1. März 2017

Siegesserie ausgebaut!

Nach dem am Ende schmeichelhaften Sieg beim 1. FC Heidenheim hieß es letzten Sonntag die Serie zu Hause gegen den 1. FC Kaiserslautern auszubauen.

Die Pfälzer kamen mit dem neuen Trainer Norbert Meier ebenfalls gut aus der Winterpause und reisten daher mit neuem Selbstbewusstsein an. Das Aufeinandertreffen der „Serientäter“ und die von Teilen der Fanlager gelebte Fanfreundschaft mobilisierte die Massen. Gut 52.000 Zuschauer, darunter etwa 6.000 Pfälzer ließen Bundesligaflair durchs Neckarstadion ziehen und verliehen dem Spiel bei frühlingshaften Temperaturen einen hervorragenden äußeren Rahmen.

Beim VfB stand Neuzugang Ofori erstmals im Kader. In der Startformation ersetzte der Siegtorschütze von Heidenheim, Josip Brekalo, zunächst Julian Green, während der Ex-Lauterer Jean Zimmer anstelle des verletzten Kevin Großkreutz hinten rechts verteidigte. Für meine Begriffe machte Zimmer, der beim VfB einen schweren Stand und viel Konkurrenz hat, ein ordentliches Spiel, vor allem offensiv jedoch noch mit Luft nach oben. Bei ihm bin ich guter Hoffnung, dass er sein Potential bei uns bisher bei weitem noch nicht ausgeschöpft hat und zu einer Verstärkung werden könnte, wenn er mehr Spielpraxis bekommt. Viele stempeln ihn zwar bereits als Fehleinkauf ab, für mich verfrüht!

Das Spiel war eine zähe Angelegenheit, weil die Lauterer dicht gestaffelt standen und der VfB in der ersten Hälfte keinerlei Lösungen fand, den Pfälzer Abwehrriegel zu durchbrechen. Der VfB spielte durchaus engagiert. Als Zuschauer musste man sich eigentlich nie Sorgen machen, dass in diesem Spiel etwas anbrennen könnte, weil der VfB eindeutig Herr im eigenen Haus war, nur Torchancen blieben in der ersten Hälfte absolute Mangelware.

Dabei plätscherte die Partie eigentlich nicht einmal vor sich hin, weil das Bemühen erkennbar war, sich den Gegner langsam zurechtstellen zu wollen. Das Spiel gegen die beste Abwehr der 2. Liga war nun mal kein Selbstläufer, der VfB musste einiges investieren.

Unter Hannes Wolf scheinen die trostlosen Begegnungen, die man in den Vorjahren, vor allem zu Hause, oft hat über sich ergehen lassen, der Vergangenheit anzugehören. Wolf, unsere guten Individualisten und die Möglichkeit von der Bank Qualität nachlegen zu können, geben mir derzeit die Zuversicht, dass stets etwas passieren kann.

Wie schon in Heidenheim kamen die Brustringträger hungrig aus der Halbzeitpause und hatten durch Baumgartl und Gentner gleich die ersten Torannäherungen zu verzeichnen. Auch an den Frühstarts, die der VfB regelmäßig in beiden Halbzeiten hinlegt, lässt sich ablesen, dass die Jungs in der Kabine gut eingestellt wurden und die ihnen mit auf den Weg gegebenen Vorgaben noch frisch im Gedächtnis haften.

Der VfB erspielte sich nun ein Übergewicht, kam dem erlösenden Treffer peu à peu näher und erzwang die Führung schließlich auch. Simon Terodde bewies dabei einmal mehr seinen Torriecher, als er eine Insúa-Flanke zur Führung verlängerte. Dieses Tor war bereits sein 15. in dieser Saison, womit er die alleinige Führung in der Torjägerliste übernahm. Dass er dieses bereits mit gebrochenem Nasenbein erzielte, bekam man auf der Tribüne nicht mit, unterstreicht aber die Nehmerqualitäten, die in „Torodde“ schlummern.

Kurze Zeit später hatte er dann seine Schuldigkeit getan und wurde gegen Daniel Ginczek ausgewechselt. Wohl dem, der so nachlegen kann wie der VfB. Ginczek hatte das 2:0 noch auf dem Fuß, vergab aber letztlich kläglich. Dennoch ist es nur eine Frage der Zeit, bis bei ihm der Knoten platzt und er wieder ganz der Alte ist. Immerhin sicherte er sich kurz vor Spielende noch einen Scorerpunkt, indem er den ebenfalls eingewechselten Özcan glänzend in Szene setzte und dieser schließlich mit seinem 2. Saisontreffer für die Entscheidung sorgte.

Somit stand unterm Strich ein abgeklärt errungener Sieg gegen stark verteidigende Lauterer und die Erkenntnis, dass der VfB auch eine eher zähe Partie grundsolide und konzentriert für sich entscheiden kann. Mir fällt derzeit sehr wenig ein, was gegen den Aufsteiger VfB sprechen sollte. Fünf Punkte Vorsprung auf Hannover 96, das zu Hause gegen Arminia Bielefeld nicht über ein Unentschieden hinauskam und sechs Punkte Vorsprung auf den Dritten Union Berlin sprechen schon jetzt eine deutliche Sprache.

Unser kommender Gegner Eintracht Braunschweig, in der Vorrunde stets auf einem direkten Aufstiegsplatz platziert, fand nach zuletzt fünf Spielen ohne Sieg durch den Auswärtssieg in Sandhausen wieder in die Spur und darf im Aufstiegsrennen weiterhin nicht außer Acht gelassen werden. Rechtzeitig vor dem Gipfeltreffen mit dem VfB tankte das Team des langjährigen Trainers Thorsten Lieberknecht neues Selbstvertrauen und dürfte am kommenden Montag eine harte Nuss werden.

Braunschweig hat lediglich eine (kürzlich gegen den FC St. Pauli) Heimniederlage zu beklagen, aber bereits acht Heimsiege vorzuweisen. Im Hinspiel (unter Olaf Janßen) war es eine relativ klare Angelegenheit für den VfB, zu Hause aber, mit ihrem enthusiastischen Publikum im Rücken, dürfte es für den VfB ungleich schwerer werden.

Doch, der VfB ist seit dem Trainingslager in Lagos mit dem aus der Vorrunde überhaupt nicht mehr zu vergleichen. Fünf Siege in fünf Rückrundenspielen sprechen Bände. Das Team wirkt stabiler und hat vor allem in puncto Zusammenhalt und Teamgeist zugelegt. Spieler wie Anto Grgic, die in der Vorrunde noch überhaupt keine Rolle gespielt haben, sind nicht mehr wegzudenken und der Konkurrenzkampf ist größer denn je.
In Braunschweig erwartet den VfB eine echte Reifeprüfung, denn, Spitzenmannschaften waren noch nicht unter den Rückrundengegnern. Mit einem Auswärtssieg könnte ein wahrer Big Point gelandet werden, der nicht nur drei Punkte sondern auch Rückenwind für die nächsten Aufgaben einbringen sollte. Gut sind die Erinnerungen an das Bundesligaspiel 2013 im Stadion an der Hamburger Straße, das der VfB, mit Thomas Schneider auf der Bank, mit 0:4 für sich entschied.

Weniger gut dagegen sind die Erinnerungen an die damalige Busfahrt, als wir bereits auf der Hinfahrt Probleme mit dem Bus hatten und dieser vor dem Stadion notdürftig „behandelt“ wurde, um dann völlig den Geist aufzugeben und uns zu einem mehrstündigen Stopp auf dem Rasthof Kassel zu zwingen. Das Spiel fand sonntags, 17.30 Uhr, statt, zu Hause war ich gegen 6 Uhr morgens und durfte da schon fast wieder ins Geschäft aufbrechen. Daher ist es geradezu ein Segen, dass das nächste Spiel in Braunschweig am Montagabend ist und man den Dienstag sowieso gleich mit freinehmen musste. *Ironieaus*

Eine wahre Freude ist es derweil, Hannes Wolf zu beobachten. Pressekonferenzen mit ihm sind schon allein ein Erlebnis. Man nimmt ihm dabei sogar ab, dass er das Team, das zwei Tage später auf dem Platz beginnen soll, wirklich noch nicht komplett im Kopf hat.

Er achtet bei seinen Spielern auf jedes Detail und beobachtet die Jungs bis zum Abschlusstraining, am Vortag des Spiels, ehe er elf Spielern sein Vertrauen schenkt. Wolf wägt dabei genau ab, wen er aus der Stammelf herausnehmen kann und wer sich dessen Platz auch wirklich verdient hat. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen solch ergebnisoffenen und gerechten Konkurrenzkampf beim VfB erlebt zu haben.

Wenn sogar ein Thomas Tuchel Hannes Wolf adelt, indem er ihm bescheinigt, noch nie einen Trainer erlebt zu haben, der sich derart in die Gefühlswelt seiner Spieler hineinversetzen kann wie Hannes Wolf, drückt dies viel über die menschlichen Qualitäten aus und sollte uns Hoffnung geben, dass die Mannschaft Wolf auch weiterhin folgen wird.

Derzeit sehe ich uns auf den meisten Ebenen personell gut aufgestellt und die richtigen Leute am richtigen Platz wirken. Die Personalrochaden bei den Amateuren und den Junioren tragen erste Früchte, die Profis sind im Soll und Jan Schindelmeiser und Hannes Wolf ordnen die Situation nach wie vor sachlich ein und werden genau ein Auge darauf haben, ob jemand meint, nachlassen zu können.

Schindelmeiser habe ich oft genug für seine Transfers gelobt und dafür, dass diese Transfers unter Verschluss bleiben, bis sie in trockenen Tüchern sind. Zudem krempelt er den Verein im Hintergrund weiter um und versucht die Kollateralschäden, die Bobic und Dutt verursacht haben, Stück für Stück zu kitten und den Verein zukunftsfähig aufzustellen.

Auch Wolfgang Dietrich macht auf mich bisher, wider meine eigenen Befürchtungen, einen sehr guten Eindruck.

Jüngst, am Rande des Spiels unserer Amateure gegen Nöttingen, hatte ich die Gelegenheit mit ihm zu sprechen und umriss dabei Themen wie seinen Social-Media-Auftritt, sein Treffen mit Ottmar Hitzfeld und den Aufstiegshelden von 1977, das Einbinden Altgedienter in den Verein (wurden laut seiner Aussage jahrelang sträflich vernachlässigt), wie der Wechsel von Brekalo zustande kam und einiges mehr.

Insgesamt war das ein sehr offenes Gespräch, in dem er einen ehrlichen Eindruck erweckte und man ihm anmerken konnte, mit welcher Freude und welchem Engagement er bei der Sache ist.

Viele VfB-Fans und -Mitglieder lehnen ihnen von vornherein ab, weil er als absoluter Befürworter der Ausgliederung der Profiabteilung gilt. Meiner Meinung nach sollte man aber seine Präsidentschaft und die mögliche Ausgliederung getrennt betrachten. Dietrich hat immer betont, dass dieses Thema in diesem Jahr entschieden und vom Tisch sein muss. Dabei wird er, wie seine Vorstandskollegen auch, für die Ausgliederung werben, das Ergebnis der Abstimmung dann aber akzeptieren und dieses Thema bis auf Weiteres von der Tagesordnung nehmen.

Schon bei der Gesprächsrunde mit ihm in Lagos hat er beklagt, wie das Thema den Verein jahrelang lähmte und durch die Blume zugegeben, dass die dadurch gebundenen Kapazitäten an anderer Stelle gefehlt haben und dort Stillstand herrschte. Deshalb habe ich Verständnis dafür, dass der VfB eine schnelle Entscheidung anstrebt, so oder so!

Friede, Freude, Eierkuchen rund um den VfB also, sollte man meinen. Als Blogger fehlen da einem schon fast die Themen, wenn man, wie das ganze Jahr schon, nur noch mit dem Dauergrinsen unterwegs ist. Selbst die Edel-Tribünenhocker Maxim und Klein sind kein Thema mehr, ja, es wäre so schön ruhig, wäre da nicht Kevin Großkreutz.

Dieser war in der Nacht zum Dienstag gegen 2.15 Uhr in der Stuttgarter Innenstadt in eine Schlägerei verwickelt und wurde ins Krankenhaus eingeliefert, das er am heutigen Mittwoch wieder verlassen konnte.

Als von SWR Sport gestern um die Mittagszeit auf Facebook die Meldung „Kevin Großkreutz musste gestern Abend nach einer körperlichen Auseinandersetzung ins Krankenhaus. Genaueres ist noch unklar.“ gepostet wurde, war meine erste Reaktion, die ich dort auch auf der Seite hinterließ, „Drecks Medien“.

Gerade jener Sender, der sich bei Sport im Dritten in seiner Rubrik „Klartext“ zum Moralwächter des Sports aufschwingt, gibt eine solche Meldung ohne jegliches Hintergrundwissen heraus, und legt dabei offensichtlich mehr Wert auf Exklusivität, als dass man sich auf die journalistische Sorgfaltspflicht besinnen und weiter recherchieren würde.

Kevin Großkreutz ist nun mal kein x-beliebiger Profi sondern polarisiert wie kaum ein anderer. Nachdem Onlineredaktion für Onlineredaktion in Geiermanier nachzog und diese Meldung, natürlich noch immer ohne weitere Fakten, im Netz seine Kreise zog, ließ der Shitstorm nicht lange auf sich warten.

Einer Redaktion, wie der des SWR, hätte es gut zu Gesicht gestanden, Fingerspitzengefühl an den Tag zu legen, Großkreutz (und seine Familie) zunächst einmal zu schützen. Von einem öffentlich-rechtlichen Sender erwarte ich hier einfach, auch mehr als sieben Jahre nach dem Suizid von Robert Enke, einen verantwortungsvolleren Umgang mit Informationen, die ihnen auf mysteriösem Wege (wohl aus dem Krankenhaus) zugespielt wurden.

Es scheint gerade so, als dass es den Stuttgarter Medien und dem SWR rund um die Mercedesstraße zu ruhig ist und sie Unruhe schüren wollen, um dies schleunigst zu ändern.

Auch wenn es noch so gut läuft, überall wird das Haar in der Suppe gesucht und medial breit ausgetreten. Dagegen sollten sich Medienvertreter, denen die Türen im VfB-Clubzentrum meist weit offen stehen und denen der VfB wirklich am Herzen liegt, als Partner des Vereins sehen und sich bei derart brisantem Sachverhalt mit dem Verein abstimmen. Tut man das nicht, liegt die Vermutung nah, dass man dem VfB Schaden zufügen und der Ruhe um den Verein ein schnelles Ende setzen möchte.

Bis keine endgültigen Erkenntnisse vorliegen und man nicht sicher weiß, was sich wirklich zugetragen hat, halte ich mich mit einer Wertung der Geschehnisse vollkommen zurück und wünsche Kevin Großkreutz einfach nur eine schnelle und vollständige Genesung.

Inwieweit der Verein den Vorfall bewerten und womöglich sanktionieren wird, steht noch aus. Eine Rolle spielt dabei sicherlich, ob die Sprunggelenksverletzung, die Großkreutz gegen Lautern zum zuschauen zwang, bereits auskuriert war oder ob es für einen besseren Heilungsverlauf nicht besser gewesen wäre, zu Hause die Füße hochzulegen.

Mit der Ruhe dürfte es also vorerst vorbei sein, ich befürchte, dieses Thema wird uns noch länger beschäftigen. Bleibt nur zu hoffen, dass es das Team ums Team schafft, diese Angelegenheit so weit wie möglich von der Mannschaft fernzuhalten und eine normale Vorbereitung auf das Braunschweig-Spiel hinlegen kann.

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19. Dezember 2015

Der VfB, ein hoffnungsloser Fall!

Nach dem Spiel beim 1. FSV Mainz 05 übernahm der VfB zum 13. Mal im Kalenderjahr 2015 die rote Laterne, so oft wie noch nie zuvor in seiner Vereinsgeschichte. Wir stellen die schlechteste Abwehr der Liga und weisen die schlechteste Tordifferenz aller Bundesligisten auf. Wurden wir zu Saisonbeginn noch für unsere Spielweise, die bedauerlicherweise zu wenig Punkte brachte, gelobt, kehrt der VfB unter Interimstrainer Jürgen Kramny zu einem Fußball zum Abgewöhnen zurück, der zwar mehr defensive Stabilität bringt, mit der man vorne dafür aber auf den lieben Gott angewiesen ist. Zwei dadurch aufeinanderfolgende nicht verloren gegangene Bundesligaspiele gegen biedere Mannschaften aus dem Tabellenkeller und dem Mittelfeld, werden uns als Trendwende verkauft, Jürgen Kramny zum Heilsbringer hochgelobt.

Meine Euphorie darüber hält sich in Grenzen. Gegen Werder Bremen wurde eine 1:0-Pausenführung leichtfertig aus der Hand gegeben, weil nach vorne die Ideen fehlten und man nur auf Sicherung der knappen Führung bedacht war, in Mainz stellte man die Offensivbemühungen in der zweiten Halbzeit gar komplett ein und war (zu) früh mit einem Remis zufrieden. In beiden Spielen offenbarte der VfB große konditionelle Mängel und war nach etwa einer Stunde nicht mehr imstande noch einmal zuzusetzen.

Willkommene Abwechslung zum tristen Bundesliga-Alltag bot am Mittwoch der DFB-Pokal. Eintracht Braunschweig wurde uns zugelost, ein Heimspiel, Flutlicht! Und die große Chance ins Viertelfinale des noch immer attraktiven und prestigeträchtigen Wettbewerbs einzuziehen. Dennoch fanden sich gerade einmal 21.950 Zuschauer im Neckarstadion ein, wovon noch gut 2.000 aus Niedersachsen angereist waren. Das mag ein Stuttgarter Phänomen sein, dass solche „Sonderlocken“ wie Europa League- und DFB-Pokal-Spiele unter der Woche und in der dunklen Jahreszeit nicht angenommen werden, wenn der Gegner nicht gerade Bayern München heißt. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Ob frühe oder späte Anstoßzeit, wer arbeiten muss und auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, hat so oder ein Problem. Aufs Auto umzusteigen ist für viele angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen keine ernsthafte Alternative, weil im Stadion wenigstens der Promillespiegel stimmen sollte. Außerdem hat der VfB ein sehr großes Einzugsgebiet, ob Bodensee, Baden, Franken oder Hessen und sogar noch darüber hinaus, ohne mindestens einen Tag Urlaub zu nehmen ist ein Stadionbesuch an einem Werktag für viele Dauerkarteninhaber nicht möglich. Das Weihnachtsgeschäft und der Weihnachtsstress tun bei vielen noch ihr übriges.

Und dann gibt es eben auch sehr viele Stammbesucher, die es nicht einsehen, für diese Magerkost noch zusätzlich zu bezahlen und bleiben lieber zu Hause. Daher wurde bereits im Vorfeld vom VfB kommuniziert, dass aufgrund der erwarteten Zuschauerzahl die komplette Untertürkheimer Kurve sowie die Oberränge von Haupt- und Gegentribüne gesperrt bleiben und Karten für diese Bereiche vor Ort unbürokratisch umgetauscht werden würden.

Schon der Vorverkauf für dieses Spiel ließ lang auf sich warten. Seit 1.11. war der Gegner bekannt, vom 27.11. bis 2.12. (4 Werktage lang!) wurde den Dauerkarteninhabern das Vorkaufsrecht auf ihren Platz eingeräumt, danach startete dann der freie Verkauf. Da ich lang nicht wusste, welche Preise der VfB für die Treuesten der Treuen ausrufen würde und ich es nicht eingesehen hätte, für diesen Kick den Normalpreis für meinen Haupttribünenplatz zu bezahlen, bestellte ich über den Fanclub einen Kurvensitzplatz, weil ich da wenigstens weiß, dass nichts schief geht.
Weshalb dieser Vorverkauf so spät gestartet ist und dann in aller Hektik durchgepeitscht werden musste, erschließt sich mir nicht. Man war jedenfalls schon geneigt, beim VfB nachzufragen, ob sie auch mitbekommen haben, dass wir im Achtelfinale stehen. Durch den spät gestarteten Verkauf ergaben sich dann auch noch (hausgemachte) logistische Probleme, wie man auf der VfB-Facebook-Seite von Usern nachlesen kann, die ihre Karten nicht oder erst nach dem Spiel erhalten haben.

Der Umtausch der Karten vor Ort gestaltete sich dann auch nicht so einfach, wie im Vorfeld kolportiert, habe gehört, dass Leute rund ums Stadion geschickt wurden und dadurch den Anstoß verpassten. Wir verpassten ihn auch, weil sich 15 Minuten vor Spielbeginn riesige Schlangen am Einlass gebildet hatten und es nur sehr schleppend voranging. Am Vortag wurden die beiden frühen Spiele mit fünfzehnminütiger Verspätung angepfiffen wegen des großen Zuschauerandrangs. Seitens des VfB hielt man es wohl nicht für nötig, einen derartigen Antrag zu stellen. War es dem VfB selbst peinlich, es nicht zu schaffen, diese vergleichsweise geringe Zuschauerzahl abfertigen zu können oder geschah dies aus purer vorweihnachtlicher Nächstenliebe, damit sich die zu spät Kommenden das Elend nicht komplett anschauen mussten?

Man weiß es nicht, jedenfalls hatte ich dadurch nicht nur den Einlauf der Mannschaften, eine kleine Choreo des Braunschweiger Anhangs und eine Pyroshow der Gästefans, sondern auch das 0:1 verpasst. Vor dem Spiel erhoffte ich mir eine Initialzündung und dass man sich über das Pokal-Spiel wichtiges Selbstvertrauen für das letzte Vorrundenspiel gegen den VfL Wolfsburg holen würde. Diese Hoffnungen erfuhren früh einen Dämpfer. Dazu wäre eine eigene schnelle Führung wichtig gewesen, anhand derer man sich hätte in einen Rausch spielen können. Jetzt durfte man sich also auf ein ausgeglichenes Pokalspiel auf Augenhöhe einstellen, weil die Braunschweiger zunächst einmal Blut geleckt hatten und erkannten, wie verwundbar wir sind. Auch wenn dem 0:1 ein leichter Schubser an Georg Niedermeier vorausgegangen war, der ihn aus dem Tritt brachte, war das Tor für mich nicht irregulär. Niedermeier kam schon stabiler daher und muss sich mit seiner Statur nicht so einfach düpieren lassen.

Die Reaktion des VfB indes konnte sich sehen lassen. Man nahm das Zepter in die Hand und kam zu ersten guten Chancen. Eine Viertelstunde nach dem Rückstand konnte der VfB durch Georg Niedermeier, der damit seinen „Fehler“ wieder gutmachte, egalisieren.

Danach aber verfiel der VfB in den unter Kramny praktizierten alten Trott. Behäbiges Ballgeschiebe in den eigenen Reihen, um hinten nichts anbrennen zu lassen, war oberste Maxime.

Werner hatte dann noch eine gute Torchance und wurde zudem kurze Zeit später im Strafraum gelegt. Alexandru Maxim schoss den fälligen Foulelfmeter, scheiterte aber kläglich am guten Braunschweiger Schlussmann Gikiewicz. Der Pole hielt auch danach überragend gegen Rupp und Timo Werner, so dass es mit dem 1:1 in die Halbzeitpause ging. Nach dem Wechsel entwickelte sich ein Spiel mit offenem Visier und Chancen hüben wie drüben, ein Klassenunterschied war nicht zu erkennen.

Robin Dutt spielte das zwar nach der Partie herunter und erfand die Formel es habe der Bundesliga-18. gegen den -23. gespielt. Meiner Meinung nach muss man für die Bewertung aber nicht nur die desaströse Tabellensituation des VfB heranziehen sondern auch berücksichtigen, dass der VfB einen in etwa doppelt so hohen Saisonetat aufzuweisen hat wie die Braunschweiger.

Nach einer Stunde ging dem VfB dann mal wieder die Puste aus, so dass die Begegnung dem Ende der regulären Spielzeit entgegenplätscherte. Als leidgeprüfter Fan, der dieses Gekicke derzeit ohnehin nur schwerlich und mit reichlich Bierzufuhr ertragen kann, wünschte man sich selbstredend nichts sehnlicher als einen mindestens dreißigminütigen Nachschlag, der einem dann auch nicht erspart bleiben sollte.

In der Verlängerung besann sich der VfB zunächst wieder darauf, den Vorwärtsgang einzulegen, um sich nicht im Elfmeterschießen blamieren zu müssen, so dass Georg Niedermeier eine doppelte Kopfballchance hatte. Fünf Minuten später lag der Ball dann endlich im Braunschweiger Gehäuse, als der eingewechselte Youngster Tashchy mustergültig auf Timo Werner flankte und dieser nur noch einzunicken brauchte. Die erlösende Führung war endlich da und damit auch der Glaube daran, dass der Kelch des Elfmeterschießens an uns vorüberziehen würde. Doch da hatten wir die Rechnung ohne unsere Abwehr gemacht. In der 110. Minute konnte Ademi im VfB-Strafraum schalten und walten wie er wollte, sich den Ball in aller Seelenruhe zurecht legen und schließlich einnetzen. 2:2 und zehn Minuten waren noch zu spielen. Drei Minuten später hatte der VfB Riesenglück, dass Schiedsrichter Sippel das Foul von Niedermeier an Ademi nicht sah und den Braunschweigern den fälligen Elfmeter verweigerte. Das wäre mutmaßlich der Knockout gewesen und es wäre den Protagonisten hinterher schwer gefallen, irgendetwas an diesem Spiel zu beschönigen. So aber traf Sunjic in der 118. Minute und hielt den VfB damit im Wettbewerb. Ich weiß nicht, worüber ich im Stadion mehr jubelte, über den Siegtreffer oder darüber, endlich heim zu können, jedenfalls war es das dann und ein weiteres nervenaufreibendes um nicht zu sagen nerviges Spiel mit dieser „Mannschaft“ war Geschichte. Im Viertelfinale wartet Borussia Dortmund, angesichts der zuletzt gezeigten VfB-Leistungen wohl wie ein Freilos für den BVB.

Sollte sich in der Winterpause nicht grundlegend etwas ändern, ist es schwer vorstellbar, wie wir bis zum Februar dem BVB ein echter Gegner und nicht nur Sparringspartner sein sollten, auch wenn in einem Heimspiel immer alles möglich ist.

Der VfB müsste sich (mal wieder) runderneuern, was aufgrund der Finanzknappheit jedoch ein utopischer Wunsch bleiben dürfte. Erst in dieser Woche wurde ein ebenso interessanter wie alarmierender Artikel vom Finance-Magazin veröffentlicht, der offenlegt, wie Kennzahlen vom VfB geschönt werden und wie es finanziell tatsächlich um unseren Herzensclub bestellt ist. Dieser gibt auch Einblicke darüber, wie schlecht der VfB mit vergleichsweise viel Personal im Vergleich zu anderen Vereinen wirtschaftet und wie lang wir bereits in einem boomenden Markt rückläufige Umsätze verbuchen. Da auf dem Wasen noch immer alles rosarot gemalt und der Fan für dumm verkauft wird, misst man sich dann eben nicht mehr mit den Besten, sondern mit dem 23. der Bundesliga, den man in einem typischen Pokal-Fight wahrlich niedergerungen habe. ;-)

Als Fan stelle ich fest, dass wir mit Hängen und würgen die nächste Runde erreicht haben und Braunschweig mit uns auf Augenhöhe war.
Robin Dutt hat bereits verlauten lassen, dass im Winter möglicherweise ein Spieler gekauft oder zwei ausgeliehen werden könnten, was gemessen am derzeitigen Leistungsvermögen der Truppe, viel zu wenig wäre. Wir haben Handlungsbedarf in allen Mannschaftsteilen, es muss endlich Schluss sein mit dem Vorgaukeln angeblicher Qualität und rigoros ausgemistet werden.

Die einzigen wirklichen Qualitätsspieler Didavi und Kostić sind gedanklich schon fort oder wie Ginczek verletzt. Es gibt niemanden, der das Zepter an sich reißt, wenn es, was es ja oft tut, schlecht läuft. Wir benötigen Spieler mit Charisma, die der Truppe von Anfang neues Leben einhauchen, so wie es Serey Dié vor Jahresfrist getan hat.

Timo Werner hat in der Vorrunde einen Sprung gemacht und kann sich vor allem wegen seiner Schnelligkeit noch zu einer wahren Waffe entwickeln. Da Karl-Heinz Förster gestern auf der Geschäftsstelle des VfL Wolfsburg gesichtet wurde und dementierte, wegen Daniel Didavi dort gewesen zu sein, könnte Timo Werner, den der VfB offensichtlich bereits im Sommer wie Sauerbier angeboten hatte, dort Gesprächsthema gewesen sein.
Robin Dutt ist offensichtlich dabei, Tafelsilber zu verkaufen und alles und jeden, der noch Geld einbringen könnte, auf dem Markt anzubieten. Was uns bleibt, sind die Schwaabs und Hlouseks, gute Nacht, VfB!

Christian Gentner ist sowohl als Kapitän als auch als gesetzter Spieler auf der wichtigsten Position im modernen Fußball eine absolute Fehlbesetzung. Ihm fehlt Handlungsschnelligkeit, im fehlt Mut, im fehlt in gewisser Weise auch das Spielverständnis, wann er Tempo herausnehmen und wann er das Spiel schnell machen müsste. Zudem ist er ein Verfechter des körperlosen Spiels und keiner der richtig dazwischenhaut und dem Gegner mal weh tut. Es kann kein Zufall mehr sein, dass es, angefangen mit Zdravko Kuzmanovic, kein Spieler schaffte sein Level neben ihm zu halten geschweige denn ihn auf die Ersatzbank zu verdrängen. Aufgrund alter Erbhöfe und seiner guten Vernetzung bei den „richtigen Leuten“ im Verein, ist Gentner DIE Konstante, was mit verhindert, dass endlich ein leistungsorientiertes Klima auf dem Wasen einkehrt.

Dann bringt Kramny in Mainz Allzweckwaffe Hlousek für Kostic, um das Ergebnis zu sichern, Schwaab darf Woche für Woche seine Unfähigkeit unter Beweis stellen und der Niederstrecker ist auf einmal wieder unverzichtbarer Bestandteil der ersten Elf, obwohl er mangels Schnelligkeit ständig Gefahr läuft, durch dumme Fouls die eigene Mannschaft zu schwächen. Einzig Tytoń, Rupp und Timo Werner zeigen in den letzten Wochen und Monaten so etwas wie aufsteigende Tendenz. Alle anderen befinden sich in einem gefährlichen Sog, ziehen sich gegenseitig runter und stecken sich durch ihre eigene Unsicherheit gegenseitig an.

Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen haben wir keine Mannschaft im ursprünglichen Wortsinn auf dem Platz sondern eher elf Einzelkämpfer, wobei man „Kämpfer“ lieber in Anführungszeichen setzt. Dass es in der Mannschaft nicht stimmen kann, macht öffentlich geäußerte Kritik an den Mannschaftskameraden, zuletzt von Didavi und Gentner, deutlich. Es ist ja eigentlich als positiv zu bewerten, wenn sich Spieler Gedanken machen und offensichtlich selbst nicht zufrieden sind, mit dem Käse, den sie spielen, würden sie selbst mit Leistung vorangehen, wäre es allerdings noch lobenswerter.

Wie die Stuttgarter Medien meinen zu wissen, steht es bereits so gut wie fest, dass Jürgen Kramny nach dem Wolfsburg-Spiel offiziell zum Cheftrainer ernannt wird. Einzig, ein Debakel gegen die Wölfe könnte die Vereinsführung noch zum Umdenken bewegen.

Da frage ich mich, haben die Herren im Vorstand den Schuss nicht gehört? Wir stehen am Abgrund, Hoffnungslosigkeit macht sich breit, und der Verein offenbart in schonungsloser Offenheit, dass er keinen Plan hat. Wer Präsident Bernd Wahler letzten Sonntag bei Sport im Dritten gesehen hat, sah einen erbärmlichen und farblosen Auftritt des VfB-Präsidenten. Viel geschwätzt, nichts gesagt und vor allem hat er keine Lösungen aufgezeigt und nicht den Eindruck erweckt, er wisse, was zu tun wäre. Er hat tatsächlich einzig und allein die Ausgliederung im Kopf und lässt Dutt machen und vertraut darauf, dass er das schon gut machen werde. Nur, wo Dutt ist, ist unten! Schwache Chefs umgeben sich mit noch schwächeren Mitarbeitern. Bezeichnend, dass Wahler bei SiD die Nichtentlastung des Vorstands weglächelte und meinte, dies sei ja auf 2014 bezogen gewesen. Wie lang ist Herr Wahler nochmal schon im Amt? Wenn ich dieses Auftreten sehe, frage ich mich hingegen, wie lang ist Herr Wahler NOCH im Amt. Auf allen Ebenen bietet der VfB ein einziges Trauerspiel, so dass das nächste personelle Beben nicht mehr in allzu ferner Zukunft liegen dürfte.
Dutt steht nach Zornigers Entlassung, bei der Faneingebungen letztlich wohl der letzte Funken waren, mehr denn je auf dem Prüfstand. Er muss zeigen, dass er alles menschenmögliche dafür tut, den VfB in der Liga zu halten. Dabei darf es dann weder um dieselben anwaltlichen Verstrickungen gehen, noch darum, sich möglichst einen „schwachen“ Trainer zu holen, der nur dankbar ist, da sein zu dürfen und keine Widerworte gibt. Es muss einer sein, der weiß, wie man den Karren aus dem Dreck bekommt und den oberen Herren auch die Meinung geigt. Ich fürchte nur, dass Dutt sich darauf nicht einlassen wird. Er „probiert“ Kramny und wenn er nicht zündet, kann man ja immer noch reagieren. Dass es dann bereits zu spät sein könnte und einem neuen Mann die Möglichkeit des Wintertrainingslagers und der Transferperiode dadurch versagt bliebe, möchte Robin Dutt nicht wahrhaben.

Der VfB wirkt momentan so, als wäre er entscheidungsunfähig. Die Rumpf-Mannschaft im Aufsichtsrat hält sich zurück, Wahler, ohne weitere Worte und Robin Dutt soll das Schiff auf Kurs halten, obwohl er als Sportdirektor-Novize und gescheiterter DFB-Sportdirektor und Bundesliga-Trainer den Nachweis seiner Tauglichkeit für diese Herkulesaufgabe erst noch erbringen muss.

Mir wird es angst und bange beim Gedanken daran, dass man nicht nur die letzten vier Bundesliga-Spiele unter Kramny an Zeit verloren hat, sondern, dass man wohl gewillt ist, gerade so weiter zu machen.

Sollte die Kasse wirklich so leer sein, dass wir uns weder einen ordentlichen Trainer noch Verstärkungen für den Kader leisten können, sollen die Herren doch einmal auf die andere Straßenseite der Mercedesstraße gehen und um ein Darlehen betteln.

Ein Abstieg, der in der derzeitigen Konstellation wahrscheinlicher denn je ist, käme ein Vielfaches teurer als jetzt quasi in Vorleistung zu gehen, um alles dafür getan zu haben, den Super-GAU noch abzuwenden.

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9. März 2014

Stevens kommt! Wann geht Bobic?

Frühlingsgefühle, Sonne, Samstag 15.30 und ein ausverkauftes Haus, Fußballerherz was willst Du mehr? Eigentlich beste Voraussetzungen einen tollen Samstag mit dem VfB zu verleben. Zumal mit Eintracht Braunschweig das Schlusslicht der Liga seine Visitenkarte im Neckarstadion abgab. Dass nach acht Niederlagen in Folge mal wieder ein Punkt heraussprang, darüber konnte sich nun wirklich keiner freuen.
Braunschweig war in der ersten halben Stunde zielstrebiger und ging nicht ganz überraschend nach katastrophalem Schnitzer von Antonio Rüdiger in Führung. Da unser gestriger Gegner nicht gerade übermächtig war, gelang es den Rückstand innerhalb von fünf Minuten in eine Führung zu drehen. Nach der Pause hatte unser Kapitän Christian Gentner per Foulelfmeter sogar das 3:1 auf dem Fuß, scheiterte aber kläglich. Am Ende kam es wie es kommen musste. Jeder um mich herum ahnte es, als die Stadionuhr die 80. Minute anzeigte, dass nun die Zitterminuten anbrechen würden. Spätestens als Trainer Schneider unsere Kreativzentrale durch die Auswechslung von Maxim und Hereinnahme von Rani Khedira aufgab und unsere kampfstärksten Spieler Boka und Cacau auswechselte, standen die Zeichen auf Ergebnissicherung, anstatt gegen die längst nicht sattelfeste Braunschweiger Abwehr zu versuchen den Todesstoß zu setzen.
Dass es ausgerechnet „unserem“ Ermin Bičakčić vorbehalten blieb, für den Braunschweiger Ausgleich zu sorgen, passte ins Bild. Der Junge hat Anstand und freute sich lediglich in sich hinein, möchte er doch auch nicht, dass „sein“ VfB in den Niederungen der 2. Liga versinkt. Einer wie er würde uns nach wie vor gut tun, wenn man betrachtet, welche Abwehrschnitzer wir uns Woche für Woche leisten. Aber, leider hatte er unter Bruno einen schweren Stand und schaffte es nach seiner Verletzung, die er sich beim Pokalspiel in Wehen-Wiesbaden zuzog, wo er uns zuvor noch in Führung brachte, nicht mehr ins Team. Unter anderem wegen ihm war ich in den letzten beiden Spielzeiten jeweils beim Spiel FC St. Pauli-Eintracht Braunschweig, wo er sich sogar die Zeit und die Muse nahm, bis zur Abfahrt des Braunschweiger Busses herauszukommen, um mit uns über seine Karriere und den VfB zu reden. Ein netter Kerl, für den die Tür bei uns hoffentlich nicht endgültig zugeschlagen ist.
Am Ende standen wir, trotz des ersten „Punktgewinns“ 2014 wie die begossenen Pudel da. Mit Verlaub, gegen wen möchte man noch gewinnen, wenn nicht gegen den Tabellenletzten zuhause. Der harte Kern in der Cannstatter Kurve verharrte lange nach Spielende noch in der Kurve und forderte den Vorstand auf, herauszukommen und sich zu stellen, was sie auch in Person von Fredi Bobic und Präsident Wahler taten. Auffallend, wie sehr der Verein in letzter Zeit bemüht ist, dass Pulverfass vor dem explodieren zu bewahren. Aktionen wie „Zusammenhalten“, die Mitfahrt von Wahler im Fanzug nach Frankfurt, die Präsenz von Bobic und Wahler bei Fanausschuss und den Regionalversammlungen, sie bemühen sich „schön Wetter“ zu machen und die Kurve ruhig zu halten.
Dennoch wäre es schon lang an der Zeit gewesen, ein zweites Mal in dieser Saison den Trainer zu wechseln. Es ist ja schön und wunderbar, Visionen zu haben, von denen man überzeugt ist. Mit einem jungen Trainer und einem jungen Team die Liga zu rocken, den VfB attraktiver aufzustellen und sich durch nichts und niemanden davon abbringen zu lassen. Nur, die Realität holt einen eben manchmal im Leben schneller ein, als man es wahrhaben möchte. Die Entscheidung für den jungen Trainer Schneider muss nicht automatisch richtig gewesen sein, weil er ein VfBler, ein Trainertalent ist und weil er die Philosophie des Vereins verinnerlicht hat. Schneider hatte von Beginn an Autoritätsprobleme, fuhr in Sachen Aufstellung und Personalführung einen Schlingerkurs und verlor einige Spiele mutmaßlich aufgrund seiner Ein- und Auswechslungen. Die Spieler können Woche für Woche noch so beteuern, wie toll die Zusammenarbeit ist und dass sie für den Trainer durchs Feuer gehen würden. Umsetzen tun sie es nicht und würden sie sagen, der Trainer hat keine Ahnung, könnte man sie abmahnen. Daher sollte man solche Aussagen nicht auf die Goldwaage legen. Für mich war es schon lang klar, dass sie Schneider über kurz oder lang abschießen würden.
Enttäuscht bin ich darüber, dass Bobic sein Schicksal nicht mit dem von Schneider verknüpft hat, ist doch er der Hauptverantwortliche für die sportliche Talfahrt in den letzten Jahren. Er war doch maßgeblich mitverantwortlich, die Ansprüche nach und nach auf ein Minimum herunterzuschrauben, hat schlechteste Vorstellungen schön geredet und sich über die Erwartungshaltung beklagt. Damit, und mit seiner Personalpolitik, hat er es geschafft, das Stadion leer zu spielen und eine Emotionslosigkeit rund um den VfB zu schaffen, die es so noch nie gegeben hat. Es kommen (unter normalen Umständen) gerade noch höchstens 40.000 Zuschauer, die größtenteils emotionslos zur Kenntnis nehmen, was auf dem Rasen passiert, oder eben auch nicht. Ein Spektakel erwartet man schon lang nicht mehr, prickelnde Szenen während eines Spiels kann man, eigentlich schon in den letzten Jahren, fast an einer Hand abzählen. Diese Emotionslosigkeit wird von den Spielern vorgelebt, spulen sie doch lediglich ihr Pensum ab anstatt dass sie Spielfreude versprühen.
Im Rahmen der „Zusammenhalten“-Aktion kam der VfB dann auf die glorreiche Idee für die Spiele gegen Hertha und Braunschweig Dauerkarteninhabern die Möglichkeit zu eröffnen, zwei weitere Karten für 2,50 Euro in der Untertürkheimer Kurve zu erstehen. Diese Aktion wurde dann auf alle noch freien Bereiche im Stadion ausgeweitet, so dass in unserem Block auf der Haupttribüne Seite, wo die Tageskarte normalerweise um die 35 Euro kostet, massig Leute umherirrten, die nur wegen der Ramsch-Tickets ins Stadion kamen. Immerhin konnte der VfB dadurch „ausverkauft“ vermelden und auf die größtmögliche Unterstützung bauen. Ich finde diese Aktion äußerst fragwürdig und denjenigen gegenüber, die sich teure Karten gekauft haben, ungerecht.
Nach dem Spiel war der Unmut im weiten Rund groß und entlud sich mehr auf die Person Bobic als auf Schneider. Bobic kann in der Kurve noch so beteuern, dass er selbst mal dort gestanden hätte, solche Aussagen sind nicht zielführend und ändern an der Tatsache nichts, dass der Hauptverantwortliche für die Misere ebenfalls seinen Hut nehmen müsste.
So traf es heute früh mal wieder das schwächste Glied in der Kette, Thomas Schneider. Ich hoffe für ihn, dass er als Trainer bei uns nicht ein für allemal verbrannt ist. Labbadia hat ihm eine schwer zu trainierende Truppe hinterlassen, zudem stand er doch immer im Schatten von Übervater Bobic, der durch seine Nähe zur Mannschaft die Kompetenzen des Trainers automatisch beschneidet. Schneider soll, so die derzeitige Sprachregelung, dem Verein weiter erhalten bleiben, was mich freuen würde. Ich denke, die Absetzung als Cheftrainer kann für ihn mehr Segen denn Fluch sein. Mein Gefühl sagte mir, dass wir mit ihm kein Spiel mehr gewinnen würden, was dem Abstieg gleich gekommen wäre. Ob der vielbeschworene Stuttgarter Weg jedoch in der 2. Liga mit dem Abstiegstrainer noch vermittelbar gewesen wäre, wage ich zu bezweifeln. Daher lieber jetzt eine Zurückstufung ins zweite oder dritte Glied, um irgendwann einmal, wenn die Zeit wieder reif ist, stärker zurückzukehren.
Nun soll es also Huub Stevens richten. Meiner Meinung nach von den in Frage kommenden Kandidaten die beste Lösung. Mein Wunschtrainer Gross war sowieso unrealistisch, zumindest solang Bobic hier noch am Ruder sitzt. Stevens ist sicherlich die bessere Lösung als die zuvor ins Gespräch gebrachten Fink, Stanislawski und Balakow. Besser deshalb, weil er ein strenger, knorriger Trainer ist, der sich von Bobic nicht sagen lassen wird, welche Führung das Team braucht. Daher vermute ich mal, dass Stevens eher von Wahler als von Bobic durchgedrückt wurde.
Ob es Stevens schafft, in der Kürze der Zeit, der Mannschaft seine Handschrift zu verpassen oder ob die Situation schon zu verfahren und der VfB nicht mehr zu retten ist, ich weiß es nicht. Für mich kommt der Trainerwechsel viel zu spät und muss sofort fruchten, wenn wir noch die Klasse halten wollen. Als dringlichste Aufgabe wartet die Stabilisierung der Abwehr auf „Die Null muss stehen“-Huub. In jedem Spiel mindestens zwei Gegentore sind einfach zu viel, vor allem, wenn man sieht, wie einfach wir die Gegentore bekommen. Auch im psychologischen Bereich müssen die Hebel angesetzt werden, kann es doch nicht sein, dass in schöner Regelmäßigkeit ab der 80. Minute die Beine anfangen zu zittern und wir aus dem Nichts noch einen eingeschenkt bekommen. Zudem muss Stevens möglichst schon in dieser Woche erkennen, wer dem Druck mental gewachsen ist, wer Luft für 90 Minuten hat, wer professionell lebt und wer in dieser schweren Phase alles der schweren Aufgabe unterzuordnen bereit ist. Dann gilt es noch festzustellen, wer mit wem im Team am besten funktioniert und wer sich lediglich als Einzelkämpfer sieht. Was man so hört, ist Stevens ja ein akribischer Arbeiter, der sicherlich schon jetzt im DVD-Studium vertieft sein dürfte.
Immens wichtig wäre es schon am Samstag in Bremen ein erstes Lebenszeichen zu senden und einen Auswärtssieg einzufahren. Uns laufen langsam aber sicher die Spiele davon, von den verbleibenden zehn Spielen müssen sicherlich die Hälfte gewonnen werden, um die Klasse halten zu können. Am Ende warten Aufgaben wie Dortmund, Schalke, Wolfsburg, Bayern, wo diese eher nicht eingeplant werden können.
Ob Stevens den Stuttgarter Weg konterkariert, ob er eher auf erfahrene Kräfte als auf Jungspunde setzt, wie es nach der Saison weitergehen wird, all das interessiert heute doch überhaupt nicht. Erst einmal kommt der Existenzkampf für den Verein, für seine Bediensteten, für seine Fans und danach kann oder muss man weitersehen.

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30. September 2013

Auswärtssiegen ist schön!

Bilder vom Auswärtssieg in Braunschweig sind jetzt online. Nach denkwürdiger An- und Abreise, die mich zunächst der Einlaufbilder, später dann des Schlafs beraubte, kann man trotz allem auf eine erfolgreiche Auswärtsfahrt zurück blicken. Gegen das noch sieglose Schlusslicht Eintracht Braunschweig kamen wir zu einem vielleicht zu hoch ausgefallenen 4:0-Erfolg. Braunschweig begann engagiert und bissig, man merkte ihnen an, dass sie schon ein wenig mit dem Mute der Verzweiflung ankämpfen. In der ersten Hälfte hatte Braunschweig mehr vom Spiel und hatte durchaus Chancen, selbst in Führung zu gehen. Der VfB kämpfte sich nach und nach ins Spiel hinein und ging wenige Minuten vor der Halbzeit schmeichelhaft mit 0:1 in Führung. Wieder einmal war der Türöffner eine von Alexandru Maxim getretene Freistoßflanke, die Ibisevic per Kopf verwerten konnte. Dabei entledigte er sich durch einen Schubser seines Bewachers, dem Ex-VfBler Ermin Bicakcic. Hätten die Unparteiischen dies gesehen, hätten wir uns nicht beklagen dürfen, wenn der Treffer aberkannt worden wäre. Schade eigentlich, dass dem sympathischen Aufsteiger durch einen irregulären Treffer der Zahn gezogen wurde. Danach nämlich, vor allem in der zweiten Hälfte, kontrollierte der VfB das Spiel und den Gegner nach Belieben und erspielte sich gegen die mittlerweile überforderten Niedersachsen Chance um Chance. Spätestens nach Maxims tollem Abstaubertor aus spitzem Winkel war die Gegenwehr der Gastgeber gebrochen. Dem VfB boten sich Räume, die in der Bundesliga seinesgleichen suchen. Mann des Spiels neben Maxim war Ibrahima Traore, der nicht zu stoppen und an drei Toren beteiligt war.

Ob beim VfB endgültig die Leichtigkeit zurückgekehrt ist, wird sich gegen stärkere Gegner zeigen. Braunschweig war dafür nur phasenweise ein Gradmesser. Trotzdem sollte man den Sieg jetzt nicht kleinreden. 4:0 musst Du in der Bundesliga erst einmal auswärts gewinnen, auch in Braunschweig.

Der Aufsteiger mit seinem phantastischen Publikum im Rücken dürfte es schwer haben, die Klasse zu halten. Dies mache ich jedoch nicht am gestrigen Auftritt fest. Zu groß ist mittlerweile die Kluft zwischen etablierten Bundesligavereinen, Fahrstuhlmannschaften, für die ein Abstieg einen Betriebsunfall darstellt und die mit großem finanziellen Aufwand den sofortigen Wiederaufstieg anstreben und solchen Vereinen, wie im letzten Jahr auch Düsseldorf und Fürth, die jahrzehntelang unterklassig spielten und in der Bundesliga finanziell auf verlorenem Posten stehen. Da muss schon alles zusammen passen, um, ohne finanzielle Drahtseilakte (Alemannia Aachen läßt grüßen!), die nötigen Punkte einzufahren und zwei oder drei Vereine hinter sich zu lassen. Braunschweig vertraut weitestgehend den Aufstiegshelden, die schon in der 2. Liga ihre Siege weniger zelebrierten denn sich erarbeiteten. Daher ist es für mich keine Überraschung, dass das Team so schlecht da steht. Ich hoffe, dort behält man die Ruhe, vertraut weiterhin den Garanten der letzten fünf erfolgreichen Jahre Marc Arnold und Thorsten Lieberknecht und verfällt nicht in den branchenüblichen Aktionismus.

Für den VfB geht es weiter, man höre und staune, Samstag 15:30, gegen Werder Bremen. Bremen ist im Jahr Eins nach Schaaf auf der Suche nach sich selbst und nach der Konstanz. Dem Derby-Sieg in Hamburg folgte nach 2:0-Führung ein 3:3 gegen den Club. Das zeigt durchaus auf, welche Chancen sich uns am nächsten Spieltag bieten könnten. Ihre Abwehrprobleme haben die Werderaner nach wie vor nicht im Griff, so dass es ein Spektakel geben könnte, wenn unsere Jungs eine ähnliche Spielfreude an den Tag legen wie gegen Hoffenheim oder auch in der zweiten Hälfte in Braunschweig. Nach dem gestrigen Sieg und der noch andauernden Freude darüber kann ich es kaum erwarten, bis es (endlich) weiter geht, auch deshalb, weil es das einzige Heimspiel während des Volksfestes ist.

Seit Schneiders Amtsantritt können wir zwar nicht mehr Pokal, dafür jedoch umso mehr Liga. Zehn Punkte aus vier Spielen, keine Niederlage, so darf es gerne weiter gehen.

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23. September 2013

Feierstimmung – Katerstimmung

So eng liegen manchmal Euphorie und Frust, Freude und Trauer, Sieg und (gefühlte) Niederlage beieinander. In einem Spiel, das eigentlich keinen Sieger verdient hatte, wird uns in buchstäblich letzter Sekunde, nach Foul von Rode an Traore, der Sieg in Form eines Elfmeters auf dem Silbertablett serviert. Wir, in Person von Vedad Ibisevic, hätten nur noch zugreifen müssen, stattdessen setzte Vedo die Kugel am Tor vorbei. Der Frankfurter Keeper Kevin Trapp lag schon in der linken Ecke, Vedad hätte den Ball „nur“ ins rechte Eck schieben müssen und der Siegestaumel, die Euphorie, wären sicherlich grenzenlos gewesen. So überwiegt zunächst einmal der Frust an diesem Tag, der wie gemacht schien, den Brustring siegen zu sehen.

Begonnen hatte das Spektakel mit einer beeindruckenden Choreographie unserer Ultras anlässlich des 120. Geburtstages vom VfB 1893 (Bilder online unter http://www.frankys-stadionpics.de/bilder/thumbnails.php?album=439). Dieser lag zwar bereits knapp zwei Wochen zurück, doch das Spiel gegen die Eintracht war das erste Heimspiel seitdem. Unsere Jungs traten bei dieser einmaligen Aktion im wunderschönen Traditionstrikot mit durchgängigem Brustring und ohne Werbung an, wofür der Verein eine Sondergenehmigung der DFL und natürlich auch des Hauptsponsors einholen musste. Der Rahmen stimmte also. Die Vorzeichen schienen für den VfB zu sprechen. Nach dem Trainerwechsel ging spürbar ein Ruck durch die Mannschaft, die Ergebnisse zuletzt stimmten wieder ein wenig versöhnlich.

Dem grandiosen 6:2-Sieg gegen Hoppenheim ließen die Schneider-Schützlinge einen glanzlosen, aber immens wichtigen 1:0-Auswärtssieg beim Aufsteiger und Angstgegner Hertha BSC Berlin folgen. Die Eintracht nach den 3:0-Siegen in der Europa League gegen Bordeaux und zuletzt in der Liga bei Werder Bremen zwar im Aufwind, ich hatte aber die große Hoffnung, dass die Eintracht die Doppelbelastung nicht gewohnt wäre und uns das in die Karten spielen könnte. Zudem wartete auf uns ein spielstarker Gegner, der sein Heil eher im Angriff suchen und nicht mauern würde, was uns seit je her mehr liegt.

Das Spiel begann dann leider anders, als ich es mir ausgemalt hatte. Die Frankfurter, unterstützt von etwa 5.000 Anhängern, begannen forsch und hatten die ersten Torchancen. Der VfB kam sehr schwer ins Spiel und meist einen Schritt zu spät. Folgerichtig erzielte Russ für die Frankfurter nach einer knappen Viertelstunde aus dem Gewühl heraus das 0:1. Fast postwendend danach schickte Sakai Harnik auf die Reise, der noch an Trapp scheiterte. Die daraus resultierende Ecke von Maxim verlängerte Gentner am kurzen Pfosten per Kopf, so dass unser Youngster Timo Werner am langen Pfosten nur noch einzunicken brauchte. Nachdem Werner schon als jüngster VfB-Bundesligaspieler in die Annalen einging, hält er nun auch den Rekord des jüngsten Torschützen der VfB-Bundesligageschichte.

Dieser Junge ist ein Rohdiamant, der das Zeug dazu hat, ein ganz Großer zu werden. Dafür muss er auf dem Boden bleiben und den Verlockungen widerstehen. Konzentriert weiter an sich arbeiten, die Schule ordentlich beenden und sich nicht in die „Obhut“ falscher Freunde und „Berater“ begeben. In Karl-Heinz Förster hat er einen Berater, der sicherlich seinen Teil dazu beitragen wird und der dem VfB auch wohlgesonnen ist. Letztendlich aber liegt es am Spieler selbst, ob er bereit ist, einen Schritt nach dem Anderen zu gehen und an seiner Familie mit dafür zu sorgen, dass er die Bodenhaftung bewahrt. Derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass er abzuheben droht. Weiter so, Timo!

Nach 16 Minuten stand das Endergebnis also schon fest. Die Frankfurter hatten über weite Strecken die reifere Spielanlage, vom VfB kam vor allem über die Flügel zu wenig und es blieb vieles Stückwerk. Erst als in den letzten 15 Minuten die Kräfte bei den Hessen schwanden, kam der VfB stärker auf und erzielte u. a. ein Abseitstor. Auch hier machte Vedad Ibisevic keine glückliche Figur, weil er, ohnehin im passiven Abseits befindlich, eine aktive Bewegung in Richtung des Balles machte und dadurch der Treffer zwingend abzuerkennen war. Ibisevic hatte an diesem Spätnachmittag ohnehin nicht seinen besten Tag, trotzdem hätte er mit dem Abpfiff zum „Man of the Match“ werden können. Hypothetisch zu fragen, ob ein Mann, dem 90 Minuten lang wenig bis nichts gelang, unbedingt den Strafstoß schießen musste. Das aber regeln die Jungs auf dem Platz, was auch gut so ist – wer sich sicher fühlt, soll schießen. Er wäre sicherlich nach seinem Fehlschuss selbst am liebsten im Erdboden verschwunden, so verbietet es sich von selbst, auf Vedo herumzuhacken, der uns schon so viele Punkte gerettet hat. Herum lamentieren bringt sowieso nichts mehr, der VfB muss mit dem einen Punkt vorlieb nehmen und kann meiner Ansicht nach auch damit gut leben. Wenn man ehrlich ist, hatte die Eintracht ihrerseits ja genügend Chancen, den Siegtreffer zu erzielen, so dass sie eine Niederlage eigentlich auch nicht verdient hatten. Vor ein paar Wochen noch wäre dieses Spiel sicherlich verloren gegangen, jetzt haben wir wenigstens einen Punkt mehr auf der Habenseite und holen uns die verspielten Punkte eben am nächsten Sonntag in Braunschweig. Wichtig war, dass die Serie in der Bundesliga unter Thomas Schneider hielt, wir nun mit ihm sieben Punkte aus drei Spielen holten und damit so etwas wie die Mannschaft der Stunde sind, lässt man einmal die in einer anderen Liga spielenden Dortmunder, Bayern und Leverkusener außer Acht!

Vor Braunschweig steht allerdings noch das wichtige Zweitrundenduell im DFB-Vereinspokal beim SC Freiburg auf dem Programm. Man darf gespannt sein, mit welcher Aufstellung Schneider dem Ziel „Finale 2014“ entgegen steuern möchte. Gestern in „Sport im Dritten“ kündigte er an, etwas rotieren zu wollen. DIE Chance sich zu zeigen also für diejenigen, die seit Schneiders Amtsantritt etwas außen vor waren. Wie ich soeben, beim Verfassen dieser Zeilen, zur Kenntnis nehmen muss, fällt unsere Nummer Eins, Sven Ulreich definitiv verletzungsbedingt aus und wird durch Thorsten Kirschbaum vertreten. Unfreiwillig muss also auch auf der Torwartposition rotiert werden.

Freiburg ist nach der großen personellen Fluktuation in der Sommerpause noch auf der Suche nach sich selbst und kann scheinbar nicht mehr gewinnen. Dem 2:2 in der Europa League folgte gestern ein 1:1 gegen Hertha BSC. Ein kleiner Vorteil für uns dürfte darin liegen, dass die Südbadener mitten in den für sie ungewohnten englischen Wochen stecken und die Rotationsmöglichkeiten für Streich eher limitiert sind. Dennoch sehe ich uns vor einer ganz schwierigen Aufgabe. Für die Freiburger Fans wird es das Spiel des Jahres, sie sinnen unbedingt auf Revanche für die Halbfinalniederlage aus dem Vorjahr. Die Mannschaft spürt das natürlich und wird versuchen über sich hinauszuwachsen und den Bock umzustoßen. Ein Sieg im Pokal, der freilich keine Punkte bringt, würde Kräfte für die Liga freisetzen und ihnen neuen Mut machen können.

Als einer von wenigen VfBlern muss ich zugeben, dass mir die ehemals „Breisgau-Brasilianer“ genannten Freiburger nicht unsym“badisch“ sind. In ihrer ersten Aufstiegssaison 1993 drückte ich ihnen in Degerloch auf der Haupttribüne inmitten des Blauen Adels bei den Stuttgarter Kickers die Daumen und gönnte ihnen den Aufstieg. Mein Arbeitgeber hatte damals VIP-Dauerkarten bei den Kickers, die ich mir für dieses Spiel ausschließlich wegen des Gegners sicherte. Damals fand ich es erfrischend, eine neue Kraft aus Baden-Württemberg (Stichwort: kurze Wege) in der Liga zu haben und fand Volker Finke richtig gut. Ein innovativer Trainer einer neuen Generation, der sich von den alten Schergen positiv abgehoben hat. Schon damals war der SC Freiburg nicht gerade auf Rosen gebettet und darauf angewiesen einen besseren Job zu machen als das Establishment, dafür stand Finke in seiner Anfangszeit in Freiburg.

Dazu kam, dass mein Vater beruflich Kontakt mit dem damaligen Präsidenten Achim Stocker pflegte, so dass ich mir in den ersten Jahren der Freiburger Bundesligazugehörigkeit meine (Frei-) Karten direkt an seiner Haustür abholen durfte. Zu dieser Zeit, als das Freiburger Stadion gerade einmal 15.000 Zuschauer fasste und die Euphorie riesig war, war es selbst für den Präsidenten schwierig, an Karten heran zu kommen, vor allem, wenn ich mich kurzfristig anmeldete. So kam es auch schon einmal vor, dass ich zwei Dauerkarten zum abknipsen erhielt, die ich nach dem Spiel wieder zurück brachte. Aufgrund dieser Anekdoten und natürlich auch aus Dankbarkeit dem leider viel zu früh verstorbenen Stocker fällt es mir schwer, ein böses Wort über den Verein zu verlieren.

Auch heute noch verdient Bewunderung, was in Freiburg geleistet wird. Momentan leiden sie unter dem Fluch der guten Tat, nämlich dass sie viele Spieler hervorgebracht haben, die für andere besser situierte Vereine von Interesse und daher nicht in Freiburg zu halten waren. Sie befinden sich mitten im kompletten Neuaufbau und tun sich momentan noch schwer in der Liga mitzuhalten. Ich glaube aber trotzdem nicht, dass sie ein ernsthafter Abstiegskandidat sein werden. Christian Streich ist ein toller Typ und ein noch besserer Fußballlehrer, einer, der diese Bezeichnung wirklich verdient. Unter ihm wird eine Saison nie nur so dahin plätschern. Er hat die Fähigkeit Spieler und eine Mannschaft tatsächlich von Training zu Training weiter zu entwickeln und zu verbessern. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass die Freiburger irgendwann in dieser Saison, spätestens zu Beginn der Rückrunde, die Kurve kriegen werden und die notwendigen Punkte für sicherere Gefilde in der Tabelle einfahren werden.

Meine Sympathie für den SCF und die Wertschätzung, die ich ihrer Arbeit entgegenbringe, bedeutet allerdings nicht, dass ich es für gutheiße, wie man dort vom Ordnungsdienst und der Polizei behandelt wird und dass der Gästeblock der fanunfreundlichste in der ganzen Liga ist.

Wenn man mit dem Bus am Stadion ankommt, wird man direkt vor den Gästekäfig gefahren und hat Probleme die Absperrungen in Richtung „Freiheit“ passieren zu dürfen, selbst wenn man seine Karte in einem anderen Bereich hat. In Freiburg gönne ich mir wegen der besseren Perspektive zum Fotografieren öfter mal einen Platz auf der Gegentribüne. Um auf der Gegentribüne im „neutralen“ Bereich Karten zu bekommen, benötigt es allerdings Kontakte nach Baden, mit einer württembergischen Postleitzahl ist eine Bestellung von Tickets direkt beim Sportclub leider nicht möglich. Dieses Tamtam um Fantrennung, das oftmals unverschämte und unangemessene Auftreten der Ordnungskräfte und der Staatsmacht stehen in keinem Verhältnis zu dem, was dort wirklich  geboten ist.

Wenn genügend Zeit ist, gehe ich sehr gerne in den Biergarten nebenan, war sogar auch schon in der Fankneipe auf der Freiburger Seite und bekam noch nie Probleme mit den Freiburger Fans.

Außer harmlosen Frotzeleien, die dazu gehören, habe ich in Freiburg noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Natürlich bin ich auch nicht der Typ der provoziert und weiß wie ich mich, vor allem in der Höhle des Löwen, als Gast zu verhalten habe.

Die Damen und Herren von der Obrigkeit scheren jedoch, wie überall, alle über einen Kamm, anstatt, wie es in einem Rechtsstaat selbstverständlich sein sollte, geschehene Vergehen zu verfolgen und zu ahnden und nicht präventiv alle Anwesenden in Sippenhaft zu nehmen! Im Deutschen Rechtssystem gibt es normalerweise keine Kollektivstrafen, im Fußball (schon deshalb wohl ein rechtsfreier Raum) dagegen schon.

Ich wage einmal die These, dass es, würde man die Fans „einfach machen lassen“ und die Polizei sich im Hintergrund halten würde, weitaus weniger Probleme gäbe, als es sie mit der gängigen Praxis gibt. Vor den Spielen werden meist lächerliche (weil grund- und sinnlose) Verbote verhängt und ein Benimm-Brief des am jeweiligen Spielort obersten Schutzmannes veröffentlicht, in welchem dann reglementiert ist, wie man sich als Fan zu verhalten hat und wo man sich aufhalten darf. Dass den noch so unsinnigen Anweisungen ohne Murren Folge zu leisten wäre und dass sie nett zu uns sein würden, wenn wir gehorsam und nett zu ihnen sind. Mit mündigen Bürgern, die nichts verbrochen haben, geht man (in einem Rechtsstaat) anders um.

Sportlich erwarte ich vom VfB, dass er konzentriert spielt und Freiburg nicht durch dumme Leichtsinnsfehler oder lasches Auftreten aufbauen möge. Unsere Jungs haben beim Pokalendspiel in Berlin Blut geleckt und werden sicherlich alles dafür tun, das Finale erneut zu erreichen, dieses Mal den Pokal selbst in die Höhe zu strecken und nicht nur Staffage bei der Siegerehrung zu sein. Auf dem Papier sind wir stärker besetzt als die Freiburger, kommen mit Selbstvertrauen ins Dreisamstadion, spielen gegen einen verunsicherten Gegner, was also sollte uns davon abhalten, in die dritte Runde einzuziehen. Habe ich weiter oben gemutmaßt, dass ein Spiel wie gegen die Eintracht unter Labbadia noch verloren gegangen wäre, so darf man an dieser Stelle auch die Hoffnung hegen, dass die Zeiten vorbei sind, in denen wir der ideale Aufbaugegner für die Krisenclubs der Liga waren. Nach Freiburg und nach Braunschweig sind wir in dieser Hinsicht schlauer!

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