23. Mai 2016

Tabularasa auf dem Wasa!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , – Franky @ 10:09

Heute jährt sich der in Paderborn geschaffte Klassenerhalt zum ersten Mal. Eigentlich sollte sich dieser 23.05.2015 in die VfB-Annalen eingebrannt haben, als jener Tag, an dem das Unvorstellbare, nämlich der Abstieg in die 2. Liga, gerade noch so abgewandt wurde und als der Tag, der den Beginn in eine glorreiche Zukunft markierte.

Jetzt wissen wir hingegen, schlimmer geht immer. Erst hatten wir kein Glück, dann kam Pech hinzu, dann kam Kramny, mit ihm Niedermeier und mit ihm wiederum erfuhren auch die anderen Gesichter des jahrelangen schleichenden Niedergangs ihre Renaissance.

Die Alarmsignale, die sanft schon beim unglücklichen 1:2 gegen Hannover ausgesandt wurden, und beim 0:4 in Mönchengladbach deutlicher wurden, wurden schlichtweg ignoriert. Man ergötzte sich am zwischenzeitlichen 5:1 gegen Hoffenheim, das uns an diesem Tag böse ins offene Messer lief und eigentlich nicht als Maßstab herhalten durfte. Dies war dann auch schon der letzte Saisonsieg, wohl auch der Tatsache geschuldet, dass man sich auf der sicheren Seite wähnte und danach Punkteteilungen in Ingolstadt und Darmstadt schon fast frenetisch gefeiert wurden, wie glücklich sie auch zustande kamen.
Entgegen der Beteuerungen von Robin Dutt auf seiner Saisonabschluss-Pressekonferenz des Vorjahres, dass die Zeiten einer One-Man-Show vorbei zu sein hätten, war gerade er das einzige Gesicht eines Verantwortlichen, der dem immer rasanter werden Absturz versuchen hätte müssen, Herr zu werden. Auch wenn ich die Kompetenz eines Robin Dutt schon vor seiner Verpflichtung in Frage gestellt hatte, war er weit und breit der einzige, dem man wenigstens eine solche unterstellen durfte.

Dutt jedoch ließ es einfach laufen, obwohl es immer offensichtlicher wurde, dass Kramny die Mittel fehlten, den Absturz zu stoppen und eine Kehrtwende herbeizuführen. Hier hätte es längst eines Impulses von außen bedurft, doch diese Notwendigkeit wurde schlicht ignoriert, so dass am Ende das Unvermeidliche, nämlich der Abstieg eintrat.

An den Tagen nach dem besiegelten Abstieg in Wolfsburg ging es turbulent zu auf dem Wasen. Kramnys Vertrag galt ohnehin nur für die Bundesliga. Präsident Wahler, der irgendwann auch mitbekommen zu haben schien, dass wir abgestiegen waren, trat zurück und Robin Dutt wurde folgerichtig seines Amtes enthoben. Hier zeigte sich der Aufsichtsrat, wenn auch „nur“ mittels Telefonkonferenzen und viel zu spät, handlungsfähig und legte den Grundstein für einen Neuanfang.

Am gleichen Tag, an dem die Trennung von Robin Dutt verkündet wurde, wurde mit Jos Luhukay auch schon der neue Trainer vorgestellt. Es mutet äußerst untypisch an, dass der Trainer vor einem Sportdirektor verpflichtet wird, und vor allem stellt sich die Frage, wer den Trainer ausgesucht und nach welchen Kriterien man den Daumen für Luhukay hob.

Das obligatorische Foto zur Trainer-Vorstellung war schon seltsam, waren dort doch die noch verbliebenen Herrschaften im Vorstand, Heim und Röttgermann, mit Luhukay abgelichtet. Der Buchhalter und der Trikotverkäufer also, um es salopp auszudrücken, werden es ja wohl kaum gewesen sein, die darüber zu befinden hatten, ob Luhukay ein geeigneter Mann ist, ob er mit einem zukunftsfähigen Konzept antritt und ob er zum VfB passt.

In der Vereinsführung herrscht das absolute Sportkompetenz-Vakuum, das einem Angst macht. Angst vor einer wenig durchdachten Entscheidung in der Sportdirektor-Frage, Angst auch vor einer falschen, weil unter Zeitdruck gefällten Entscheidung.

Für mich ist zumindest mal Luhukay nicht die schlechteste und sogar eine logische Wahl. Er kennt die 2. Liga aus dem Effeff, weiß, wie Aufstieg geht und welche Tugenden im Unterhaus notwendig sind. Mit Mönchengladbach, dem FC Augsburg und Hertha BSC ist er ebenso bereits aufgestiegen, wie als Co-Trainer von Huub Stevens mit dem 1. FC Köln. Da der VfB alles auf die Karte Aufstieg setzen muss, ist mir in dieser Situation ein solider Handwerker lieber als ein verquerer Visionär mit hohem Risikopotential. Bei Luhukay weiß man, was man kriegt, was in der Situation, in die sich der Verein hinein manövriert hat, existentiell wichtig ist.

Er wird dieser „Mannschaft“ das Laissez-faire austreiben und ihr jene Tugenden vermitteln, die es braucht, um in der 2. Liga zu bestehen. Er ist „der kleine General“, was mir Hoffnung macht, dass er mit eisernem Besen durch den Kader fährt und bei jenen, die da bleiben und neu dazu kommen, das Hauptaugenmerk darauf legen wird, wie kampf- und leistungsbereit sind und ob sie ihre eigenen Befindlichkeiten dem gemeinsamen Ziel Wiederaufstieg unterzuordnen bereit sind. Elementar wichtig ist dabei, schnell zu einer Einheit zusammenzuwachsen und eine neue Hierarchie zu entwickeln.

Luhukay kennt diese Situation und weiß, auf was es ankommt. Bis zum Trainingsauftakt wird Luhukay stark sein und sich etliches Videomaterial aus den letzten Saisons anschauen müssen, um zu erkennen, auf wen er weiter setzen kann und wem der Laufpass zu geben ist.

Umso dringlicher ist es jetzt, wo ohnehin schon von einem Wettbewerbsnachteil gegenüber jenen Vereinen gesprochen wird, deren Ligazugehörigkeit schon länger bekannt ist, den Kader für die 2. Liga aufzustellen.

Das ist jedoch ohne den neuen Sportdirektor, der wohl auch noch eine gewisse Einarbeitungszeit benötigen wird, ein Ding der Unmöglichkeit. Seit dem feststehenden Abstieg sind bereits neun Tage verstrichen, in denen sich weder auf der Zugangs- noch auf der Abgangsseite irgendetwas getan hat.

Je länger dieser Schwebezustand anhält, desto größer ist die Gefahr, dass Spieler, die man eigentlich gerne halten würde, auf Vereinssuche gehen und man am Ende jene behält, die den Weg für einen Neuanfang frei machen müssten.

Die ungewisse Zukunft des VfB, das Nichtvorhandensein eines Plans, wie man das Unternehmen Wiederaufstieg angehen möchte, mit welchen Spielern, was man ihnen bezahlen kann, welche Perspektive man ihnen aufzeigen kann, die noch nicht erzeugte Aufbruchsstimmung, all das sind Faktoren, die selbst jene Spieler zweifeln lassen, die man eigentlich als Fundament für den Neuaufbau vorgesehen hatte.
Tagtäglich kochen neue Gerüchte über mögliche Abgänge hoch, die mir schon jetzt, vier Wochen vor Trainingsstart, Bauchschmerzen bereiten.

Werner, Baumgartl zu Red Bull, Lukas Rupp auf die Insel und selbst der Verbleib von Maxim und Serey Dié scheint nicht mehr sicher zu sein. Es wächst die Befürchtung, dass uns gerade jene dann erhalten bleiben werden, für die es keine Interessenten gibt und die den Absturz maßgeblich zu verantworten haben.

In der Gerüchteküche treten auch schwere Management-Fehler aus der Dutt-Ära zutage. Kostic zum Beispiel, dem man völlig ohne Not im Zuge einer Gehaltserhöhung großzügig auch noch eine Ausstiegsklausel in den Vertrag schrieb, die es ihm erlauben soll, den Verein schon für eine Ablöse zwischen 10 und 15 Millionen Euro verlassen zu können, wo man bis vor ein paar Wochen noch mit mehr als 25 Millionen Euro für ihn spekulierte.

Auch die Transfervereinbarung zu Antonio Rüdiger ist lächerlich, wenn ein deutscher Nationalspieler den Verein für neun Millionen Euro Ablöse verlassen darf. Angeblich hat der BVB 24 Millionen Euro für Rüdiger geboten, was der Roma 15 Millionen Euro Gewinn bescheren würde für einen Spieler, der ihnen nicht einen Tag lang gehört hat. Natürlich muss man dabei die damaligen Umstände, Rüdigers Verletzung und das Provozieren seines Abgangs, betrachten, aber, als Verein sollte man sich eben von einem solchen Früchtchen nicht erpressen lassen. Ähnlich wie im Fall Ibišević, für den wir nach wie vor 1,8 Millionen Euro seines fürstlichen Gehalts überweisen, ging man hier den Weg des geringsten Widerstands, um ja keine Unruhe über die Wohlfühloase hereinziehen zu lassen.

Das sind alles so Vorkommnisse, die jetzt anstehenden Abfindungsverpflichtungen noch gar nicht eingerechnet, in denen klar wird, weshalb der VfB kein Geld hat.

Daran geknüpft fangen auch meine ersten Erwartungen an den neuen Sportvorstand an. Verkäufe der oben genannten Spieler, deren Verträge Gültigkeit auch für die 2. Liga besitzen, dürfen erst getätigt werden, wenn der VfB ausreichend entschädigt wird. Wenn ich bspw. lese, dass Red Bull, jetzt nach dem Abstieg, den Preis von Timo Werner auf zehn Millionen Euro drücken möchte, bekomme ich einen Hals.
Er ist einer, dem es zuzutrauen ist, dass er förmlich explodiert und das Zeug zum Nationalspieler hat, sofern er besser in Szene gesetzt wird und seine Abschlussschwäche ablegt. Einem Eigengewächs mit Potential könnte doch auch eine Perspektive im eigenen Verein aufgezeigt und anhand des Beispiels Podolski argumentiert werden, dass auch ein Schritt zurück einer großen Karriere keinen Abbruch tun muss. Es muss das Ziel sein, den Spieler zu halten, und ihn nur dann zu verkaufen, wenn das Angebot unmoralisch wird und man aus wirtschaftlicher Vernunft heraus schon nicht mehr nein sagen kann.

Dazu bedarf es eines Sportdirektors, der sein Geschäft versteht und ein gewiefter Verhandlungspartner ist und nicht einen, der schon froh ist, wenn eine Personalie „geklärt“ ist. Das kolportierte Gespann Joachim Sauer/ Stephan Schwarz hört sich für mich bei näherer Betrachtung vielversprechend an, weshalb ich hoffe, dass da etwas dran ist und beide schon bald an den VfB gebunden werden können.
Sauer hat noch ein Jahr Vertrag bei Red Bull Salzburg, ihn könnte es jedoch als gebürtigen Reutlinger zurück in die Heimat ziehen. Er wäre ein erfahrener Mann, der schon bei Hertha BSC die rechte Hand von Dieter Hoeneß war und auch in Wolfsburg im Management tätig war. Der aus Kirchheim/ Teck stammende Stephan Schwarz hingegen war bereits für den VfB tätig und gilt als Entdecker von Gomez und Sami Khedira, lotste Bordon und Delpierre zum VfB und entdeckte für Hoffenheim Roberto Firmino. Er steht noch für den FC Augsburg in Lohn und Brot und ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Scouting in Augsburg wesentlich besser funktioniert als beim VfB und die bayerischen Schwaben uns mittlerweile eindeutig den Rang abgelaufen haben.

Während die Sportdirektor-Suche Dringlichkeitsstufe eins besitzt, läuft nebenher auch die eines neuen Präsidentschaftskandidaten. Bei dieser muss der VfB mittlerweile schon sehr verzweifelt sein, wenn ernsthaft Namen wie der von Guenther Oettinger oder auch Bernd Hoffmann, ehemals HSV-Präsident, in den Ring geworfen werden. Bei allem Respekt für Hoffmann, in dessen Amtszeit eine durchaus sportlich erfolgreiche Zeit der Rauten fiel, sollte der Präsident meiner Meinung nach, anders als der Sportdirektor, den Verein schon im Herzen tragen und in ihm nicht „nur“ einen Arbeitgeber sehen.

Auf dem Präsidentenstuhl favorisiere ich eher eine Lösung mit Karl Allgöwer, wenn er denn beruflich abkömmlich wäre und dem VfB mehr als bisher helfen möchte. Ein Präsident ist für mich in erster Linie Repräsentant des Vereins und oberster Wächter, der auch mahnend in Erscheinung treten sollte. Für das Tagesgeschäft hat er in allen Bereichen seine Lakaien, denen er nicht unbedingt auch noch ins Handwerk pfuschen muss. Wahler missverstand seine Aufgaben, indem er seinen Untergebenen blind vertraute und ihr Tun nicht ausreichend hinterfragte. Allgöwer wäre einer, der schon immer gegen alle Widerstände seine Standpunkte vertrat und ein gutes Gespür dafür hat, woran es beim VfB schon seit Jahren krankt. Daher wäre es zu schön, um wahr zu sein, ginge er endlich in die Verantwortung und machte es besser.

Gerade jetzt, am Tiefpunkt, wäre es wünschenswert, wenn sich ehemalige Vereinsikonen mehr als bisher im Verein einbringen und mithelfen würden, den VfB wieder dorthin zu bringen, wo er hingehört, nämlich in die Bundesliga.

Die 2. Liga, so sehr ich mich persönlich darauf freue, darf für den VfB nur Durchgangsstation sein. Im ersten Jahr muss alles auf die Karte Wiederaufstieg gesetzt werden, da durch eine Übergangsregelung die Fernsehgelder noch gehaltvoller sprudeln als für die anderen Zweitligisten und auch der Kader erstklassiger bestückt sein sollte, als, wenn man einmal in der 2. Liga festsitzt.

Daher darf man nicht sämtlichen Verlockungen erliegen, gute Spieler loszuwerden, nur weil diese sich zu höherem berufen fühlen und ein paar Euro fünfzig in die Kasse spülen. Es gilt in erster Linie diejenigen von der Gehaltsliste zu bekommen, deren Verträge auslaufen, namentlich Schwaab, Niedermeier, Harnik und solche, die mehr die Klappe aufreißen, als Argumente auf dem Platz zu liefern (z. B. Klein).
Diese stehen, wie auch Gentner, dessen Vertrag unnötigerweise bereits verlängert wurde, für den mangelnden Erfolgshunger und die Bequemlichkeit der letzten Jahre. Abgänge dieser Spieler würden die Mentalität der Truppe nachhaltig verändern und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft schüren.

Lassen sich die Neuen von diesen Leuten einlullen und schenken ihren Worten Glauben, dass sie gerne mithelfen würden, den Karren wieder flott zu bekommen, hätten wir bereits verloren und müssten uns notgedrungen auf ein „Weiter so“ einstellen. Hier müssen der neue Sportdirektor und Jos Luhukay nach ihrer Überzeugung handeln und dürfen auf Attribute wie Vereinstreue nichts geben. Die Gesänge „außer Kevin könnt ihr alle gehen“ und „ihr macht uns lächerlich“ sollten bei den anstehenden Personalentscheidungen unbedingt Gehör finden und vor allem verdeutlichen, dass uns keiner dieser Versager so sehr ans Herz gewachsen ist, dass es einen Aufschrei geben würde, wenn die eine oder andere langjährige „Stütze“ leise Servus sagen würde.

Je länger die Sportdirektor-Suche andauert, je länger niemand im Verein dazu imstande ist, Spielern, die es lohnen würde, zu halten, Perspektiven aufzuzeigen und ihnen schwarz auf weiß zu belegen, dass sie auch von ihrem 2. Liga-Gehalt zwei Mal am Tag warm essen könnten, desto größer ist die Gefahr, das sich diese nach neuen Vereinen umsehen. Die Außendarstellung des Vereins ist einmal mehr erbärmlich, man hat das Gefühl führungslos da zu stehen.

Aufsichtsräte, deren berufliche Verpflichtungen es nur zulassen, den VfB „nebenher“ zu führen, Vorstände, die eigentlich für Finanzen und Marketing zuständig sind und ein Ehrenrat, im dem sich zwar mit Ohlicher und Buchwald Sportkompetenz befindet, der jedoch bislang lediglich angehört wurde, aber noch nie wirklich etwas zu melden hatte. Da fällt es schwer, Zutrauen aufzubringen, dass die richtigen Weichen in eine erfolgreichere Zukunft gestellt werden.

Dabei wäre es jetzt gerade eminent wichtig, eine positive Stimmung zu erzeugen und der VfB-Familie Hoffnung zurückzugeben, nicht zuletzt auch wegen des in Kürze startenden Dauerkartenverkaufs.

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17. Mai 2016

Den Abstieg als Chance begreifen!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , – Franky @ 08:36

Seit Samstag, 17.21 Uhr, ist es traurige Gewissheit. Der VfB steigt zum zweiten Mal nach 1975 in die 2. Liga ab. Die Chancen auf den Klassenerhalt waren nach der Heimniederlage gegen Mainz 05 ohnehin fast auf den Nullpunkt gesunken, zudem war es fraglich, ob die Spieler diese Aufgabe mental überhaupt bewältigen könnten, nachdem einige ob des Platzsturms vor Wochenfrist doch sehr eingeschüchtert wirkten.

Wer die Vorstellungen der letzten Wochen verfolgt hatte, für den war ohnehin der Frankfurter Sieg, der auch noch für ein gutes Ende nötig gewesen wäre, um ein Vielfaches wahrscheinlicher, als dass sich unsere Truppe, erneut ohne die Kämpfernaturen Kevin Großkreutz und Serey Dié angetreten, noch einmal aufraffen und eine gewaltige Leistungssteigerung an den Tag legen würde.
Der VfB hatte sich bereits im Vorfeld aufgegeben. Unter der Woche war es den Protagonisten wichtiger, sich für die 2. Liga zu positionieren und dem VfB die Treue zu schwören, anstatt sich zunächst auf diese allerletzte Chance zu fokussieren.

Da wir in Wolfsburg ohnehin unseren letzten Punktgewinn 2006 zu verzeichnen hatten und der letzte Sieg aus dem Jahr 2005 datiert, war es äußerst unwahrscheinlich, dass wir gerade jetzt und mit diesem ehrlosen Haufen den notwendigen Sieg einfahren würden.

So fuhren wir schon mit sehr geringen Hoffnungen und früh morgens mit dem Partyzug los und wollten das Beste aus dem Tag machen. Kramny versprach Kampf bis zum letzten Tropfen, was man dieser trostlosen Truppe ohnehin nicht zutraute, so dass es uns vorbehalten war, im Partyzug bis zum letzten Tropfen Vollgas zu geben.

Wir hatten schon ziemlich früh unser Ziel erreicht und mussten uns nichts vorwerfen lassen, so dass es zwar einmal sehr bedauerlich war, im Block nur alkoholfreies Bier vorzufinden, es aber zu verschmerzen war, zumal wir uns ohnehin bis kurz vor Spielbeginn vor dem Stadion an den Bussen und am Bierstand aufhielten.

Ungewöhnlich viele VfBler fanden sich zu diesem Entscheidungsspiel in Wolfsburg ein, so dass nicht, wie sonst in Wolfsburg, die Plätze auf dem Unterrang genügten, sondern auch der Oberrang darüber komplett in VfB-Hand war.

Kaum hatten wir Platz genommen, nahmen die Wölfe auch schon Fahrt auf und hatten nach wenigen Sekunden die erste Torchance durch Max Kruse. Früh offenbarte sich, dass der VfB aus den vorigen Begegnungen nichts, aber rein gar nichts, gelernt hatte.

Der VfB betrieb Abstiegs-Ballett statt Abstiegskampf und ließ die Wolfsburger fast nach Belieben kombinieren. Folgerichtig fiel das 1:0 bereits in der 11. Minute, Gegentor Nummer 70 und ein Paradebeispiel, wie leicht den Gegnern das Toreschießen in dieser Saison gemacht wird.

Als der VfB nach einer knappen halbe Stunde im gegnerischen Strafraum die Kugel verlor, schalteten die Wölfe blitzschnell um und ließen die VfBler dabei wie Statisten aussehen. Schürrle machte mit dem 2:0 bereits früh den Deckel drauf, so dass auch noch die letzten Hoffnungen auf die Relegation im Keim erstickt waren. Kläglich wie kampf- und emotionslos der VfB sich in sein Schicksal ergab. In diesem jämmerlichen Haufen ist weder Charakter, noch Sportsgeist, noch Ehrgefühl, nicht einmal Scham vorhanden. Der VfB nahm auch in diesem letzten Spiel den Kampf nicht auf, trat nicht als Team auf, war unkonzentriert und offenbarte erneut die gleichen taktischen und individuellen Mängel, die sich wie ein roter Faden durch die letzten Spiele zogen. Es gab wohl in der Bundesligahistorie keinen emotionsloseren Absteiger als diesen VfB. Dieser „Abstiegskrimi“ war dieses Mal den Sportsendern in den Zusammenfassungen nicht einmal mehr eine Konferenz mit dem Parallelspiel Werder-Frankfurt wert, zu kampf- und chancenlos trat der VfB auf.

Eine Schande, dass dieses elendige Team offensichtlich nicht gewillt war, den Schalter noch einmal umzulegen. Kurz nach dem 2:0 hatte ich genug von diesem Dilettantismus der Brustringträger und haute meinen ersten Wut-Post in die Welt hinaus, dass diese Söldnertruppe des Brustrings nicht würdig sei, sie nicht weiter unsere Trikots beflecken, sondern sich endlich verpissen sollen. Ich verließ dann bereits vor der Pause meinen Platz auf dem Oberrang und kehrte auch nicht mehr zu diesem zurück.

Stattdessen verfolgte ich das weitere Geschehen mit einem Auge von unten und sprach mit Dutzenden Bekannten. Das allerletzte Mal Bundesliga wollte ich eigentlich genießen, bei diesen Dilettanten in kurzen Hosen aber, kommt man eher auf den Gedanken, sich eine andere Sportart auszusuchen, so erbärmlich wie sie den Brustring repräsentierten. Während wir darüber philosophierten, was nur aus unserem VfB gemacht wurde, plätscherte die Partie ihrem Ende entgegen.

Da sich bei den meisten der Abstiegsfrust spätestens nach dem Mainz-Spiel entlud, trugen es die meisten mit einer bemerkenswerten Fassung. Die meisten waren gar erleichtert, dass es endlich vorüber ist und dass man die allermeisten dieser kümmerlichen Kicker in der nächsten Saison nicht mehr ertragen muss.

Dieser Abstieg ist folgerichtig, wenn man den stetigen Abwärtstrend der letzten Jahre betrachtet und sich vor Augen führt, wie knapp Huub Stevens zuletzt zwei Mal gerade noch retten konnte. Meiner Verachtung für diese Truppe tat auch das zwischenzeitliche 2:1 durch den zum Gegner abwandernden Didavi keinen Abbruch mehr, der erstmals seit Kuzmanovic wieder einen Freistoß direkt verwandelte. Selbst die Wende hätte uns nichts mehr gebracht, in Bremen stand es zu diesem Zeitpunkt 0:0, am Ende gewann aber Werder, so dass uns allenfalls noch ein Sieg mit sieben Toren Unterschied in die Relegation hätte bringen können.

Was bin ich froh, dass uns diese für mich unnötigen Relegationsspiele erspart bleiben. Ich bin fertig mit diesem widerlichen Haufen und wollte sie ums Verrecken nicht noch einmal ertragen müssen, zumal es gegen den Club nach einer weiteren Demütigung gerochen hätte.

Die Wölfe erzielten dann noch das 3:1 und das Spiel plätscherte seinem finalen Pfiff weiter entgegen, während sich im Block die Wut über den Vorstand und dieses klägliche Team vollends entlud. Schiedsrichter Gräfe gab noch vier Minuten Bundesliga als Zugabe obendrauf, ehe endlich der Stecker gezogen war und der Verein dorthin katapultiert wurde, worauf man jahrelang konsequent hingearbeitet hat, nämlich in die 2. Liga.

Die Situation im Stadion nach dem Schlusspfiff war bizarr. Der Stadionsprecher bedankte sich bei den Zuschauern für die Unterstützung während der Saison und rief zum Run auf die Getränkestände auf, wo es Freibier geben würde, auch im Gästeblock, wie er betonte. Nur, alkoholfreies Bier nehme ich nicht mal geschenkt und von VW gleich gar nicht, wer weiß welche Manipulationen am Zapfhahn vorgenommen wurden.

Bemerkenswert war es, wie der jetzt besiegelte Abstieg von der Fanszene fast schon lethargisch zur Kenntnis genommen wurde. Keine Pöbelszenen, nicht der Ansatz eines Platzsturms und auch keine Pyrotechnik, vermutlich hat sich die zahlreich vertretene Polizei auf wesentlich mehr Arbeit im Falle eines VfB-Abstiegs eingestellt.

Man sollte meinen, der Abstieg ziehe einer Fanszene den Boden unter den Füßen weg, Tränen und Verzweiflung überall, heulende Spieler, fassungslose Offizielle. Nichts von alledem war am Samstag in Wolfsburg zu sehen. Von einigen wenigen verzweifelten jungen Mädchen einmal abgesehen, sah ich kaum jemanden bitterlich weinen. Es war keine Trauer, Wut keimte dagegen auf, Wut darüber, was einige wenige aus dem einst so stolzen VfB gemacht haben und Wut darüber, was für Rumpelfußballer und Charakterschweine sich derzeit schon VfB-Spieler schimpfen dürfen. Ein klein wenig Talent reicht heutzutage schon aus, aus Zivilversagern Millionenverdiener zu machen. Ungerecht ist die Welt!

Ich hatte lang genug Zeit, mir auszumalen, wie sich denn ein Abstieg anfühlen würde. An 1975 habe ich keine Erinnerungen, erst an den Wiederaufstieg 1977, welches meine erste Saison war, in der ich schon regelmäßig im Stadion war. Ich spürte nur Erleichterung, Erleichterung über die Gewissheit, fast schon Vorfreude auf die neue Liga und Erleichterung darüber, dass das Dahinsiechen im Tabellenkeller der Bundesliga ein Ende fand und endlich der Weg für einen radikalen Neuanfang frei ist.

Der Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans gelang in dieser Saison nicht mehr. Irgendwann wird eben auch jede „Zusammenhalten“-Aktion unglaubwürdig, ist jeder Hashtag ausgelutscht, irgendwann steht einzig und allein die „Mannschaft“ in der Pflicht, die Fans mitzunehmen und nicht umgekehrt. Ein jeder Arbeitnehmer wäre mit einer derartigen Berufsauffassung lang seinen Job los, nur für Profifußballer, und dabei speziell bei denen vom VfB, scheinen andere Regeln zu gelten, wenn sie nicht das tun, für das man sie eingestellt hat.

Nach dem Spiel gab es keine Szenen, wie man sie von „normalen“ Absteigern kennt, dass sich Spieler und Fans am Zaun gegenseitig trösten und Mut zusprechen, nein, die „Mannschaft“ hielt auch in dieser bitteren Stunde die Distanz und hatte auch hier nicht den Mumm, sich zu stellen. Zwar erbärmlich, aber auch nicht mehr verwunderlich, wer den Rasen schon mit vollen Hosen betritt, geht dann eben lieber rein zu Mama und weint sich aus, weil einem von den Fans inzwischen blanker Hohn, Hass, Verachtung entgegen schlägt. Aber Jungs, das ist das einzige, was ihr euch wirklich „verdient“ habt.

Kapitän Gentner, den wir, wie wir im Laufe der Woche erfahren mussten, noch zwei Jahre länger am Hals haben werden als ursprünglich befürchtet, hielt die Seinen gar als „Rädelsführer“ zurück. War ja klar, äußerten die Mimosen doch schon öfter ihr Unverständnis darüber, dass die Leute nach desaströsen Vorstellungen aufgebracht sind und ihnen nicht zujubeln.

Schon wegen der großen Kluft zwischen „Mannschaft“ und Fans täte der Verein gut daran, das Team für die neues Saison nahezu komplett auszuwechseln und mit jungen, erfolgshungrigen, aber auch gestandenen 2. Liga-Spielern in die neue Saison zu gehen.

Der Verein muss endlich wegkommen von den Lastminute-Transfers der letzten Jahre. Dutt hatte vor Jahresfrist markige Worte gefunden und seine(n) Vorgänger deutlich abgewatscht, gerade in puncto Scouting und doch hat Dutt es keinen Deut besser gemacht.

Zu einem guten Scouting gehört es eben nicht nur, über die fußballerischen Fähigkeiten eines Spielers zu befinden, sondern auch über seinen Charakter, seine Teamfähigkeit, seine Lernbereitschaft, ob er eher ein bequemer Typ oder leistungsbereit ist und wie sich sein Sozialverhalten darstellt. Diese Tugenden kann man jedoch nicht unter die Lupe nehmen, wenn man Spieler wie Šunjić oder Kravets unter Zeitdruck kurz vor Transferschluss verpflichtet. Last-Minute-Transfers sind die Folge vorheriger Untätigkeit und Panikreaktionen, weil man zuvor seine Arbeit nicht richtig gemacht hat, schon aus diesem Grund, Dutt raus!

Dass fehlender Charakter der meisten bei uns angestellten Häufchen Elend uns die Klasse gekostet hat, offenbarte sich in den letzten Wochen und Monaten schonungslos. Anstatt nach der Erfolgsserie zu Rückrundenbeginn nach Höherem zu streben, lehnt man sich lieber zurück und nimmt den Fuß vom Gaspedal.

Das Saisonziel, das spätestens nach der Demission Zornigers Nichtabstieg hieß, hatte man vermeintlich ja schon Mitte März so gut wie erreicht, also konnte man es sich wieder einmal schön bequem machen. Kramny und Dutt unterstützten dies auch noch, nahmen die Spannung heraus, indem sie bspw. großzügigen Osterurlaub gewährten und reihen sich damit nahtlos in die Riege der VfB-Totengräber ein.

(Glückliche) Punkteteilungen in Ingolstadt und Darmstadt wurden schön geredet, weil der Druck ja stets bei den anderen lag, so Dutt, Heimniederlagen gegen Leverkusen, Dortmund und Bayern als das Normalste auf der Welt abgetan und selbst nach der katastrophalen Vorstellung beim direkten Konkurrenten in Augsburg läuteten noch immer nicht die Alarmglocken. Die Vorstellungen auf dem Rasen wurden immer schlechter, Kampfgeist war keiner vorhanden und doch vertraute man stets darauf, dass im nächsten Spiel schon die Besserung einkehren würde. Nun haben wir die Quittung, wir sind 17. und es sind keine Spiele mehr!

Wenn ein Abstieg je hausgemacht war, dann dieser. Seit Jahren hat man die sportliche Konkurrenzfähigkeit außer Acht gelassen und sich stattdessen an Projekten wie dem Stadionumbau, dem Bau des Leistungsnachwuchszentrums und der geplanten Ausgliederung (die mit dem Abstieg fürs erste vom Tisch sein dürfte) ergötzt.

Dass ich je einmal einen Präsidenten Wahler in der Rangliste unserer schlechtesten Präsidenten vor Gerd E. Mäuser kategorisieren würde, hätte ich nie gedacht. Mäuser war zwar schon die Oberpfeife und hat nichts Vernünftiges auf die Reihe gebracht, aber, durch seine öffentlichen Auftritte als Elefant im Porzellanladen nahm man ihn aber immerhin regelmäßig wahr, während Wahler als „der Unsichtbare“ in die VfB-Annalen eingehen wird.

Wahler sah tatenlos zu, wie der VfB in den letzten Wochen und Monaten seinen komfortablen Vorsprung auf den Relegationsplatz verspielte und vertraute blind darauf, Dutt würde schon das Richtige tun. Er hielt es nicht einmal für nötig, auf den Tisch zu hauen und Sportdirektor und Mannschaft in die Pflicht zu nehmen. Damit handelte er äußerst vereinsschädigend und ist folgerichtig am Tag danach zurückgetreten (worden). Ein Mayer-Vorfelder war seinerzeit noch mit Herzblut dabei und schritt ein, wenn es notwendig war, aber, er hatte auch ein Gespür und war vor allem nah dran an der Mannschaft.
Robin Dutt wiederum wollte sich partout nicht eingestehen, nach Zorniger, auch bei der Ernennung Kramnys zum Cheftrainer danebengelegen zu haben und ließ die Dinge ins Verderben laufen. Dass die „Mannschaft“ tot war und es eines Impulses von außen bedurft hätte, ignorierte Dutt. Spätestens nach dem Offenbarungseid von Augsburg lag Handlungsbedarf vor. Was tat Dutt? Nichts!

Zur allgemeinen Verunsicherung trugen die ständig wechselnden Aufstellungen und nicht nachvollziehbaren Auswechslungen von Trainer Kramny bei, der mehr und mehr einen überforderten und vor allem planlosen Eindruck machte. Dutt hätte Kramny erlösen müssen, um sich nicht vorwerfen zu müssen, nicht alles versucht zu haben, den Super-GAU abzuwenden. Dutt wollte durch das Nicht-Eingestehen einer Fehlentscheidung seinen eigenen Hintern retten und fuhr damit unseren Verein sehenden Auges gegen die Wand. Schon allein das ist vereinsschädigend, seine Äußerungen nach dem Mainz-Spiel, dass seine Saisonplanung die Möglichkeit des „Worst Case“ in Betracht gezogen hätte, schlug dem Fass den Boden aus.

Wenn der SC Freiburg eine solche Philosophie lebt und mit sich und der Welt zufrieden ist, wenn man unter den Top 25 in Deutschland steht, was automatisch auch die Möglichkeit eines Abstiegs vorsieht, ist das die Sache der Südbadener und dort auch so vermittelbar.

Als Bundesliga-Tanker aber, der 39 Jahre am Stück fester Bestandteil des Fußball-Oberhauses war, verbietet es sich von selbst, in diese Richtung zu denken. Der VfB gehört in die Bundesliga, in der Vergangenheit wurde stets noch rechtzeitig die Reißleine gezogen, um diesen Super-Gau zu verhindern. Ein Abstieg hat weitreichende finanzielle Konsequenzen, so dass in den vergangenen Jahren schon reichlich Horrorszenarien gemalt wurden, wie hart uns ein Abstieg treffen würde.

Umso verwunderlicher, oder auch nicht, ist es, dass dieses Mal der Aufsichtsrat nicht eingeschritten ist. Das seit Oktober nur noch dreiköpfige Gremium umfasst zwar Wirtschafts-Granden aus der Region, jedoch seit Hansi Müllers Rücktritt niemanden mit mehr mit auch nur ein bisschen Sportkompetenz. Wie auch Präsident Wahler vertraute der Aufsichtsrat vollständig auf Dutts Kompetenz und das, obwohl vor einem Jahr großspurig angekündigt wurde, eine One-Man-Show werde es beim VfB nicht mehr geben.

Hätte man den Abstieg tatsächlich einkalkuliert gehabt, wie Robin Dutt weismachen möchte, und wäre man von den auf den Weg gebrachten Projekten zu hundert Prozent überzeugt gewesen, hätte man Alexander Zorniger gar nicht entlassen zu brauchen. Schlimmer wäre es mit ihm mit Sicherheit auch nicht gelaufen. Eher im Gegenteil. Bei der Siegesserie zu Beginn der Rückrunde profitierte Kramny noch von Zornigers Arbeit. Für mich ist er nach wie vor kein Schlechter, mit etwas mehr Geschick im Umgang mit der Presse und einem Abrücken von seiner Sturheit, wäre er einer gewesen, der jeden einzelnen Spieler weiterbringen hätte können und mit dem man die Hoffnung hätte verbinden können, sich im weiteren Saisonverlauf noch zu verbessern. Bezeichnend ist doch, dass gerade jene Spieler, die er sich öffentlich zur Brust nahm, wie Niedermeier, Didavi und Werner, zum Saisonende hin überhaupt nichts mehr auf die Kette bekamen und damit ihren maßgeblichen Anteil am Niedergang haben.

Bei Sport im Dritten positionierte sich Dutt einmal mehr klar, dass er um seinen Job kämpfen werde und sieht die Schuld weiterhin in den Strukturen, die er zu seinem Amtsantritt vorgefunden hatte. Seine Ausführungen in allen Ehren, aber, wer den VfB in seine schlimmste Krise seit über 40 Jahren hineinmanövriert hat, muss die Konsequenzen ziehen und seinen Hut nehmen.

Dutt hat im Fußballgeschäft noch überhaupt nichts vorzuweisen, außer vielleicht bei seinen Trainerstationen bei den Stuttgarter Kickers und beim SC Freiburg, so dass ich kein Vertrauen habe, dass Dutt den Karren wieder flott bekommen könnte.

Von allen Seiten werden wir wegen Dutt belächelt. Wo Dutt ist, ist unten, so der gängige Slogan in der Liga, welcher sich auch beim VfB mehr und mehr bewahrheitet. Schon vor seiner Verpflichtung war ich sehr skeptisch, vor allem, weil er bei seiner einzigen Rolle als Sportdirektor (beim DFB) kläglich versagt und schnell wieder den Schreibtisch mit dem Trainingsplatz getauscht hat. Dass man ihn dann noch vor seinem ersten Arbeitstag mit einem 4-Jahresvertrag und einem Vorstandsposten ausgestattet hat, spottet jeder Beschreibung, oder anders, ist eben der VfB. Da Dutt offensichtlich einen Teufel tun wird, selbst das Feld zu räumen, steht auch hier wieder eine Lohnfortzahlung an, die sich gewaschen hat und die uns die nächsten Jahre immer wieder einholen dürfte. Da Dutts Ruf nicht der beste ist, um es charmant auszudrücken, besteht kaum die Hoffnung, dass ihm schon bald ein neuer Verein zum Ruinieren in die Hände gelegt wird. Ich traue es Dutt nicht zu, den VfB (möglichst schnell) wieder dorthin zu bringen, wo wir hingehören, nämlich in die Bundesliga.

Der VfB muss jetzt die Chance zur totalen Neuausrichtung nutzen und darf sich nicht von Dutt mit Phrasen einlullen lassen, dass seine auf den Weg gebrachten Projekte Zeit benötigen und erst später greifen. Wie einst Bobic ist Dutt momentan dabei, den ohnehin schon riesigen Personalapparat mit eigenen Getreuen noch weiter aufzublähen. Schon allein die Tatsache, dass Dutt ernsthaft darüber nachdenkt, die Gesichter des Niedergangs der letzten Jahre in die 2. Liga mitzunehmen, disqualifiziert ihn vollständig. Gentner ist schon „passiert“, aber die Schwaabs, Niedermeiers, Harniks sollen ihren Dilettantismus bitte zukünftig woanders zur Schau tragen, die wollen wir hier nicht mehr sehen.

Bei einem „Weiter so“ würde sich die Leistungskultur im Verein nie zum Besseren wandeln. Im derzeitigen Verantwortungs-Vakuum, ohne Präsidenten, ohne Trainer und mit einem Sportdirektor kurz vor der Entlassung, ist es ohnehin hinterfragenswert, weshalb er überhaupt noch Leute einstellen und Verträge verlängern darf. Stoppt Dutt, kann man da nur sagen!

Warum man den Vertrag mit Kapitän Christian Gentner schnell noch verlängert hat, erschließt sich mir zum Beispiel nicht. Natürlich ist es als gutes Signal zu verstehen, wenn der Kapitän auch im Abstiegsfall an Bord bleibt, aber, Gentner ist eben auch eines der, wenn nicht das Gesicht des schleichenden Untergangs. Seit seiner Rückkehr aus Wolfsburg 2010 spielen wir fast permanent gegen den Abstieg, seit er die Binde 2013 von Serdar Taşçı übernommen hat, wurde es noch schlimmer, was nun im Abstieg gipfelt. Gentner hatte noch ein Jahr Vertrag, daher war es ohnehin klar, dass er uns auch in der 2. Liga erhalten bleiben würde.

Ich hoffe nur, dass man ihm dann wenigstens die Kapitänsbinde wegnimmt. Von Zorniger hatte ich es mir seinerzeit schon erhofft, dass er die Hierarchie aufreißt. Teilweise, durch den Abgang Ulreichs und die Verbannung Niedermeiers auf die Tribüne, hat er das auch getan, Gentner aber hat leider auch bei ihm meistens gespielt.

In Zukunft darf es nur noch nach Leistung gehen und so darf auch der Stammplatz von Gentner nicht in Stein gemeißelt sein. Er mag ein Spieler sein, der gut mitspielen kann, wenn es in der Mannschaft wie von selbst läuft, ein Kampfschwein aber, das als Kapitän vorangeht und mal ordentlich dazwischen grätscht, wird er nie werden. Er steht sinnbildlich für das Behäbige und die Selbstzufriedenheit in dieser Truppe.

Der Abstieg bietet dem VfB die Chance einer Frischzellenkur, mit jungen und frischen Kräften die Liga aufzumischen muss die Devise sein. In der 2. Liga sind andere Tugenden gefragt, als in der Bundesliga, eben jene, die nun auch im Abstiegskampf notwendig gewesen wären. Spucken, kratzen, beißen, kämpferische Tugenden und keine Schönspielerei.

Der VfB steigt aus dem Grund ab, weil er diese Tugenden nicht in petto hatte und diese mit dem vorhandenen Personal wohl auch nicht abrufbar waren. Deshalb wäre es fatal, den Neuaufbau mit den Gesichtern des Niedergangs anzugehen, weil sie polemisch betonen, dass sie gerne helfen würden, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.

Nein, weg mit Ihnen, die Sprechchöre „ihr macht uns lächerlich“, „außer Kevin könnt ihr alle gehen“ und „VfB Stuttgart, das sind WIR“ sind dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Die wenigsten der Protagonisten möchte man in der nächsten Saison noch auf dem Wasen sehen, sie hatten lange genug Zeit, sich am Riemen zu reißen und alles für den Verein zu geben.

Bislang sind also Ginczek und Gentner fix für die 2. Liga, wobei Ginczek vermutlich erst ab Oktober/ November ins Geschehen eingreifen kann, sofern ihn nicht nochmal ein Rückschlag ereilt. Großkreutz, Langerak und Serey Dié haben dem Vernehmen nach Bereitschaft signalisiert, dem VfB auch in der 2. Liga erhalten zu bleiben, womit zumindest schon mal ein Gerippe vorhanden wäre. Öffentliche Liebeserklärungen der Genannten sind jedoch erst einmal mit Vorsicht zu genießen, da die Vereinsliebe beim Eintreffen lukrativerer Angebote, und wenn die Zahlen vom VfB auf dem Tisch liegen, auch schnell erloschen sein könnte.

Im Tor würde ich mit Langerak und Uphoff in die Saison gehen und Tytoń abgeben. Nicht weil ich ihn nicht auch für einen ordentlichen Keeper halten würde, sondern weil Langerak, wenn er denn verletzungsfrei bleibt, die klare Nummer eins sein wird und Tytoń als Ersatzkeeper zu teuer wäre.

In der Abwehr würde ich gerade mal Heise, Großkreutz und Baumgartl halten. Bei Insúa bin ich mir nicht ganz sicher. Er ist ein netter Kerl, der sich auch wohl zu fühlen scheint und sich mit dem Verein identifiziert, ist aber eben auch in vielen Situationen zu langsam und war an etlichen Gegentoren nicht ganz unbeteiligt, wie bspw. auch am 1:0 in Wolfsburg. Zudem dürfte er in Anbetracht dessen, was er leistet, für die 2. Liga zu teuer sein.

Aus dem Mittelfeld bleiben uns wohl Lukas Rupp, Serey Dié, Alexandru Maxim und Christian Gentner sowie die Youngster Ristl, Ferati und Wanitzek erhalten, während Kostic den Abflug machen dürfte. Der VfB wird auf Transfereinnahmen angewiesen sein und Kostic ist einer der wenigen dieses stümperhaften Kaders, der überhaupt Geld in die Kassen spült.

Seit der Kicker von Kostic‘ Ausstiegsklausel berichtet hatte, die so gestrickt sein soll, dass diese nur greife, wenn die Saison auf Platz 15 oder schlechter beendet würde, hatte man beim Spieler den Eindruck, er wäre überhaupt nicht gewillt, zu einer besseren Platzierung beizutragen.

Auch wieder so ein merkwürdiges Vertragskonstrukt Marke Dutt, zumal es in der Branche auch eher unüblich ist, dem Spieler zusätzlich zu einer satten Gehaltserhöhung auch eine Ausstiegsklausel in den Vertrag zu schreiben. Normalerweise läuft das eher andersherum, der Spieler erhält eine Gehaltserhöhung und die Ausstiegsklausel wird dafür gestrichen. Wieder ein Fall von „Jaaaaaa, der VfB“.

Bei Alexandru Maxim bin ich mir nicht ganz sicher, ob es sinnvoll wäre, ihn zu behalten. Er stagniert seit Jahren in seiner Entwicklung und wäre einer, der nach einer eventuell guten Europameisterschaft Geld einbringen könnte. Hier kommt es auf den neuen Trainer an, ob er in seinem System einen Spielmacher alter Prägung mit vielen Freiheiten bevorzugt oder doch eher ein Laufwunder, welches Maxim nie werden wird.

Im Sturm bleiben wohl nur Ginczek und Tashchy sicher, während Timo Werner sich auf dem Sprung nach Leipzig befinden soll. Über Werner wundern mich die Meldungen nur noch. Bis vor einem Jahr identifizierte er sich voll und ganz mit dem VfB und man konnte es sich kaum vorstellen, dass er, für welches Geld der Welt auch immer, die Farben wechseln könnte.

Ob sein Berater Karl-Heinz Förster den Wechsel derart forciert oder ob zu viel Porzellan zerschlagen wurde, weil ihn der VfB letzten Sommer wie Sauerbier in England angeboten hat, man weiß es nicht. Ich fände es schade, wenn wieder ein Eigengewächs den Verein verlassen würde, dem man es zumindest zutrauen kann, dass er in Leipzig explodiert, wenn er bessere Mitspieler um sich hat und das System besser auf ihn zugeschnitten wird.

Der Aderlass dürfte also gewaltig werden, was ich jedoch mehr als Chance denn als Risiko ansehe. Auch bei den Youngstern, die jüngst mit den Amateuren in die Regionalliga abgestiegen sind, habe ich meine Zweifel, ob sie die Reife mitbringen, am Projekt Wiederaufstieg tatkräftig mitzuhelfen.

Man hört nichts Gutes von einigen dieser Jungen. Charakterlich schwach, zufrieden, mit dem, was sie „erreicht“ haben und dass sie sich von den erfahrenen Führungsspielern nichts sagen ließen, weil sie vom Gehalt her schon in einer ganz anderen Liga spielten. Stimmt das so, wäre es natürlich ein Armutszeugnis für den VfB und es wäre nicht verwunderlich, dass auch bei den Amateuren nie ein Team auf dem Platz stand.

Für den (hoffentlich) neuen Sportdirektor dürfte es eine Mammutaufgabe werden, den Kader auszudünnen, wie es nötig ist. Verschenken möchte man gebundene Spieler ja auch nicht, wenngleich es eine undankbare Verhandlungsposition ist, wenn das Gegenüber weiß, dass man den Spieler loswerden muss. Im einen oder anderen Fall dürfte auch das nur mit Abfindungszahlungen gelingen, die wir in Stuttgart ja fast schon gewohnt sind, so viel Kaderschrott wie sich in den letzten Jahren hier getummelt hat.

Gelang es, Platz im Kader zu schaffen, muss dieser punktuell verstärkt werden, wobei man eine gesunde Mischung aus gestandenen Spielern und jungen, hungrigen Kräften finden muss, die bereit sind, den Kampf in Liga 2 aufzunehmen und die mit dem VfB etwas erreichen möchten.

Dabei sollte sich der Verein tunlichst nicht von abgehalfterten Altstars wie Kuranyi und Taşçı blenden lassen, die dem VfB im Herbst ihrer Karriere gerne helfen würden. Deren Zeit ist abgelaufen, die von Kuranyi, der in Hoffenheim nun wahrlich keine Bäume ausgerissen hat, sowieso und auch Serdar hat schon lang nicht mehr unter Beweis gestellt, dass er eine Hilfe wäre und wäre sicherlich für den VfB in der 2. Liga auch zu teuer.

Wenn man schon altgediente Kräfte zurück locken möchte, dann bitte welche, die noch voll im Saft stehen und einen Qualitätsschub brächten, wie Mario Gomez oder Sami Khedira, was jedoch (noch) unrealistisch sein dürfte.

Zunächst muss allerdings ein Trainer und hoffentlich auch ein neuer Sportdirektor gefunden werden, bevor man jetzt schon Spieler holt und Mittel bindet, und der neue Trainer dann ganz anderen Handlungsbedarf sieht.

Von den kolportierten Namen ist mir der von Markus Gisdol noch am sympathischsten. Ob er sich auf einen Abstieg einlassen und die finanziellen Verhältnisse akzeptieren würde, wo er doch in Hoffenheim aus dem Vollen schöpfen konnte, steht auf einem anderen Blatt.

Auch über Christian Gross könnte man ernsthaft nachdenken, sofern er das Schmierentheater seines Abgangs inzwischen vergessen und verziehen hat. Die handelnden Personen sind inzwischen zwar komplett andere, mehr Professionalität ist aber leider seither auch nicht eingekehrt.

Ich an des VfB’s Stelle würde ja alte Koryphäen abklappern, die zwar offiziell in Rente sind, die es nach Jahren des Nichtstuns aber womöglich wieder jucken könnte, ins große Business zurückzukehren. In dieser Situation und aufgrund der Inkompetenz im gesamten Verein, wäre Erfahrung Gold wert.

Mir war einst die Lösung Lattek/ Sammer beim BVB sympathisch, wo ein Sammer an der Seite des Altmeisters reifen und wertvolle Erfahrungen mitnehmen konnte.

Warum also nicht mal bei Ottmar Hitzfeld anrufen, den nicht nur seine VfB-Vergangenheit sondern auch die Nähe zu seiner Heimat Lörrach locken könnte. An seiner Seite könnte ich mir einen Sympathieträger wie Andi Hinkel vorstellen, der erste, wenn auch nicht glückliche, Erfahrungen im Trainergeschäft gesammelt hat und dem VfB wie kaum ein anderer verbunden ist und vor allem im Umfeld große Beliebtheit genießt. Der VfB täte gut daran, auf kompetente Sympathieträger in Mannschaft und Umfeld zu setzen, um sich in absehbarer Zeit mit seiner Kundschaft wieder zu versöhnen.

Der VfB muss bereit sein, neue Wege zu gehen und aus Fehlern der Vergangenheit endlich auch mal lernen. Zu den größten Fehlern der jüngeren Vergangenheit zählt, damals unter der Ägide Mäuser/ Bobic, das Vergraulen unserer Jugendabteilung und die daraus resultierende Flucht der Herren Albeck/ Schrof nach Leipzig. Es ist kein Zufall, dass aus dem Unterbau, trotz des wunderschönen Jugendleistungszentrums, seit deren Abgang nichts fruchtbares mehr hochgekommen ist und, im Gegenteil, nach und nach junge Spieler von RB Leipzig abgeworben wurden. In erster Linie Kimmich lässt da grüßen. Bezeichnend, dass jetzt auch noch unser beliebtes Torwart-Trainer-Urgestein Ebbo Trautner, den seinerzeit Bobic degradiert und ihm Andreas Menger vor die Nase gesetzt hat, den VfB auch noch in Richtung RB verlässt.

Dem VfB der Zukunft darf kein Weg zu unkonventionell sein. Man könnte sich durchaus die Blöße geben und sich jetzt, wo Mäuser, Bobic, Labbadia Geschichte sind, zum Ziel setzen, die Herren Schrof und/ oder Albeck zu einer Rückkehr, immerhin in die Heimat, zu bewegen. Vielleicht trifft es die beiden ja auch ins Mark, aus der Ferne zu beobachten, was aus ihrem VfB geworden ist, so dass sie vor der nächsten Vertragsverlängerung genau überlegen könnten, ob sie nicht doch lieber ihrem Herzen folgen sollten.

Als Fan darf man sich auf die 2. Liga freuen, ich tue das zumindest. Früher begann eine Bundesligasaison und alles war möglich. Der VfB war meist ein Kandidat für die UEFA-Cup-Plätze, es gab eine Handvoll Abstiegskandidaten, aber eben auch genauso viele Meisterschaftsanwärter. Heutzutage, wo die Bayern in einer einzigen Championsleague-Saison 100 Millionen Euro einnehmen und kürzlich an einem einzigen Tag 70 Millionen für zwei neue Spieler ausgeben, kann man den Bayern schon jetzt zur fünften Meisterschaft in Folge „gratulieren“.

Der BVB mit seinen ebenfalls üppigen Mitteln wird voraussichtlich wieder nett Paroli bieten können, danach aber hört es schon fast auf.

Schalke mit Gazprom im Rücken, Manager Heidel und immer ausverkauftem Haus dürfte auch weiterhin ein Kandidat für die Championsleague-Plätze sein.

Hoffenheim sollte mit den Hopp-Millionen eigentlich auch im oberen Tabellendrittel platziert sein, ebenso wie Bayer Leverkusen, das Gehälter zahlt, dass einem schwindlig wird.

Wolfsburg wird, trotz Abgas-Skandal, nach dieser verkorksten Saison die nächste Transferoffensive starten und auch „Aufsteiger“ Red Bull hat bereits verkündet, mindestens 50 Millionen Euro in neue Spieler investieren zu wollen und baggert an Spielern herum, von denen wir nicht zu träumen wagen.

Mönchengladbach ist der einzige Verein, der mit ungleichen Waffen kämpft und sich zuletzt oben (dank gutem Scouting und gutem Management) etablieren konnte. Für Gladbach ist jedoch keine Saison ein Selbstläufer, wie man zu Beginn der abgelaufenen Runde gesehen hat. Zudem haben sie auch einen Wettbewerbsnachteil, weil sie nicht die Gehälter der Konkurrenz bezahlen können und daher schlauer als die Anderen sein müssen, was sie in den letzten Jahren bemerkenswert gut hinbekommen.

Bei diesen Summen, die in den Top 6 bewegt werden und bei Gehältern schon jenseits der zehn Millionen Euro pro Jahr, während „wir“ Top-Verdienern zwischen zwei und drei Millionen Euro jährlich bezahlen können, frage ich mich als Fan schon seit einiger Zeit, ob es sich lohnt, diesen Wahnsinn auf Dauer mitzumachen. Beim VfB jammert man herum, 3,4 Millionen Euro Ablöse für den Königstransfer Sunjic in den Sand gesetzt zu haben, während andere ein Vielfaches allein an Handgeldern auf den Tisch des Hauses legen. Realistisch betrachtet und wenn man eben nicht schlauer als die Anderen ist, bleibt in der Liga nur noch Abstiegskampf und eine Einreihung auf die Plätze 8-18. Das bedeutet, selbst hätte man die Klasse ein weiteres Mal irgendwie gehalten, dass uns der nervenzehrende Abstiegskampf auf Sicht erhalten geblieben wäre und die Wahrscheinlichkeit auch deshalb groß gewesen wäre, dass es einen irgendwann einmal erwischt.

Möchte ich einer Liga angehören, in der mehr und mehr Einheitsbrei serviert wird und sich die Stadien fast nur noch in der Farbe unterscheiden? In der nur noch der schnöde Mammon regiert und die Ursprünglichkeit auf der Strecke bleibt? Wo nach Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim, Ingolstadt sich nun mit Red Bull der nächste Retortenclub breit macht? Wo Emporkömmlinge wie Mainz und Augsburg uns den Rang abgelaufen haben, während Traditionsclubs ums nackte Überleben kämpfen. Wo Spiele gegen Bayern und Dortmund längst ihren sportlichen Reiz verloren haben und einer Demütigung gleich kommen?

Ich habe darauf ehrlich gesagt keinen Bock mehr und reduziere mein Fan-Dasein auch nicht auf sportlichen Erfolg. Die derzeitige Truppe lässt jegliche Identifikation mit Verein und Fans vermissen, so dass mir schon seit einiger Zeit die Stunden, die ich mit Gleichgesinnten am Rande des Fußballs verbringen kann, wichtiger als das Geschehen auf dem Platz sind.

Diesbezüglich ändert sich für mich in der 2. Liga also zunächst einmal überhaupt nichts. Im Gegenteil, es stehen fast durchweg interessante Touren auf dem Programm und, wenn es der Verein schafft in der Kürze der Zeit eine schlagfertige Truppe zusammenzustellen, stehen die Chancen auf ein paar Siege mehr ungleich besser.

Natürlich darf die Zweitklassigkeit nicht zum Dauerzustand werden und natürlich muss der VfB bestrebt sein, möglichst schon nach einem Jahr wieder zurückzukehren. Im ersten Jahr der Zweitklassigkeit sprudeln die Fernsehgelder aufgrund einer Übergangsregelung noch üppiger, auch die Sponsoren bleiben bei der Stange. Daher sind wir zunächst einmal von den finanziellen Möglichkeiten her der FC Bayern der 2. Liga und müssen etwas daraus machen, um nicht Gefahr zu laufen, eines Tages noch weiter nach unten durchgereicht zu werden.

Dafür muss sich der VfB in Rekordzeit runderneuern. Der Aufsichtsrat scheint sich aus Urlaubs- und Zeitgründen und wegen mangelnder sportlicher Kompetenz schwer damit zu tun, einen neuen Sportdirektor zu finden, zumal der Markt der arbeitslosen Sportdirektoren auch nicht gerade üppig ausgestattet zu sein scheint. So ist zu befürchten, dass es mal wieder einer wird, der nicht bei drei auf dem Baum ist. Von Jens Todt und Stefan Kuntz indes halte ich überhaupt nichts, da sie in dieser Position, ähnlich wie Robin Dutt, noch nichts Weltbewegendes vorzuweisen haben und überwiegend auf ihre bisherigen Vereine reduziert werden würden. Karl Allgöwer, der in diesem Zusammenhang auch genannt wurde, sähe ich eher als neuen Präsidenten, als Vereinsrepräsentanten, der, wenn nötig, auf den Tisch haut und stets den Finger in die Wunde legt. Für einen Sportdirektor war er zu lang raus dem Fußballgeschäft. In dieser Position könnte ich mich eher mit einem wie Jens Lehmann anfreunden, der sich selbst jedoch wohl mehr als Trainer sieht.

Auch Horst Heldt ist wieder auf dem Markt und damit automatisch im Gespräch. Bei seiner Personalie bin ich zwiegespalten. Er wäre mir zwar noch lieber als einige der anderen Kandidaten, aber, unter ihm wurden eben auch viele Gelder verbrannt, zudem lag er auf Schalke bei der Trainerwahl auch meist daneben.

Wo auch immer die Reise hingeht und welche Köpfe noch rollen werden, der VfB hat die große Chance für einen radikalen Neubeginn und sollte diese nutzen. Daher gilt es jetzt den Verein zukunftsfähig aufzustellen, alte Zöpfe abzuschneiden und mit Karacho zurückzukommen. Die Zweitklassigkeit bietet nicht nur die Chance, eine erfolgshungrige Mannschaft aufzubauen, auch der aufgeblähte Personalapparat um die Mannschaft herum könnte auf Zweitligaverhältnisse zurückgefahren werden. Uns wird immer eingebläut, wie eng der Gürtel zu schnallen ist, doch, bei sich selbst anzufangen, daran denkt der Verein nicht.

Ich frage mich öfter, womit sich diese „Mannschaft“ diesen Luxus, der ihr geboten wird, verdient hat. Weshalb lässt man diese traurigen Affen von Absteigern nach dem Spiel in Wolfsburg per Charterflug in die Heimat zurückbringen und setzt sie nicht zu uns in den Partyzug, dass sie ein jeder mal kurz her beleidigen kann und sie sich es das nächste Mal (das es selbstredend jetzt nicht mehr geben wird) genau überlegen, ob sie noch einmal so leidenschaftslos auftreten und sich aufgeben wie zuletzt?

Müssen es immer 5-Sterne-Wellnesstempel sein, wo er komplette VfB-Tross absteigt oder ist nicht gerade jetzt in der 2. Liga die Möglichkeit gegeben auch die eigenen Ansprüche herunterzufahren. Wenn ich mich recht entsinne, nächtigte Eintracht Braunschweig beim Pokalspiel im Dezember in einem Hotel der Holiday Inn Express Kette. Ich hoffe es sehr, dass diese Kategorie in der 2. Liga dann auch ihren Ansprüchen genügt und sie ihrem Leben in Saus und Braus im Unterhaus ein Ende setzen.

Warum muss ein Spaß-Trainingslager auf Mallorca her, wenn die Sportschule Ruit vor den Toren Stuttgarts liegt? Die 2. Liga schafft dem VfB die Möglichkeit, kleinere Brötchen zu backen und zurück zu einer Leistungskultur zu kommen. Die Wohlfühloase muss endlich der Vergangenheit angehören, das alte Motto „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ muss Bestandteil einer Vereinsphilosophie sein, mit der sich Otto Normal-Fan auch identifizieren kann.

Nach erreichtem Klassenerhalt hätte man ja gerne zur Saisonabschlussfahrt nach Mallorca, meinetwegen auch in ein Golf-Ressort, aufbrechen dürfen, aber nicht einmal das wäre noch zustande gekommen, hatten wir es doch mit keiner Mannschaft im eigentlichen Sinne zu tun. Nach dem letzten Spiel und der Landung in Stuttgart sind wohl alle getrennt von dannen gezogen, kein Saisonabschluss mit den (alten) Kollegen mehr, eine Tatsache, die auch Bände spricht, wie es um den Teamgeist bestimmt war.

Die 2. Liga ist auch eine Chance für die Fanszene, neu zu einander zu finden. Es wird zwar nach außen stets Einigkeit demonstriert und durch den Fanausschuss auch dieselbe Sprache nach außen transportiert, bei näherem Hinsehen aber bestehen doch tiefe Gräben.

Wenn schon, wie gegen Mainz und auch in Wolfsburg, eigene „Fans“ aufeinander losgehen, verstehe ich die Welt nicht mehr. Ich hoffe, dass sich im Unterhaus wieder die Spreu vom Weizen trennen wird und jene zuhause bleiben, die mit ihrem Frust rund um den Fußball nicht umgehen können und ein Ventil für ihre eigene Unzufriedenheit suchen.

Angst und bange kann es einem dabei schon jetzt vor den Duellen gegen den KSC werden. Ich komme aus einer Zeit, in der man in den 80ern bis weit in die 90er hinein, sich noch mit VfB-Trikot frei in Karlsruhe bewegen konnte und man keine Probleme bekam, wenn man es nicht auf Ärger abgesehen hatte.

Heutzutage, wo die Fanszenen beider Lager von spätpubertären Gruppen dominiert werden, ist man selbst als Allesfahrer schon fast am überlegen, ob man sich der Gefahr, vor allem im Wildpark, noch aussetzt.

Bereits 2009, beim letzten Aufeinandertreffen in der Bundesliga, gab es vor dem Stadion bürgerkriegsähnliche Zustände, die mit Fußball meiner Auffassung nach nichts zu tun haben. Rivalität und Frotzeleien gehören zum Fußball dazu, wenn jedoch Leib und Leben gefährdet sind, hört der Spaß auf. Leute, die Feuerwerkskörper in die Menge hineinschießen, wie 2009 geschehen, sind kriminelle Straftäter, die aus dem Verkehr gezogen gehören, sowie alle anderen, die auf normale Leute losgehen, nur weil sie einen Schal tragen, der ihnen nicht passt.

Die 2. Liga wird einige hochbrisante Duelle für uns zu bieten haben, sportlich und von den Fanszenen her interessant, aber eben auch, vor allem bei Spielen bei Dunkelheit, nicht ganz ohne. Dennoch freue ich mich riesig drauf und warte nun zunächst einmal gespannt auf die Weichenstellungen in die Zukunft, die Bekanntgabe des Sommertrainingslagers und auf das Erscheinen des Spielplans, damit man endlich wieder planen kann.

Ich wünsche allen eine schöne Sommerpause und eine erfolgreiche Europameisterschaft, für wen auch immer ihr mitfiebert. Da sich beim VfB die Meldungen in den nächsten Wochen (hoffentlich) überschlagen werden, melde ich mich natürlich zwischendurch auch noch zu Wort.

Eine neue Liga ist wie ein neues Leben oder auch WIR spielen in einer anderen Liga. Ich habe den VfB in den letzten Jahren öfter mit dem todkranken Patienten verglichen, bei dem niemand bereit ist, endlich den Stecker zu ziehen.

Nun ist es geschehen, nun ist es, wenn auch traurige, Gewissheit. Der VfB war die längste Zeit erstklassig und hat (endlich) geschafft, worauf jahrelang und ungebremst drauf zu gesteuert wurde. Machen wir das Beste draus, beten wir, dass auch der Verein das Beste draus macht und wir eines Tages tatsächlich resümieren können, dass dieser Abstieg das Beste war, was uns passieren konnte.

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11. Mai 2016

Selbstaufgabe!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , , , , – Franky @ 08:11

Der VfB ist nach dem Spiel gegen Mainz 05 endgültig am Abgrund angekommen. Es bricht mein Fan-Herz, das seit 1974 für diesen Verein schlägt, wenn man machtlos mit anschauen muss, was aus dem einst so stolzen Verein für Bewegungsspiele von 1893 e. V. gemacht worden ist.

Nach dem desaströsen 1:3 gegen den Karnevalsverein aus Mainz, sind die Chancen auf den Relegationsplatz vor dem letzten Spieltag nur noch theoretischer Natur. Man braucht sich als einer, der es mit dem VfB hält, auch nicht einmal darüber zu ärgern, dass der BVB die Eintracht aus Frankfurt „gewinnen lassen hat“, Darmstadt 98 in Berlin gewinnt und Bremen in Köln ein torloses Remis erreicht.

Wer nach dem Erreichen der 33-Punkte-Marke die Saison für beendet erklärt und innerlich darauf baut, dass vor zwei Jahren ja schon 32 Punkte zum Klassenerhalt genügten und das irgendwie schon wieder hinhauen würde, braucht die Schuld für sein Versagen nicht bei den Anderen zu suchen. Wer wochenlang den Anderen den Druck zuschiebt, weil man ja eine ach so tolle Ausgangssituation hatte, zahlt zum Schluss die Zeche.

Selbst in den Momenten während und nach dem Spiel, als sich das Schicksal abzeichnete, worauf jahrelang hingearbeitet wurde, nämlich der Abstieg, konnte ich nicht mal mehr bittere Tränen weinen. Ich bin in dieser Situation eher sauer denn traurig.

Sauer auf die Totengräber der letzten Jahre, auf die Herren Staudt und Heldt, die im Championsleague-Wahn die Personalkosten exorbitant in die Höhe schraubten und sich offensichtlich auch am Stadionumbau übernommen hatten.

Auf die Herren Hundt, Mäuser, Bobic, Labbadia, die den Kader kaputt sparten und Stück für Stück schwächten, Vereinskoryphäen und junge Hoffnungsträger vergraulten und eine katastrophale Außendarstellung an den Tag legten.

Und aktuell gilt dem wohl noch immer von der Championsleague träumenden Präsidenten Bernd Wahler, dessen einzige Sorge derzeit noch immer die geplante Ausgliederung zu sein scheint und der Robin Dutt einfach machen lässt, anstatt hin und wieder auf den Tisch zu hauen, wenn es angebracht wäre.

Robin Dutt hingegen ist der Meister des Aussitzens. Letztes Jahr ging es gerade nochmal gut, dieses Jahr nicht mehr. Er lässt es seit Monaten einfach laufen und hofft von Spiel zu Spiel auf Besserung, wohingegen seit Wochen jeder Blinde sah, dass diese Mannschaft tot ist und ohne Impuls von außen auch nicht mehr zu retten war. Jürgen Kramny ist die ärmste Sau in der Kette, ihn hätte man einfach nur zu erlösen brauchen.

Bereits am 29.03., als sich die Tabellensituation noch weitaus komfortabler darstellte, sich der Negativtrend aber bereits abzeichnete, warnte ich vor den kommenden Wochen und traute es Robin Dutt damals sogar zu, dass er diesen Trend erkennen und handeln würde: http://www.frankys-stadionpics.de/blog/?p=4005. Leider hatte ich ihn überschätzt.

Dutt hat nicht erkannt, dass Kramny die Mannschaft nicht mehr erreicht und mit der Aufgabe heillos überfordert ist. Oder hat er es erkannt und wollte es sich nicht eingestehen, dass er wie schon bei der Verpflichtung und möglicherweise auch Entlassung von Alexander Zorniger daneben lag.

Kramny war die Billiglösung, es zu versuchen auch legitim, zumal ihm die ersten Wochen ja auch Recht gaben, aber, dieses Experiment auf Kosten des Abstiegs und bis zum bitteren Ende fortzuführen, ist grob fahrlässig und vereinsschädigend.

Noch nach Augsburg, nach Dortmund, selbst nach Bremen, mit der lösbaren Aufgabe gegen Mainz vor der Brust, hätte ein Trainerwechsel Sinn gemacht und mir noch einmal Hoffnung gegeben. Oft sind es ja eine neue Ansprache, die eine oder andere Stellschraube, ein bereits in Vergessenheit geratener Reservist, die Autorität, der Wegfall der Alibis und vieles mehr, das einen Trümmerhaufen von Mannschaft, zumindest vorübergehend, zu neuem Leben erwecken könnte.

Und? Was tat Dutt? NICHTS! Er ließ diese letzte Patrone einfach stecken. Dutt ließ es weiterlaufen, ließ eine hilflose Mannschaft vor sich hin stümpern und lobte Kramny, weil er doch 100 Prozent VfB wäre. Wenn das allein genügt…. Dutt hat mehr oder weniger tatenlos zugesehen, wie der große Tanker (so Bobic) auf Grund lief.

Doch damit nicht genug, die VfB-Welt ist am Boden zerstört, sauer, fassungslos, tieftraurig und fragt sich, ob sich dieser Kollateralschaden jemals reparieren lässt, da setzt Robin Dutt noch einen drauf. „Wir haben uns letztes Jahr für einen Weg entschieden, der auch den Worst Case eines Abstiegs vorgesehen hat. Wenn es nun so kommt, dann werden wir sehr gut vorbereitet sein“. Herr Dutt möchte doch nicht allen Ernstes behaupten, sein „Plan“ sei es gewesen, einen 39 Jahre am Stück Bundesliga spielenden Verein in die 2. Liga zu managen? Das lässt auf Kommunikationsprobleme im Vorstand schließen, denn, Herr Wahler wollte ja eigentlich in die Championsleague.

So aber sind wir aller Wahrscheinlichkeit nach in der kommenden Saison Bestandteil der attraktivsten 2. Liga aller Zeiten. Abgesehen vom spielerischen Niveau und dem sicher ein oder anderen trostlosen Heimspiel, darf man sich auf Leckerbissen in fast jedem Auswärtsspiel freuen. Sandhausen und Heidenheim sind dabei noch so ziemlich das unattraktivste, was diese Liga zu bieten hat, wegen ihrer Nähe jedoch auch schon wieder attraktiv.

Sollte es denn so kommen, gehe ich absolut positiv ran und hoffe darauf, mal wieder etwas öfter jubeln zu dürfen und dass das Neckarstadion wieder zu einer Festung wird.

Seien wir doch ehrlich, die immer weiter auseinandergehende finanzielle Schere in der Bundesliga, in der mehr und mehr mit ungleichen Waffen gekämpft wird, machen die Liga langsam aber sicher gähnend langweilig.

Zehn Heimniederlagen in dieser Saison verlangen auch dem Hartgesottensten alles ab, Spiele gegen die Spitzenteams, zu denen man die Punkte gleich per Post verschicken könnte, haben ihren Reiz verloren und jetzt kommt auch noch Leipzig hinzu, die von Anfang an oben mitspielen möchten und an Neuzugänge denken, die wir uns im Leben nicht leisten könnten.

Daher sehe ich es eher positiv, den Verein konsolidieren zu können, kleinere Brötchen zu backen, das Gehaltsniveau herabzusenken und sich der einen oder anderen personellen Altlast elegant entledigen zu können.

Der Samstag indes begann hervorragend. Früh morgens ging es schon los zur traditionellen Saisonabschlussfahrt auf dem Stuttgarter Partyfloß, wie immer toll organisiert vom OFC Leintal Power 05.
Bei Kaiserwetter hüpften und sangen wir uns mit 190 Gleichgesinnten in Stimmung und waren vorsichtig optimistisch, was das Spiel anging. Mainz war in den letzten Jahren zu ähnlichen Zeitpunkten und als es für sie ebenfalls um nicht mehr viel ging (die Europaleague konnten sie nur noch theoretisch verspielen), ein dankbarer Gegner.

Frühlingsfest, ausverkauftes Haus und eine trotzige Stimmung, hat doch fast jeder, der der Fanszene eng verbunden ist, vor dem Spiel noch einmal mobil gemacht und dazu aufgerufen, bei diesem Spiel alles rauszuhauen und die Mannschaft bedingungslos zu unterstützen.

Alle in weiß war das Motto, ein tolles Bild im weiten Rund und (zunächst) ein Lautstärkepegel, der in der Liga seinesgleichen sucht. Von der Fanseite her war alles angerichtet für einen tollen Fußballnachmittag.

Dumm nur, dass die „Mannschaft“ nicht mitspielte! Sie ist dem sich mehr und mehr zuspitzenden Abstiegs- und Existenzkampf von Spiel zu Spiel nervlich weniger gewachsen. Auch in diesem Punkt rächt es sich, dass es einfach so laufen gelassen wurde. Es ist kein Führungsspieler da, der die Jungs mitreißt, keiner der sie aufrichtet und ein Trainer, dessen ständige Wechsel von Planlosigkeit und wenig Vertrauen in sein Personal zeugen.

Kramny krempelte die Mannschaft im Gegensatz zum 2:6 letzten Montag in Bremen auf gleich sechs Positionen um. Außer einer komplett neuen Viererkette durfte auch Mitch Langerak endlich sein Bundesligadebüt im Trikot mit dem Brustring „feiern“.

Dass es Kramny nicht schaffte, auf Mallorca, die Sinne zu schärfen, einen Teamspirit zu entwickeln und vor allem eine Formation zu finden, die es in den restlichen drei Spielen richten soll und dem Druck auch gewachsen ist, zeugt von der Sinnlosigkeit dieser „Auszeit“.

Dieses Trainingslager war also für die Katz, so dass man meinen kann, dieses habe den Charakter einer Saisonabschlussfahrt gehabt und Spaß und Erholung wären im Vordergrund gestanden.

Schlimmer noch, der Spannungsabfall seit der Rückkehr mutet fatal an. Bremen war eine Frechheit, von der ersten Minute an und Mainz, na ja.

Zwei eigentliche Führungsspieler, Christian Gentner und Kevin Großkreutz, kehrten zwar zurück, waren aufgrund ihrer Verletzungen jedoch noch nicht bei 100 Prozent, so dass auch sie es nicht schafften, mit Leistung voran zu gehen und spielerisch Zeichen zu setzen.

Das Spiel begann zwar wie gemalt für den VfB, in der 6. Minute brachte Gentner unsere Farben in Führung. Es hätte der Brustlöser sein können, nein, müssen, spürte man doch bei der Mannschaft und auch bei den Fans die pure Erleichterung und eine zarte Hoffnung auf DIE Trendwende.

Doch, wenn eine stark verunsicherte Mannschaft dann plötzlich meint, das Ergebnis verwalten zu wollen und den Betrieb nach vorne nahezu einstellt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn der Schuss nach hinten losgeht.

Da der VfB ohne Stürmer spielte und ein Didavi an vorderster Front einmal mehr darauf konzentriert war, sich nicht zu verletzen, als dass er noch einmal alles für den VfB gegeben hätte, konnten vorne keine Bälle festgemacht und dadurch auch keine Gefahr erzeugt werden. Einzig in der 36. Minute wurde es noch einmal gefährlich, als ein Mainzer den Ball von Rupp von der Linie kratzte.

Das hätte die Vorentscheidung sein können, aber, das notwendige Quäntchen Glück haben wir offensichtlich in den letzten Jahren aufgebraucht. Bezeichnend, dass im direkten Gegenzug der Ausgleich fiel, als der Rückkehrer Kevin Großkreutz eine Hereingabe zuließ und Malli sich in der Mitte Freiheiten erfreute, die wohl in der Bundesliga einmalig sind. Es war Gegentor Nummer 70, was einmal mehr offenbarte, wo der Schuh drückt und wo die Versäumnisse des Robin Dutt liegen. Man kann über Antonio Rüdiger sagen, was man möchte, aber, der stand in der Schlussphase der letzten Saison seinen Mann und steckt die Schwaabs, Šunjić‘, Niedermeiers, Barbas und Baumgartls locker in die Tasche.

Nach dem Ausgleich, der im Fußball von Grund auf noch keinen Beinbruch darstellt und reparabel gewesen wäre, brachen beim VfB abermals alle Dämme. Die Knie wurden wackelig, der Kopf spielte nicht mehr mit, die Mannschaft agierte kopflos und bettelte um weitere Gegentore.

Nach dem 1:2 und schließlich dem 1:3 und wohl auch nachdem die Ergebnisse auf den anderen Plätzen durchgesickert waren, hatte es etwas von Selbstaufgabe. Robin Dutts Kopfwäsche, die er nach dem Zerfall der Mannschaft in Bremen angekündigt hatte, verpuffte, sofern er sie denn durchgeführt hat. Denn, analog zu Bremen ergab man sich wehrlos in sein Schicksal, kein Aufbäumen, keine Gegenwehr, ohne unseren Besten, Mitch Langerak, können wir das Ding gut und gern auch 1:6 oder 1:7 verlieren.

Wenn nicht noch ein Wunder geschieht und wir in Wolfsburg gewinnen, sowie Frankfurt in Bremen, war diese 39. Bundesligasaison am Stück die vorerst letzte.

Noch unwahrscheinlicher als ein Frankfurter Sieg in Bremen, die Hessen haben mit zuletzt drei Siegen in Folge immerhin einen Lauf, erscheint, dass der VfB etwas Zählbares aus Wolfsburg mitnimmt. Nicht nur die Statistik spricht gegen den VfB, nein, in der derzeitigen Verfassung würde das Team wohl auch gegen den Stadtrivalen von den Golan-Höhen verlieren, so dass ein Erfolgserlebnis bei den Wölfen, die sich mit ihrem Publikum für eine verkorkste Saison versöhnen möchten, nahezu ausgeschlossen erscheint.

Dass beim VfB selbst keiner mehr ernsthaft an ein Wunder glaubt, zeigt sich darin, dass hinter den Kulissen wohl schon eifrig die Köpfe zusammengesteckt werden, mit welcher Führungsmannschaft und welchen Spielern man das Abenteuer 2. Liga denn angehen solle. Dabei liegt der Fokus scheinbar weniger darin, wie der Super-GAU vielleicht doch noch abgewendet werden könnte, nein, jeder meint sich positionieren zu müssen und schreit „hier“, wer die Wohlfühloase auch nach dem Abstieg nicht verlassen möchte.

Christian Gentner und Daniel Ginczek haben ihre Verträge bereits vorzeitig verlängert. Sicherlich ist es ein gutes Zeichen, wenn der Kapitän an Bord bleibt und damit auch signalisiert, dass selbst bei einem Abstieg nicht alles auseinanderbrechen würde. Jetzt hat der fast 31-jährige Gentner also noch drei Jahre Vertrag, was schwer nach Rentenvertrag riecht.

Interessant zu Gentner waren die Aussagen von Hansi Müller bei Sport im Dritten. Müller, der Einblicke in das Innenleben des Vereins hat und nicht mehr in Amt und Würden steht und deshalb auch kein Blatt mehr vor den Mund nehmen muss, kritisierte Gentner, dass er eben nicht DIE Führungspersönlichkeit ist, die man sich in schwierigen Situationen wünschen würde.

Für mich ist Gentner DAS Gesicht des sportlichen Niedergangs und ein Bremser in der Mannschaft. So lang er vermeintlich eine Stammplatzgarantie besitzt und, wie Kramny kürzlich sagte, selbst entscheide, ob er spiele, wird es schwierig bis unmöglich weg von der Wohlfühloase und hin zu einer Leistungsgesellschaft zu gelangen.

Als Identifikationsfigur darf er ja gerne bleiben, hätte ohnehin noch einen Kontrakt bis 2017 gehabt, aber, die Kapitänsbinde MUSS ihm der nächste Trainer aber abnehmen. Ich hoffe schwer, sein Wort im Verein hat nicht dieses Gewicht, dass er Dutt auch noch die Vertragsverlängerungen weiterer Gesichter des Niedergangs schmackhaft macht, dann nämlich dürfte es eher noch weiter nach unten gehen.
Sehr positiv hingegen sehe ich die Vertragsverlängerung von Daniel Ginczek, der sich darüber hinaus dem Vernehmen nach eine Ausstiegsklausel streichen ließ und damit ein klares Bekenntnis für den VfB abgibt. Typen wie ihn wünscht man sich noch einige mehr in der Mannschaft. Geerdet, bodenständig, Familienvater, sympathisch und eben kein Spinner. Hoffentlich legt er die Seuche endlich ab und kann im Spätherbst wieder beschwerdefrei für uns auf Torejagd gehen.

Auch in der obersten Vereinsebene kündigt sich ein Beben an, wie mehrere Blätter in Berufung auf Aufsichtsratskreise berichten. Demnach sollen Wahler und Dutt im Falle des Abstiegs vor der Ablösung stehen. Ich denke, uns stehen spannende Wochen bevor.

Dutt gibt sich indes kämpferisch, so ist zu hören, er verzichte für eine Weiterbeschäftigung auf die Hälfte seines Gehaltes und dass er gerne bleiben würde, da er in der Region zu Hause ist. Dutt hat sicherlich einige Projekte auf den Weg gebracht, deren Früchte wir später ernten werden, wenn sie denn fruchten, aber, er lag eben bei vielen Transfers total daneben und hat zuletzt, als es dringend nötig gewesen wäre, nicht eingegriffen.

Auch die Stimmung unter den Fans hatte am Samstag etwas von Selbstaufgabe. Obwohl es erst der 33. Spieltag war und die theoretische Chance noch gegeben ist, war’s das für viele. Den Platzsturm hätte es meiner Meinung nach zu diesem Zeitpunkt (noch) nicht gebraucht und lässt den Schluss zu, dass es wohl besser ist, auswärts endgültig abzusteigen.

In Wolfsburg werden sich viele kurz nach dem Spiel zu Zug und Bus begeben müssen und nicht noch auf die „Mannschaft“ warten können. Dieser Platzsturm war in meinen Augen dumm, wobei ich die Besonnenheit unserer Ultras-Gruppierungen loben muss, die offensichtlich ihre Leute zurückgehalten haben.

So waren auf dem Feld hauptsächlich sensationslüsterne Selfie-Knipser und wütende „Normalos“, die ein Ventil für ihren Frust suchten. Es kam vereinzelt zu Schubsereien, Schlimmeres ist zum Glück nicht vorgefallen. Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch der Meinung wäre, dass es an der Zeit ist, der Mannschaft die Meinung zu geigen, aber, erstens brauchen wir sie noch für dieses letzte entscheidende Spiel und zweitens dürfte dem VfB eine empfindliche Strafe drohen, bin hin zu einem Teilausschluss von Zuschauern, sollte die DFL Ermittlungen aufnehmen.

Dieses Platzstürmchen jetzt jedoch mit den Vorkommnissen der Kölner beim Abstieg gegen die Bayern oder in Mönchengladbach und anderen weitaus dramatischeren Ereignissen in Zusammenhang zu bringen, ist in meinen Augen überzogen und lächerlich. Die Security hatte alles im Griff, die Polizei musste nicht eingreifen, also, halb so wild.

Die Rolle des Sicherheitsdienstes ist hier trotzdem zu hinterfragen. Wohl wurde mit einem Sturm gerechnet, weshalb die Tore zum Innenraum vorab schon geöffnet wurden und Leute, die aufs Spielfeld wollten, nicht daran gehindert wurden.

Selbst Rollstuhlfahrer habe ich vor dem Kabineneingang gesehen. Das alles mutete schon seltsam an, wenn ich mir die Leute, die auf dem Rasen standen so angeschaut habe, glaube ich nicht, dass es zu einer gewaltsamen Stürmung gekommen wäre, hätte man die Tore einfach geschlossen gehalten.

Nun hoffe ich einfach, dass die DFL aus dieser Mücke keinen Elefanten macht und der VfB keine Konsequenzen zu tragen hat. Und natürlich darauf, dass die Spieler nicht zu sehr eingeschüchtert wurden und in Wolfsburg schon von Beginn an mit wackeligen Knie auf dem Platz stehen.

Bei aller Selbstaufgabe, noch sind drei Punkte zu gewinnen, noch sind wir nicht sicher abgestiegen. Für Wolfsburg gilt es seitens der Mannschaft noch einmal alles zu mobilisieren. Vielleicht hilft es ja dabei, dass der eine oder andere jetzt schon weiß, dass man auch in der 2. Liga auf ihn setzen würde, und die Mannschaft daher gieriger auftritt als zuletzt. Wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter, alles hat seine zwei Seiten, ich sehe auch dann positiv in die Zukunft.

Lasst uns jedenfalls dieses vermeintlich letzte Bundesliga-Spiel für einige Zeit genießen. Alle in Rot nach Wolfsburg. Freue mich auf den Partyzug und einen abartig langen Tag. Bin auf alles vorbereitet, in diesem Sinne, prost und ahoi!

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5. Mai 2016

Geht mal Bier hol‘n, ihr spielt schon wieder scheiße!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , , – Franky @ 12:36

So mein Lieblingstitel der “VfBallermannhits”, die unmittelbar nach Bekanntgabe des Kurztrainingslagers auf Mallorca vergangene Woche, die Runde machten. So aussagekräftig, auch was den Gemütszustand in den letzten Wochen und Monaten betrifft, der einen während nahezu jedem Spiel beschleicht.

Da das Montag-Spiel in Bremen von der aktiven Fanszene boykottiert wurde, fand am Sonntag, unmittelbar vor der Abreise der Mannschaft nach Bremen, noch eine Karawane vom Cannstatter Bahnhof zum Trainingsgelände statt. Dort durften wir, entgegen der sonstigen Gepflogenheiten, den Schluss des Abschlusstrainings verfolgen und die Mannschaft dabei lautstark gen Norden verabschieden und ihr versuchen noch den entscheiden Push mit auf die Reise zu geben.

Ein großer Bahnhof wurde dieser Truppe gemacht, die es für uns richten muss, den ersten Abstieg seit 41 Jahren zu verhindern. Doch, auch das war vergebene Liebesmüh, gedankt haben sie es nämlich einmal mehr nicht und gingen an der Weser sang- und klanglos 2:6 unter.

Das von allen Seiten belächelte Trainingslager auf Mallorca zeigte damit überhaupt keinen Effekt, zumindest keinen positiven, im Gegenteil, der VfB setzte den Tiefpunkten der letzten Wochen einen weiteren unten drunter. Da fragt man sich schon, was das soll, zwischen zwei Spielen kurz mal nach Malle in ein anderes, weil mediterranes, Klima zu fliegen und sich diesen Reisestrapazen auszusetzen, auch wenn dies von offizieller Seite heruntergespielt wird, man hätte auch nicht länger gebraucht, um ins Allgäu zu gelangen, wo man ursprünglich seine Zelte aufschlagen wollte.

Plätze mit Rasenheizung hätten sich auch dort finden lassen. Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und Teambildung hätte es auch dort gegeben. Billiger wäre es ohnehin gewesen, wobei ich an dieser Stelle einmal mehr betonen muss, dass der Verein, der sich in den letzten Jahren sportlich kaputt gespart hat, auch in puncto Luxus einmal kürzer treten könnte, wenn nicht müsste.

Hat es diese Truppe überhaupt verdient, stets in den teuersten 5-Sterne-Tempeln, Golf- und Wellnesshotels abzusteigen, wo sich Otto Normalbürger nicht mal eine Nacht leisten könnte? Hätte es nicht auch die Sportschule Malente getan, in der der Geist zum WM-Gewinn 1974 entstand? Müssen es Charterflüge nach Malle oder zurück von Bremen sein? Könnte man die Mannschaft nicht von Bremen mit dem Bus zurück fahren lassen, der ja ohnehin fährt. Weshalb in der Nacht noch ein Rückflug per Charter, weshalb eine Ausnahme-Nachtlandeerlaubnis in Stuttgart, während wir seinerzeit von Barcelona aus kommend bis zum Morgengrauen auf dem Rollfeld in Barcelona mangels Nachtlandeerlaubnis festsaßen?

Man darf die Mannschaft gerne für außerordentliche Leistungen mit Luxus belohnen, aber, in sportlich und finanziell düsteren Zeiten würde es dem Verein gut zu Gesicht stehen, zur Bodenhaftung zurückzukehren und die ohnehin verwöhnte Versagertruppe nicht weiter zu hofieren und zu hätscheln, wenn sie sich eigentlich Peitschenhiebe verdient hätte.

Diese „Auszeit“ war, so wurde kommuniziert, ausdrücklich Wunsch des Trainers. Dass dies schon ein erstes Anzeichen sein könnte, dass Dutt von Kramny abrückt, könnte man jetzt hinein interpretieren oder auch, dass Dutt schon einmal vorsorgt, sollte es auch mit Kramny schief gehen.
Klar war auf jeden Fall, sollte nicht eine deutliche Leistungssteigerung und ein Erfolgserlebnis in Bremen zu verzeichnen sein, dass Dutt und Kramny die Entscheidung für Malle um die Ohren fliegen würde.

„WAS ZUM TEUFEL HABEN DIE JUNGS AUF MALLE GEMACHT?“ Die Vorstellung in Bremen war eine nahtlose Fortsetzung der schlechten Auftritte der letzten Wochen. Die Mannschaft präsentierte sich, aller teambildender Maßnahmen zum Trotz, abermals nicht als Team, jeder war sich selbst der Nächste, jeder hatte mit seine eigenen fußballerischen Unzulänglichkeiten zu tun, war zweikampfschwach wie eh und je und ließ sich von giftigen Bremern eindrucksvoll vor Augen führen, wie Abstiegskampf auszusehen hat. Das Auftreten des VfB hingegen hatte schon etwas von Urlaubsmodus, Malle lässt grüßen!

Die Bremer Zuschauer erzeugten eine überragende Stimmung, so dass von den etwa 800 VfBlern wenig bis nichts zu hören war. Das lag aber nicht allein am Boykott der aktiven Fanszene an diesem Montagabend. Werder, bei denen einige Ultras dem Spiel solidarisch ebenso fern blieben, machte mobil und holte seine Zuschauer ins Boot, verteilte Klatschpappen und forderte das Publikum auf, 90 Minuten zu stehen und Rambazamba zu machen, um den „Ausfall“ des organisierten Supports der Ultras zu kompensieren. Bei einem solchen Lautstärkepegel hätte man wohl auch 4.000 VfBler kaum lauter wahrgenommen als die wenigen Anwesenden.

Bremen macht im Abstiegskampf unter dem Motto „Green-white-wonderwall“ mobil und steht im wahrsten Sinne des Wortes hinter und zum Verein, während es bei der Stadt Stuttgart niemanden ernsthaft zu tangieren scheint, würde sein Aushängeschild absteigen.

Der grüne OB Kuhn ließ nur dazu verlauten, dass es einen Imageverlust der Stadt geben würde, wenn der VfB abstiege, mehr nicht. Keine Plakataktion, kein Werben für den VfB, nicht einmal ein Stadionbesuch (gut, darauf können wir gerne verzichten), schließlich ist er ja Bayern-„Fan“.
Unter seinen Amtsvorgängern Schuster und Rommel war das noch anders, prangten noch riesige Plakate an den Einfallstraßen, gab es Radio-Spots und noch einiges mehr. Nicht nur bundesweit hat es der VfB binnen neun Jahren „geschafft“ vom Deutschen Meister zur grauen Maus zu mutieren, nein, auch in der Heimat wird man, wenn überhaupt, nur noch stiefmütterlich behandelt und wahrgenommen.

Werder wurde bereits auf der Fahrt vom Hotel ins Stadion frenetisch bejubelt, so dass den Bremern schon fast nichts anderes übrig blieb, als sich zu zerreißen und das so wichtige Spiel für die Stadt und seine Fans zu gewinnen.

In Bremen fiel neben Serey Dié, Kevin Großkreutz und Daniel Ginczek kurzfristig auch noch Kapitän Christian Gentner aus, der zwar nicht DIE Führungspersönlichkeit ist, der im Team aber doch ein Standing besitzt, das der Mannschaft zusätzlich fehlte. In Schwaab, Harnik, Insúa, Tytoń und Ersatzkapitän Georg Niedermeier standen immer noch einige gestandene (zumindest sollten sie es sein) Bundesligaakteure auf dem Platz, die dem Team Halt hätten geben sollen. Barba spielte in der Innenverteidigung und Matthias Zimmermann kam als rechter Verteidiger zu seinem Bundesligadebüt, während ausnahmsweise mal wieder Maxim und Didavi zusammen ran durften.

Bremen zeigte vom Anpfiff weg, wie Abstiegskampf aussehen muss und kämpfte um jeden Zentimeter Rasen, während die VfB-Akteure große Probleme bei der Ballbehandlung hatten und Werder eher spielerisch knacken wollten. Man kam von VfB-Seite aus abermals nicht in die Zweikämpfe und mit dem frühen Pressing der Werderaner überhaupt nicht zurecht.

Dass man bspw. den Ausfall von Serey Dié nicht ansatzweise kompensieren kann, wurde bereits in den letzten Wochen deutlich und fiel am Montag erneut schwer ins Gewicht. Daniel Schwaab, der auf die Sechs gerückt war, ist von Haus aus Innenverteidiger und lässt sich daher eher in die Abwehrkette zurückfallen, als dass er Angriffe mit ankurbelt. Didavi und Rupp wurden durch konsequentes Pressing der Bremer früh gestört, so dass wenig Konstruktives heraus kam. Bereits früh entwickelte sich die Partie in Richtung der Bremer, die schon nach 10 Minuten und nach einer haarsträubenden und schlafmützigen Aktion von Georg Niedermeier in Führung gingen.

Der VfB kam zwar zum vorübergehenden Ausgleich, dem ein schöner Spielzug vorausgegangen war, Torschütze Didavi, nach Zuspiel von Maxim. Es wäre DIE Chance für den VfB gewesen, sich noch einmal zu sammeln und die Partie wieder bei null zu beginnen, aber, das wäre dann wohl nicht unser VfB gewesen.

Der VfB der Gegenwart tut nämlich alles dafür, einen kurz mal verunsicherten Gegner wieder aufzubauen. Trifft der Gegner nicht, besorgt man es eben selbst. Eine recht harmlose Flanke der Bremer köpfte Barba zurück, vorbei am heraus stürmenden und verdutzten Tytoń, ins eigene Tor. Immer wenn der Gegner denkt, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein dummer VfBler daher. Eigentor Nummer sieben, Allzeit-Rekord ausgebaut.
Bei diesem Gegentor verletzte sich Yatabaré, sein Ersatzmann Öztunali, seines Zeichens Enkel von Uwe Seeler, besorgte nach 42 Minuten die 3:1-Pausenführung, erneut „verdiente“ sich Georg Niedermeier dabei einen Scorer-Punkt.

Zwei Minuten später musste der bis dahin beste VfB-Spieler, Daniel Didavi, mit einem Pferdekuss ausgewechselt werden. Ihm sprang zuvor Seuchenvogel Martin Harnik, der unlängst die halbe Mannschaft mit seiner Grippe angesteckt hat, ins Kreuz und setzte den Neu-Wolfsburger schachmatt.

Zur Pause twitterte Thomas Hitzlsperger „wär vielleicht ganz gut, die Jungs verbringen die Halbzeit in der Eistonne. Wärme hat bisher nix gebracht“. Auf den Punkt gebracht! Währenddessen sah Gentner vor dem Sky-Mikrofon einen spielerisch besseren VfB und höhere Qualität in Reihen des VfB. Denke, diese Meinung hatte er exklusiv, wobei es ihm ohnehin besser zu Gesicht gestanden hätte, in die Kabine zu eilen und „seiner“ Mannschaft die Leviten zu lesen.

Nach dem Wechsel wollte der VfB noch einmal alle Kräfte mobilisieren und kam auch prompt zum Anschlusstreffer durch Eigentorschütze Barba (per Hacke). Doch, die Bremer hatten Blut geleckt und wussten ja, wie es um die „Abwehr“ des VfB bestellt war, so dass Pizarro schon zehn Minuten danach auf 4:2 erhöhte. Spätestens als Federico Barba kurze Zeit später mit Muskelfaserriss ausgewechselt werden musste und der bemitleidenswerte Ristl hineingeworfen wurde, brachen beim VfB alle Dämme.

Dass Muskelverletzungen (Gentner, Barba) just dann auftreten, nachdem der VfB für drei Tage aus der Kälte Deutschlands ins frühlingshafte Mallorca und wieder zurück jettete, könnte ein Zufall sein, oder eben auch nicht!

Die Tore zum 5:2 und zum 6:2 machten schließlich das Debakel perfekt. Erstmals seit 1985 kassierte der VfB an der Weser sechs Gegentore, damals ein 6:0 an einem kalten Freitag-Abend! Die Revanche darauf folgte dann jedoch prompt im Rückspiel, als wir durch ein 2:1 gegen Werder mit zwei Allgöwer-Toren die Bayern zum Meister machten und Werder ins Tal der Tränen stürzten.

Dutt stärkte Jürgen Kramny nach dem Debakel demonstrativ den Rücken und möchte der Mannschaft, nachdem Mallorca nichts gebracht hat, eine Kopfwäsche verpassen. Kramny sei 100 Prozent VfB, habe die Mentalität und die Identifikation und könne nichts für den Ausfall etlicher Leistungsträger (für deren Alternativen Chef-Einkäufer Dutt nicht gesorgt hatte). Hört sich irgendwie schon nach Aufgabe an, da sich die Reihen im VfB-Lazarett bis Saisonende nicht mehr entscheidend lichten dürften.

Eine Kopfwäsche für die Profis, wie immer die auch aussehen mag, befürchte ich, wird nichts bringen. Die Bequemlichkeit und mangelnde Erfolgsgier hat Dutt doch selbst gefördert, indem man den Druck stets den anderen zuschob und man schlechte Spiele bei Mitkonkurrenten verharmloste. Dass es das Restprogramm in sich haben würde und man seine nötigen Punkte tunlichst vor den letzten fünf Spielen einfahren musste, war mir klar, seit der Spielplan veröffentlicht wurde.

Man kann sich in der Theorie natürlich die ersten 60 Minuten schön trinken, ähm, reden und lediglich kritisieren, dass man sich am Ende abschlachten lassen hat. Damit macht man es sich aber zu einfach. Für ein Abstiegsendspiel war das mal wieder von der ersten Minute an zu wenig, vor allem in puncto Zweikampfhärte und Körpersprache.

Diese Mannschaft mit einer katastrophalen Abwehr, nicht vorhandenem defensiven Mittelfeld und einem Sturm, der nicht mehr als ein laues Lüftchen ist, soll jetzt allen Ernstes den Schalter noch einmal umlegen können? Dieses Team, ohne jegliche Führungsspieler? Wo ein Niedermeier zwar mit der Gosch Ansprüche erhebt, gar über das Saisonende hinaus, im Spiel dann aber stets DER Unsicherheitsfaktor schlechthin ist? Wo ein Martin Harnik nicht nur seine Mitspieler matt setzt, sondern auch keinen Ball stoppen kann und das Tor nicht trifft? Wo ein Daniel Schwaab nicht mehr als ein Leisetreter ist und sich wie alle anderen in das Schicksal ergibt? Wo Didavi und Kostic mit den Gedanken weit weg sind und in Gedanken wohl schon kurz vor dem Championsleague-Titel stehen? Wo ein Timo Werner bei der Leichtathletik besser aufgehoben wäre als beim Fußball. Wo sich der Torwart zunehmend von der Unsicherheit seiner Vorderleute anstecken lässt? Wo Rupp und Maxim außer Form sind und jetzt auch noch Insúa gelbgesperrt gegen Mainz fehlen wird?

Letzteres sehe ich nicht einmal als allzu negativ an. Phiip Heise kam mir in dieser Saison bislang zu schlecht weg und hat für meinen Geschmack zu wenig Einsatzchancen erhalten, obwohl er mir in den Trainingslagern ganz gut gefallen hat. Ich hoffe, dass er gegen Mainz ran darf und nicht doch Allzweckwaffe Schwaab sich zu allem Überfluss auch noch als Linksverteidiger versuchen darf.

Diese „Mannschaft“, vor allem mit den zahlreichen Ausfällen, ist einfach zu schlecht, so dass man Kramny nur bedingt für diesen Negativlauf verantwortlich machen kann. Anfangs profitierte er nicht unerheblich von der Arbeit Zornigers, vor allem, weil die Spiele unter Zorniger ja zum Großteil ordentlich waren und nur Nuancen geändert werden mussten.

Jetzt, in der nun schon seit zehn Spielen andauernden Krise wirkt Kramny zunehmend ratlos und während der Spiele phasenweise so, als ginge ihn die Veranstaltung überhaupt nichts an. Ein Lautsprecher wird er sicher nicht mehr werden, aber, ein wenig mehr Temperament würde man sich schon wünschen, gerade dann, wenn man merkt, dass sich die Mannschaft selbst nicht helfen kann.

Wenn man dann noch feststellen muss, dass je länger die Saison dauert, das Team in der Schlussphase eines Spiels nicht mehr zusetzen kann, also platt ist, stellt sich die Frage, ob denn auf dem Wasen richtig trainiert wird. Kramny wäre wohl einer der wenigen Trainer, der in einer Saison zwei Mal absteigt, denn auch die Amateure sind ja quasi sein Team. Ob er als Abstiegstrainer nach der Saison noch vermittelbar wäre, daran habe ich große Zweifel.

Robin Dutt scheint hier (mal wieder) keinen Plan B zu haben. Kramny wurde bereits im November mangels Alternativen und mutmaßlich auch mangels Geld zum Cheftrainer ernannt. Dutt erinnert mich mit seiner Eigenschaft „Probleme auszusitzen“ und seinem „Wir schaffen das, (weil wir so gut sind)“ mehr und mehr an die Bundeskanzlerin, deren Macht jedoch auch schon zu bröckeln beginnt.

Wo Dutt ist, ist unten, dies scheint sich nun auch beim VfB zu bewahrheiten. Galt es lang den Scherbenhaufen aufzuräumen, den Bobic hinterlassen hat und nur darum, das Schlimmste zu verhindern, muss sich Dutt langsam aber sicher an den Ergebnissen messen lassen. Versprach er vor der Saison noch, die Vetterleswirtschaft würde der Vergangenheit angehören und man lege wieder Wert auf mehr Sportkompetenz im Verein, macht er sich gerade in diesen Punkten in letzter Zeit angreifbar. Zweifelsohne hat er gute Transfers getätigt, wie die von Serey Dié, Lukas Rupp und Kevin Großkreutz, lag aber auch bei vielen daneben, Sunjic, Kruse, Kravets, um nur ein paar davon zu nennen.

Diese Saison hat Dutt geplant, hat seinen Wunschtrainer Zorniger trotz einiger Widerstände durchgeboxt, um ihn dann, als die Ergebnisse ausblieben und der Druck von außen zu groß wurde, fallen zu lassen. Die Fangemeinde ist bis heute gespalten darüber, ob die Zorniger-Entlassung richtig war oder ob man ihm nicht noch die Wintervorbereitung hätte zugestehen sollen. Mit Zorniger stünden wir sicher jetzt auch nicht schlechter da.

Was auffällt und letztlich den Ausschlag für die Zorniger-Entlassung gab, war, dass er bei den Medien nicht wohlgelitten war und diese ihn systematisch weg mobbten, während Kramny nun mit Samthandschuhen angepackt wird. Das dürfte daran liegen, dass Kramny freundlich und adrett daher kommt und immer zu einem Statement bereit ist, während Zorniger die Schreiberlinge auch mal anblaffte und abblitzen ließ, wenn es ihm danach war.

Nach dem 2:6 sah ich großen Handlungsbedarf, um mal wieder zu retten, was noch zu retten ist, und verstand die Welt nicht mehr, dass am Tag danach zur Tagesordnung übergegangen wurde.

Lässt man es einfach so laufen, wie in den letzten Wochen, und hofft stets auf Besserung im nächsten Spiel, ist die Saison irgendwann mal zu Ende und wir sind sang- und klanglos abgestiegen.

Meiner Meinung nach wäre nach Bremen ein Impuls von außen notwendig gewesen, um eine (letzte) Aufbruchsstimmung zu erzeugen und dem Team mal wieder vor Augen zu führen, was die Stunde geschlagen hat. Befindet sie sich in ihrem für ihre Verhältnisse fast schon normalen Trott, kann sie sich der Erfahrung nach, daraus nicht mehr von innen heraus befreien.

Einen neuen Impuls könnte ein neuer Trainer bringen, der für Power und Push steht, wie es einst Christoph Daum war, als er 1991 die VfB-Bühne betrat und vom ersten Tag an ein anderer Wind auf dem Wasen wehte.

Das könnte auch eine graue Eminenz sein, wie einst Lattek, als er Sammer bei seinen ersten Schritten als Bundesligatrainer, auch im Abstiegskampf, unterstützte und ihm wertvolle Tipps gab.

Ottmar Hitzfeld fiele mir da ein oder auch einer wie Hans Meyer, eben jemand, vor dem die Spieler Respekt haben und vor dem sie es sich überhaupt nicht getrauen würden, eine solche Scheiße wie in Bremen abzuliefern, wenn noch ein Funken Ehre in ihnen schlummert.

Dutt jedoch sieht keinen Handlungsbedarf, so dass wir für mich in Bremen so gut wie abgestiegen sind. Unser neuer sportlicher Berater Karl Allgöwer ließ sich zwar in den letzten Tagen auf dem Trainingsplatz blicken und Dutt betonte auch, man wäre schön blöd, wenn man einer solchen Ikone nicht zuhören würde, doch ich bezweifle dass alleine vom „zuhören“ der Bock umgestoßen werden kann. Zu melden hat er sicherlich auch nicht viel.
Sollte der Abstieg eintreten, muss die Ära Dutt beendet werden, wenn er den Weg nicht selbst für einen Neuanfang frei macht.

Da ich dieser „Mannschaft“ überhaupt nicht mehr über den Weg traue und sie langsam auch nicht mehr ertragen kann, ist mein einziger Hoffnungsschimmer fürs Mainz-Spiel, das Comeback von Kevin Großkreutz. Noch gestern postete er auf Instagram, wie sehr er darauf brenne und dass er alles raushauen wolle.

Ob einer allein reicht, die anderen mitzureißen, zumal er von einer Verletzungspause zurückkommt und sicher selbst noch nicht bei 100 Prozent sein wird, ist die große Frage.

Klar ist aber, dass wir Typen wie ihn brauchen, um überhaupt eine Chance zu haben, das Ruder noch herumzureißen. Er gab gar ein Treuebekenntnis über das Saisonende hinaus ab und versprach, für den Fall des Abstiegs, dass er mithelfen wolle, diese Schmach auszumerzen. Großkreutz ist einer der ganz wenigen, denen ich das abnehme und die ich überhaupt noch in der nächsten Saison auf dem Wasen sehen möchte.

Mittlerweile ist es mir fast egal, ob wir die Klasse mal wieder irgendwie halten oder nicht. Wenn man nach Jahren des Missmanagements immer tiefer in die Scheiße rutscht, wäre ein Abstieg nur die logische Konsequenz, über den sich kein Verantwortungsträger wundern oder beklagen dürfte.
Schlimmer als das jahrelange Dahinsiechen in der Bundesliga kann die 2. Liga überhaupt nicht sein. Unzählige Heimniederlagen und das nicht nur gegen Spitzenteams, fast jeder Ligakonkurrent ein Angstgegner, immer die gleichen Spieler, die man als Identifikationsfiguren und als unersetzlich ansieht, während das Team Jahr für Jahr mehr geschwächt wird, das alles macht schlicht keine Lust auf weitere Jahre in der Bundesliga.
Ich bin müde, bin es leid, wenn es so kommt, ist es eben so! Tut sicher ganz gut, wenn der Stecker endlich mal gezogen wurde.

Gegen Mainz, vor wohl ausverkauftem Haus, wird der VfB Charakter zeigen müssen. Vielleicht schafft es ja „Fischkreutz“, das Team mitzureißen und aus dem einen oder anderen ein paar Prozentpunkte mehr herauszukitzeln.

Klar ist natürlich auch, dass schon ein einziger Punkt zur Relegation reichen könnte und dass wir mit zwei Siegen wohl ohnehin direkt gerettet wären, es also weiterhin in der eigenen Hand haben. Die Zeit, den Kopf schon gänzlich in den Sand zu stecken, ist also noch nicht da.

Es ist zwar schwer vorstellbar, dass sie noch einmal alle Kräfte bündeln und zunächst Mainz niederringen, aber, man kennt ja den Fußball zur Genüge. Fast genau vor einem Jahr, als der VfB schon einmal unbedingt gegen Mainz gewinnen musste, dauerte es in einem brutalen Nervenspiel bis zur 66. Minute, ehe Daniel Didavi aus 30 Metern einfach mal abzog und der Ex-VfBler im Mainzer Tor, Loris Karius, sich den Ball quasi selbst ins Netz boxte. Vielleicht haben beide ja am Samstag Ähnliches in ihrem Repertoire.

Auch diesen Samstag gilt es, die Nerven zu bewahren. Sollte sich der Trend der letzten Wochen fortführen (was ich befürchte) und die Mannschaft erneut ohne große Gegenwehr verlieren und sich vom Gegner vorführen lassen, möchte ich es mir nicht ausmalen, was nach dem Spiel auf der Mercedesstraße los sein dürfte.

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28. April 2016

Aber scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , – Franky @ 07:11

„Wer mir den Eindruck vermittelt, dass er dafür nicht bereit ist, für den haben wir hier keine Verwendung.“ So unser Kapitän Christian Gentner nach der desaströsen Leistung vor Wochenfrist beim FC Augsburg. Was sich fast schon wie ein Rücktrittsgesuch anhörte, entpuppte sich gegen Borussia Dortmund einmal mehr als leere Worthülse. Gentner stand natürlich wieder auf dem Platz, Barba kam (endlich) zu seinem Pflichtspiel-Debüt im VfB-Dress, zudem rückten der noch von einer überstandenen Grippe geschwächte Lukas Rupp und Martin Harnik in die Startformation.

Was ich bereits zum Bayern-Spiel geschrieben habe, traf auch für das Aufeinandertreffen mit der besten Rückrundenmannschaft, Borussia Dortmund, zu: Wer Punkte gegen die Kellerkinder der Liga leichtfertig liegen lässt, muss eben mal gegen einen Großen einen raushauen und sich die Punkte dort (zurück) holen. Auch wenn Dortmund im Vergleich zum VfB derzeit eine Übermannschaft ist, wäre es selten einfacher gewesen, als am Samstag, gegen das Starensemble etwas Zählbares einzufahren.

Der BVB verzichtete in Aubameyang, Gündogan und Mats Hummels gleich auf drei seiner wichtigsten Spieler, hatte das Pokalspiel vom Mittwoch in den Knochen und kann in der Liga vom zweiten Platz nicht mehr verdrängt werden. Daher lag es nahe, dass, wenn man entsprechendes Engagement und die notwendige Gier an den Tag legen würde, der BVB die letzten paar Prozentpunkte vermissen lassen könnte. Schließlich will sich keiner mehr in der Schlussphase der Saison, vor Pokalfinale und Euro, verletzen.

Dafür hätte der VfB jedoch in die Tat umsetzen müssen, was man in der Woche nach Augsburg großspurig angekündigt hatte. Es wurde die Mentalitätsfrage gestellt, kritisiert, dass man den nötigen Biss verbissen ließ und in einem Abstiegsendspiel nicht einmal eine gelbe Karte zu verzeichnen hatte.

Den Aussagen in der Woche nach dem Augsburg-Spiel nach zu schließen, musste man annehmen, die Mannschaft habe verstanden, Dutt habe verstanden, Kramny habe verstanden. Nach dem Spiel musste man konstatieren, keiner hat verstanden.

Nachdem man das Spiel gegen die Bayern bereits im Vorfeld als Bonus-Spiel abgetan und den Spielern daher ein wunderbares Alibi zurechtgelegt hatte, hörte sich Dutt nach Augsburg anders an: „Wir sollten nicht erst in der Woche darauf in Bremen anfangen, punkten zu wollen, sondern schon am Samstag.“ Aha, Robin Dutt! Samstag, nach der Niederlage gegen den BVB, hieß es aus seinem Munde „Das Spiel interessiert mich nullkommanull, mich interessiert nur nächste Woche.“ Und nächste Woche nach der Niederlage bei Werder richtet sich der Blick auf Mainz? Dann auf Wolfsburg? Dann??? Oh, sind ja gar keine Spiele mehr!

Dutt macht sich mit solchen Statements angreifbar und gibt, wie der gesamte Verein, ein klägliches Bild ab. Bereits der Ausruf seiner Achter-Liga war ein Schenkelklopfer und nun das! Unser verstorbener Ex-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder würde sich im Grabe herumdrehen. In seiner Ägide lud er nach solch desaströsen Auftritten die damaligen Führungsspieler in sein Amtszimmer im Neuen Schloss vor und las einem nach dem anderen die Leviten, dass sie „klein mit Hut“ wieder herauskamen und meistens im nächsten Spiel ganz anders auftraten.

Wenn diese Maßnahmen nicht fruchteten, lud MV zum „Teambuilding“ in seinen Weinkeller in den Muckensturm. Vorfelder genoss es in der Mitte „seiner“ Schützlinge zu sein und war so aber auch immer nah am Puls der Zeit und wusste, wie es um den Teamgeist bestellt war.

Auch beim VfB der Gegenwert ist es nun an der Zeit, neue Reizpunkte zu setzen. Gegen den BVB verlor der VfB einmal mehr sang- und klanglos 0:3 und konnte das Spiel gerade einmal 20 Minuten lang vom Ergebnis her offen halten, obwohl schon die ganze Spielanlage einen Klassenunterschied deutlich machte.

Als kurz vor der Pause das 0:2 fiel, war der Käs gegessen. Den Dortmundern bot man ein Trainingsspiel an, wie sie es sich besser nicht hätten wünschen können. Auslaufen nach dem DFB-Pokal quasi. Man ließ den BVB spielen, scheute Zweikämpfe und die Mannen vom VfB schien es nicht einmal zu frustrieren, im eigenen Stadion derart vorgeführt zu werden. Wieder keine gelbe Karte, kein Aufbäumen, man ließ es einfach so geschehen.

Da fragt man sich als „Außenstehender“ schon, wo die Grundtugend des Sportlers, ob in der Freizeit oder professionell, geblieben ist, nämlich die des unbedingten siegen wollen. Solche blutleeren Auftritte sind eine Schande für jeden, der sich das Trikot mit dem Brustring überstreift, und für mich nur ganz schwer zu ertragen. In den 80er- und 90er-Jahren gab es solche Demütigungen höchstens alle ein bis zwei Jahre mal zu beklagen und ebenso lang sprach man davon, in der heutigen Zeit muss man schon dankbar sein, wenn in einem Spiel der Einsatz mal wieder so ist, wie man ihn immer erwarten können sollte.
Hier ist der Verein absolut gefordert, kommende Neuzugänge genau unter die Lupe zu nehmen und sie auch auf ihre charakterlichen Eigenschaften, Elternhaus, Intelligenz, Gruppenverhalten, Identifikation, etc. pp hin zu untersuchen, was logischerweise nicht der Fall sein kann, wenn man Lastminute-Transfers tätigt und sich von der Resterampe bedient. Es ist eine Schande, was sich heutzutage alles VfB-Spieler schimpfen darf, die Quittung dafür lässt sich am aktuellen Tabellenstand ablesen und könnte schlimmstenfalls im Abstieg münden, der, wie so vieles, hausgemacht wäre. Wenn schon der Präsident öffentlich fehlende Mentalität beklagt, kann man zumindest darauf hoffen, dass im Sommer der große Schnitt kommen wird.

Dass die Kurve nach dem frühen 0:3 in der zweiten Halbzeit den Support einstellte, war folgerichtig und der „Leistung“ angemessen. Da auch aus dem Dortmunder Block generell kaum supportet wurde, knapp 300 Ultras wurden von der Polizei während des Spieles festgesetzt und erst nach Spielende wieder entlassen, plätscherte das Spiel in einer tristen Veranstaltung seinem Ende entgegen.

Frühlingsfest, ausverkauftes Haus und dann eine solch erbärmliche Vorstellung. Nicht zu fassen, mit einem solchen Auftreten dürfte kein Punkt mehr zu erringen sein.

Es war kollektives Versagen auf ganzer Linie. Angefangen bei Debütant Barba, der beim ersten Tor zurückzog, wohl in Erinnerung an Niedermeiers Eigentor gegen die Bayern, über Tytoń im Kasten, dessen Fehler sich gerade wieder häufen, einem Florian Klein, der vor allem beim dritten Tor nach Ballverlust lustlos und uninspiriert zurücktrabte, bis nach vorne, wo Kostic Timo Werner zwar oft suchte, jedoch niemals fand.

Seit Serey Dié’s Ausfall ist vor allem unser zentrales Mittelfeld die große Schwachstelle. Auch wenn Dié zuletzt selbst viele Stockfehler unterliefen, stopfte er doch auch viele Löcher und hat ein Gefühl für die Räume, die er zulaufen muss. Rupp und Gentner denken beide in dieser Hinsicht zu offensiv, so dass ich hoffe, dass sich Kramny für das Bremen-Spiel etwas einfallen lässt. Mart Ristl wäre ein Kandidat für die defensive Sechs oder meinetwegen auch Daniel Schwaab, der das auch schon, im Rahmen der sonstigen Alternativen, akzeptabel spielte.

Da Daniel Didavi, bei dem seine Initialzündung nach der Bekanntgabe seines Wechsels leider ausgeblieben ist, sich mehr für Wolfsburg zu schonen scheint, als noch einmal alles für den VfB rauszuhauen, wäre es eine Überlegung, Lukas Rupp auf dessen Position zu stellen.

Bewusst werfe ich dabei nicht den Namen von Alexandru Maxim in den Ring, er ist zwar ein netter Kerl, aber leider absolut nicht in Form, wie er Samstag nach seiner Einwechslung erneut demonstriert hat. Auch ein Torwartwechsel soll inzwischen ein Thema für Bremen sein, was ich nicht einmal so schlecht fände. Es wäre zwar falsch und ungerecht, Tytoń „der Meute“ als Sündenbock zum Fraß vorzuwerfen, aber, alles was Hoffnung auf Besserung schürt und neue Reize setzt, wäre mir gerade recht.

Dass man in dieser langen Woche bis Bremen etwas ändern muss, sah auch der VfB so. So wurde gestern bekannt gegeben, dass man von Mittwoch an ein dreitägiges Trainingslager auf der Ferieninsel Mallorca bestritten würde.

Auf den ersten Blick sieht mir das wie blinder Aktionismus aus, zumal diese drei Tage zwei Reisetage beinhalten und demnach nicht allzu viel trainiert werden kann. Als Fan bin ich noch immer stinksauer über die zuletzt gezeigten „Leistungen“ und darüber, dass man sich ohne Not wieder einmal große Abstiegssorgen machen muss. Daher würde ich der Truppe eher einen Schleifer wie Magath an den Hals wünschen, der sie mit Medizinbällen auf den Monte Scherbelino gejagt hätte, anstatt die Jungs mit einem Trip nach Mallorca zu „belohnen“, zumal wir ohnehin nicht im Geld schwimmen. Wenn dann als Begründung vorgeschoben wird, man wolle „in Ruhe“ arbeiten, zeigt mir nur einmal mehr, dass die Herren Profis in einer ganz anderen Welt leben. Öffentliche Trainingseinheiten sind ohnehin Mangelware und die Journalisten werden ohnehin mitreisen, so dass die fehlende „Ruhe“ wohl am ehesten noch auf die Zaungäste beim Training gemünzt sein dürfte.

Auf der anderen Seite kann dieser „Tapetenwechsel“ natürlich auch Sinn machen. Das Wetter in Deutschland verleitet derzeit nicht unbedingt dazu, freudestrahlend durch die Gegend zu laufen. Die Sonne ist also gut fürs geschundene Gemüt, das Team ist 24 Stunden am Tag zusammen und das Funktionsteam kann ebenso lang an Teambuilding und Psyche arbeiten, und viele Gespräche mit den zuletzt patzenden Stammkräften führen. Wenn sie dann noch gute Bedingungen vorfinden und sich alle wohl fühlen, vielleicht wird ja dann doch noch der Traum von einem “richtigen” Trainingslager auf Mallorca wahr, so dass dies auch für uns Trainingslager-Stammfahrer noch etwas Gutes haben könnte.

Da die Wetterprognose für Deutschland langsam besser wird und es in Bremen bis am Montag auch frühlingshafte Temperaturen geben soll, ist nicht einmal die Gefahr gegeben, dass sie nach ihrer Rückkehr den Kälteschock erleiden und der Rest der Truppe, der noch nicht grippegeschwächt ist, diese auch noch bekommt.

Ob das Trainingslager, das natürlich von vielen und nicht nur von VfB-Fanseite belächelt wird, ein Erfolg ist, weiß man am Montagabend und spätestens nach Saisonende. Setzen sich die indiskutablen Leistungen schon in Bremen fort, fliegt ihnen die Entscheidung für Malle schon recht schnell um die Ohren.

So oder so, der VfB hat bis zum kommenden Montag genügend Zeit, die letzten Wochen aufzuarbeiten und sollte sich dabei endlich mal nicht mehr in die eigene Tasche lügen.

Wurden glückliche Punkte in Ingolstadt und in Darmstadt als Erfolgserlebnisse verkauft und mit der Aussage „den Druck haben die Anderen“ der Fuß vom Pedal genommen, gilt es nun den Schalter wieder umzulegen. Die Stimmen zum Dortmund-Spiel machen mich schon wieder fuchsteufelswild, wenn davon geredet wird, die Zeitpunkte der Dortmunder Tore seien unglücklich und der Knackpunkt gewesen. Für mich war der Knackpunkt die Einfahrt mit dem Bus ins Stadion und spätestens der Anpfiff zum Spiel. Das Team hatte sprichwörtlich die Hosen voll und ließ von Beginn an jede Aggressivität vermissen, die notwendig gewesen wäre, diesem BVB Paroli bieten zu können.

Im Gegensatz zu den letzten Jahren, als der VfB schon fast aussichtslos zurücklag und im Saisonfinale nur noch gewinnen konnte, ist die Lage dieses Mal anders herum. Wir schienen bereits so gut wie gerettet, manch einer träumte gar von Europa, so dass es sich die Mannschaft wieder in ihrer Komfortzone bequem machte, anstatt die Gier beizubehalten und die Erfolgsserie auszubauen bzw. nach der Heimniederlage gegen Hannover eine neue zu starten.

Hatten wir in den letzten Jahren Hoffnungsträger wie Didavi und Ginczek, die nach schweren Verletzungen gerade noch rechtzeitig zurück und vor allem auch in Form kamen, fehlen diese dieses Mal, auch wenn Kevin Großkreutz jetzt verlauten ließ, dass er möglicherweise in dieser Saison noch zurückkehren würde. Selbst wenn, bestünde die Gefahr, dass er zu früh reingeworfen wird, dass er noch lang nicht in Topform zurückkehrt und auch, dass die große Last auf seinen Schultern liegen würde, würden sich doch die Möchtegern-Führungsspieler hinter ihm verstecken.

Das einzige Positive des aktuellen Abwärtstrends ist (hoffentlich), dass für Dutt die eine oder andere angedachte Vertragsverlängerung vom Tisch sein müsste. Ob in der Bundesliga oder in 2. Bundesliga, der große Schnitt muss diesen und nächsten Sommer vollzogen werden, nämlich dann, wenn die Verträge der Gesichter unseres Niedergangs (zumindest denen der Mannschaft) auslaufen bzw. ausgelaufen sind.
Noch sind wir nicht abgestiegen, auch wenn der Vorsprung auf den Relegations- und sogar den direkten Abstiegsplatz 17 dramatisch geschrumpft ist. Noch haben wir es in der eigenen Hand, auch wenn wir ein vermeintlich schwereres Restprogramm als die Konkurrenten haben und auch wenn es aus heutiger Sicht und mit den Eindrücken des Augsburg- und des Dortmund-Spiels kaum vorstellbar ist, dass sich das Team in Bremen gänzlich anders präsentieren wird.

Dort muss das Team ohne die Fanszene auskommen, da diese einvernehmlich, also in Absprache zwischen den Ultras und den offiziellen Fanclubs, zum Boykott dieses Montagspiels ausgerufen hat.
Dem Team würde es gut zu Gesicht stehen, diesen ungewohnten Umstand nicht schon jetzt als Alibi für eine möglicherweise erneut indiskutable Leistung heranziehen zu wollen. In nahezu jedem Auswärtsspiel ist die Unterstützung herausragend, zurückgekommen ist selten etwas.

Eher noch im Gegenteil: auch nach grottenschlechten Vorstellungen wie in Augsburg und gegen Borussia Dortmund reagiert die Mannschaft äußerst ungehalten, wenn ihr aus dem Block keine Zustimmung sondern Pfiffe entgegen hallen. Gegen den BVB trottete das Team dann auch nur missmutig bis zum „Sechzehner“, um nach ein paar Sekunden der Starre abzudrehen und in die Katakomben zu verschwinden. Von Mannschaftsseite aus bestand also kein Redebedarf, von Zusammenhalt und einem „Wir für Euch, Ihr für uns“ drei Spieltage vor Schluss in äußerst prekärer Lage keine Spur.

Dass Dutt die wenig erfreuten Zuschauerreaktionen und das Einstellen des Supports süffisant mit der Aussage „die Leute sind unzufrieden, wir haben aber nächste Woche ein Auswärtsspiel, Montag Abends können uns sowieso kaum Zuschauer begleiten“ kommentierte, zeugt auch nicht von einem Verständnis und der absoluten Wertschätzung der Anhängerschaft gegenüber.

Nachdem das Montagspiel erstmals wie ein Damokles-Schwert über dem Wasen hing, hatte Dutt vor den Mikrophonen die Ansetzung ja noch kritisiert und als Wettbewerbsverzerrung betitelt, um diese dann doch klaglos hinzunehmen. Ich weiß zwar nicht, ob ein offizieller Protest Erfolgsaussichten gehabt hätte, dadurch hätte man sich als Fan aber zumindest verstanden und vertreten gefühlt. So fühlte sich sein erstes Statement halbherzig und wie das berühmte „Pfeifen im Walde“ an und nicht so, als ob diese Ansetzung beim VfB ernsthaft jemanden tangiere.

Auch ohne einen prall gefüllten Gästeblock ist der VfB in der Pflicht zu liefern. In den 1980er- bis hinein in die 1990er Jahre war es gang und gäbe, dass sich bei manchen Spielen kaum mehr als 50 Fans in den Gästeblock „verirrten“ und die damaligen Teams haben auch nicht gejammert, im Gegenteil, sie hatten Herz und rissen sich für den Brustring noch den Allerwertesten auf, so dass sich der heutige Sauhaufen eine Scheibe davon abschneiden könnte.

Dutt rückt von seiner Philosophie weiterhin nicht ab, das Team stärker reden zu wollen, als es tatsächlich ist und gab in Sport im Dritten gar zum Besten, sie würden in Bremen gewinnen, weil „wir können das, weil wir so gut sind“. Dabei erinnerte er an die Siegesserie zu Beginn der Rückrunde, als allerdings noch Kevin Großkreutz und Serey Dié den Laden dicht hielten.

Mein Optimismus, dass der Schalter ohne Impuls von außen noch einmal umgelegt werden könnte, hält sich in Grenzen. Dieser Impuls hätte für mich mal wieder Trainerwechsel geheißen, auch wenn ich eigentlich kein Freund dieses ständigen Alibiverschaffens für eine Mannschaft bin, deren Leistungsbereitschaft sich in engen Grenzen hält.

Gut, jetzt steht das Trainingslager auf Mallorca an, ich hoffe, das Team versteht dieses als „Hallo-Wach-Pille“ und mobilisiert zum Endspurt noch die letzten Reserven, dass nicht nach dem Bremen-Spiel doch noch über die Reißleine nachgedacht werden muss.

Mutig, wenn nicht total unnötig, ist es allemal, wenn Robin Dutt für Kramny eine Jobgarantie schon über das Saisonende hinaus ausspricht. Zorniger musste nach zehn Punkten aus seinen letzten zehn Spielen gehen, Kramny holte im gleichen Zeitraum nur noch deren sieben. Wie schon viele Trainer vor ihm beißt auch er sich an der Hausmacht einiger Akteure die Zähne aus.

Sollte er über das Saisonende hinaus VfB-Trainer bleiben wollen, könnte sich der VfB ein Beispiel am SC Freiburg nehmen, der anno dazumal, noch zu Volker Finkes Zeiten, lieber die komplette Mannschaft austauschte, als den Trainer zu entlassen, weil die Mannschaft ihm nicht mehr folgte.

Bremen wird so oder so DER Charaktertest für unser so labiles Team werden. Vor allem kämpferisch überzeugen die Bremer im Abstiegskampf, zudem weiß der Verein die gesamte Stadt und das Umland bedingungslos hinter sich. Aktionen wie die „Green white wonderwall“ pushen das Team unheimlich, während in Stuttgart Totenstille herrscht und sich nur das direkte Umfeld zu sorgen scheint.

Prangten im Abstiegskampf 2001 riesige Banner an den Einfallstraßen nach Stuttgart, die für eine Aufbruchsstimmung und große Unterstützung im Abstiegskampf sorgten, scheint es der Stadt heuer egal zu sein, in welch prekärer Lage sich sein (einstiges) Aushängeschild befindet. Ob es daran liegt, dass im Rathaus ein Bayern-Fan auf dem Chefsessel sitzt, die Stadt an ihrer Feinstaubdebatte ersticket oder man den VfB bereits aufgegeben hat, man weiß es nicht.

Die Werder-Ultras haben aus Solidarität angekündigt, dieses Montag-Spiel ebenfalls zu boykottieren. Ob sie dies nach der Zuspitzung der Tabellensituation am letzten Spieltag auch noch machen werden und wie viele von ihnen sich daran beteiligen, wird man sehen. Werder macht jedenfalls mobil und verkauft die vom VfB zurückgesandten Karten nun an Werder-Fans, so dass das Stadion nahezu ausverkauft sein dürfte.

Für mich wird der Montag eine harte Probe werden. Nicht dabei zu sein ist schon schlimm und ungewohnt genug, dabei aber auch noch trotz Abonnement auf Sky zu verzichten, wird schwer. Denn, konsequent ist der Boykott auch nur, wenn man dem Bezahlfernsehen keine gute Quote beschert, sonst ist ohnehin alles für die Katz‘.

Der VfB wird wohl mindestens noch vier Punkte aus den restlichen drei Partien benötigen, um sicher Fünfzehnter zu werden und muss mit dem Punkten in Bremen beginnen, um Bremen nicht an uns vorbeiziehen zu lassen. Der letzte Sieg in Bremen datiert aus dem Jahre 2006, was unterstreicht, wie hoch die Trauben für uns im Weserstadion hängen.

So lang wir den Klassenerhalt noch aus eigener Kraft schaffen können, versuche ich positiv zu bleiben und hoffe, das Team kommt geläutert und mit neuem Mut aus Mallorca zurück.

Die Fanszene ruft am Sonntag, 01. Mai 2016, ab 13 Uhr, zum gemeinsamen Marsch vom Cannstatter Bahnhof zum VfB-Trainingsgelände auf, um gegen das Montag-Spiel und die weitere Zerstückelung der Spieltage zu demonstrieren. Dazu sind alle VfBler aufgerufen, ihre Mai-Wanderung zu „verschieben“ und sich der Karawane anzuschließen. Anschließend verfolgen wir gemeinsam die letzten Sequenzen des Trainings und verabschieden den Tross lautstark in den hohen Norden. Damit verpassen wir ihnen noch die letzte Motivationsspritze und zeigen ihnen, dass wir hinter ihnen stehen.

Der Entschluss, gerade jetzt bei diesem eminent wichtigen Spiel, fernzubleiben, fiel allen Beteiligten schwer, war jedoch alternativlos. Zum Zeitpunkt, als der Beschluss gefasst wurde, stellte sich die Situation noch nicht ganz so bedrohlich dar, das Team hatte es mehrfach in der Hand, dieses Spiel zu einem nahezu bedeutungslosen werden zu lassen.

Dies wurde versäumt, anscheinend funktioniert die Truppe nur unter größtmöglichem Druck, den sie nun in Bremen wieder hat. Um diesem standzuhalten bedarf es mehr als den Worten der Vereinspsychologen Laux und Dutt und einem „wir schaffen das“.

Ich ließ mich nach dem Dortmund-Spiel schon dazu hinreißen, dieses Montag-Spiel positiv zu sehen, weil wenigstens das nächste Wochenende nicht versaut wird, Galgenhumor eben.
Allen Umständen zum Trotz versuche auch ich positiv zu bleiben und an das Team zu glauben. Ein Abstieg wäre für den Verein katastrophal und birgt die Gefahr, auf Nimmerwiedersehen vom Oberhaus zu verschwinden.

Andererseits, wir können es ja sowieso nicht ändern, wünscht man sich fast schon eher ein Ende mit Schrecken als den Schrecken ohne Ende, weil die große Befürchtung besteht, dass wir in einem weiteren Bundesligajahr eine noch schlechtere Mannschaft haben würden und sich das Leiden gnadenlos fortsetzen würde.

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