, einen guten Rutsch und eine erholsame Winterpause. Die Realität holt uns spätestens zum 23. Januar wieder ein.

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22. Dezember 2014

Aus, Aus, Aus, das Fußballjahr ist aus!

Selten war ich so froh wie am Samstag, die Truppe ein paar Wochen nicht sehen zu müssen und mich in nächster Zeit vermehrt den schönen Dingen des Lebens zuwenden zu können. Die einst schönste Nebensache der Welt ist beim VfB zu einem gequälten Dahinsiechen verkommen, war man einst der Verein für Begeisterung ist man nunmehr nach mindestens vier Jahren Misswirtschaft zum Verein für Bedeutungslosigkeit oder auch zum Verein für Bewegungslosigkeit mutiert. War man vor noch nicht allzu langer Zeit selbst motiviert bis in die Haarspitzen und holte in den neunzig Minuten auch auf der Tribüne alles aus sich heraus, kauert man heute in seinem Sitz und schaut dem Treiben auf dem Platz fast schon mitleidig zu.
Gegen die Fußballmacht Paderborn ließ der VfB mal wieder alles vermissen, was den Fußball ausmacht. Kein Tempo, keine Aggressivität, Zweikampfschwäche, an Ideen- und Harmlosigkeit kaum zu überbieten. Gerade einmal vier Tore (drei davon allein beim 3:3 gegen Leverkusen nach 0:3-Rückstand) brachte der VfB in dieser Saison zu Hause zustande, bei 16 Gegentoren. Acht Heimspiele, die an die Nieren gingen. Was versprach man sich nicht alles durch den Umbau des Neckarstadions in ein reines Fußballstadion? Eine Festung sollte es werden, die allen Mannschaften, national und international das Fürchten lehrt und ein Hexenkessel ist.
Die Realität aber sieht leider anders aus, eine „Mannschaft“, die keine ist, die das kleine Einmaleins des Fußballs nicht kann, die fußballerische und Konzentrationsschwächen an den Tag legt, jegliche Identifikation mit Stadt und Verein vermissen lässt und dann noch beleidigte Leberwurst spielt, wenn das Publikum diese Vorstellungen nicht noch goutiert. Ständig hören und lesen wir von der angeblichen Qualität in dieser Truppe, auf dem Platz lassen diese jedoch selten bis nie aufblitzen.
Ich hatte noch nie ein Problem damit, wenn meine Mannschaft verloren hat, wenn, dann dürfte ich mein Herzblut nicht in diese Sportart und schon gar nicht in diesen Verein stecken. Sieg und Niederlage gehören zum Fußballspiel wie das Bier und die Stadion-Rote. Aber, an der Art und Weise von Niederlagen störe ich mich schon hier und da, dann nämlich, wenn man sich fragen muss, was die Jungs auf dem Platz eigentlich beruflich machen, was sie denn im Kopf haben, wenn die gleichen Fehler immer und immer wieder gemacht werden. Was sie ihrem Arbeitgeber und den Fans zurück zu geben sie bereit sind, oder ob sie sich in einer Einbahnstraße sehen, in der man zwar das fürstliche Gehalt einstreichen darf, sich dafür aber zu keinerlei Gegenleistung verpflichtet sieht? Ob man es als zahlender Kunde nicht erwarten kann, dass ein Fußballprofi ein oder zwei Mal die Woche für 90 Minuten alles aus sicher herausholt, alles für den Verein gibt und nicht nach einem zufällig gewonnenen Spiel der Schlendrian einkehrt. In Hamburg lag spielerisch auch einiges im Argen, hatte man Glück, dass der HSV einen grottenschlechten Tag erwischt hatte, dort aber stimmte wenigstens die kämpferische Einstellung. Dadurch hatten sie sich den Sieg auch verdient.
Vier Tage später, man darf dabei nicht vergessen, dass Paderborn einen Tag weniger Zeit zur Regeneration hatte, kickt man dann wieder einen solchen Stiefel zusammen? Kein Wunder, dass wir seit nunmehr 15 Monaten keine zwei Siege in Folge mehr feiern durften, wenn nach einem Sieg gleich wieder Selbstzufriedenheit einkehrt und jeder denkt, es würde schon von selbst laufen.
Ganz schön angefressen war Huub Stevens nach dem Spiel. Ihm dürfte spätestens am Samstag klargeworden sein, welchen Sauhaufen er hier übernommen hat und welch harte Arbeit vor ihm liegt. Das Team muss über kurz oder lang komplett verändert werden. Armin Veh hat dies nach seinem Abschied durch die Blume gesagt, Dieter Hoeneß gestern bei Sport im Dritten unverblümt. Es wurde zu lange auf falsche Pferde gesetzt, die Zusammenstellung des Kaders ist unter aller Sau, wir haben zu viele ähnliche Spielertypen und vor allem keine Führungsspieler.
Wir haben keinen einzigen in der Mannschaft, der das Heft in die Hand nimmt und auch mal dazwischenhaut, wenn es nötig ist. Es herrscht keine bzw. eine falsche Hierarchie. Leute wie Romeu, Gruezo oder Kostic hätten zumindest in puncto Körpersprache das Zeug voran zu gehen, sind aber als Neulinge oder sogar Leihspieler nicht dazu prädestiniert und stellen sich naturgemäß erst einmal hinten an.
Kapitän Christian Gentner mag ein Laufwunder sein, leider hat er sich die falsche Sportart für diese läuferischen Qualitäten ausgesucht. Wenn Stevens ein unmissverständliches Zeichen setzen möchte, sollte er Gentner des Amtes entheben und die Binde Mister X geben, der hoffentlich noch kommt und von dem Stevens dann überzeugt ist und sein verlängerter Arm werden könnte. Vom derzeitigen Kader fällt mir so gut wie niemand ein, der dieses Amt übernehmen könnte, ich weiß nur, dass Gentner mit der Binde und der ihm damit aufgebürdeten Führungsrolle überfordert ist.
Sven Ulreich, auch am Samstag wieder mit ein, zwei guten Paraden, dafür ist er schließlich Torwart, aber eben in Kombination mit einigen Unsicherheiten. Die Spieleröffnung, seine langen Bälle, eine einzige Katastrophe, Antizipation ebenfalls, da hatte er zwei Mal Glück, dass nichts passiert ist. Mir fällt derzeit kein anderer Bundesligatorwart ein, der in jedem Spiel mindestens zwei, drei Böcke drin hat. Fast jeden Ball lang auf Harnik, selbst dann, als Harnik schon ausgewechselt war. Laut Kicker-Statistik 59% Fehlpässe (Kruse 26%), so kann doch kein vernünftiges Aufbauspiel stattfinden, wenn der erste in der Kette den Ball meistens dem Gegner hergibt. Auch das ist eine Personalie, mit der ich (bekanntermaßen) seit Jens Lehmanns Karriereende Bauchschmerzen habe. Ulle profitierte lang von der Tatsache, dass sein Berater Schwab und Fredi Bobic Freunde und Geschäftspartner sind, es war ja dann auch kein Zufall, dass, sobald Bobic entlassen wurde, der Torwartwechsel erfolgte. Ich hatte Armin Veh auf dem Kabinenfest Anfang September genau auf diese Problematik angesprochen und erntete vielsagende Blicke, so dass mir klar war, ohne dass er groß etwas dazu sagte, dass ich offene Türen bei ihm eingerannt hatte. So war der Torwartwechsel irgendwann einfach nur logisch und bei weitem nicht nur Ulles Patzer in Dortmund geschuldet. Einige meinten ja, wegen EINEM Fehler, den Torwart herauszunehmen, das würde ja gar nicht gehen. Es ist einfach das Gesamtpaket, das bei Ulle nicht passt und bei dem vor allem keine Verbesserung zu erkennen ist. Außer seinen Stärken auf der Linie hat er für mich fast nur Schwächen und ist er vor allem Torwart moderner Prägung. Natürlich hat Manuel Neuer diesbezüglich die Messlatte hoch angesetzt, natürlich wird es keinem Torhüter gerecht, ihn an Neuer zu messen, aber, besseres mitspielen, besseres fußballerisches Können, besseres Stellungsspiel, bessere Handlungsschnelligkeit, etc. pp. darf man von einem Bundesligatorwart schon erwarten. Dass Thorsten Kirschbaum auch nicht besser war, heißt nicht automatisch, dass Ulle wieder unangefochtene Nummer 1 sein muss.
Er muss sich warm anziehen wie der Rest der Truppe und, sollte er sich, gemeinsam mit Menger, nicht wieder aufs Niveau von vor zweieinhalb Jahren bringen können, muss man Vlachodimos eine Chance geben und am besten Ulle und Kirsche verkaufen, bevor Vlachodimos es Leno nachmacht und das Weite sucht.
Ich befürchte, dass die notwendigen personellen Korrekturen in der Winterpause nicht durchgeführt werden können. Zum einen ist der Verein notorisch pleite, zum anderen aber gibt der Winter-Transfermarkt auch nichts her, außer unzufriedenen Spielern, bei denen es ungewiss wäre, ob sie den Schalter so schnell umlegen und uns sofort helfen würden. Man hat schließlich nicht immer das Glück wie wir 2011, als Hajnal und Okazaki sofort einschlugen und maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt hatten.
So werden wir wohl oder übel mit diesem Kader auskommen müssen, so sehr allein der Gedanke daran auch Angst macht. Stevens wird eine härtere Gangart einschlagen, das war aus seinen Worten an diesem Wochenende deutlich herauszuhören. Seine PK nach dem Spiel fand ich erfreulich, endlich mal ein Trainer, der sich nach diesem Grottenkick nicht vor „seine“ Spieler sondern sie an den Pranger stellt und Klartext redet, nämlich, dass man mit einer solchen Einstellung kein Spiel gewinnen kann. Was mussten wir uns nach durchaus ähnlichen Spielen schon vorwerfen lassen, wir wären verwöhnt, was wir denn wollten, die Leistung war doch o. k. , wir haben uns „nur“ nicht belohnt.
Unsere Heimbilanz ist schon jetzt katastrophal, gegen Mannschaften wie Köln und Augsburg, die unter normalen Umständen zu unserer direkten Konkurrenz im Kampf gegen den Abstieg gehören, verlieren wir, gegen Paderborn, von den meisten als Absteiger Nummer eins gehandelt, spielen wir unentschieden und sind die schlechtere Mannschaft, und gegen die „Großen“ in der Liga, wie Wolfsburg und Schalke, holen wir uns Klatschen ab, so dass der Klassenunterschied schon jetzt klar zu sehen ist. Leverkusen ist auch in diese Kategorie einzuordnen, auch gegen die Werkself war es nach dem 0:3 zur Halbzeit zapfenduster. Vor den ersten Heimspielen in der Rückrunde kann einem daher nur angst und bange werden, heißen die Gegner doch Gladbach, Bayern und Dortmund. Ja, auch den BVB reihe ich noch in die Kategorie der Top-Teams ein und bin überzeugt davon, dass der BVB zumindest noch in die obere Tabellenhälfte klettern wird.
Gegen biedere Paderborner war einzig Daniel Didavis Rückkehr ein Lichtblick. Vor allem seine Standards wohltuend, schade, dass der zurzeit formverbesserte Alexandru Maxim verletzt passen musste. Außer Ulle und Gente, die enttäuschten, war Sakai einmal mehr nicht bundesligatauglich. Martin Harnik verlor so gut wie jeden Zweikampf und jedes Kopfballduell, Hlousek an seinem Geburtstag mit mehr Schatten als Licht. Auch Timo Werner ist schon die ganze Saison nur ein Schatten seiner selbst, wobei ich es den Youngstern nicht einmal verdenken kann. Die jungen Spieler brauchen Führung, gestandene Spieler neben sich, zu denen sie aufschauen, von denen sie lernen können. Wir zahlen momentan die Zeche für die „Firmenkultur“, die von oben nach unten vorgelebt wird. Anstatt Leute mit Ecken und Kanten und kontroversen Meinungen zu holen und sich die Köpfe heiß zu reden, wird eher Wert darauf gelegt, dass jeder seine Klappe hält. Wer dieses Spiel nicht mitzuspielen bereit ist, wendet dem Verein den Rücken zu. Wem sein sicherer Posten aber wichtiger ist, als sichtbarer Erfolg und kontinuierliche Verbesserung, der bleibt auch dann auf seinem Posten kleben, wenn er erkennt, dass im Grunde alles umsonst ist, was er tut. So muss es doch bspw. auch Andi Menger gehen, der einen Leno gehen lassen muss und Ulreich krampfhaft zur Nummer Eins erklärt wird, nur weil man ihm das bei der Lehmann-Verpflichtung mal versprochen hat und weil er eben das so wichtige Vitamin B hat.
Auch Fredi Bobic äußert sich heute im Kicker erstmals nach seinem Rauswurf, auch er lässt kein gutes Haar am mächtigen Aufsichtsrat, auch er sieht es inzwischen so, gegen Windmühlen angekämpft zu haben. Wenn es so schlimm und seine Mission zum Scheitern verurteilt war, frage ich mich, weshalb er dann nicht den Bettel hingeschmissen hat. Da er dem Vernehmen nach noch auf der Gehaltsliste vom VfB steht, sollte er dennoch vorsichtig sein, was das Nachtreten angeht. Er wäre nicht der Erste, der sich nachträglich noch eine fristlose Kündigung einhandelt, wenn betriebliche Abläufe oder Interna an die Öffentlichkeit getragen werden. Der VfB muss sparen, wo es geht, so gesehen käme ihm das sicherlich entgegen. ;-)
Was die Bobic-Nachfolge angeht, bin ich äußerst skeptisch, ob man im Verein gewillt ist, einen Mann mit eigenen Visionen zu holen oder wieder nur einen, der für die Vereinsführung und den mächtigen Aufsichtsrat ein bequemer Zeitgenosse ist, den man noch „ziehen“ kann. In diese Kategorie fällt für mich auch der derzeit favorisierte Robin Dutt. Zwar hat er jetzt nicht den viel zitierten Stallgeruch, aber, er dürfte schon zu Beginn sehr dankbar sein, wieder nahe seiner Heimat Leonberg seinen Dienst verrichten zu dürfen. Seit seiner Zeit in Freiburg hat er nichts mehr gerissen, ist in Leverkusen grandios gescheitert, hat den Job beim DFB selbst geschmissen und auch in Bremen keine Bäume ausgerissen.
Gerade seine Demission beim DFB werfe ich ihm vor. Matthias Sammer hatte für diesen Posten Maßstäbe gesetzt und den Grundstein für die Erfolge der U-Nationalmannschaften und auch den WM-Gewinn in Brasilien gelegt. Einen für Fußball-Deutschland so elementar wichtigen Posten nach noch nicht einmal einem Jahr beim erstbesten Angebot aus der Bundesliga zu kündigen und beim DFB ein Vakuum zu hinterlassen, das spricht für mich nicht für Charakterstärke. Damals stellte er angeblich fest, dass er Trainer mit Leib und Seele sei und sich eher auf dem Platz denn am Schreibtisch zu Hause sieht, um jetzt die Rolle rückwärts zu schlagen? Für mich äußerst fraglich, ob wir mit diesem Mann in eine erfolgreiche Zukunft gehen können. Was, wenn der nächste Sinneswandel bei ihm eintritt? Dieses Risiko sollte der VfB genau abwägen, wurde man doch nach Armin Vehs Rücktritt schon kalt erwischt. Im übrigen würde es Dutt kraft seines Amtes auch mit Spielern zu tun bekommen, die trotz laufenden Vertrages eine Luftveränderung meinen zu brauchen, wie soll er hier argumentieren und auf die Gültigkeit von Verträgen pochen, wenn er selbst eine solche Wankelmütigkeit an den Tag legt.
Bei der Sportdirektorensuche ist nach wie vor der Zeitpunkt der Trennung von Fredi Bobic das große Problem. Es ist nun bereits die zweite Saison, die man wegen Zauderei frühzeitig in den Sand gesetzt hat, bevor sie richtig begann. War es erst Bruno Labbadia, dessen Vertrag man nicht zum Saisonende auslaufen ließ, nun also Fredi Bobic, dem man bereits im Mai dieses Jahres seine Papiere hätte geben müssen. Beide Male war der Transfermarkt bereits geschlossen, so dass die jeweiligen Nachfolger nichts Grundlegendes mehr ändern konnten. Unter diesen Voraussetzungen ist es schon äußerst bemerkenswert, dass wir mit Huub Stevens dank acht Punkten aus sechs Spielen überhaupt noch in Schlagdistanz sind. Zeitweise sah es schon bedenklicher aus, ab Platz 10, zu dem wir zwei Punkte Rückstand haben, kann es noch jeden erwischen, so gesehen ist die Ausgangsposition für die Rückrunde so schlecht nicht. Fakt ist aber, dass wir eine bessere Rückrunde hinlegen müssen als es die Vorrunde war.
Da ich in Huub Stevens großes Vertrauen setze und mir sicher bin, dass er weiß, was zu tun ist und an welchen Hebeln anzusetzen ist, bin ich, mangels geeigneter Kandidaten, fast dafür, die Saison mit Stevens als Teammanager und Schneider als Fachmann für die kaufmännischen Angelegenheiten zu Ende zu bringen und ab 1.7. eine 1a-Lösung (die man dann evtl. auch aus einem laufenden Vertrag holen kann) zu präsentieren. Diese Konstellation würde aber natürlich die Gefahr beinhalten, dass mit Stevens der nächste Trainer seine Wunschkandidaten holen würde, im Sommer aber möglicherweise schon wieder weg ist. Auf der anderen Seite, da beißt die Maus keinen Faden ab, zählt momentan einzig der kurzfristige Erfolg, der da heißt Klassenerhalt.
Traut man es diesem Tandem nicht zu, wäre für mich Jan Schindelmeiser von den derzeit verfügbaren Kandidaten noch der beste. Als ehemaliger Fußballer, lizenzierter Trainer und Unternehmensberater bringt er eine hohe Qualifikation mit, Ihm täte man Unrecht, ihn lediglich auf seine Hoffenheimer Zeit zu reduzieren. Andere Kandidaten wie Nerlinger und Kreuzer haben bislang noch nicht nachhaltig ihre Tauglichkeit unter Beweis gestellt bzw. sind gescheitert, während dies bei möglichen Novizen wie Kahn, Effenberg oder Lehmann naturgemäß nicht der Fall ist. Nach Heldt und Bobic bin ich für einen erfahrenen Mann auf diesem so wichtigen Posten, da dieser Schuss sitzen muss. Lässt man die Erfahrung außer Acht, hätte für mich Jens Lehmann immer noch eine enorme Strahlkraft. Diese Lösung hätte sicherlich ihren Charme, ob die Herren aber bereit sind, einen Neuling, der zugleich Querdenker und streitbarer Geist ist, zu holen, bezweifle ich.
Nimmt man die Erfahrung als Teil eines Anforderungsprofils schiede Robin Dutt aber ohnehin gleich mit aus. Auch Henk Veldmate, der zum Favoritenkreis gehören soll, wäre zugleich Chance und Risiko. Chance deshalb, weil er seine Arbeit vollkommen unvoreingenommen antreten würde und sicherlich neue Impulse reinbringen würde. Wer in Groningen gute Arbeit geleistet hat und die holländische Fußballphilosophie verinnerlicht hat, kann möglicherweise auch auf dem Wasen frischen Wind reinbringen. Dass die Verpflichtung eines Mannes, der die Liga nicht kennt, Risiken birgt, hat man erst kürzlich beim HSV mit Frank Arnesen gesehen. Schleppt er die ersten ein, zwei Holländer an, die nicht sofort einschlagen, findet sich unter den Koryphäen bei uns in Vorstand und Aufsichtsrat sicherlich mindestens einer, der ihm „erklärt“ wie Fußball hierzulande funktioniert, so dass am Ende doch wieder alles beim Alten bleibt.
Ich beneide den Verein nicht darum, diese so schwierige richtungsweisende Entscheidung treffen zu müssen, bemitleiden tue ich sie aber mitnichten, haben sie sich diese Suppe doch grandios selbst eingebrockt.
Egal, wer am Ende des Tages diese Position übernimmt. Er hat die Herkulesaufgabe vor sich, den Kader komplett umzugestalten. Sich von hochbezahlten Durchschnittskickern und schlechten Charakteren zu trennen, und ein Gerüst an erfahrenen, integeren Profis zusammenzustellen, die den Anhang wieder mitzureißen vermögen und zu denen unsere Nachwuchskräfte aufschauen können. Dies wird sicherlich nicht von heute auf morgen passieren können, aber, man muss darauf hinarbeiten und sollte vor allem JEDE Vertragsverlängerung ganz genau überdenken.
Dass in den vergangenen Tagen dann noch der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Schmidt aus der Deckung prescht und Huub Stevens mit in den Weihnachtsurlaub gibt, ein einstelliger Tabellenplatz müsse aufgrund unseres im Vergleich zur unmittelbaren Konkurrenz hohen Etas schon drin liegen, ist für mich ein Paradoxon sondergleichen. Was diese „Mannschaft“ wert ist, zeigt sie Woche für Woche auf dem Platz, nämlich nichts. Natürlich ist der Etat hoch, wenn man Durchschnittskickern zu viel bezahlt, über die Qualität der Truppe sagt das rein gar nichts aus, dies spricht allenfalls Bände für die Unfähigkeit und sportliche Inkompetenz unserer Vereinsführung. So gesehen ein klassisches Eigentor!
Für mich geht es einzig und allein um den Klassenerhalt und diesen zu realisieren dürfte schwer genug werden. Schafft es Huub Stevens ein zweites Mal müsste ihm eigentlich ein Denkmal gesetzt werden. Wie eingangs schon beklagt, hat er es mit einer Truppe zu tun, die täglich an die Grundtugenden des Fußballspiels erinnert werden muss, der es fremd ist, zu kämpfen und Leidenschaft zu zeigen. Die letzten 5-10 Minuten gegen Paderborn konnte ich kaum fassen, wir ließen Paderborn gewähren, keiner ging drauf, keiner bemühte sich mehr den Ball zu erobern. Da war kein Siegeswillen, nichts erkennbar, jeder versteckte sich nur hinter dem Anderen.
Dann ist da offensichtlich noch immer ein Zwist zwischen Mannschaft und Fans. Anstatt sich zu bemühen, die Gunst der Fans wiederzuerlangen, flüchten sie in Selbstmitleid. Auch am Samstag wieder, immerhin dem letzten Spiel eines, auch für uns Fans, harten Jahres, kam die Mannschaft nur halbherzig und mit großem „Sicherheitsabstand“ in die Kurve. Von einer Aktion, wie in anderen Stadien üblich, „danke für die tolle Unterstützung im Jahr 2014“ oder Ähnlichem nichts zu sehen. Natürlich werden sie alle mal ein böses Wort aus der Kurve gehört, vielleicht auch mal einen oder mehrere Mittelfinger zu sehen bekommen haben, aber, rechtfertigt es das, das ganze Stadion abzustrafen, alle über einen Kamm zu scheren und auf immer und ewig auf Bähmulle zu machen? Ich finde es auf der einen Seite ganz schwach, auf der anderen aber ist das auch nicht verwunderlich. Welchen Charakter diese Truppe hat (oder auch nicht) bekommen wir fast jede Woche vor Augen geführt.
Langsam kommt man sich als Fan mehr geduldet denn erwünscht vor. Verkehrte Welt, mit dieser heutigen, verwöhnten, Spielergeneration kann ich bald überhaupt nichts mehr anfangen!
In Huub Stevens haben wir wenigstens den bestmöglichen so kurzfristig verfügbaren Mann bekommen, der die Jungs an der Ehre packen und an ihre Pflichten erinnern kann und wird.
Jetzt genießen wir erst einmal die fußballlose, besinnliche Zeit, bevor es 2015 weiter geht. Zwischen den Feiertagen und Feierlichkeiten schau ich dann auch gerne mal bei Sky Sport vorbei, wo die englische Premier League ein Mammutprogramm abspult. Jeder Verein, alle zwei, drei Tage, 90 Minuten Vollgas, Kampf und Leidenschaft pur. Man fragt sich dabei manchmal, ob das tatsächlich die gleiche Sportart ist, wie die, die wir uns im Neckarstadion anschauen.
Ich wünsche Euch allen frohe Weihnachten, besinnliche schöne Tage und einen guten Rutsch ins Jahr 2015.

Viele Grüße, Franky

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18. Januar 2014

Winterpause, Club-WM, Schumi, Hitz, Katar, Sam, Weltfußballerwahl, de Bruyne, Kap der guten Hoffnung

Wie nahezu in jedem Jahr stellt die Bundesliga ihren Betrieb kurz vor Weihnachten ein. Diese Pause hat in Deutschland eine lange Tradition und rührt wohl noch von Zeiten, als die Rasenheizung noch nicht erfunden war, es in den Kurven fast ausschließlich Stehplätze gab und die Stadien noch nicht überdacht waren. Damals machte die Unterbrechung der Saison noch Sinn, fielen doch viele Spiele dem Wetter zum Opfer, sei es, weil der Rasen unbespielbar war oder wegen vereister Zuschauerränge.

Heutzutage aber, wo sich der eigentliche Winter mehr und mehr in die Monate Februar und März verschiebt, wo alle Vereine Rasenheizungen besitzen und Sportmediziner davon abraten, den Körper der Spieler zwei Mal im Jahr von 0 auf 100 und wieder zurück zu bringen, sehe ich für unsere Gefilde keinen Sinn mehr in einer fünfwöchigen Pause.

In England hingegen wird in dieser Zeit eine englische Woche nach der anderen hingelegt, so dass ich mir die bei uns fußballlose Zeit dank Sky Sport mit dem einen oder anderen Kracher von der Insel vertrieben habe. Außerdem war für mich erneut der Mercedes-Benz Juniorcup im Glaspalast in Sindelfingen Pflichtprogramm, wo man die Gelegenheit hat, die Stars von morgen hautnah zu erleben und zudem nicht ganz fußballabstinent sein muss.

Die Winterpause des VfB wurde wegen der unsäglichen Teilnahme der Münchner Bayern an der sogenannten Club-WM in Marokko um eine weitere Woche verlängert. Die Bayern holten sich erwartungsgemäß den Titel und dürfen sich angesichts des fünften Pokals im Kalenderjahr 2013 gepflegt einen rubbeln. Dass bei diesem Teilnehmerfeld wohl auch ein überdurchschnittlicher deutscher Zweitligist gute Siegchancen gehabt hätte, wird sie reichlich wenig interessieren. Die FIFA ist ja bekannt dafür, durch fragwürdige Terminansetzungen in den internationalen Terminkalender einzugreifen, so dass man hierfür den Bayern ausnahmsweise mal nicht die Schuld geben kann.

So ergibt sich nach der Vorrunde also ein schiefes Tabellenbild, wobei es natürlich nicht sehr wahrscheinlich erscheint, dass die Bayern im Nachholspiel am 29. Januar 2014 keine drei Punkte aus dem Neckarstadion mitnehmen werden.

Kurz vor dem Jahreswechsel dann hat mich der Skiunfall von Michael Schumacher schwer erschüttert. Bis heute liegt er im künstlichen Koma. Seine Überlebenschancen scheinen inzwischen zwar gut zu sein, fraglich ist eben das WIE. Welche bleibenden Schäden werden zurückbleiben, wie lang wird sein Weg zurück in ein normales Leben. Wird er den Weg zurück überhaupt wieder schaffen? Und wenn ja, welche Schäden hat sein Gehirn erlitten. Ich drücke ihm, der mir zu einer Zeit, als es noch echte Typen und Konkurrenz in der Formel 1 gab, so viel Freude und spannende Rennen bescherte, beide Daumen, dass seine Genesung gut voranschreitet und er uns in absehbarer Zeit selbst erklären kann, was ihm widerfahren ist.

Anfang Januar wurde dann wahr, was sich schon monatelang abgezeichnet hat. Borussia Dortmund verliert nach Mario Götze auch Robert Lewandowski an die Münchner Bayern. Anders als bei Götze,  für den die Bayern 37 Millionen auf den Tisch des gelb-schwarzen Hauses blätterten, geht Lewandowski ablösefrei und erliegt wie so viele vor ihm dem Lockruf des Geldes. Das zeigt wieder einmal auf, dass die Bayern aufgrund ihrer jahrzehntelangen Dominanz finanziell noch immer Lichtjahre von der zurzeit zweiten Kraft im deutschen Fußball entfernt sind. Dies unterstreicht eine von der französischen Zeitung L’Équipe veröffentlichte Gehaltstabelle der bestbezahlten Trainer der Welt. Auf dieser steht Pep Guardiola mit schlanken 17 Millionen Euro Jahresverdienst unangefochten auf Platz 1 und verdient demnach knapp sieben Millionen Euro mehr als ein gewisser Jose Mourinho. Jürgen Klopp steht auf dieser Liste mit 4,3 Millionen Euro auf Rang neun. Ähnlich groß dürfte auch die Diskrepanz dessen sein, was die Bayern einem Lewandowski bezahlen zu dem, was Borussia Dortmund hat bieten können, um deren Gehaltsgefüge nicht komplett aus den Fugen geraten zu lassen. Ob es dem zumindest nationalen Fußball förderlich ist, solche Wahnsinnsgehälter zu bezahlen, sei dahin gestellt. Die Schere zwischen den Bayern und dem Rest der Liga driftet immer weiter auseinander, die Liga droht zum Langeweiler zu verkommen. International gesehen sieht es natürlich anders aus. Dort gibt es keine 50+1-Regelung, dort leisten sich mehr und mehr Medienmogule, Scheichs und russische Öl-Oligarchen Vereine, die sie mit Milliarden-Investitionen vom Mauerblümchen zum strahlenden Glamour-Girl hochpuschen und, wenn sie die Lust verlieren, auch wieder fallen lassen, siehe den CF Málaga oder auch Machatschkala. Es wird also höchste Zeit, dass das internationale Financial Fairplay zu greifen beginnt und auch einmal ein „Großer“ aus den lukrativen Wettbewerben ausgeschlossen wird.

Einen Tag später stirbt die portugiesische Fußball-Legende Eusebio, der schwarze Panther, im Alter von 71 Jahren. Eusebio zelebrierte den Fußball zu einer Zeit, in der es noch Vereinstreue gab und ein Spieler wusste, wo sein Zuhause ist. Er spielte 15 Jahre lang für Benfica Lissabon, das ihm im darauffolgenden Spiel gegen den FC Porto gedachte, indem sein Namenszug die Trikots aller Spieler zierte.  Seine größte Zeit hatte er bei der Weltmeisterschaft 1966 in England, als er mit neun Toren Torschützenkönig des Turniers wurde und somit erheblichen Anteil am dritten Platz der Portugiesen für sich verzeichnen konnte. In Portugal wird er auch posthum DER Volksheld schlechthin bleiben!

Der 8 . Januar war für die „Sauregurkenzeit Winterpause“ ein ereignisreicher Tag. Zunächst wurde der Wechsel des Jung-Nationalspielers Sidney Sam von Bayer 04 Leverkusen zum Ligakonkurrenten Schalke 04 bekannt gegeben. Auf den ersten Blick ein Transfercoup, der den Königsblauen gelungen ist, zumal Sam eine festgeschriebene Ablösesumme von 2,5 Millionen Euro in seinem Vertrag stehen habe. Ein wahres Schnäppchen also, wobei, wie immer bei solchen Geschäften, über die Kosten des Gesamtpakets Stillschweigen vereinbart wurde. So darf über die Höhe eines möglichen Handgelds und seines Gehalts nur spekuliert werden kann. Schalke wird sich mächtig strecken haben müssen, um diesen Fisch an Land zu ziehen, wen jucken da noch die über 170 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Auf der einen Seite sicherlich ein riskantes Spiel, das aber natürlich auch aufgehen kann, wenn man sieht, dass man mittlerweile in der Gelddruckmaschinerie Champions League mindestens 20 Millionen Euro (Gruppenphase) bis zu rund 80 Millionen Euro (Finale) „verdienen“ kann. Sollte allerdings die Champions League mehrmals verpasst werden, könnten hochdotierte Verträge der Herren Huntelaar, Boateng, Sam, Farfan, Höwedes, um nur einige zu nennen auch schnell zur Zahlungsunfähigkeit führen. Ein Vabanque-Spiel also.

Eine Konsequenz der Sam-Verpflichtung könnte sein, dass das angebliche Interesse von Schalke 04 an einer Verpflichtung von Ibrahima Traore erloschen ist. Traore pokert hoch! Wie ich bereits kommentiert habe, halte ich es für einen großen Management-Fehler überhaupt mit Traore in die Saison gegangen zu sein, wohlwissend, dass er im Sommer ablösefrei ist. Als Folge des Bosman-Urteils hätte entweder der Vertrag bis zum Ende der Sommer-Wechselperiode verlängert sein müssen oder man hätte ihn verkaufen müssen, um noch eine Ablösesumme zu kassieren. Außer Schalke soll ja auch der (neureiche) AS Monaco interessiert gewesen sein.  So kann er jetzt im Sommer ablösefrei gehen, eine Einigung scheint sich nicht abzuzeichnen. Traore ist einer dieser Spieler, die es nicht zu schätzen wissen, welchen Traumberuf mit welchen Traumbezügen sie ausüben dürfen. Einmal stänkert er gegen die Fans, die nach unterirdischen Leistungen nicht zu Begeisterungsstürmen bereit sind, ein anderes Mal schadet er dem Verein, wenn er seine Nerven nicht im Griff hat und vom Platz fliegt. Dazu legt er pro Halbserie ein, zwei wirklich starke Spiele hin, um dann wieder völlig ab- und unterzutauchen. Er macht aus seinen zweifellos vorhandenen Anlagen viel zu wenig. Daher ist es völlig richtig von Fredi Bobic, sich von Traore und seinem Berater Neubauer nicht unter Druck setzen zu lassen und den Forderungen nicht nachzugeben. Meiner Meinung nach überschätzt sich Traore maßlos und wäre kein so schmerzlicher Verlust, wenn eine Einigung nicht zustande käme. Schmerzlich wäre lediglich, dass er ablösefrei ginge, was sich ein Verein wie der VfB eigentlich nicht leisten kann.

Dann die Sensation der Winterpause schlechthin. Hitz, the Hammer, unser Thomas Hitzlsperger also, ist schwul. Von langer Hand vorbereitet gab er der Wochenzeitung „Die Zeit“ ein Interview und gibt sein Coming Out öffentlich bekannt. Mich persönlich hat die Meldung nicht überrascht, zu seiner Stuttgarter Zeit bekam man ja auch schon das eine oder andere mit. Dass sein Coming Out jedoch x Sondersendungen wert war, hat mich schon überrascht und irgendwann auch genervt. Alleine diese Sensationslüsternheit zeigte doch, dass es für noch aktive Fußballer höchst fahrlässig wäre, sich zu outen. Schade eigentlich, passt aber genau zur verlogenen Scheinwelt Fußball-Bundesliga, in der alle Beteiligte (Spieler, Trainer, Funktionäre, Berater, Journalisten…) gut voneinander leben und einen Teufel tun werden, offene Geheimnisse auszuplaudern, weil sie sonst vom Rest der Szene geächtet und sich somit ins eigene Fleisch schneiden würden. An meiner Wertschätzung für Hitzlsperger hat sich durch diese Nachricht nichts geändert, ich mag ihn als Menschen und werde ihn für immer verehren, weil er uns mit seinem sensationellen Ausgleich gegen Energie Cottbus 2007 den Weg zur Meisterschaft geebnet hat. Jeder soll, sofern er seinen Mitmenschen nicht schadet, leben wie er möchte. Im Fußball kommt es viel mehr auf das Mannschaftsgefüge an und auf die Leistung auf dem Platz. Wenn die stimmt und die sexuelle Orientierung für die Mitspieler keine Rolle spielt, ist doch alles in Ordnung. Sollte ein schwuler Fußballer diesbezüglich aber von den Kollegen gemobbt werden, würde der Sachverhalt komplexer werden und der Verein wäre gefordert, dagegen zu wirken. In der Fankurve, da bin ich überzeugt davon, gäbe es keine Ressentiments gegen schwule Fußballer im eigenen Verein, es zählt immer an erster Stelle, was der Spieler bereit ist für den Verein zu geben und wie die Leistung ist. Dies sind Tugenden, die dem Fan in Zeiten des Söldnertums wichtig sind und nicht, ob ein Spieler, schwarz, weiß oder gelb, hübsch oder hässlich und eben schwul oder heterosexuell ist.

Schließlich prescht an diesem Tag auch noch der FIFA-Generalsekretär Valcke vor und äußert seine Einschätzung, die WM 2022 in Katar würde im Winter zwischen dem 15. November und dem 15. Januar stattfinden. Ich habe die Hoffnung noch nicht vollständig aufgegeben, dass Katar die WM wieder entzogen werden könnte. Diese Möglichkeit dürfte allerdings wohl nur eintreten, wenn nachgewiesen werden könnte, dass die Vergabe der WM nicht mit rechten Dingen vonstattenging. Sollte das nicht möglich und niemand bereit sein, hier noch einmal richtig zu recherchieren, um alle Zweifel auszuräumen, es also bei Katar bleiben, ist es sicherlich vernünftiger im Winter als im Sommer (bei bis zu 70°) zu spielen. Wie das in der Realität aussieht möchte uns die FIFA erst nach der WM in Brasilien mitteilen. Schwachsinnig ist eine WM in Katar auf alle Fälle, ein Land ohne Fußballkultur, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, die in Zeiten des Klimaschutzes die Stadien herunter kühlen, um es Spielern und Zuschauern erträglich zu machen. Traurig, dass nur noch der schnöde Mammon regiert. Wer weiß, ob nicht das IOC, sollte die FIFA nach dem Turnier Milliardengewinne veröffentlicht haben, die Chance wittert, dort noch eine Winterolympiade durchzuführen. In den Emiraten hat man es schließlich ja und nach der Nachhaltigkeit fragt bei den mafiös strukturierten Sportverbänden ohnehin schon lange niemand mehr.

Am Anfang dieser Woche stand schließlich noch die Weltfußballerwahl an. Nadine Angerer wurde Weltfußballerin des Jahres. Sicherlich verdient, war sie doch maßgeblich am Europameistertitel unserer Fußball-Frauen beteiligt, auch wenn meine Favoritin Philipp Lahm gewesen wäre. Silvia Neid wurde die Ehre der Weltfrauentrainerin zuteil und die Bayern räumten noch an anderer Stelle ab, Jupp Heynckes wurde Trainer des Jahres. Völlig verdient und ein würdiges Ende seiner so ruhmreichen Spieler- und Trainerkarriere.

Bei den Männern hatte erwartungsgemäß Cristiano Ronaldo die Nase vorn und nicht der von den Bayern so vehement geforderte Franck Ribery. Allen im Vorfeld der Veranstaltung von Hoeneß & Co. aufgestellten Verschwörungstheorien zum Trotz gewann der im Jahr 2013 herausragendste Fußballer den Ballon d’Or. Auch wenn Ribery mit der Mannschaft alles gewonnen hat und sicherlich auch einen Anteil an den Triumphen hat, kommt er an die individuelle Klasse eines Cristiano Ronaldo nicht heran. Die Bayern können einen Ausfall Riberys leichter kompensieren, als Real den von Ronaldo, der nahezu jedem Spiel seinen Stempel aufdrückt. Auch wenn die Leistungen der Vorjahre vielleicht nicht unbedingt in die Wahl des Spielers des Jahres 2013 hineinspielen dürfen, hat es sicher auch eine Rolle gespielt, dass Ronaldo sich in den letzten Jahren stets hinter Lionel Messi anstellen musste. Dass in einem Jahr, in dem Messi nicht ganz so überragend war wie in den Jahren zuvor, teilweise Verletzungen geschuldet, teilweise auch dem Altern der Barca-Granden geschuldet, die ihr dominantes Spiel im Jahr 2013 nicht mehr so durchbrachten wie in den Vorjahren und zudem in der Champions League sang- und klanglos gegen die Bayern ausschieden, dass dieser Umstand dazu genutzt wird, Ronaldo auf Nummer 1 zu hieven, ist für mich sogar nachvollziehbar.

Auch in Sachen Nationalmannschaft ist Ronaldo für Portugal viel wertvoller als Ribery für Frankreich. Ronaldo schoss die Selecao fast im Alleingang zur WM nach Brasilien, während Ribery in Frankreich nach wie vor um die Anerkennung kämpft, die er bei den Bayern genießt. Zu schwankend seine Leistungen, zu sehr wirken noch die Eskapaden der WM 2010 nach. Ein Übriges taten einige ungeschickte Interviews um die Vorkommnisse von 2010 zu beschwichtigen. Während Ronaldo für Portugal ein Volksheld ist, ist Ribery eher geduldeter Ausländer in der eigenen Nationalmannschaft.

Das Ronaldo-Gebashe in Deutschland kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Wann immer Ronaldo in Deutschland auftaucht wird er gnadenlos ausgepfiffen, wofür ich mich schon fast fremdschäme. Ich freue mich, wenn ich einen solchen Weltklassefußballer live erleben darf und habe höchsten Respekt vor seinem Leistungsvermögen. Seit er 2003 als Jungspund mit Manchester United im Neckarstadion auflief verfolge ich mit Interesse seinen Weg. Mit jetzt 29 Jahren hat er kürzlich sein 400. Tor seiner Profikarriere erzielt, herausragend also. Und, in den letzten Jahren ist er immer mannschaftsdienlicher geworden, was sowohl Real Madrid als auch der portugiesischen Nationalmannschaft zugutekommt. Er hat möglicherweise das Pech nicht in eine ganz große Fußballnation hineingeboren worden zu sein, dennoch hat die portugiesische Nationalmannschaft auch im Laufe seiner Karriere einige Achtungserfolge zu verzeichnen und zählt bei jedem Turnier stets zu den Geheimfavoriten. Im Nationalteam ist es sein Pech, dass es so scheint, alle Last würde ihm aufgebürdet werden, unter der er manchmal zu zerbrechen droht. Bei Real freilich sieht es ein wenig, aber nicht viel anders aus. Auch dort ist er der Mann, auf den alle schauen, auch wenn er überragende Nebenleute wie Xabi Alonso, Benzema, Bale, Di Maria, Isco, Modric uvam. hat. Reals Form steht und fällt mir der von Cristiano Ronaldo.

Bemerkenswert und bewundernswert finde ich auch seinen Lebensweg. Aus den Slums von Funchal auf der Atlantik-Insel Madeira schaffte er über National Funchal mit 12 Jahren den Sprung in die Jugendakademie von Sporting Lissabon und damit auch in eine neue Welt. Dort entdeckte ihn im Sommer 2003 Sir Alex Ferguson, als Sporting Manchester United anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten des José-Alvalade-Stadions in Lissabon mit 3:1 besiegte. Für 17,5 Millionen Euro wechselte der damals 18-jährige also auf die Insel nach Manchester und reifte fortan unter Sir Alex zum mit weltbesten Fußballer. Ronaldo mag oft arrogant und wehleidig rüber kommen, ich denke, er hat sich einfach im Laufe der Jahre ein dickes Fell zugelegt und lässt nicht alles, was auf ihn herein prasselt, an sich heran kommen. Ein Spieler, der in den letzten 2 ½ Saisons in Spanien, einer der besten der Ligen der Welt, genau 100 Tore geschossen hat (Stand 17.01.2014), darf einfach zu den ganz großen der Branche gezählt werden.

Er mag vom Herrgott mit einem außergewöhnlichen Talent ausgestattet worden sein, keine Frage, dennoch ist ihm auch nichts in den Schoß gefallen. Sämtliche Trainer, unter denen Ronaldo gearbeitet hat und arbeitet, loben stets seine außergewöhnliche Bereitschaft zu Sonderschichten, sei es in der Körperpflege, im Fitnessraum oder auf dem Platz. Er erarbeitet sich seinen Status sprichwörtlich und hat eben den Ehrgeiz stets der Beste zu sein. 2013 hat er es geschafft, herzlichen Glückwunsch!

Gestern vermeldete dann schließlich noch der VfL Wolfsburg Vollzug im Transferhickhack um Kevin De Bruyne. Transfers jenseits der 20 Millionen stellen für die Autostädter schon lang kein Problem mehr dar. Beunruhigend für mich als Fan ist aber, dass sich die Wölfe nach der Meisterschaft 2009 nun erneut anschicken, die Spitze aufzumischen und dorthin auf einem guten Weg zu sein scheinen. Mit Allofs und Hecking wird dort mittlerweile weniger Geld verbrannt als in früheren Jahren und punktuell ein Team aufgebaut, das das Zeug dazu hat auf lange Sicht unter den Top 3 der Liga mitzumischen. Wieder ein (Werks-)Club mehr, der Traditionsvereinen den Weg an die Geldtöpfe versperrt, der mit dafür verantwortlich ist, dass es mittlerweile ein Ding der Unmöglichkeit ist, Top-Spieler über viele Jahre in seinen Reihen zu halten. Jeder, der seinen Gehaltsscheck über alles stellt (und das sind die meisten) wird also im Zweifel die hässliche traditionslose Stadt Wolfsburg einem anderen Ort vorziehen. Mittlerweile scheinen nicht einmal mehr die Frauen ihr Veto einlegen zu können (oder es wird nicht erhört), wie noch zu Zeiten eines Valdas Ivanauskas, dessen bessere Hälfte die Autostadt nach dem „Vorstellungsgespräch“ fluchtartig verließ und klar machte, dort setze sie keinen Fuß mehr hin. Mit Wolfsburg wird in den nächsten Jahren zu rechnen sein, zumindest so lang es dem Mutterkonzern VW wirtschaftlich gut geht.

Der VfB schlug sein Trainingslager vom 6. bis 16. Januar erstmals im fernen Südafrika auf. Als Botschafter der Deutschen Fußballliga, versüßt mit 200.000,– Euro Prämie, ließ sich der Tross nicht zwei Mal bitten und flog ans Kap der Guten Hoffnung. In Kapstadt sollte sich der VfB sowohl optimal auf die Rückrunde vorbereiten als auch als Botschafter des deutschen Fußballs auftreten.

Wenn man den Eindrücken und Erlebnisberichten so zuhört, scheint beides gelungen zu sein. Intensive Trainingseinheiten mit jeder Menge Abwechslung, wie einem Besuch von Robben Island, wo Nelson Mandela fast zwanzig Jahre einsaß und einem Township. Touristische Aktivitäten also, die die Jungs vom Trainingsstress ablenkten und auch zum nachdenken anregen sollten.

Sicherlich eine gute Sache und hoffentlich nicht das letzte Mal. Wie es sich sportlich auszahlt wird man sehen. Wie man hört, hat sich Moritz Leitner in der Zentrale festgespielt und auch Mo Abdellaoue soll eine gute Frühform haben. Zudem hätten sich die jungen Spieler gut integriert, seien aber auch an ihre körperlichen Grenzen gestoßen. In der Hierarchie gab es auch neue Weichenstellungen, Vedad Ibisevic anstelle des zuletzt oft zum Ersatz degradierten Schorsch Niedermeier begleitet zukünftig das Amt des Vizekapitäns. Kleines Indiz dafür, dass sich möglicherweise auch die Gesamthierarchie langsam verändert. Unsere vermeintlichen Führungsspieler wie Sven Ulreich, Christian Gentner, Schorsch Niedermeier und Cacau schwächeln allesamt bzw. kommen in die Jahre. Wenn Christian Gentner eine Leistungssteigerung fordert, sollte er sich zuerst an die eigene Nase fassen. Ich bin ja schon einmal froh, dass unsere Schlafwagenzentrale Gentner-Kvist schon zur Hälfte gesprengt wurde und mit Leitner mehr Dynamik in die Zentrale einkehrte. Aber auch Gentner muss sich sputen und Bälle handlungsschneller und konzentrierter verteilen um im schneller gewordenen Spiel weiter mithalten zu können. Rani Khedira lauert auf seine Chancen und hat sicherlich den Ehrgeiz einen Mann wie Gentner auf Dauer zu verdrängen. Auch Sven Ulreich ist für mich nicht mehr unumstritten. So lang jedoch ständig „Ulle, Ulle, Ulle-„ Rufe durchs Stadion hallen, werden sich die Verantwortlichen davor hüten in dieser Sache ein Fass aufzumachen, solang eine Aufstellung noch zu vertreten ist.

Mir wäre es auch am allerliebsten, wenn sich Ulle stabilisieren und wieder ein großer Rückhalt werden würde. Nur, ich habe große Zweifel und spreche ihm einfach die Klasse ab. Auf der Linie und in der Reaktionsschnelligkeit hat er zweifellos seine Stärken, das wars dann aber auch schon fast. Im Dirigieren der Vorderleute, im Herauslaufen, in der Spieleröffnung, in der Körpersprache und Ausstrahlung, in der Strafraumbeherrschung, im Antizipieren von Situationen, fast überall ist sein Spiel ausbaubar. Das sind teilweise Dinge, die ein Torwart in die Wiege gelegt bekommt, die er intuitiv lösen muss. Schaut man sich die Gegentore in den letzten eineinhalb Jahren an, sind viele auf die mangelnde Abstimmung zwischen Innenverteidigung und Torhüter zurückzuführen. Ein durchsetzungsfähiger Schlussmann, wie wir ihn mit Jens Lehmann davor hatten, stellt die Mitspieler notfalls auch selbst an den Platz, wo er sie gern hätte, Ulle brüllt sich zwar die Seele aus dem Leib, hat wohl aber nicht das Selbstbewusstsein auch einmal selbst Hand anzulegen und sich durchzusetzen.

Und auch der Niedermeier Schorsch, in den letzten Jahren unumstrittener Stammspieler und zeitweise gar Torjäger, hat derzeit einen schweren Stand. Durchaus nachvollziehbar, sind doch Schwaab und Rüdiger technisch und in der Spieleröffnung besser. Niedermeier machte zuletzt vermehrt seinem Spitznamen Niederstrecker alle Ehre, ging eher grobmotorig zu Werke und ist dadurch immer für eine Karte und/oder unnötigen Freistoß oder Elfmeter gut.

Auf rechts dürfte weiterhin Sakai gesetzt sein. Bei ihm habe ich die Hoffnung, dass er über Weihnachten den Reset-Knopf gedrückt hat und einen neuen Anfang findet. Er hat ja schon gezeigt, dass er es besser kann. Auf links hat derzeit Rausch die Nase vorn im Zweikampf mit Boka, dessen auslaufender Vertrag im Sommer dem Vernehmen nach nicht verlängert wird. Ganz außen vor mittlerweile ist Cristian Molinaro, der gar nicht in Südafrika dabei war und auf Vereinssuche sein soll.

Auf den Außen sehe ich derzeit Martin Harnik und Timo Werner (anstatt dem abwanderungswilligen Traore). Harnik zeigte in Südafrika sprichwörtlich Biss und hatte bereits Ende der Vorrunde ansteigende Form. Werner im linken Mittelfeld deshalb, dass der zweite Platz im Sturm für Mo Abdellaoue frei ist. Nur wenn Abdellaoue auch spielen darf, hat er die Chance seine gute Frühform zu konservieren und weiter Selbstvertrauen zu trauen. Er ist ein sensibler Spieler, der das Vertrauen des Teams und des Trainers spüren muss, dann können wir durchaus noch viel Freude mit ihm haben. Hinter den Spitzen sollte wieder Maxim gesetzt sein, der zum Ende der Vorrunde müde wirkte und auch draußen saß.

Verlassen haben uns Brunos Lieblingsspieler Tunay Torun, von dem ich in 1 ½ Jahren nicht gesehen habe, für was der eigentlich gut sein sollte und Benedikt Röcker, zu dessen bevorstehendem Abschied ich mich nach dem Wolfsburg-Spiel bereits geäußert habe. Vom vierten potentiellen Abgang Patrick Funk hört man wenig, außer dass möglicherweise Red Bull Leipzig an ihm interessiert wäre. Vom Millerntor auf die VfB-Tribüne und dann zum Plastikverein nach Leipzig, ich habe schon von reizvolleren Karriereleitern gehört…

Wenn wir schon bei den Abgängen sind: immer wieder lese ich davon, dass für Harnik, Ibisevic und jetzt für Maxim Interessenten bereit stünden, die mal fünf, mal sechs Millionen bereit wären zu bezahlen. Ich hoffe, der VfB wird da nicht schwach und schwächt sich somit wieder einmal selbst. Fünf Millionen Euro hätte ich mir im Fall Traore, ein Jahr vor Vertragsende, gefallen lassen. Bei längerfristigen Verträgen aber sollte Fredi solche Gebote mit einem müden Lächeln abtun. Im Fall Maxim mutmaßt die STZ, der VfB würde sich das Angebot von Fenerbahce sicherlich anhören. Dazu meine klare Meinung: bloß nicht, Maxim hat das Zeug zu einer Granate, wenn er natürlich den Beruf mit dem notwendigen Ernst und der notwendigen Beharrlichkeit auszuüben bereit ist seine Partylust ein wenig hinten anstellt. Auch hier fände ich den gebotenen Betrag von 6 Millionen Euro einfach lächerlich. Mit einer solchen Transferpolitik kommen wir nie auf einen grünen Zweig.

Meine Vorfreude auf die Rückrunde ist riesig. Ich kann es kaum erwarten, heute in einer Woche wieder meinen Platz im Neckarstadion einzunehmen und das Team zu unterstützen und siegen zu sehen. Als Saisonziel gibt der VfB einen einstelligen Tabellenplatz aus, was meiner Ansicht nach vernünftig ist und die Protagonisten nicht zu sehr unter Druck setzen sollte. Lieber in Ruhe am Team der Zukunft basteln, lieber in der zweiten Halbzeit ein hoffnungsvolles Talent einwechseln als einen Spieler, der uns im Sommer sowieso verlässt. Lieber auch einmal Lehrgeld bezahlen und im gesicherten Mittelfeld landen, anstatt mit aller Macht (und ausschließlich erfahrenem Personal) zu versuchen, Platz 6 zu ergattern. Lieber Spieler bringen, die einen hoffnungsfroh stimmen und denen man Fehler verzeiht, als welche die dem Motto „tausend Mal gespielt, tausend Mal ist nix passiert“ gerecht werden. Wenn das die Philosophie ist, die für #aufbruch1893 steht, wird auch die Gunst des Publikums zurück gewonnen werden können, wird die Hütte mal wieder voll sein und zu einer Festung werden.

Der Worte sind während der Winterpause genug gewechselt, entscheidend ist jetzt wieder auf dem Platz. Es wird sich zeigen, wie weit her es ist mit dem guten Teamspirit vom Kap, wenn wir es wieder mit 16 Haupt- und fast genau so vielen Nebendarstellern zu tun haben. Wer hat Geduld auf seine Chance zu warten, wer stänkert? Interessante Fragen, die uns im zweiten Halbjahr begleiten und auf deren Beantwortung ich gespannt bin.

Das Programm schon in den ersten acht Tagen hat es in sich. Gegen Mainz, gegen die Bayern und dann in Leverkusen. In der Vorrunde starteten wir mit drei Niederlagen in die Saison, was uns immerhin von Bruno Labbadia erlöste. Einen solchen Fehlstart gilt es unbedingt zu vermeiden, um nicht zu Beginn schon wieder den Druck zu haben, den man eigentlich von der Mannschaft nehmen wollte.

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3. November 2009

VfB-Präsident Staudt im Interview “Die Treffer bei den Transfers haben überwogen”

VfB-Präsident Erwin Staudt traut seinem Teamchef Markus Babbel viel zu: die Doppelbelastung zu meistern, den Trainerlehrgang abzuschließen und gleichzeitig die Mannschaft aus dem Tal zu führen.

Herr Staudt, ist die rote Welt nach dem 0:0 gegen den FC Bayern wieder in Ordnung?

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Gar nichts ist in Ordnung.

Es war immerhin ein kleiner Schritt aus dem Tal.

Wir stehen auf einem Tabellenplatz, der alles andere als gut ist. Das verlangt alle Anstrengungen, um da unten wegzukommen.

Wie erleben Sie die Krise. Auch mit schlaflosen Nächten?

Schlaflos bin ich nicht. Aber ich habe mir natürlich auch Gedanken zu den Ursachen und Lösungen gemacht.

Zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?

Wir haben umfassend diskutiert und analysiert. Mit allen Gremien, dem Trainerteam und dem Mannschaftsrat. Danach waren wir der Ansicht, dass wir unseren Weg weitergehen.

Pardon. Das hört sich an, als hätten Sie erst gekuschelt, um sich hinterher zufrieden gegenseitig auf die Schulter zu klopfen.

Falsch! In diesen Runden wurde sehr kontrovers diskutiert. Aber das Wichtigste ist, dass wir am Ende die richtigen Schlüsse aus der Situation gezogen haben.

Und wie sehen die aus?

Wir sind uns alle der schwierigen Lage bewusst, in der wir uns befinden. Alleine schon wegen der Trainerausbildung von Markus Babbel.

Sie sagen es. Dieses Projekt ist gescheitert.

Das sehe ich anders. Wir müssen ihn jetzt noch mehr unterstützen.

Glauben Sie wirklich, dass man zwei anspruchsvolle Tätigkeiten gleichzeitig gut machen kann?

In anderen Bereichen ist das sicher leichter möglich als im Bundesligageschäft. Grundsätzlich sind wir nach wie vor davon überzeugt, dass er das schafft.

Aber die letzten Monate haben eher gezeigt, dass es Markus Babbel nicht gelingt.

Das war nicht der ausschlaggebende Grund für die Krise.

Aber ein Mosaiksteinchen.

Alibis lasse ich nicht gelten. Aber man kann das so sehen. In erster Linie ist es ein Medienthema. Wir sind davon überzeugt, dass wir einen sehr guten Mann haben. Und dass er das bewältigt.

So weit hergeholt sind die Analysen nicht. Markus Babbel hat in diesen Tagen selbst eine Reihe von Fehlern eingeräumt.

Wollen wir jetzt wieder das Thema Rotation aufwärmen?

Ein weiteres Mosaiksteinchen.

Wir haben einen Kader, in dem jede Position doppelt besetzt ist.

Doppelt ja, aber nicht in gleicher Qualität. Damit stellt sich die Frage: Wurde der Kader falsch zusammengestellt?

Die Neuzugänge werden in einer solchen Situation immer thematisiert. Im Nachhinein kann man leicht kritisieren. Die Planung war zum damaligen Zeitpunkt schlüssig. Dafür wurden wir öffentlich gelobt.

Es ist die Planung von Horst Heldt. Er wirkt in diesen Tagen sehr angegriffen.

Er arbeitet sehr hart, und natürlich ist er unzufrieden, wie wir alle. Keinen lässt so eine Entwicklung kalt.

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Zum Chefkritiker hat sich Guido Buchwald aufgeschwungen. Er wirft der Vereinsführung Versagen vor. Wie gehen Sie damit um?

Ich bin enttäuscht.Vor allem über die Art und Weise. Als Ehrenspielführer des VfB hätte er direkt zu uns kommen sollen, um bei einer Tasse Kaffee alles zu erörtern. Dass er erneut den Weg über die Medien gewählt hat, enttäuscht mich.

Im Kern dieser Kritik stehen die Transfers. Sind Sie zufrieden mit der Arbeit von Heldt?

Es gibt immer Treffer und Nieten. Da ist bei jedem Club so. Schauen sie sich doch um in der Liga. Ich glaube aber, dass bei unseren Transfers die Treffer überwogen haben.

Welche Rolle spielt der Präsident bei Transfers? Haben Sie das letzte Wort?

Wir definieren zunächst gemeinsam den Bedarf. Danach macht die sportliche Seite Vorschläge, dann entscheidet der Vorstand gemeinsam, wie wir vorgehen.

Kann sich der VfB Vagner Love leisten?

Das werden wir sehen.

Markus Babbel räumte Fehler ein. Haben Sie etwas falsch gemacht?

Wir haben alle Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen.

Zurück zur Stürmerfrage. Lässt die Kasse einen hochkarätigen Transfer zu?

Wir können nicht nur Spieler holen, wir müssen auch welche abgeben.

Das Gebot an Manager Heldt lautet also: Erst verkaufen, dann einkaufen.

Im Idealfall sollte das Hand in Hand gehen.

Wer ist Ihr Wunschstürmer?

Einer, der viele Tore schießt.

Hohe Erwartungen. Und was fordern Sie von Ihrer sportlichen Abteilung?

Dass sie die Ruhe bewahrt, konzentriert arbeitet und alles tut, um den Teambuilding-Prozess fortzusetzen. Wir sind in diesem Bereich noch nicht fertig.

Und was erwarten Sie gegen den FC Sevilla?

Das, was ich immer hoffe.

Einen Sieg?

Auch wenn Sevilla ein sehr starker Gegner ist, hoffe ich immer, dass wir Fußball-Deutschland zeigen können, dass wir ein würdiger Vertreter sind.

STN online 3.11.09

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