4. Januar 2016
Trikotlaunch im Robert-Schlienz-Stadion
Die Saisonvorbereitung begann mit großem Tam-Tam am 29.06. im Robert-Schlienz-Stadion. Der offizielle Trikot-Launch lockte knapp 4.000 Neugierige auf den Wasen an einem brütend warmen Tag. Das Geheimnis um die neuen Trikots, die nach mehr als 40 Jahren endlich wieder den traditionellen durchgängigen Brustring aufweisen, wurde endlich gelüftet, und man muss durchaus sagen, dass alle drei Trikots wirklich gut gelungen sind. Das Training glich einem Showtraining mit der Vorstellung einiger Neuen, die Nationalspieler freilich, die bis weit in den Juni hinein Länderspiele zu absolvieren hatten, fehlten noch.
Schon vorher stand die mit Spannung erwartete Pressekonferenz mit Alexander Zorniger an, der sich erstmals über seine anstehende Trainertätigkeit beim VfB äußerte. Er machte einen äußerst motivierten Eindruck und ihm war anzumerken, dass er mit Elan und Vorfreude an diese schwierige Aufgabe herangeht, um den VfB mittel- und langfristig aus der Talsohle herauszuholen.
Fürs Tor rief er einen offenen Konkurrenzkampf aus, und klärte auf, während der Vorbereitung zwei Systeme einstudieren zu wollen, er lobte die vorhandene Offensivabteilung und versprach in der so anfälligen Defensive die Hebel ansetzen zu wollen. Er freue sich, nicht nur weil er in der Heimat sei, sondern auch, weil er bei uns den Fußball umsetzen dürfe, für den er stehe. Personell halte man weiterhin die Augen offen, wer den VfB noch verlassen soll und auch wer dazukommen und uns sofort weiterhelfen könnte.
Zu- und Abgänge
Robin Dutt kritisierte ja bereits nach Saisonende die Kaderzusammenstellung und kündigte große Veränderungen an, bereitete die Öffentlichkeit aber auch darauf vor, dass einige Spieler da wären, „für die es keinen Markt gäbe“, so dass der Kaderumbau durchaus einige Transferperioden in Anspruch nehmen könnte.
Neben Kimmich und Ulreich, die ich bereits thematisiert habe, verließen den VfB etliche weitere Spieler während der Sommertransferperiode, die ich ohne die Chronologie des Zu- bzw. Abgangsdatums an dieser Stelle kommentiere, soweit es etwas zu kommentieren gibt.
Mohammed Abdellaoue: wechselte zurück in seine norwegische Heimat zu Vålerenga Oslo.
Er wer der Königstransfer von Fredi Bobic zur Saison 2013/2014, immerhin 3,5 Millionen Euro legte man auf den Tisch des Hauses von Hannover 96. Dafür machte er in zwei Jahren 12 Bundesligaspiele und gerade mal fünf von Anfang an, bei denen ihm ein (!) Tor gelang. Für mich bedauerlich, wie es mit ihm, der zum Schluss zu allem Überfluss auch noch mit einigen schwereren Verletzungen zu kämpfen hatte, gelaufen ist. Mo steht ein wenig für eine völlig verkorkste Transferpolitik von Fredi Bobic, der Spieler holte, weil sie zu haben waren und nicht, weil der VfB gerade eine Planstelle freigehabt hätte. Zu jener Zeit war Ibisevic unumstrittener Stamm-Mittelstürmer und Abdellaoue sollte sein Backup sein. Abgesehen davon, dass Labbadia damals ohnehin nur mit einer Spitze agieren ließ, wären sich die Spielertypen auch zu ähnlich gewesen, um beide zusammen zu bringen. Wer sich schon zu 96-Zeiten mit Abdellaoue beschäftigt hat, weiß, dass er ein sensibler Spieler ist und Vertrauen spüren muss, welches beim VfB nie vorhanden war. Man überließ ihn sich selbst, woran er schließlich verkümmerte. Ich hatte mir damals mehr von ihm erhofft, hatte er doch glänzende Zeiten zusammen mit Didier Ya Konan zu Hannoverschen Europaleague-Zeiten.
Karim Haggui: wechselte in die 2. Liga zu Fortuna Düsseldorf
Kam zur gleichen Zeit wie Abdellaoue von Hannover 96 und kam, wie Abdellaoue auch, bei den Profis nur in seiner ersten von zwei Spielzeiten überhaupt zu Einsätzen. „Stolze“ neun Einsätze hat er vorzuweisen, gerade vier davon von Anfang an. Für einen Backup ohnehin zu teuer gewesen, seinerzeit hätte man auch Benedikt Röcker fördern können, dem man einen Profivertrag gab, weil man offensichtlich von seiner Entwicklungsfähigkeit überzeugt war, um ihn kurze Zeit später abzuschieben.
Vedad Ibisevic: War lange die Lebensversicherung des VfB und schoss in 86 Spielen 33 Tore im Brustringtrikot, sein letztes datierte allerdings vom Januar 2014. Spätestens seit seiner Tätlichkeit gegen Augsburg mitten im Abstiegskampf und durch seine lustlose und foule Gangart auf dem Platz war er bei großen Teil der Fans und wohl auch der Mannschaft unten durch. Trotzdem verlängerte Bobic kurz vor seiner Entlassung seinen ohnehin fürstlich dotierten Vertrag zu verbesserten Bezügen, was der Spieler indes nicht dankte. Kurz vor Schließung des Transferfensters wurde er zur Berliner Hertha verliehen, der VfB zahlt nach Medienberichten dennoch jährlich weiterhin 1,4 Millionen Euro seines Gehalts und das noch bis zum Vertragsende 2017. Ein Geschäft, das man zu diesen Konditionen nicht hätte eingehen dürfen, hat man doch in Ginczek nur einen (verletzungsanfälligen) Stoßstürmer im Kader, außerdem machte Ibisevic während der Sommervorbereitung einen guten Eindruck und wirkte nicht so, als wäre er der Stinkstiefel den man unbedingt loswerden müsste. Wie man weiß, grüßt die Hertha zur Winterpause von einem Champions-League-Platz, woran Ibisevic einen nicht unerheblichen Anteil hat.
Thorsten Kirschbaum: wechselte zum 1. FC Nürnberg und sollte dort Raphael Schäfer beerben. Ähnlich wie bei seinen Chancen beim VfB ein Unsicherheitsfaktor, so dass inzwischen Schäfer wieder die Nummer 1 beim Club ist.
Tim Leibold: ging auch zum Club. Ihm traute man den Schritt nicht zu, obwohl die linke Außenverteidigerposition beim VfB schon lang eine Problemzone ist. Spielt beim Club eine gute Rolle und hat großen Anteil daran, dass die Franken inzwischen auf dem Relegationsplatz zur Bundesliga stehen.
Moritz Leitner: war für zwei Jahre vom BVB an den Neckar verliehen und unterstrich, weshalb ihn u. a. Rainer Adrion aus dem Kader für die U21-EM strich. Charakterlich eine Null, er denkt, Wunder was, was er sei, dabei kann er gerade mal kicken und würde sonst wohl ein Dasein in der Gosse fristen. Unfreundlich, unverschämt, hochnäsig, arrogant, frech und auf dem Platz eine Diva und kein Kämpfer. Also geradezu prädestiniert für den Abstiegskampf.
Auch an dieser Stelle wieder ein Vorwurf an Bobic, der dieses Problemkind überhaupt zu uns lotste. Es spricht ja nichts dagegen, problembehaftete Mannen zu holen, dann aber muss man das Ziel haben, den Spieler auf den richtigen Weg zu bringen und sich um ihn mehr als um andere Spieler kümmern und den Spieler auch in der Freizeit genau im Auge behalten. Leitner hat beim VfB nie den Abstiegskampf angenommen, war nur groß im Party-Bilder posten und hat den Ernst des Profifußballer-Lebens noch immer nicht begriffen. Die Quittung: mittlerweile spielt er bei den BVB-Amateuren in der Regionalliga.
Konstantin Rausch: ging zum Aufsteiger Darmstadt 98, und überzeugte dort von Beginn an mit seinen Flügelläufen und seinen gefährlichen Standards. Kam mit Haggui und Abdellaoue 2013 zum VfB und kam in seiner ersten Saison auf 21 Spiele, zuletzt jedoch nur noch auf vier und die alle als Einwechselspieler.
Ähnlich wie Abdellaoue zählt auch Rausch zu den Spielern, die ein harmonisches Umfeld und Vertrauen brauchen, um ihre Leistung zu bringen. Das war beim VfB nie gegeben. Obwohl Sakai auf links Woche für Woche unter Beweis stellte, dass die Bundesliga eine Nummer zu groß für ihn ist, bekam Rausch kaum einmal eine Chance. Weder hinten, noch links offensiv, auch nicht zu Zeiten, an denen eher defensiv gedacht wurde und auch noch Kostic außen vor war. Ich fand es immer schade, weil ich ein Faible habe für Spieler, die Standards gut treten und auch mal aus dem Spiel heraus abziehen können. Rausch kündigte ob der Umstünde früh innerlich und vergrub sich in sein Schneckenhaus. Er beklagte sich einmal nach einem Training, dass immer nur dieselben spielen würden…
Oriol Romeu: nach Leihe zurück zu Chelsea, von wo er gleich zum FC Southampton weitergereicht wurde. Begann vielversprechend, auch wenn er gleich zu Beginn in Co-Produktion mit Ulreich das Pokal-Aus in Bochum zu verantworten hatte. Danach jedoch keiner, der den Abstiegskampf bedingungslos angenommen hatte. Das ist das Problem bei Leihspielern, die wissen, dass sie ohnehin nach der Saison wieder weg sind, die ganz große Identifikation mit dem Verein fehlt, außerdem hätte ein Abstieg für sie persönlich keinerlei Konsequenzen.
Antonio Rüdiger: wechselte, zunächst auf Leihbasis, zum AS Rom
Rüdiger verkündete bereits kurz nach Saisonende, dass er von einer Ausstiegsklausel Gebrauch machen wolle, da er sich zu Höherem berufen fühle, als ständig mit dem VfB gegen den Abstieg zu spielen. Lang stand als Ablösesumme 18 Millionen Euro im Raum, Vereine wie der VfL Wolfsburg, Manchester United und der FC Chelsea würden Schlange stehen. Während der Vereinssuche trennte sich Rüdiger von seinem Berater Uli Ferber und wechselte zu seinem Halbbruder Sahr Senesie. Dieses Gangsta-Rap-Duo sollte nun binnen kürzester Zeit mit unseriösen Handgeldforderungen die Branche vergraulen, so dass ein potentieller Interessent nach dem Anderen Abstand von deren Geschäftsgebaren nahm. Dem VfB indes blockierte diese Hängepartie die weiteren Planungen, zum einen wusste man nicht sicher, ob der Spieler tatsächlich geht und man Ersatz für ihn holen muss, zum anderen war unsicher, ob man mit Einnahmen aus einem Rüdiger-Deal planen kann oder nicht. Newcastle wäre angeblich zwischenzeitlich bereit gewesen, 18 Millionen Euro für Rüdiger zu bezahlen, denen sagte Senesie jedoch ab, weil sie nicht Champions League spielen.
Just, als der VfB nach Klarheit und damit Planungssicherheit verlangte und Rüdiger, der lange für die Vereinssuche freigestellt war, und Rüdiger Mitte Juli dann doch zum Training gebeten hatte, meldete sich dieser ab und entschloss sich zu einer Knie-OP.
Dadurch verschlechterte sich die Handlungsposition des VfB schlagartig, weil für einen verletzten Rüdiger nicht mehr so viel an Ablöse zu generieren war wie für einen fitten.
An dieser Stelle hätte der VfB eigentlich sagen müssen, „bis hierher und nicht weiter“, du bleibst. Aber, man kennt ja den Wortlaut der Ausstiegsklausel nicht, ob ein Mindestbetrag festgeschrieben war oder ob der Transfer bis zu einem gewissen Datum über die Bühne gegangen sein musste.
Für mich war dieses Gefeilsche sowieso merkwürdig, da i. d. R. eine Ausstiegsklausel einen festgeschriebenen Betrag beinhaltet.
Es schien so, dass es für beide Seiten kein Zurück mehr geben würde, so dass Rüdiger schließlich zunächst an den AS Rom verliehen wurde, weil dieser aufgrund von Financial-Fairplay-Verstößen während dieser Transferperiode keine Spieler einkaufen durfte. Dadurch hatte Dutt plötzlich statt der erhofften 18 Millionen ein Trinkgeld von 4 Millionen Euro zu Verfügung und konnte erst Mitte/ Ende August auf Nachfolgersuche gehen.
Gotoku Sakai: wechselte zum HSV und damit zurück zu Labbadia, unter dem er seine beste Zeit beim VfB hatte. Bei ihm schien es mir so zu sein wie mit den Papageien, Japaner am besten paarweise zu „halten“ oder überhaupt nicht. Seit Shinji Okazaki den VfB verließ, war mit Sakai nichts mehr anzufangen. Umso schlimmer, dass er dennoch fast jede Woche ran durfte und Gegentor um Gegentor mit verschuldete. Er hatte bärenstarke Zeiten beim VfB, mir noch am besten in Erinnerung das 5:1 in Bukarest. Anfangs dachte man ja gar über eine Einbürgerung nach, damit er für Jogis Jungs spielberechtigt wäre, weil Sakai beidfüßig ist und beide Außenbahnen, damals, gleich gut beackern konnte. Leider hat er stark nachgelassen, so dass es das Beste für beide Seiten war, einen Schussstrich darunter zu ziehen.
Sercan Sararer: wechselte zu Fortuna Düsseldorf. Auch so ein Problemkind, welches Bobic sich da geangelt hatte. Kam in zwei Spielzeiten auf insgesamt 13 Einsätze ohne Tor und „verstärkte“ ansonsten weitestgehend die Reserve. Machte nur einmal auf sich aufmerksam, als er mit Tempo 282 die Autobahn entlang schoss und Bilder dieser Fahrt auf Instagram postete.
Kevin Stöger: ging zum SC Paderborn. Nach seiner zweijährigen Leihe nach Kaiserslautern mit großen Hoffnungen zurückgekehrt, beim VfB den nächsten Schritt gehen zu können. Diese zerschlugen sich schnell, als sich abzeichnete, dass der VfB seine in der Schlussphase der vorigen Saison überragende Offensive komplett halten konnte und Stögers Einsatzchancen damit unvermindert schlecht gewesen wären.
Dutt hatte somit alle Hände damit zu tun, sich von Missverständnissen und Wechselwilligen zu trennen und doch gibt der Kader noch einige mehr her, die es loszuwerden gilt, allen voran Daniel Schwaab und Adam Hlousek, deren Niveau eben genau das hergibt, wo wir uns tabellarisch in den letzten Jahren bewegen. Nach Ulreich hätte man auch in der Gilde der sogenannten Führungsspieler ausmisten können, wenn nicht müssen. Herren wie Martin Harnik (im Sommer hätte man noch eine Ablöse generieren können), Georg Niedermeier und Christian Gentner stehen sinnbildlich für den Niedergang der letzten Jahre. Sie sind es, die die Politik in der „Mannschaft“ durch ihr Mitwirken im Mannschaftsrat maßgeblich mitbestimmen, sie sind es auch, die am Ende für einen Trainer den Daumen heben oder senken. Ob ein neuer Trainer, der sie in ihrer Wohlfühlatmosphäre zu stören droht oder neue Konkurrenten um die Stammplätze, sie koch(t)en stets ihr eigenes Süppchen anstatt integrativ zu wirken und sich um einen guten Mannschaftsgeist zu kümmern. Es mag jeder für sich ein netter Kerl sein, um den es auch ein Stück weit schade wäre, ihn in einem anderen Dress zu sehen und doch liegt hier die Wurzel unseres Übels begraben. Ein kompletter Neuanfang dürfte erst möglich sein, wenn auch diese Zöpfe abgeschnitten sind.
Bei den Neuzugängen gab es logischerweise ein großes Kommen:
Przemyslaw Tytoń: kam vom PSV Eindhoven, der ihn in der letzten Saison zum FC Elche nach Spanien verliehen hatte.
Mitch Langerak: wurde vom BVB geholt. Er war dort langjähriger Ersatzkeeper hinter Roman Weidenfeller und wusste stets zu überzeugen, wenn er gebraucht wurde. Nachdem der BVB Roman Bürki vom SC Freiburg holte, sah er dort keine Perspektiven mehr und erhofft sich beim VfB die Nummer 1, die er schon mal auf dem Trikot trägt.
Philipp Heise: kommt aus der 2. Liga vom 1. FC Heidenheim und wurde als erster Neuzugang vorgestellt. Typ Perspektivspieler und noch nicht für die erste Elf vorgesehen.
Emiliano Insúa: wurde von Rayo Vallecano verpflichtet und soll die Probleme auf der linken Außenverteidigerposition beheben. Er spielte schon bei namhaften Vereinen wie dem FC Liverpool, Galatasaray Istanbul und Athletico Madrid, setzte sich aber bisher nirgends konstant durch.
Jan Kliment: kam als Perspektivspieler und mit der Empfehlung des Torschützenkönigs der U21 EM in seinem Heimatland Tschechien, wofür ihm allerdings ein 3er-Pack in einem einzigen Spiel gegen Serbien genügte.
Robbie Kruse: kam kurz vor Transferschluss als Leihgabe von Bayer Leverkusen und wohl als Reaktion auf den Ibisevic-Abgang. In den letzten anderthalb Jahren kam Kruse bei Bayer aufgrund verschiedenster Verletzungen gerade einmal zu vier Kurzeinsätzen.
Lukas Rupp: kam vom Absteiger SC Paderborn, für den er in der Bundesligasaison 31 Spiele mit einem ordentlichen Notenschnitt bestritt. Bei ihm wunderte es mich, dass seine KSC-Vergangenheit kaum thematisiert wurde, hatten doch viele, die irgendwann einmal deren hässliches Trikot überstreift haben, hier große Akzeptanzprobleme. Ich finde es gut, dass man ihm das nicht nachträgt.
Toni Sunjic: kam kurzfristig und kurz vor Transferschluss aus Krasnodar (Russland) als Reaktion auf den Rüdiger-Abgang. Abgesehen davon, dass wir auch im Falle des Bleibens einen gestandenen Innenverteidiger gebraucht hätten und ein Sunjic daher zu wenig ist, war es von vornherein fraglich, ob er einen immerhin deutschen Nationalspieler adäquat ersetzen würde können. Der VfB ist Sunjic‘ sechster Verein innerhalb von fünf Jahren, dass dieser sorgfältig gescoutet wurde, wie Dutt ja für „seine“ Einkäufe versprach, man kann so seine Zweifel haben.
Benjamin Uphoff: war bereits mal von Club zum VfB ausgeliehen und kam jetzt zurück, zunächst einmal mit der Perspektive bei den Amateuren Spielpraxis sammeln zu können.
Dazu kommen mit Arianit Ferati, Mart Ristl, Borys Tashchy und Marvin Wanitzek Spieler aus der eigenen Jugend bzw. von den Amateuren, die herangeführt werden und ihre Einsätze bekommen sollen.
Einige Herren scheinen die Aussage Dutts und Zornigers fehlinterpretiert zu haben, dass jeder, der nicht gerne für den VfB spielen würde, vorstellig werden dürfe und man nach einer Lösung streben würde, mit der alle Seiten leben könnten. Dies bedingt zunächst einmal, dass der VfB eine adäquate Ablöse generieren kann und auch, dass der Abgang nicht zur Unzeit erfolgt, in der man kaum mehr reagieren kann. So geschehen, bei Didavi und Kostic, um die es in den letzten Tagen und Stunden des offenen Transferfensters noch einmal hektisch geworden war.
Über weite Strecken der Vorrunde hatte man bei beiden den Eindruck, dass ihnen mit riesen Summen der Kopf verdreht wurde und sie nur halbherzig bei der Sache wären. Vielleicht ist es auch nur die Unklarheit über ihre Zukunft, ich hoffe, der VfB nutzt jede noch so kleine Chance, diesen beiden ein Bleiben doch schmackhaft zu machen. Dutt versprach schließlich, dass es das Ziel sein müsse, Leistungsträger zu halten. Bei dieser Aussage müsste ihm schon auch klar gewesen sein, dass sie diese Wertschätzung auf dem Gehaltszettel spüren wollen und es mit einer Maultaschensuppe täglich im 1893 nicht getan sein wird.
Trainingslager im Zillertal
Kurz nach dem Trainingsauftakt machte sich der VfB auf ins Zillertal, wo der VfB zum zweiten Mal in Folge in Hippach-Mayrhofen gastierte. Der Zeitraum 01. bis 06.07.2015 war ungünstig gelegen, um eine vernünftige Vorbereitung hinzulegen. So kurz nach dem Trainingsstart fehlten noch viele Nationalspieler, es war von vornherein klar, dass dort in erster Linie im konditionellen Bereich gearbeitet werden würde. Der frühe Termin kam daher zustande, weil zillertal.at seine Werbepartnerschaft mit dem VfB nutzen und möglichst viele Fans ins Zillertal locken möchte und daher bereits im März nach Klarheit verlangte.
Deshalb kam nur ein Termin in Frage, der sowohl als Erst- als auch als Zweitligist möglich gewesen wäre. Auch für mich war der Termin ungünstig. Wie bereits im Vorjahr, als das Trainingslager im Zillertal Anfang August stattfand und ich in den ersten Tagen eines Monats stets schlecht freimachen kann, schafften wir es gerade mal auf ein verlängertes Wochenende in die schöne Bergwelt Österreichs. Trainingseinheiten bekam ich in dieser kurzen Zeit relativ wenig mit, stand doch ganz klar im Vordergrund, mich mit den vielen Freunden und Bekannten, die vor Ort waren, zu beschäftigen und Party zu machen. Die Hitze tat ihr Übriges, dass wir uns lieber im Schatten der Stadionwirtschaft als auf der sonnendurchfluteten Tribüne aufhielten. Zwischen zwei Einheiten fuhren wir, um endlich einmal durchatmen zu können, auf den Hintertux-Gletscher und gingen auf 3.250 Meter Höhe im Schnee spazieren.
In unsere Tage im Zillertal fiel die Hiobsbotschaft, dass sich Mitch Langerak, der zuvor im Training einen starken Eindruck gemacht und in den ich große Hoffnungen als Ulreich-Nachfolger gesetzt, hatte, wegen einer Muskelzerrung pausieren müsse. Aus dieser wurde erst ein Muskelbündelriss, als dessen Folge sich wohl eine Zyste im Knie bildete, die Ende August operativ entfernt werden musste. Sein Comeback ließ damit immer länger auf sich warten, besser, wir warten heute noch darauf.
6:3 Sieg gegen Viktoria Pilsen
Vor unserer Abreise sahen wir uns noch den Test gegen Viktoria Pilsen an, der am Sonntag um 18.30 Uhr angepfiffen wurde und den der VfB mit 6:3 für sich entschied. Der VfB vorne hui, hinten pfui, was uns ja auch durch den Rest des Jahres begleiten sollte, aber, es waren vielversprechende Ansätze da, es sah seit langem mal wieder nach Fußball aus. Vor allem das Tempo, das an den Tag gelegt wurde, war man beim VfB schon nicht mehr gewohnt. So verpasste ich erst einmal das 1:0 durch Kiesewetter bereits in der 3. Spielminute. Beim VfB der letzten Jahre konnte man als Fan gemächlich in die Partie finden, weil einfach Schlafwagenfußball dargeboten wurde, daher erst einmal gewöhnungsbedürftig der neue Vollgasfußball. Und das bei hochsommerlichen Temperaturen auch am Abend noch. Knapp 10 Minuten vor dem Ende machten wir uns beim Stande von 6:2 auf den 400km langen Heimweg, da wir Montags wieder ins Geschäft mussten, und verpassten damit nicht nur ein Tor sondern auch noch eine Pyroeinlage von VfBlern von außerhalb des Stadions. Die Heimfahrt war im wahrsten Sinne des Wortes heiß. Gegen 0.00 Uhr legten wir am Rasthof Augsburg, wo wir ebenfalls auf dem Heimweg befindliche Bekannte trafen und mit ihnen noch einen Kaffee tranken, eine Rast ein. Das Außenthermometer zeigte um Mitternacht noch 29° an, in unserer Wohnung sollten uns 37° erwarten. Abartig, dieser Sommer 2015.
4:1-Niederlage bei den Young Boys Bern
Eine besondere Ehre wurde dem VfB knapp eine Woche später zuteil, als er zur Saisoneröffnung der Young Boys Bern ins Stade de Suisse geladen wurde. Dort, wo man schon Gegner bei der Stadioneinweihung zehn Jahre vorher war und an gleicher Stätte, wo 2010 das so denkwürdige Europaleague Spiel stattgefunden hatte. Da mein obligatorischer Besuch beim Schlagermove in Hamburg kurzfristig abgesagt werden musste, entschloss ich mich kurzerhand mit Freunden zu diesem Test zu fahren. Mit reichlich Proviant fester und flüssiger Natur an Bord starteten wir zu viert und nahmen kurzfristig noch an der Strecke in der Schweiz einen alten Kumpel eines Mitfahrers mit an Bord. Zu fünft erreichten wir also die Schweizer Hauptstadt, stellten das Auto am nahe des Stadions gelegenen Ibis-Hotel ab und checkten dort ein. Schnell sind wir einigen Bekannten über den Weg gelaufen, so dass sich das zusammentelefonieren erübrigte und wir ins Getümmel stürzen konnten. Hatten wir bei der Europaleague das totale Schneechaos in Bern erlebt, setzte uns nun das andere Extrem zu, brütende Hitze. Wegen der „günstigen“ Preise in der Schweiz, versorgten wir uns zwischenzeitlich mit Dosenbier aus dem Supermarkt, das 0,4-Bier auf der Fanmeile vor dem Stadion kostete 5,50€, wovon wir uns schon auch ein paar gönnten. Es war einiges los vor dem Spiel, so dass ich eigentlich einen guten Besuch erwartete, zumal ja eine Woche vor dem Schweizer Ligastart der letzte Härtetest anstand. Die Ernüchterung folgt dann drinnen. Zunächst einmal fanden, wie schon beim letzten Aufeinandertreffen, für die paar Stuttgarter Hansels bemerkenswert strenge Einlasskontrollen statt, die sich hinzogen, bis man durch die engen Metalltore ins Innere gelangt war. Zeit bis zum Anpfiff war noch vorhanden, so dass wir uns erst einmal um Biernachschub kümmerten. Den Gedanken, eine Stadionwurst zu konsumieren, verwarf ich wieder, nachdem ich den Preis von 7,50€ gesehen hatte. Als wir ins Stadion hinausgingen machte sich erst einmal Enttäuschung breit. Drei Tribünen waren komplett gesperrt, lediglich die Haupttribüne und der Gästeblock waren geöffnet. 6.084 Zuschauer bei einer Saisoneröffnung, darunter etwa 100 VfB-Fans, das ist eben die Schweiz und sagt viel über den Stellenwert des (hiesigen) Fußballs aus.
Durch die Verletzungen von Timo Baumgartl und Toni Rüdiger hatte der VfB Probleme für beide Halbzeiten zwei Innenverteidiger-Duos aufzubieten. In der ersten Halbzeit bildeten dies Schwaab und Sama, in der zweiten dann Ristl und Niedermeier, beides also eher Notlösungen und damit kein echter Wettkampftest. Zudem standen, was man in der Liga wohl auch eher selten bis gar nicht zu sehen bekommen dürfte, Didavi und Maxim von Beginn an gemeinsam auf dem Platz. Jener Maxim war es dann auch, der den VfB bereits in der 5. Minute nach schöner Ablage von Ginczek in Führung brachte. Das war’s dann aber auch schon mit der VfB-Herrlichkeit. Bereits drei Minuten später der Ausgleich, nach 16 Minuten der Rückstand. Es war da schon zu erkennen, auch wenn noch nicht die allererste Elf auf dem Platz stand, dass das Tore schießen gegen den VfB zu einfach ist und oft ein einfacher Pass in die Gasse genügt, um den Abwehrverbund komplett auszuhebeln. Am Ende stand ein 4:1 und eine Partie zum Vergessen aus VfB-Fan-Sicht. Umso schöner noch der anschließende Abend mit einigen Freunden und Bekannten in launiger Runde im alten Tramdepot direkt am Bärengraben gelegen. Wegen der Unwichtigkeit des Spiels und den Leuten, die wir getroffen und kennengelernt haben, war es ein klasse Ausflug, der die lange Sommerpause auch schon wieder ein wenig kürzer werden ließ.
Trainingslager in St. Gallen
Eine gute Woche später trat der VfB die Reise zum zweiten Trainingslager nach St. Gallen an. Dieses wurde erst mit einem Vorlauf von knapp zwei Wochen bekanntgegeben. Der Termin kam mir schon mehr entgegen wie der des Zillertals, zumal man i. d. R. Anfang des Jahres, wenn man die Urlaubsplanung abgeben soll, ein Trainingslager zeitlich eher Mitte bis Ende Juli ansiedelt, zumindest wenn man optimistisch von einem weiteren Jahr Bundesliga ausgeht.
Dass es erneut in die Schweiz gehen sollte und dann auch noch nach St. Gallen, das noch teurer als Bern sein soll, schmeckte uns dagegen nicht so sehr. So waren wir uns recht schnell einig, dass, wenn wir es machen, Quartier in Österreich aufgeschlagen wird und wir täglich die knapp 45 Kilometer pendeln, um unsere Abende in Österreich verbringen zu können.
Wegen Ferien, Hochsommer, der ohnehin immer stark frequentierten Bodenseeregion und zu allem Überfluss noch der in diesem Zeitraum stattfindenden Bregenzer Festspiele taten wir uns schwer, überhaupt ein bezahlbares Quartier zu finden und hatten Glück, dass Freunde auf der Rückfahrt aus dem Zillertal ein wahres Schnäppchen auftaten, mitten in Hohenems, mit tollem Biergarten und hervorragender Küche. Wenigstens drei Nächte kamen wir dort unter, für den Rest war auch dieses Domizil ausgebucht.
So hatten wir dann, ursprünglich nur als Notlösung gedacht, noch die Möglichkeit bei Bekannten unterzukommen, die genau zwischen Hohenems und St. Gallen wohnen, was wir nach vergeblicher Zimmersuche vor Ort gerne angenommen haben, und das trotz Anitas Katzenallergie. .
Auch dadurch wurden es tolle Tage, an denen wir auch abseits der Trainingseinheiten viel gesehen und viel gemeinsam unternommen hatten. Nebenbei benötigten wir außer der Autobahnvignette so gut wie keine Schweizer Franken, es sei denn, wir hatten mal das Auto direkt am Trainingsplatz geparkt. Dort waren nämlich, obwohl massig Platz vorhanden, für zwei Stunden drei Franken (oder Euro) Parkgebühr fällig.
Nach den überlaufenen Trainingslagern in den letzten beiden Jahren im Zillertal, war es in St. Gallen endlich mal wieder klein und überschaubar. Es war fast nur der harte Kern da, der sich jedes Trainingslager gibt, von ein paar Urlaubern, die regelmäßig vorbeischauten, einmal abgesehen.
In St. Gallen fiel mir Zorniger das erste Mal an zu gefallen. Es hat einfach was, so nah dabei zu sein und die eine oder andere Anweisung mitzubekommen. Zorniger machte einen sehr akribischen Eindruck und überließ nichts dem Zufall. Anders als Feldherr Veh, der dem Treiben auf dem Trainingsplatz meist mit verschränkten Armen beiwohnte und seine Assistenten „machen ließ“, legte Zorniger bei allem selbst Hand an. Sei es beim Hütchen aufstellen oder sei es auch seine Spieler selbst zu stellen, wenn sie sich nicht nach seinen Vorstellungen bewegten. Es waren alles in allem tolle Tage, abgesehen auch vom auch dort wieder heißen Wetter und einer zwischenzeitlichen Mückenplage.
Den Höhepunkt schlechthin bildete der Fan-Abend im Mannschaftshotel Säntispark, in das uns der VfB eingeladen hatte. Nach einem kalt-warmen Buffet und einigen Kaltgetränken kam die ganze Mannschaft einschließlich des kompletten Staff und verteilte sich an die Tische. Da die Anzahl der Fans auch an diesem Abend überschaubar war, gesellten sich an unseren Tisch mit Lukas Rupp, Daniel Didavi und Daniel Ginczek gleich drei Spieler, die wir knapp zwei Stunden lang nach Belieben löchern durften. Interessante Sichtweisen traten zutage, vor allem, was das Verhältnis zu den Fans angeht. Da kam sehr deutlich heraus, dass sie unbedingt die gute Stimmung der letzten Spiele in die neue Saison hinüberretten wollten und Angst hatten, dass diese bei Misserfolg wieder kippen könnte. Didavi machte damals noch nicht den Eindruck, dass er unbedingt wegwolle, obwohl schon seinerzeit von einem möglichen Wechsel zu Bayer Leverkusen berichtet wurde. Ich hatte den Eindruck, dass er sich die Entwicklung ganz genau anschauen wolle und sich entsprechend auch ein Bleiben hätte vorstellen können. Wir schnitten unterschiedlichste Themen an, Privates, die Rückkehr von Fitmacher Chima Onyeike, Didas Leihe nach Nürnberg, Ginnis Zeit bei St. Pauli, Rupps Abstieg mit Paderborn und seine Ziele mit dem VfB, welche Gefühle Ginni bei seinem Tor in Paderborn übermannten, etc. pp. Die Spieler nahmen sich Zeit, waren freundlich und geduldig und sehr angenehme Gesprächspartner.
Einen Fauxpas leistete ich mir dann zum Schluss noch, als die Spieler uns schon wieder verlassen hatten. Einige „Betreuer“ in VfB-Outfit saßen noch an einem Tisch zusammen, als ich mich einem von hinten näherte und ihn fragte, ob ich kurz stören darf. Als er mir dies gestattete, fragte ich ihn, wie er sich bereits beim VfB eingelebt habe, im sicheren Gefühl, André Trulsen angesprochen zu haben, mit dem ich gerne kurz über seine Zeit bei St. Pauli geplaudert hätte, da ich dorthin ja auch eine gewisse Affinität habe.
Er drehte sich um und erwiderte in breitestem schwäbisch: „Ja klar, i ben jo au scho acht Johr do“. Hatte ich doch glatt den Busfahrer erwischt. Ein peinlicher Moment und doch lustig, aber, bei weitem nicht der Höhepunkt des Abends. Den lieferten unsere Freunde aus der Ostschwiiz, indem Raffael vor versammelter Mannschaft seiner Jule einen Heiratsantrag machte, der natürlich angenommen wurde. Standing Ovations von der Mannschaft und eine Flasche Sekt von Robin Dutt waren die Folge, bewegende Momente in stilvollem Ambiente, ganz großes Kino, ihr beiden.
VfB-FC Winterthur 4:1 (in Konstanz)
Auf dem Rückweg vom Trainingslager legte der VfB noch einen Zwischenstopp in Konstanz ein, wo man auf den FC Winterthur traf. Wir taten es dem Tross gleich und fuhren schon frühzeitig los. Dort hatte nämlich ein anderer Freund Heimspiel und empfahl uns ein super Lokal mit zivilen Preisen, direkt am Rhein gelegen, das Constanzer Wirtshaus. Es war nicht nur wegen der Location die perfekte Logistik, sonder auch deshalb weil wir unweit davon unser Auto kostengünstig parken und von der Nähe des Lokals aus mit dem Bus zum Bodenseestadion fahren konnten. Wir verabredeten uns noch mit Freunden in dem Lokal, so dass wir zwei große Tische im Außenbereich belegten und das Trainingslager Revue passieren ließen und uns auf das anstehende Spiel einstimmen konnten. Der VfB legte einen ordentlichen Auftritt hin und gewann 4:1, vor allem Didavi bestach mit den ersten beiden Toren. Das Spiel gegen den Ball funktionierte schon recht ordentlich, auch wenn mir schon in der Testphase Zweifel aufkamen, ob sie das über 90 Minuten und über eine gesamte Halbserie hinweg schaffen durchzuziehen. In kleiner Gruppe und mit ein paar Winterthurern „Ultras“ im Schlepptau ging es zurück ins Brauhaus, wo wir das Trainingslager ausklingen ließen und gegen Mitternacht dann die Heimfahrt nach Stuttgart antraten.
Paukenschlag gegen Manchester City
Nach dem Aufeinandertreffen mit dem Schweizer Zweitligisten folgte am darauffolgenden Wochenende ein echter Härtetest gegen das Starensemble von Manchester City. Für die Engländer, deren Premier League Saison eine Woche später begann, war es somit wie für den VfB vor dem Pokalspiel in Kiel die Generalprobe, bei der man nicht annehmen sollte, dass sich das englische Spitzenteam unbedingt abschlachten lassen wollte. Sie traten nicht in ihrer allerbesten Aufstellung an, brachten aber dennoch ein mit Stars gespicktes Team auf den Rasen des Neckarstadions. Natürlich sind die Begleitumstände andere als bei einem normalen Punktspiel, zum Beispiel die strapaziöse An- und Abreise am Spieltag. Und doch war es nicht zu erwarten, dass der VfB sie so herspielen und mit einem 4:0-Vorsprung in die Halbzeit gehen würde.
Der VfB spielte wie aus einem Guss, das schnelle Anlaufen der Gegner schon weit in der eigenen Spielhälfte behagte Man City überhaupt nicht. Unsere Abwehr ließ erstaunlich wenig anbrennen, Adam Hlousek wurde gar zur Entdeckung in der Innenverteidigung neben Timo Baumgartl. Dass dies nur ein Strohfeuer war und in die Kategorie „auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“ eingeordnet werden sollte, weiß man heute.
Die späten Anschlusstreffer von Manchester City zum 4:2 änderten am guten Gesamteindruck nichts mehr. Der VfB schien gerüstet für die anstehenden Aufgaben.
Pokalhürde Kiel gemeistert
Den ersten Pflichtspielauftritt hatte der VfB bei den Störchen von Holstein Kiel zu bestreiten. Losglück geht anders, war es doch die weiteste denkbare Reise, die man uns zuloste. Schön indes war aber, dass wir aus dem Brutofen Stuttgart in das 10-15 Grad kühlere Kiel reisen durften. Da es ein Abendspiel wurde, gestaltete sich die Anfahrt mit der Deutschen Bahn recht stressfrei – erst gegen halb elf Uhr stiegen wir in den Zug, der nach einem Umstieg in Mannheim eigentlich direkt nach Kiel hätte fahren sollen. Eigentlich, denn, die Pläne der Bahn gerieten an diesem Tag sowieso schon aus den Fugen, so dass es wohl darauf dann auch nicht mehr ankam und man den Zug kurzerhand in Neumünster stoppte und wir auf einen Regionalexpress wechseln mussten. Ca. 2 ½ Stunden vor Spielbeginn erreichten wir dennoch Kiel, fuhren schnell mit dem Taxi unsere Hotels an, checkten ein und machten uns danach umgehend auf den Weg, wieder per Taxi, in Richtung Stadion, wo wir schon mit einigen anderen vom Fanclub verabredet waren und auch sonst viele bekannte Gesichter sahen.
Ich hatte kurzfristig noch eine Sitzplatzkarte ergattern können, deren Übergabe ich am Stadion organisieren musste und musste meinen Stehplatz dafür an jemand anderes übergeben, so dass ich die gesellige Runde beim Griechen frühzeitig verlassen musste.
Die Kartenproblematik für Kiel (wie später für Jena anscheinend auch) war grotesk. Lange Zeit über herrschte totale Kartenarmut auf dem Markt, nur Suchende, kaum jemand, der welche abzugeben hatte. Daher griff ich bei der Sitzplatzkarte auch sofort zu, im Wissen, meinen Stehplatz locker loszubekommen. Doch just in dem Moment, Dienstag oder Mittwoch vor dem Spiel, als ich meinen Stehplatz angeboten hatte, hagelte es Angebote, hier vier Karten, dort acht Karten. Unglaublich! Was war geschehen? Der VfB hatte offensichtlich den Kartenbestellern keinerlei Zu- oder Absage zukommen lassen, so dass viele Leute im Ungewissen waren. Diejenigen, die das Spiel auf jeden Fall machen wollten, deckten sich anderweitig ein und hatten plötzlich doppelt Karten. Andere hakten das Spiel bereits ab und hatten plötzlich Karten drei Tage vor dem Spiel die Karten im Briefkasten. In dieser Kürze der Zeit lässt sich natürlich ein Trip nach Kiel kaum mehr planen, zumindest dann nicht, wenn man diese lange Strecke nicht mit dem PKW zurücklegen möchte. Hier muss das Ticketing dringend seine Abläufe überdenken. Wie gesagt, für Jena unter der Woche war es nicht anders. Leute, die dieses Spiel bereits abgehakt hatten, mussten sehen, ob sie noch kurzfristig Urlaub nehmen können und wie sie dorthin kommen. Da reglementiert ist, welches Kontingent der jeweilige Gastverein bekommt und man ja weiß, wie viele Karten man mindestens bekommt, kann man doch ohne Weiteres diejenigen abziehen, die ihre festen Kontingente bekommen, wie CC, Auswärtsdauerkarten, Fanclubs und an die Differenz zum Kontingent, das man sicher bekommt, schon einmal Zusagen verschicken. Sollten dann mehr Karten zur Verfügung stehen, kann man die immer noch zum Verkauf einstellen, würde damit aber nur eine kleine Gruppe vor Probleme stellen und nicht Hunderte bis Tausende von VfBlern.
Ich hatte also einen schönen Platz auf der Gegentribüne mit einer super Sicht auf die anschließende Pyro-Show im VfB-Block. Vor dem Spiel traf ich am Bierstand noch Philipp, den Leadsänger von „Die Fraktion“, der mir einen Gastbeitrag für das Buch „Das sind die Fans – und ihre Geschichten“ geschrieben und mit dem ich während dieser Zeit einen netten Kontakt hatte. Ich stellte mich kurz vor und hielt mit ihm einen kurzen Smalltalk, wollte ihm und seinen Begleitern aber auch nicht auf den Sack gehen, zumal ich nach der langen Zugfahrt schon etwas angegast war, daher verabschiedete ich mich auch schon wieder.
Für die erste Pokalrunde hätte man sich leichtere Aufgaben wünschen können, als eine Profimannschaft aus der dritten Liga, die bereits zwei Ligaspiele hinter sich hat und in der Relegation zur 2. Liga nur knapp an den Münchner Löwen gescheitert war. In einem Pokalspiel, vor allem in einem in dieser Konstellation, zählt nur der Sieg, egal wie er zustande kommt. Daher war ich letzten Endes zufrieden, auch wenn man sich nicht mit Ruhm bekleckert hatte und zunächst einem Rückstand hinterherlaufen musste. Der VfB tat sich sehr schwer, kam aber durch Tore von Didavi und Ginczek, wie einst in Paderborn also, mit einem glanzlosen 2:1 weiter. Wenn etwas bedenklich war, dann das, dass selbst ein 3.-Ligist gegen den VfB zu einer Vielzahl von Torchancen kam. Dass der VfB sich mit dem 2:1 zufriedengab und nicht konsequent auf ein 3:1 ging, rächte sich beinahe noch in der Nachspielzeit, da hatten wir wirklich nochmal Glück.
Nach dem Spiel wurde auf strikte Fantrennung großen Wert gelegt, so dass ich nicht, wie ich gekommen war, hinausdurfte sondern wie eine Handvoll anderer VfBler durch den Innenraum am VfB-Block vorbei geleitet wurde, was einige Bekannte dazu animierte, Lieder auf mich anzustimmen. Eine lustige Begebenheit am Rande.
Wir sammelten uns indes wieder und fuhren mit dem Taxi zurück in Richtung unserer Hotels, wo es unweit davon, einige nette Kneipen gab und wo sich auch die anderen VfBler sammelten, die nicht gleich wieder zurück oder nach Hamburg weiter fuhren.
Auf dem Weg vom Stadion zu unserem Treffpunkt wurde ich noch recht übel von Kielern angepöbelt, was aber die in großer Präsenz anwesende Obrigkeit umgehend unterband.
Freunde von uns, die mit dem Sonderbus in die Stadt fahren wollten, kamen noch in die Situation, dass Kieler „Ultras“ deren Bus stürmen wollten und sich die Männer (Frauen und Kinder waren auch dabei) dagegen stemmen mussten. Da fragt man sich wirklich, was diese Idioten geritten hat. Sollen doch froh sein über ihr Spiel des Jahres und den Tag feiern anstatt hier eine kindische Show abzuziehen. In der Stadt hatten wir dann noch großen Spaß. Am nächsten Tag dann, nach einer sehr schönen Hafenrundfahrt, ging es zurück ins heiße Stuttgart.
Auftaktniederlage gegen Köln
Eine Woche später stand dann das mit Spannung erwartete erste Spiel um Bundesligapunkte an gegen den 1. FC Köln. Seit 1996 wartet man gegen den Geißbock auf einen Heimsieg, auch heuer sollte nichts daraus werden. Vor dem Spiel freilich, wie traditionell vor jedem ersten Heimspiel einer Saison, fand die Karawane Cannstatt statt, mit der Tausende von Fans vom Cannstatter Bahnhof zum Neckarstadion zogen und sich auf die Saison gemeinsam einstimmten. Ein Pflicht-Event für jeden Fan und jedes Jahr größer und imposanter werdend, fantastisch.
Das Spiel selbst, Sonntagabend und damit das letzte Spiel an diesem Spieltag, begann zwar mit einem Pfostenschuss für die Gäste, danach aber trafen Didavi und Gentner ebenfalls nur Aluminium, so dass es nach 11 Minuten schon 2:1 hätte stehen können. Im selben Tempo ging es weiter. Der VfB nun klar Chef im Ring zwang die Kölner durch konsequentes Anlaufen weit in deren Hälfte immer wieder zu Ballverlusten, einzig die Chancenverwertung war zu bemängeln. Wir bekamen ein mitreißendes Heimspiel zu sehen, wie schon lange nicht mehr und gerieten doch in der 75. Minute in Rückstand, als Tytoń Modeste völlig unnötig im Strafraum von den Beinen holte. Eine sehr ungestüme Aktion des Polen, die Zweifel aufkommen ließ, ob wir uns auf der Position verbessert haben oder nicht doch vom Regen in die Traufe gekommen sind. Als zwei Minuten später unser gesamter Defensivverbund durch einen einzigen Pass ausgehebelt wurde und das 0:2 folgte, war die Partie fast gelaufen. Didavi stellte zwar noch per Elfer den Anschluss her, doch der endgültige Knockout folgte in der Nachspielzeit.
Unsere Vorfreude auf die neue Spielzeit wurde also mal wieder im Keim erstickt. Wir sind zwar vorne sehr gut besetzt und kreieren Torchancen im Minutentakt, beim Abschluss fehlt es aber an der Konzentration, was einige schon an der kraftraubenden Spielweise festmachen. Aber, bei einem Torschussverhältnis von 28:9 und einem Chancenverhältnis von 11:5 muss auch so mehr herausspringen als nur ein Elfmetertor. Wieder einmal wurde also der Saisonstart in den Sand gesetzt, wieder einmal steht man bereits vor dem zweiten Saisonspiel gehörig unter Druck.
Gerhard Mayer-Vorfelder ist tot
Dann erreichte die VfB-Familie die Nachricht über den Tod von Ehrenpräsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Mich hat diese Nachricht sehr bestürzt, da ich immer wieder Begegnungen mit MV hatte, seit ich ein Kind war. Durch die Beamtenlaufbahn meines Vaters im Finanzministerium und seinem Mitwirken in diversen Betriebsfußballmannschaften der verschiedener Ministerien, kam man immer wieder in privatem Rahmen zusammen und hatte immer wieder einmal auch die Gelegenheit mit MV über den VfB zu sprechen. Sein früherer Fahrer Fuchs versorgte mich in den 70er- und frühen 80er-Jahren stets mit Autogrammkarten, unterschriebenen Mannschaftspostern und sonstigen Devotionalien. Aus Dankbarkeit und weil ich wusste, welch Fußballverrückter MV war, beteiligte ich mich nie an den obligatorischen „Vorfelder-Raus-Rufen“, die während seiner Amtszeit regelmäßig durchs Neckarstadion hallten. MV hatte große Verdienste um den VfB. Zwei deutsche Meisterschaften, zwei Europapokalendspiele, ein Pokalsieg, eine weitere Pokalfinalteilnahme und nicht zuletzt der Bundesligaaufstieg fielen in seine Amtszeit. Meist verstand er es, rechtzeitig, von mir aus auch „auf Gutsherrenart“, Negativentwicklungen entgegen zu steuern. Er hatte ein feines Gespür, wann etwas auseinanderzubrechen drohte und ihn zum einschreiten zwang.
Er war stets nah dran an der Mannschaft und deren Führungsspielern und wusste dadurch, wie es um die Stimmung und deren Zusammenhalt bestellt war. Wer arbeitet, macht Fehler, so auch MV. Die Vertragsverlängerung Balakovs und vor allem der Passus, dass sich der Vertrag zu gleichen Konditionen endlos verlängert, waren einer, die Entlassung Jogi Löws und Installation seines Nachfolgers Winfried Schäfer ein anderer. Letzterer führte bei mir, wie bei vielen anderen, zur Rückgabe meiner Mitgliedschaft und dazu, dass ich zunächst keine Dauerkarte mehr genommen hatte. Dieses Hassobjekt aus Baden im roten Trainingsanzug war für mich unerträglich, damals zweifelte auch ich an MV’s weiterer Zurechnungsfähigkeit.
Unfair war trotzdem, wie man ihn 2000 mit Schimpf und Schande aus dem Amt drängte und welche Vorwürfe man ihm im Nachhinein machte. Auch damals gab es schließlich Kontrollorgane im Verein, die hätten einschreiten müssen, wenn sie mit seinem Tun nicht einverstanden waren.
Sein langjähriges Wirken als Ligaausschussvorsitzender war sicherlich nicht zum Nachteil des VfB. Schiedsrichterfehlentscheidungen und auch –ansetzungen wurden auf dem kleinen Dienstweg diskutiert und manchmal auch verhindert. Mit MV an der Spitze war der VfB wer, mittlerweile treibt doch jeder nur noch Hugoles mit uns.
MV verstand es auch Weltstars für den VfB zu gewinnen, wie seinerzeit Carlos Dunga. MV’s Aura und Redegewandtheit, dazu seine herzliche, kumpelhafte Art, wurde von vielen geschätzt.
Auch international hatte er hochrangige Posten inne. Er war Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee, er war DFB-Präsident. Die Früchte, die die Nationalelf derzeit erntet, hatte u. a. MV gesät, als er nach der Katastrophen-EM 2000 ein Nachwuchsprogramm auf den Weg brachte, welches u. a. die Nachwuchsleistungszentren beinhaltete, die jeder Proficlub heute betreiben muss.
MV liebte den Fußball und er tat viel für den Fußball und das obwohl seine Politikertätigkeit ihm auch nicht gerade wenig (Zeit) abverlangte. Ich hatte zuletzt vor einigen Jahren in der Villa Reitzenstein auf einem Empfang die Gelegenheit mit ihm zu sprechen. Als ich ihm sagte, morgen in aller Hergottsfrüh fahre ich nach Berlin zum VfB, nahm er mich in den Arm und meinte nur „Du Verrückter“.
Für mich ging in der Woche der größte VfB-Präsident, den wir hatten. Vom jetzigen bin ich mehr und mehr enttäuscht, weil er eben Dinge, die zu tun sind vor sich herschiebt und Entscheidungen nicht oder zu spät trifft. MV war da ein anderes Kaliber!
Kleins Fauxpas
Die nächste Auswärtsfahrt indes sollte uns nach Kiel erneut in den hohen Norden führen, dieses Mal nach Hamburg. Der RWS Berkheim bot dafür eine Übernachtungsfahrt an, ein seltenes Vergnügen und zuletzt beim Pokalfinale 2013 praktiziert. Gegen Mitternacht, freitagnachts, traten wir die Fahrt an, um in den frühen Morgenstunden in Hamburg einzutreffen und den ganzen Tag zur Verfügung zu haben. Da die Zimmer so früh noch nicht bezugsfertig waren, machten wir erst einmal Frühschoppen am nahegelegenen Bahnhof HH-Ohlsdorf, der es in sich hatte.
Irgendwann war ich so verpeilt, dass ich mich auf dem Weg zum Anleger der Barkasse, die der VfB-Fanclub „Roter Brustring Hamburg“ wieder gechartert hatte, verfahren habe und die Barkasse dadurch verpasste.
Also, stärkte ich mich erst einmal mit Kaffee und fuhr dann zum Kiez, um Bekannte zu treffen, Facebook sei Dank wusste ich ja, wo sie sich aufhielten. Wenig später machten wir uns dann auch schon gemeinsam auf den Weg zum Stadion.
Es traf sich gut, dass ich sehr frühzeitig bei den Imbissbuden nahe dem Gästeeingang war, da ich einer Bekannten noch ein Ticket übergeben und mir mein eigenes auch noch organisieren musste. Ein Businsasse hatte die Möglichkeit, über einen Geschäftskontakt auf die Gegentribüne zu gehen, wollte selbst aber nicht dort hin. Ich bin da schon eher offen, wusste aber natürlich nicht, wo genau sich die Plätze befinden würden und ob sie mir in Sachen Knipserei einen Mehrwert brächten. Jedenfalls entschloss ich mich, mir das anzuschauen, notfalls hätte man sich immer noch in den VfB-Bereich hineinschleusen lassen können.
Besonders toll waren die Plätze leider nicht, sie befanden sich im Oberrang, so dass ich nicht besonders gut in den VfB-Block fotografieren konnte. Zudem war es sehr befremdlich, das Stadion mit einer HSV-Dauerkarte zu betreten und inmitten von Rauten-Fans zu sitzen, die teilweise nicht sehr freundlich zu den vereinzelt um mich herum befindlichen VfBlern gewesen sind. Komisch war außerdem noch, dass wir dem „Topspiel der Woche“ beiwohnten, in dem die beiden größten (sich rettenden) Loser-Teams der letzten beiden Jahre aufeinandertrafen. Der VfB schaffte dies immerhin noch in der regulären Zeit, während der HSV beide Male nachsitzen musste.
Am vorletzten Spieltag der Vorsaison konnte man den HSV ja nach Belieben dominieren und fügte Bruno Labbadia eine schmerzhafte Niederlage zu, dies sollte, vor allem nach der unnötigen Niederlage vor Wochenfrist gegen Köln am besten erneut gelingen.
Das Spiel begann, wie in allen Stadien der ersten beiden Ligen, mit einer Gedenkminute für Gerhard Mayer-Vorfelder. Obwohl es für die Hamburger gegen den VfB, Mayer-Vorfelders Herzensverein, ging, nutzten die Hamburger erfreulicherweise diese Plattform nicht, uns eins auszuwischen, sondern schwiegen respektvoll, was ich als sehr pietätvoll empfand.
Der VfB, der nach Kiel und Köln noch immer auf Serey Dié verzichten musste, begann erneut stark und setzte den Dino früh unter Druck, was durch zwei Ginczek-Tore in einer völlig verdienten 2:1-Pausenführung mündete. Da waren wir inmitten der frustrierten HSV-Fans natürlich noch obenauf. „Pünktlich“ zum 2:1 in der 42. Minute trafen dann auch das CC und noch einige VfBler mehr ein, die durch eine Autobahn-Vollsperrung 80km vor Hamburg aufgehalten wurden.
Unsere Mienen sollten sich in der zweiten Halbzeit schon schnell verdunkeln, nachdem sich Florian Klein in der 52. und 53. Minute zwei dumme gelbe Karten einfing und mit Gelb-Rot vom Platz musste. Dem HSV fiel zwar danach lang nichts ein, was den VfB in Bedrängnis bringen konnte, aber, je mehr sich das Spiel dem Schlusspfiff näherte, schwanden dem VfB die Kräfte. So handelte man sich kurz hintereinander drei weitere gelbe Karten ein und traute sich danach nicht mehr, in einen Zweikampf zu gehen. Dadurch bekam der HSV Oberwasser und erzielte das glückliche 2:2, bei dem Tytoń wieder nicht gut aussah. Als VfBler weiß man, wie es endet, so dass wir uns den Jubel der Rauten nicht mehr geben wollten und uns nach dem Ausgleich zum VfB-Block aufmachten, und die letzten Minuten dort verfolgten. Der Siegtreffer durch Djourou schmerzte dadurch zwar nicht minder, man konnte aber wenigstens mit Gleichgesinnten lamentieren, und musste sich nicht die Häme der Hamburger gefallen müssen.
Zweites Spiel, zweite Niederlage, den tollen Abend auf dem Kiez ließen wir uns trotzdem nicht nehmen.
Debakel gegen Eintracht Frankfurt
Am dritten Spieltag ging es gegen die Frankfurter Eintracht mit Ex-Trainer Armin Veh. Zu gern hätte man Veh, der uns in der letzten Saison so schändlich im Stich gelassen hatte, ein Schnippchen geschlagen und ihn dem Rücktritt bei der Eintracht ein Stück näher gebracht.
Es kam leider anders. Wieder mit 15:6 Torschüssen klar die tonangebende Mannschaft gewesen, wieder den Gegner, der nur auf unsere Fehler wartete, zum Kontern eingeladen, wieder unglaubliche Gegentore bekommen und vorne unfassbare Chancen vergeben. So Harnik, wie einst Gomez in Wien, aus zwei Metern Torentfernung weit über den Kasten. Die Entscheidung für Frankfurt fiel durch einen Elfmeter, nachdem Tytoń wegen einer Notbremse vom Platz flog und durch Vlachodimos ersetzt wurde. Das einzige VfB-Tor beim 1:4 durch Didavi fiel zudem noch aus einer Abseitsposition heraus.
Nach diesem Spiel machte sich erstmals Sprachlosigkeit breit. Null Punkte, 4:10 Tore, so schlecht war noch kein neuer VfB-Trainer gestartet. Zorniger selbst machte auch schon einen ratlosen Eindruck und gab an, defensiv einige Dinge ändern zu wollen, ohne jedoch seine Grundidee überdenken zu wollen. Georg Niedermeier spielte weiterhin keine Rolle, stattdessen trieb Hlousek in der Innenverteidigung sein Unwesen, die Eintracht brachte er mit einem Eigentor in Führung. In Berlin, beim nächsten Spiel steht allerdings Neuzugang Sunjic erstmals zur Verfügung.
Dass Zorniger schon leichte Zweifel an Tytoń beschlichen und er von Vlachodimos erstrecht nichts zu halten schien, so könnte man Zornigers Aussage nach Tytońs Platzverweis verstehen, man müsse auf der Torwartposition noch etwas machen. Dutt hingegen widersprach und nahm Vlachodimos stattdessen in die Pflicht.
Der negative Höhepunkt des Tages fand indes vor dem Spiel statt. Auch der VfB ehrte seinen Ehrenpräsidenten in „seinem“ Stadion mit einer Schweigeminute, was der Frankfurter Block komplett ignorierte und stattdessen weiter supportete. Unterste Schublade, dabei haben die Hessen mal wieder ihre hässliche Fratze nach außen gekehrt. Pfui!
Nächster Rückschlag in Berlin
Am 4. Spieltag, nach der Länderspielpause, führte uns der Weg in die Hauptstadt zur Berliner Hertha, die sich kurz vor Transferschluss noch Vedad Ibisevic geangelt hatte und wo zu befürchten war, dass er gleich gegen seine alten Kameraden treffen würde. Dieses Mal ging es mit dem ICE und einer Übernachtung los, wo ich mir am nächsten Morgen die Zeit bis zur Rückfahrt mit einer Bootsfahrt auf der Spree vertrieben hatte.
Dem VfB merkte man inzwischen an, dass die drei Auftaktniederlagen Spuren hinterlassen hatten. Die Jungs agierten abwartender, überließen dem Gegner dadurch aber eben auch automatisch den Ball, wodurch bereits in der Anfangsviertelstunde der Rückstand resultierte. Durch einen Einwurf auf der linken Seite ließen sich Kostic und Hlousek wie Schuljungen düpieren, so dass der Ball mühelos in die Mitte gepasst werden konnte und von Haraguchi unter Vlachodimos hinweg eingenetzt werden konnte. Vlachodimos, mit nunmehr 21 Jahren über den Talentstatus hinweg, hätte die große Chance gehabt, auf sich aufmerksam zu machen, was ihm leider nicht gelang. Auch er agierte glücklos, so dass es klar war, dass im nächsten Spiel, nach abgelaufener Sperre, wieder Tytoń zwischen den Posten stehen würde.
Der Rückstand weckte den VfB auf. Nunmehr, als fast nichts mehr zu verlieren war, wurden die Aktionen zielstrebiger. Eine Freistoßflanke von Didavi verwertete Sunjic in seinem ersten Spiel mit dem Brustring zum Ausgleich. Ein vielversprechender Auftakt für ihn. Doch, Sunjic war es auch, der den Ball kurz vor dem Pausenpfiff zu kurz aus dem Strafraum heraus köpfte, vor die Füße von Lustenberger, und dieser den Ball volley in die Maschen drosch. Ein Sonntagsschuss, wie er Lustenberger in seinem Leben wohl noch nie gelang und auch nie wieder gelingen wird. Dieser Nackenschlag saß. In der zweiten Halbzeit vermissten wir beim VfB Mut und Zielstrebigkeit, man rieb sich in Zweikämpfen auf und kam kaum mehr zu größeren Chancen.
Vor allem Kostic schmeckte die Gesamtsituation wohl nicht besonders. Seit das Transferfenster geschlossen und klar war, dass er bleiben muss und nicht zu Schalke wechseln darf, wirkt er reichlich genervt und wurde schließlich Gelb-Rot-gefährdet ausgewechselt. Der VfB kam in der Schlussphase kaum mehr zu vielversprechenden Chancen, weil die Berliner geschickt verteidigten und auch die letzte Überzeugung fehlte. Insgesamt wäre auch bei diesem Spiel sicher mehr drin gewesen, wenn man die wenigen Chancen besser genutzt hätte und wenn man den Gegner nicht ständig so einfach zum Tore schießen einladen würde.
Der Erfolg gibt einem Recht, bei Misserfolg hauen sie dir die großen Töne um die Ohren. Diese Erfahrung musste Trainer Zorniger nun mehr und mehr machen. Ob Mehmets Scholl „Laptop-Trainer-Kritik“, die Sport1-Spieltagsanalyse, in der mehr und mehr die Naivität und die für das vorgegebene System fehlenden Spieler kritisiert werden, oder auch sonstige Nebenkriegsschauplätze.
Nach Transferschluss sickerte durch, Robin Dutt habe im Sommer eine Verpflichtung von Julian Weigl abgelehnt, der lieber zum VfB als zum BVB wechseln wollte. Wenn man den Jungen bei Dortmund jetzt so sieht, eigentlich unfassbar. Dabei glaube ich wirklich, dass sich Weigl bei uns nicht so durchgesetzt hätte wie er es jetzt beim BVB schaffte. Bei Dortmund scheint es mehr nach Leistung zu gehen, so dass Weigl nach guten Trainingsleistungen eben auch einen Sven Bender auf die Bank zu verdrängen vermag.
Bei uns dagegen gibt’s den Mann mit der Stammplatzgarantie, Christian Gentner und daneben den zweiten Unantastbaren Serey Dié, so dass Weigl bei uns wohl zwischen Bank und Tribüne gependelt wäre.
Weiteres Thema in der Woche war die Nichtnominierung Timo Werners fürs Berlin-Spiel. Zornigers „Kindermädchen“-Aussage wurde von vielen als anmaßend empfunden, so dass schnell Transfergerüchte um Timo Werner hochkochten und thematisiert wurde, dass man Werner bereits im Sommer wie Sauerbier in England angeboten habe. Ich empfand es als nicht allzu dramatisch, einem Spieler einen Denkzettel zu verpassen. Wie man danach sah, hat dieser Werner ja auch nicht geschadet. Ob Zorniger es selbst einsah, übers Ziel hinausgeschossen zu sein und mit der Nominierung Werners für die erste Elf gegen Schalke zurückruderte, oder ob tatsächlich der Plan dahintersteckte, den Jungen auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, sei dahingestellt. Im weiteren Verlauf der Vorrunde hat Werner jedenfalls den nächsten Schritt gemacht und ist aus der ersten Elf derzeit kaum mehr wegzudenken.
Unverdiente Niederlage gegen Schalke
Jenes Spiel gegen Schalke war erneut ein Spiegelbild der bisherigen Heimspiele. Eine unfassbar schlechte Chancenverwertung in einem an und für sich Riesenspiel. Bei 19:7 Torchancen (26:10 Torschüsse) 0:1 zu verlieren, das muss einem erst mal einer nachmachen. Schalke weiß bis heute nicht, wie sie dieses Spiel gewinnen konnten, dabei ist es ganz einfach! Vorne die Chancen nicht genützt und hinten ließ sich Florian Klein von Leroy Sané wie ein ABC-Schütze ausspielen, und fertig war die Niederlage.
Grotesk, nach Jahren der spielerischen Armut, wird im Neckarstadion Spektakel und Vollgas-Fußball geboten. Dass gegen Ende die Kräfte fehlen, noch einmal zuzulegen, könnte man verschmerzen, wenn davor die Chancen besser genutzt worden wären. Auch nach dieser dritten Heimniederlage in Folge verließen wir das Neckarstadion begeistert und ich war mir sicher, dass Zorniger der richtige Mann wäre und der Schalter schon noch rechtzeitig umgelegt werden könnte. Ich sah es seinerzeit so, dass wir uns Spiel für Spiel verbessern würden und sich der Erfolg langfristig in den Ergebnissen niederschlagen würde. Schließlich ist Zorniger Übungsleiter durch und durch, der sich nie ausruhen dürfte und ständig an Verbesserungen zu feilen gewillt ist.
Gegen Schalke scheiterte man in erster Linie an eigenem Unvermögen und einem überragenden Schalker Schlussmann Fährmann. An der kraftraubenden Spielweise wollte man die Niederlagenserie freilich noch nicht festmachen, Zorniger bezeichnete sie erstmals als alternativlos und meinte, er wüsste nicht, wo, außer bei der Chancenverwertung, er ansetzen sollte. Dutt indes beschwor gar den Fußball-Gott “Vielleicht haben da irgendwelche höheren Mächte ihre Finger im Spiel”. Ratlosigkeit allerorten und wohl das erste Schlusslicht in der Bundesliga-Historie, das nur Applaus und Anerkennung für seine Darbietungen erntet und für den die Fans nach Spielende noch Standing Ovations übrig haben.
Dragan Holcer ist tot
Und plötzlich ereilte uns die Nachricht über der Tod des früheren VfB-Liberos Dragan Holcer, der im Alter von 70 Jahren einer schweren Krankheit erlag. Holcer war für mich einer der Helden meiner Kindheit. Er kam nach dem Bundesligaabstieg 1975 schon als erfahrener Spieler zum VfB, hatte großes taktisches Spielverständnis und die Gabe junge Mitspieler zu führen. An dessen Seite reifte bspw. ein Karl-Heinz Förster zum Weltklasse-Vorstopper, so dass Holcer maßgeblichen Anteil daran hatte, dass der VfB nach zwei Jahren den Wiederaufstieg schaffte und sich fortan in der Spitzengruppe der Bundesliga festbiss. Ruhe in Frieden, Dragan Holcer.
Erster Saisonsieg in Hannover
Lang war nicht Zeit, sich über die wahnwitzige Niederlage gegen Schalke zu grämen. Schon mittwochs ging es in Hannover weiter. Für mich bedeutete es mal wieder, zwei Tage Urlaub für das zweifelhafte Vergnügen zu opfern, unter der Woche in die Messestadt an der Leine zu fahren. Wir machten uns zu dritt bereits am frühen Morgen mit dem ICE auf in Richtung Norden, und vertrieben uns die Zeit in der Stadt und fuhren nach dem Spiel mit dem RWS-Bus durch die Nacht zurück in die Heimat. Mein Ticket fürs Spiel hatte ich erneut bei Hannover 96 direkt bestellt und saß Haupttribüne, Reihe 1, direkt hinter dem Bänkchen, auf dem Zeugwart Meusch, Günne Schäfer und Torwarttrainer Menger u. a. Platz nahmen. Ein genialer Platz, den ich mir in der nächsten Saison, sollten beide erstklassig bleiben, unbedingt wieder sichern muss.
Der VfB begann, wie schon in Berlin, verhalten und hatte zunächst Glück, dass ein vermeintliches Abseitstor von Andreasen nicht gegeben wurde. Wenig später handelte man sich aber dann doch den Rückstand ein, den der VfB prompt durch Gentner ausgleichen konnte. Weitere zwei Minuten später war es Timo Werner, der nach 24 erfolglosen Spielen endlich mal wieder traf.
Schon Gentners Tor hatte er vorbereitet, das zweite selbst erzielt, dadurch schwang sich Werner zum Matchwinner auf. Danach gab er zu, sich zwischenzeitlich psychologische Hilfe von Philipp Laux geholt und dabei gelernt zu haben, das Positive aus den vergebenen Chancen zu sehen, nämlich, dass er sich die Chancen überhaupt erarbeitet. Wenn es so einfach ist, na denn. Jedenfalls ist Werner seit seiner Ausbootung in Berlin auf dem aufsteigenden Ast, was mich persönlich sehr freut. Wenn er seine Schnelligkeit weiter ausspielen kann und dabei ruhiger am Ball wird, haben wir mit ihm eine richtige Waffe in unseren Reihen.
Der VfB verzeichnete auch in Hannover ein klares Chancenplus, war aber einmal mehr zu inkonsequent im Nutzen der Möglichkeiten, so dass das Spiel bis zum Schluss auf Messers Schneide stand. Erst als der eingewechselte Maxim in der Nachspielzeit das 1:3 erzielte, war der Fisch geputzt und Steine purzelten tonnenweise von den VfB-Herzen. Erster Sieg im sechsten Spiel, ganz wichtig und dazu noch der schöne Begleitumstand, dass man einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf in die Schranken weisen und in der Tabelle überholen konnte.
Die Stimmung stieg spürbar nach dem ersten Saisondreier und dennoch gab es keine Zeit, sich darauf auszuruhen, wartete doch sodann gleich die nächste schwere Aufgabe, zu Hause gegen Mönchengladbach. Die Gladbacher hatten einen genauso mauen Start in die Saison hingelegt wie der VfB und nach der fünften Niederlage in Folge den Rücktritt von Trainer Lucien Favre zu verkraften. Interimstrainer Andre Schubert gewann dann unter der Woche sein erstes Spiel, so dass die Borussen weiterhin im Gleichschritt mit dem VfB in der Tabelle unterwegs sind.
Traditionell ging es schon sehr früh aufs Volksfest, um sich den Kick schon einmal schön zu trinken und darauf einzustimmen.
Erneut eine Torschussstatistik von 23:9, erneut 1:3 verloren. Die Gladbacher wollten zunächst eigentlich nichts von uns und lagen doch bereits nach 20 Minuten durch zwei Nachlässigkeiten im eigenen Strafraum mit 0:2 hinten. Ginczek verkürzte per Elfmeter auf 1:2, was Signal eines beispielslosen Sturmlaufs war. Maxim und Werner verpassten den Ausgleich aus kürzester Distanz, Didavi scheiterte an der Latte, hochkarätige Chancen gab es zuhauf, stattdessen setzten die Gladbacher in der Nachspielzeit nach Fehler von Insúa den Deckel drauf.
Man konnte es wieder einmal nicht fassen, dass man ein solches Spiel verlieren kann. In der Tabelle fiel man wieder auf den vorletzten Platz zurück, während die Gladbacher offensichtlich den Turnaround geschafft haben und ihre Aufholjagd fortsetzten.
Die Kritik an Zorniger indes wird lauter. Immer mehr offenbart sich, dass er keinen Plan B zu haben scheint, das Team defensiver auszurichten und sich über Sicherheit Selbstvertrauen zurückzuholen. Er scheint einzig und allein, darauf zu bauen, dass die Chancenverwertung schon irgendwann mal besser werden wird. Hoffentlich nicht erst dann, wenn es zu spät ist.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch noch eine ähnliche Denke, vor allem wenn man eben sieht, wie die Chancen vergeben wurden. Wenn man aus kürzester Distanz das Tor nicht trifft und wenn man es trifft nach Fährmann gegen Schalke auch Sommer für Gladbach ein überragendes Spiel gemacht, was soll der Trainer da noch ändern? Zorniger selbst sagte „”Es ist eine schwierige Situation, weil ich nicht weiß, wo ich ansetzen soll”.
Und doch stellte sich immer mehr die Frage, ob der VfB für dieses System des hohen Verteidigens und des ständigen Jagens des Gegners die richtigen Spieler hat. Wird der Ball erobert geht es wie die Feuerwehr nach vorn und die Jungs kommen so oft zum Abschluss wie schon lange nicht mehr.
Das große Problem ist aber das naive Abwehrverhalten bei Ballverlust, wo Christian Gentner und Serey Die stets schnell überspielt oder überlaufen werden und es nicht schaffen, für Sicherheit zu sorgen. Auch die Außenverteidiger kleben auf der Linie und schaffen es nicht, Gegenangriffe zu unterbinden.
Robin Dutt sagt zwar auch zu diesem Zeitpunkt noch, „der Trainer ist nicht das Problem sondern die Lösung“, einen sonstigen Lösungsansatz hat er jedoch auch nicht in petto. Je mehr Niederlagen das Team erleidet, desto unruhiger dürfte es wieder werden auf dem Cannstatter Wasen. Für Sinsheim, wo der VfB zum nächsten Bundesligaspiel gastiert, gilt jedenfalls: „Verlieren verboten“, ansonsten dürfte es immer schwieriger werden, an Zorniger festzuhalten. Der Ton in den Medien wird jedenfalls schon rauer, ist Zorniger ja auch keiner, der einen Kuschelkurs fahren würde, im Gegenteil, von Woche zu Woche wird er dünnhäutiger.
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24. November 2015
Jetzt also doch! Alexander Zorniger ist nicht mehr Trainer beim VfB Stuttgart. Haben es die Stuttgarter Medien und die Zorniger-Gegner also einmal mehr geschafft, der „Mannschaft“ ein wunderbares Alibi für ihre zuletzt erbärmlichen Leistungen zu verschaffen.
Dass Zorniger ein unbequemer Typ ist, der sich nicht verbiegen und nicht rein reden lässt, wusste man, wenn man sich mit der Person Zorniger schon bei RB Leipzig befasst hat. Dass er seinen Spielstil stets als „alternativlos“ bezeichnete, Spieler öffentlich anzählte und partout nicht bereit war, an bestimmten Stellschrauben zu drehen und seine Spielidee dem zur Verfügung stehenden Spielermaterial anzupassen, war ungeschickt, wenn nicht dumm.
Dadurch machte sich Zorniger angreifbar, so dass die Trennung keine große Überraschung mehr ist. Und dennoch stimmt sie mich traurig, wenn nicht sogar wütend.
Eben deshalb, weil man wusste, worauf man sich einlässt, man wusste um die bestehenden Probleme, man wusste um den Scherbenhaufen aus der Bobic-Ära, der noch lange nicht aufgekehrt ist und nicht zuletzt wusste man, wo man herkommt und dass man zwei Mal in Folge den Abstieg nur äußerst knapp vermieden hat. Daher beunruhigt mich der derzeitige 16. Tabellenplatz in Schlagdistanz zumindest auf Platz 12 noch in keinster Weise. Dem Projekt Neubeginn muss(te) Zeit eingeräumt werden, der Kader von Transferfenster zu Transferfenster verbessert werden.
In den letzten Jahren hatten wir weitaus beängstigendere Phasen mit katastrophaleren Spielen. Richtig schlecht waren im Grunde nur die beiden letzten Spiele gegen Bayern und gegen Augsburg. Zu Beginn der Saison spielten wir einen begeisternden Fußball, der die Hoffnung nährte, die Talsohle durchschritten zu haben und wieder nach oben blicken zu können. Durch Unvermögen in der Offensive und mangelnde Qualität im Defensivverhalten brachten wir uns stets um den verdienten Lohn und kamen in eine gefährliche Negativspirale. Dann kam großes Verletzungspech hinzu, vor allem der langfristige Ausfall Daniel Ginczeks traf uns bis ins Mark. Da rächte es sich dann, Vedad Ibisevic kurz vor Schließung der Transferperiode noch zu Hertha BSC transferiert zu haben, denn, einen ernsthaften Backup für Ginni sucht man im Kader vergebens. Wenn man dann noch Spieler in seinen Reihen hat, die sich zu höherem berufen fühlen und seit Ende August offensichtlich nicht mehr richtig bei der Sache sind, wird eben ein Qualitätsdefizit offenkundig, das in den Regionen, in denen sich der VfB bewegt, zwischen Abstieg und Nichtabstieg entscheiden kann.
Interimscoach Jürgen Kramny wird der 7. (!) Trainer sein, der sein Glück seit Beginn der Saison 2013/2014 beim VfB sucht. Wir hatten dabei unterschiedlichste Trainertypen aller Couleur beschäftigt, den verbissenen Labbadia, den jungen Wilden Thomas Schneider, den knorrigen Huub Stevens, den Kumpel-Typ Armin Veh, wieder Stevens bis hin zum Konzepttrainer Zorniger.
Keiner dieser Trainertypen hatte dauerhaften Erfolg und biss sich an diesem Kader ohne echten Führungsspieler die Zähne aus. Die Probleme müssen also tiefer sitzen und können nicht immer am jeweiligen Trainer festgemacht werden, der freilich stets das schwächste Glied in der Kette ist und seinen Hut nehmen muss.
Woran liegt es, dass nach wie vor kein echtes Leistungsklima auf dem Wasen einkehrt? Für mich heißt das große Problem zunächst einmal Christian Gentner, nicht von ungefähr Kapitän seit September 2013, also just jenem Zeitpunkt, an dem die Misere so richtig begonnen hat. Er und weitere selbst ernannte Führungsspieler wie Harnik, Niedermeier, Klein und Schwaab haben sich ihre Wohlfühloase eingerichtet und senken, sofern im Mannschaftsrat, stets den Daumen, wenn man sie befragt ob der Trainer denn noch der richtige wäre. Ihnen geht es nie an den Kragen, immer muss der Trainer dran glauben. So lang nicht da der Hebel angesetzt wird, wird sich bei unserem Herzensverein wohl nie etwas ändern.
Das Augsburg-Spiel war Leistungsverweigerung in Reinkultur, ich hätte erwartet, dass es personelle Konsequenzen innerhalb der „Mannschaft“ gibt und sich der eine oder andere Leistungsverweigerer in Dortmund auf der Tribüne wiederfindet.
Der Zorn des Publikums entlud sich eindeutig auf das Team und nicht auf den Trainer. Ich bin gespannt, ob vor dem Dortmund-Spiel noch ein Statement der Ultras kommt, wie man diese Pappenheimer zu empfangen hat. Wenn sie nach dem Warmlaufen in die Kurve kommen und sich ihren obligatorischen Beifall abholen (wollen), sollte ihnen ein Pfeifkonzert entgegen hallen, das sich gewaschen hat. Ob das jetzt vor diesem wichtigen Spiel zielfördernd wäre, sei dahingestellt. Ich für meinen Teil kann ich nach diesem Debakel nicht zur Tagesordnung übergehen.
Bei Alexander Zorniger bedanke ich mich für sein Engagement und seine Motivation den VfB besser zu machen. Ihm hat man angemerkt, wie sehr er brannte, leider vermochte er es nicht, sich ständig zu hinterfragen und Schlüsse daraus zu ziehen. Lernt er das noch könnte er durchaus eine interessante Karriere vor sich haben.
Mit Zorniger wurden auch seine Assistenten Trulsen und Reutershahn sowie Torwarttrainer Andreas Menger freigestellt. Vor allem die Demission Mengers war überfällig, wenn man sich die Torhüterleistungen der letzten Jahre vor Augen führt. Seit er auf einem Fanfest allen Ernstes behauptete, zum Zeitpunkt des Abgangs von Bernd Leno wäre Sven Ulreich der bessere Torhüter gewesen, war mir klar, dass er unsere Torhüter nicht weiter bringen wird. Dies war für die mich noch die beste Nachricht des heutigen Tages.
Dass auch André Trulsen gehen muss und das noch bevor der neue Cheftrainer samt seiner Assistenten feststeht, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Er ist noch nicht lang da, in Stuttgart sesshaft geworden und ein guter Typ. Seine Entlassung wäre zunächst einmal nur schlüssig, wenn das Verhältnis zur „Mannschaft“ zerrüttet wäre, was ich mir nicht vorstellen kann.
Seit dem heutigen Tag ist Robin Dutt für mich angezählt. Er hat Zorniger angeschleppt, lange bevor absehbar war, ob es sinnvoll gewesen wäre, mit Huub Stevens weiter zu machen. Er hat in Absprache mit Zorniger Transfers getätigt, die weitestgehend noch nicht eingeschlagen haben, um es dezent auszudrücken. Er wusste, auf was er sich mit Zorniger einlässt, um ihn heute als „beratungsresistent“ zu bezeichnen. Für Dutt war der eingeschlagene Weg bis heute genauso alternativlos wie für Zorniger, so dass sein nächster Schuss auf der Trainerposition jetzt sitzen muss und auch die Wintertransfers glücklicher ausfallen müssen als zuletzt.
Dass man die Trainerentlassung heute als eine „Trennung in gegenseitigem Einvernehmen“ verkauft, weist für mich daraufhin, dass man Dutt aus der Schusslinie herausnehmen möchte, was nicht so richtig geglückt ist. Dass Zorniger bereits in Leipzig eine von oben vorgegebene Kursänderung nicht bereit war mitzugehen, dürfte Dutt nicht entgangen sein. In Stuttgart entstand nun exakt dieselbe Situation, von Zorniger wurde verlangt, sich zu verbiegen, was dieser nicht mitgemacht hat. An der Sturheit, die man ihm auch in Leipzig vorwarf, ist diese Liaison also schlussendlich auch beim VfB gescheitert.
Die nächsten Tage dürften spannend werden, was die Trainersuche angeht. Es werden ja schon heute unglaublich viele Säue durchs Dorf getrieben und Namen genannt, vor denen es einem angst und bange werden kann.
Die meistgenannten Kandidaten sind derzeit wohl Jos Luhukay und Markus Gisdol. Vor allem letzterer käme mit seiner Auffassung von Fußball der von Alex Zorniger recht nahe und hätte zudem eine Stuttgarter Vergangenheit, was bei uns ja auch immer sehr gerne gesehen ist. Ob er nur wenige Wochen nach seinem Aus beim Dorfverein aus dem Kraichgau schon wieder bereit wäre bei einem Abstiegskontrahenten anzuheuern weiß man nicht. Kann ich mir nicht recht vorstellen, zumal er von Hopp sicherlich weiterhin fürstlich entlohnt wird.
Luhukay ist bereits länger arbeitslos und stünde sicherlich gerne bereit, halte da aber auf den ersten Blick nicht viel davon, er ist für mich mehr DER 2. Liga-Trainer. In die Gilde der sog. Konzepttrainer (haben alle anderen eigentlich kein Konzept?) gehört auch Tayfun Korkut, den die STZ als Favoriten sieht. Mich schüttelt es zwar gerade kurz, ernsthaft damit befassen würde ich mich ohnehin erst, wenn die Tinte trocken wäre.
Robin Dutt selbst? Unwahrscheinlich, damit würde er sich sein eigenes Grab schaufeln, auch wenn wir dann ein Gehalt sparen würden. Eine Horrorvorstellung.
Felix Magath? Gab in Sport im Dritten seine Bewerbung ab. Müsste sein zuletzt erreichtes Gehaltsniveau aufgeben und damit klar kommen, dass die zur Verfügung stehenden Mittel stark begrenzt sind. Sehr unwahrscheinlich, würde zudem Dutts ursprüngliche Vorhaben ad absurdum führen und, wenn er weiter Trainer und Manager in Personalunion sein will, Dutt überflüssig machen.
Der nette Herr Slomka? Bitte nicht, kann mit dem nix anfangen, blau steht ihm besser.
Favre? In der Schweiz gehe das Gerücht um, er wäre mit Galatasaray so gut wie einig. Auch sonst kann ich es mir nicht vorstellen, vor allem weil er sich dann von Dutt sicher nicht erklären lassen würde, wie Fußball funktioniert. Ich befürchte, zu stark, zu eigenbrötlerisch, zu introvertiert und vor allem kein Konzepttrainer, was ihn gemäß Anforderungsprofil ohnehin disqualifiziert. Mir würde er gefallen, auch wenn ich es mir bei ihm vorstellen kann, dass er noch eine gewisse Zeit benötigt, sich von den intensiven Gladbach-Jahren zu erholen und den Akku wieder richtig aufzuladen. Wenn verfügbar wäre es schon fahrlässig, sich nicht mit ihm zu beschäftigen.
Heute, nach dieser doch plötzlichen Zorniger-Entlassung, fühle ich mich sowieso leer, machtlos, wütend und zwar deshalb weil wieder einmal die „Mannschaft“ gewonnen hat und für ihr desaströses Auftreten durch die Befreiung vom unbeliebten Trainer auch noch belohnt wird.
Daher ist mir zunächst einmal die Entscheidung wirklich egal. Ich bin mir sicher, egal wer zukünftig an der Seitenlinie sitzt, die Jungs werden plötzlich wieder laufen, einen Pass spielen, einen Ball stoppen und das Tor treffen können und am Ende mit dem Abstieg nichts zu tun haben.
Ob das einer der oben genannten sein wird oder doch ein Überraschungskandidat wie Lothar Matthäus oder Jens Lehmann? Ich werde es nehmen, wie es kommt, ist ja sowieso nur von kurzer Dauer.
Der neue Name dürfte in jedem Fall Aufschluss geben, wie es um die Kompetenz von Robin Dutt aussieht, nämlich dann, wenn es keiner dieser sogenannten Konzepttrainer werden sollte, scheint sich der Aufsichtsrat durchgesetzt und den Anfang vom Ende der Ära Dutt eingeläutet zu haben.
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23. November 2015
Endlich wurde am Wochenende nach den Terroranschlägen von Paris wieder Fußball gespielt. Es war eine surreale Länderspielpause, geprägt von Angst und Drohungen neuer Anschläge. Die Anschläge in Paris waren mir näher gegangen als einige der sonstigen tagtäglichen Schreckensmeldungen, weil die hässliche Fratze des IS in Mitteleuropa angekommen war, weil ich damit liebäugelte selbst zum Länderspiel nach Paris zu fahren und weil ich Bekannte hatte, die bei dieser Horrornacht live im Stadion dabei waren. Der IS wollte offenbar gezielt die „Kreuzfahrer-Nationen“ Frankreich und Deutschland treffen und fand in diesem Freundschafts-Länderspiel die große Bühne.
Nach gründlichem Abwägen der Fürs und Widers entschloss sich der DFB es Frankreich gleich zu tun und das Prestigeduell gegen die Niederlande in Hannover am darauffolgenden Dienstag stattfinden zu lassen. Vom Grundsatz her war es richtig, möglichst schnell wieder zur Normalität zurückzukehren, auch wenn der sportliche Wert des Aufeinandertreffens diskussionswürdig gewesen wäre. Der Fan wünscht es sich, dass gerade bei Spielen gegen große Fußball-Nationen in Bestbesetzung angetreten und der „Ernstfall“ geprobt wird, ein Wunsch, dem der Bundestrainer und seine hochstrapazierten Nationalspieler leider selten bis nie nachkommen. Sechs Spieler wurden bereits im Vorfeld nach Hause geschickt, andere sollten geschont oder nur wenige Minuten eingesetzt werden. Dann aber wundert sich der DFB noch, dass er Probleme hat, das Stadion vollzubekommen, wenn der Fan zwischen 35 und 100 Euro für eine Eintrittskarte berappen soll für ein Spiel zweier Mannschaften, die in dieser Besetzung sonst nie wieder auflaufen dürften. Das ist der Hauptgrund dafür, dass ich persönlich mir solche Spiele weitestgehend schenke und eben auch nicht nach Paris gefahren bin.
Dass das Spiel in Hannover letztlich und sehr kurzfristig abgesagt wurde, war bei alldem, was man so hört, sicherlich die richtige Entscheidung, auch wenn Meldungen, nach denen bis zu fünf Bomben im Stadion und an einem Bahnhof gezündet werden sollten, nicht gesichert zu sein scheinen. Der Bundesinnenminister verschweigt die Wahrheit, „weil sie die Bürger verunsichern könnten“, so dass man bis jetzt nicht sicher weiß, ob die Bedrohung tatsächlich so real war oder ob der Staat doch „nur“ kalte Füße bekam, dieses Spiel unter Anwesenheit des halben Bundeskabinetts stattfinden zu lassen.
Diese Spielabsage und die um sich greifende Terrorangst nutzen jetzt (natürlich) die Hardliner aus, um weitere Repressionen rund um Fußballspiele zu fordern und die Einlasskontrollen zu verschärfen. In Frankreich wurden am vergangenen Wochenende Auswärtsfans ausgesperrt, einige fordern „Nacktscanner“ an den Stadioneingängen und weiter reichende Rechte für Polizisten, die so weit gehen sollen, potentielle Unruhestifter rund um Spiele schon mal vorsorglich einzusperren.
Ex-Innenminister Friedrichs findet dabei ebenso Gehör wie der Chef der Polizeigewerkschaft Wendt. Appelle von DFB und Polizei komplett auf den Einsatz von Pyrotechnik zu verzichten und den Anordnungen der Obrigkeit unbedingt Folge zu leisten folgten auf dem Fuße und wurden von großen Teilen der Stadionbesucher goutiert.
Bei all dem beschleicht mich der Eindruck, dass die aktuelle Gefährdungslage einigen in die Karten spielt und sie damit schleichend durchsetzen wollen, was bis vor kurzem noch verpönt war. Daher sollte man innerhalb der Fanszenen bestrebt sein, schnellstmöglich zur Normalität zurückzukehren und sich gegen zusätzliche Repressionen, die bei nachlassender Gefahr sicher nicht mehr zurückgenommen werden, vehement zur Wehr zu setzen.
An den Eingängen zum Neckarstadion fanden erwartungsgemäß verschärfte Leibesvisitationen statt, so dass sich der Einlass verzögerte und das Spiel 15 Minuten später begann. Nach der obligatorischen Gedenkminute für die Opfer der Terroranschläge rollte der Ball dann endlich wieder.
Der VfB, mit einem desaströsen 0:4 bei den Bayern in die Länderspielpause gegangen, hatte gegen das Schlusslicht FC Augsburg die große Chance zur Wiedergutmachung. Auch wenn man in München einem bemitleidenswerten Sparringspartner glich, ist doch eher die unmittelbare tabellarische Nachbarschaft unser Gradmesser als das Starensemble aus Nordösterreich, so dass durch die Niederlage dort im Grunde nicht viel passiert war.
Umso mehr hoffte man auf eine Reaktion der Mannschaft gegen Augsburg und den dritten Heimsieg in Folge. Diese Hoffnungen wurden allerdings frühzeitig jäh zerstört. Von der ersten Minute an sah man eine Augsburger Mannschaft, die unbedingt wollte und einen VfB, der gedanklich noch in der Länderspielpause oder bei der Gedenkminute verweilte.
Vom aggressiven Vorwärtspressing der ersten Spiele war nichts mehr zu sehen. Augsburg betrieb dieses mit Bravour und setzte unsere Abwehrspieler ständig unter Druck. Die VfBler liefen von Beginn an nur nebenher, so dass ich mich schnell im falschen Film wähnte und die schlimmsten Befürchtungen hatte. Der VfB, bei dem Vlachodimos für den wegen eines Magen-Darm-Infektes ausgefallenen Tytoń im Kasten stand, hatte zwar gleich am Anfang eine Kopfball-Chance durch Didavi, die er leichtfertig vergab und die schnell das Ende der VfB-Herrlichkeit bedeutete. Augsburg kombinierte nach Belieben und hatte in Bobadilla und Caiubi die besten Spieler auf dem Platz in seinen Reihen.
Caiubi, vor einigen Jahren mal beim VfB im Gespräch und als zu leicht befunden (!) erfreute sich an jeder Menge Platz im Mittelfeld und zog die Fäden. Seine Seitenwechsel brachten uns stets gehörig in die Bredouille, weil die Unseren nicht gedankenschnell genug waren, auf diese Spielverlagerungen zu reagieren. So klafften auf der jeweiligen Seite riesige Lücken, die den Fuggerstädtern jede Menge Platz boten. Doch nicht nur über die Seiten versprühten die Augsburger Gefahr, auch durch die Mitte ging es locker, wie das 0:1 beweist.
Zunächst verlor Klein ein Kopfball-Duell gegen Caiubi, dann vertändelte Serey Dié den Ball wegen eines technischen Fehlers und Bobadilla spielte den Pass in die Schnittstelle, so dass Esswein freie Bahn auf das Tor von Vlachodimos hatte und diesem keine Chance ließ. Als gerade einmal sechs Minuten später Baumgartl einen an und für sich harmlosen Ball unhaltbar für Vlachodimos zum 0:2 abfälschte, war das Spiel im Grunde schon gegessen.
Der VfB leistete an diesem Samstag den Offenbarungseid ab, kam nicht in die Zweikämpfe, spielte einfachste Pässe ins Nichts und bot in der „Abwehr“ Slapstick pur. Kurz, mit Bundesligafußball hatte die Vorstellung nichts zu tun. Ich bin normalerweise keiner, der schon früh resigniert und das Stadion zu einem frühen Zeitpunkt verlässt, nach dem 0:2 aber war es mir bereits zum Gehen zumute. Die Vorfreude auf dieses Spiel war innerhalb weniger Minuten komplett verflogen. Wut und Hass staute sich in einem auf, weil es unbegreiflich ist, dass ein Profi-Team sich gegen den Tabellenletzten so derart demütigen lässt und nicht einer in der Lage (oder gewillt?) ist, sich gegen die drohende Niederlage zu stemmen.
Man musste sich nur die Körpersprache der Brustringträger anschauen, um festzustellen, dass das an diesem Tag nichts mehr werden würde. Das Schlusslicht führte uns vor und war in allen Belangen überlegen. Bis auf einen Schuss von Insúa hatte der VfB in der ersten Halbzeit keine Tormöglichkeit, im Gegenteil, man fing sich gar noch das 0:3 nach einem Eckball ein.
Toni Sunjic war zu diesem Zeitpunkt bereits gegen Jan Kliment ausgetauscht. Er stand, wie auch Timo Baumgartl, völlig neben sich und steht sinnbildlich für das Dilemma und eine unglückliche Einkaufspolitik. Sunjic hatte die verlorene EM-Relegation zu verkraften und kam zudem angeschlagen von der Nationalelf zurück. Ob dies eine Erklärung für seinen indiskutablen Auftritt ist und er möglicherweise zu früh wieder eingesetzt wurde, weiß man nicht. Bei Sunjic, der in Berlin ein ordentliches Debüt gab und ein Tor erzielte, ist mittlerweile das typische VfB-Symptom zu beobachten. Je länger er da ist, desto schlechter wird er, ähnlich ergeht es derzeit auch Emiliano Insúa.
Sunjic ist nicht der Abwehrrecke, den wir gebraucht hätten. Er ist zu phlegmatisch und muss sich offensichtlich an das Tempo in der Bundesliga erst noch gewöhnen. So trägt er eher zur allgemeinen Verunsicherung bei, als dass er Timo Baumgartl helfen und führen könnte.
Timo Baumgartl ist auch nur noch ein Schatten seiner selbst. Dass er nach der Verpflichtung von Sunjic auf die linke Seite wechseln musste dürfte dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen. Er steht bei mir mit seinen 19 Jahren noch unter Welpenschutz. Ihm würde es möglicherweise sogar helfen, wenn wir in der Innenverteidigung personell besser aufgestellt wären und er auch mal eine Pause bekäme. Gerade für die ganz jungen Spieler, die spüren, dass der VfB im Moment an die Wand gefahren wird, leiden doch am meisten unter der Situation und unter der Vorstellung als Absteiger in die VfB-Annalen einzugehen. Allein diese Schreckensvorstellung könnte ihn derart blockieren, dass die Füße nicht mehr machen, was der Kopf gern tun würde. Bei ihm bin ich guter Hoffnung, dass, wenn eine gewisse Sicherheit ins VfB-Spiel zurückkehrt, auch seine Formkurve wieder ansteigen wird.
Ob Sunjic nach dieser frühen Auswechslung erst einmal weg vom Fenster ist oder Zorniger ihm in Dortmund wieder vertrauen wird, werden wir sehen. Sollte Sunjic nicht verletzungsbedingt ausgewechselt worden sein, sondern weil er taktische Vorgaben nicht umgesetzt hat und völlig neben der Spur stand, würde es mich nicht wundern, wenn er zunächst mal außen vor wäre und in Dortmund wieder einmal Adam Hlousek sein Unwesen treiben darf. Georg Niedermeier wird mutmaßlich weiterhin keine Rolle spielen, Stephen Sama traut man den Schritt zu den Profis offensichtlich (noch) nicht zu. So oder so, in der Innenverteidigung muss im Winter gehandelt werden, alles andere wäre blauäugig. Dafür wird man Geld in die Hand nehmen müssen, das vermutlich erst vorhanden sein dürfte, wenn ein Leistungsträger in der Offensive verkauft wird.
Da fällt mir, so sehr ich ihn eigentlich mag, zunächst einmal Daniel Didavi ein. Was er in den letzten Wochen spielt ist für mich unerklärlich. Wie unmotiviert und alibimäßig er seine Freistöße in aussichtsreicher Position auch am Samstag wieder über den Kasten zirkelte, einfach nur erbärmlich.
Er scheint mit den Gedanken derzeit überall zu sein, nur nicht beim VfB. Sollte an der Einigung mit Leverkusen etwas dran sein, muss man ihn abgeben, sofern Bayer im Winter bereit ist, noch Geld auf den Tisch des Hauses zu legen. In der derzeitigen Verfassung, mit der derzeitigen Körpersprache hilft er uns nicht weiter und sollte in der Startelf durch Alexandru Maxim ersetzt werden, der durch seine Vertragsverlängerung zumindest vordergründig so etwas wie Vereinsverbundenheit demonstriert hat und entsprechend eine größere Motivation an den Tag legen könnte als derzeit Dida.
Auch Filip Kostic ist seit dem angeblichen Interesse von Schalke 04 nur noch ein Schatten seiner selbst. Kostic hat ja bereits verlauten lassen, dass er sich zu Höherem berufen fühle als mit dem VfB gegen den Abstieg zu kämpfen. Dutt hat vor der Saison verkündet, man werde keinen festbinden und jeder Spieler, der nicht gerne für den VfB auflaufe, könne dies mitteilen, dann fände man schon eine Lösung. Kostic dürfte der erste sein, der von dieser Option Gebrauch macht. Bereits seit September, unmittelbar nach Ende der Transferperiode, wirkt er extrem unmotiviert und ist von seinen Leistungen der Rückrunde meilenweit entfernt.
Unzufriedene Spieler senken die Stimmung zusätzlich und sollten lieber abgegeben werden, als dass sie Mannschaftskameraden weiter herunterziehen. Natürlich muss der Erlös stimmen und man darf sich nicht über den Tisch ziehen lassen, nur weil die aufnehmenden Vereine wissen, dass der VfB Geld braucht und den Spieler XY möglichst sofort loswerden möchte.
Ein großes Problem in der bisherigen Halbserie sind die lange Verletztenliste und der dünn besetzte Kader. Ob Kruse, Ginczek, Gentner, Rupp, Kostic oder Serey Dié, alle mussten gleich wieder voll ran, sobald sie wieder unfallfrei geradeaus laufen konnten.
So wirkt ein Serey Dié nach all seinen Wehwehchen noch immer nicht richtig fit und hatte zudem von der Länderspielpause lange und kraftraubende Flüge hinter sich, muss aber Woche für Woche ran, da er eigentlich unverzichtbar ist. In der Verfassung der letzten beiden Spiele aber hilft er uns auch nicht weiter. Sein aggressives Zweikampfverhalten war kaum zu vorhanden, eher im Gegenteil. Die Bayern waren schlicht zu schnell für ihn, so dass er dort wenigstens nicht Gefahr lief, sich seine fünfte gelbe Karte einzufangen. Gegen Augsburg jüngst, irrte auch er orientierungslos umher und versuchte so gut es ging die sich auftuende Löcher zu stopfen, war jedoch überfordert und wurde von seinen Mitspielern im Stich gelassen.
Bitter, dass er sich ausgerechnet gegen Augsburg und zu einem Zeitpunkt, als das Spiel ohnehin schon verloren war, seine fünfte gelbe Karte und damit die Sperre für das Spiel in Dortmund einhandelte.
Sein „Partner“ Christian Gentner, seines Zeichens Kapitän, war, wie schon bei der Demontage in München kaum zu sehen und war vor allem kein Kapitän, der Zeichen setzte und imstande gewesen wäre, die Truppe wachzurütteln. Eines unserer großen Probleme der letzten Jahre darf weiterhin unbeirrt im Mittelfeld seine Pirouetten ziehen.
Vom Hurrastil der ersten Spiele ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die Aufstellungen zuletzt gleichen eher den schlimmsten Stevens-Zeiten mit sieben eher defensiv orientierten Spielern, drei (!) offensiven und eben Gentner (!?). Allein die nominelle Aufstellung gibt also noch keinen Aufschluss darüber, ob eine Mannschaft hinten dicht ist oder eben nicht. Es liegt an der Qualität, an der fußballerischen und auch an der geistigen, dass es der VfB seinen Gegnern derzeit so leicht macht, Tore gegen uns zu schießen.
Für mich war am Samstag nach dem 0:4 Schluss. Wer erwartet hatte, der VfB zeige in dem Spiel noch eine Reaktion und käme mit neuem Elan aus den Katakomben wurde bitter enttäuscht. Es kam nichts, es war eine kollektive Leistungsverweigerung der gesamten Mannschaft, für die es keine Entschuldigung gibt. Eine Frechheit was den 55.000 (!) Zuschauern bzw. denen die es mit dem VfB hielten da zugemutet wurde. Als ich bereits im Cancun war schwappte die La-Ola-Welle durchs Stadion und das „Oh, wie ist das schön“ ertönte, die eigene „Mannschaft“ wurde also verhöhnt. Wer möchte es den Unentwegten, die dieses Elend bis zum Schluss verfolgt haben, verdenken.
Ist es sonst Daniel Schwaab, der, auch als Zeichen unserer mangelnder personeller Alternativen, neuerdings wieder Woche für Woche seine limitierten Fähigkeiten zur Schau tragen darf und gegen Augsburg einmal eine indiskutable Vorstellung ablieferte, der sich genötigt sieht, das Stuttgarter Publikum zu kritisieren, übernahm diesen Part am Samstag Florian Klein.
Zunächst verweigerte die Mannschaft den Gang zu jenen in die Kurve, die sich dieses Elend bis zum Schluss angeschaut haben, um sich dann doch von Robin Dutt noch „überreden“ zu lassen, sich den Fans zu stellen. Dass dies, wie so oft, nur halbherzig und bis zum Elfmeterpunkt erfolgte, ist eine Randnotiz. Florian Klein begründete die Reaktion der „Mannschaft“ damit, dass sie verwirrt gewesen wären und sich nicht alles gefallen lassen müssten. Diese Erwähnung wäre nicht notwendig gewesen, dass die „Mannschaft“ an diesem Tag verwirrt war, davon durften sich 55.000 im Stadion schon vorher ein Bild machen.
Da ist er also wieder, der Riss zwischen Fans und „Mannschaft“ und wenn ihr mich fragt, ich habe kein Patentrezept wie dieser dauerhaft zu kitten ist. Das oft vielgescholtene und als zu anspruchsvoll verschriene Stuttgarter Publikum erwartet doch gewiss keine Wunderdinge von dieser Truppe. Was wir erwarten sind lediglich die Grundtugenden, die man von einem Profi erwarten können muss, welche da sind
- ein hohes Maß an Identifikation mit dem Verein,
- eine ordentliche Berufsauffassung,
- Leistungsbereitschaft,
- Kampfgeist,
- Konzentration,
- Teamfähigkeit,
- Laufbereitschaft,
- Spielfreude,
- Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen,
- Bereitschaft, seinen Nebenleuten zu helfen,
- Siegeswille
- und nicht zuletzt Anweisungen der Vorgesetzten Folge zu leisten.
Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir es mit überwiegend stark limitierten Berufsfußballspielern zu tun haben und erwarten nicht mehr, als dass sich jeder am Riemen reißt und uns eine sorgenfreiere Saison beschert als die letzten beiden. Keiner, außer vielleicht unser Präsident, träumt von der Europa- oder Championsleague. Nach den glanzlosen und glücklichen Arbeitssiegen gegen Ingolstadt und Darmstadt lagen wir uns in den Armen und freuten uns über drei Punkte. Wie diese zustande kamen, interessierte niemanden mehr, weil man sich bewusst war, dass diese Mannschaften unbequem zu bespielen sind und sich vor allem schon ganz andere Mannschaften an ihnen die Zähne ausgebissen haben. Wenn unsere Truppe also nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten agiert und sich das Glück erarbeitet, hat der VfB-Fan ein feines Gespür dafür, was er von der „Mannschaft“ erwarten kann und honoriert dies entsprechend.
Am Samstag trat jedoch das große Problem zutage, dass keine dieser Grundtugenden erkennbar waren und das Publikum entsprechend verärgert war. Es war ein lethargischer, blutleerer Auftritt aller Mannschaftsteile, so dass ich mich schon ernsthaft frage, welche Reaktion ein Florian Klein denn gerne gehabt hätte. Oft genug wurden schäbige Auftritte, bei denen mir schon der Kragen platzte, von den Ultras noch mit Beifall bedacht. Irgendwann aber ist jede Geduld am Ende und der Kredit eben auch mal aufgebraucht.
Diese Vorstellung ist für mich durch nichts zu entschuldigen, so dass man daher auch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann. Bislang konnte man allen vorherigen Spielen, ausgenommen dem Spiel bei den Bayern, Positives abgewinnen. Gute Spiele wurden verloren, in den (wenigen) schlechten Spielen wurde gepunktet. Bis dahin war für mich alles in Ordnung.
Dieser Samstag jedoch verändert vieles. Die „Mannschaft“ zeigte einmal mehr ihr wahres Gesicht, nämlich jenes, das bisher schon etliche Trainer ihren Kopf kostete. Kollektivversagen, mangelnde Lauf- und Einsatzbereitschaft, unerklärliche Böcke und Stockfehler, garniert mit Interviews wie dem von Christian Gentner: „Wir machen nach wie vor zu viele Fehler. In den einzelnen Mannschaftsteilen wird zu wenig kommuniziert. Dementsprechend passt die Abstimmung nicht.“ Fehlervermeidung, Kommunikation, Abstimmung, Attribute, die doch ein Trainer abstellen muss. Nachtigall, ick hör dir trapsen.
Auch wenn es jeder Profi bestreiten wird, dass es das gibt, dass eine Mannschaft gegen den Trainer spielt. Für das Augsburg-Spiel fällt mir keine andere Erklärung ein, zumal wir ja gebrannte Kinder sind und die Herren Veh, Babbel, Groß, Schneider nach ähnlichen Leistungsabfällen gefeuert werden. Huub Stevens wäre es vermutlich nicht anders ergangen, wenn er denn geblieben wäre oder bleiben hätte dürfen.
Ich hoffe, dass dieser Hilferuf der „Mannschaft“ ausnahmsweise vom Präsidium ignoriert wird und nicht schon wieder ein Trainer dran glauben muss. Das Problem ist die „Mannschaft“ und dabei vor allem jene Spieler, die schon einige Jahre dabei sind und den Mannschaftsrat besetzen. Das sind doch diejenigen, die zum Schluss gefragt werden und für den Trainer den Daumen heben oder auch senken und vor allem sind es jene, die sich in ihrer Wohlfühloase bedroht fühlen, sobald da ein Übungsleiter ist, der das Leistungsklima im Verein verbessern möchte.
Von diesen Spielern, für die es teilweise wie Dutt sich charmant ausdrückte keinen Markt gibt, muss man sich so schnell wie möglich trennen. Es muss ein neues Leistungsklima geschaffen und eine neue Hierarchie entwickelt werden. Das geht nicht von heute auf morgen, den einen oder anderen schmerzhaften Rückschlag werden wir hinnehmen müssen, aber, lieber ein Ende mit Schrecken als einen Schrecken ohne Ende.
Wenn wir jetzt wieder den Trainer wechseln, drehen wir uns wohl weiter und endlos im Kreis. Ein Trainerwechsel würde den Spielern Beine machen, sie würden sich neu positionieren, das Alibi Trainer, hinter dem es sich so schön verstecken lässt, fiele weg und plötzlich klappen wieder die einfachen Dinge. Super, mentale Blockade gelöst, da könnte wohl kommen, wer will.
Doch, ist das die Lösung? Für mich nicht! Ich sähe es lieber, wenn wir uns im Winter verstärken könnten, anstatt die wenigen vorhandenen Mittel für die nächste Trainerabfindung und eine neu ausgelobte Nichtabstiegsprämie für den nächsten im Amt aufwenden müssten. Die „Mannschaft“, allen voran, die die letzten vier, fünf Jahre entscheidend mitgeprägt haben, gehört gnadenlos vom Hof gejagt. Auftritte, wie jener vom Samstag, sind eines Brustringträgers nicht würdig.
Nach einer derartigen Darbietung muss Tacheles und auch über Sanktionen geredet werden. Den trainingsfreien Montag hätte ich gestrichen, die Spieler, wie von Huub Stevens schon praktiziert, zum Ganztagesdienst gebeten. Auch Sanktionen gegen permanente Miesmacher könnten ein probates Mittel sein, ebenso wie Prämieneinfrierungen, die es zu Zeiten MV’s schon mal gegeben hatte, rechtlich aber schwierig durchzusetzen sein dürften. Der „Mannschaft“ muss nach einer solch dargebotenen Leistungsverweigerung klar werden, dass ein „Weiter so“ nicht mehr geduldet wird.
Dutt und Zorniger müssen bei den Einzelgesprächen genau hinhören und ggf. den Teampsychologen Laux zurate ziehen, wer für die Truppe ein Problem ist und wer nicht (mehr) bereit ist, sein letztes Hemd für den Verein (und damit auch für den Trainer) zu geben. Ich hoffe auf einige Veränderungen in der Startelf für Dortmund und dass Zorniger den Mut besitzt, einige Platzhirsche von zuletzt durch hungrige Reservisten und/ oder Jungs von den Amateuren zu ersetzen. In ähnlicher Besetzung wie der vom Samstag sehe ich für die restlichen Saisonspiele schwarz. Dieser Offenbarungseid gepaart mit mangelnder Selbstkritik und der Kritik am bisher so geduldigen Publikum schlägt für mich dem Fass den Boden aus.
Meine Elf für Dortmund, je nach Form- und Fitnesszustand könnte in etwa so aussehen und wäre ein Zeichen an die Arrivierten, dass es so wie am Samstag einfach nicht geht.
Tytoń – Heise, Sama, Niedermeier (?), Insúa – Rupp, Rathgeb – Ferati, Maxim -Tashchy, Werner
Mir ist selbst klar, dass man den Jungs gerade in Dortmund damit höchstwahrscheinlich keinen Gefallen tun würde, aber, an der Aufstellung kann man schon mal ablesen, auf welchen Positionen für mich derzeit Änderungsbedarf besteht.
Zorniger steht für mich weiterhin nicht zur Debatte, auch wenn es mir selbst mittlerweile und angesichts unserer prekären Tabellensituation lieber wäre, er würde das eine oder andere Mikrofon meiden. Dass er kein Fettnäpfchen auslässt und auch als Abstiegskandidat so rüberkommt, als habe er die Weisheit mit Löffeln gefressen, gibt seinen Gegnern nur unnötig Futter. Das ist zwar sein Naturell und es würde sicherlich auch gut rüber kommen, wenn wir auf einem Europapokalplatz stehen würden, so aber wirkt er größenwahnsinnig. Weniger reden, dafür aber eine Formation finden, die weniger leichte Gegentore zulässt, damit wäre allen kurzfristig geholfen.
Gerade für das Spiel in Dortmund muss er das Team stabilisieren und nicht ähnlich naiv wie in München ins offene Messer laufen lassen. Nach einem Heimsieg gegen Augsburg wäre Dortmund ein Bonus-Spiel gewesen, jetzt aber, nach diesem Debakel, ist es ein Charaktertest. Die heutige Krisensitzung hatte zum Ergebnis, dass man sich eine Wiederholung einer Leistungsverweigerung à la Augsburg nicht mehr bieten lassen und es danach (erst) Konsequenzen geben würde. Die Presse interpretiert dies als ein „Ultimatum für Zorniger“ oder „seine letzte Chance“. Wenn es tatsächlich so wäre, wäre es ein fatales Zeichen an die „Mannschaft“ und ein Freibrief den nächsten unliebsamen Trainer loswerden zu dürfen.
Ich setze lieber auf Kontinuität und sehe noch keinen Handlungsbedarf. Unter den Fans scheinen sich bisher noch die Zorniger-Befürworter und –Gegner die Waage zu halten, so dass sich der öffentliche Druck in Aktionismus zu zerfallen zum Glück noch in Grenzen hält.
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12. November 2015
Nachdem ich ungewohnterweise bei zwei Auswärts-Pflichtspielen in Folge passen musste und dazwischen der SV Darmstadt 98 in die Schranken gewiesen wurde, folgt nach gut zwei Wochen mal wieder eine Einschätzung der Situation von mir.
In Jena nahm der VfB die Umstände des Jahrhundert-Spiels für Jena und den Kampf an und gewann einigermaßen souverän mit 2:0. Mehr als das Weiterkommen gibt es im Pokal nicht zu erreichen, daher durfte man mit dem Auftritt, vor allem in kämpferischer Hinsicht, zufrieden sein.
Da Serey Dié und Christian Gentner weiterhin fehlten und sich in Leverkusen auch noch Lukas Rupp mit Handbruch ins VfB-Lazarett einreihte, gehen dem VfB langsam aber sicher die Sechser aus. In Jena rückten daher Daniel Schwaab und Arianit Ferati ins Zentrum und machten ihre Sache gegen über weite Strecken harmlose Jenenser ordentlich. Mitte der ersten Halbzeit brachte Martin Harnik mit einer sehenswerten Einzelleistung unsere Farben in Führung, die der VfB fortan mehr schlecht als recht verwaltete, vor allem, weil nicht wirklich ein Klassenunterschied erkennbar wurde. Zu fahrig das Spiel, zu viele Ballverluste, zu viele Bälle wurden einfach weggedroschen anstatt gegen einen minderbemittelten Gegner die eine oder andere Situation spielerisch zu lösen. An solchen Verhaltensweisen merkt man dann schon, dass das Selbstvertrauen nach einer Niederlage wie der in Leverkusen im Keller ist. Da Übermut selten gut tut, ist es dann so aber noch besser, als dass man das Zaubern beginnt und durch Leichtsinn Bälle verliert. Dadurch wurde es tatsächlich das von Alexander Zorniger erwartete ekelhafte Spiel, nicht wegen galliger Thüringer, sondern es war auch ekelhaft anzuschauen.
Egal am Ende, es zählte einzig und allein das Weiterkommen und diese Vorgabe hat das Team ohne weiteren personellen Aderlass erfüllt. Ersatzkapitän Martin Harnik stellte zwar eine hitzige Atmosphäre fest, lobte aber auch „Das war mal wieder ein ehrliches Fußballspiel und nicht so steril, wie es heutzutage in der Bundesliga ist, wo man schon mit dem Bus in die Kabine reinfährt.“ Für mich bemerkenswert, dass der eine oder andere Spieler sich durchaus auch darüber Gedanken macht, was uns Fans bewegt. Mich hätte Jena auch sehr gereizt, gerade, weil es „Oldschool“ ist und Pokalspiele bei einem Underdog immer ihren besonderen Reiz haben und eine schöne Abwechslung zum Alltag Bundesliga darstellen.
Am darauffolgenden Sonntag ging die Serie der ekelhaften Spiele gegen den bis dato auswärts noch ungeschlagenen Sensations-Aufsteiger Darmstadt 98 weiter. Die Darmstädter reisten mit Ex-Kickers-Coach Dirk Schuster und dem bei uns nie glücklich gewordenen “Kocka” Rausch an.
Faszinierend zu beobachten, wie er sich in kürzester Zeit zu einem Leistungsträger bei den Lilien aufgeschwungen hat und wie er derzeit aufblüht. Er steht sinnbildlich für eine völlig verfehlte Transferpolitik der Ära Bobic/ Labbadia, die schon damit glücklich waren, „Namen“ zu präsentieren anstatt das Team punktuell und positionsbezogen zu verstärken. Als Rausch zu uns kam, hatte er sich hinten links mit Boka und Molinaro und vorne links mit Ibrahima Traoré zu duellieren und es daher naturgemäß schon schwer, in die Startelf zu kommen. Im ersten Halbjahr noch wurde er regelmäßig eingesetzt, wusste jedoch nicht zu überzeugen und kam danach nur noch sporadisch zu Einsätzen und verschwand zuletzt völlig in der Versenkung (bei den Amateuren). Ihm ging es wohl ähnlich wie zurzeit dem Georg Niedermeier, er beklagte sich damals, wenn auch im kleinen Kreis, darüber, dass immer dieselben spielen und andere links liegen gelassen würden. Ein sensibler Spieler, der das Vertrauen von Trainer und Fans spüren muss, kündigt in einer solchen Situation schnell innerlich, so dass mit ihm nichts mehr anzufangen und ein Abschied für alle Seiten das Beste ist.
Dass Rausch bei uns so wenige Chancen bekam, sich zu beweisen, habe ich nie verstanden, zumal die Truppe damals ja nicht überragend gespielt hat. In Darmstadt sieht man jetzt, wie wertvoll für ein (funktionierendes) Team er sein kann und dass seine Freistöße und Eckbälle von beiden Seiten durchaus eine Waffe sein können. Wie immer, wenn „Ehemalige“ mit ihrem neuen Arbeitgeber im Neckarstadion auflaufen, war natürlich auch dieses Mal zu befürchten, dass Rausch ein Tor gelingt oder er zumindest die Flanke zu einem entscheidenden Treffer schlägt. Dem war zum Glück nicht so. Er kam gerade von einer leichten Verletzung zurück, wirkte übermotiviert, tauchte im Spiel der Lilien eher unter und wurde als erstes ausgewechselt.
Beim VfB kehrten die wiedergenesenen Serey Dié und Christian Gentner ins Mittelfeld zurück, zudem rückte Insúa für Heise wieder in die Stammformation zurück. Zwar hätte der VfB bereits in der ersten Minute durch Didavi in Führung gehen können, danach aber kamen die Lilien auf. Przemysław Tytoń wandelte auch in diesem Spiel mal wieder zwischen Genie und Wahnsinn. Schon in der siebten Spielminute fällte er Sulu im eigenen Strafraum und hatte Glück, dass dieses Foul wegen Abseits keinen Elfmeter zur Folge hatte. In der 33. Minute fehlte die Abstimmung mit seinen Vorderleuten, so dass er ohne Not seinen Strafraum verließ und Rosenthal mit einem angedeuteten Kung-Fu-Tritt foulte, womit er sich die gelbe Karte wegen gefährlichen Spiels einhandelte. Im Stadion, wir saßen direkt gegenüber des Orts des Geschehens, befürchtete ich gar schon rot und fluchte in mich hinein, welchen Teufel ihn bei dieser Situation wohl geritten habe. Der VfB bot insgesamt ein dosierteres Heimspiel und lief auch diesem Gegner nicht ins offene Messer. Die Darmstädter boten wenig Räume an, so dass sich ein Geduldsspiel entwickelte, in dem der VfB auf seine Chance lauerte, auf der Gegenseite aber auch immer auf der Hut sein musste und sich letztlich beim dann überragenden Przemysław Tytoń bedanken durfte, dass am Ende die Null stand.
Das erlösende 1:0 fiel erst gut zwanzig Minuten vor Spielende, als Gentner von rechts ein krummes Ding in Richtung des Darmstädter Tors schlug, welches der Darmstädter Garics nur noch ins eigene Tor bugsieren konnte. Endlich war es da, dieses so eminent wichtige Tor gegen einen unbequem zu bespielenden Gegner. Danach lösten die 98er ihre defensiven Fesseln und kamen zu einigen hochkarätigen Torchancen, die einzig und allein Przemysław Tytoń vereitelte und sich zum Matchwinner aufschwang.
Timo Werner, der mit seiner Schnelligkeit und wiederentdeckten Torgefährlichkeit mehr und mehr zu einer unserer Waffen wird und gegen Darmstadt nimmermüden Einsatz zeigte, belohnte sich und uns schließlich in der Nachspielzeit, als er einen langen Ball erlief, den Darmstädter Torwart umkurvte und zum 2:0 einnetzte. Wieder warf Werner Handküsschen ins Publikum, die dieses Mal nicht einmal mehr Trainer Zorniger erzürnen konnten, denn, das Spiel wurde nicht mehr angepfiffen.
Bitterer Beigeschmack des Sieges über Darmstadt 98 war schließlich noch die Verletzung, die sich Martin Harnik nach Zusammenprall mit dem Darmstädter Schlussmann Mathenia zugezogen hatte und eine frühe Auswechslung zur Folge hatte. Harnik verletzte sich dabei am Außenband und muss voraussichtlich bis zur Winterpause pausieren. Umso wichtiger ist es, dass Robbie Kruse seinen Muskelfaserriss überstanden hat und im Training schon wieder mächtig Gas gibt. Es bleibt zu hoffen, dass er von weiteren Verletzungen verschont bleibt und in den nächsten Wochen zeigt, weshalb man ihn kurz vor Toreschluss noch verpflichtet hat.
Abends nach dem Darmstadt-Spiel dann, wir feierten noch im Cancun, fielen dann die Lose für das Achtelfinale im DFB-Pokal, wobei uns das Losglück hold blieb und uns Eintracht Braunschweig zu Hause bescherte. Kurz vor Weihnachten also noch die große Chance den Traum von einem neuerlichen Finale in Berlin weiter leben zu lassen und mit einem Erfolgserlebnis in die Winterpause zu gehen.
Der VfB stellte in der Tabelle auf „zweistellig“, zehn Punkte, und alle wurden in Spielen eingefahren, in denen der VfB seine Spielweise nach der des Gegners ausrichtete. Zorniger wird zwar immer mangelnde Lernfähigkeit vorgeworfen, dabei bewies er diese gerade in den Heimspielen gegen Ingolstadt und Darmstadt. Es konnte ja kein Zufall sein, dass diese beiden Teams bis zum Auftritt im Neckarstadion auswärts noch ungeschlagen waren. So zog Zorniger seine Schlüsse und tat dem Gegner nicht den Gefallen, Harakiri zu spielen, auch wenn bei beiden Spielen trotzdem das Quäntchen Glück und ein starker Tytoń notwendig waren, um sie letztlich für uns zu entscheiden.
Dieses Glück hat sich das Team aber erarbeitet, indem sie nicht locker ließ, das engmaschige Abwehrbollwerk zu durchbrechen. Auch hier befindet sich das komplette Team in einem Lernprozess, die richtige Balance im Spiel zu finden, um vorne Chancen zu kreieren, ohne hinten allzu viel anzubieten. Diese Tugenden sind es derzeit, die Punkte bringen und (noch) nicht, wenn wir es über den offenen Schlagabtausch versuchen.
Unsere Punkte fuhren wir bisher allesamt gegen Abstiegskandidaten und in Spielen ein, in denen kein Schönheitspreis gewonnen wurde und in denen aber auch keiner zu gewinnen war. Das belegt zwar, mit welchen Mannschaften wir uns derzeit nur noch auf Augenhöhe befinden, da es in dieser Saison aber einzig und allein um den Nichtabstieg gehen wird, sind die Punkte aus den direkten Duellen umso höher zu bewerten und eminent wichtig. Diese „Serie“ gilt es beizubehalten, so dass die bis zur Winterpause noch anstehenden Heimspiele gegen den FC Augsburg und Werder Bremen tunlichst ebenfalls gewonnen werden sollten.
Der Druck gerade in diesen Spielen voll da sein zu müssen, ist zweifellos groß, aber, gegen Ingolstadt und Darmstadt hielt man diesem zu Hause ja stand. Mit dann 16 Punkten plus dem einen oder anderen Bonuspünktchen, aus den anderen drei Spielen hätte der VfB zumindest ein Fundament gelegt, um nach der Winterpause neu angreifen zu können.
Dann haben Zorniger und Dutt ein halbes Jahr Zeit gehabt, sich ein Urteil darüber zu bilden, auf wen man sich verlassen kann und auf wen nicht, wer mit dem Herzen bei der Sache ist und wer nicht, kurz, wer eine Zukunft beim VfB hat und wer nicht. Dass in der Abwehr weiterhin großer Handlungsbedarf besteht, liegt auf der Hand. Man sehnt sich seit Jahren nach einem Abwehrchef Marke Verlaat, Bordon oder Meira, der nicht an jedem Baum wächst. Dafür muss man Geld in die Hand nehmen, notfalls auch auf Kosten eines Leistungsträgers in der Offensive, der im Sommer ohnehin fort wäre. Dabei denke ich nicht einmal zu allererst an Daniel Didavi, bei dem ich noch immer die Hoffnung habe, dass er den Vertrag doch noch verlängert. Einfach, weil er aus unserer Jugend kommt, für mich unser bester Fußballer ist und es mir auch eine Freude ist, ihn nach seiner so langen Leidenszeit wieder auf dem Platz stehen zu sehen. Er wirkt derzeit nicht ganz frei im Kopf, eine baldige Entscheidung, so oder so, könnte bei ihm sämtliche Fesseln lösen.
Nach dem eminent wichtigen Dreier gegen Darmstadt stand auch schon der Auftritt beim Rekordmeister auf der Agenda, DEM Bonus-Spiel in der Saison, für das die Erwartungen seit einigen Jahren in den Keller gerutscht sind. Zu sehr ist die Schere inzwischen auseinander gegangen, nicht nur was das Verhältnis vom VfB zu den Bayern angeht sondern auch, was den Rest der Liga betrifft. In der derzeitigen Verfassung sind die Bayern so gut wie unschlagbar, so dass der VfB dort in der Höhle des Löwen eigentlich nur gewinnen konnte und nichts zu verlieren hatte.
Pep Guardiola machte vor dem Spiel freundlich den Diener und lobte unsere Spielweise und gab gar zu, dass er es kaum glauben könne, wo sich der VfB tabellarisch wiederfindet. Zorniger hingegen gab sich angriffslustig und meinte zu wissen, der VfB könne auch Dinge, die den Bayern wehtun können, was ihm von seinen Kritikern gleich wieder als Größenwahn ausgelegt wurde. Meine Meinung dazu ist die, dass man als Sportler in jedem Wettkampf das Ziel haben sollte, diesen erfolgreich zu gestalten und dass mir forsche Töne weitaus lieber sind, als devot den Schwanz einzuziehen, wie wir es aus der Labbadia-Ära gewohnt waren. Beeindruckt oder zusätzlich aufgewiegelt dürften diese Worte die Bayern ohnehin nicht haben, sind sie doch selbstbewusst genug, sich nur auf sich selbst zu konzentrieren.
Um auf die Bayern zu treffen hätte ich mir durchaus einen besseren Zeitpunkt vorstellen können. Zum einen trotzte die Eintracht aus Frankfurt ihnen in der Vorwoche als erster Bundesligist überhaupt einen Punkt ab, den sie sich mit unansehnlichem Fußball ermauert haben, zum anderen steht im Anschluss an das Aufeinandertreffen eine Länderspielpause an, so dass Guardiola keine Veranlassung hatte, Stammkräfte zu schonen.
Da war sie dann auch schon wieder, die Systemfrage. Sollte man sich ein Beispiel an der Eintracht nehmen und den Mannschaftsbus vor dem eigenen Tor parken oder doch seinem eigenen Stil treu bleiben und sein Heil in der Offensive suchen.
Der VfB entschied sich für Letzteres, weil er selbst zur Erkenntnis kam, nicht so kompakt wie bspw. die Eintracht verteidigen zu können und sich wohl auch nicht der eigenen Stärken berauben wollte. In den ersten zehn Minuten ging das Konzept auch auf, als die Bayern-Verteidiger Rafinha, Boateng und Alaba unter Druck gesetzt und zu schnellen Entscheidungen gezwungen wurden.
In der elften Minute aber bereits offenbarte sich das ganze Dilemma des VfB im Jahre 2015. Bei eigenem Eckball (!) und nach leichtfertigem Ballverlust von Emiliano Insúa setzte sich der Bayern-Express in Gang und stürmte mit fünf Mann, die allesamt schneller als unsere Verteidiger waren, auf das Tor von Tytoń zu, was schließlich das 1:0 durch Robben zur Folge hatte. Die Bayern genossen sichtlich die Räume, die der VfB ihnen bot und freuten sich über einen dankbaren Sparringspartner, nachdem sie sich vor Wochenfrist am Frankfurter Bollwerk noch die Zähne ausgebissen hatten und entsprechend angefressen wegen der destruktiven Spielweise der Eintracht waren. Der VfB spielte ihnen in die Karten, so dass das Unheil früh seinen Lauf nahm.
Um in München überhaupt die Minimalchance zu wahren, etwas Zählbares mitzunehmen, wird wohl so ziemlich jeder Trainer der Welt die Devise ausgeben, hinten so lang wie möglich die Null zu halten und vorne Nadelstiche zu setzen, um womöglich selbst in Führung zu gehen.
Wie man als Bundesligamannschaft derart naiv, um nicht zu sagen dumm, zu Werke gehen kann und einen ohnehin schon übermächtigen Gegner durch einfache Unzulänglichkeiten „stark“ macht, spottet jeder Beschreibung. Nie war der Klassenunterschied zwischen den Bayern und dem VfB ein größerer als am Samstag, was sich auch bei den Marktwerten der Spieler niederschlägt.
Ein Thomas Müller ist dabei teurer als das komplette Team mit dem Brustring. Wie wenn es noch eines Beweises dessen auf dem Platz bedurfte führten die Bayern uns in schonungsloser Offenheit vor Augen, wie bemitleidenswert wir eigentlich sind. Jeder einzelne Bayern-Akteur ist schneller, ballsicherer und spielintelligenter als die, die unsere Farben repräsentieren. Um bei den Bayern zu bestehen bedarf es eigener Ball-Stafetten, um den Gegner auch mal laufen zu lassen und in die Defensive zu zwingen. Nichts davon war zu sehen, wie das Kaninchen vor der Schlange war jeder VfBler nur froh, den Ball schnellstmöglich wieder los zu sein, was zu etlichen leichten Ballverlusten oder Befreiungsschlägen ins Nichts führte und den Bayern in Halbzeit eins gefühlte 90% Ballbesitz bescherte. Es war ein stümperhafter Auftritt, der in der Länderspielpause hoffentlich gänzlich aus den Köpfen verschwindet.
Wie Slalomstangen standen wir den Bayern Spalier, wenn Douglas Costa, Thomas Müller oder Arjen Robben mit hohem Tempo auf unsere Abwehr zuliefen und Chancen im Minutentakt kreierten. Der VfB war offensichtlich nicht in der Lage, diesem Treiben entgegenzuwirken. Es war mal wieder eines jener Spiele, in denen ein Leader im Team schmerzlich vermisst wurde. Unser Kapitän Christian Gentner war so gut wie nicht zu sehen und wenn, dann nicht als einer, der die Ärmel hochkrempeln und sein Team mitreißen würde. Null gelbe Karten bei einer solchen Demütigung sprechen ebenfalls Bände und demonstrieren, wie wenig der VfB sich gewehrt hatte. Auch vor dem Fernseher war diese Vorstellung nur schwer zu ertragen, meine Gedanken waren bei meinen Freunden und Bekannten im Block. Der VfB handelte sich also zur Pause einen eher noch schmeichelhaften 0:4-Rückstand ein und egalisierte dabei seinen Negativrekord aus dem November 1984, als man gegen Schalke 04 schon einmal in der Halbzeit mit 0:4 zurücklag (Endstand 3:4).
In der zweiten Halbzeit stellte Zorniger auf ein etwas defensiver ausgerichtetes 4-4-2 um, um die Niederlage wenigstens noch in erträglichem Rahmen zu halten. Die Bayern schalteten unterdessen in etwa drei Gänge zurück und verwalteten das Ergebnis, nicht ohne zu weiteren Chancen zu kommen. Der VfB, der bereits in der ersten Halbzeit Pech mit einem Lattenkracher von Kostic hatte, erzielte gar das 4:1 durch Timo Werner, welches fälschlicherweise wegen vermeintlichem Abseits aberkannt wurde.
Und überhaupt, das Schiedsrichtergespann! Wie wenn wir durch die gnadenlose Unterlegenheit nicht genug gestraft gewesen wären, hatten die Bayern in Schiri Dankert und seinen Lakaien an der Linie den zwölften Mann in ihren Reihen. Zwei der vier Bayern-Tore waren irregulär, das Tor von Werner wurde aberkannt, obwohl es regulär gewesen wäre. Demnach fuhren wir mit einem gefühlten und achtbaren 2:1 nach Hause, was natürlich ob der Überlegenheit und der Chancenvielfalt der Bayern den Spielverlauf in keinster Weise widergespiegelt hätte und die Bayern wohl zu Vollgasfußball auch in der zweiten Halbzeit inspiriert hätte. Hypothetisch also die „Was-wäre-Wenn-Spielchen“ nach einer solchen Demütigung.
Dennoch bleibt zu hinterfragen, was den DFB geritten hat, ausgerechnet Schiedsrichter Dankert auf diesen Süd-Schlager (der er zumindest einmal war) anzusetzen, wo er doch gerade erst eine interne Sperre absitzen musste, weil er bei Andreasens Hand-Tor in Köln schon Tomaten auf den Augen hatte. Ein wenig mehr Fingerspitzengefühl würde man sich da schon wünschen, aber, die Herren in der Frankfurter Zentrale haben wohl derzeit andere Probleme am Hals.
Einziger Lichtblick einer sonst überforderten Mannschaft war noch Przemysław Tytoń, der stark hielt und ein noch größeres Debakel verhinderte. Langsam aber sicher wird er zu dem Rückhalt, der auch mal ein Spiel gewinnen kann, wie jüngst gegen Ingolstadt und Darmstadt unter Beweis gestellt. Für das hohe Verteidigen ist er freilich nicht der optimale Torwart, da auch er eher ein Verfechter des alten Schlags ist und sich in seinem Kasten nun mal am wohlsten fühlt, den Umständen entsprechend aber macht er seine Sache immer besser. Dennoch ist es äußerst positiv, dass Mitch Langerak langsam aber sicher vor seinem Comeback steht. Spannend die Frage, ob Zorniger ihn sofort rein wirft, wenn er grünes Licht gibt, oder ob er die Vorrunde mit Przemysław Tytoń im Kasten zu Ende spielt. Gerade, wenn nicht alles wie erhofft läuft, kann ein Impuls von außen oft Wunder bewirken.
Aus diesem Grund befürworte ich im Übrigen auch ein Comeback von Georg Niedermeier, der in der laufenden Runde überhaupt keine Rolle spielt und dem selbst ein Spieler wie Adam Hlousek (oder auch Mart Ristl) in der Innenverteidigung vorgezogen wurde. Auch wenn Sunjic und Baumgartl gehörig wackeln ist es Zornigers gutes Recht diesen beiden den Rücken zu stärken und darauf zu hoffen, dass die interne Abstimmung eine bessere wird. Wenn man aber dann noch einen Daniel Schwaab eher als rechten Verteidiger oder defensiven Mittelfeldspieler sieht und Hlousek eben kein gelernter Innenverteidiger ist, sollte der Schorsch meiner Meinung nach schon wenigstens erster Backup sein und die eine oder andere Einsatzminute erhalten. Da würde mich schon brennend interessieren, was intern vorgefallen ist, weil der Schorsch so weit von der Stammelf entfernt ist wie noch nie. Ich habe natürlich auch nicht vergessen, welche Böcke der Schorsch gegen Ende der letzten Saison geschossen hat und dass er des Öfteren, wenn er in den Schlussminuten als Brecher für die Offensive gebracht wurde, eher für Fouls und damit für Ballverluste stand. Aber, er hatte auch schon weitaus verlässlichere Zeiten beim VfB und ist noch in einem Alter, in dem man Fehler abstellen kann. Um mir mein eigenes Urteil über seinen derzeitigen Leistungsstand zu bilden, würde ich ihn gerne noch einmal auf dem Platz sehen, bevor man ihn abgibt.
Auch wenn es so gut wie klar war, dass es in München nichts zu ernten gibt und die Bayern, die schon den BVB, den VfL Wolfsburg und jüngst den FC Arsenal mit 5:1 aus der Arroganz-Arena schossen auch mit uns kurzen Prozess machen würden, kommen nach diesem Debakel wieder die Zorniger-Hater um die Ecke, die diesen Trainer lieber heute als morgen gerne gefeuert sähen und nach einem Konzepttrainer wie bspw. Lucien Favre lechzen.
Dabei zeigt doch der Trend langsam aber sicher nach oben. Nach den ersten fünf punktlosen Spielen gewann der VfB in den darauffolgenden sieben Partien drei, spielte einmal unentschieden, verlor drei Spiele und zog im Pokal ins Achtelfinale ein. Unter die Niederlagen reihte sich zudem jene bei Bayer 04 Leverkusen ein, ein Spiel das man wegen zweimaliger Zwei-Tore-Führung nie und nimmer hätte verlieren dürfen und bei dem man ebenfalls vom Schiedsrichtergespann entscheidend benachteiligt wurde.
Natürlich ist das Defensivverhalten der gesamten Mannschaft nach wie vor grausig und macht große Sorgen. Das derzeitige Verletzungspech tut ein Übriges und birgt die Gefahr, dass Leistungsträger zu früh wieder ran müssen und in den ersten Einsätzen noch keine große Hilfe sind. Serey Dié ist ein solches Beispiel, gegen Darmstadt und bei den Bayern wirkte er übermotiviert, wohl auch, weil die Unterstützung seiner Mittelfeldkollegen fehlt und er dazu neigt überall sein und jedes Loch selbst stopfen zu wollen. Gegen Darmstadt wurde er gelb-rot-gefährdet ausgewechselt, gegen die Bayern war es wohl sein Glück, dass die Bayern schlicht zu schnell waren und der VfB ohnehin nicht in die Zweikämpfe kam. Er steht weiterhin bei vier gelben Karten und handelt sich die Sperre hoffentlich nicht für das nächste Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund ein.
Anlass zur Hoffnung gibt indes, dass, auch der Verletzungsmisere geschuldet, immer mehr Youngster ihre Einsatzzeiten erhalten. Philip Heise entwickelt sich zu einer ernsthaften Alternative für Insúa, Wanitzek und Ristl kamen jüngst zu Einsätzen, während sich der 18-jährige Arianit Ferati längst zu einer festen Größe entwickelt hat und immer und überall rein geschmissen werden kann. Schon beim nächsten Spiel könnte wegen der Offensiv-Ausfälle die Stunde des Ukrainers Boris Tashchy schlagen, der sich bei den Amas für höhere Weihen empfohlen hat und damit auch die neu erfundene Durchlässigkeit von den Amateuren zu den Profis unterstreicht.
Zorniger hält also, derzeit auch notgedrungen, Wort und setzt vermehrt auf den eigenen Nachwuchs. Zu gerne würde er dabei auch auf Joshua Kimmich zurückgreifen, der gegen den VfB im Dress der Bayern eine Galavorstellung hinlegte und jene Reife offenbarte, die man ihm beim VfB vor gut zwei Jahren abgesprochen hatte. Zorniger, der Kimmich bereits in Leipzig unter seinen Fittichen hatte, ließ sich am Samstag gar zu der Aussage hinreißen, er würde am liebsten jeden erschlagen, der an der Entscheidung damals beteiligt war, Kimmich nach Leipzig zu transferieren.
Schlüsselfigur dieser so fatalen Fehlentscheidung war (natürlich) Fredi Bobic. Vor seinem Abgang 2013 vermochte man diesem riesen Talent keine Perspektive aufzuzeigen um wenigstens bei den Amateuren Spielpraxis zu erlangen. Kimmich wollte das letzte U19-Jahr überspringen und gleich im Profibereich Fuß fassen, was Bobic unter Verweis auf die damaligen Platzhalter Rani Khedira und Robin Yalçın nicht zuließ. Eine fatale Fehlentscheidung, wenn man betrachtet, dass Rani Khedira bei Red Bull Leipzig derzeit so gut wie keine Rolle mehr spielt und Robin Yalçın inzwischen bei Çaykur Rizespor in der Türkei spielt, dort jedoch immerhin als Stammkraft.
Thomas Albeck und Frieder Schrof, langjährige Jugend-Koordinatoren, wurden von Bobic quasi weggemobbt, indem er sie immer mehr in ihren Kompetenzen beschnitt und zuerst Marc Kienle und dann auch noch Ralf Becker vor die Nase setzte. Der damalige Präsident Gerd E. Mäuser dachte überhaupt nicht daran, diese One-Man-Show zu beenden und eine Leitlinie vorzugeben, wie man mit langjährigen, erfolgreichen Mitarbeitern umzugehen hat. So griff Ralf Rangnick in Leipzig zu, der beide aus seiner VfB-Zeit gut kannte, mit dem Ziel, dem VfB den Rang in Sachen bester Nachwuchsarbeit abzulaufen.
Da lag es dann natürlich auch auf der Hand bei einem, möglicherweise, Jahrhunderttalent wie Joshua Kimmich zuzugreifen, wenn sich die Möglichkeit bietet. Natürlich lässt sich Bobic jetzt dafür auf die Schulter klopfen, eine Rückkaufoption vereinbart zu haben und kritisiert den VfB dafür, Kimmich letztlich an die Bayern verkauft zu haben. Diese Entwicklung aber hat einzig und allein er zu verantworten. Zum einen war Kimmich faktisch verkauft und ist daher nicht als Leihgeschäft zu betrachten. Zum anderen war der VfB in der Bobic-Ära auch nicht dafür bekannt, sich um verliehene oder abgegebene Spieler besonders zu kümmern. „Aus den Augen, aus dem Sinn“, so entfremdeten sich in den letzten Jahren ja auch Daniel Didavi, Julian Schieber und Raphael Holzhauser, die während der Leihen mehr als Spieler des aufnehmenden Vereins wahrgenommen wurden denn als VfB-Spieler.
Robin Dutt hat, gerade um solche Entwicklungen zukünftig zu vermeiden, den Posten des Team-Managers geschaffen. Günther Schäfer ist dieser Posten wie auf den Leib geschneidert, der u. a. dazu dienen soll, Kontakt zu verliehenen Spielern zu halten, sie über Geschehnisse beim VfB auf dem Laufenden zu halten und auch darüber einzubinden, was der VfB nach der Leihe mit ihnen vor hat. All das gab es zu Bobic‘ Zeiten nicht, wie mir jüngst in St. Gallen Daniel Didavi bestätigte, der erst kurz vor dem Ende seiner Leihe zum 1. FC Nürnberg vom VfB hörte und wohl auch nur deshalb seinen Vertrag verlängerte, weil er zu jenem Zeitpunkt schwer verletzt war.
Dass ausgerechnet jetzt wieder Bobic um die Ecke kommt und den Verkauf Kimmichs an den FC Bayern kritisiert, schlägt dem Fass den Boden aus. Die Fehler wurden 2013 gemacht, jetzt hatte der VfB keine andere Wahl mehr. Wenn der FC Bayern ruft, fehlen einem ohnehin die guten Argumente. Der Spieler hatte mit dem VfB abgeschlossen, also war es utopisch mit ihm zu einer vertraglichen Verständigung zu kommen. Was eine Rückkaufoption wert ist, wenn der Spieler nicht (mehr) möchte, sei dahingestellt.
Bobic sollte einfach mal die Klappe halten und Kommentare über die Geschehnisse beim VfB Fachleuten überlassen. Zorniger und Dutt haben noch einen Berg von Arbeit vor sich, bis die Scherben aufgekehrt sind, die Bobic hinterlassen hat. Da verbietet es sich diesem Schlaumeier von selbst, Öl ins Feuer zu gießen und zu versuchen Unruhe zu schüren.
Meine feste Überzeugung ist nach wie vor, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Ich kann immer nur betonen, dass Dutt und Zorniger auch nicht meine Wunschkandidaten waren und für mich auch keine Heilige sind. Ich sehe uns lediglich am Beginn einer langen Entwicklung und habe keine Lust darauf, schon jetzt wieder alles über den Haufen zu werfen, um erneut bei null anzufangen. Zornigers Auftreten ist das eine oder andere Mal grenzwertig, auch das gebe ich zu. Aber, er ist bis in die Haarspitzen motiviert, den VfB besser zu machen und sicher auch nicht so blauäugig zu denken, dass mit der derzeitigen Gegentorflut irgendein Blumentopf zu gewinnen ist. Er wird weiter an der Stabilität und der Balance zwischen Defensive und Offensive arbeiten, muss aber eben mit dem Spielermaterial auskommen, das ihm zur Verfügung gestellt wird. In vielen Spielen, die wir verloren haben, waren es Nuancen, die zum Erfolg gefehlt haben. Mittlerweile schaffen wir es, Spiele gegen Mitkonkurrenten zu gewinnen, auch wenn es nicht immer schön aussieht. Die Entwicklung ist also da und sollte nicht gestoppt werden, weil viele im Umfeld schon wieder die Geduld und die Nerven verlieren. Es entsteht inzwischen ein Team, mit dem sich die Leute identifizieren können und das seit langem wieder die Massen mobilisiert und auch begeistert. Selbst, sollten uns in naher Zukunft Spieler wie Harnik, Didavi und Kostic verlassen, ist mir nicht bange, dass die Entwicklung weiter in die richtige Richtung geht und wir für die nächsten Jahre gut aufgestellt sein werden.
Was wir brauchen ist endlich mal wieder so etwas wie Kontinuität und nicht alle paar Monate einen neuen Trainer. Die vielen Trainerwechsel der letzten Jahre haben uns schließlich dorthin gebracht, wo wir jetzt stehen, in die Abstiegszone der Bundesliga nämlich.
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27. Oktober 2015
Der VfB zog in einem irren Spiel mal wieder den Kürzeren, und das bereits zum siebten Mal im zehnten Spiel. So bekamen am Tag danach die Zorniger-Gegner in den einschlägigen Internet-Foren wieder Oberwasser, die es ja schon immer wussten, dass dieser Trainer nichts taugt, eine Pfeife und ohnehin nur ein Zweitligatrainer ist. Was – erlaube – Zorniger, wechselt den 18-jährigen Arianit Ferati zur Halbzeit ein um ihn gut eine halbe Stunde später wieder auszuwechseln. Die Höchststrafe für einen Fußballer und ein „altbewährtes“ Mittel, um den Jungen kaputt zu machen.
Dass man sich zum entscheidenden 4:3 auch noch auskontern lässt, schlägt dem Fass den Boden aus. Zorniger gab doch mit Sicherheit diese Marschroute aus und bewies somit eindeutig, dass er absolut fehl am Platze ist und sich wohl doch besser an der Mutlanger Dorfjugend versuchen sollte, als die Götter mit dem Brustring ins Verderben und den Verein in die Niederungen der 2. Liga zu führen. Notbremse, jetzt! So ein vielgelesener Tenor im Netz.
Aber, es gibt sie auch, die andere Seite der Medaille. Selten habe ich unsere Fangemeinde so gespalten erlebt wie derzeit. Hier die Zorniger-Gegner, die zu weiten Teilen Dutt gleich mit entsorgt haben wollen, dort die Zorniger-Befürworter, die dem Neuaufbau bereit sind die notwendige Zeit zu geben und weniger auf die Tabelle schauen als auf die Fortschritte, die zweifellos erkennbar sind.
Ich zähle mich zur zweiten Kategorie und ergötze mich schon alleine daran, dass man erkennt, dass sich im Verein etwas bewegt, dass alles auf den Prüfstand gestellt wurde und der VfB auf dem besten Weg ist, sich gerade neu zu erfinden. Was seit der Entlassung von Christian Gross im Herbst 2010 schief gelaufen ist, wohin die One-Man-Show in den vier Jahren danach geführt hat, konnte man schon in den letzten Jahren an der Tabelle ablesen. Der VfB rettete sich zwei Mal gerade so, mit Ach und Krach und bot über weite Strecken der Runden uninspirierten Katastrophenfußball, für den Stadiongänger schlicht eine Zumutung. Mehr und mehr fehlten einem im Freundeskreis die Argumente, weshalb man sich dieses Gegurke überhaupt noch antue. Rational konnte man es schon nicht mehr erklären, so beschränkte man sich eben darauf, dass die Fahrten, das Drumherum, die Leidensgenossen der Hauptgrund sind und man als Hardcore-Fan ohnehin keine Alternative hat.
Das, was sich auf dem Rasen abspielte und was die Protagonisten des Kaders, an dem sich der Einzelhandelskaufmann aus dem Hallschlag messen lassen wollte, boten, spielte nur noch eine untergeordnete Rolle. Man erwartete einfach rein gar nichts mehr und ließ das Geschehen meist emotionslos über sich ergehen.
Dann kommt zuerst der gescheiterte (Leverkusen, Bremen) Robin Dutt, der im Grunde im gesetzteren Alter noch immer nicht zu wissen scheint, was er eigentlich möchte (Sportdirektor DFB oder Trainer?). Dieser sichert sich noch weit in der letzten Saison die Dienste von Alexander Zorniger, der 2009 unter Markus Babbel auf dem Wasen noch allenfalls die dritte Geige spielte und sich durch sein Engagement beim Brausehersteller keine zusätzlichen Sympathiepunkte erwerben konnte. Ich war von diesen Entwicklungen und Personalentscheidungen, wie so viele, überhaupt nicht angetan und fiel zunächst aus allen Wolken. Dennoch habe ich immer auch das Wohl des Vereins im Sinn und kann sowieso nicht beeinflussen, in die Hände von welchem Personal die Geschicke des Vereins gelegt werden, so dass ich, wie bei jedem Neuankömmling, zunächst einmal so unvoreingenommen wie möglich an die Sache gegangen bin.
Dutt aber hat in der Rückrunde der Vorsaison durch die Verpflichtung von Serey Dié und seiner wohltuenden Ruhe im Abstiegskampf erste Pluspunkte gesammelt und mich durch seine Pressekonferenz nach Ende der letzten Saison, in der auch erklärte, weshalb gerade Alexander Zorniger bei uns wie die Faust aufs Auge passen soll, restlos überzeugt. Es wird endlich wieder mehr gearbeitet und weniger geschwätzt auf dem Wasen, was auch daran zu erkennen ist, dass die Presse seit Hansi Müllers Rausschmiss aus dem Aufsichtsrat weitestgehend im Dunkeln tappt und die allerwenigsten Gerüchte, mit denen Unruhe geschürt werden sollte, der Wahrheit entsprachen.
Dutt schaffte es Ladenhüter um Ladenhüter an den Verein zu bringen und Zorniger einen Kader zur Verfügung zu stellen mit Spielern, die fast alle ihre Chancen auf Einsatzzeiten haben werden, so dass die Gefahr nicht mehr so groß wie in der Vergangenheit ist, dass es Parallelgesellschaften im Kader geben bzw. zur Grüppchenbildung kommen wird.
Zorniger selbst kam vielen zu neunmalklug daher, es ist klar, dass ihm einmal getätigte Aussagen bei Tabellenplatz 16 um die Ohren gehauen werden. Er ist eben (noch) kein Medienprofi sondern ehrlich und geradeaus, was ja auch nicht zu den schlechtesten Eigenschaften eines Menschen zu zählen ist, ihm seine Kritiker aber dennoch vorwerfen.
Zorniger steht für einen Überfallfußball, wie ihn einst Jürgen Klopp mit dem BVB praktizierte und den dieser seiner Truppe damals auch nicht von heute auf morgen einimpfen konnte. Der BVB hatte seinerzeit sicherlich das bessere Fundament zur Verfügung, als es Zorniger beim VfB vorfand. Und dennoch musste Klopp im Kader Korrekturen vornehmen und „Altstars“ fortschicken, was auch nicht immer von der kompletten Fangemeinde goutiert wurde. Ihm gab man aber die Zeit „seinen“ BVB zu kreieren und zudem vertraute das Dortmunder Publikum dem Schaffen der Vereinsführung ohne jeden Pups ständig zu hinterfragen.
Seit Zornigers Amtsantritt erleben wir einen begeisternden Fußball wie lange nicht mehr, dass sich dieser (noch) nicht in der Tabelle niederschlägt ist zwar schade, für mich aber auch nach dem zehnten Spieltag noch kein Grund zur Panik. Wann zuletzt konnte man in jeder Phase des Spiels, gegen jeden denkbaren Gegner, den Eindruck haben, ein Tor erzielen zu können? Wann spielten wir uns zuletzt eine solche Vielzahl an Chancen heraus? Da muss man in der Historie fast zurückblättern in die Zeit des magischen Dreiecks, um auf ein ähnliches Offensivfeuerwerk zurückzublicken, wie wir es derzeit geboten bekommen. Einziger wenn auch entscheidender Unterschied zu damals: Frank Verlaat und Thomas Berthold hielten hinten den Laden zusammen, Zvonimir Soldo pflügte den Rasen im defensiven Mittelfeld um, während wir heutzutage nach hinten offen wie ein Scheunentor und die Schießbude der Liga sind.
So attraktiv das Spiel nach vorne ist, so beängstigend ist das kollektive Versagen in der Rückwärtsbewegung. In erster Linie ist dieses der mangelnden Qualität des zur Verfügung stehenden Personals geschuldet. Dennoch muss Zorniger es langsam aber sicher hinbekommen, die Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden und der Mannschaft eintrichtern, dass der begeisternde Hurra-Fußball nach vorne keinen Erfolg bringt, wenn man sich hinten stets die Butter vom Brot nehmen lässt. Und doch war bis auf das vierte Tor, das wegen Abseits nicht hätte zählen dürfen, keines auf die offensive Spielweise zurückzuführen. Die ersten drei Gegentore fielen zu einfach, weil man entweder bei einer kurzen Ecke gepennt hatte oder sich im Strafraum durch eine einfache Körpertäuschung düpieren ließ und den Zweikampf verweigerte.
In der Abwehr muss im Winter dringend nachgebessert werden, sofern der Markt überhaupt Spieler hergibt, die uns sofort weiterhelfen würden. Es kann einfach nicht sein, dass drei Auswärtstore in Leverkusen nicht wenigstens zu einem Punktgewinn reichen. Der Ausfall von Serey Dié und von Christian Gentner spielte lange keine große Rolle, hinten hinaus, als man am Auseinanderfallen war, hätte zumindest ein Serey Dié gut getan, der aufgrund seiner gelb-roten Karte gegen Ingolstadt gesperrt war.
Neben der Konstante Insúa ließe sich die Viererkette wohl beliebig umformieren und die Positionen könnte man auswürfeln. Würde man Klein, Šunjić, Baumgartl durch Hlousek, Niedermeier, Schwaab austauschen, verbessern würden wir uns vermutlich nicht, verschlechtern aber auch nicht. Der sich so lang hinziehende Rüdiger-Transfer hat uns viel Zeit und Robin Dutt vor allem Planungssicherheit gekostet, so dass das für mich ein wesentlicher Faktor ist, dass wir personell so schlecht bestückt in die Saison gehen mussten. Das wollen viele zwar nicht hören, Dutt wird vorgeworfen keinen Plan B gehabt zu haben oder nicht ins Risiko gegangen zu sein, so einfach ist die Sache aber nicht. Wäre Rüdiger geblieben und man hätte dennoch einen Hochkaräter geholt, würden diejenigen, die dies heute kritisieren, darüber schimpfen, dass man Timo Baumgartl einen Neuen vor die Nase gesetzt habe.
Dass Florian Klein heftige Formschwankungen hat und wir für ihn keinen ernsthaften Backup haben, darauf hatte ich bereits nach dem Test gegen Bern hingewiesen. Daniel Schwaab ist nun mal kein Rechtsverteidiger, zumindest keiner moderner Prägung mit Zug nach vorn. Obwohl nicht gerade mein Freund, würde ich ihn dennoch im Moment Klein vorziehen, einfach weil er nicht so zögerlich im Zweikampf ist und zu einer besseren defensiven Stabilität beitragen könnte.
Der VfB legte von Beginn an einen gefälligen Auftritt hin und hätte bereits zur Pause die Führung verdient gehabt. Leverkusen kam erst gegen Ende des ersten Durchgangs gefährlich vors Tor und hatte sonst alle Hände voll zu tun, unsere Angriffsbemühungen zu verteidigen.
Dass Zorniger bei einem 0:0 zur Pause in Leverkusen den unauffälligen Carlos Gruezo (ein Jammer, wenn man sieht, was aus ihm geworden ist) gegen den offensiveren Arianit Ferati austauschte, war mutig und ein Zeichen, dass wir dort gewinnen wollten. Die Jungs hatten verstanden und stellten nach der Pause schnell auf 0:2, wobei auch endlich Martin Harnik mal wieder ein Treffer gelang. Nach dem schnellen 1:2 durch den kurz zuvor eingewechselten Bellarabi und nach Fehlpass von Šunjić (allerdings möglicherweise nach regelwidrigem Einsteigen von Kießling), kamen schnell wieder Zweifel auf. Aber, nachdem wieder nur drei Minuten später Lukas Rupp nach toller Vorarbeit von Timo Werner das 1:3 erzielte, waren wir wieder obenauf. Ich sagte noch zu meinem Nebensitzer auf der Gegengerade, der ebenfalls VfBler war, das wäre jetzt mal gar nicht typisch VfB, nach dem Nackenschlag sofort wieder zuzuschlagen. Ab diesem Moment konnte ich ihn förmlich riechen, den Auswärtssieg, zumal der VfB durch Harnik und Ferati zwei weitere klare Chancen besaß, um gar das 1:4 zu erzielen.
Stattdessen ließ sich der VfB wie oben erwähnt innerhalb von zwei Minuten zwei viel zu einfache Tore einschenken, so dass es plötzlich 3:3 stand. Zorniger sah unsere Felle davonschwimmen und korrigierte die Umstellung der Halbzeit, indem er für Ferati den defensiveren Mart Ristl, der zu seinem Bundesligadebüt kam, brachte. Ferati war bei den Gegentoren zum 2:3 und 3:3 zu passiv, so dass seine Auswechslung durchaus schlüssig war. Ich bin nicht der Meinung, dass der Junge daran zerbrechen könnte. Er durfte bereits mit 16 Jahren bei den Profis reinschnuppern, bekam einen Profivertrag und bekommt jetzt mit 18 Jahren seine Einsatzzeiten. Das alles ist doch Wertschätzung genug, der Junge wird weiter dazu lernen und wir werden noch sehr viel Freude an ihm haben.
Apropos Höchststrafe, Auswechslung eines zuvor eingewechselten Spielers, diese Erfahrung machte auch bereits ein gewisser Viorel Ganea, fast auf den Tag genau vor 13 Jahren und an gleicher Stätte, als er von Felix Magath gar nach 22 Minuten wieder ausgewechselt wurde, nachdem er Chance um Chance versiebte und Magath die Eingebung hatte, dass es wohl nicht mehr Ganeas Tag werden würde. Offensichtlich hat es diesem nicht geschadet, im Spiel danach sorgte Ganea mit seinen drei Toren im Alleingang für das 3:2 gegen den VfL Bochum. Klar, Ganea war damals schon etwas älter als Ferati heute, aber, ich bin mir sicher, das wird auch Ferati nicht umwerfen.
Dass kurz vor Schluss dann auch noch das 4:3 für Leverkusen fiel, war dann doch wieder typisch VfB. Unverständlich wie man sich in einer solchen Phase auswärts auskontern lässt, auch wenn der Treffer irregulär, da knapp abseits, war.
Sei es wie es ist, wir stehen mal wieder wie die Deppen da nach einem Spieltag, trotz großartigem Spiel gegen einen Champions League Teilnehmer. Auch wenn wir nach einer 3:1-Führung nicht mehr hergeben dürfen, offenbarte dieses Spiel doch die mangelnde Qualität in unseren Reihen. Leverkusen hatte noch Nationalspieler wie Bellarabi, Papadopoulos und Kramer auf Bank, Qualität, mit der wir nicht mehr aufwarten konnten.
Wir schaffen es einfach nicht, ein Spiel über 90 Minuten konzentriert und seriös zu Ende zu bringen. Einfache Spielverlagerungen, wie sie Leverkusen durch Çalhanoğlu ständig praktizierte, reichen aus, unsere Abwehr aus dem Gleichgewicht zu bringen. Für mich fehlt es hier an der geistigen Frische, sich schnell auf veränderte Spielsituationen einzustellen und entsprechend zu verschieben, was aber ein Lernprozess ist und bis zur Vergasung geübt werden muss. In den nächsten Transferperioden werden Dutt und Zorniger das Personalpuzzle weiter zusammen setzen und den einen oder anderen für dieses Spiel geeigneten Spieler dazu holen, bis dahin geht es einzig und allein um Schadensbegrenzung und darum bis zur Winterpause noch den einen oder anderen Punkt zu ergattern und danach vor allem in der Abwehr personell nachzurüsten, wenn es sein muss auch auf Kosten des Verkaufs eines Offensivspielers.
In Leverkusen konnte man Zorniger auch nicht vorwerfen, personell zu offensiv aufgestellt zu haben. Mit Harnik, Didavi und Werner standen gerade einmal drei reine Offensivakteure und dafür drei „Sechser“ zu Beginn auf dem Platz. Die Gegentore fielen so auch durch Schlafmützigkeit und individuelle Fehler und nicht weil wir mutig nach vorne gespielt haben.
Neben der Konstante Insúa ließe sich die Viererkette derzeitig beliebig umformieren und die Positionen könnte man auswürfeln. Würde man Klein, Sunjic, Baumgartl durch Hlousek, Niedermeier, Schwaab austauschen, verbessern würden wir uns vermutlich nicht, verschlechtern aber auch nicht. Der sich so lang hinziehende Rüdiger-Transfer hat uns viel Zeit und Robin Dutt vor allem Planungssicherheit gekostet, so dass das für mich ein wesentlicher Faktor ist, dass wir personell so schlecht aufgestellt sind. Das wollen viele zwar nicht hören, Dutt wird vorgeworfen keinen Plan B gehabt zu haben oder nicht ins Risiko gegangen zu sein, so einfach ist die Sache aber nicht. Wäre Rüdiger geblieben und man hätte dennoch einen Hochkaräter geholt, würden diejenigen, die dies heute kritisieren darüber schimpfen, dass man Timo Baumgartl jemanden vor die Nase gesetzt hat. Dass Florian Klein heftige Formschwankungen hat und wir für ihn keinen ernsthaften Backup haben, darauf hatte ich bereits nach dem Test gegen Bern hingewiesen. Daniel Schwaab ist nun mal kein Rechtsverteidiger, zumindest keiner moderner Prägung mit Zug nach vorn. Obwohl nicht gerade mein Freund, würde ich ihn dennoch im Moment Klein vorziehen, einfach weil er nicht so zögerlich im Zweikampf ist und zu einer besseren defensiven Stabilität beitragen könnte.
Auch Tytoń zeigte nach seiner starken Leistung gegen Ingolstadt ein durchwachsenes Spiel und, hätte er beim Anschluss zum 1:2 seinen linken Fuß eingesetzt, wäre die kurze Ecke zu gewesen.
Vielfach höre ich nach diesem Spiel wieder, einzig und allein Zorniger habe das Spiel verloren, weil er nicht wenigstens nach dem 3:3 hinten dicht gemacht habe. Er hatte ja bereits Mart Ristl eingewechselt, hätte er jetzt noch Adam Hlousek bringen sollen und dieser vielgescholtene Antifußballer hätte das Unheil verhindert? Sind nicht auch die Spieler selbst in der Pflicht, die Grundordnung auf dem Platz beizubehalten und nicht blindlings nach vorne zu rennen? Zorniger gab ihnen sicherlich nicht mit auf den Weg, sich in der 90. Minute auskontern zu lassen, vielmehr gab er deutlich sichtbar von außen die Anweisung mehr einzurücken. Hier fehlt es an der geistigen Frische, an Grips und an der fußballerischen Qualität, die Dutt und Zorniger noch immer nur bedingt zu verantworten haben.
Zorniger selbst dürfte fuchsteufelswild werden, bei dem was er da sieht und sich den Kopf zermartern, wie diese Fehler mit dem vorhandenen Personal abzustellen sind. Das wird ja auch schon daran deutlich, wenn er immer mal wieder daran erinnert, dass er sich nicht dazu berufen fühle, einem Bundesligafußballer die Basics beizubringen.
Wer hätte ernsthaft vor diesem Spiel einen Punkt in Leverkusen eingeplant, kaum einer, von daher halb so wild. Enorm wichtig wäre es dagegen, die noch ausstehenden Heimspiele gegen Darmstadt 98, den FC Augsburg und Werder Bremen für sich zu entscheiden, um sich bis zur Winterpause eine akzeptable Ausgangsposition zu verschaffen. Wenn der VfB weiterhin an seine Stärken glaubt, sich die Spieler vor allem nicht beirren lassen, bin ich mir sicher, dass wir auch in dieser Saison mindestens drei Vereine hinter uns lassen werden. Es ist ja auch nicht so, dass Stillstand herrscht und die derzeitigen Auftritte Rückschlüsse auf den Rest der Saison geben müssen, Zorniger wird Tag und Nacht daran arbeiten, den VfB konkurrenzfähiger und damit besser zu machen. Es dauert noch, bis ein Rädchen ins andere greift, aber, Leverkusen hat es erneut gezeigt, wir sind auf einem guten Weg.
Nach diesem mentalen Nackenschlag in Leverkusen wäre es jetzt immens wichtig, weiter auf die eigene Stärke zu vertrauen und die Pokalhürde Jena am Mittwoch schadlos und möglichst ohne viele Körner zu lassen zu überstehen. Es dürfte ein echter Pokalfight vor ausverkauftem Haus werden, in dem man auch einen Regionalligisten nicht so einfach zum Tore schießen einladen darf.
Danach dann steht (immer wieder) sonntags das so wichtige Heimspiel gegen den furios gestarteten Aufsteiger SV Darmstadt 98 auf dem Programm, das vor der Auswärtsfahrt nach München tunlichst gewonnen werden sollte.
Wenn nicht, könnte uns ein stürmischer Herbst ins Haus stehen, den keiner haben wollte und der die Fanszene durchaus vor eine größere Zerreißprobe stellen könnte. Dann wird man sehen, in welche Richtung letztendlich das Pendel ausschlagen wird und ob der Rückhalt im Verein für Alexander Zorniger auch einem Sturm standhalten wird oder ob wieder einmal jegliches Konzept über den Haufen geworfen wird.
Nach Jürgen Klopp ist seit dem gestrigen Montag wenigstens die zweite „Alternative“ vom Markt, auf die einige der Zorniger-Gegner gehofft hatten. Huub Stevens wird Trainer beim Dorfverein aus dem Kraichgau. Ich persönlich kann ihm das nicht verübeln. Für viele ist er jetzt schon wieder unten durch, weil er als „VfBler“ bei diesem ungeliebten Konstrukt anheuert. Ich bin da weniger sentimental, macht er es doch genau richtig. Durch zwei fette Nichtabstiegsprämien vom VfB hat er Blut geleckt, dass er auf seine alten Tage als Halbjahrestrainer mehr Geld verdienen kann, als die meisten seiner Kollegen mit einem Ganzjahresjob. Bin ihm nach wie vor dankbar für die beiden Nichtabstiege, auch wenn ich ihm nicht gerade Glück für seine aktuelle Mission wünsche.
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