3. April 2010

VfB siegt mit 2:1 in München: Stuttgarter Sternstunde

Category: Spielberichte — Tags: , , , , , , , , , , – Franky @ 07:41

Der VfB Stuttgart hat erstmals seit 1999 wieder beim FC Bayern gewonnen. Die Mannschaft von Christian Gross bezwang den Rekordmeister am Samstag in der Fußball-Bundesliga mit 2:1 (1:1) und setzte damit eine Ausrufezeichen im Kampf um einen Platz in der Europa League.

Spielverlauf:

Erstmals hatte sich der VfB-Trainer Christian Gross dazu entschlossen, im Sturm Ciprian Marica und Cacau gemeinsam aufzubieten. Pawel Pogrebnjak war zunächst nur Ersatz. Vom Angriff war jedoch erst einmal wenig zu sehen. In einer äußerst zähen Anfangsphase hatten beide Mannschaften große Probleme im Spielaufbau. Der VfB agierte abwartend, den Bayern, bei denen Topstars Arjen Robben und Franck Ribery im ersten Abschnitt nur auf der Bank saßen, fehlte drei Tage nach dem Pokalspiel auf Schalke die Frische und die Inspiration. Trotzdem gingen sie nach einer halben Stunde durch Ivica Olic in Führung. Erst jetzt wurde der VfB etwas mutiger und suchte häufiger den Weg nach vorne. Mit dem etwas glücklichen Ausgleichstreffer durch Christian Träsch wurden die Stuttgarter kurz vor der Pause belohnt. Zu Beginn der zweiten Hälfte kamen bei den Bayern Robben und Ribery – doch es war der VfB, der den besseren Start erwischte. Zunächst scheiterte Timo Gebhart freistehend an Butt (49.). Und nur eine Minute später brachte Marica die Gäste in Führung. Die Bayern rannten in der Folgezeit wütend an, während es der VfB verpasste, bei guten Kontergelegenheiten für die vorzeitige Entscheidung zu sorgen. Mit Glück und Geschick überstanden die Stuttgarter die Schlussoffensive der Hausherren.

Tore:

Die Führung der Bayern entstand über die ansonsten in der ersten Hälfte schwache linke Seite: Danijel Pranjic passte den Ball scharf in die Mitte, wo Ivica Olic den VfB-Innenverteidiger Georg Niedermeier alt aussehen ließ und mit einer Direktabnahme zum 1:0 traf (32.). Den Stuttgarter Ausgleich erzielte Christian Träsch. Aus 20 Metern zog der Mittelfeldspieler ab – abgefälscht von Holger Badstuber und dadurch unhaltbar schlug der Ball hinter Jörg Butt im Bayern-Tor ein (41.). Beim zweiten VfB-Tor kam Cacau im Anschluss an eine Ecke am Strafraumeck an den Ball, seine Flanke köpfte Marica aus kürzester Distanz über die Linie.

Entscheidende Szene:

Träschs Ausgleich kurz vor der Pause, zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt, gab dem VfB das nötige Selbstvertrauen, auch bei den Bayern bestehen zu können.

Kommentar:

Mit dem Sieg in München hat der VfB die Pleite von Barcelona endgültig vergessen gemacht und den eigenen Fans eine seltene Sternstunde beschert. Mit viel Selbstvertrauen können die Stuttgarter nun in die verbleibenden sechs Spiele gehen, in denen sie den erneuten Einzug in den Europapokal schaffen wollen. Die Aussichten darauf haben sich am Samstag deutlich verbessert.

Die Statistik:
Bayern München:

Butt – Lahm, van Buyten, Badstuber, Contento – Müller (82. Demichelis), van Bommel, Schweinsteiger, Pranjic (46. Robben) – Klose, Olic (46. Ribéry)

VfB Stuttgart:

Lehmann – Boulahrouz, Niedermeier, Delpierre, Molinaro – Träsch, Khedira (34. Kuzmanovic) – Gebhart (87. Hilbert), Hleb – Cacau, Marica (72. Pogrebnjak)

Schiedsrichter:

Meyer (Burgdorf) -

Zuschauer:

69 000 (ausverkauft)

Tore:

1:0 Olic (32.), 1:1 Träsch (41.), 1:2 Marica (50.).

Gelbe Karten:

van Bommel (8) / Cacau (5)

(STZ 27.3.10)

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28. März 2010

Geiler Auswärtssieg bei den Bazis

Wie bereits angekündigt, trafen wir uns an diesem 27. März 2010 um 10 Uhr in Esslingen-Berkheim zur Auswärtsfahrt nach München mit dem RWS Berkheim. Mit ein paar Minuten Verspätung (auf irgendeinen, der zu spät kommt, muß man ja immer warten…) ging es dann auch los. Von Berkheim aus ist man ja schnell auf der A8 und sollte auch schnell in München sein. Sind ja schließlich nur rund 200 Kilometer. Wir kamen verhältnismäßig gut durch, von dem ein oder anderen kleinen Stau bzw. stockenden Verkehr abgesehen, was aber auf der A8 im Allgemeinen, wenn der VfB in München spielt aber auch im Besonderen völlig normal ist. Hielt sich meine Vorfreude auf das Spiel wenige Stunden davor noch in überschaubaren Grenzen, wuchs sie jetzt, nach dem ersten Snack im Bus, dem ersten Zuprosten mit dem im Bus erhältlichen Wulle-Bier sowie den ersten fachkundigen Gesprächen doch stetig ebenso wie der Optimismus, in der Arroganz-Arena doch etwas holen zu können.

An einem Rasthof kurz vor Augsburg machten wir unsere einzige Rast, die auf etwa 25 Minuten angesetzt wurde. Ich nutzte die Gelegenheit und trank noch einen Kaffee und war erst einmal froh, für einige Minuten an der frischen Luft zu sein. Am Rasthof war nicht zu übersehen, dass der Südschlager anstand. Es hielten einige Busse und Individualreisende dort, von beiden Lagern, was auch sofort die üblichen Frotzeleien nach sich zog. Dort hielt sich auch ein Bauern-Fanclub namens Ebnat-Süd (Bazis von der Ostalb, na super) auf. Als diese wieder abfuhren und uns mit wüsten Gesten aus dem Bus heraus bedachten, winkten welche von uns mit einer derer Fahnen zurück, die sich die Bazis doch tatsächlich aus dem Bus entwenden ließen. Mein erster Gedanke dabei: hoffentlich sind die Bayern auf dem Platz heute auch so schlafmützig. Jedenfalls legte der Busfahrer sofort den Rückwärtsgang ein und es kam zu heftigen Wortgefechten auf dem Rasthofgelände.

Die Bazis fanden die Aktion gar nicht lustig und hinderten uns an der Weiterfahrt, indem sie sich vor dem Bus aufbauten. Einige von denen befanden sich auch schon in einem beängstigenden alkoholisierten Zustand und wurden richtig aggressiv. Andere meinten Ordnungshüter herbei telefonieren zu müssen, die auch prompt eintrafen und sich der Sache annahmen. Schließlich tauchte die Fahne wieder auf und man einigte sich von gegenseitigen Strafanzeigen abzusehen. Wer die Fahne an sich genommen hatte, konnte eh nicht zweifelsfrei aufgeklärt werden, daher wäre eine Anzeige sowieso im Sande verlaufen, eher wäre der Tatbestand der Nötigung nachzuweisen gewesen, da die Bauern uns an der Weiterfahrt hinderten. Als Retourkutsche stahlen sie uns dann das hintere Nummernschild. Großes Kino am frühen Morgen also, umso mehr wünschte man sich natürlich, die richtige Antwort auf dem Platz geben zu können.

Gegen 14 Uhr erreichten wir dann den Busparkplatz nahe der hässlichen Schüssel Allianz-Arena. Wie man so ein Teil in die Pampa, weit außerhalb der Stadt, bauen kann, hat sich mir noch nicht erschlossen. Für mich ist es so ziemlich das hässlichste und auch stimmungstoteste Stadion in Deutschland. Um so bitterer, dass wir dort bis vor dem Spiel noch nichts gerissen hatten. Am Busparkplatz trafen wir wieder jede Menge Bekannte und warteten auch noch eine Weile auf jemanden, so dass wir dort auch noch gemütlich ein Bierchen tranken.

Die Schlangen vor dem Einlass waren schon beträchtlich um diese Zeit. Erst hatte man das Gefühl, da ginge überhaupt nichts voran, irgendwann war ich aber doch am Drehkreuz, um mein Ticket einzuschieben und hinein zu kommen. Die Durchsuchungsprozedur selbst verlief im normalen Rahmen.

Nachdem wir die vielen Stufen bis zum Oberrang erklommen hatten, warfen wir gegen 15 Uhr einen ersten Blick ins Stadion. Erwartungsgemäß waren vor allem die Bayern-Bereiche noch sehr spärlich gefüllt. Nach dem Treppensteigen hätte ich zwar auch schon wieder Durst gehabt, jedoch werde ich mir im Leben keine Arena-Card zulegen, so dass ich diese Gelüste verdrängte.

Der VfB Fanbereich, es wurden ja sämtliche 6.400 Gästetickets verkauft, war schon gut gefüllt und man machte auch gleich auf sich aufmerksam, in dem erste Lieder angestimmt wurden. Diese sollten sicher auch die Mannschaft, die sich auf unserer Seite warm machte, anstacheln, heute alles zu geben. Ich bin mir vor Derbys manchmal nicht sicher, ob die Mannschaft sich da genau so reinsteigern kann, wie ich mich als Fan. Gerade, wenn man die Pöbeleien mitbekommen hat, wenn einem Kinder aus einenm für sie sicheren Bus heraus den Stinkefinger entgegen strecken, wünscht man sich doch nichts sehnlicher als am Ende zu lachen.

Bei der Präsentation der Mannschaftsaufstellungen war ich sehr überrascht, dass weder Ribery noch Robben in der Anfangsformation standen. Wollte Van Gaal die Aufgabe Stuttgart also mit halber Kraft lösen? Kann es sich ein FC Bayern leisten gegen den VfB Stuttgart, immerhin der zweitbesten Rückrundenmannschaft, seine besten Spieler für das Spiel am Dienstag gegen ManU zu schonen? Eine solche Haltung ist wohl an Arroganz kaum zu überbieten.

Der VfB trat gegenüber dem Hannover-Spiel auf drei Positionen verändert an. Bouhlarouz vertrat den verletzten Celozzi, Christian Träsch, der seine Grippe auskuriert hatte, kam für Zdravko Kuzmanovic ins Spiel und Cacau ersetzte Pogrebnjak als zweiten Stürmer neben Marica.

Auf der Ehrentribüne fanden sich außer den Bayern-Oberen Rummenigge und Hoeneß auch u. a. Paul Breitner, Herr Gomez, umrahmt von einigen Damen sowie auch unser Ex-Präsident MV nebst Gattin ein.

Die Bayern, die die 120-Pokalminuten vom vergangenen Mittwoch gegen Schalke in den Beinen hatten, begannen zunächst forscher als der VfB, ohne jedoch den VfB in Verlegenheit bringen zu können. Der VfB agierte vorsichtiger, stand hinten aber relativ sicher. Die erste Torchance war dann dem VfB vorbehalten. Khedira zwang Butt mit einem beherzten Schuß zu einer Parade. Dies wirkte wie ein Warnschuß für die Bayern, die danach erst durch Klose, dann durch Van Buyten gute Möglichkeiten besaßen. Fast folgerichtig fiel in dieser Phase das 1:0 für die Bayern, als sich Olic gegen Niedermeier durchsetzte und scharf über Lehmann hinweg einnetzte. Scheiße, dachte ich. Wieder einmal ganz nett mitgespielt, aber für uns gibt es einfach in München nichts zu holen. Nicht von ungefähr schaffte der VfB bislang in 42 gemeinsamen Bundesligajahren gerade einmal vier Siege in München, egal ob im Stadion an der Grünwalder Straße, im Olympiastadion oder in der Allianz-Arena. Wenn der VfB kommt und Derbystimmung aufkommt, sind auch die Bayern hochmotiviert und geben sich selten eine Blöße. Der VfB hat dabei oft auch Angst vor der eigenen Courage und stirbt allzu oft in Schönheit. Vielleicht war man in der Vergangenheit mit letzterem auch schon insgeheim zufrieden.

Dies alles kochte in mir nach dem 0:1 aus unserer Sicht hoch. Es ist zwar nicht so, dass man nach einem 0:1-Rückstand den Kopf in den Sand stecken muß, beileibe nicht. Aber andererseits weiß man eben, wie schwer es ist, gegen die Bayern ein Spiel zu drehen und man weiß, dass es die Bayern verstehen, ein Ergebnis zu verwalten. Das spielte natürlich in die Karten der Bayern und der Plan schien aufzugehen, den VfB mal eben so im vorübergehen zu schlagen.

Kurz vor dem 0:1 verletzte sich unser Nationalspieler Sami Khedira nach einem sehr harten Einsteigen des derzeit formschwachen Nationalstürmers Klose. Wie sich hinterher herausstellte erlitt Sami einen Anriss des Kreuz- und Innenbands; er wird uns voraussichtlich 3-4 Wochen fehlen.

Für Sami Khedira kam Zdravko Kuzmanovic ins Spiel, der sofort nach seiner Einwechslung eine Freistoßchance bekam, den Ball aber leider knapp neben den von uns aus gesehen rechten Pfosten setzte. Der VfB kam jetzt, in den letzten 10 Minuten vor der Halbzeit, besser ins Spiel und besaß die besseren Möglichkeiten. Leider verzog Marica den Ball, als er alleine auf Butt zulief. Besser machte es in der 41. Minute Christian Träsch. Cacau erkämpfte sich einen fast schon verloren gegangenen Ball zurück, paßte in die Mitte zu Träschi, der sofort abzog. Abgefälscht von Bastubers Rücken fiel der Ball unhaltbar für Butt, der sich auf dem Weg in die andere Torecke befand, ins Tor. Ein zugegebenermaßen glücklicher, aber auch verdienter Treffer. Der Jubel im Block kannte natürlich keine Grenzen. Sollte die Arroganz der Bayern doch bestraft werden? Verdient hätten sie es!

Mit dem 1:1 ging es dann auch in die Halbzeit. Als Django Asül im Halbzeit-Interview ob des abgefälschten Tores dem VfB den sprichwörtlichen Bayern-Dusel attestierte mußte ich schmunzeln. Dass es ein in der Entstehung glückliches Tor war, darüber gab es wohl kaum zwei Meinungen, hochverdient war der Ausgleich aber auf alle Fälle. In der Halbzeit machten sich dann die bajuwarischen Hoffnungsträger Ribery und Robben intensiv warm, so dass damit zu rechnen war, dass die Bayern mit Beginn der zweiten Halbzeit mindestens einen der beiden bringen würden und jetzt ernst machen würden.

Erwartungsgemäß wurden sogar beide zum Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselt, ausgerechnet für die Wegbereiter des 1:0 Pranjic und Olic. Den Bayern-Fans war damit klar, dass jetzt die große Show beginnen würde und man auch im 18. Heimspiel in Folge ohne Niederlage bleiben würde. Apropos Bayern-Fans: die zwei Fanblöcke hinter beiden Toren waren zwar farbenfroh, außer den zu ihrem Standard-Repertoire zwei Liedern brachten sie aber nichts zustande. Und die meist auch erst, wenn der Trompeter den Takt vorgegeben hat. Sonst war Totenstille vorherrschend, von der Gegengerade und der Haupttribüne kam rein gar nichts. Stimmung aus der Südkurve? Lächerlich, was die drauf hatten.

Dagegen war auf VfB-Seite fast 90 Minuten Dauersupport angesagt, der auch im Fernsehen sehr gut rüber kam. Ich konnte mir das Spiel heute noch einmal genüßlich anschauen und mich selbst davon überzeugen.

Ribery und Robben konnte man schon anmerken, dass sie gewillt waren, das Ruder im Handumdrehen herumzureißen. Dies zeigte sich, darin, dass sie schnell den Abschluß suchten, jedoch zunächst sehr harmlos, so z. B. ein Kullerball von Robben, den Lehmann mühelos mit der Kappe hätte aufnehmen können.

Anders der VfB: erst scheiterte Gebhart in der 49. Minute frei vor Butt, aus dem daraus resultierenden Eckball folgte dann das vielumjubelte 1:2. Cacau erkämpfte sich bei einem Getümmel im Münchener Strafraum den Ball, setzte sich zur Grundlinie durch und konnte flanken. Ribery schritt nicht energisch genug ein und gab der Flugbahn des Balles noch eine leichte Richtungsänderung. Sämtliche Bayern-Spieler hoben den Arm, weil sie die Flanke im Toraus gesehen haben wollten, und schalteten ab, so dass Marica am langen Pfosten aus kürzester Distanz nur noch einnicken brauchte. Ob der Ball tatsächlich im Aus war, konnte von keiner Kameraposition eindeutig bewiesen werden. Der Linienrichter hatte hier nicht den richtigen Durchblick, da er nicht auf Höhe der Grundlinie stand. Die Bayern jedenfalls protestierten vehement, doch der Schiri ließ sich natürlich und Gott sei Dank nicht mehr umstimmen. Sei’s drum: die hochdotierten Bayern-Profis sollten eigentlich wissen, dass man erst aufhören sollte zu spielen, wenn der Schiri gepfiffen hat, so ist das Tor aus meiner Sicht eher dem diletantischen Abwehrverhalten der Münchener zuzuschreiben. Dass wir das Spiel gedreht hatten und plötzlich in Führung lagen, konnte ich nicht recht glauben, einfach weil sich gegen diesen Gegner schon zu viele Negativerlebnisse in meinem Gehirn eingebrannt hatten.  Jetzt waren wir natürlich alle aus dem Häuschen und rieben uns weiter verwundert die Augen, was dort unten auf dem Rasen dargeboten wurde.

Die Münchner Flügelzange war zwar stets bemüht, jedoch ohne große Wirkung. Unsere Außenspieler Boulahrouz (steigerte sich enorm in der 2. Halbzeit) und vor allem Molinaro versperrten den Dribbelkünstlern ein ums andere Mal den Weg für schnelle Antritte. Wenn die Bayern versuchten, Pässe in die Tiefe zu spielen, stand unsere Doppelsechs mit Kuzmanovic und Träsch meist goldrichtig.Wir ließen die Bayern kaum zu guten Chancen kommen, so dass sie es mehr und mehr mit Verzweiflungsschüssen probierten, die aber meist das Tor weit verfehlten. Auf der Gegenseite hatte der VfB die besseren Chancen, wobei ich mir gewünscht hätte, dass der ein oder andere Konter sauberer zu Ende gespielt worden wäre. Das hätte dann doch unsere Nerven, die zum zerreißen angespannt waren, etwas geschont.

Chancen für die Bayern blieben Mangelware, wobei man sich bei den Bayern natürlich nie sicher sein kann. In der Schlußphase beorderte Van Gaal dann noch Van Buyten zum Unruhe stiften nach vorne, doch hielt der VfB auch dieser Maßnahme stand. Auch Schiedsrichter Meyer widerstand den ständigen Versuchen der Bayern, Freistöße in aussichtsreicher Position zu schinden. Meyer bot eine recht gute Leistung, hätte aber meiner Ansicht nach mehr Karten für die Bayern verteilen müssen. Nicht nur Kloses Foul gegen Khedira war grenzwertig. Dass Van Bommel erst in der Schlußphase den Karton sah, davor aber ein ums andere Mal rüde foulen durfte, hatte ich nicht verstanden. Vor allem waren auch Situationen dabei, in denen aussichtsreiche Kontersituationen vom VfB mit taktischen Fouls unterbunden wurden, die eigentlich zwingend gelb hätten nach sich ziehen müssen. Cacau, der im Laufe der kommenden Woche erklären wird, ob er das Angebot über eine Vertragsverlängerung beim VfB annehmen wird, sah bereits in der 1. Halbzeit seine fünfte gelbe Karte und fehlt somit im kommenden Spiel gegen Bor. M’Gladbach. Ich würde mir wünschen, dass er zu vernünftigen Konditionen bleibt. Gestern glänzte er zwar nicht als Torschütze, war aber an beiden Toren beteiligt und rackerte vorne wie hinten.

Als die Bayern versuchten, mit Macht auf den Ausgleich zu drängen, war Jens Lehmann unser Turm in der Schlacht. Er wirft sich nach wie vor wie ein Junger ins Getümmel und pflückt Flanken wie Eckbälle scheinbar mühelos weg. Gestern tat es wieder sehr gut einen Jens Lehmann zwischen den Pfosten zu haben. Eine Unsicherheit hatte er, als er eine Flanke unterschätzte, ansonsten ließen lediglich seine Abschläge zu wünschen übrig. Er bot für mich eine starke Leistung. Spieler des Spiels waren für mich aber Christian Träsch und Cristian Molinaro.

Als auch die Schlußoffensive der Bayern zu verpuffen schien und noch 2 Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden, rückte der lang ersehnte Sieg in München natürlich greifbar nah. Die VfB-Fans skandierten schon lange u. a.  “Sieg”  und “Ohne Stuttgart wär hier gar nix los”, was auch zutraf. Sehr viele sog. Bayern-Fans befanden sich schon auf dem Nachhauseweg, sie wollten das für sie bittere und für uns so süße Ende gar nicht mehr live mit erleben.

Auch unser Erfolgstrainer Gross schaute schon demonstrativ auf die Uhr und hoffte auf ein baldiges Ende der Partie.

Um 17:20 Uhr schließlich war er perfekt: der erste Sieg in München seit dem September 1999, damals noch im Olympiastadion. Der erste Bundesligasieg in der Allianz-Arena (im Ligapokal gab es ja auch mal einen) und der erste Sieg in diesem Jahrtausend in München. Riesen-Jubel brandete natürlich auf und überall um einen herum nur strahlende Gesichter. Ein Sieg hier in der Höhle des Löwen tut doch besonders gut. Schnell waren nur noch überwiegend VfBler im Stadion geblieben, wo die Mannschaft natürlich zuerst mit einer La Ola gefeiert wurde. Auch der Mannschaft merkte man an, dass sie sich bewußt war, etwas Seltenes geschafft zu haben. Sie feierten ausgelassen und wie kleine Kinder auf dem Rasen. Selbst für einen alten Hasen wie Jens Lehmann war es der allererste Sieg in München gegen die Bayern in seiner langen Karriere. Nachdem die Spieler Richtung Katakomben weiter zogen, wurde im VfB-Block noch eine Umba angestimmt. Da wir noch jemanden treffen wollten und um 18 Uhr schon wieder am Bus sein sollten, machten wir uns langsam auf den Weg nach unten. Dieses Mal kamen einem auch die Stufen nicht mehr beschwerlich vor. Nicht nur, weil es bergab ging, der Sieg machte uns einfach nur happy und so schwebten wir halber hinab.

Unten am Stadion warteten wir dann noch auf Bekannte, nicht ohne wieder reichlich angepöbelt worden zu sein. Wären wir auf Ärger aus gewesen, hier hätten wir ihn bekommen können. Aberdutzende liefen mit provozierenden Gesten oder Gesängen an uns vorbei und hofften, dass wir entsprechend reagieren würden. Ich lächelte sie aber sehr freundlich an und freute mich diebisch, dass wir diesen Assis in die Meisterschaftssuppe gespuckt hatten.

Und dann kamen an uns natürlich auch jede Menge strahlende und einfach nur glückliche Schwaben vorbei. Wildfremde Menschen nahmen sich in den Arm und klatschten sich ab. Wie ein solcher Sieg ein Lächeln in Tausende von Gesichtern zaubern kann, ist schon phänomenal. Auswärtssiegen ist schön, aber natürlich in München umso mehr.

Kurz darauf gingen wir dann in Richtung unseres Busses, wo ich natürlich als erstes ein Siegerbier trank, auf das ich mich schon seit Stunden gefreut hatte. Die Rückfahrt verlief unspektakulär, außer dass wir wieder bei Augsburg am Rasthof unser vermißtes Nummernschild zurück erhielten. Es war auf der gegenüberliegenden Seite aufgefunden worden, unser Busfahrer war darüber bereits vor dem Halt informiert gewesen. So konnte schließlich auch er letztendlich noch zufrieden seine Heimfahrt antreten. Auf dem Rastplatz waren ebenfalls beide Fanlager vertreten, von Zwischenfällen habe ich aber nichts mitbekommen. Von einem dritten Verein trafen wir dort auch noch Anhänger: nämlich vom 1. FC Heidenheim, die vom Spiel in Burghausen, nach einem Auswärtssieg frohgestimmt wie wir, zurück kamen.

Bald darauf , gegen 21.30 Uhr, waren wir dann zurück in Berkheim. Der Tag war natürlich super, wer hätte das gedacht, dass wir in der entscheidenden Phase der Meisterschaft, wo für die Bayern so viel auf dem Spiel steht, dort gewinnen könnten. Ich jedenfalls nicht. So ist plötzlich der Einzug ins internationale Geschäft keine Utopie mehr. Nur noch drei Punkte (und das deutlich schlechtere Torverhältnis) trennen uns vom HSV. Dieser nimmt sich gerade wieder seine traditionelle Schwächephase in der Rückrunde. Sollte der HSV heute in Gladbach verlieren, sind wir auf Tuchfühlung. Dem VfB in der Form der bisher gespielten Rückrunde sind auch bis zum Saisonende noch sechs Siege zuzutrauen. Und dann, ja dann schaun mer mal, wozu es reicht.

Ich wünsche Euch eine schöne Woche und bis bald

Franky

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