26. September 2010

VfB geht mit 1:4 unter

Einfallslos, mutlos und chancenlos hat sich der VfB Stuttgart vor heimischen Publikum gegen Bayer Leverkusen präsentiert. Folgerichtig haben die Leverkusener das Spiel mit 1:4 (0:2) für sich entschieden. Durch diese Niederlage rutschten die Stuttgarter auf den letzten Tabellenplatz und blicken schweren Wochen entgegen.

Spielverlauf:

Von Beginn an dominierten die Gäste aus Leverkusen das Geschehen vor 38.300 Zuschauern in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena. In den ersten 15 Minuten konnte sich die Werkself keine nennenswerten Torchancen erarbeiten. Doch in der 19. Minute schlugen die Leverkusener den VfB mit ihren eigenen Stärken. Haben die Roten vier ihrer elf Saisontore mit dem Kopf erzielt und sorgten damit für einen Ligaspitzenwert, köpfte erst Leverkusens Abwehrhüne Sami Hyypiä in der 19.Minute ein nach einem Freistoß von Tranquillo Barnetta. Und nur zwei Minuten später schlugen die Gäste erneut zu: Michal Kadlec flankt erneut von der linken Seite auf Mannschaftskollegen Arutro Vidal, der den Ball ebenfalls mit dem Kopf zum 2:0 im Tor unterbringt.

Wer dachte, dass es nun nicht mehr schlimmer für den VfB kommen könnte, irrte. Erst verfehlt Barnetta aus 16 Metern das Gehäuse von VfB-Torhüter Sven Ulreich nur knapp (26.Minute) und in der 31. Minute foulte Mauro Camoranesi den einschussbereiten Barnetta kurz vor der Strafraumgrenze. Schiedsrichter Florian Meyer blieb nichts anderes übrig und zeigte dem Italiener die Rote Karte.

Camoranesi mit schwacher Leistung

Camoranesi verabschiedete somit mit einer äußert schwachen Leistung. Nie konnte der 33-Jährige seinen jungen Mannschaftskollegen den nötigen Halt geben und leitete mit einem Foul bereits die Führung der Gäste ein. Den anschließenden Freistoß von Eren Derdiyok parierte VfB-Torhüter Sven Ulreich stark. Mit zwei Toren Rückstand und einem Spieler weniger auf dem Feld tauchten die Stuttgarter in Person von Martin Harnik in der ersten Halbzeit doch noch vor dem Leverkusener Tor auf. Der Österreicher schoss allerdings aus zehn Metern weit vorbei (37.).

Pfeifkonzert zur Halbzeit

Danach machten VfB-Anhänger zur Halbzeit ihrem Unmut Luft und verabschiedeten ihre Mannschaft mit einem Pfeifkonzert in die Kabine. Dies schien Eindruck bei den Akteuren hinterlassen zu haben. Die Stuttgarter kamen deutlich engagierter aus der Kabine und verkürzten in der 53. Minute per Freistoß durch Zdravko Kuzmanovic auf 1:2. Das Aufbäumen der Stuttgarter blieb allerdings nur von kurzer Dauer. Zwar setzten die Gastgeber auf eine Karte, vernachlässigten ihre Defensivarbeit und versuchten Druck aufzubauen, doch zu ideenlos und ungenau präsentierten sie sich in ihren Angriffsbemühungen. Darüber hinaus nutzten die Leverkusener die entstandenen Lücken in der VfB-Defensive aus und kamen zu hochkarätigen Chancen.

Eine davon nutzte Hanno Balitsch in der 69. Minute zum 3:1, nachdem er nur eine Minute zuvor noch völlig freistehend an Sven Ulreich gescheitert war. Ein Treffer von Pawel Pogrebnjak sorgte noch einmal für einen kurzen Hoffnungsschimmer. Allerdings erkannte Schiedsrichter Meyer den Treffer wegen eines vorangegangen Handspiels nicht an (78.). Und so machte Bayer Stürmer Sidney Sam schließlich mit seinem Treffer zum 4:1 zwei Minuten vor Spielende die Blamage der Stuttgarter perfekt. Leverkusen feierte seinen zwöften Auswärtserflog in Stuttgart in der Bundesligageschichte. Nirgends hat die Werkself öfter gewonnen.

Entscheidende Szene:

Als Mauro Camoranesi in der 31. Minute aufgrund seiner Notbremse die Rote Karte sah, dürften nur noch die mutigsten VfB-Anhänger auf einen erfolgreichen Nachmittag gehofft haben. An dieser Situation wurde aber auch deutlich, dass sich selbst ein Routinier wie Camoranesi nicht als Führungsspieler in einer völlig verunsicherten Stuttgarter Mannschaft erweist.

Beste Spieler:

Bei einer schwachen Leistung wurde ein Spieler zur Stütze, der in den ersten Saisonspielen auch nicht immer als der sicherste galt: Torhüter Sven Ulreich. Doch gegen Leverkusen verhinderte das VfB-Eigengewächs zunächst in der ersten Halbzeit in mehreren Situationen einen höheren Rückstand und sorgte somit dafür, dass die Roten zu Beginn der ersten Halbzeit noch einmal kurz auf einen Punktgewinn hoffen konnte. Und auch in Halbzeit entschärfte er einige Chancen der Leverkusener.

Kommentar:

Der VfB Stuttgart ist erst aufgewacht als schon alles verloren war. In der gesamten ersten Halbzeit konnte die Mannschaft von Christian Gross keine ernsthaften Torchancen erspielen. Das Aufbäumen in der zweiten Halbzeit, der auch der Anschlusstreffer von Kuzmanovic fiel, war nur von kurzer Dauer. Das Stuttgarter Angriffspiel blieb ideenlos und zu ungenau. Das Spiel machte außerdem deutlich, dass dem VfB eine Führungspersönlichkeit auf dem Spielfeld fehlt. Mit Mauro Camoranesi verabschiedete, derjenige Spieler bereits nach 31. Minuten vom Platz, der in diese Rolle hätte schlüpfen können. Der VfB scheint schweren Zeiten entgegen zu gehen.

VfB Stuttgart:

Ulreich – Träsch, Delpierre, Tasci, Boka – Camoranesi, Kuzmanovic, Gentner, Harnik – Pogrebnjak, Cacau.

Bayer 04 Leverkusen:

Adler – Schwaab, M. Friedrich, Hyypiä, Kadlec – Renato Augusto, Reinartz, Vidal, Barnetta, Balitsch – Derdiyok.

Schiedsrichter:

Florian Meyer (Burgdorf).

Zuschauer:

38.300

Tore:

0:1 Hyypiä (19.), 0:2 Vidal (21.), 1;2 Kuzmanovic (53.), 1:3 Balitsch (69.), 1:4 Sam (88.)

(STZ online 25.9.2010)

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17. April 2010

Porvoos größter Sohn: Bayers Abwehrchef Sami Hyppiä fehlt noch eine Meisterschaft

Die 90 Minuten des Champions League-Finales 2005 wird Leverkusens Innenverteidiger Sami Hyypiä nie vergessen. Damals noch im Dress des FC Liverpool, sahen sich seine Teamkollegen und er in einem scheinbar
aussichtlosen 0:3-Rückstand zur Halbzeit gegenüber. Der AC Milan wirkte bereits wie der sichere Sieger, doch die „Reds“ kamen zurück in die Partie – und zwar gewaltig. Liverpool erkämpfte sich drei Tore, überstand die Verlängerung und ging aus dem Elfmeterschießen als Sieger hervor. Es waren atemberaubende Spiele wie dieses in den der finnische Abwehrmann sich den letzten Feinschliff geholt hatte, der ihn einst zum Weltklasse-Spieler machte. Mit seinen nunmehr 36 Jahren ist Hyypiä der unumstrittene „Alterspräsident“ der jungen Bayer-Elf und seine Erfahrung sowie Routine haben großen Anteil daran, dass sich die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes unter den ersten Drei der Tabelle festspielte. Sommerneuzugang  Sami Hyypiä strahlt die Ruhe und Gelassenheit in der Defensive aus, die Leverkusen in den letzten Jahren für den ganz großen Wurf gefehlt hat. Mit seinem Stellungsspiel, seiner gekonnten Spieleröffnung und vor allem seiner meist unumstrittenen Lufthoheit
im eigenen Sechzehner verleiht er Bayers Abwehrarbeit eine neue Qualität. In der Kleinstadt Porvoo geboren, stieg er während seiner Profikarriere in den Kreis der populärsten Fußballstars Finnlands überhaupt auf, wurde 2001 sogar zu Finnlands „Sportler des Jahres“ gekürt. Gewonnen hat er Verlauf der Zeit so gut wie alles. Champions League, UEFA-Cup, mehrere Pokalsiege in England und Finnland. Einzig eine Meisterschaft fehlt dem blonden Hühnen noch. Trotz sechs Zählern Rückstand auf den erstplatzierten FC Bayern wäre die Chance in
dieser Spielzeit noch da für ihn und seine Teamkameraden, nach der Schale zu greifen. „Wir haben uns zu Saisonbeginn das Ziel gesetzt, international zu spielen. Jetzt stehen wir auf dem dritten Platz. Wir ziehen unser
Selbstbewusstsein aus den vielen guten Spielen, die wir bereits gemacht haben“, betonte Sami Hyypiä unlängst und zeigte sich unbeeindruckt von der leichten Abwärtstendenz der vergangenen Wochen. „Es gibt ein altes finnisches Sprichwort“, verriet er: „Wenn es gut läuft, willst du mehr!“ Und spätestens seit dem legendären Champions League-Finale 2005 weiß der größte Sohn Porvoos, dass für dieses ominöse „mehr ein starker Schlussspurt entscheidend sein kann.“

Top Facts: Die heutige Paarung im Fokus

1 Kein Klub holte aus den letzten fünf Partien mehr Punkte als der VfB. Nur Bremen und Wolfsburg gelang es ebenfalls, zwölf Zähler einzufahren.
2 Der VfB hat unter Christian Gross erst ein Heimspiel verloren (1:3 gegen den HSV).
3 Leverkusens Schweizer Angreifer Eren Derdiyok schaffte unter VfB-Trainer Christian Gross beim FC Basel seinen Durchbruch im Profifußball. Er bestritt dort 63 Ligaspiele und erzielte hierbei 17 Tore.
4 Derdiyoks Sturmpartner Stefan Kießling schnürte beim Leverkusener 4:0-Sieg in der Hinrunde seinen ersten
und bislang einzigen Bundesliga-Dreierpack.
5 Mit dem VfB und Bayer treffen zwei Mannschaften aufeinander, die in der Liga für ihre Weitschusstore berüchtigt sind. Je elfmal trafen Leverkusen und der VfB aus der Distanz. Nur der HSV erzielte noch mehr Treffer aus der Ferne (13 Tore).
6 Mit 31 gesammelten Zählern bleibt der VfB weiterhin die beste Mannschaft der Rückrunde, gefolgt vom FC Bayern München der „nur“ 27 Punkte einfuhr.

Gesamtbilanz

61 Spiele, 21 VfB-Siege, 16 Unentschieden und 24 Leverkusen-Siege, bei einem Torverhältnis von 96:82 für Bayer 04 Leverkusen.

Heimbilanz des VfB gegen Bayer

15 VfB-Siege, 4 Unentschieden und 11 Heimniederlagen bei einem Torverhältnis von 54:44 für den VfB
Stuttgart.

(Stadion Aktuell 17.4.10, vfb.de)

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