23. März 2014

Endlich!!!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , – Franky @ 17:40

Endlich, der erste Sieg nach zuvor zehn (!) sieglosen Spielen. Endlich mal wieder zu null, was uns in den letzten 18 (!) Spielen nicht mehr gelungen war.
Ein Gegentor in zwei Spielen unter der Leitung von unserem neuen Mann an der Seitenlinie, Huub Stevens, liest sich sehr positiv. Seine Maxime „die Null muss stehen“ zeigt bereits nach knapp zwei Wochen Amtszeit Wirkung. Der VfB wirkt jetzt schon kompakter und organisierter, als noch unter Schneider. Mit Stevens habe ich erstmals seit Christian Gross wieder ein gutes Gefühl, was den Trainer angeht, ist er doch einer, der Respektperson ist, dem keiner etwas vormachen kann, der mit Argusaugen darüber wacht, dass Disziplin herrscht. Einen solchen Typen braucht die Mannschaft. Einen, der gerecht ist, vor dem die Spieler Respekt haben, dem die Spieler Glauben schenken und trotzdem nicht auf der Nase herumtanzen. Dann nämlich würden sie ihn richtig kennen lernen.
Hatte man unter Schneider noch den Eindruck eines Laissez-faire-Führungsstils gibt Stevens einfachste Dinge vor, die einzuhalten sind. Sei es die Einführung der Pflicht des Tragens von Schienbeinschonern auch beim Training, sei es ein gemeinsames Frühstück vor Vormittags-Trainingseinheiten, weil der Trainer früh schon festgestellt hat, dass es, vor allem den vielen Junggesellen im Team, daran mangelt, einen professionellen Lebensstil an den Tag zu legen. Er achtet auf Details, ändert eingefahrene Abläufe, und schafft es so bereits in kürzester Zeit neue Reize zu schaffen. Den Spielern wird durch diese Maßnahmen der Beginn einer neuen Zeitrechnung suggeriert und es ihnen ermöglicht, auch relativ kurz vor Saisonende den Reset-Knopf zu drücken.
Wie bei den meisten Trainerwechseln gibt es auch bei uns schon nach zwei Spielen Gewinner und Verlierer zu verzeichnen. Der große Gewinner bisher ist zweifellos Ibrahima Traore, der sich wieder ins Team gespielt hat und den Siegtreffer gegen den HSV mit großem Einsatz mustergültig vorbereitet hatte. Ein Spieler, der es sich mit den Fans bereits verscherzt hat, und sich auf Abschiedstournee befindet ist nun ebenfalls ein großer Hoffnungsträger wie Vedad Ibisevic, der erstmals nach seiner Sperre von fünf Spielen wieder zur Verfügung stand. Nach seiner Hinausstellung gegen Augsburg und seinen durchwachsenen Leistungen davor, wollte ich den Bosnier eigentlich schon gar nicht mehr im Trikot mit dem roten Brustring auflaufen sehen, hege jetzt aber, fünf sieglose Spiele später, die Hoffnung, dass er alles daran setzen möchte, seine Dummheit wieder gutzumachen und uns aus der Gefahrenzone zu schießen. Etwas ernüchtert muss man nach dem HSV-Spiel feststellen, dass er ähnlich unglücklich agierte als vor seiner Sperre. Trotzdem muss man konstatieren, dass dem VfB in den letzten zwei Jahren gerade einmal ein einziger Sieg gelang, als Ibisevic nicht auf dem Platz stand. Das unterstreicht schon seinen Wert fürs Team, sei es als Leistungsträger oder auch „nur“ als Glücksbringer. Acht Spiele hat er noch Zeit, seinen Teil dazu beizutragen, den VfB in der Liga zu halten.
Verlierer bisher sind höchstens die Youngster Timo Werner (vorwiegend aufgrund seines Abitur-Stresses), Rani Khedira und Robin Yalcin, die allerdings ja noch viel Zeit haben, ihre Bundesligatauglichkeit unter Beweis zu stellen. Fraglich ist, ob man ihnen einen Gefallen tun würde, sie auf Teufel komm raus zu bringen wie es Schneider tat, wenn der Druck so immens groß ist, wie im Moment. Auch Alexandru Maxim fand sich unter Stevens zunächst auf der Bank wieder. Gestern bewies Stevens ein glückliches Händchen und wechselte mit ihm den Sieg ein. Es war genau richtig nach dem Platzverweis von Calhanoglu die Offensive zu beleben, in der bis dahin vieles Stückwerk blieb. Es scheint fast so, dass mit Stevens ein Stück weit das Glück zurück kehrt, gelang Maxim doch unser erstes Jokertor seit einer gefühlten Ewigkeit, übrigens nach schöner Vorarbeit des Duos Westermann/ Traore. Bislang kassierten wir in schöner Regelmäßigkeit Tore von gegnerischen Einwechselspielern, gestern lief es endlich einmal wieder andersrum.
So durften wir uns gestern über einen existentiell wichtigen Sieg freuen, auch wenn das Spiel selbst mit Sicherheit das schlechteste in den letzten Monaten war. Der Rückfall auf Platz 17 am vergangenen Wochenende hat sichtlich Spuren hinterlassen. Auch dem letzten im Team wurde klar, dass es das fast schon gewesen sein dürfte, wenn man den HSV nicht schlagen würde. Diese Situation lähmte sichtlich, jeder hatte schwere Beine, jeder scheute das Risiko. Nach dem 1:0 trat noch ein weiteres Phänomen zutage. Die Angst vor der eigenen Courage bzw. vor dem Sieg. Die Aussicht darauf, gepaart mit der Erinnerung an viele späte Nackenschläge in der jüngsten Vergangenheit lähmten zusätzlich. Jeder war einfach nur froh, den Ball an den am nächsten stehenden Mitspieler wieder abgeben zu können, keiner traute sich mehr etwas zu. Auf der Tribüne wurde ich schier verrückt bei diesem Nervenspiel. Dass es am Ende reichte lag sicherlich daran, dass der VfB in Überzahl leichteres Spiel hatte und mit dem HSV ein Team auf Augenhöhe mit ähnlich großer Verunsicherung gegenüber stand.
Mund abwischen, abhaken und an Nürnberg denken. Der VfB hat mit Stevens einen relativ guten Start erwischt, vier Punkte aus zwei Spielen, die überlebensnotwendig und hoffentlich nicht doch zu wenig sind. In Bremen bot das Team eine gute Leistung und hatte das Spiel weitgehend im Griff, gab es jedoch unnötig durch einen Freistoß noch aus der Hand. Die Leistung gegen den HSV war an und für sich unterirdisch, was zählt sind einzig und allein die drei Punkte. Ich habe gestern kaum jemanden getroffen, der auf dem Zustandekommen des Sieges herumhackte, vielmehr war es jedem klar, wie groß der Druck war, der auf dem Team lastete. Der Start unter Stevens ist geglückt, wenn auch gegen die beiden derzeit wohl, neben Braunschweig, schwächsten Teams der Liga. Dies soll die Auftritte jedoch nicht schmälern, haben wir doch in letzter Zeit oft genug gerade die Sorgenkinder der Liga wieder aufgebaut.
Es ist klar, dass wir einpacken müssten, würden wir bis Saisonende nur noch Spiele wie das gestrige hinlegen. So dermaßen verunsicherte Gegner wie den HSV werden wir kaum mehr vorfinden.
In Nürnberg gibt es sicherlich schon wieder ein ganz anderes Spiel. Die Nürnberger, derzeit ebenfalls nicht mit riesengroßem Selbstvertrauen ausgestattet, stehen nach der derben Heimniederlage gegen Frankfurt erstmals seit dem 18. Spieltag wieder auf einem direkten Abstiegsplatz und werden einiges investieren und das Spiel machen müssen. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand und werden mit ähnlich vollen Hosen ins Spiel gehen wie wir gestern gegen den HSV
Uns wiederum wird der Sieg einen Schub und neues Selbstvertrauen geben, so dass ich durchaus hoffnungsfroh nach Nürnberg fahren werde. Der Club steht, trotz einer bemerkenswerten Aufholjagd in den ersten Rückrundenspielen, auf dem Relegationsplatz. Egal, wie es ausgeht, beide Teams befinden sich auch danach noch in der Abstiegsverlosung. Wegweisende Wirkung könnte der Spieltag jedoch schon haben, stehen sich doch der 16. gegen den 14. und der 17. gegen den 15 gegenüber.
Anders als nach Schneiders Amtsantritt, der nach der Ära Labbadia wenig veränderte, dem in den ersten Spielen gegen Hoffenheim (indisponierter Sparringspartner) und Hertha (Ulles einziges sehr gutes Spiel in dieser Saison) großes Glück in die Karten spielte, hat man bei Stevens schon den Eindruck, dass er den Laden ganz schön umkrempelt. Meine Enttäuschung über Schneider und darüber, dass er die Spieler an der langen Leine ließ, nicht zu Beginn Exempel statuiert hatte, um an Respekt zu gewinnen, und es einfach laufen ließ, auch wenn es nicht lief, habe ich schon öfter zum Ausdruck gebracht. Im Nachhinein betrachtet hätte man Labbadia auch gleich behalten können, anstatt ein solch unerfahrenes Trainerteam zu installieren, das mehr oder weniger alles beim alten beließ und schleichend schlechter und chaotischer wurde. Vor Labbadia hatte das Team wenigstens noch einen gewissen Respekt!
Ich sehe es im Übrigen nicht so, wie von vielen kritisiert, dass man mit Stevens automatisch auch den Stuttgarter Weg und das „nach oben bringen“ von Talenten verlassen muss. Dieser bedingt ja nicht gleichzeitig einen jungen Trainer, der den jungen Spielern keine Stütze ist. Stevens coacht intensiver an der Linie als Schneider und greift ein, wenn er Dinge sieht, die ihm nicht gefallen, und das bevor das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Ich habe den Eindruck, dass Stevens unserer immer noch jungen und grün hinter den Ohren befindlichen Mannschaft eine Hilfe an der Linie ist. So einen Mann braucht es einfach, wenn man auf dem Platz keine Spieler hat, die den Laden zusammenhalten.
Auch die große Nähe Fredi Bobics zur Mannschaft hatte ich kürzlich bemängelt. Nicht, dass es unbedingt schädlich sein würde, wenn der Sportdirektor weiß, wie das Innenleben der Mannschaft ist, aber, die eigentliche Ansprache zur Mannschaft sollte dem Trainer vorbehalten bleiben. Kein Zufall in diesem Zusammenhang sicherlich, dass Fredi Bobic seit Stevens‘ erstem Spiel das Geschehen von der Tribüne aus verfolgt. Auch wenn er uns dummen Fans glauben machen möchte, er habe von oben den besseren Überblick, sei die Frage erlaubt, weshalb ihm das in den letzten 3 ½ Jahren nicht aufgefallen war.
Es sind Kleinigkeiten wie diese, die meine Hoffnung schüren, aus dieser Saison noch mit einem blauen Auge heraus zu kommen. Stevens arbeitet akribisch an Details und lässt scheinbar keinen Stein auf dem Anderen. Dadurch kommt automatisch Leben in den Laden, wo man kürzlich noch Angst haben musste, in totaler Lethargie zu erstarren. Im Training geht es weitaus lauter und ernsthafter zu als noch zu Thomas Schneiders Zeit. Bezeichnend auch, dass in dieser Woche eine Art Konditions- und Zirkeltraining angesetzt war, Übungen, die man eigentlich in der Vorbereitung und nicht mitten in der Saison macht, und für mich als Indiz zu werten sind, dass man in Südafrika seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Die vielen Konzentrationsschwächen und Gegentore in der Schlussphase können ja auch nicht nur Zufall sein.
Wie man heraushören kann, bin ich also bisher sehr angetan von der Person Huub Stevens und kann es mir, trotz anderslautender Berichte, sehr gut vorstellen, dass er, den Klassenerhalt vorausgesetzt, auch in der neuen Saison unser Trainer sein könnte.
Dies ist jedoch noch Zukunftsmusik. Im Sommer wird so oder so alles rund um den VfB auf den Prüfstein gestellt werden und auch der eine oder andere Kopf in Vorstand und/ oder Aufsichtsrat rollen müssen. Jetzt gilt es zunächst einmal weiter zusammenzuhalten und in den nächsten Spielen die Weichen auf Bundesliga auch in der Saison 2014/2015 zu stellen. Das Spiel in Nürnberg ist nicht minder wichtig und ebenso richtungsweisend wie das gegen den HSV. Beim Club, mittlerweile wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, sahen wir oft gut aus, von 31 Heimspielen in der Bundesliga gewannen die Clubberer lediglich neun gegen den VfB, auch von unseren letzten fünf Auswärtsspielen am Valznerweiher ging nur eines verloren. Die Statistik und die derzeitige Formkurven stimmen mich optimistisch, den zweiten Bigpoint binnen weniger Tage einfahren zu können. Ob es ein Vorteil für uns ist, einen Tag mehr Regeneration zu haben, wird sich zeigen.
Am Donnerstag schließlich geht es mit „aktuellen und ehemaligen“ VfB-Spielern auf den Neckar, sponsered by Krombacher. Darauf freue ich mich riesig, habe ich doch von einigen Leuten, die auch schon an Bord waren, gehört, dass dies ein ganz tolles Event wäre. Sollte der VfB im Max-Morlock-Stadion seinen zweiten Dreier in dieser Woche respektive in diesem Jahr einfahren, wird die Stimmung sicherlich im wahrsten Sinne des Wortes „überbordend“ sein.

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