4. Januar 2016

Jahresrückblick 2015: Juli bis September

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Trikotlaunch im Robert-Schlienz-Stadion

Die Saisonvorbereitung begann mit großem Tam-Tam am 29.06. im Robert-Schlienz-Stadion. Der offizielle Trikot-Launch lockte knapp 4.000 Neugierige auf den Wasen an einem brütend warmen Tag. Das Geheimnis um die neuen Trikots, die nach mehr als 40 Jahren endlich wieder den traditionellen durchgängigen Brustring aufweisen, wurde endlich gelüftet, und man muss durchaus sagen, dass alle drei Trikots wirklich gut gelungen sind. Das Training glich einem Showtraining mit der Vorstellung einiger Neuen, die Nationalspieler freilich, die bis weit in den Juni hinein Länderspiele zu absolvieren hatten, fehlten noch.

Schon vorher stand die mit Spannung erwartete Pressekonferenz mit Alexander Zorniger an, der sich erstmals über seine anstehende Trainertätigkeit beim VfB äußerte. Er machte einen äußerst motivierten Eindruck und ihm war anzumerken, dass er mit Elan und Vorfreude an diese schwierige Aufgabe herangeht, um den VfB mittel- und langfristig aus der Talsohle herauszuholen.

Fürs Tor rief er einen offenen Konkurrenzkampf aus, und klärte auf, während der Vorbereitung zwei Systeme einstudieren zu wollen, er lobte die vorhandene Offensivabteilung und versprach in der so anfälligen Defensive die Hebel ansetzen zu wollen. Er freue sich, nicht nur weil er in der Heimat sei, sondern auch, weil er bei uns den Fußball umsetzen dürfe, für den er stehe. Personell halte man weiterhin die Augen offen, wer den VfB noch verlassen soll und auch wer dazukommen und uns sofort weiterhelfen könnte.

Zu- und Abgänge

Robin Dutt kritisierte ja bereits nach Saisonende die Kaderzusammenstellung und kündigte große Veränderungen an, bereitete die Öffentlichkeit aber auch darauf vor, dass einige Spieler da wären, „für die es keinen Markt gäbe“, so dass der Kaderumbau durchaus einige Transferperioden in Anspruch nehmen könnte.

Neben Kimmich und Ulreich, die ich bereits thematisiert habe, verließen den VfB etliche weitere Spieler während der Sommertransferperiode, die ich ohne die Chronologie des Zu- bzw. Abgangsdatums an dieser Stelle kommentiere, soweit es etwas zu kommentieren gibt.

Mohammed Abdellaoue: wechselte zurück in seine norwegische Heimat zu Vålerenga Oslo.

Er wer der Königstransfer von Fredi Bobic zur Saison 2013/2014, immerhin 3,5 Millionen Euro legte man auf den Tisch des Hauses von Hannover 96. Dafür machte er in zwei Jahren 12 Bundesligaspiele und gerade mal fünf von Anfang an, bei denen ihm ein (!) Tor gelang. Für mich bedauerlich, wie es mit ihm, der zum Schluss zu allem Überfluss auch noch mit einigen schwereren Verletzungen zu kämpfen hatte, gelaufen ist. Mo steht ein wenig für eine völlig verkorkste Transferpolitik von Fredi Bobic, der Spieler holte, weil sie zu haben waren und nicht, weil der VfB gerade eine Planstelle freigehabt hätte. Zu jener Zeit war Ibisevic unumstrittener Stamm-Mittelstürmer und Abdellaoue sollte sein Backup sein. Abgesehen davon, dass Labbadia damals ohnehin nur mit einer Spitze agieren ließ, wären sich die Spielertypen auch zu ähnlich gewesen, um beide zusammen zu bringen. Wer sich schon zu 96-Zeiten mit Abdellaoue beschäftigt hat, weiß, dass er ein sensibler Spieler ist und Vertrauen spüren muss, welches beim VfB nie vorhanden war. Man überließ ihn sich selbst, woran er schließlich verkümmerte. Ich hatte mir damals mehr von ihm erhofft, hatte er doch glänzende Zeiten zusammen mit Didier Ya Konan zu Hannoverschen Europaleague-Zeiten.

Karim Haggui: wechselte in die 2. Liga zu Fortuna Düsseldorf

Kam zur gleichen Zeit wie Abdellaoue von Hannover 96 und kam, wie Abdellaoue auch, bei den Profis nur in seiner ersten von zwei Spielzeiten überhaupt zu Einsätzen. „Stolze“ neun Einsätze hat er vorzuweisen, gerade vier davon von Anfang an. Für einen Backup ohnehin zu teuer gewesen, seinerzeit hätte man auch Benedikt Röcker fördern können, dem man einen Profivertrag gab, weil man offensichtlich von seiner Entwicklungsfähigkeit überzeugt war, um ihn kurze Zeit später abzuschieben.

Vedad Ibisevic: War lange die Lebensversicherung des VfB und schoss in 86 Spielen 33 Tore im Brustringtrikot, sein letztes datierte allerdings vom Januar 2014. Spätestens seit seiner Tätlichkeit gegen Augsburg mitten im Abstiegskampf und durch seine lustlose und foule Gangart auf dem Platz war er bei großen Teil der Fans und wohl auch der Mannschaft unten durch. Trotzdem verlängerte Bobic kurz vor seiner Entlassung seinen ohnehin fürstlich dotierten Vertrag zu verbesserten Bezügen, was der Spieler indes nicht dankte. Kurz vor Schließung des Transferfensters wurde er zur Berliner Hertha verliehen, der VfB zahlt nach Medienberichten dennoch jährlich weiterhin 1,4 Millionen Euro seines Gehalts und das noch bis zum Vertragsende 2017. Ein Geschäft, das man zu diesen Konditionen nicht hätte eingehen dürfen, hat man doch in Ginczek nur einen (verletzungsanfälligen) Stoßstürmer im Kader, außerdem machte Ibisevic während der Sommervorbereitung einen guten Eindruck und wirkte nicht so, als wäre er der Stinkstiefel den man unbedingt loswerden müsste. Wie man weiß, grüßt die Hertha zur Winterpause von einem Champions-League-Platz, woran Ibisevic einen nicht unerheblichen Anteil hat.

Thorsten Kirschbaum: wechselte zum 1. FC Nürnberg und sollte dort Raphael Schäfer beerben. Ähnlich wie bei seinen Chancen beim VfB ein Unsicherheitsfaktor, so dass inzwischen Schäfer wieder die Nummer 1 beim Club ist.

Tim Leibold: ging auch zum Club. Ihm traute man den Schritt nicht zu, obwohl die linke Außenverteidigerposition beim VfB schon lang eine Problemzone ist. Spielt beim Club eine gute Rolle und hat großen Anteil daran, dass die Franken inzwischen auf dem Relegationsplatz zur Bundesliga stehen.

Moritz Leitner: war für zwei Jahre vom BVB an den Neckar verliehen und unterstrich, weshalb ihn u. a. Rainer Adrion aus dem Kader für die U21-EM strich. Charakterlich eine Null, er denkt, Wunder was, was er sei, dabei kann er gerade mal kicken und würde sonst wohl ein Dasein in der Gosse fristen. Unfreundlich, unverschämt, hochnäsig, arrogant, frech und auf dem Platz eine Diva und kein Kämpfer. Also geradezu prädestiniert für den Abstiegskampf. ;-)
Auch an dieser Stelle wieder ein Vorwurf an Bobic, der dieses Problemkind überhaupt zu uns lotste. Es spricht ja nichts dagegen, problembehaftete Mannen zu holen, dann aber muss man das Ziel haben, den Spieler auf den richtigen Weg zu bringen und sich um ihn mehr als um andere Spieler kümmern und den Spieler auch in der Freizeit genau im Auge behalten. Leitner hat beim VfB nie den Abstiegskampf angenommen, war nur groß im Party-Bilder posten und hat den Ernst des Profifußballer-Lebens noch immer nicht begriffen. Die Quittung: mittlerweile spielt er bei den BVB-Amateuren in der Regionalliga.

Konstantin Rausch: ging zum Aufsteiger Darmstadt 98, und überzeugte dort von Beginn an mit seinen Flügelläufen und seinen gefährlichen Standards. Kam mit Haggui und Abdellaoue 2013 zum VfB und kam in seiner ersten Saison auf 21 Spiele, zuletzt jedoch nur noch auf vier und die alle als Einwechselspieler.
Ähnlich wie Abdellaoue zählt auch Rausch zu den Spielern, die ein harmonisches Umfeld und Vertrauen brauchen, um ihre Leistung zu bringen. Das war beim VfB nie gegeben. Obwohl Sakai auf links Woche für Woche unter Beweis stellte, dass die Bundesliga eine Nummer zu groß für ihn ist, bekam Rausch kaum einmal eine Chance. Weder hinten, noch links offensiv, auch nicht zu Zeiten, an denen eher defensiv gedacht wurde und auch noch Kostic außen vor war. Ich fand es immer schade, weil ich ein Faible habe für Spieler, die Standards gut treten und auch mal aus dem Spiel heraus abziehen können. Rausch kündigte ob der Umstünde früh innerlich und vergrub sich in sein Schneckenhaus. Er beklagte sich einmal nach einem Training, dass immer nur dieselben spielen würden…

Oriol Romeu: nach Leihe zurück zu Chelsea, von wo er gleich zum FC Southampton weitergereicht wurde. Begann vielversprechend, auch wenn er gleich zu Beginn in Co-Produktion mit Ulreich das Pokal-Aus in Bochum zu verantworten hatte. Danach jedoch keiner, der den Abstiegskampf bedingungslos angenommen hatte. Das ist das Problem bei Leihspielern, die wissen, dass sie ohnehin nach der Saison wieder weg sind, die ganz große Identifikation mit dem Verein fehlt, außerdem hätte ein Abstieg für sie persönlich keinerlei Konsequenzen.

Antonio Rüdiger: wechselte, zunächst auf Leihbasis, zum AS Rom

Rüdiger verkündete bereits kurz nach Saisonende, dass er von einer Ausstiegsklausel Gebrauch machen wolle, da er sich zu Höherem berufen fühle, als ständig mit dem VfB gegen den Abstieg zu spielen. Lang stand als Ablösesumme 18 Millionen Euro im Raum, Vereine wie der VfL Wolfsburg, Manchester United und der FC Chelsea würden Schlange stehen. Während der Vereinssuche trennte sich Rüdiger von seinem Berater Uli Ferber und wechselte zu seinem Halbbruder Sahr Senesie. Dieses Gangsta-Rap-Duo sollte nun binnen kürzester Zeit mit unseriösen Handgeldforderungen die Branche vergraulen, so dass ein potentieller Interessent nach dem Anderen Abstand von deren Geschäftsgebaren nahm. Dem VfB indes blockierte diese Hängepartie die weiteren Planungen, zum einen wusste man nicht sicher, ob der Spieler tatsächlich geht und man Ersatz für ihn holen muss, zum anderen war unsicher, ob man mit Einnahmen aus einem Rüdiger-Deal planen kann oder nicht. Newcastle wäre angeblich zwischenzeitlich bereit gewesen, 18 Millionen Euro für Rüdiger zu bezahlen, denen sagte Senesie jedoch ab, weil sie nicht Champions League spielen.
Just, als der VfB nach Klarheit und damit Planungssicherheit verlangte und Rüdiger, der lange für die Vereinssuche freigestellt war, und Rüdiger Mitte Juli dann doch zum Training gebeten hatte, meldete sich dieser ab und entschloss sich zu einer Knie-OP.
Dadurch verschlechterte sich die Handlungsposition des VfB schlagartig, weil für einen verletzten Rüdiger nicht mehr so viel an Ablöse zu generieren war wie für einen fitten.
An dieser Stelle hätte der VfB eigentlich sagen müssen, „bis hierher und nicht weiter“, du bleibst. Aber, man kennt ja den Wortlaut der Ausstiegsklausel nicht, ob ein Mindestbetrag festgeschrieben war oder ob der Transfer bis zu einem gewissen Datum über die Bühne gegangen sein musste.
Für mich war dieses Gefeilsche sowieso merkwürdig, da i. d. R. eine Ausstiegsklausel einen festgeschriebenen Betrag beinhaltet.
Es schien so, dass es für beide Seiten kein Zurück mehr geben würde, so dass Rüdiger schließlich zunächst an den AS Rom verliehen wurde, weil dieser aufgrund von Financial-Fairplay-Verstößen während dieser Transferperiode keine Spieler einkaufen durfte. Dadurch hatte Dutt plötzlich statt der erhofften 18 Millionen ein Trinkgeld von 4 Millionen Euro zu Verfügung und konnte erst Mitte/ Ende August auf Nachfolgersuche gehen.

Gotoku Sakai: wechselte zum HSV und damit zurück zu Labbadia, unter dem er seine beste Zeit beim VfB hatte. Bei ihm schien es mir so zu sein wie mit den Papageien, Japaner am besten paarweise zu „halten“ oder überhaupt nicht. Seit Shinji Okazaki den VfB verließ, war mit Sakai nichts mehr anzufangen. Umso schlimmer, dass er dennoch fast jede Woche ran durfte und Gegentor um Gegentor mit verschuldete. Er hatte bärenstarke Zeiten beim VfB, mir noch am besten in Erinnerung das 5:1 in Bukarest. Anfangs dachte man ja gar über eine Einbürgerung nach, damit er für Jogis Jungs spielberechtigt wäre, weil Sakai beidfüßig ist und beide Außenbahnen, damals, gleich gut beackern konnte. Leider hat er stark nachgelassen, so dass es das Beste für beide Seiten war, einen Schussstrich darunter zu ziehen.

Sercan Sararer: wechselte zu Fortuna Düsseldorf. Auch so ein Problemkind, welches Bobic sich da geangelt hatte. Kam in zwei Spielzeiten auf insgesamt 13 Einsätze ohne Tor und „verstärkte“ ansonsten weitestgehend die Reserve. Machte nur einmal auf sich aufmerksam, als er mit Tempo 282 die Autobahn entlang schoss und Bilder dieser Fahrt auf Instagram postete.

Kevin Stöger: ging zum SC Paderborn. Nach seiner zweijährigen Leihe nach Kaiserslautern mit großen Hoffnungen zurückgekehrt, beim VfB den nächsten Schritt gehen zu können. Diese zerschlugen sich schnell, als sich abzeichnete, dass der VfB seine in der Schlussphase der vorigen Saison überragende Offensive komplett halten konnte und Stögers Einsatzchancen damit unvermindert schlecht gewesen wären.

Dutt hatte somit alle Hände damit zu tun, sich von Missverständnissen und Wechselwilligen zu trennen und doch gibt der Kader noch einige mehr her, die es loszuwerden gilt, allen voran Daniel Schwaab und Adam Hlousek, deren Niveau eben genau das hergibt, wo wir uns tabellarisch in den letzten Jahren bewegen. Nach Ulreich hätte man auch in der Gilde der sogenannten Führungsspieler ausmisten können, wenn nicht müssen. Herren wie Martin Harnik (im Sommer hätte man noch eine Ablöse generieren können), Georg Niedermeier und Christian Gentner stehen sinnbildlich für den Niedergang der letzten Jahre. Sie sind es, die die Politik in der „Mannschaft“ durch ihr Mitwirken im Mannschaftsrat maßgeblich mitbestimmen, sie sind es auch, die am Ende für einen Trainer den Daumen heben oder senken. Ob ein neuer Trainer, der sie in ihrer Wohlfühlatmosphäre zu stören droht oder neue Konkurrenten um die Stammplätze, sie koch(t)en stets ihr eigenes Süppchen anstatt integrativ zu wirken und sich um einen guten Mannschaftsgeist zu kümmern. Es mag jeder für sich ein netter Kerl sein, um den es auch ein Stück weit schade wäre, ihn in einem anderen Dress zu sehen und doch liegt hier die Wurzel unseres Übels begraben. Ein kompletter Neuanfang dürfte erst möglich sein, wenn auch diese Zöpfe abgeschnitten sind.

Bei den Neuzugängen gab es logischerweise ein großes Kommen:

Przemyslaw Tytoń: kam vom PSV Eindhoven, der ihn in der letzten Saison zum FC Elche nach Spanien verliehen hatte.

Mitch Langerak: wurde vom BVB geholt. Er war dort langjähriger Ersatzkeeper hinter Roman Weidenfeller und wusste stets zu überzeugen, wenn er gebraucht wurde. Nachdem der BVB Roman Bürki vom SC Freiburg holte, sah er dort keine Perspektiven mehr und erhofft sich beim VfB die Nummer 1, die er schon mal auf dem Trikot trägt.

Philipp Heise: kommt aus der 2. Liga vom 1. FC Heidenheim und wurde als erster Neuzugang vorgestellt. Typ Perspektivspieler und noch nicht für die erste Elf vorgesehen.

Emiliano Insúa: wurde von Rayo Vallecano verpflichtet und soll die Probleme auf der linken Außenverteidigerposition beheben. Er spielte schon bei namhaften Vereinen wie dem FC Liverpool, Galatasaray Istanbul und Athletico Madrid, setzte sich aber bisher nirgends konstant durch.

Jan Kliment: kam als Perspektivspieler und mit der Empfehlung des Torschützenkönigs der U21 EM in seinem Heimatland Tschechien, wofür ihm allerdings ein 3er-Pack in einem einzigen Spiel gegen Serbien genügte.

Robbie Kruse: kam kurz vor Transferschluss als Leihgabe von Bayer Leverkusen und wohl als Reaktion auf den Ibisevic-Abgang. In den letzten anderthalb Jahren kam Kruse bei Bayer aufgrund verschiedenster Verletzungen gerade einmal zu vier Kurzeinsätzen.

Lukas Rupp: kam vom Absteiger SC Paderborn, für den er in der Bundesligasaison 31 Spiele mit einem ordentlichen Notenschnitt bestritt. Bei ihm wunderte es mich, dass seine KSC-Vergangenheit kaum thematisiert wurde, hatten doch viele, die irgendwann einmal deren hässliches Trikot überstreift haben, hier große Akzeptanzprobleme. Ich finde es gut, dass man ihm das nicht nachträgt.

Toni Sunjic: kam kurzfristig und kurz vor Transferschluss aus Krasnodar (Russland) als Reaktion auf den Rüdiger-Abgang. Abgesehen davon, dass wir auch im Falle des Bleibens einen gestandenen Innenverteidiger gebraucht hätten und ein Sunjic daher zu wenig ist, war es von vornherein fraglich, ob er einen immerhin deutschen Nationalspieler adäquat ersetzen würde können. Der VfB ist Sunjic‘ sechster Verein innerhalb von fünf Jahren, dass dieser sorgfältig gescoutet wurde, wie Dutt ja für „seine“ Einkäufe versprach, man kann so seine Zweifel haben.

Benjamin Uphoff: war bereits mal von Club zum VfB ausgeliehen und kam jetzt zurück, zunächst einmal mit der Perspektive bei den Amateuren Spielpraxis sammeln zu können.

Dazu kommen mit Arianit Ferati, Mart Ristl, Borys Tashchy und Marvin Wanitzek Spieler aus der eigenen Jugend bzw. von den Amateuren, die herangeführt werden und ihre Einsätze bekommen sollen.

Einige Herren scheinen die Aussage Dutts und Zornigers fehlinterpretiert zu haben, dass jeder, der nicht gerne für den VfB spielen würde, vorstellig werden dürfe und man nach einer Lösung streben würde, mit der alle Seiten leben könnten. Dies bedingt zunächst einmal, dass der VfB eine adäquate Ablöse generieren kann und auch, dass der Abgang nicht zur Unzeit erfolgt, in der man kaum mehr reagieren kann. So geschehen, bei Didavi und Kostic, um die es in den letzten Tagen und Stunden des offenen Transferfensters noch einmal hektisch geworden war.

Über weite Strecken der Vorrunde hatte man bei beiden den Eindruck, dass ihnen mit riesen Summen der Kopf verdreht wurde und sie nur halbherzig bei der Sache wären. Vielleicht ist es auch nur die Unklarheit über ihre Zukunft, ich hoffe, der VfB nutzt jede noch so kleine Chance, diesen beiden ein Bleiben doch schmackhaft zu machen. Dutt versprach schließlich, dass es das Ziel sein müsse, Leistungsträger zu halten. Bei dieser Aussage müsste ihm schon auch klar gewesen sein, dass sie diese Wertschätzung auf dem Gehaltszettel spüren wollen und es mit einer Maultaschensuppe täglich im 1893 nicht getan sein wird.

Trainingslager im Zillertal

Kurz nach dem Trainingsauftakt machte sich der VfB auf ins Zillertal, wo der VfB zum zweiten Mal in Folge in Hippach-Mayrhofen gastierte. Der Zeitraum 01. bis 06.07.2015 war ungünstig gelegen, um eine vernünftige Vorbereitung hinzulegen. So kurz nach dem Trainingsstart fehlten noch viele Nationalspieler, es war von vornherein klar, dass dort in erster Linie im konditionellen Bereich gearbeitet werden würde. Der frühe Termin kam daher zustande, weil zillertal.at seine Werbepartnerschaft mit dem VfB nutzen und möglichst viele Fans ins Zillertal locken möchte und daher bereits im März nach Klarheit verlangte.

Deshalb kam nur ein Termin in Frage, der sowohl als Erst- als auch als Zweitligist möglich gewesen wäre. Auch für mich war der Termin ungünstig. Wie bereits im Vorjahr, als das Trainingslager im Zillertal Anfang August stattfand und ich in den ersten Tagen eines Monats stets schlecht freimachen kann, schafften wir es gerade mal auf ein verlängertes Wochenende in die schöne Bergwelt Österreichs. Trainingseinheiten bekam ich in dieser kurzen Zeit relativ wenig mit, stand doch ganz klar im Vordergrund, mich mit den vielen Freunden und Bekannten, die vor Ort waren, zu beschäftigen und Party zu machen. Die Hitze tat ihr Übriges, dass wir uns lieber im Schatten der Stadionwirtschaft als auf der sonnendurchfluteten Tribüne aufhielten. Zwischen zwei Einheiten fuhren wir, um endlich einmal durchatmen zu können, auf den Hintertux-Gletscher und gingen auf 3.250 Meter Höhe im Schnee spazieren.

In unsere Tage im Zillertal fiel die Hiobsbotschaft, dass sich Mitch Langerak, der zuvor im Training einen starken Eindruck gemacht und in den ich große Hoffnungen als Ulreich-Nachfolger gesetzt, hatte, wegen einer Muskelzerrung pausieren müsse. Aus dieser wurde erst ein Muskelbündelriss, als dessen Folge sich wohl eine Zyste im Knie bildete, die Ende August operativ entfernt werden musste. Sein Comeback ließ damit immer länger auf sich warten, besser, wir warten heute noch darauf.

6:3 Sieg gegen Viktoria Pilsen

Vor unserer Abreise sahen wir uns noch den Test gegen Viktoria Pilsen an, der am Sonntag um 18.30 Uhr angepfiffen wurde und den der VfB mit 6:3 für sich entschied. Der VfB vorne hui, hinten pfui, was uns ja auch durch den Rest des Jahres begleiten sollte, aber, es waren vielversprechende Ansätze da, es sah seit langem mal wieder nach Fußball aus. Vor allem das Tempo, das an den Tag gelegt wurde, war man beim VfB schon nicht mehr gewohnt. So verpasste ich erst einmal das 1:0 durch Kiesewetter bereits in der 3. Spielminute. Beim VfB der letzten Jahre konnte man als Fan gemächlich in die Partie finden, weil einfach Schlafwagenfußball dargeboten wurde, daher erst einmal gewöhnungsbedürftig der neue Vollgasfußball. Und das bei hochsommerlichen Temperaturen auch am Abend noch. Knapp 10 Minuten vor dem Ende machten wir uns beim Stande von 6:2 auf den 400km langen Heimweg, da wir Montags wieder ins Geschäft mussten, und verpassten damit nicht nur ein Tor sondern auch noch eine Pyroeinlage von VfBlern von außerhalb des Stadions. Die Heimfahrt war im wahrsten Sinne des Wortes heiß. Gegen 0.00 Uhr legten wir am Rasthof Augsburg, wo wir ebenfalls auf dem Heimweg befindliche Bekannte trafen und mit ihnen noch einen Kaffee tranken, eine Rast ein. Das Außenthermometer zeigte um Mitternacht noch 29° an, in unserer Wohnung sollten uns 37° erwarten. Abartig, dieser Sommer 2015.

4:1-Niederlage bei den Young Boys Bern

Eine besondere Ehre wurde dem VfB knapp eine Woche später zuteil, als er zur Saisoneröffnung der Young Boys Bern ins Stade de Suisse geladen wurde. Dort, wo man schon Gegner bei der Stadioneinweihung zehn Jahre vorher war und an gleicher Stätte, wo 2010 das so denkwürdige Europaleague Spiel stattgefunden hatte. Da mein obligatorischer Besuch beim Schlagermove in Hamburg kurzfristig abgesagt werden musste, entschloss ich mich kurzerhand mit Freunden zu diesem Test zu fahren. Mit reichlich Proviant fester und flüssiger Natur an Bord starteten wir zu viert und nahmen kurzfristig noch an der Strecke in der Schweiz einen alten Kumpel eines Mitfahrers mit an Bord. Zu fünft erreichten wir also die Schweizer Hauptstadt, stellten das Auto am nahe des Stadions gelegenen Ibis-Hotel ab und checkten dort ein. Schnell sind wir einigen Bekannten über den Weg gelaufen, so dass sich das zusammentelefonieren erübrigte und wir ins Getümmel stürzen konnten. Hatten wir bei der Europaleague das totale Schneechaos in Bern erlebt, setzte uns nun das andere Extrem zu, brütende Hitze. Wegen der „günstigen“ Preise in der Schweiz, versorgten wir uns zwischenzeitlich mit Dosenbier aus dem Supermarkt, das 0,4-Bier auf der Fanmeile vor dem Stadion kostete 5,50€, wovon wir uns schon auch ein paar gönnten. Es war einiges los vor dem Spiel, so dass ich eigentlich einen guten Besuch erwartete, zumal ja eine Woche vor dem Schweizer Ligastart der letzte Härtetest anstand. Die Ernüchterung folgt dann drinnen. Zunächst einmal fanden, wie schon beim letzten Aufeinandertreffen, für die paar Stuttgarter Hansels bemerkenswert strenge Einlasskontrollen statt, die sich hinzogen, bis man durch die engen Metalltore ins Innere gelangt war. Zeit bis zum Anpfiff war noch vorhanden, so dass wir uns erst einmal um Biernachschub kümmerten. Den Gedanken, eine Stadionwurst zu konsumieren, verwarf ich wieder, nachdem ich den Preis von 7,50€ gesehen hatte. Als wir ins Stadion hinausgingen machte sich erst einmal Enttäuschung breit. Drei Tribünen waren komplett gesperrt, lediglich die Haupttribüne und der Gästeblock waren geöffnet. 6.084 Zuschauer bei einer Saisoneröffnung, darunter etwa 100 VfB-Fans, das ist eben die Schweiz und sagt viel über den Stellenwert des (hiesigen) Fußballs aus.
Durch die Verletzungen von Timo Baumgartl und Toni Rüdiger hatte der VfB Probleme für beide Halbzeiten zwei Innenverteidiger-Duos aufzubieten. In der ersten Halbzeit bildeten dies Schwaab und Sama, in der zweiten dann Ristl und Niedermeier, beides also eher Notlösungen und damit kein echter Wettkampftest. Zudem standen, was man in der Liga wohl auch eher selten bis gar nicht zu sehen bekommen dürfte, Didavi und Maxim von Beginn an gemeinsam auf dem Platz. Jener Maxim war es dann auch, der den VfB bereits in der 5. Minute nach schöner Ablage von Ginczek in Führung brachte. Das war’s dann aber auch schon mit der VfB-Herrlichkeit. Bereits drei Minuten später der Ausgleich, nach 16 Minuten der Rückstand. Es war da schon zu erkennen, auch wenn noch nicht die allererste Elf auf dem Platz stand, dass das Tore schießen gegen den VfB zu einfach ist und oft ein einfacher Pass in die Gasse genügt, um den Abwehrverbund komplett auszuhebeln. Am Ende stand ein 4:1 und eine Partie zum Vergessen aus VfB-Fan-Sicht. Umso schöner noch der anschließende Abend mit einigen Freunden und Bekannten in launiger Runde im alten Tramdepot direkt am Bärengraben gelegen. Wegen der Unwichtigkeit des Spiels und den Leuten, die wir getroffen und kennengelernt haben, war es ein klasse Ausflug, der die lange Sommerpause auch schon wieder ein wenig kürzer werden ließ.

Trainingslager in St. Gallen

Eine gute Woche später trat der VfB die Reise zum zweiten Trainingslager nach St. Gallen an. Dieses wurde erst mit einem Vorlauf von knapp zwei Wochen bekanntgegeben. Der Termin kam mir schon mehr entgegen wie der des Zillertals, zumal man i. d. R. Anfang des Jahres, wenn man die Urlaubsplanung abgeben soll, ein Trainingslager zeitlich eher Mitte bis Ende Juli ansiedelt, zumindest wenn man optimistisch von einem weiteren Jahr Bundesliga ausgeht.

Dass es erneut in die Schweiz gehen sollte und dann auch noch nach St. Gallen, das noch teurer als Bern sein soll, schmeckte uns dagegen nicht so sehr. So waren wir uns recht schnell einig, dass, wenn wir es machen, Quartier in Österreich aufgeschlagen wird und wir täglich die knapp 45 Kilometer pendeln, um unsere Abende in Österreich verbringen zu können.

Wegen Ferien, Hochsommer, der ohnehin immer stark frequentierten Bodenseeregion und zu allem Überfluss noch der in diesem Zeitraum stattfindenden Bregenzer Festspiele taten wir uns schwer, überhaupt ein bezahlbares Quartier zu finden und hatten Glück, dass Freunde auf der Rückfahrt aus dem Zillertal ein wahres Schnäppchen auftaten, mitten in Hohenems, mit tollem Biergarten und hervorragender Küche. Wenigstens drei Nächte kamen wir dort unter, für den Rest war auch dieses Domizil ausgebucht.
So hatten wir dann, ursprünglich nur als Notlösung gedacht, noch die Möglichkeit bei Bekannten unterzukommen, die genau zwischen Hohenems und St. Gallen wohnen, was wir nach vergeblicher Zimmersuche vor Ort gerne angenommen haben, und das trotz Anitas Katzenallergie. ;-) .
Auch dadurch wurden es tolle Tage, an denen wir auch abseits der Trainingseinheiten viel gesehen und viel gemeinsam unternommen hatten. Nebenbei benötigten wir außer der Autobahnvignette so gut wie keine Schweizer Franken, es sei denn, wir hatten mal das Auto direkt am Trainingsplatz geparkt. Dort waren nämlich, obwohl massig Platz vorhanden, für zwei Stunden drei Franken (oder Euro) Parkgebühr fällig.
Nach den überlaufenen Trainingslagern in den letzten beiden Jahren im Zillertal, war es in St. Gallen endlich mal wieder klein und überschaubar. Es war fast nur der harte Kern da, der sich jedes Trainingslager gibt, von ein paar Urlaubern, die regelmäßig vorbeischauten, einmal abgesehen.
In St. Gallen fiel mir Zorniger das erste Mal an zu gefallen. Es hat einfach was, so nah dabei zu sein und die eine oder andere Anweisung mitzubekommen. Zorniger machte einen sehr akribischen Eindruck und überließ nichts dem Zufall. Anders als Feldherr Veh, der dem Treiben auf dem Trainingsplatz meist mit verschränkten Armen beiwohnte und seine Assistenten „machen ließ“, legte Zorniger bei allem selbst Hand an. Sei es beim Hütchen aufstellen oder sei es auch seine Spieler selbst zu stellen, wenn sie sich nicht nach seinen Vorstellungen bewegten. Es waren alles in allem tolle Tage, abgesehen auch vom auch dort wieder heißen Wetter und einer zwischenzeitlichen Mückenplage.

Den Höhepunkt schlechthin bildete der Fan-Abend im Mannschaftshotel Säntispark, in das uns der VfB eingeladen hatte. Nach einem kalt-warmen Buffet und einigen Kaltgetränken kam die ganze Mannschaft einschließlich des kompletten Staff und verteilte sich an die Tische. Da die Anzahl der Fans auch an diesem Abend überschaubar war, gesellten sich an unseren Tisch mit Lukas Rupp, Daniel Didavi und Daniel Ginczek gleich drei Spieler, die wir knapp zwei Stunden lang nach Belieben löchern durften. Interessante Sichtweisen traten zutage, vor allem, was das Verhältnis zu den Fans angeht. Da kam sehr deutlich heraus, dass sie unbedingt die gute Stimmung der letzten Spiele in die neue Saison hinüberretten wollten und Angst hatten, dass diese bei Misserfolg wieder kippen könnte. Didavi machte damals noch nicht den Eindruck, dass er unbedingt wegwolle, obwohl schon seinerzeit von einem möglichen Wechsel zu Bayer Leverkusen berichtet wurde. Ich hatte den Eindruck, dass er sich die Entwicklung ganz genau anschauen wolle und sich entsprechend auch ein Bleiben hätte vorstellen können. Wir schnitten unterschiedlichste Themen an, Privates, die Rückkehr von Fitmacher Chima Onyeike, Didas Leihe nach Nürnberg, Ginnis Zeit bei St. Pauli, Rupps Abstieg mit Paderborn und seine Ziele mit dem VfB, welche Gefühle Ginni bei seinem Tor in Paderborn übermannten, etc. pp. Die Spieler nahmen sich Zeit, waren freundlich und geduldig und sehr angenehme Gesprächspartner.

Einen Fauxpas leistete ich mir dann zum Schluss noch, als die Spieler uns schon wieder verlassen hatten. Einige „Betreuer“ in VfB-Outfit saßen noch an einem Tisch zusammen, als ich mich einem von hinten näherte und ihn fragte, ob ich kurz stören darf. Als er mir dies gestattete, fragte ich ihn, wie er sich bereits beim VfB eingelebt habe, im sicheren Gefühl, André Trulsen angesprochen zu haben, mit dem ich gerne kurz über seine Zeit bei St. Pauli geplaudert hätte, da ich dorthin ja auch eine gewisse Affinität habe.

Er drehte sich um und erwiderte in breitestem schwäbisch: „Ja klar, i ben jo au scho acht Johr do“. Hatte ich doch glatt den Busfahrer erwischt. Ein peinlicher Moment und doch lustig, aber, bei weitem nicht der Höhepunkt des Abends. Den lieferten unsere Freunde aus der Ostschwiiz, indem Raffael vor versammelter Mannschaft seiner Jule einen Heiratsantrag machte, der natürlich angenommen wurde. Standing Ovations von der Mannschaft und eine Flasche Sekt von Robin Dutt waren die Folge, bewegende Momente in stilvollem Ambiente, ganz großes Kino, ihr beiden.

VfB-FC Winterthur 4:1 (in Konstanz)

Auf dem Rückweg vom Trainingslager legte der VfB noch einen Zwischenstopp in Konstanz ein, wo man auf den FC Winterthur traf. Wir taten es dem Tross gleich und fuhren schon frühzeitig los. Dort hatte nämlich ein anderer Freund Heimspiel und empfahl uns ein super Lokal mit zivilen Preisen, direkt am Rhein gelegen, das Constanzer Wirtshaus. Es war nicht nur wegen der Location die perfekte Logistik, sonder auch deshalb weil wir unweit davon unser Auto kostengünstig parken und von der Nähe des Lokals aus mit dem Bus zum Bodenseestadion fahren konnten. Wir verabredeten uns noch mit Freunden in dem Lokal, so dass wir zwei große Tische im Außenbereich belegten und das Trainingslager Revue passieren ließen und uns auf das anstehende Spiel einstimmen konnten. Der VfB legte einen ordentlichen Auftritt hin und gewann 4:1, vor allem Didavi bestach mit den ersten beiden Toren. Das Spiel gegen den Ball funktionierte schon recht ordentlich, auch wenn mir schon in der Testphase Zweifel aufkamen, ob sie das über 90 Minuten und über eine gesamte Halbserie hinweg schaffen durchzuziehen. In kleiner Gruppe und mit ein paar Winterthurern „Ultras“ im Schlepptau ging es zurück ins Brauhaus, wo wir das Trainingslager ausklingen ließen und gegen Mitternacht dann die Heimfahrt nach Stuttgart antraten.

Paukenschlag gegen Manchester City

Nach dem Aufeinandertreffen mit dem Schweizer Zweitligisten folgte am darauffolgenden Wochenende ein echter Härtetest gegen das Starensemble von Manchester City. Für die Engländer, deren Premier League Saison eine Woche später begann, war es somit wie für den VfB vor dem Pokalspiel in Kiel die Generalprobe, bei der man nicht annehmen sollte, dass sich das englische Spitzenteam unbedingt abschlachten lassen wollte. Sie traten nicht in ihrer allerbesten Aufstellung an, brachten aber dennoch ein mit Stars gespicktes Team auf den Rasen des Neckarstadions. Natürlich sind die Begleitumstände andere als bei einem normalen Punktspiel, zum Beispiel die strapaziöse An- und Abreise am Spieltag. Und doch war es nicht zu erwarten, dass der VfB sie so herspielen und mit einem 4:0-Vorsprung in die Halbzeit gehen würde.

Der VfB spielte wie aus einem Guss, das schnelle Anlaufen der Gegner schon weit in der eigenen Spielhälfte behagte Man City überhaupt nicht. Unsere Abwehr ließ erstaunlich wenig anbrennen, Adam Hlousek wurde gar zur Entdeckung in der Innenverteidigung neben Timo Baumgartl. Dass dies nur ein Strohfeuer war und in die Kategorie „auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“ eingeordnet werden sollte, weiß man heute.

Die späten Anschlusstreffer von Manchester City zum 4:2 änderten am guten Gesamteindruck nichts mehr. Der VfB schien gerüstet für die anstehenden Aufgaben.

Pokalhürde Kiel gemeistert

Den ersten Pflichtspielauftritt hatte der VfB bei den Störchen von Holstein Kiel zu bestreiten. Losglück geht anders, war es doch die weiteste denkbare Reise, die man uns zuloste. Schön indes war aber, dass wir aus dem Brutofen Stuttgart in das 10-15 Grad kühlere Kiel reisen durften. Da es ein Abendspiel wurde, gestaltete sich die Anfahrt mit der Deutschen Bahn recht stressfrei – erst gegen halb elf Uhr stiegen wir in den Zug, der nach einem Umstieg in Mannheim eigentlich direkt nach Kiel hätte fahren sollen. Eigentlich, denn, die Pläne der Bahn gerieten an diesem Tag sowieso schon aus den Fugen, so dass es wohl darauf dann auch nicht mehr ankam und man den Zug kurzerhand in Neumünster stoppte und wir auf einen Regionalexpress wechseln mussten. Ca. 2 ½ Stunden vor Spielbeginn erreichten wir dennoch Kiel, fuhren schnell mit dem Taxi unsere Hotels an, checkten ein und machten uns danach umgehend auf den Weg, wieder per Taxi, in Richtung Stadion, wo wir schon mit einigen anderen vom Fanclub verabredet waren und auch sonst viele bekannte Gesichter sahen.

Ich hatte kurzfristig noch eine Sitzplatzkarte ergattern können, deren Übergabe ich am Stadion organisieren musste und musste meinen Stehplatz dafür an jemand anderes übergeben, so dass ich die gesellige Runde beim Griechen frühzeitig verlassen musste.

Die Kartenproblematik für Kiel (wie später für Jena anscheinend auch) war grotesk. Lange Zeit über herrschte totale Kartenarmut auf dem Markt, nur Suchende, kaum jemand, der welche abzugeben hatte. Daher griff ich bei der Sitzplatzkarte auch sofort zu, im Wissen, meinen Stehplatz locker loszubekommen. Doch just in dem Moment, Dienstag oder Mittwoch vor dem Spiel, als ich meinen Stehplatz angeboten hatte, hagelte es Angebote, hier vier Karten, dort acht Karten. Unglaublich! Was war geschehen? Der VfB hatte offensichtlich den Kartenbestellern keinerlei Zu- oder Absage zukommen lassen, so dass viele Leute im Ungewissen waren. Diejenigen, die das Spiel auf jeden Fall machen wollten, deckten sich anderweitig ein und hatten plötzlich doppelt Karten. Andere hakten das Spiel bereits ab und hatten plötzlich Karten drei Tage vor dem Spiel die Karten im Briefkasten. In dieser Kürze der Zeit lässt sich natürlich ein Trip nach Kiel kaum mehr planen, zumindest dann nicht, wenn man diese lange Strecke nicht mit dem PKW zurücklegen möchte. Hier muss das Ticketing dringend seine Abläufe überdenken. Wie gesagt, für Jena unter der Woche war es nicht anders. Leute, die dieses Spiel bereits abgehakt hatten, mussten sehen, ob sie noch kurzfristig Urlaub nehmen können und wie sie dorthin kommen. Da reglementiert ist, welches Kontingent der jeweilige Gastverein bekommt und man ja weiß, wie viele Karten man mindestens bekommt, kann man doch ohne Weiteres diejenigen abziehen, die ihre festen Kontingente bekommen, wie CC, Auswärtsdauerkarten, Fanclubs und an die Differenz zum Kontingent, das man sicher bekommt, schon einmal Zusagen verschicken. Sollten dann mehr Karten zur Verfügung stehen, kann man die immer noch zum Verkauf einstellen, würde damit aber nur eine kleine Gruppe vor Probleme stellen und nicht Hunderte bis Tausende von VfBlern.

Ich hatte also einen schönen Platz auf der Gegentribüne mit einer super Sicht auf die anschließende Pyro-Show im VfB-Block. Vor dem Spiel traf ich am Bierstand noch Philipp, den Leadsänger von „Die Fraktion“, der mir einen Gastbeitrag für das Buch „Das sind die Fans – und ihre Geschichten“ geschrieben und mit dem ich während dieser Zeit einen netten Kontakt hatte. Ich stellte mich kurz vor und hielt mit ihm einen kurzen Smalltalk, wollte ihm und seinen Begleitern aber auch nicht auf den Sack gehen, zumal ich nach der langen Zugfahrt schon etwas angegast war, daher verabschiedete ich mich auch schon wieder.

Für die erste Pokalrunde hätte man sich leichtere Aufgaben wünschen können, als eine Profimannschaft aus der dritten Liga, die bereits zwei Ligaspiele hinter sich hat und in der Relegation zur 2. Liga nur knapp an den Münchner Löwen gescheitert war. In einem Pokalspiel, vor allem in einem in dieser Konstellation, zählt nur der Sieg, egal wie er zustande kommt. Daher war ich letzten Endes zufrieden, auch wenn man sich nicht mit Ruhm bekleckert hatte und zunächst einem Rückstand hinterherlaufen musste. Der VfB tat sich sehr schwer, kam aber durch Tore von Didavi und Ginczek, wie einst in Paderborn also, mit einem glanzlosen 2:1 weiter. Wenn etwas bedenklich war, dann das, dass selbst ein 3.-Ligist gegen den VfB zu einer Vielzahl von Torchancen kam. Dass der VfB sich mit dem 2:1 zufriedengab und nicht konsequent auf ein 3:1 ging, rächte sich beinahe noch in der Nachspielzeit, da hatten wir wirklich nochmal Glück.

Nach dem Spiel wurde auf strikte Fantrennung großen Wert gelegt, so dass ich nicht, wie ich gekommen war, hinausdurfte sondern wie eine Handvoll anderer VfBler durch den Innenraum am VfB-Block vorbei geleitet wurde, was einige Bekannte dazu animierte, Lieder auf mich anzustimmen. Eine lustige Begebenheit am Rande.

Wir sammelten uns indes wieder und fuhren mit dem Taxi zurück in Richtung unserer Hotels, wo es unweit davon, einige nette Kneipen gab und wo sich auch die anderen VfBler sammelten, die nicht gleich wieder zurück oder nach Hamburg weiter fuhren.
Auf dem Weg vom Stadion zu unserem Treffpunkt wurde ich noch recht übel von Kielern angepöbelt, was aber die in großer Präsenz anwesende Obrigkeit umgehend unterband.

Freunde von uns, die mit dem Sonderbus in die Stadt fahren wollten, kamen noch in die Situation, dass Kieler „Ultras“ deren Bus stürmen wollten und sich die Männer (Frauen und Kinder waren auch dabei) dagegen stemmen mussten. Da fragt man sich wirklich, was diese Idioten geritten hat. Sollen doch froh sein über ihr Spiel des Jahres und den Tag feiern anstatt hier eine kindische Show abzuziehen. In der Stadt hatten wir dann noch großen Spaß. Am nächsten Tag dann, nach einer sehr schönen Hafenrundfahrt, ging es zurück ins heiße Stuttgart.

Auftaktniederlage gegen Köln

Eine Woche später stand dann das mit Spannung erwartete erste Spiel um Bundesligapunkte an gegen den 1. FC Köln. Seit 1996 wartet man gegen den Geißbock auf einen Heimsieg, auch heuer sollte nichts daraus werden. Vor dem Spiel freilich, wie traditionell vor jedem ersten Heimspiel einer Saison, fand die Karawane Cannstatt statt, mit der Tausende von Fans vom Cannstatter Bahnhof zum Neckarstadion zogen und sich auf die Saison gemeinsam einstimmten. Ein Pflicht-Event für jeden Fan und jedes Jahr größer und imposanter werdend, fantastisch.

Das Spiel selbst, Sonntagabend und damit das letzte Spiel an diesem Spieltag, begann zwar mit einem Pfostenschuss für die Gäste, danach aber trafen Didavi und Gentner ebenfalls nur Aluminium, so dass es nach 11 Minuten schon 2:1 hätte stehen können. Im selben Tempo ging es weiter. Der VfB nun klar Chef im Ring zwang die Kölner durch konsequentes Anlaufen weit in deren Hälfte immer wieder zu Ballverlusten, einzig die Chancenverwertung war zu bemängeln. Wir bekamen ein mitreißendes Heimspiel zu sehen, wie schon lange nicht mehr und gerieten doch in der 75. Minute in Rückstand, als Tytoń Modeste völlig unnötig im Strafraum von den Beinen holte. Eine sehr ungestüme Aktion des Polen, die Zweifel aufkommen ließ, ob wir uns auf der Position verbessert haben oder nicht doch vom Regen in die Traufe gekommen sind. Als zwei Minuten später unser gesamter Defensivverbund durch einen einzigen Pass ausgehebelt wurde und das 0:2 folgte, war die Partie fast gelaufen. Didavi stellte zwar noch per Elfer den Anschluss her, doch der endgültige Knockout folgte in der Nachspielzeit.

Unsere Vorfreude auf die neue Spielzeit wurde also mal wieder im Keim erstickt. Wir sind zwar vorne sehr gut besetzt und kreieren Torchancen im Minutentakt, beim Abschluss fehlt es aber an der Konzentration, was einige schon an der kraftraubenden Spielweise festmachen. Aber, bei einem Torschussverhältnis von 28:9 und einem Chancenverhältnis von 11:5 muss auch so mehr herausspringen als nur ein Elfmetertor. Wieder einmal wurde also der Saisonstart in den Sand gesetzt, wieder einmal steht man bereits vor dem zweiten Saisonspiel gehörig unter Druck.

Gerhard Mayer-Vorfelder ist tot

Dann erreichte die VfB-Familie die Nachricht über den Tod von Ehrenpräsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Mich hat diese Nachricht sehr bestürzt, da ich immer wieder Begegnungen mit MV hatte, seit ich ein Kind war. Durch die Beamtenlaufbahn meines Vaters im Finanzministerium und seinem Mitwirken in diversen Betriebsfußballmannschaften der verschiedener Ministerien, kam man immer wieder in privatem Rahmen zusammen und hatte immer wieder einmal auch die Gelegenheit mit MV über den VfB zu sprechen. Sein früherer Fahrer Fuchs versorgte mich in den 70er- und frühen 80er-Jahren stets mit Autogrammkarten, unterschriebenen Mannschaftspostern und sonstigen Devotionalien. Aus Dankbarkeit und weil ich wusste, welch Fußballverrückter MV war, beteiligte ich mich nie an den obligatorischen „Vorfelder-Raus-Rufen“, die während seiner Amtszeit regelmäßig durchs Neckarstadion hallten. MV hatte große Verdienste um den VfB. Zwei deutsche Meisterschaften, zwei Europapokalendspiele, ein Pokalsieg, eine weitere Pokalfinalteilnahme und nicht zuletzt der Bundesligaaufstieg fielen in seine Amtszeit. Meist verstand er es, rechtzeitig, von mir aus auch „auf Gutsherrenart“, Negativentwicklungen entgegen zu steuern. Er hatte ein feines Gespür, wann etwas auseinanderzubrechen drohte und ihn zum einschreiten zwang.

Er war stets nah dran an der Mannschaft und deren Führungsspielern und wusste dadurch, wie es um die Stimmung und deren Zusammenhalt bestellt war. Wer arbeitet, macht Fehler, so auch MV. Die Vertragsverlängerung Balakovs und vor allem der Passus, dass sich der Vertrag zu gleichen Konditionen endlos verlängert, waren einer, die Entlassung Jogi Löws und Installation seines Nachfolgers Winfried Schäfer ein anderer. Letzterer führte bei mir, wie bei vielen anderen, zur Rückgabe meiner Mitgliedschaft und dazu, dass ich zunächst keine Dauerkarte mehr genommen hatte. Dieses Hassobjekt aus Baden im roten Trainingsanzug war für mich unerträglich, damals zweifelte auch ich an MV’s weiterer Zurechnungsfähigkeit.

Unfair war trotzdem, wie man ihn 2000 mit Schimpf und Schande aus dem Amt drängte und welche Vorwürfe man ihm im Nachhinein machte. Auch damals gab es schließlich Kontrollorgane im Verein, die hätten einschreiten müssen, wenn sie mit seinem Tun nicht einverstanden waren.
Sein langjähriges Wirken als Ligaausschussvorsitzender war sicherlich nicht zum Nachteil des VfB. Schiedsrichterfehlentscheidungen und auch –ansetzungen wurden auf dem kleinen Dienstweg diskutiert und manchmal auch verhindert. Mit MV an der Spitze war der VfB wer, mittlerweile treibt doch jeder nur noch Hugoles mit uns.

MV verstand es auch Weltstars für den VfB zu gewinnen, wie seinerzeit Carlos Dunga. MV’s Aura und Redegewandtheit, dazu seine herzliche, kumpelhafte Art, wurde von vielen geschätzt.

Auch international hatte er hochrangige Posten inne. Er war Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee, er war DFB-Präsident. Die Früchte, die die Nationalelf derzeit erntet, hatte u. a. MV gesät, als er nach der Katastrophen-EM 2000 ein Nachwuchsprogramm auf den Weg brachte, welches u. a. die Nachwuchsleistungszentren beinhaltete, die jeder Proficlub heute betreiben muss.

MV liebte den Fußball und er tat viel für den Fußball und das obwohl seine Politikertätigkeit ihm auch nicht gerade wenig (Zeit) abverlangte. Ich hatte zuletzt vor einigen Jahren in der Villa Reitzenstein auf einem Empfang die Gelegenheit mit ihm zu sprechen. Als ich ihm sagte, morgen in aller Hergottsfrüh fahre ich nach Berlin zum VfB, nahm er mich in den Arm und meinte nur „Du Verrückter“.

Für mich ging in der Woche der größte VfB-Präsident, den wir hatten. Vom jetzigen bin ich mehr und mehr enttäuscht, weil er eben Dinge, die zu tun sind vor sich herschiebt und Entscheidungen nicht oder zu spät trifft. MV war da ein anderes Kaliber!

Kleins Fauxpas

Die nächste Auswärtsfahrt indes sollte uns nach Kiel erneut in den hohen Norden führen, dieses Mal nach Hamburg. Der RWS Berkheim bot dafür eine Übernachtungsfahrt an, ein seltenes Vergnügen und zuletzt beim Pokalfinale 2013 praktiziert. Gegen Mitternacht, freitagnachts, traten wir die Fahrt an, um in den frühen Morgenstunden in Hamburg einzutreffen und den ganzen Tag zur Verfügung zu haben. Da die Zimmer so früh noch nicht bezugsfertig waren, machten wir erst einmal Frühschoppen am nahegelegenen Bahnhof HH-Ohlsdorf, der es in sich hatte.

Irgendwann war ich so verpeilt, dass ich mich auf dem Weg zum Anleger der Barkasse, die der VfB-Fanclub „Roter Brustring Hamburg“ wieder gechartert hatte, verfahren habe und die Barkasse dadurch verpasste.

Also, stärkte ich mich erst einmal mit Kaffee und fuhr dann zum Kiez, um Bekannte zu treffen, Facebook sei Dank wusste ich ja, wo sie sich aufhielten. Wenig später machten wir uns dann auch schon gemeinsam auf den Weg zum Stadion.

Es traf sich gut, dass ich sehr frühzeitig bei den Imbissbuden nahe dem Gästeeingang war, da ich einer Bekannten noch ein Ticket übergeben und mir mein eigenes auch noch organisieren musste. Ein Businsasse hatte die Möglichkeit, über einen Geschäftskontakt auf die Gegentribüne zu gehen, wollte selbst aber nicht dort hin. Ich bin da schon eher offen, wusste aber natürlich nicht, wo genau sich die Plätze befinden würden und ob sie mir in Sachen Knipserei einen Mehrwert brächten. Jedenfalls entschloss ich mich, mir das anzuschauen, notfalls hätte man sich immer noch in den VfB-Bereich hineinschleusen lassen können.

Besonders toll waren die Plätze leider nicht, sie befanden sich im Oberrang, so dass ich nicht besonders gut in den VfB-Block fotografieren konnte. Zudem war es sehr befremdlich, das Stadion mit einer HSV-Dauerkarte zu betreten und inmitten von Rauten-Fans zu sitzen, die teilweise nicht sehr freundlich zu den vereinzelt um mich herum befindlichen VfBlern gewesen sind. Komisch war außerdem noch, dass wir dem „Topspiel der Woche“ beiwohnten, in dem die beiden größten (sich rettenden) Loser-Teams der letzten beiden Jahre aufeinandertrafen. Der VfB schaffte dies immerhin noch in der regulären Zeit, während der HSV beide Male nachsitzen musste.

Am vorletzten Spieltag der Vorsaison konnte man den HSV ja nach Belieben dominieren und fügte Bruno Labbadia eine schmerzhafte Niederlage zu, dies sollte, vor allem nach der unnötigen Niederlage vor Wochenfrist gegen Köln am besten erneut gelingen.

Das Spiel begann, wie in allen Stadien der ersten beiden Ligen, mit einer Gedenkminute für Gerhard Mayer-Vorfelder. Obwohl es für die Hamburger gegen den VfB, Mayer-Vorfelders Herzensverein, ging, nutzten die Hamburger erfreulicherweise diese Plattform nicht, uns eins auszuwischen, sondern schwiegen respektvoll, was ich als sehr pietätvoll empfand.

Der VfB, der nach Kiel und Köln noch immer auf Serey Dié verzichten musste, begann erneut stark und setzte den Dino früh unter Druck, was durch zwei Ginczek-Tore in einer völlig verdienten 2:1-Pausenführung mündete. Da waren wir inmitten der frustrierten HSV-Fans natürlich noch obenauf. „Pünktlich“ zum 2:1 in der 42. Minute trafen dann auch das CC und noch einige VfBler mehr ein, die durch eine Autobahn-Vollsperrung 80km vor Hamburg aufgehalten wurden.

Unsere Mienen sollten sich in der zweiten Halbzeit schon schnell verdunkeln, nachdem sich Florian Klein in der 52. und 53. Minute zwei dumme gelbe Karten einfing und mit Gelb-Rot vom Platz musste. Dem HSV fiel zwar danach lang nichts ein, was den VfB in Bedrängnis bringen konnte, aber, je mehr sich das Spiel dem Schlusspfiff näherte, schwanden dem VfB die Kräfte. So handelte man sich kurz hintereinander drei weitere gelbe Karten ein und traute sich danach nicht mehr, in einen Zweikampf zu gehen. Dadurch bekam der HSV Oberwasser und erzielte das glückliche 2:2, bei dem Tytoń wieder nicht gut aussah. Als VfBler weiß man, wie es endet, so dass wir uns den Jubel der Rauten nicht mehr geben wollten und uns nach dem Ausgleich zum VfB-Block aufmachten, und die letzten Minuten dort verfolgten. Der Siegtreffer durch Djourou schmerzte dadurch zwar nicht minder, man konnte aber wenigstens mit Gleichgesinnten lamentieren, und musste sich nicht die Häme der Hamburger gefallen müssen.

Zweites Spiel, zweite Niederlage, den tollen Abend auf dem Kiez ließen wir uns trotzdem nicht nehmen.

Debakel gegen Eintracht Frankfurt

Am dritten Spieltag ging es gegen die Frankfurter Eintracht mit Ex-Trainer Armin Veh. Zu gern hätte man Veh, der uns in der letzten Saison so schändlich im Stich gelassen hatte, ein Schnippchen geschlagen und ihn dem Rücktritt bei der Eintracht ein Stück näher gebracht.
Es kam leider anders. Wieder mit 15:6 Torschüssen klar die tonangebende Mannschaft gewesen, wieder den Gegner, der nur auf unsere Fehler wartete, zum Kontern eingeladen, wieder unglaubliche Gegentore bekommen und vorne unfassbare Chancen vergeben. So Harnik, wie einst Gomez in Wien, aus zwei Metern Torentfernung weit über den Kasten. Die Entscheidung für Frankfurt fiel durch einen Elfmeter, nachdem Tytoń wegen einer Notbremse vom Platz flog und durch Vlachodimos ersetzt wurde. Das einzige VfB-Tor beim 1:4 durch Didavi fiel zudem noch aus einer Abseitsposition heraus.

Nach diesem Spiel machte sich erstmals Sprachlosigkeit breit. Null Punkte, 4:10 Tore, so schlecht war noch kein neuer VfB-Trainer gestartet. Zorniger selbst machte auch schon einen ratlosen Eindruck und gab an, defensiv einige Dinge ändern zu wollen, ohne jedoch seine Grundidee überdenken zu wollen. Georg Niedermeier spielte weiterhin keine Rolle, stattdessen trieb Hlousek in der Innenverteidigung sein Unwesen, die Eintracht brachte er mit einem Eigentor in Führung. In Berlin, beim nächsten Spiel steht allerdings Neuzugang Sunjic erstmals zur Verfügung.
Dass Zorniger schon leichte Zweifel an Tytoń beschlichen und er von Vlachodimos erstrecht nichts zu halten schien, so könnte man Zornigers Aussage nach Tytońs Platzverweis verstehen, man müsse auf der Torwartposition noch etwas machen. Dutt hingegen widersprach und nahm Vlachodimos stattdessen in die Pflicht.

Der negative Höhepunkt des Tages fand indes vor dem Spiel statt. Auch der VfB ehrte seinen Ehrenpräsidenten in „seinem“ Stadion mit einer Schweigeminute, was der Frankfurter Block komplett ignorierte und stattdessen weiter supportete. Unterste Schublade, dabei haben die Hessen mal wieder ihre hässliche Fratze nach außen gekehrt. Pfui!

Nächster Rückschlag in Berlin

Am 4. Spieltag, nach der Länderspielpause, führte uns der Weg in die Hauptstadt zur Berliner Hertha, die sich kurz vor Transferschluss noch Vedad Ibisevic geangelt hatte und wo zu befürchten war, dass er gleich gegen seine alten Kameraden treffen würde. Dieses Mal ging es mit dem ICE und einer Übernachtung los, wo ich mir am nächsten Morgen die Zeit bis zur Rückfahrt mit einer Bootsfahrt auf der Spree vertrieben hatte.
Dem VfB merkte man inzwischen an, dass die drei Auftaktniederlagen Spuren hinterlassen hatten. Die Jungs agierten abwartender, überließen dem Gegner dadurch aber eben auch automatisch den Ball, wodurch bereits in der Anfangsviertelstunde der Rückstand resultierte. Durch einen Einwurf auf der linken Seite ließen sich Kostic und Hlousek wie Schuljungen düpieren, so dass der Ball mühelos in die Mitte gepasst werden konnte und von Haraguchi unter Vlachodimos hinweg eingenetzt werden konnte. Vlachodimos, mit nunmehr 21 Jahren über den Talentstatus hinweg, hätte die große Chance gehabt, auf sich aufmerksam zu machen, was ihm leider nicht gelang. Auch er agierte glücklos, so dass es klar war, dass im nächsten Spiel, nach abgelaufener Sperre, wieder Tytoń zwischen den Posten stehen würde.

Der Rückstand weckte den VfB auf. Nunmehr, als fast nichts mehr zu verlieren war, wurden die Aktionen zielstrebiger. Eine Freistoßflanke von Didavi verwertete Sunjic in seinem ersten Spiel mit dem Brustring zum Ausgleich. Ein vielversprechender Auftakt für ihn. Doch, Sunjic war es auch, der den Ball kurz vor dem Pausenpfiff zu kurz aus dem Strafraum heraus köpfte, vor die Füße von Lustenberger, und dieser den Ball volley in die Maschen drosch. Ein Sonntagsschuss, wie er Lustenberger in seinem Leben wohl noch nie gelang und auch nie wieder gelingen wird. Dieser Nackenschlag saß. In der zweiten Halbzeit vermissten wir beim VfB Mut und Zielstrebigkeit, man rieb sich in Zweikämpfen auf und kam kaum mehr zu größeren Chancen.

Vor allem Kostic schmeckte die Gesamtsituation wohl nicht besonders. Seit das Transferfenster geschlossen und klar war, dass er bleiben muss und nicht zu Schalke wechseln darf, wirkt er reichlich genervt und wurde schließlich Gelb-Rot-gefährdet ausgewechselt. Der VfB kam in der Schlussphase kaum mehr zu vielversprechenden Chancen, weil die Berliner geschickt verteidigten und auch die letzte Überzeugung fehlte. Insgesamt wäre auch bei diesem Spiel sicher mehr drin gewesen, wenn man die wenigen Chancen besser genutzt hätte und wenn man den Gegner nicht ständig so einfach zum Tore schießen einladen würde.

Der Erfolg gibt einem Recht, bei Misserfolg hauen sie dir die großen Töne um die Ohren. Diese Erfahrung musste Trainer Zorniger nun mehr und mehr machen. Ob Mehmets Scholl „Laptop-Trainer-Kritik“, die Sport1-Spieltagsanalyse, in der mehr und mehr die Naivität und die für das vorgegebene System fehlenden Spieler kritisiert werden, oder auch sonstige Nebenkriegsschauplätze.

Nach Transferschluss sickerte durch, Robin Dutt habe im Sommer eine Verpflichtung von Julian Weigl abgelehnt, der lieber zum VfB als zum BVB wechseln wollte. Wenn man den Jungen bei Dortmund jetzt so sieht, eigentlich unfassbar. Dabei glaube ich wirklich, dass sich Weigl bei uns nicht so durchgesetzt hätte wie er es jetzt beim BVB schaffte. Bei Dortmund scheint es mehr nach Leistung zu gehen, so dass Weigl nach guten Trainingsleistungen eben auch einen Sven Bender auf die Bank zu verdrängen vermag.

Bei uns dagegen gibt’s den Mann mit der Stammplatzgarantie, Christian Gentner und daneben den zweiten Unantastbaren Serey Dié, so dass Weigl bei uns wohl zwischen Bank und Tribüne gependelt wäre.

Weiteres Thema in der Woche war die Nichtnominierung Timo Werners fürs Berlin-Spiel. Zornigers „Kindermädchen“-Aussage wurde von vielen als anmaßend empfunden, so dass schnell Transfergerüchte um Timo Werner hochkochten und thematisiert wurde, dass man Werner bereits im Sommer wie Sauerbier in England angeboten habe. Ich empfand es als nicht allzu dramatisch, einem Spieler einen Denkzettel zu verpassen. Wie man danach sah, hat dieser Werner ja auch nicht geschadet. Ob Zorniger es selbst einsah, übers Ziel hinausgeschossen zu sein und mit der Nominierung Werners für die erste Elf gegen Schalke zurückruderte, oder ob tatsächlich der Plan dahintersteckte, den Jungen auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, sei dahingestellt. Im weiteren Verlauf der Vorrunde hat Werner jedenfalls den nächsten Schritt gemacht und ist aus der ersten Elf derzeit kaum mehr wegzudenken.

Unverdiente Niederlage gegen Schalke

Jenes Spiel gegen Schalke war erneut ein Spiegelbild der bisherigen Heimspiele. Eine unfassbar schlechte Chancenverwertung in einem an und für sich Riesenspiel. Bei 19:7 Torchancen (26:10 Torschüsse) 0:1 zu verlieren, das muss einem erst mal einer nachmachen. Schalke weiß bis heute nicht, wie sie dieses Spiel gewinnen konnten, dabei ist es ganz einfach! Vorne die Chancen nicht genützt und hinten ließ sich Florian Klein von Leroy Sané wie ein ABC-Schütze ausspielen, und fertig war die Niederlage.

Grotesk, nach Jahren der spielerischen Armut, wird im Neckarstadion Spektakel und Vollgas-Fußball geboten. Dass gegen Ende die Kräfte fehlen, noch einmal zuzulegen, könnte man verschmerzen, wenn davor die Chancen besser genutzt worden wären. Auch nach dieser dritten Heimniederlage in Folge verließen wir das Neckarstadion begeistert und ich war mir sicher, dass Zorniger der richtige Mann wäre und der Schalter schon noch rechtzeitig umgelegt werden könnte. Ich sah es seinerzeit so, dass wir uns Spiel für Spiel verbessern würden und sich der Erfolg langfristig in den Ergebnissen niederschlagen würde. Schließlich ist Zorniger Übungsleiter durch und durch, der sich nie ausruhen dürfte und ständig an Verbesserungen zu feilen gewillt ist.

Gegen Schalke scheiterte man in erster Linie an eigenem Unvermögen und einem überragenden Schalker Schlussmann Fährmann. An der kraftraubenden Spielweise wollte man die Niederlagenserie freilich noch nicht festmachen, Zorniger bezeichnete sie erstmals als alternativlos und meinte, er wüsste nicht, wo, außer bei der Chancenverwertung, er ansetzen sollte. Dutt indes beschwor gar den Fußball-Gott “Vielleicht haben da irgendwelche höheren Mächte ihre Finger im Spiel”. Ratlosigkeit allerorten und wohl das erste Schlusslicht in der Bundesliga-Historie, das nur Applaus und Anerkennung für seine Darbietungen erntet und für den die Fans nach Spielende noch Standing Ovations übrig haben.

Dragan Holcer ist tot

Und plötzlich ereilte uns die Nachricht über der Tod des früheren VfB-Liberos Dragan Holcer, der im Alter von 70 Jahren einer schweren Krankheit erlag. Holcer war für mich einer der Helden meiner Kindheit. Er kam nach dem Bundesligaabstieg 1975 schon als erfahrener Spieler zum VfB, hatte großes taktisches Spielverständnis und die Gabe junge Mitspieler zu führen. An dessen Seite reifte bspw. ein Karl-Heinz Förster zum Weltklasse-Vorstopper, so dass Holcer maßgeblichen Anteil daran hatte, dass der VfB nach zwei Jahren den Wiederaufstieg schaffte und sich fortan in der Spitzengruppe der Bundesliga festbiss. Ruhe in Frieden, Dragan Holcer.

Erster Saisonsieg in Hannover

Lang war nicht Zeit, sich über die wahnwitzige Niederlage gegen Schalke zu grämen. Schon mittwochs ging es in Hannover weiter. Für mich bedeutete es mal wieder, zwei Tage Urlaub für das zweifelhafte Vergnügen zu opfern, unter der Woche in die Messestadt an der Leine zu fahren. Wir machten uns zu dritt bereits am frühen Morgen mit dem ICE auf in Richtung Norden, und vertrieben uns die Zeit in der Stadt und fuhren nach dem Spiel mit dem RWS-Bus durch die Nacht zurück in die Heimat. Mein Ticket fürs Spiel hatte ich erneut bei Hannover 96 direkt bestellt und saß Haupttribüne, Reihe 1, direkt hinter dem Bänkchen, auf dem Zeugwart Meusch, Günne Schäfer und Torwarttrainer Menger u. a. Platz nahmen. Ein genialer Platz, den ich mir in der nächsten Saison, sollten beide erstklassig bleiben, unbedingt wieder sichern muss.

Der VfB begann, wie schon in Berlin, verhalten und hatte zunächst Glück, dass ein vermeintliches Abseitstor von Andreasen nicht gegeben wurde. Wenig später handelte man sich aber dann doch den Rückstand ein, den der VfB prompt durch Gentner ausgleichen konnte. Weitere zwei Minuten später war es Timo Werner, der nach 24 erfolglosen Spielen endlich mal wieder traf.

Schon Gentners Tor hatte er vorbereitet, das zweite selbst erzielt, dadurch schwang sich Werner zum Matchwinner auf. Danach gab er zu, sich zwischenzeitlich psychologische Hilfe von Philipp Laux geholt und dabei gelernt zu haben, das Positive aus den vergebenen Chancen zu sehen, nämlich, dass er sich die Chancen überhaupt erarbeitet. Wenn es so einfach ist, na denn. Jedenfalls ist Werner seit seiner Ausbootung in Berlin auf dem aufsteigenden Ast, was mich persönlich sehr freut. Wenn er seine Schnelligkeit weiter ausspielen kann und dabei ruhiger am Ball wird, haben wir mit ihm eine richtige Waffe in unseren Reihen.

Der VfB verzeichnete auch in Hannover ein klares Chancenplus, war aber einmal mehr zu inkonsequent im Nutzen der Möglichkeiten, so dass das Spiel bis zum Schluss auf Messers Schneide stand. Erst als der eingewechselte Maxim in der Nachspielzeit das 1:3 erzielte, war der Fisch geputzt und Steine purzelten tonnenweise von den VfB-Herzen. Erster Sieg im sechsten Spiel, ganz wichtig und dazu noch der schöne Begleitumstand, dass man einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf in die Schranken weisen und in der Tabelle überholen konnte.

Die Stimmung stieg spürbar nach dem ersten Saisondreier und dennoch gab es keine Zeit, sich darauf auszuruhen, wartete doch sodann gleich die nächste schwere Aufgabe, zu Hause gegen Mönchengladbach. Die Gladbacher hatten einen genauso mauen Start in die Saison hingelegt wie der VfB und nach der fünften Niederlage in Folge den Rücktritt von Trainer Lucien Favre zu verkraften. Interimstrainer Andre Schubert gewann dann unter der Woche sein erstes Spiel, so dass die Borussen weiterhin im Gleichschritt mit dem VfB in der Tabelle unterwegs sind.

Traditionell ging es schon sehr früh aufs Volksfest, um sich den Kick schon einmal schön zu trinken und darauf einzustimmen.

Erneut eine Torschussstatistik von 23:9, erneut 1:3 verloren. Die Gladbacher wollten zunächst eigentlich nichts von uns und lagen doch bereits nach 20 Minuten durch zwei Nachlässigkeiten im eigenen Strafraum mit 0:2 hinten. Ginczek verkürzte per Elfmeter auf 1:2, was Signal eines beispielslosen Sturmlaufs war. Maxim und Werner verpassten den Ausgleich aus kürzester Distanz, Didavi scheiterte an der Latte, hochkarätige Chancen gab es zuhauf, stattdessen setzten die Gladbacher in der Nachspielzeit nach Fehler von Insúa den Deckel drauf.

Man konnte es wieder einmal nicht fassen, dass man ein solches Spiel verlieren kann. In der Tabelle fiel man wieder auf den vorletzten Platz zurück, während die Gladbacher offensichtlich den Turnaround geschafft haben und ihre Aufholjagd fortsetzten.

Die Kritik an Zorniger indes wird lauter. Immer mehr offenbart sich, dass er keinen Plan B zu haben scheint, das Team defensiver auszurichten und sich über Sicherheit Selbstvertrauen zurückzuholen. Er scheint einzig und allein, darauf zu bauen, dass die Chancenverwertung schon irgendwann mal besser werden wird. Hoffentlich nicht erst dann, wenn es zu spät ist.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch noch eine ähnliche Denke, vor allem wenn man eben sieht, wie die Chancen vergeben wurden. Wenn man aus kürzester Distanz das Tor nicht trifft und wenn man es trifft nach Fährmann gegen Schalke auch Sommer für Gladbach ein überragendes Spiel gemacht, was soll der Trainer da noch ändern? Zorniger selbst sagte „”Es ist eine schwierige Situation, weil ich nicht weiß, wo ich ansetzen soll”.
Und doch stellte sich immer mehr die Frage, ob der VfB für dieses System des hohen Verteidigens und des ständigen Jagens des Gegners die richtigen Spieler hat. Wird der Ball erobert geht es wie die Feuerwehr nach vorn und die Jungs kommen so oft zum Abschluss wie schon lange nicht mehr.

Das große Problem ist aber das naive Abwehrverhalten bei Ballverlust, wo Christian Gentner und Serey Die stets schnell überspielt oder überlaufen werden und es nicht schaffen, für Sicherheit zu sorgen. Auch die Außenverteidiger kleben auf der Linie und schaffen es nicht, Gegenangriffe zu unterbinden.

Robin Dutt sagt zwar auch zu diesem Zeitpunkt noch, „der Trainer ist nicht das Problem sondern die Lösung“, einen sonstigen Lösungsansatz hat er jedoch auch nicht in petto. Je mehr Niederlagen das Team erleidet, desto unruhiger dürfte es wieder werden auf dem Cannstatter Wasen. Für Sinsheim, wo der VfB zum nächsten Bundesligaspiel gastiert, gilt jedenfalls: „Verlieren verboten“, ansonsten dürfte es immer schwieriger werden, an Zorniger festzuhalten. Der Ton in den Medien wird jedenfalls schon rauer, ist Zorniger ja auch keiner, der einen Kuschelkurs fahren würde, im Gegenteil, von Woche zu Woche wird er dünnhäutiger.

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1. August 2015

Der Worte sind genug gewechselt, lasst Taten sprechen!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , , – Franky @ 09:56

Heute ist es genau zehn Wochen her, als Daniel Ginczeks Siegtor und Deniz Aytekins Schlusspfiff in Paderborn die gesamte VfB-Fangemeinde in Ekstase versetzte. Unvergessen die Szenen, die sich im Gästebereich (trotz alkoholfreiem Bier) abspielten, unvergessen auch die lange Heimfahrt und die Aufeinandertreffen mit anderen Fans auf den Rasthöfen der Republik, als man zahllosen wildfremden Menschen in den Armen lag und mehr als nur eine Träne der Freude verdrückte. So unfassbar der Schlussspurt war, der mir noch immer eine Gänsehaut bereitet, wenn ich daran denke, gilt es nun den Blick nach vorne zu richten.
Bereits seit Ende Juni bereitet sich der VfB auf die neue Saison vor. Akribisch genug, um uns (und sich selbst) eine weitere Zittersaison hoffentlich zu ersparen. Das von Präsident Wahler bereits in der vorvergangenen Saison so strapazierte „ein Weiter so wird es nicht geben“, wird nun von Robin Dutt, wie in der vielbeachteten Saisonabschlusspressekonferenz bereits angekündigt, mit großer Konsequenz und viel Elan vorangetrieben. Es ist so ziemlich alles neu auf dem Wasen. Allem voran der neue Cheftrainer Alex Zorniger, sein neuer „Co“ André Trulsen, Teambetreuer Günne Schäfer, Sportpsychologe Laux, um nur einige Veränderungen innerhalb des Funktionsteams zu nennen. In der Mannschaft stehen acht Abgängen acht Neuzugänge entgegen, wobei bei diesem „Kommen und Gehen“ das letzte Wort sicherlich auch noch nicht gesprochen ist. Der Kader ist nach wie vor zu groß, um ein effizientes und allen gerecht werdendes Arbeiten zu gewährleisten, zudem konnte in der Innenverteidigung noch immer keine Verstärkung an Land gezogen werden.
Das wochenlange von Antonio Rüdiger und dessen Halbbruder und Beraters Sahr Senesie initiierte Wechseltheater behinderte den VfB fatal in seinen Planungen. Zwölf Millionen Euro von Wolfsburg, 18 Millionen Euro von Athletico Madrid oder dem FC Chelsea, alles schien möglich. Offensichtlich aber hatte sich das Duo verzockt und es sich mit der einen oder anderen Partei verscherzt, da dem Vernehmen nach immer neue Forderungen auf den Tisch kamen, so dass nach und nach alle potentiellen Abnehmer schon allein aufgrund fehlender Seriosität Abstand von diesem Geschäft nahmen. Zumindest auf Wolfsburg trifft das zu, ins Ausland will Rüdiger (noch) nicht gehen, so dass von dort alle Anfragen abgeblockt wurden, wie berichtet wurde.
Zu allem Überfluss wurde bei Rüdiger nach seinem allerersten Mannschaftstraining nach seinem (Sonder-)Urlaub eine leichte Belastungsreaktion am im Dezember operierten Knie festgestellt, die einen arthroskopischen Eingriff notwendig machte. Von der anfangs kolportierten Verletzungspause von etwa vier Wochen ist längst keine Rede mehr. Mittlerweile geht man eher davon aus, dass man Rüdiger vor Oktober nicht mehr auf dem Platz sehen wird. Robin Dutt sind daher (finanziell) die Hände gebunden. Er muss jetzt den Spagat schaffen, einen adäquaten Ersatz zu holen, der (so gut wie) kein Geld kostet, wäre es doch ein enormes Risiko, lediglich mit Timo Baumgartl, Georg Niedermeier und Stephen Sama in die Saison zu gehen. Ich finde es äußerst unfair und egoistisch von den Herren Rüdiger und Senesie, den VfB über Monate im Unklaren zu lassen. Es hat den Anschein, sie bekämen den Hals nicht voll, dabei sollte einem Profi, der von einem Verein alle Möglichkeiten erhielt, sich zum Nationalspieler zu entwickeln, auch daran gelegen sein, dem Verein etwas zurückzugeben, und das erstrecht, wenn es noch einen laufenden Vertrag gibt. Der VfB kann dabei die Wechselbedingungen vorgeben, an die sich die andere Partei in Gottes Namen auch halten muss.
Mir erscheint die Angelegenheit so, als wolle Rüdiger auf Teufel komm raus seinen Marktwert checken, wer auf der Strecke dabei bleibt, ist der VfB und so mancher Verein, der Arbeit und Energie in einen möglichen Wechsel Toni Rüdigers steckte. Damit machen sich Rüdiger und Senesie keine Freunde und setzen ihren Ruf aufs Spiel. Toni wäre gut beraten zurückzurudern und die Verhandlungen wieder in die Hände von Uli Ferber zu legen.
Schaffen sie nicht bald Klarheit, könnten sie sich ganz schnell aufs Abstellgleis manövrieren, nämlich dann, wenn der VfB es doch schaffen sollte, einen adäquaten Ersatz zu holen, der mit Timo Baumgartl zusammen eine verlässliche Innenverteidigung bildet und Toni so vergessen macht, dass nach seiner Genesung überhaupt kein Anlass mehr besteht, dieses Duo auseinander zu reißen.
Ansonsten sehe ich uns ganz gut aufgestellt. Welch enormes Potential in der Offensive vorhanden ist, hat man ja bereits am Ende der Vorsaison gesehen. Schön, dass uns diese dem Anschein nach komplett erhalten bleibt. Sowohl Daniel Didavi als auch Alexandru Maxim scheinen sich mit dem Bleiben angefreundet zu haben, sogar eine Vertragsverlängerung ist wohl in beiden Fällen möglich, was mich sehr freuen würde. Im neuen System, in dem viel durch die Mitte gehen soll, wird es sicherlich das eine oder andere Spiel, die eine oder andere Spielsituation geben, wo beide gemeinsam auf dem Platz stehen können. Ein Opfer dieser neuen Philosophie könnte Filip Kostic werden, der ganz klar seiner Stärken beraubt werden würde. Hier möchte ich aber den ersten Pflichtspielen nicht vorgreifen, da ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass Alex Zorniger Kostic‘ enormes Potential nicht ausschöpfen möchte. Im defensiven Mittelfeld führt momentan kein Weg an Serey Dié und Christian Gentner vorbei, wobei sich der Kapitän umstellen muss, um mit dem schnellen Umschaltspiel Schritt zu halten. Als starke Alternative stehen Lukas Rupp und auch Perspektivspieler Mart Ristl bereit.
Auch der Angriff bereitet mir keine Bauchschmerzen. Gesucht wird wohl lediglich der Sturmpartner des gesetzten Daniel Ginczek, der, sofern er fit bleibt, einer jener Stürmer ist, die für 20 Tore pro Saison gut sind. Ob Timo Werner, Jan Kliment, Martin Harnik oder doch Vedad Ibisevic. Vielleicht findet sich ja noch ein Abnehmer für Ibisevic, wobei es sich allerdings als schwierig erweist, einen Verein zu finden, der ihm sein (gewohntes) Gehalt bezahlt und ihm zugleich eine sportliche Perspektive bieten kann. Wenn nicht, bleibt er eben. Ihn würde ich keinesfalls abschreiben, hat er doch noch immer eine gewisse Qualität zu bieten, die er bei Länderspielen immer wieder aufblitzen lässt. Natürlich hat er es bei uns seit seinem Fauxpas in der vorletzten Saison gegen Augsburg schwer, wünschen ihn viele zum Teufel, aber, wenn er denn mal wieder die Kiste trifft, sieht die Welt sicher auch schon wieder anders aus. Gewöhnt es ihm Zorniger ab, bei jeder noch so kleinen Berührung zu fallen, spielt er das Spiel, das ihn über Jahre ausgezeichnet hat, könnte es auch hier eine Wende zum Guten geben. In der Vorbereitung hat er mir sehr gut gefallen, wobei ich hier nicht einmal auf sein fußballerisches Können anspiele. Sein Auftreten hat mir imponiert. Trotz seiner verfahrenen Situation lässt er sich nicht hängen, zieht voll mit, ist freundlich, ob zu Fans, Mannschaftskameraden und den Mitgliedern des Funktionsteam. Wenn man so nah dran ist, wie wir beim Trainingslager in St. Gallen, erkennt man schon, dass er ein feiner Mensch ist und die Beurteilung von außen nicht immer zutrifft. Natürlich heiße und hieß ich die so überraschende Vertragsverlängerung und Gehaltsaufstockung, die ihm Fredi Bobic gab, vor allem zu diesem Zeitpunkt für einen Hohn und völlig unangebracht. Dafür kann aber Ibisevic nichts, jetzt gilt es für alle Seiten pragmatisch zu denken und das Beste aus der Situation zu machen.
Was lange mein „Lieblingsthema“ war, handele ich an dieser Stelle kurz ab: Mehr als ein Fingerzeig in puncto neue Nummer Eins war wohl, dass Mitch Langerak die Nummer 1 auf dem Trikot erhielt. Gut, auch wenn uns Sven Ulreich weismachen möchte, die Trikotnummer wäre unbedeutend, in diesem Fall war dies für mich schon ein wichtiges Indiz, mit wem der VfB zwischen den Pfosten plant, zumal Langerak auch kaum auf den Wasen gewechselt wäre, wenn er nicht eben diese Perspektive aufgezeigt bekommen hätte. Umso ärgerlicher, dass Langerak seit dem Trainingslager im Zillertal verletzt ausfällt und durch Przemysław Tytoń vertreten werden muss. Dieser macht seine Sache zwar ordentlich, ich sehe aber noch Steigerungspotential. Rückpässe auf ihn als Linksfüßer erinnern mich an die grausige Zeit mit Raphael Schäfer, ähnlich wie Ulreich hat auch er seine Stärken mehr auf der Linie als in der Strafraumbeherrschung und in der Spieleröffnung. In diesen Punkten sehe ich Langerak stärker. Nichtsdestotrotz habe ich mit diesen beiden Keeper, und, nicht zu vergessen Odi Vlachodimos, ein viel besseres Gefühl als in den letzten Jahren mit Ulreich.
Namen sind im neuen System Zornigers ohnehin Schall und Rauch. Wichtiger ist die Umsetzung der Spielidee, die Verinnerlichung der den Positionen beinhalteten Aufgaben und dass der Kopf mindestens genauso gut funktioniert wie der Körper. Man merkt es in diesen Tagen deutlich, wie sehr diese Kopfarbeit die Spieler fordert, den einen oder anderen vielleicht auch überfordert. Zornigers Augenmerk in den nächsten Wochen wird darauf liegen, aus seinem großen Repertoire an einsatzbereiten Spielern diejenigen Männer auszuwählen, die in das Puzzle am besten passen, die bereit sind dazu zu lernen und sich Neuerungen nicht von vornherein verschließen. Mein Eindruck der drei Tage im Zillertal und vor allem der knappen Woche in St. Gallen ist, dass alle hervorragend mitziehen und fast dankbar für die neuen Impulse sind. Es ist Bewegung in den Laden gekommen, Verdienste und Leistungen von gestern zählen kaum mehr, jeder ist in der Pflicht sich neu zu beweisen und sich dem neuen Trainerteam anzubieten. Jeder, wirklich jeder, zieht mit, einen Stimmungstöter oder gar einen Stinkstiefel sucht man (zum Glück) vergebens.
Stand für mich aufgrund der begrenzten Zeit von drei Tagen im Zillertal noch eher das Freunde treffen im Vordergrund und war es mir dort auch auf der sonnendurchfluteten Tribüne bei brütender Hitze schlicht zu anstrengend, die Einheiten konzentriert zu verfolgen, war es letzte Woche in St. Gallen weitaus entspannter. Zeitweise waren wir zwar auch der prallen Sonne ausgesetzt, die Temperaturen aber waren doch erträglicher als im Zillertal.
Zwischen Zillertal und St. Gallen nahmen wir noch den Test in Bern mit. Wenn wir uns schon seit einiger Zeit von internationalen Ambitionen verabschieden mussten, so ließen wir uns die Gelegenheit nicht nehmen, ein wenig „Stuttgart International-Flair“ im Rahmen der Saisoneröffnung der Young Boys Bern zu schnuppern. Machte uns beim letzten Besuch des Wankdorf-Stadions noch ein selten erlebtes Schneechaos zu schaffen, so mussten wir dieses Mal eher der Hitze trotzen. Trotz der Enttäuschung über das 1:4 und darüber, dass das Stadion nur sehr spärlich gefüllt war, hatten wir jede Menge Spaß, den wir uns nicht einmal durch die horrenden Preise nehmen ließen. Beim Wechselkurs von fast 1:1 kam man sich schon wie ein armer Mann dort vor, was mich dazu bewog, auf rein flüssige Nahrung sowie die mitgebrachten Fleischküchle zu setzen. 23 Euro für eine Pizza, 6,50 € für eine Stadionwurst, 10 Euro für einen Döner, 5,50 € für eine Butterbrezel oder gar 33 Euro für ein Cordon Bleu, zu viel für einen sparsamen Schwaben.
Bereits ein paar Tage vor dem Test in Bern gab der VfB bekannt, sein zweites Trainingslager in St. Gallen abhalten zu wollen. Lang hatten wir darauf gewartet, um endlich planen zu können. Der (frühe) Termin im Zillertal war eher der Tatsache geschuldet, dass man aufgrund der Werbepartnerschaft mit zillertal.at zu einer frühen Festlegung verpflichtet war, um dem Werbepartner die Gelegenheit zu geben, diesen Event zu vermarkten und kräftig die Werbetrommel zu rühren. Das Trainingslager im Zillertal musste daher bereits im März fix terminiert werden, zu einem Zeitpunkt also, das man noch überhaupt nicht wusste, ob man sich dort für die erste oder für die zweite Bundesliga vorbereiten würde. Als der Klassenerhalt dann endlich feststand, war es klar, dass dieses Trainingslager im Zillertal, in dem die Nationalspieler erst nach und nach dazu stießen, eher ein Lauf- und Grundlagentrainingslager werden und ein zweites folgen würde.
Der VfB tat sich schwer damit zu einem Zeitpunkt, wo bereits fast alles ausgebucht war, ein geeignetes Hotel mit idealen Bedingungen zu finden. So stand der Termin für St. Gallen gerade einmal knapp zwei Wochen vor dem Beginn dieses Trainingslagers, was uns Fans dann auch vor planerische Herausforderungen stellen sollte. Die Bodenseeregion ist im Hochsommer ohnehin stark frequentiert, hinzu kam der Beginn der Bregenzer Festspiele, so dass es an freien (und bezahlbaren) Quartieren mangelte. Eines war für uns aber von Anfang an klar: unser „Basislager“ wollten wir in Österreich aufschlagen und täglich die knapp 40 Kilometer zum Trainingsgelände pendeln. Sowohl die Hotels und Pensionen als auch die Lebenshaltungskosten für Essen und Trinken sind in Österreich, auch direkt an der Grenze, mit den unsrigen vergleichbar und somit absolut im Rahmen. Unsere Wahlheimat schlugen wir in Hohenems auf und überquerten daher in sechs Tagen unzählige Male die österreichisch-schweizerische Grenze. Im Nachhinein betrachtet kann man konstatieren, alles richtig gemacht zu haben, auch wenn unser Quartier nur bis Freitag frei hatte und wir für die letzten beiden Nächte bei Bekannten ziemlich in der Mitte zwischen Hohenems und St. Gallen unterkamen.
Das Trainingslager selbst war eines, wie man es schon in früheren Jahren kennen- und lieben gelernt hatte. Klein aber fein, überschaubar, kein Massenauflauf à la Zillertal. Etwa 30 Voyeure wohnten den Trainingseinheiten bei, einige bekannte Gesichter, die auch immer dabei sind und einige Schweizer oder rund um den Bodensee ansässige, die die Gelegenheit nutzten, ihren Herzensverein einmal hautnah zu erleben. Hautnah ist auch das Stichwort, man ist nah dran wie sonst eigentlich nie, hört die Kommandos der Trainer, schaut in die geplagten Gesichter der Spieler und ist in ständigem Kontakt und Austausch mit den Journalisten, Fotografen, vfb-tv und anderen VfB-Angestellten, dem Team ums Team quasi. So gefällt es mir sehr gut, es war die ganze Woche über eine sehr entspannte und angenehme Atmosphäre.
Da bekommt man natürlich auch Einblicke, wie die Stimmung im Team ist, wie alle mitziehen, ob sich der eine oder andere vor den Übungen drückt, etc. pp. Gerade letzteres habe ich in diesem Jahr kaum erlebt. Anders als Feldherr Veh, der die Arbeit auch gerne mal seinen Assistenten überließ, hat Alexander Zorniger seine Augen einfach überall und verfolgt jede Übung selbst mit und unterbricht, wenn ihm etwas nicht gefällt oder lobt, wenn er Fortschritte erkennt.
Auch wenn noch kein Pflichtspiel gespielt ist, bin ich nach wie vor sehr angetan davon, mit welchem Engagement und mit welchem vorgelebten Enthusiasmus Zorniger Tag für Tag den Platz betritt. Er ist Fußballlehrer im wahrsten Sinne des Wortes, lehrt „seinen“ Fußball und hat die Ambition jeden seiner Spieler besser machen zu wollen. Dazu bedarf es seiner Philosophie und eines Planes, den er stringent verfolgt. Auch die Symbiose mit Robin Dutt gefällt mir in diesem Sommer sehr gut. Die beiden sprechen eine Sprache und sind vor allem ehrlich zueinander und auch zu den Spielern. Im Gegensatz zu früheren Zeiten wissen diejenigen, mit denen man nicht mehr plant, ganz genau, woran sie sind, so dass auch keiner mehr auf die Idee kommt, bequem seinen Vertrag auszusitzen.
Der nächste auf dem Absprung dürfte Mo Abdellaoue sein, dessen Zeit beim VfB unglücklicher nicht hätte verlaufen können. Mir tut der Junge wirklich leid. So schlecht fand ich den Einkauf damals gar nicht, vor allem zu Europa League Zeiten der 96er hat er mir sehr gut gefallen. Nur, was ich von Anfang an kritisierte, war, dass, bei dem damals praktizierten System mit einer Sturmspitze, die Ibisevic hieß, der Königstransfer Abdellaoue zu teuer war, um „nur“ den Backup für Ibisevic zu geben. Zudem weiß man, dass Mo ein sensibler Spieler ist, dem die Wertschätzung gegenüber seiner Person wichtig ist, so dass er sich recht schnell in sein Schneckenhaus zurückzog, wenn man das von außen überhaupt beurteilen kann. Er hat also innerlich bereits gekündigt, bevor er richtig angekommen war und hatte zudem mit langwierigen Verletzungen zu kämpfen. Ich hoffe, dass auch dieses Missverständnis bald mit einer Lösung beendet wird, mit der beide Seiten gut leben können.
Dutt bewältigt seinen Job bisher mit einer wohltuenden Unaufgeregtheit und lamentiert nicht wegen der begrenzten Möglichkeiten. Er hat genau gewusst, auf was er sich hier einlässt und nimmt die Situation an wie sie ist. Ich habe derzeit ein sehr gutes Gefühl, dass uns das Duo Dutt/ Zorniger kurzfristig in ruhigere Fahrwasser und mittel- bis langfristig wieder dorthin führen wird, wo wir nach unserem eigenen Selbstverständnis hingehören, nämlich, zumindest heran an die Europa League Plätze. Bis sämtliche Veränderungen greifen, bis der Kader nach deren Vorstellungen umgestaltet ist, auch bis es einmal wieder gelingt Leistungsträgern ein Bleiben schmackhaft zu machen, werden sicherlich Jahre vergehen. Aber, so lang man erkennt, dass an bestimmten Stellschrauben gedreht wird, solang Bewegung im Laden ist, werden die Fans die Arbeit anerkennen und nicht ungeduldig werden. Da bin ich mir ziemlich sicher. Sehr hilfreich wäre dafür natürlich ein guter Start in Pokal und Liga, um erst überhaupt keine Unruhe aufkommen zu lassen.
Höhepunkt der Tage von St. Gallen war zweifellos der Fan-Abend im Mannschaftshotel Säntispark in Abtwil. Seit Bruno Labbadia in Längenfeld ist es gute Tradition, dass uns nicht mehr „nur“ die Neuzugänge und ein, zwei alte Hasen beehren, sondern die komplette Mannschaft einschließlich Trainer- und Betreuerstab zum Fanfest erscheinen.
Wie unser Fanbetreuer Peter Reichert treffend formulierte, waren an diesem Abend bald mehr Spieler als Fans anwesend, was uns die Gelegenheit zu langen und tiefgreifenden Gesprächen gab. Zu uns gesellten sich Lukas Rupp, Daniel „Ginni“ Ginczek und Daniel „Dida“ Didavi, wobei vor allem letztere beide in unmittelbarer Nähe zu mir saßen und ich sie nach Belieben „löchern“ konnte. Beide waren super drauf und sehr freundlich und betonten immer wieder, wie toll die Stimmung in den letzten Spielen war und wie gerne sie diese in die neue Saison hinüber retten würden.
Wir wollten natürlich von Ginni wissen, wie es sich anfühlt ein solch entscheidendes Tor wie das in Paderborn zu erzielen oder von Dida, wie die Chancen stehen, seinen Vertrag doch noch zu verlängern. Ebenso hat mich interessiert, nachdem beide von den Neuerungen und der Bewegung im Verein so schwärmten, was sie zu Günne Schäfer als neuem Mannschaftsbetreuer sagen. Günne tut einfach gut, auch uns Fans. Unglaublich mit welcher Offenheit und ständig guter Laune er in seiner neuen Aufgabe aufgeht. Eine seiner Aufgaben soll ja zukünftig sein, den Kontakt zu verliehenen Spielern zu halten, sie über Geschehnisse im Verein auf dem Laufenden zu halten und ihnen vor allem nicht vorzuenthalten, was der VfB nach der Rückkehr mit ihnen vor hat. Daher fragte ich Dida, wie es bei ihm gelaufen ist, als er nach Nürnberg verliehen war. Und siehe da, mein Eindruck, dass sich verliehene Spieler eher entfremden und als Teil des neuen Vereins sehen, täuschte mich nicht, von daher ist auch die Installation des Teammanagers eine Neuerung, die absolut zu begrüßen ist, zumal Günne wie kaum ein Zweiter in Vergessenheit geratene Werte vermitteln und die Jungs mitreißen kann.
Ginni schmierte ich noch ein wenig Honig ums Maul, indem ich ihm sagte, dass er mir erstmals so richtig beim 5:1-Sieg des FC St. Pauli gegen den bereits feststehenden Aufsteiger Eintracht Braunschweig auffiel, als ich am Millerntor war und seinen Werdegang seitdem aufmerksam verfolgte. Dass ich, trotz vieler Unkenrufe, seine Verpflichtung mit Kreuzbandriss immer verteidigt habe und ihm einen ähnlichen Werdegang wie den von Max Kruse zutraute. Legt Ginni eine verletzungsfreie Saison hin, ist er für mich ein heißer Kandidat für Jogis Kader zur Euro 2016.
Auch die Meinung der beiden zu Chima Onyeike, dem zurückgekehrten Athletiktrainer, wollte ich wissen. Ich muss sagen, wir haben uns sehr gefreut, als wir ihn überraschend auf einmal wieder auf dem Trainingsplatz gesehen haben, weil der Mann einfach etwas hergibt und den Jungs auch etwas vormachen kann. Auch die Spieler sehen ihn positiv, da er deren Belastbarkeit als Ex-Profi noch besser einschätzen kann als „Papa“.
Über dieses und noch viel mehr konnten wir uns an diesem tollen Abend in ungezwungener Atmosphäre unterhalten. Fast ein bisschen schade, dass unsere beiden Mädels am Tisch kaum Worte fanden und ich es so als unhöflich empfunden hätte, den Tisch zu wechseln, um noch mit anderen ins Gespräch zu kommen.
Diese Gelegenheit kam dann vermeintlich, als sich die Spieler nach etwa zwei Stunden wieder verabschiedeten. Auf „unsere“ lasse ich ja sowieso nichts kommen, unheimlich nett bspw. wie Dida mich am Folgetag am Trainingsplatz und sogar gestern auf der Tribüne beim Amas-Spiel begrüßte, aber, auch bei Anderen kam die gute Kinderstube zum Vorschein, als sich zum Beispiel Kevin Stöger und Arianit Ferati von allen Anwesenden per Handschlag verabschiedeten.
Ich wollte mich eigentlich noch mit André Trulsen unterhalten. Nach einem Training ließ ich mich mit ihm ablichten und erzählte kurz, dass ich auch gerne mal bei St. Pauli bin und dort einige Freunde habe, woraufhin er ihnen schöne Grüße ausrichten ließ. Diese Unterhaltung hätte ich gerne noch vertieft und sah die Chance gekommen, als ich ihn noch von hinten an einem Tisch mit Fans sitzen sah. Also, kurz einen lockeren Opener überlegt und ihn von der Seite mit „darf ich kurz stören? Ja! Haben Sie sich beim VfB schon gut eingelebt?“ angesprochen. „Er“ entgegnete daraufhin in breitestem schwäbisch: „Ja, ich bin ja schließlich auch schon acht Jahre da“. Dumm gelaufen, hatte ich doch tatsächlich den Busfahrer erwischt, der André Trulsen von hinten ähnelte, wie mir, zu meiner Ehrenrettung, ein Bekannter bestätigte, der dem selben Irrtum erlegen war. Zwar trotzdem peinlich, aber eine Anekdote mehr, an die man sich noch lang erinnern wird.
Das Highlight des Abends aus emotionaler Sichtweise war aber der Heiratsantrag, den Raffael seiner Jule vor versammelter Mannschaft machte. Das hatte etwas, den eigentlichen Stars für einen Moment die Show zu stehlen und sich von den Spielern feiern zu lassen. Robin Dutt ließ sich dabei nicht lumpen und ließ den frisch Verlobten eine Flasche Sekt hinstellen. Fans und Mannschaft intonierten noch ein lautstarkes 1893, hey, hey, ehe man sich wieder den fruchtbaren Gesprächen zuwandte.
Auf dem Heimweg nahmen wir dann noch das Spiel in Konstanz gegen den FC Winterthur mit. Es war das Heimspiel unserer Konstanzer VfB-Freunde auf deren Empfehlung hin wir im Constanzer Wirtshaus landeten, welches sehr schön am Rhein gelegen ist, aber auch einen Blick auf den Bodensee bietet. Dort lässt es sich in schönem Ambiente und zu moderaten Preisen gut trinken und speisen, weil es so schön war, ließen wir dort den Abend dann auch, mit drei Winterthurern im Schlepptau, ausklingen. Das Spiel war phasenweise schon ganz gefällig, die Akzente setzten in der ersten Halbzeit Daniel Didavi mit zwei blitzsauberen Toren sowie in der zweiten Filip Kostic.
Auch wenn weder dieser Test noch der in Bern überbewertet werden darf, so zeigen sich schon so langsam Konturen des neuen VfB-Spiels. Ein echter Kracher steht uns heute bevor, wenn es gegen den englischen Vizemeister Manchester City geht. Der Scheich-Club, der Jahr für Jahr das Ziel des Financial Fairplay verfehlt und dafür auch bereits von der UEFA mit 60 Millionen Euro Strafe zur Kasse gebeten wurde, tritt mit einer ganzen Armada von Topstars in Stuttgart an und wird ein echter Prüfstein werden. Was ein solcher Test wert ist und ob er überhaupt einen Wert hat, werden wir dann in Kiel sehen. Es besteht schon die große Gefahr, ein Debakel zu erleben, fängt doch bereits in einer Woche der englische Ligabetrieb an, so dass die Engländer dieses Spiel sicher sehr ernst nehmen werden.
Auf der anderen Seite ist aber natürlich auch eine Überraschung möglich, welche die Erwartungen ins Unermessliche steigen lassen würde. Man könnte also meinen, dass wir heute nur verlieren können. Das Spiel wird sicher Erkenntnisse darüber aufzeigen, wo wir stehen, was bereits sehr gut funktioniert und wo wir uns noch verbessern müssen. Das erkennt man am allerbesten, wenn man sich mit den Besten misst und nicht, wenn man sich vermeintliches Kanonenfutter zum Test einlädt.
Dass dieser wohl einmaligen Gelegenheit, sich mit einem internationalen Top-Team zu messen, das Opening zum Opfer gefallen ist, ist zwar bedauerlich, für mich jedoch nachvollziehbar. Würde, wie im Vorjahr, das Opening vor dem Test stattfinden, wären unsere Jungs den Tag über zu sehr abgelenkt, um hinterher noch ein vernünftiges Spiel hinlegen zu können. Dann lieber diese Generalprobe nutzen, den Tag mit den gleichen Abläufen verbringen, wie man es bei einem Pflichtspiel tun würde, und die volle Konzentration diesem hochkarätigen Gegner widmen. Ich freue mich sehr drauf, endlich wieder ins Neckarstadion zu pilgern und in einer Woche beim Pflichtspielauftakt in Kiel dabei zu sein.
Mein Optimismus und mein Vertrauen in „den neuen VfB“ ist also groß. Dutt und Zorniger wissen genau, was noch getan werden muss. Auch wenn sich Dutt im Bemühen um einen erfahrenen Innenverteidiger Absage um Absage einhandelt, er bleibt am Ball und wird uns noch jemanden präsentieren.
Ich hoffe sehr, dass wir einen vernünftigen Start hinlegen und Zorniger in Ruhe arbeiten kann. Im Umfeld höre ich sehr viel Skepsis, da sich SO viel ja gar nicht verändert habe und wir vor allem in der Defensive noch immer sehr wackelig sind.
Ich selbst sehe dieses (Defensiv-)Gebilde zwar auch als noch fragil an, setze aber darauf, dass die neuen Automatismen nach und greifen und wir uns stetig verbessern und vor allem in der neuen Saison mit dem Abstieg nichts zu tun haben werden.

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4. August 2014

Der VfB im Zillertal!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , – Franky @ 20:51

Bilder vom Test gegen Eskisehirspor am Samstag sind jetzt online. War wahrlich nicht berauschend. Noch vieles erinnert an die letzte Saison, was ja nicht verwunderlich ist, da bislang lediglich Florian Klein neu eingebaut wurde. Es fehlt uns nach wie vor Durchschlagskraft nach vorne.
Trotzdem haben wir in der Offensive meiner Meinung nach genügend Qualität, wenn alle ihr Top-Level abrufen und die Raumaufteilung stimmt. Ganz stark am Samstag Dida, der allerdings seine Nerven im Zaum behalten muss. Wirkt leicht reizbar, wenn er unfair gestoppt wird und Angst um seine Gesundheit hat. Auf der einen Seite verständlich, wenn man seine Leidensgeschichte kennt, auf der anderen Seite kann er mit solchen Aktionen auch dem Team schaden. Bemerkenswert finde ich, dass Veh offensichtlich auf Maxim UND Dida setzt. Solang wir keinen Traore-Ersatz haben, spielt sich Maxim auf der linken Seite fest. Er ist zwar kein Flügelspieler, aber, ein Mann wie Maxim auf dem Platz kann natürlich auch immer mal ein Spiel alleine entscheiden. Mit Maxim und Dida auf dem Platz geht immer etwas mit Standards und auch mit Distanzschüssen. Sollte Veh es schaffen, beide dauerhaft als Stammkräfte zu bringen und das Team defensiv so zu stabilisieren, dass es bereit ist, den einen oder anderen Schritt für die beiden mit zu laufen, hätten wir zwei echte Waffen im Spiel! Mir gefällt es jedenfalls, dass Veh, im Gegensatz zu Labbadia, einen echten Plan, echte Vorstellungen hat und daran Training für Training, Testspiel für Testspiel feilt. Labbadia hatte ja stets bis zum ersten Pflichtspiel wild durcheinander gewürfelt, so dass keiner wusste, woran er war. Bei Veh weiß jeder, ob er die Nase vorn hat oder sich heran kämpfen muss.
Im Sturm sehe ich uns auch nicht so schlecht aufgestellt. Ibisevic hat mir besser gefallen als noch vor ein paar Monaten. Ich denke, er will noch einmal angreifen. An Timo Werner führt über kurz oder lang sowieso kein Weg vor und Daniel Ginczek “nähert” sich mit riesen Schritten. Sollte er keinen Rückschlag erleiden, dürfte er wohl nächste oder übernächste Woche ins Mannschaftstraining einsteigen. Ich teile im Übrigen nicht die Einschätzung vieler, dass es grob fahrlässig gewesen wäre, ihn zu holen. Ich kenne ihn aus St. Pauli und habe auch seine gute Vorrunde in Nürnberg verfolgt. Er hat das Zeug, einen ähnlichen Weg wie Max Kruse (auch über St. Pauli) einzuschlagen und könnte in ein paar Jahren ein Vielfaches wert sein. Zudem ist er enorm ehrgeizig und ein guter Typ! Auch Martin Harnik traue ich zu, eine ähnlich gute Rolle wie vor zwei, drei Jahren zu spielen, wenn wieder mehr Ordnung im Spiel ist. Unsere größte Baustelle ist für mich die Vierkette und zwar auf allen Positionen. Flo Klein ist zwar pfeilschnell, seine Flanken aber sind noch verbesserungswürdig. Sakai hatte schon richtig gute Zeiten bei uns, steckt aber seit längerer Zeit in einem Tief. Diesem Jungen hilft es sicher nicht, wenn bei Heimspielen schon beim ersten Fehlpass gepfiffen wird. In der Innenverteidigung würde uns noch ein richtig gestandener Mann mit Ruhe am Ball und in jeder Situation gut zu Gesicht stehen, der einen Toni Rüdiger führt, sollte er denn bleiben (wollen) und in der Spieleröffnung besser als ein Schorsch Niedermeier oder Daniel Schwaab ist. Beide, wie auch Rüdiger können zwar solide spielen, taugen aber nicht zum Abwehrchef.
So fällt mein Zwischenfazit so aus, dass durchaus Hoffnungsschimmer zu erkennen sind, der VfB aber noch etwas tun muss, um so stabil zu werden, damit eine Saison wie die vergangene nicht wieder zu befürchten ist. Bislang ist noch alles sehr fragil, vor allem nach Ballverlusten und bei schnellen Gegenangriffen.
Veh hat noch knapp zwei Wochen Zeit bis zum ersten Testspiel, kann aber sicherlich nicht zaubern. Es liegt an Bobic, die Qualität im Kader anzuheben und für Ruhe zu sorgen, in dem er für unzufriedene Spieler ohne jede Startelfchance Abnehmer findet.

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