3. Juni 2010

Löw präsentiert den WM-Kader: Andreas Beck bleibt zuhause

Andreas Beck hat die WM-Niete gezogen – Joachim Löws 23 Auserwählte sollen ohne den Hoffenheimer Verteidiger bei der Generalprobe gegen Bosnien-Herzegowina das erhoffte Wintermärchen von Südafrika einläuten. Beim letzten Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Südtirol hatte der Pechvogel Beck am Dienstag auf dem Rasen der Sportzone Rungg noch einmal kräftig Gas gegeben, wenige Stunden später folgte dann die persönliche Enttäuschung: Die WM am Kap wird ohne den 23 Jahre alten Verteidiger über die Bühne gehen. “Uns ist die Entscheidung sehr schwergefallen, aber wir können nur 23 Spieler mitnehmen”, erklärte Löw gestern Abend und ergänzte: “Andreas Beck hat eine durchwachsene Saison gespielt.” Zwar kämpfte er sich im Trainingslager weiter heran, am Ende aber reichte es nicht. Schon beim 3:0 in Ungarn war Beck nicht mehr zum Einsatz gekommen. Der Vorbereitungsverlierer wandte sich noch mit einigen Worten an seine Kollegen und wurde von der Mannschaft mit Beifall bedacht: “Ich habe mich hier sehr wohlgefühlt.”

Zunächst hatte einiges dafür gesprochen, dass Löw nach dem Ausfall des Kapitäns Michael Ballack sowie der Defensivkräfte Christian Träsch und Heiko Westermann in Stefan Kießling einen Stürmer streicht. “In der Abwehr habe ich genügend Alternativen”, begründete Löw jedoch die Auswahl seiner 23 Spieler, die spätestens bis Mitternacht dem Weltverband Fifa gemeldet werden mussten. “Er ist tief enttäuscht”, berichtete Löw von der Reaktion des Hoffenheimer Verteidigers, der heute mit der Mannschaft von Bozen nach Frankfurt fliegen wird und dann in den Urlaub geht. “Er bekommt in Zukunft wieder eine Chance”, sagte der DFB-Chefcoach. “Für denjenigen ist es sehr enttäuschend, nachdem er drei Wochen hart gearbeitet hat. Aber die Welt geht trotzdem nicht unter. Das spornt auch wieder für die nächsten Aufgaben an”, sagte der Vizekapitän Bastian Schweinsteiger. Entspannt aber fokussiert Nach 21 Tagen Trainingslager, unzähligen Vorbereitungsstunden und drei bitteren Verletzungen will die deutsche Mannschaft um Bastian Schweinsteiger im letzten Test am Donnerstag (20.30 Uhr/ARD) gegen Bosnien-Herzegowina wieder eine schwarz-rot-goldene Welle lostreten. “Wir brauchen die Fans, die uns nach vorn peitschen. Nur mit ihnen können wir weit kommen”, sagte Schweinsteiger und kündigte in der Frankfurter Arena die erste mögliche WM-Elf an: “Ich denke schon, dass wir mit der Mannschaft auftreten werden, die gegen Australien spielen könnte.”

Kader ist zusammengerückt

Im jungen deutschen Team ist in den drei vergangenen Wochen eine fast trotzige Stimmung entstanden, die den dreimaligen Weltmeister trotz des Verletzungspechs von dem ersten Gruppenspiel am 13.Juni in Durban an zu einer Überraschung treiben soll. “Der Kader ist immer enger zusammengerückt”, sagte Löw, der auch nach dem bitteren Auswahlverfahren den Blick schnell nach vorne richtete. “Am Ende muss sich der Spieler auch vor Augen führen, dass es eine Ehre und Auszeichnung war, hier dabei gewesen zu sein”, erklärte Oliver Bierhoff nüchtern, bevor für den deutschen Tross heute von Bozen aus der kurze Flug nach Frankfurt und das Abschlusstraining für die WM-Generalprobe anstehen. Der Manager warnte davor, die gelöste Atmosphäre als Garant für eine erfolgreiche Endrunde zu sehen. “Die Stimmung ist gut, das muss jetzt aber auch mit Leistungen auf dem Platz umgesetzt werden”, forderte Bierhoff.

Der WM-Projektleiter Löw präsentierte sich in den Vorbereitungstagen trotz aller bleibenden Fragezeichen entspannt und zugleich sehr fokussiert. Über einen Fluch, der über seinem Team liegen könnte, denke er gar nicht nach. “Wir werden uns weiter nicht beirren lassen”, sagte der Bundestrainer. Seinen Plan hat er bisher ohne Kompromisse durchgezogen.

Der endgültige WM-Kader

Tor: Manuel Neuer (FC Schalke 04) , Tim Wiese (Werder Bremen), Jörg Butt (FC Bayern München).

Abwehr: Arne Friedrich (Hertha BSC), Dennis Aogo (Hamburger SV), Holger Badstuber (FC Bayern München), Jerome Boateng (Hamburger SV), Philipp Lahm (FC Bayern München), Per Mertesacker (Werder Bremen), Serdar Tasci (VfB Stuttgart).

Mittelfeld: Marcell Jansen (Hamburger SV), Sami Khedira (VfB Stuttgart), Toni Kroos (Bayer Leverkusen), Marko Marin (Werder Bremen), Mesut Özil (Werder Bremen), Bastian Schweinsteiger (FC Bayern München), Piotr Trochowski (Hamburger SV).

Sturm: Cacau (VfB Stuttgart), Mario Gomez (FC Bayern München), Stefan Kießling (Bayer Leverkusen), Miroslav Klose (FC Bayern München), Lukas Podolski (1. FC Köln), Thomas Müller (FC Bayern München).

(STZ 1.6.10)

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