3. April 2010

Ende einer Karriere: Lehmann hört zum Saisonende auf

Eigentlich sollte die Veranstaltung am Dienstag im Clubhaus des VfB Stuttgart dazu dienen, Jens Lehmann (40) als WM-Experten für den Bezahlfernsehsender Sky vorzustellen. Der Torwart wird in Südafrika mindestens fünfmal im Einsatz sein, unter anderem bei den deutschen Spielen gegen Serbien und Ghana. So weit das eigentlich vorgesehene Protokoll. Aber dann nutzte Lehmann die Gelegenheit, um alle Spekulationen über seine sportliche Zukunft zu beenden. Dass er beim VfB nicht weitermachen wird, stand schon länger fest. Jetzt aber schließt er auch einen Vereinswechsel aus. Das war’s also, Lehmann hört nach dieser Saison auf.

Zuletzt hatte er überlegt, die Karriere vielleicht doch noch einmal um ein Jahr zu verlängern, “wenn sich etwas ganz Exotisches ergibt”, sagte Lehmann. Das wäre ein Engagement in der amerikanischen Profiliga gewesen, was ihn durchaus gereizt hätte. Anfragen lagen ihm offenbar vor, aber dann wäre er von seiner Familie getrennt gewesen, die am Starnberger See lebt. Deshalb hat er in den vergangenen Wochen Gespräche mit seiner Frau Conny und den drei Kindern geführt. Das Ergebnis hat Lehmann am Dienstag verkündet.

Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC, Bayer Leverkusen, VfL Bochum, Mainz 05 und 1899 Hoffenheim werden die letzten Gegner sein, ehe der Vorhang fällt. “Was danach kommt, weiß ich noch nicht ganz genau”, sagt er. Vorstellbar ist aber, dass er seine Tätigkeit für Sky über die WM hinaus fortsetzt – wobei Lehmann nicht Lehmann wäre, wenn er sich kein Hintertürchen offen lassen würde. Für den Fall, dass ihn der Bundestrainer Joachim Löw doch noch in seinen WM-Kader berufen sollte, sei der Ausstieg bei Sky sicher möglich, sagt Lehmann. Roman Steuer, der Sportchef des Senders, sitzt neben ihm, nickt und verweist darauf, dass man auch schon Ottmar Hitzfeld zweimal anstandslos aus einem Vertrag freigegeben habe.

“Zunächst ein bisschen Abstand”

Dass Lehmann bei der WM zwischen den Pfosten steht, wird jedoch aller Voraussicht nach sein Wunschtraum bleiben. Denn Löw hat sich auf René Adler, Manuel Neuer und Tim Wiese festgelegt – und wer in seinen Augen der Beste aus diesem Trio ist, will Lehmann nicht verraten. Das hebt er sich für seinen Job als Experte auf.

So ist für die Zeit nach der WM nur klar, dass Lehmann erst einmal ausgiebig Urlaub machen wird. Da will er dann entscheiden, ob er der Bundesliga erhalten bleibt. “Ich glaube, dass ich zunächst ein bisschen Abstand brauche, aber ich liebe den Fußball”, sagt er. Im Hinterkopf hat er eher eine Anstellung als Manager denn ein Amt als Trainer. Denn dazu müsste er zunächst die notwendige Lizenz erwerben. Drei Jahre würde es dauern, bevor er einen Proficlub betreuen könnte. Diese Perspektive findet Lehmann “nicht so attraktiv”. Deshalb fordert er den Verband zu einem Umdenken auf, “weil es sonst sehr schwierig wird, so verdienstvolle Spieler wie Michael Ballack oder auch Christoph Metzelder für die Trainerarbeit zu gewinnen”.

Die beiden gehörten wie Lehmann zu der Mannschaft, die bei der WM 2006 den dritten Platz belegte und zwei Jahre später noch Vizeeuropameister wurde – die Höhepunkte in den 61 Länderspielen, die der Keeper bestritten hat. Darüber schreibt Lehmann natürlich auch in seiner Biografie, die Mitte Mai erscheint. Die weiteren Inhalte bleiben unter Verschluss, aber keiner müsse befürchten, dass er schmutzige Wäsche wasche, sagt Lehmann. Das sei auch bei Sky nicht sein Plan. Sachlich wolle er da das Geschehen analysieren, sagt er, “ich bin gespannt darauf, ob mich die Leute in dieser Rolle auch akzeptieren”.

(STZ 30.3.10)

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