28. Oktober 2018

Ich geh mit meiner Laterne

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , – Franky @ 11:42

Bilder vom Spiel im Kraichgau sind jetzt online. Nach Weinzierls Auftakt-Klatsche gegen den BVB wurde Besserung und Wiedergutmachung gelobt. Dieses Vorhaben war in den Anfangsminuten zu sehen, als Gomez einfach das 0:1 machen MUSS.

In einem Team, das sich exorbitant schwer mit dem Toreschießen tut und dem die Scheiße förmlich am Schlappen klebt, muss ein Mann mit eingebauter Torgarantie einfach einnetzen. Letztlich hat er diese Chance kläglich liegen gelassen, unterstrich aber damit auch, dass es fahrlässig ist, sein offensives Wohl und Wehe ausschließlich in die Hände eines 33-jährigen zu legen, wurden ihm doch von Vogt im Laufduell die entscheidenden Meter abgenommen.

Danach beherzigte Emiliano Insúa die Vorgabe seines Trainers, die Zweikämpfe annehmen zu wollen und traf einen Hoffenheimer wegen zu hohen Fußes am Kopf.

Die Folge: Rot nach Videobeweis, eine für mich viel zu harte Strafe. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Fußball ist Kampf- und kein Mädchensport. So lang es bei einer solchen Aktion ganz klar um den Ball geht und beim besten Willen keine Absicht zu erkennen ist, den Gegenspieler verletzen zu wollen, muss man es beim allerersten Foul bei gelb belassen und sollte es als Schiri unterlassen, ein Spiel so frühzeitig kaputtzumachen.

Da sind wir bei einem für mich Kardinalproblem des Schiedsrichterwesens. Um als Pfeife „oben“ anzukommen, kann man überhaupt nicht aktiv gespielt haben und sich in die Spieler hineinversetzen können. Es wird anhand von Bildern entschieden, anstatt die Situation aus Sicht der Spieler zu fühlen und dann kommt eben so etwas dabei heraus.

Der Videobeweis sollte den Fußball gerechter machen, der Assistent sich nur bei glasklaren Fehlentscheidungen oder Situationen, die der Schiedsrichter nicht gesehen hat, zu Wort melden. Weshalb er hier überhaupt Laut gab, genauso wie bei der Situation mit Ascacíbar, kapiere ich nicht. Wofür haben wir fünf oder sechs Schiedsrichter im Stadion, wenn deren Tatsachenentscheidung überstimmt wird, dann kann man sie auch nach Hause schicken.

In der 8. Minute hätten wir uns eigentlich schon dem Bierstand widmen können. Die Hoffnung, hier etwas mitnehmen zu können war bereits vor dem Anpfiff gegen null, nun sank sie in den Minusbereich.

Dennoch legte der VfB in Unterzahl eine ordentliche, vielleicht die beste der Saison, erste Halbzeit hin und hätte durchaus auch da in Führung gehen können. Dies allerdings war auch passiven Hoffenheimern zu verdanken, die mit der Überzahl zum einen wenig anfangen konnten, zum anderen nach dem Championsleague-Duell gegen Lyon wohl auch froh waren, den einen oder anderen Schritt weniger machen zu müssen.

Was dann in der Halbzeit passierte, darüber kann man nur mutmaßen. Nagelsmann dürfte den seinen in den Allerwertesten getreten und angestachelt haben, die Überzahl cleverer auszuspielen, während sich man beim VfB (mutmaßlich) beweihräucherte, wie gut man es bislang gemacht hat. Dass dieser Sauhaufen von Mannschaft einer ist, dem Lob noch nie gut getan hat und dem einfach ständig Druck gemacht werden muss, damit die Lethargie nicht wieder um sich greift, muss Weinzierl noch kapieren.

Jedenfalls ließ sich der VfB mit Beginn der zweiten Halbzeit förmlich überrollen und lief nur noch Spalier für nun gierigere Hoffenheimer. Zwölf Minuten Vollgas genügten, dem VfB das zweite 0:4-Debakel binnen einer Woche beizubringen. Mit unerklärlichen Fehlern lud man Hoffenheim zum Toreschießen ein, unrühmlicher Höhepunkt, Gentners Pass auf Balfodil vor dem 4:0, bei dem dann auch Zieler reichlich unmotiviert nur seine Händchen hob. Zieler legte schon das 1:0 vor, als er einen Schuss, zugegeben aus naher Distanz, in die Mitte abklatschte. Beim 2:0 hechtete er etwas merkwürdig und erfolglos nach einer Hereingabe. Ein Garant unserer starken Defensive der letzten Saison machte in dieser zum wiederholten Male eine unglückliche Figur, auch wenn ich die Niederlage nicht an ihm sondern an der Fußball-Mafia festmache.

Jede unserer Niederlagen hat seine eigene Geschichte und seine Momente, über da man hinterher lamentieren konnte. Bei dieser war das Spiel mit der roten Karte entschieden. Bitter für den VfB zwar, aber, es hilft nicht weiter, jetzt in Selbstmitleid zu verfallen und sich ungerecht behandelt zu fühlen. Da einige Spiele schon weitaus kläglicher verloren bzw. verschenkt wurden, muss einfach auch mal unerwartet gepunktet werden. Die Kleinen machen es doch alle vor, was in dieser Liga möglich ist. Dortmund hat man gleich damit abgetan, dass der BVB ja nicht unsere Hausnummer sei. Hertha aber punktet gegen sie gar auswärts, als ein Team, mit dem man sich vor der Saison sicher gerne auf Augenhöhe gesehen hätte. Freiburg schlägt die zuletzt starken Gladbacher, selbst Düsseldorf holte mit dem Zähler in Leipzig und bei uns schon unerwartete Punkte. Nur wir sind ständig die Deppen, entweder fahren wir nach Mainz mit der Einstellung, dass man dort als VfB nicht unbedingt gewinnen müsse (O-Ton Gentner) oder wir treffen auf Gegner wie die Bayern, gegen die wir uns vornherein aufgeben. Auch die haben schon gezeigt, dass man gegen sie unerwartet punkten kann, siehe Augsburg, siehe Gladbach.

Derzeit sind wir einfach so schlecht, wie wir da stehen, die Tabelle lügt schließlich nicht und weist uns als einen glasklaren Abstiegskandidaten aus, man muss sich bloß mal das Torverhältnis von 6:21 auf der Zunge zergehen lassen.

Was Hoffnung auf Besserung machen soll? Ich weiß es nicht. Markus Weinzierl ist sicher ein Faktor, es war grob fahrlässig unserer Vereinsführung, so lang an Korkut festzuhalten. Nach dem Hissen der weißen Fahne gegen die Bayern hätte man Korkut entlassen müssen, dann hätte sich Weinzierl vermutlich einiges leichter getan, das Ruder herumzureißen, als jetzt mit dem Start gegen zwei Championsleague-Teilnehmer.

Auch sein drittes Spiel dürfte ein schwieriges Unterfangen werden, gegen die ebenfalls international vertretene und zuletzt mit beeindruckenden Leistungen aufwartende Frankfurter Eintracht. Die Eintracht ist ein Gegner, der uns in den letzten Jahren immer gelegen hat, von daher bin ich für dieses Spiel nicht ganz hoffnungslos. Wenn es immer heißt, die Schiedsrichterleistungen gleichen sich im Laufe der Saison aus, vielleicht wollen die Herren mit der Pfeife ihren gravierenden Fehler vom Samstag ja gleich im nächsten Spiel wettmachen und dezimieren die Eintracht zu einem ähnlich frühen Zeitpunkt.

Es ist Fußball, dieser lässt nicht vorhersehen, von daher hoffen wir einfach darauf, dass im dritten Spiel noch ein bisschen mehr Weinzierl steckt und das Team geordneter auftritt. Dass wir in dieser Saison, auch mit diesem zweifellos guten Trainer, größere Bäume ausreißen werden, kann ich mir derzeit nur schlecht vorstellen. Insgesamt fehlt es unübersehbar an Klasse, an Frische und an Schnelligkeit. Wird da in der Winterpause nicht entscheidend nachjustiert, freuen wir uns halt auf ein weiteres geniales Zweitligajahr. Ich bin flexibel! #jazumerfolg ##Aufstieg2020

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 9.2/10 (6 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +2 (from 2 votes)
7. März 2016

Trotzreaktion geglückt!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , – Franky @ 22:05

Ich bekenne mich schuldig! Ja, auch ich sah den VfB nach dem desaströsen 0:4 in Mönchengladbach und vor allem der Art und Weise wie es zustande kam, in einer rasanten Abwärtsspirale. Es war zwar nach Hannover „erst“ die zweite Niederlage in der Rückrunde, aber dafür eine, die es in sich hatte. Der VfB ließ alles vermissen, war von der Nummer eins bis zur elf grottenschlecht und ließ sich widerstandslos regelrecht abschlachten. Da wir in den letzten Jahren unzählige solcher Auftritte zu durchleiden hatten und diese stets für einen Trend und nicht eine Eintagsfliege standen, konnte man nach dem Mittwoch-Spiel sarkastisch anmerken, „wir haben unseren alten VfB wieder“. Nach einer solchen Vorstellung wird man dann vom VfB mit der quälenden Frage in den Schlaf entlassen, gegen wen man mit solchen Darbietungen denn überhaupt noch punkten wolle.

Die Stimmung unter den Fans, ich merkte es am Samstag vor dem Spiel extrem, gingen diesbezüglich weit auseinander. Die einen rieten, nach gerade mal einem schlechten Spiel, nicht total schwarz zu malen und trauten der Mannschaft eine Trotzreaktion zu. Die zweite Fraktion, zu der ich zu zählen war, erkannte nun mal den „alten“ VfB wieder und befürchtete, dass sich der Trend wieder in die andere Richtung verkehren würde.
Man kennt eben die „Mannschaft“ und hat oft genug schon erlebt, dass nach solch einem Debakel aufeinander eingedroschen wird und sich jeder selbst der Nächste ist, anstatt sich gemeinsam aus dem Schlamassel zu befreien.

Der Stachel der etwas unglücklich zustande gekommenen Heimniederlage gegen das abgeschlagene Schlusslicht Hannover 96 schien tiefer zu sitzen, als man angenommen hatte, so dass nach dem Strohfeuer zu Rückrundenbeginn, der „Alltag“ zurückgekehrt schien.

Weiteren Anlass für Nervosität bot ein Blick auf die Tabelle, nach absolvierten zwei Dritteln der englischen Woche. Die unter Nagelsmann wiedererstarkten Hoffenheimer kamen uns schon wieder bedrohlich nah, Werder Bremen, eine ähnliche Wundertüte wie der VfB, gewinnt 4:1 in Leverkusen und lässt damit den Abstand zum Relegationsplatz schrumpfen und auch andere Kellerkinder wie die Überraschungsaufsteiger sammeln ihre Punkte in Eichhörnchen-Manier. Schielte man vor einer Woche schon einmal auf die Europapokal-Plätze war plötzlich die akute Abstiegsgefahr wieder DAS beherrschende Thema.

So war meine Angst groß, dass Hoffenheim, ähnlich wie Mönchengladbach, unserer Abwehr mit ihren schnellen Leuten zusetzen und Katz und Maus mit ihnen spielen könnte, während bei den Unseren die Verunsicherung von Minute zu Minute wachsen könnte.

Hoffenheim hätte uns mit einem Sieg bis auf vier Punkte auf die Pelle rücken können. Nagelsmann, das Greenhorn auf der Dorfclubbank, machte sich am Neckar noch beliebter als er ohnehin schon ist, indem er großspurig ankündigte, den VfB in den Abstiegsstrudel mit hineinziehen zu wollen. Noch so’n Spruch, Kieferbruch, möchte man ihm erwidern, es hätte aber auch genügt, diese Aussage an die eigene Kabinentür zu nageln, um unseren Spielern die Extraportion Motivation zu verleihen. Da derjenige am besten lacht, der zuletzt lacht, kann man jetzt, nach dem Spiel, konstatieren, dass sich Nagelsmann ganz schön verzettelt hat.

Wie lässt es sich erklären, dass der VfB nach einer Demontage in Mönchengladbach gegen das Dorf von der Autobahnraststätte so ein Ding raus haut? Schwer! Vielleicht lässt sich die jetzige wirklich nicht mehr eins zu eins mit den Mannschaften der Vorjahre vergleichen.

In Serey Dié, Kevin Großkreutz und auch Lukas Rupp haben wir inzwischen Typen, denen bewusst ist, dass man Verein und Anhang Vorstellungen wie noch am Mittwoch am Niederrhein nicht in Serie zumuten darf und die vor allem Verantwortung auf dem Platz übernehmen und sich nicht hinter den anderen verstecken. Mit Tytoń anstelle von Ulreich haben wir inzwischen einen Rückhalt im Kasten, der nicht schon beim Einlauf den Eindruck erweckt, die Hosen gestrichen voll zu haben und sich mit Versagensängsten herumzuplagen. Auch nach einem schwächeren Auftritt strahlt er (Selbst-)Sicherheit aus und wirkt wie ein Ruhepol.

Natürlich spielte uns das frühe Tor von Georg Niedermeier, der nach Abpraller von Baumann am schnellsten reagiert hat, gehörig in die Karten. Ich möchte nicht wissen, wie es gelaufen wäre, hätte Hoffenheim das frühe Tor erzielt.

Auf der anderen Seite aber auch lief uns Hoffenheim, ähnlich wie beim 6:2 unter Thomas Schneider vor 2 ½ Jahren, ins offene Messer. Der Hoffenheimer Trainer ist ja noch jung und hat genügend Zeit, seine Erfahrungen zu sammeln, hoffentlich nach dieser Saison zunächst einmal im Unterhaus.

Nach eigenem Selbstverständnis ist die Spielweise der Hoffenheimer eine offensive, der Mauerfußball unter Stevens war sicherlich nicht das, was diese Elf spielen kann, aber, gegen einen spielstarken Gegner wie dem VfB kann dieser Schuss eben nach hinten los gehen.

Noch ein paar solcher Spiele und Nagelsmann könnte nicht nur der jüngste Bundesligatrainer aller Zeiten sein, sondern auch der jüngste, der wieder entlassen wurde. Hochmut kommt schließlich vor dem Fall. Die Naivität, mit der die Hoffenheimer im Neckarstadion antraten, hatte etwas vom Zorniger-Fußball, den wir mittlerweile und glücklicherweise hinter uns gelassen haben. Alle Mann nach vorn und hinten nicht ganz dicht.

Uns sollte es Recht sein. Es entwickelte sich ein Fußballnachmittag nach unserem Geschmack, der jedem VfBler das Herz aufgehen ließ.
Kramny brachte Rupp und Kravets anstelle von Harnik und Werner im Vergleich zum Gladbach-Spiel. Rupp steht ein wenig sinnbildlich für die bisherige Rückrunde aus VfB-Sicht. Bärenstark in die Runde gekommen, gegipfelt von seiner „Ruppinho“-Vorlage für Gentner in Köln oder auch seines Zauberpasses, wieder auf Gentner, in Frankfurt, um dann ab dem Schalke-Spiel zu schwächeln und überspielt zu wirken. Rupp, ablösefrei aus Paderborn gekommen und ein großer Transfer-Coup des Robin Dutt.

Ob er Martin Harnik im Nacken spürte und dadurch um seinen Stammplatz bangte? In Mönchengladbach jedenfalls saß er zunächst draußen und Harnik bekam erstmals 2016 die Chance von Beginn an, die er nicht nutzen konnte. Nervös braucht sich Rupp von Harnik sicher nicht machen zu lassen. Spielt er das was er kann, ist sein Stammplatz unumstritten.

Was Harnik betrifft, mache ich mir mehr und mehr Gedanken, ob seine Rückkehr nach langer Verletzungspause und der eingesetzte Negativtrend in einem Kausalzusammenhang stehen. Nach dem Offenbarungseid am Mittwoch las ich bereits Stimmen, die mutmaßten, die Mannschaft habe gegen Harnik gespielt, was natürlich harter Tobak wäre. Und doch ist dieses Gerücht nicht völlig aus der Luft gegriffen, weiß man doch wie bequem es sich Harnik gerne in der Wohlfühloase macht und dass er stets erst dann zu Hochform aufläuft, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht oder er um einen neuen Vertrag spielt. Letzteres scheint nun auch nicht mehr der Fall zu sein, stehen die Zeichen doch ohnehin längst auf Abschied im Sommer. Und doch scheint in diesem neuen Team kein Platz mehr für einen solchen Ego-Shooter zu sein. Ohne Harnik jedenfalls war der Zusammenhalt auf dem Platz am Samstag ein ganz anderer.

So setzte Kramny, mit Ausnahme der Hereinnahme von Kravets für Werner, auf die exakt gleiche Formation, die schon zu Beginn der Rückrunde für Furore sorgte und uns der gröbsten Abstiegsängste entledigte. An einem Lukas Rupp in der Form von Samstag kommt ohnehin keiner vorbei, Martin Harnik schon gleich gar nicht. Rupp ist ein Kampfschwein mit gutem Raumverhalten und hat zudem noch einen feinen Fuß Wenn man ihn so wie am Samstag spielen sieht, ist es fast ein Wunder, dass nicht schon im Sommer größere Vereine bei ihm angeklopft haben. Rupp war es, der maßgeblichen Anteil am Sieg hatte, leitete er doch das 1:0 ein und besorgte das beruhigende und vorentscheidende 2:0 selbst.

Beim 1:0 zog er nach einer schlecht abgewehrten Ecke von der Strafraumgrenze ab, so dass Baumann nur nach vorne abklatschen konnte. Georg Niedermeier reagierte am schnellsten, machte sich lang und bugsierte das Leder aus kurzer Distanz über die Linie. Es war sein zweiter Saisontreffer in seinem zwölften Saisonspiel, dem er ja auch noch den dritten folgen ließ. Seit Kramnys Amtsantritt durfte er bei jedem Bundesligaspiel ran und zeigt mehr und mehr, dass es einer der großen Fehler Zornigers war, so mit ihm umzuspringen. Ob er die unumstrittene Stammkraft auf Dauer bleiben wird, wird die Zukunft zeigen. Gerade in Phasen, in denen es eine Niederlage nach der anderen hagelte und Sunjic und Baumgartl offensichtlich überfordert waren, hätte Zorniger rückblickend betrachtet, über seinen Schatten springen und JEDEM, also auch dem Schorsch, eine Chance geben müssen. Auch wenn er fußballerisch nicht den Vorstellungen Zornigers entsprach, die Mentalität und Identifikation mit dem Verein, die Niedermeier in die Waagschale zu werfen hat, helfen der Mannschaft derzeit schon weiter.

Mit Niedermeier und seinem Pendant Daniel Schwaab hat sich offensichtlich eine Manndecker-Formation gefunden, auf die man im weiteren Saisonverlauf, ohne größere Bauchschmerzen haben zu müssen, setzen kann. Spannend dürfte es werden, wenn Federico Barba zurück ist. Von ihm möchte man sich ja schon auch noch ein Bild machen, bevor die Kaufoption gezogen wird, was wohl als ziemlich sicher gilt. Und, dann wäre da noch Timo Baumgartl, der sich nach einer Blinddarm-OP zurückkämpft und um den es mir Leid tut, dass er inzwischen komplett außen vor ist.
Es wäre wünschenswert, dass der VfB die für den Klassenerhalt noch nötigen zwei oder drei Siege bald einfährt, damit Dutt Planungssicherheit für die erste Liga hat. Dann hätte man die Chance, Spieler, mit denen man nicht verlängert bzw. nicht mehr verlängern kann, herauszunehmen und denjenigen, auf die man auch in Zukunft setzt, vermehrt Einsatzzeiten zu geben.

Dies hielte ich für sinnvoller als auf Teufel komm raus nach Europa zu schielen, und im Sommer dann eine völlig chaotische Saisonvorbereitung zu haben. Die Bundesliga startet wegen Euro und Olympia erst Ende August, der VfB hätte dann aber bereits im Juli Qualifikationsspiele zu bestreiten, zu einem Zeitpunkt, wo einige Euro-Fahrer noch nicht einmal aus ihrem Urlaub zurückgekehrt sind.

In der Haut von Robin Dutt möchte man indes nicht unbedingt stecken, wenn er einigen Akteuren eröffnen muss, dass sie sich einen neuen Verein suchen sollen.

Beim Niedermeier Schorsch bin ich, wie schon öfter ausgeführt, hin- und hergerissen. Er steht sicherlich nicht für die Zukunft, ist momentan jedoch ein wichtiger Baustein der derzeitigen defensiven Stabilität und hat ein gutes Standing in der Mannschaft, was sich auch am Samstag zeigte, indem sich alle für den Schorsch über seine zwei Tore mitfreuten. Robin Dutt ließ sich am Sonntag bei Sport im Dritten, angesprochen auf die Vertragssituation Niedermeiers, erstmals entlocken, dass die beiden Parteien wohl eine gemeinsame Zukunft hätten, so dass anzunehmen ist, dass die Würfel im Grunde schon gefallen sind. Es wäre nach den Entwicklungen der letzten Wochen eine logische Entscheidung und auch ein Entschuldigungsschreiben der besonderen Art für den Umgang mit ihm in der ersten Saisonhälfte. Solang man ihm keine Stammplatzgarantie in den Vertrag schreibt und er es sportlich und als Ansporn nimmt, sollten andere besser und gesetzt sein, kann ich damit gut leben.

Auch Schwaab gab am Samstag mal wieder Rätsel auf. Fußballerisch meist sehr limitiert, mit dem Hang die eigenen Fans zu kritisieren, um dann doch hin und wieder einen tadellosen Auftritt wie am Samstag hinzulegen und gar als Tor-Vorbereiter zu glänzen. Kramny hatte zweifellos ein glückliches Händchen, von Beginn seiner Amtszeit an auf Niedermeier/ Schwaab zu setzen, was für mich den positiven Nebeneffekt hat, dass Schwaab als rechter Verteidiger kein Thema ist. Auch Schwaabs Vertrag läuft aus, nach wie vor mit der Tendenz, dass er nicht verlängert wird und das wird sich hoffentlich auch nicht mehr ins Gegenteil verändern.

Weitere Garanten des enorm starken Auftritts gegen die Kraichgauer waren zum einen Serey Dié und zum anderen Daniel Didavi. Dida, zuletzt in Mönchengladbach noch total abgetaucht und mit einer fatalen Körpersprache, zeigte am Samstag dann eines jener Spiele, die einem beim Gedanken an seinen möglichen Abschied die Tränen in die Augen schießen lassen. Er war Dreh- und Angelpunkt im VfB-Spiel und der Taktgeber, wie man ihn sich wünscht. Beim 2:0 ließ er mit viel Übersicht auf Kravets und dieser dann eher unfreiwillig auf Rupp durch. Einzig die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor ging Didavi ab, was jedoch zu verschmerzen ist, wenn die Kollegen fünf Mal treffen.

Bärenstark einmal mehr auch Filip Kostic, der seine Leistung mit tollem Solo und Tor zum 4:1 krönte. Der Schlusspunkt war dann Timo Werner vorbehalten, der sich einen Tag vor seinem 20. Geburtstag selbst beschenkte. Dieses Tor war sinnbildlich für die Floskel „wenn es läuft, dann läuft’s“. Eigentlich nahm er die Hereingabe von Schwaab unsauber direkt ab, und doch sprang die Kugel vom Innenpfosten ins Tor und nicht heraus und auch nicht in die Arme von Baumann. Werner war kurz davor für Kravets gekommen, der eine durchwachsene Partie hinlegte und vor dem Tor ähnliche Abschlussschwächen offenbarte wie normalerweise Timo Werner.

Da nach dieser geschlossenen Mannschaftsleistung keiner zu kurz kommen darf, sei noch erwähnt, dass sich Insúa gegenüber Gladbach stark verbessert präsentierte und ein super Spiel machte, Großkreutz gewohnt souverän seine Seite beackerte und Gentner, der zur Halbzeit angeschlagen ausgewechselt werden musste, leistungsmäßig auch nicht abfiel.

Von zu Tode betrübt nach himmelhochjauchzend binnen weniger Tage, eine solche Gefühlsexplosion bekommt man wohl nur im Fußball geboten. Seit dem Schlusspfiff am Samstag kann ich mich an der Tabelle kaum satt sehen. Der VfB hat sich in eine komfortable Situation gebracht und dürfte mit zwei weiteren Siegen endgültig gerettet sein. Zwei Siege aus neun Spielen, klingt machbar, ist machbar.

Allerdings sind diese auf dem Papier leichter auswärts als zu Hause zu erringen. Zu Hause geht es zunächst gegen Angstgegner Leverkusen, dann gegen die Bayern, dann gegen Dortmund ehe mit Mainz am vorletzten Spieltag eine lösbarere Aufgabe ansteht, während wir es auswärts ausschließlich mit Teams aus der zweiten Tabellenhälfte zu tun bekommen, die da heißen Ingolstadt, Darmstadt, Augsburg und Bremen bevor es zum Saisonabschluss nach Wolfsburg geht.

Der VfB tut gut daran, das Restprogramm nicht zu unterschätzen und vor allem nach dem Sieg gegen Hoffenheim nicht zu glauben, schon irgendetwas erreicht zu haben. Weiterhin von Spiel zu Spiel denken und jede Aufgabe seriös angehen, dann ist mir vor den nächsten Spielen nicht bange.

Bereits nächsten Samstag, bei unserem ersten Spiel in Ingolstadt überhaupt, muss erneut alles in den Ring geworfen werden, um nicht mit leeren Händen heimzufahren. Die Audi-Städter spielen eine bemerkenswerte Runde und scheinen mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben.
Ihnen wird nachgesagt, den Zorniger-Style in Perfektion zu spielen, besser also, als ihn der VfB auf die Matte bekam. Stets gut eingestellt vom sympathischen Coach Ralph Hasenhüttl jagen die Ingolstädter ihre Gegenspieler mit enormer Laufleistung förmlich über den Platz und sind unangenehm zu bespielen, man erinnere sich nur an den Zittersieg aus der Vorrunde.

Der Hamburger Lewis Holtby warf ihnen kürzlich vor, eine unfaire und ekelhafte Mannschaft zu sein, was sich an den Statistiken aber nicht ablesen lässt. Das sagt man eben dann, wenn man kein Mittel gegen die Spielweise der Ingolstädter gefunden hatte.
Ich bin zuversichtlich, dass Kramny die Jungs gut darauf einstellen wird, was sie im Audi-Sportpark erwartet. Mit Schönspielerei dürfte dort kein Blumentopf zu gewinnen sein, es zählen andere Tugenden. Kampf, Einsatz, Leidenschaft, Wille und der Ehrgeiz, keinem Zweikampf aus dem Weg zu gehen und keinen Ball kampflos abzugeben. Es dürfte uns ein gnadenloser Abnutzungskampf erwarten und je länger das Spiel auf des Messers Schneide steht, dürfte es so richtig unangenehm werden.

Ingolstadt hat die letzten vier Heimspiele nicht verloren und drei davon gewonnen. Daher werden die Oberbayern mit breiter Brust antreten und versuchen ihr Spiel durchzudrücken. Der VfB muss von Anfang an dagegen halten und ein Gegner sein, der den Ingolstädtern kämpferisch in nichts nach steht und am Ende seine größere individuelle Klasse ausgespielt hat.

Da wir nun innerhalb weniger Tage die zwei möglichen Gesichter des VfB erlebt haben, stellt Ingolstadt nun eine echte Reifeprüfung dar. Wie weit sind wir bereits? Berauscht man sich noch am Spiel gegen Hoffenheim oder ist das Spiel abgehakt und der Fokus liegt voll und ganz auf dem nächsten Schritt in Richtung Klassenerhalt?

Eine Prognose darüber wage ich lieber nicht, lag ich doch zuletzt zum Glück weit daneben.

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 7.8/10 (4 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +2 (from 2 votes)
15. Februar 2015

Oh, Du wunderschöner VfB…

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , – Franky @ 15:59

…sangen wir einst und durften Fußballfesten beiwohnen, die sich auch Jahrzehnte später noch ins Gedächtnis eingebrannt haben. Was ist nur aus diesem einst so wunderschönen Verein geworden? Ein Abstiegskandidat, das Team, das den schlechtesten und langweiligsten Fußball der Liga spielt. Stand VfB früher für „Verein für Begeisterung“ praktizieren wir heutzutage Angsthasenfußball zum Abgewöhnen. Der VfB steht auf Platz 18 und damit genau dort, wo er auch hingehört.
Die Luft auf dem Wasen dürfte nach der Niederlage in Sinsheim deutlich dünner werden. Jetzt merkt es wohl der letzte Träumer, dass wir uns (unaufhaltsam?) auf rasanter Talfahrt in Richtung Zweite Liga befinden. Es fällt mir von Woche zu Woche schwerer, mich an einen Strohhalm klammern zu können und auf die noch verbleibenden 13 Spiele im Oberhaus positiv zu blicken. Soll der Bock gegen den wiedererstarkten BVB umgestoßen werden? In Hannover? Im Leben nicht. Mit blutleeren Auftritten ohne jegliche Kreativität, ohne Überraschungsmomente? Was soll denn Hoffnung machen? Wir haben eine Truppe, die mit Sicherheit die schlechteste ist, die je die Farben unseres Vereins tragen durfte. Diese schlechte Truppe muss es aber richten, weil wir nur die eine haben.
Ich habe jegliches Vertrauen in diese Truppe verloren, das Wort „Mannschaft“ meide ich bewusst schon seit einiger Zeit im Zusammenhang mit dieser (Gurken-)Truppe.
Der gestrige Tag begann ja schon symptomatisch. Mit dem RWS ging es im Bus diese paar Kilometer in Richtung Autobahnraststätte Sinsheim. Um 12.30 Uhr war Abfahrt in ES-Berkheim, gegen 13.15 Uhr der Zustieg im Gewerbegebiet Ditzingen-Ost. Es lief ganz gut, bis Sinsheim-Süd, als plötzlich alles stand. Unser Kutscher nahm dann diese Ausfahrt, was ich mit dem Stau in Verbindung brachte und ihm durchaus einen guten Plan B zugetraut hätte. Abgesehen davon, dass wir auch auf dieser Route mehr gestanden als gefahren sind, wunderten wir uns mehr und mehr über Plan B, spätestens dann, als wir linkerhand das Stadion gesehen haben und doch nicht mal endlich diese Richtung eingeschlagen hatten. Der Kutscher aber fuhr unbeeindruckt weiter seinen Stiefel herunter, bis wir schließlich – ja, tatsächlich, im Ort Hoffenheim gestanden sind. Hat diese Koryphäe von Kutscher doch wohl offensichtlich „Hoffenheim“ ins Navi eingegeben. ;-)
Als die Uhr bereits auf 14.40 Uhr stand, stieg natürlich die Unruhe im Bus an. In der Ortsmitte also wieder gewendet, so dass wir wieder auf die Autobahn und auf dieser von der anderen Seite aus kommend ankamen, an der Ausfahrt vorne reingedrängt, so dass wir doch noch kurz nach 15 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Gästeplatz standen. Die meisten im Bus hatten Stehplätze und um diese Zeit sicherlich ihre Probleme, noch einen guten Platz im Block zu finden. Bei mir war es weniger tragisch, da ich einen Sitzplatz, den ich direkt beim Heimverein bestellt habe, hatte. Abgesehen davon, dass man von dort relativ gut in den Gästeblock fotografieren kann, dachte ich, dass es im „Heimbereich“ auch Vollbier geben würde. Weit gefehlt, auch dort nur alkoholfrei, hat der Veranstalter doch sicherlich realisiert, dass auch diese Kurve außer den paar Hansels mit Dauerkarten, weitestgehend in VfB-Hand sein würde. So war das Spiel also noch schwerer zu ertragen.
Unser Neuzugang Serey Dié musste zunächst auf der Bank Platz nehmen, ebenso wie Schwaab und Ibisevic, die für Harnik und Timo Werner weichen mussten. Huub Stevens war also auch gegen die in der Rückrunde noch punktlosen Hoffenheimer nicht dazu bereit, über seinen eigenen Schatten zu springen und mehr als zwei Offensivkräfte aufzubieten.
Mein Verständnis für diesen Angsthasenfußball hält sich dabei in Grenzen. Die Null muss stehen, ist zwar ein Credo, das noch nicht von vornherein verwerflich ist, aber eben nur, wenn man vorne auch trifft und so sicher steht, um auch mal ein 1:0 nach Hause zu schaukeln. Das aber kann der VfB nicht, so dass es mir momentan lieber wäre, im Veh-Stil anzutreten, wo man nach einem 0:3 gegen Leverkusen noch zurückkommen konnte und auch in Frankfurt nach Rückständen jeweils eine passende Antwort geben konnte. Ist die Ausrichtung von vorne herein auf Catenaccio angelegt, fällt es umso schwerer den Schalter umzulegen, wenn es sein muss.
Unter Veh war durchaus Offensivpotential erkennbar, auf dem man aufbauen könnte. So kann und muss es zwar heißen, die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive endlich mal zu finden, jedoch nicht allein auf Kosten der Offensive, sondern um Kapital aus diesen Stärken zu ziehen und die Gegentoranzahl zu reduzieren.
Weshalb hole ich einen Kostic für gut sechs Millionen Euro, der, als Königstransfer eines klammen Vereins, nur auf der Bank oder auf der Tribüne sitzt. Natürlich muss er es lernen, nach hinten mit zu arbeiten, aber, wenn dem „Team“ eingebläut wird und sie es auch annehmen, dass sie für den einen oder anderen Künstler zusätzliche Wege gehen müssen, kann und muss man einen solchen Spielertypen und auch einen Alexandru Maxim auf dem Platz vertragen können.
Das sind doch Spieler, die der Fan und Zuschauer sehen möchte, die durch einen Geistesblitz Torgefahr entfachen können. Wir aber haben pro Halbzeit ein, zwei harmlose Schüsschen zu verzeichnen, wodurch gestern sogar einer unhaltbar für Baumann abgefälscht wurde und wir das erste VfB-Tor im Jahre 2015 bejubeln durften. Unsere Bilanz aus den letzten fünf Spielen lautet also 1:5 Tore, zwei Punkte. Die Gegentore zwar noch aller Ehren wert für einen Abstiegskandidaten, offensiv dafür nicht bundesligareif. Mit einer solchen Spielweise wie zuletzt geht es unweigerlich runter. Wir sind in einer Lage angekommen, in der nur noch Siege helfen.
Es bringt weder etwas in Köln auf Unentschieden zu spielen, noch gestern in Hoffenheim. Das 1:2 in der Nachspielzeit hat mich gestern nicht einmal mehr groß aufgeregt, weil mir schon der eine Punkt zu wenig war und man mit einem Punkt seit Einführung der Dreipunkteregel sowieso nicht von der Stelle kommt. Natürlich kann man mal mit einem Unentschieden leben, aber eben nur dann, wenn man sich nicht vorwerfen muss, nicht alles für einen Sieg getan zu haben.
Ich bin der Meinung, ein Umdenken kann nur durch Niederlagen stattfinden, auch wenn jetzt von Spielern und Offiziellen doch wieder rumgeheult wird, wie bitter der Knockout in der Nachspielzeit gewesen sei. Nein, der VfB bietet Fußball zum Abgewöhnen, langweilig, langsam, harmlos, ideenlos, herzlos und schlecht. Der Gegner passt sich diesem schlechten Spiel an und gewinnt das Spiel trotzdem, zwar nicht mit wehenden Fahnen, aber, er gewinnt und hat damit sein Ziel erreicht, im Gegensatz zum VfB. Stevens muss jetzt einfach das Risiko erhöhen und mehr Kreativpotential bringen.
Wie erfolgversprechend eine Umstellung bspw. auf eine Raute sein könnte, dafür reicht ein Blick nach Bremen. Nur wenn man dem Gegner suggeriert, dass man ein Spiel unbedingt gewinnen will, hat dieser Respekt vor einem. Wenn ich aber wie das Kaninchen vor der Schlange agiere und stets den Rück- dem Steilpass vorziehe, signalisiere ich Demut und Angst und das gegen die Bayern genauso wie gegen Paderborn. Mutmacher fallen mir heute wenige bis keine ein.
Stevens selbst wirkte gestern ja beängstigend ratlos – ich hoffe, dass er aus seiner Ratlosigkeit heraus sich und sein Spielsystem hinterfragt und gegen Dortmund mit dem Mute der Verzweiflung antritt. Eine große Chance liegt für mich in der Gelbsperre von Christian Gentner. Er mag ein Spieler sein, der in einem gut harmonierenden und kombinierenden Team mitspielen kann, er ist aber kein Leader, kein Kapitän und erst recht nicht einer, der sein Herz in die Hand nimmt und die Richtung fürs Team vorgibt. Gegen Dortmund muss die Truppe anders auftreten als in den ganzen letzten Spielen, sonst kann der VfB die Punkte gleich in den Pott schicken und wir können es beim gemütlichen Teil des Abends belassen und müssen nicht für einen erneuten Grottenkick unser Vorglühprogramm unterbrechen. Außer der des Kapitäns würde ich noch andere Positionen überdenken, Romeu hat endgültig das „Niveau“ dieser Truppe erreicht. Beim 2:1 gestern hat er mal wieder viel zu langsam geschaltet, sonst hätte der Fehlpass von Baumgartl vermutlich nicht diese verheerende Folge gehabt. Weshalb Hlousek, der keine vernünftige Flanke in den Strafraum bringt, Woche für Woche auflaufen darf, verstehe, wer will. Ein Leibold von den Amas bekommt keine Chance und flieht im Sommer, schlechter als Hlousek ist er auch nicht. Auch Rausch, den ich einst für einen guten Zugang hielt, ist völlig außen vor und dümpelt bei den Amas herum.
Harnik, absolut formschwach, stets überhastet verstolpert er die wenigen vielversprechenden Aktionen, diese Aufzählung könnte man fast quer durchs Team fortsetzen. Ich hoffe, dass Gruezo bald und Didavi überhaupt noch zurückkommen, waren es doch diese beiden, die auch in der letzten Saison, übrigens ab dem Dortmund-Spiel, für mehr Stabilität im Mittelfeld gesorgt hatten. Auch Ginczek, der gestern wieder bei den Amas getroffen hat, würde ich Ibisevic vorziehen.
Gestern auch wieder war unsere „Offensive“, ob Harnik, Werner oder später auch Ibisevic, hauptsächlich am Fallen und am Lamentieren, anstatt erst dann das Spielen einzustellen, wenn der Schiedsrichter gepfiffen hat. Es ist erbärmlich und beschämend zugleich mit anzusehen, wie erwachsene Männer von einer Windbö von den Beinen geholt werden und dann noch Mienen aufziehen, wie kleine Mädchen, denen man die Barbiepuppe weggenommen hat.
Da wir noch immer von Berufsfußballern sprechen, die in letzter Zeit unerklärliche Aussetzer an den Tag legen, die Basics wie Ball stoppen und Passspiel verlernt zu haben scheinen, frage ich mich, was die Ursachen sind. Spielt die Mannschaft etwa mal wieder gegen den Trainer? Jeder Verstolperer ein kleiner Nadelstich gegen den Trainer? Da ich bei dieser Truppe keinen Charakter sehe, würde mich das jetzt nicht einmal verwundern, alles bereits dagewesen.
Es muss sich Grundlegendes ändern, wenn man die Chance auf den Klassenerhalt weiter wahren möchte. Seit gestern schließe ich dabei auch einen neuerlichen Trainerwechsel nicht mehr aus. Wenn ein Trainer selbst zugibt, mit seinem Latein am Ende zu sein, ist es nicht nur fünf vor sondern bereits nach zwölf. Spätestens hier sollten die Alarmglocken schrillen, spätestens hier könnte der VfB mit einem Novum die Bundesligahistorie bereichern, nämlich indem man zwei Trainerrücktritte innerhalb ein und derselben Saison zu verzeichnen hätte. Das wäre nur ein weiteres Indiz dafür, dass es vorne und hinten nicht passt, was Bobic über vier lange Jahre zusammengestellt hat. Sowohl sportlich als auch menschlich passt es in der Truppe nicht, Stevens hat es bislang auch nicht geschafft, elf Spieler auf den Rasen zu schicken, die einigermaßen miteinander harmonieren und vor allem welche, die als Mannschaft auftreten.
Ich bin der Letzte, der einen weiteren Trainerwechsel fordert und schreibe lediglich, dass er mich nicht wundern würde. Jede weitere Unruhe ist nicht förderlich, allerdings muss der VfB auch jede noch seine kleine Chance ergreifen, der zweiten Liga noch zu entrinnen.
Ich unterstelle einmal, die meisten, die jetzt sagen, nur durch einen Abstieg würde sich grundlegend im Verein etwas ändern, spinnen dieses Szenario nicht weiter. Der VfB ist notorisch klamm, so klamm, dass Kimmich verkauft werden MUSSTE, um überhaupt die laufenden Kosten bis zum Ende dieser Saison gesichert zu haben. Bei einem Abstieg würden uns geschätzt noch einmal circa 20-30 Millionen Euro wegbrechen, was mich zunächst einmal um die Lizenz bangen lässt. Ich hoffe, die Finanzexperten im Verein können dazu Anfang März, wenn die Lizenzen vergeben werden, Entwarnung geben.
Dann sieht es zunächst einmal so aus, dass wohl so ziemlich alle Verträge für die zweite Liga gelten, es mag sein zu verringerten Bezügen, aber, wir haben diesen Kader zunächst einmal weiter an der Backe. Der Verein muss dann natürlich versuchen, diesen Kader auszudünnen und einen nach dem anderen an den Mann bzw. an den Verein zu bringen. Zu allererst werden dann die weg sein, die Geld einbringen (könnten), wie Rüdiger, Maxim, Baumgartl, Werner, Didavi, Gruezo, Vlachodimos und einige vielversprechende Talente mehr. Die Ulreichs, Gentners, Niedermeiers, Hlouseks, Ibisevic‘, Schwaabs usw. werden erst einmal ausloten, ob sie es überhaupt einen Abnehmer für sie gibt, der mehr bezahlt, als der VfB zahlen müsste und dann womöglich noch beteuern, dass sie beim Neuaufbau mithelfen wollen, weil ihr Herz so sehr am VfB hängt. Ich wiederum sähe nur Hoffnung auf eine grundlegende Besserung und vor allem Aufbruchsstimmung, wenn das Verhältnis genau andersherum wäre. Natürlich kann es sein, dass ein Timo Werner und vielleicht auch Timo Baumgartl ihrem Herz gehorchen und besseren Angeboten widerstehen, ob da aber auch der Verein mitspielt und nicht doch (mal wieder) lieber Kasse machen möchte, bliebe abzuwarten.
Es wäre also zu befürchten, dass wir in der zweiten Liga eine eben solche eierlose Gurkentruppe auf dem Platz stehen hätten, wie jetzt schon. Damit würden wir dann auch in der zweiten Liga nicht zwangsläufig eine gute Rolle spielen. Der Grat, nach einem ersten Abstieg eine Fahrstuhlmannschaft zu werden, ist schmal, dauert es im Normalfall doch Jahre, sich schon von einem einzigen Zweitligajahr zu erholen. Schafft man den Aufstieg nicht auf Anhieb, gerät man schon Lichtjahre in Rückstand und läuft Gefahr, noch weiter nach unten durchgereicht zu werden. Spielt man in der 2. Liga nicht um den Aufstieg mit, werden Spiele mit 15.000 Zuschauern und noch weniger zum Alltag werden, so dass man eigentlich schon fast im städtischen Stadion zu Degerloch spielen und sich die hohen Betriebskosten des Neckarstadions sparen könnte.
Spätestens seit gestern muss man sich ernsthaft mit diesen Szenarien beschäftigen, so traurig es auch ist. Es ist diese Untätigkeit der Vereinsführung, vor allem dass man die letzte Saison nicht als letzten Warnschuss verstanden hat, die mir die Zornesröte ins Gesicht treibt. Der Abstieg wäre hausgemacht, jahrelang drauf hingearbeitet und nichts aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.
Was mich gestern selbst erschrocken hat, war, dass ich wohl schon so abgestumpft bin, dass mich diese Lage nicht einmal mehr sonderlich fertig macht. 2011 in Gladbach war das noch ganz anders, da ist man mit Tränen in den Augen in der Halbzeit wildfremden Leuten um den Hals gefallen und hat, „das war’s“ gestammelt. Vier Jahre später, in denen man mehr oder weniger dahingesiecht ist und jetzt eben jemand den Stecker zieht, fühlt sich das dann eher wie eine Erlösung an.
Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass es einmal soweit kommt. Als Fan kann man noch und nöcher „Kämpfen bis zum Schluss“ propagieren, wenn es die Truppe auf dem Platz nicht verinnerlicht und Woche für Woche enttäuscht, muss man die Situation eben irgendwann als gegeben hinnehmen und im Stillen leiden. Ändern können wir ja sowieso nichts mehr dran.
Ich würde sowieso in der 2. Liga bei der Stange und vor allem auch auswärts so aktiv bleiben wie bisher, so wie es die gewöhnungsbedürftigen Anstoßzeiten zulassen. Eines weiß ich aber schon jetzt: sollte der Abstieg Realität geworden sein und der VfB mich im Mai freundlich darum bitten, wie gewohnt Monate vor Saisonbeginn 430 Euro für meine Dauerkarte abzudrücken, können sie mich erst einmal gern haben. Da kann man dann in Ruhe beobachten, was der Verein gedenkt zu ändern, wie die künftige Mannschaft aussehen wird, wer das sportliche Sagen hat und vieles mehr.
Mein Pessimismus ist die eine Sache, meine Liebe zum Verein eine andere. Spieler und Verantwortliche kommen und gehen, der Verein bleibt!

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 8.0/10 (10 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +4 (from 8 votes)
11. Februar 2015

Nur noch 14 Endspiele!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , , – Franky @ 21:11

Nachdem das Buchprojekt endlich Konturen annimmt und sich in der Schlussphase befindet, finde ich endlich mal wieder Zeit, die aktuelle Lage unseres VfB zu kommentieren.
Die Winterpause verlief einigermaßen unspektakulär und doch machte sie mir zunächst einmal Sorgen. Unser Super-Talent Joshua Kimmich, mit Rückkaufoption an RB Leipzig verkauft, erklärte klipp und klar, dass er nicht mehr zum VfB zurückkehren wolle. Wer mochte es ihm verdenken? Er hatte es niemals vor, so früh sein hiesiges und familiäres Umfeld zu verlassen, wurde damals aber von Fredi Bobic und Bruno Labbadia dazu gedrängt, indem sie ihm nicht einmal einen Platz in der zweiten Mannschaft, also in der 3. Liga, zugestehen wollten. Er selbst wäre diesen Umweg gerne gegangen, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Eine Leihe (bzw. Verkauf mit Rückkaufoption), oder besser Abschiebung, zu einem anderen Verein birgt immer das Risiko, dass der Spieler sich woanders wohler fühlt, und innerlich mit seinem Stammverein abschließt. Das war bei Julian Schieber so, das war auch zeitweise bei Daniel Didavi so, der am Ende nur froh war und es auch sein konnte, dass der VfB, als er mit einer schweren Verletzung vom Club zurück kam, ihm beigestanden hat und seinen Vertrag verlängerte, so dass er keine Zukunftsängste haben brauchte.
Bei der U19-Europameisterschaft fiel mir Kimmich sehr positiv auf, so dass ich mich sehr auf ihn freute und natürlich hoffte, dass der VfB auch hingeschaut hat und die Rückkaufoption in Anspruch nimmt.
Spieler, die man so leichtfertig fortschickt, erfahren in einem fremden Umfeld auf einmal Dinge, die es beim VfB schon lang nicht mehr gibt. Wertschätzung des Vereins, Wertschätzung der eigenen Fans und ein leistungsorientiertes Umfeld, wo eben der spielt, der besser ist und sich im Training aufgedrängt hat. Bei uns aber ist die Stammmannschaft seit Jahren ein mehr oder weniger geschlossener Kreis mit ein paar Positionen, die aus unterschiedlichen Gründen unantastbar sind. Sei es eine besondere Lobby, Stammplatzgarantien oder auch schädliche Geschäftsbeziehungen von (Ex-)Manager Bobic mit Spielerberater Schwab (Gentner, Ulreich). Solche Verstrickungen und das daraus resultierende jahrelange Durchschleppen von manchen Spielern sind für mich maßgeblich mitverantwortlich für die Misere, wie wir sie in den letzten Jahren hatten und haben.
Hätten solche Garantien oder „Freundschaftsdienste“ keine Rolle gespielt, stünde möglicherweise heute Leno im Tor und zwei der vielen schon neben und wegen Gentner gescheiterten Nebenmänner, nicht zuletzt wären die Chancen für einen Joshua Kimmich ungleich größer gewesen, es ins Team zu schaffen. An dieser Stelle zitiere ich mal User homer aus dem offiziellen VfB-Forum, wie ich finde, ein sehr guter Ansatz zur Personalie Gentner: „Bekommt Gentner einen reinen Abräumer neben sich gestellt (Kvist), wird nach kurzer Zeit dieser kritisiert, weil er kein Spiel aufbauen kann, obwohl es dann eigentlich Gentners Aufgabe war. Bekommt Gentner einen Spielorganisator, der feine Bälle von hinten heraus spielen kann zur Seite (Oriol, Leitner), hagelt es schon bald Kritik, dass diese keine Zweikämpfe gewinnen. Dabei wäre das dann Gentners Aufgabe. So oder so, Gentner kam immer gut raus aus der Situation…“.
Dies sind nur einige Nachwirkungen der Ära Bobic, die uns vermutlich noch eine ganze Weile beschäftigen werden.
Durch den Verkauf Kimmichs an den FC Bayern, der sogar noch die unendliche Güte besaß, einen Teil der Ablöse Cash auf den Tisch des Hauses zu legen, wurde verhindert, dass ob der notorischen Geldarmut gar ein Leistungsträger im Winter verkauft werden musste, „nur“ um die laufenden Kosten bis Saisonende zu sichern. So kam der VfB zu diesem Geld wie die Jungfrau zum Kinde und hat natürlich auch gleich zugegriffen, um Löcher zu stopfen, wie es schön hieß. Auch wenn viele Kimmich eine Karriere wie Sami Khedira zutrauen und der „Abgang“ höchst schmerzlich ist, blieb dem Verein im Grunde keine andere Wahl. Es bringt ja auch nichts, einen unwilligen Spieler zu holen, außerdem, wenn Bayern ruft, hat man als VfB Stuttgart im Grunde sowieso keine Chance, den Spieler zu halten. Das Tischtuch wurde bei seinem Wechsel nach Leipzig zerschnitten, daher war das Verhältnis jetzt nicht mehr zu kitten, schade!
Dann wurde am Dreikönigstag Robin Dutt als Bobic-Nachfolger vorgestellt. Ich gebe es zu, mein Favorit war er nicht. Nach wie vor halte ich es ihm vor, dass er den elementar wichtigen Posten des Sportdirektors beim DFB beim erstbesten Angebot eines Bundesligisten, hingeschmissen hatte. Das war für mich erstens schlechter Stil und zweitens das Verhalten eines Menschen, der nicht weiß, was er will. Natürlich ist er jetzt beim VfB wieder näher an einer Mannschaft dran, als er das beim DFB war, aber, seine Aufgaben dürften dort auch vor der Unterschrift schon bekannt gewesen sein. Selbstredend brachte sich der VfB selbst in diese Bredouille, mitten in einer Saison, den Sportdirektor wechseln zu müssen, weil unter die Personalie Fredi Bobic nicht wie von vielen erwartet und gefordert schon im Mai 2014 der Schlussstrich gezogen wurde. So brachte man sich wieder einmal selbst unter Zugzwang und musste aus den Resten, die der Markt hergab, die bestmögliche Lösung suchen. Einen Stefan Reuter anzubaggern, der beim FC Augsburg einen tollen Job verrichtet, hielt ich nicht nur für aussichtslos sondern auch für stillos. Ein Manager, der während der Saison alles stehen und liegen lässt, um wegen ein paar Euro fuffzig mehr woanders anzuheuern, wäre wohl alles nur nicht loyal und vertrauenswürdig.
Ich hätte, aus Mangel an wirklich guten Alternativen, damit leben können, wenn Jochen Schneider und Huub Stevens zusammen die Planungen vorangetrieben und den neuen Mann zum 1.7. erst präsentiert hätten. Dann hätte man sich durchaus (jetzt schon) darum bemühen können, jemanden, wie Reuter oder auch Schmadtke, um nur zwei potentielle Kandidaten zu nennen, aus ihrem Vertrag zu bekommen. Wäre man sich einig geworden, hätte der neue Mann ja trotzdem in Entscheidungen, die neue Saison betreffend, eingebunden werden können.
Hätte, wenn und aber, jetzt haben wir Dutt und ich drücke die Daumen, dass es gut wird und wieder aufwärts geht. In Sachen Verzahnung Nachwuchs – Amateure – Profis eilt ihm aus Freiburg ja ein guter Ruf voraus. Ist diese Durchgängigkeit wieder eine Selbstverständlichkeit und schafft er es die Leistungskultur in unserem Verein wieder zum Leben zu erwecken, wäre schon viel gewonnen. Wünschenswert wäre es auch, wenn dieser Sportdirektor seinen Urlaub dann nehmen würde, wenn die Arbeit getan ist und nicht im Juli. Bei zukünftigen Neuverpflichtungen soll ja in Zusammenarbeit mit dem Scouting, Management und Trainerstab eine Einstimmigkeit erzielt und erst dann jemand verpflichtet werden, wenn diese gegeben ist. Es wäre schon ein bahnbrechender Fortschritt, wenn von nun an die Spieler, die an den Neckar gelotst werden, auf ihren Charakter hin, ihr privates Umfeld, ihre (Spiel-)Intelligenz und weitere Kriterien durchleuchtet würden und man keine Spieler mehr ausschließlich nach einem DVD-Studium oder einem Telefonat aus New York City verpflichtet. Bisher hört man von Dutt beim VfB nur Gutes, ich hoffe, es bleibt so und wünsche ihm ein gutes Händchen und viel Erfolg.
Meine Vorbehalte habe ich jetzt bei Seite geschoben, ich wünsche mir einfach, dass Dutt uns wieder in ruhigere Fahrwasser führt und wir alle gemeinsam wieder bessere Zeiten erleben, angefangen natürlich mit dem Nichtabstieg. Vor Ablauf seiner ersten 100 Tage verbietet sich eine Beurteilung sowieso, nach ein, zwei Transferperioden kann man ein erstes Zwischenfazit ziehen.
In diesem Jahr waren wir erstmals im Wintertrainingslager in Lagos. Das Wetter ließ zu wünschen übrig, angeblich hatte es sechs Wochen lang nicht geregnet, bis der VfB dann kam. Wir hatten jeden Tag Regen, mal mehr, mal weniger und böigen Wind, so dass es zwar wärmer als in Deutschland war, nicht aber so warm, wie wir es uns gewünscht hätten. Stevens‘ Training hatte mir sehr gut gefallen, die Jungs haben richtig Gas geben müssen. Stevens, mal locker, mal streng, eine gute Mischung. Chima Onyeike und „Papa“ haben die „Mannschaft“ richtig schwitzen lassen, so dass sie eigentlich konditionell auf der Höhe sein sollten. Es fallen eben die extremen technischen Unzulänglichkeiten, die man auch in den Spielen sieht, auf und, da ich schon verschiedene Mannschaften in verschiedenen Trainingslagern gesehen habe, kann ich auch sagen, dass die Stimmung schon besser war als derzeit in der Truppe, aber, das sieht man ja auch bei den Spielen auf dem Platz. Wenn man dann noch manche Torschusstrainings sah, bei denen die meiste Laufarbeit Zeugwart Micha Meusch, der die Bälle suchen und einsammeln musste, kann es einem schon etwas angst und bange werden. Symptomatisch für dieses Trainingslager bei nicht ganz so optimalen Wetterbedingungen und kaum vorhandenen Testgegnern war dann noch, dass das erste von nur zwei Testspielen (leider auf der Hotelanlage, ohne Tribüne, vor allem ohne Bierstand!) gegen die albanische Spitzenmannschaft K.F Laci ins Visier der albanischen Wettmafia geraten ist und sich somit das 5:0 als wertlos herausstellte. War aber schon auch eine komische Taktik der Albaner, die in der zweiten Halbzeit ihre Viererkette an der Mittellinie postiert hatten. Von der Fanbetreuung war Klenky vor Ort, der uns etwa 25 Fans dann noch im Namen des VfB in die Bar des Mannschaftshotels auf ein paar Kaltgetränke eingeladen hatte. Von den Spielern war der Kapitän angekündigt, gekommen sind dann (bis zum Beginn des Mannschafts-Abendessens) zusätzlich noch Schorsch Niedermeier, Ulle, Flo Klein, Timo Werner und Mart Ristl. War ein kurzes Aufeinandertreffen, aber wirklich nett, auch wenn man schon den Eindruck bei so manchem hatte, dass er froh war, als es endlich vorüber war. Gerade in diesen düsteren Zeiten ist eben auch da nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen sondern man hinterfragt schon das eine oder andere, wenn man schon mal die Gelegenheit dazu hat.
Positiv herausgestochen haben für mich in Lagos eigentlich ausschließlich die Youngsters. Von den überraschend Mitgenommenen Jugend- und Amateurspielern haben mich vor allem Ristl und Sama überzeugt, auch Vlachodimos machte einen starken Eindruck. Er hat etwas Katzenartiges wie einst Gerhard Heinze. Timo Werner besticht für mich durch sein normales Auftreten. Anfangs hatte kaum einer seine Lippen zu einem Guten Morgen auseinandergebracht, nicht so Timo Werner, der uns gleich ein, „hallo, Servus“ entgegenwarf. Auch Meuschi (und den anderen Teambetreuern) gegenüber, dem die meisten ihr Zeug nur hinwerfen, pflegt er einen normalen Umgang, reicht es ihm hin oder legt es noch zusammen und trägt auch jeden Tag als einer der wenigen Spieler einen Kasten Ensinger zurück ins Hotel. Es sind so Kleinigkeiten, die aber auf eine gute Erziehung, ein gutes Elternhaus schließen lassen und einen, der nicht meint, ihm gehöre die Welt und dass er etwas Besseres sei. Ich finde ihn einen klasse Burschen und hoffe inständig, dass er hier bei seinem Traumverein sein Glück findet und seine sportlichen Ziele erreichen kann. Es wäre ein Jammer, ihn verlieren zu müssen, nur, weil der Verein durch jahrelange Misswirtschaft an die Wand gefahren wurde. Natürlich steckt er im Formtief derzeit, ihn muss man aber stützen, weiß man doch, was er drauf hat. Läuft es in der Mannschaft wieder besser, spielen wir sicherer, kann auch er seine Stärken wieder besser ausspielen. Es ist immer schwer für einen Teenager die Bürde des großen Hoffnungsträgers zu tragen, der das Ruder herumreißen soll, verkehrte Welt bei uns, eigentlich sollten diesen Part die erfahrenen Spieler einnehmen…
Robin Dutt indes hat mit Serey Die, dem frischgebackenen Afrikameister, seinen ersten Neuzugang an Land gezogen. Anscheinend hatte er ihn schon zu seiner Freiburger Zeit auf dem Zettel, damals war er unbezahlbar. Da er bei seinem Ex-Club FC Basel in Ungnade gefallen ist, war er jetzt zum Schnäppchenpreis zu haben. Ihm eilt der Ruf des „Enfant terrible“ voraus, der immer „gut“ für eine rote Karte ist. Einige Szenen habe ich auch bereits vom Afrika-Cup gesehen, die das untermauern. Ich hoffe mal, dass er, der ja den europäischen aus Basel gewöhnt sein sollte, sich ein wenig zügelt, nicht dass er gleich wieder fehlt, bevor wir ihn richtig kennenlernen durften. Ein Spielertyp, der uns bisher fehlt, ist er auf jeden Fall, zweikampfstark, ein Kampfschwein und brutal schnell zudem und das trotz seiner schon 30 Jahre auf dem Buckel. Ich freue mich auf ihn und bin gespannt, wer aus unserem Hochgeschwindigkeitsmittelfeld für ihn weichen muss. Hoffentlich reicht es bereits für Hoffenheim, wenn er bereit ist. Wie man es vom VfB aber kennt, wird er sicherlich erst einmal einsam seine Runden an Clubheim drehen, anstatt mit der Mannschaft nach Sinsheim zu fahren. Ein Spielertyp, der uns gefehlt hat, ist er auf jeden Fall. Ob er auf Anhieb eine Führungsrolle einnehmen kann, wird man sehen. Verständigen kann er sich nur auf Französisch, aber, man weiß ja, die Fußballersprache ist international.
Die Rückrunde ist bereits wieder drei Spieltage alt. War es nun ein Fehlstart oder einfach nur dem schweren Startprogramm geschuldet? Einen Punkt mehr als zu Beginn des Jahres 2014 haben wir ja bereits gesammelt. Gegen Gladbach und Bayern rechnete ich jedenfalls schon vorher mit einer Niederlage. Gegen Gladbach fiel sie sogar knapper aus, als ich es befürchtet hatte. Der Beginn war katastrophal, so dass man schnell hätte in Rückstand liegen können, wenn nicht müssen. Danach wurde Gladbach dann schwächer, so dass das Spiel ausgeglichen war und sogar auch der VfB in Führung hätte gehen können. Just dann, als man nicht unbedingt mit der Gladbacher Führung rechnen musste, kam sie. Dämlich dabei, dass sich der VfB auskontern ließ. Irgendwie lernt die Mannschaft nicht aus den Fehlern der Vergangenheit. Dennoch hatte man noch Chancen und in der Nachspielzeit durch Georg Niedermeier DIE Chance schlechthin. Den muss er machen, unglaublich die Kugel aus vier Metern an die Latte zu hämmern. Dennoch war das Spiel ein Spiegelbild der Hinrunde. Unglaubliche Schwächen bei gegnerischen Standards und Konteranfälligkeit auf der einen, Harmlosigkeit im Angriff auf der anderen Seite, weil es eben so gut wie nie gelingt, hinter die gegnerische Abwehrreihe zu kommen. Dies verhindert zum einen das behäbige Spiel aus dem Mittelfeld, das oft beim eigenen anstatt beim gegnerischen Torwart endet oder technische Unzulänglichkeiten wie ungenaue Pässe oder Fehler beim Ballstoppen, die einem Angriff den Schwung nehmen. Das sind die sogenannten Basics, die ein Profi eigentlich drauf haben müsste.
Danach ging es nach Köln, endlich mal wieder, immer wieder ein Highlight die Atmosphäre in diesem Stadion und auch die Stadt. Die letzten sieben Bundesligaspiele in der Domstadt verlor der VfB nicht, zudem ist Köln nach dem VfB zweitschlechteste Heimmannschaft. Wenn nicht jetzt, wann dann, war man geneigt zu sagen, sollte es mit einem kleinen Befreiungsschlag klappen, zumal die nächsten Aufgaben gegen Bayern, in Hoffenheim, gegen Dortmund und in Hannover kaum einfacher werden dürften. Meine Hoffnung darauf bekam schon den ersten Dämpfer, als ich die Mannschaftsaufstellung vernommen hatte. Eine Offensive mit lediglich Sararer und Harnik fand ich von vornherein ein wenig dürftig und zeugte nicht unbedingt davon, dass man das Spiel unbedingt gewinnen wollte. Man hatte zwar durch Harnik und Leitner zwei Chancen, was aber in 90 Minuten insgesamt zu wenig ist. Weitere Offensivkräfte wie Ibisevic und Maxim wechselte Trainer Stevens erst in der 87. Und in der 90. Minute ein, so dass es schon den Anschein erweckte, Stevens wäre tatsächlich bei schwachen Kölnern mit dem 0:0 zufrieden, was ich nicht nachvollziehen konnte. Die Defensive stabiler aufzustellen als es Armin Veh tat, ist zwar ein probates Mittel, wenn diese neue Stabilität jedoch dann Offensivakteure und weitestgehend Offensivaktionen ausschließt, ist das Ganze nicht mit anzuschauen und zudem nicht sehr erfolgversprechend. Für mich war das folgerichtige 0:0 in Köln eindeutig zu wenig.
Dann kamen die Bayern. Auch wenn es nicht das befürchtete Debakel gab, auch für ein 0:2 und eine unerwartet gute Abwehrleistung gibt es keine Punkte. Die Bayern taten nicht mehr als nötig und siegten, so dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Bereits nach dem Hinspiel gab es Pappenheimer, die sich dafür feiern lassen wollten, weil es kein Debakel gab, auch dieses Mal gab es überwiegend lobende Stimmen aus der Mannschaft. Ich lese, man habe Pech gehabt, wenig zugelassen usw. Einen Torschuss, den von Sakai, haben wir in 90 Minuten zustande gebracht, Manuel Neuer musste keinen einzigen Ball halten, so kann man einfach nicht gewinnen. Und wenn man sich dann bei dem 0:1 wie auf dem Bierdeckel ausspielen lässt, Ulle zudem zu weit vor dem Tor steht, liegt man eben zurück und es ist doppelt schwer noch etwas Zählbares zustande zu bringen. Dann noch das 0:2 und die Bayern konnten das Ergebnis kraftschonend verwalten. So waren alle zufrieden, der VfB dass ja die Abwehr so toll stand und die Bayern, weil sie ihren ersten Rückrundensieg mühelos einfahren konnten. Alle? Nein, ich war nicht zufrieden. Natürlich hatte ich nicht ernsthaft dran geglaubt, dass wir den Bayern weh tun könnten, aber, ich bin eben auch Zeitzeuge früherer Schlachten und gebe mich nicht damit zufrieden, als Sparringspartner lediglich ein blaues Auge und keinen K. O.-Schlag versetzt bekommen zu haben. Verloren ist verloren, wir dümpeln weiterhin mit 18 Punkten im Keller vor uns hin, uns fehlen weiterhin noch sechs Siege, um gute Chancen auf den Klassenerhalt zu haben.
Nur, gegen wen sollen die gelingen? Wir haben zwar einige direkte Konkurrenten noch zu Gast im Neckarstadion, ob das jetzt gut ist in Anbetracht von zuletzt sechs (!) Heimspielen ohne eigenes Tor, sei dahingestellt. Spiele, wie das in Köln, wo einem in Anbetracht der unterirdischen Leistung des Gegners die Punkte auf dem Silbertablett serviert werden, müssen ohne Wenn und Aber gewonnen werden, soll das zarte Pflänzchen Hoffnung weiter blühen. Ich versuche es, positiv zu denken und daran zu glauben, dass es Huub ein zweites Mal richten wird. Nur gibt es derzeit sehr wenig, das mir Hoffnung macht. Der VfB ist die Mannschaft in der Liga, die den langweiligsten und langsamsten Fußball praktiziert, für die der Spielaufbau ein Fremdwort ist und die aus ihren einfachen Fehlern einfach nicht zu lernen imstande ist. So wird es sehr, sehr schwer.
Ob es ausgerechnet an der Autobahnraststätte Sinsheim am Samstag die Wende geben wird? Hoppenheim ist zwar noch schlechter in die Rückrunde gestartet als der VfB, hat aber spielerisch weit mehr zu bieten als wir, so dass zu befürchten ist, dass wir einmal mehr der ideale Aufbaugegner für einen am Boden liegenden Gegner sind. In ähnlicher tabellarischer Situation setzte es dort im letzten Jahr ein sang- und klangloses 1:4, damals allerdings noch im Hurra-Stil mit Thomas Schneider an der Linie. Hoffnung macht mir allenfalls, dass das Stadion in weiß-roter Hand sein wird. Wie viele andere auch, habe ich mein Ticket beim Heimverein direkt bestellt. Auch Stand heute gibt’s da noch Tickets, so dass auch jetzt noch VfBler die Chance haben, sich an diesem Kontingent zu bedienen, greift zu! Ob die Mannschaft diese Unterstützung als Auftrag betrachtet oder sich wie in einem Heimspiel wähnt und dann nicht einmal mehr ein Tor zustande bringt, warten wir es ab. Im Grunde kann es nur besser werden!

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 8.9/10 (8 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +2 (from 2 votes)
22. September 2014

Bobic: „Mir macht die Arbeit nach wie vor Spaß“

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , – Franky @ 21:34

Schön, wenn der Herr Sportdirektor seinen Spaß hat. Mir ist er langsam vergangen, so früh wie selten in einer Saison.
Fünftes Pflichtspiel der noch jungen Saison, zum vierten Mal null zu zwei verloren. Spötter erkennen endlich mal wieder Konstanz und Kontinuität beim VfB. Mir macht diese neuerliche Heimpleite einfach nur Angst. In dieser Verfassung sind wir Abstiegskandidat Nummer 1 in der Liga. Holten wir in der letzten Saison wenigstens 32 Punkte, weil wir überwiegend die Schlussviertelstunde verschlafen haben, legen wir jetzt eine ordentliche Anfangsviertelstunde hin und verschlafen die restlichen 75 Minuten. Eine Weiterentwicklung der besonderen Art!
Fredi Bobic dagegen machte dieser Auftritt Mut. Würden wir es immer schaffen, ein solches Spiel hinzulegen, mache er sich keine Sorgen. Die Hoffenheimer in der gestrigen Verfassung waren sicher kein übermächtiger Gegner und trotzdem verstand man es kaum, Torchancen zu kreieren. Gegen den VfB im Spätsommer bzw. Frühherbst 2014 genügt es hinten geordnet zu stehen und mit ein paar Nadelstichen vorne unserer instabilen Truppe den Zahn zu ziehen. Dieses Rezept hat sich in der Liga herumgesprochen, mutierte doch unser Neckarstadion in den letzten Jahren zum Selbstbedienungsladen. Hoffenheim rückte damit sogar von seinem eigentlichen Stil ab und hatte damit Erfolg, so dass sie drei Punkte weitestgehend mühelos einsacken konnten. Da fragt man sich ernsthaft, gegen wen wir überhaupt gewinnen wollen. Am Mittwoch in Dortmund sicherlich nicht!
Zu Beginn sah es zwar noch so aus, als ob die Mannschaft engagierter zu Werke gehen würde und der erste Saisonsieg in greifbarer Nähe wäre. Der VfB begann mutiger als vor Wochenfrist in München oder auch gegen Köln, hatte sogar eine gute Kopfballchance zum 1:0 durch Martin Harnik, die Baumann parierte.
Wie aber so oft war es schnell vorbei mit der Herrlichkeit, da abermals gleich die erste Torannäherung des Gegners zum Rückstand führte. Daniel Schwaab verweigerte bei einem Rudy-Freistoß das Kopfballduell mit Modeste, so dass dieser unbehelligt zum 0:1 einköpfen konnte. Dieser Nackenschlag genügte schon wieder, die ohnehin verunsicherte Mannschaft völlig konfus werden zu lassen.
Nachdem sich die Mannschaft geschüttelt hatte, nahm sie zwar das Zepter wieder in die Hand, ohne allerdings zu glasklaren Chancen zu kommen. Meist handelte es sich doch um Zufallsprodukte, vielleicht fehlt tatsächlich auch etwas das Glück, dass einfach mal ein abgefälschter Ball reingeht und die Mannschaft aufbaut.
Was die Jungs dann in den Pausentee bekamen, darüber kann man nur mutmaßen. Da war sie wieder, die altbekannte Lethargie und Behäbigkeit. Anstatt herauszukommen und auf den Ausgleich zu drängen, wurde das ohnehin nicht hochklassige Spiel zum Langeweiler.
Hoffenheim weigerte sich am Spiel teilzunehmen, der VfB hatte zwar viel Ballbesitz, fand aber einmal mehr die Lücke nicht, um die Kraichgauer ernsthaft zu gefährden. Fredi Bobic gab zwar auch gestern wieder zum Besten „Die Qualität der Mannschaft ist ausreichend“, für welche Liga hat er allerdings nicht dazu gesagt.
Das VfB-Spiel geprägt von Ballverlusten und Fehlpässen, die immer und immer wieder einen Spielneuaufbau von hinten notwendig machen. Da es dann eine gefühlte Ewigkeit dauert, bis der Ball wieder in der Nähe des gegnerischen Strafraums ist, verrinnen die Minuten und irgendwann läuft einem die Zeit davon. Erst nach den Einwechslungen von Maxim und Kostic ab Minute 70 wurden die Angriffe zielgerichteter und erst ab da war wieder so etwas wie ein Wille zu erkennen. Fünf Minuten vor Schluss mussten wir die Hoffnung auf den Ausgleich endgültig begraben, als nach Ballverlust von Alexandru Maxim das 0:2 fiel.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bereits vor dem Spiel keinerlei Hoffnung hatte, dass wir gewinnen könnten. So war dieser Knockout fast eine Erleichterung, weil es dem mutmaßlich aussichtslosen Hoffen ein Ende setzte. Ich konnte bei diesem Spiel nicht einmal die Abneigung gegen dieses Projekt „auskosten“ und, wie die Jahre davor, das Spiel mit der Faust in der Tasche verfolgen. In diesen Tagen ist man doch mehr mit dem VfB beschäftigt und macht sich große Sorgen um den eigenen Verein anstatt sich um Andere zu scheren.
Ich habe Verständnis für Armin Veh, der der Auffassung ist, zu viele Änderungen in der ersten Elf, wären der Sicherheit im Spiel abträglich und würden der Mannschaft nicht gut tun.
Auf der anderen Seite haben wir aber einige Schwachstellen in dieser „ersten Elf“, die diskussionswürdig wären. Nachdem der Spielplan veröffentlicht wurde, hatte ich schon die Befürchtung, dass wir nach den ersten fünf Spielen ganz ohne Punkt da stehen könnten. Die Auswärtsspiele in Gladbach, München und Dortmund haben es in sich, dazu noch der Heim-Angstgegner Köln und eben jenes Hoffenheim, das sich vor allem in der Defensive gut verstärkt hat. Gegen dieses Hoffenheim jedoch, stark ersatzgeschwächt, hätte man nicht verlieren müssen.
Danach, so „mein Plan“, müsste man jedoch mit dem punkten anfangen. Sprich, jetzt in Dortmund rechne ich mir realistisch nichts aus, am Samstag dann aber, gegen Hannover 96, sollte tunlichst der erste Dreier eingefahren werden. Mittlerweile bin ich skeptisch, ob der Bock „so schnell“ umgestoßen werden kann. Nach nunmehr fast zwei Monaten Vorbereitungszeit und fünf Pflichtspielen ist noch nicht zu erkennen, welchen Fußball der VfB eigentlich zu spielen gedenkt.
Es sieht auf dem Platz planlos aus, die Raumaufteilung passt nicht, der ballführende steht oft auf verlorenem Posten. Bei eigenem Ballbesitz ist der eigene Mann meist von drei Gegnern umringt und keiner eilt zu Hilfe. Es sind fußballerische Grundtugenden, die dieser Mannschaft fehlen, von Kreativität und der Lust ein geiles Spiel hinzulegen ganz zu schweigen.
Für mich wäre es an der Zeit einige personelle Wechsel in der Startelf umzusetzen. Leute wie Sakai und Schwaab sind mittlerweile Woche für Woche Schwachstellen, der Kapitän Christian Gentner versteht es wie kein zweiter sich während dem Spiel zu verstecken. Zumindest auf diesen Positionen würde ich an Armin Vehs Stelle neue Leute bringen.
Wenn gewisse Wechsel auch unter Armin Veh ausbleiben sollten, schenke ich der kolportierten „Verschwörungstheorie“ mehr und mehr Glauben, nämlich dass die Mannschaft unter anderem auch durch die Direktive „von oben“ oder vertraglichen Zusagen aufgestellt wird.
So lang Fredi Bobic das Sagen hat, liegt der Verdacht nah, dass er durch freundschaftliche und geschäftliche Bande mit Jürgen Schwab, dem Berater von Gentner und Ulreich, dem Trainer immer anraten dürfte, diese beiden aufzustellen. Wir haben ja einige Beispiele von Spielern, die bei uns massiv an Marktwert eingebüßt haben, bei diesen beiden soll das sicherlich nicht so sein. Wenn es nach der Leistung ginge, bekäme nämlich auch mal ein Konkurrent die Chance zu spielen.
Auch bei Ibisevic, der krankheitsbedingt passen musste (oder wurde er womöglich mit dieser Begründung aus der Schusslinie genommen?) liegt der Verdacht einer vertraglich zugesicherten Stammplatzgarantie nahe. Aus sportlicher Sicht hätte er sich längst eine Pause „verdient“. So vermute ich, werden in unserer Mannschaft aus politischen Gründen mehrere Positionen, und das schon seit Jahren, sprichwörtlich blockiert.
Als am Samstag die Aufstellung fürs Hoffenheim-Spiel verkündet wurde, war ich sehr enttäuscht und sagte gleich, „das kann nichts werden“. Gentner ist derzeit eigentlich nicht mehr vermittelbar. Als Kapitän nicht, nicht einmal als einer von vielen in dieser ohnehin schon schwachen Mannschaft.
Er läuft zwar viel, jedoch meist in seinen eigenen Räumen, da wo der Ball mit Sicherheit nicht hinkommt. Leaderqualitäten zeigt er überhaupt keine, wie auch, er ist einfach kein Leader und damit auch kein Kapitän. So taumelt die Mannschaft führungslos durch die Spiele, jeder, auch die Youngster, ist auf sich selbst gestellt, auch ein Grund, weshalb sie im Spiel durch ein einziges unerwartetes Ereignis aus der Bahn geworfen werden.
Antonio Rüdiger dagegen scheint seine Stippvisite bei der Nationalmannschaft, für mich etwas überraschend, sehr gut getan zu haben. Wie schon in München war er auch gegen Hoffenheim einer der Wenigen, bei denen die Körpersprache signalisierte, dass er gewillt ist, an der Wende zu arbeiten. Ihn sah ich insgesamt sicherer und auch nicht so hektisch wie vor der Länderspielpause. Ihm gelang zwar auch nicht alles, dennoch hob er sich für mich von den meisten seiner Mannschaftskameraden ab.
Fast schon paradox in diesen Tagen ist die Kluft zwischen der Mannschaft auf der einen und den Fans auf der anderen Seite. Dass Leute wie Strunz und Babbel, die mit Schimpf und Schande davongejagt wurden, das „schwierige Stuttgarter Umfeld und das erfolgsverwöhnte Stuttgarter Publikum“ mitverantwortlich für die Misere und die Unsicherheit der Mannschaft machen, ist man ja gewöhnt.
Dass aber Spieler wie Daniel Schwaab, der außer dem Assist zum Rückstand nichts erwähnenswertes zustande brachte, nach seiner Publikumsschelte gegen Köln am Samstag fast als Rädelsführer anzusehen war, der seinen Teamkollegen deutete, NICHT in die Kurve zu gehen, ist neu. Sven Ulreich leistete sich Ähnliches, auch andere Spieler suchen in den Fans Mitschuldige für die schwachen Darbietungen auf dem Rasen. Fredi Bobic bläst natürlich ins selbe Horn und der Präsident Wahler ist mal wieder weder zu sehen noch zu hören. Der VfB ist damit das einzige mir bekannte Unternehmen, bei dem all seine Angestellten ungestraft die zahlende Kundschaft beschimpfen dürfen. Verkehrte Welt eigentlich, zumal sich das Team über mangelnde Unterstützung wahrlich nicht beklagen braucht. Ein jeder, auch die externen Kritiker, sollte doch mal ins Stadion kommen, welchen „Fußball“ wir in den letzten Jahren über uns ergehen lassen müssen. Spiele, deren Tempo an Altherrenfußball erinnern, mit höchstens ein, zwei nennenswerten Torabschlüssen pro Halbzeit, und die als Massenware. Dennoch sind die Treuesten der Treuen immer da, ob daheim oder auswärts. Die Mannschaft wird angefeuert und angepeitscht, Pfiffe hagelt es in den meisten Fällen erst nach Spielende. Natürlich kommt es vor, dass bei einzelnen Spielern die Geduld verloren gegangen ist und schon die Erwähnung ihrer Namen im Stadion zu einem Pfeifkonzert führt. Das könnte aber auch daran liegen, dass jegliches Verständnis fehlt, wenn einzelne Akteure Woche für Woche ihre Unfähigkeit unter Beweis stellen dürfen. Woran das liegen könnte, habe ich weiter oben beschrieben…
Der Verein täte gut daran sich wieder Vertrauen bei seinem Anhang zu erarbeiten. Der offene Brief vom Commando Cannstatt 97 hat es auf den Punkt gebracht. Wir haben die Schnauze voll von Durchhalteparolen, vom „für dumm verkaufen“ der Anhängerschaft. Die Aufarbeitung der Vorsaison ist ausgeblieben. Es geht gerade so weiter, außer, dass wir in Traore noch einen Qualitätsspieler verloren haben, auf dem Papier also haben wir uns sogar verschlechtert, auch wenn Romeu und Kostic schon gute Ansätze gezeigt haben und ich mir auch von Ginczek einiges verspreche.
Das Vertrauen in die handelnden Personen beim VfB schwindet auch bei mir mehr und mehr. Wie schon öfter ausgeführt, hätte Fredi Bobic nach der missratenen letzten Saison abgelöst werden müssen. Mit seiner Aussage „an diesem Kader lasse ich mich messen“ gab er doch die perfekte Vorlage, die von Aufsichtsrat und Präsident Wahler nur nicht aufgenommen wurde. Stattdessen wird Bobic zum „absolut der Mann unseres Vertrauens“ hochgelobt, was mir nicht unbedingt große Hoffnung auf Besserung macht.
Wie immer wieder zu hören und zu lesen ist, soll es um die Finanzen hochkritisch bestellt sein. Umso mehr versteht man daher die Personalpolitik seit Bobic Amtsantritt nicht. Durchschnittsspieler mit fürstlichen Gehältern werden jahrelang mitgeschleppt, versperren einst vielversprechenden hinzugekauften Spielern den Weg in die Startelf, diese wiederum verlieren nach und nach Form und Lust, um am Ende ablösefrei gehen dürfen, nur, dass man sie von der Gehaltsliste hat. Solche „Fälle“ hatten wir in den letzten Jahren zur Genüge, rechnete man diese hoch käme man sicherlich auf einen zweistelligen Millionenbetrag, der in den Sand gesetzt wurde. Durchleuchtet man doch noch, weshalb Spieler wie Marica, Kuzmanovic und Traore, für die man zum richtigen Zeitpunkt hohe (bzw. überhaupt) Transfererlöse hätte erlösen können, den VfB ablösefrei verließen, ließe sich die Rechnung fortsetzen. Durch die Entscheidung Gazi anstatt Porsche zum Hauptsponsor zu machen, die dem daimlerfreundlichen Aufsichtsrat angelastet wird, wurden nicht nur durch geringere Sponsoring-Einnahmen Millionen verschenkt, auch dem Merchandising-Umsatz war Gazi auf der Brust nicht gerade förderlich. Dies sind nur ein paar Beispiele, wie man mit mehr Sachverstand und weniger Eigeninteresse ein paar Millionen hätte einnehmen können, die uns heute fehlen.
Anstatt im Mai den Cut gemacht zu haben und Fredi Bobic‘ wohl angebotenen Rücktritt als Manager bzw. Sportvorstand zu akzeptieren, spricht man ihm auf der einen Seite das volle Vertrauen aus, möchte ihm aber gleich noch ein Expertengremium zur Seite stellen, das ihn beaufsichtigen soll. Dazu reagiert er oft bockig auf Kritiker und verscherzt es sich mit ihnen, also, was tun, schaffen wir eben den Posten des Kommunikationsdirektors. Einfacher (und billiger) wäre es an der Stelle, die Wurzel des Übels zu entfernen, anstatt den ohnehin schon teuren Verwaltungsapparat noch weiter aufzublähen.
Ob ein Rauswurf Bobic‘ zum jetzigen Zeitpunkt mehr als einen neuen Impuls bringen würde, weiß ich nicht. Diese Gelegenheit wurde verpasst. Der Transfermarkt ist geschlossen, Geld für Verstärkungen wäre wohl sowieso nicht da! Dass sich Bobic jetzt aber schon wieder gemüßigt sieht, betonen zu müssen, der Trainer stehe nicht zur Disposition, beunruhigt mich, ist eine solche Aussage doch oftmals der Anfang vom Ende. Diese Mannschaft scheint mittlerweile untrainierbar zu sein, Veh kann wohl am wenigsten für die Misere. Ihm traue ich es zu, den Karren wieder flott zu bekommen, auch wenn ich hoffe, dass die Zeit nicht gegen ihn arbeitet. Eher hätte ich Angst, dass er von sich aus hinschmeißt, vielleicht, weil man ihn mit falschen Versprechungen gelockt hat, dann stünden wir wohl endgültig vor dem Scherbenhaufen.
Alles muss ich ja nicht verstehen, was sich derzeit in den Räumen der Geschäftsstelle meines Herzensvereins abspielt, mein Problem derzeit ist, dass ich so gut wie nichts davon nachvollziehen kann. Ich möchte dem Verein zwar nicht absprechen, dass einige langfristige Projekte auf den Weg gebracht sind, deren Früchte wir in einigen Jahren ernten werden. Trotzdem wandelt der VfB auf einem schmalen Grat, wenn er meint, die Fangemeinde Jahr für Jahr aufs Neue nicht nur vertrösten, nein, auch verarschen zu können. Wo ist die Aufarbeitung? Wo sind die Kracher? Was ist mit dem „ein Weiter so wird es nicht geben“? Man hat das Gefühl, es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Wie, wenn da unten auf dem Wasen einer säße, der austesten will, was man dem VfB-Fan noch so zumuten könnte. Meine Schmerzgrenze ist längst überschritten. Auch ich bin nicht mehr gewillt, eine weitere #Zusammenhalten-Saison mitzumachen, das war ein einmaliger, zugegebenermaßen intelligenter, Marketing-Gag, der es schaffte, Dampf aus dem Kessel zu nehmen, schließlich hätte schon letzte Saison nicht viel gefehlt, und die Lage wäre eskaliert. Umso fahrlässiger auch in der neuen Saison gerade so weiterzumachen.
Jetzt sind die Spieler, jetzt ist der Verein in der Pflicht zu liefern, sonst kehren dem Verein noch mehr Leute den Rücken. Welchen Imageverlust der VfB in den letzten Jahren erlitten hat, merkt doch jeder VfBler schon in seinem Freundes- und Bekanntenkreis. Wer, der nichts mit dem VfB am Hut hat, hat heute noch Verständnis dafür, dass man immer noch und der unterirdischen Darbietungen zum Trotz, bei jedem Spiel zugegen ist. Mittlerweile kann man fast überall im Ländle zahlreichere Fanartikel von Bayern, Dortmund und Schalke erwerben also vom VfB. Viele Schulkinder stehen lieber auf der Sonnenseite und wenden sich erfolgreicheren Vereinen zu, wenn sie nicht gerade aus einem dunkelroten Elternhaus kommen. Diese Beispiele ließen sich fortsetzen. Der VfB steht nur noch für schlechten Fußball, Misserfolg, Kundenunzufriedenheit und Chaos. Wenn die Vereinsoberen sich da noch auf die Schultern klopfen, welch tolle Arbeit sie machen, leiden sie unter totalem Realitätsverlust. Hier muss schleunigst die Kehrtwende eingeleitet werden und seit 2007 verlorenes Terrain zurückgewonnen werden.

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 8.9/10 (10 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +8 (from 8 votes)